Ein gelungener Abschuss von Tentakel ================================================================================ Kapitel 1: Ein gelngener Abschuss --------------------------------- 800 Wörter waren die Vorgabe für diese Geschichte. Ein gelungener Abschuss Loren stand in der offenen Luke des Schwenkrotorflugzeuges und starrte auf die rote Kontrolleuchte. Der Wind zerrte an ihr. Das Turbinengeräusch veränderte sich, als der Osprey die Rotoren nach oben schwenkte, langsamer wurde, fast stillstand. Wie ein Hubschrauber sanken sie tiefer. Aus rot wurde grün. „Los!“ Ihr Ausbilder klinkte sie aus und gab ihr einen ermutigenden Schubs. Dreißig Meter tiefer erwartete Loren ein Bergsee im Schatten der untergehenden Sonne. Der Aufprall presste Loren die Luft aus den Lungen. Schon schoss sie mit kräftigen Flossenschlägen durchs Wasser, hoffend das niemand den Osprey bemerkt hatte, der über ihr vom Hubschrauber- in den Flugzeugmodus wechselte und davonbrauste. Die Luft ihres Kreislaufatemgerätes schmeckte nach Chemie. Loren nutzte die Deckung der auf dem See treibenden Eisschollen und der Eisdecke in Ufernähe. Ein Bach mündete in den See, dort war das Eis dünn genug um aufzutauchen. Ihre Ausrüstung wurde leichter, als sie Atemgerät und Flossen unter Schnee verborgen, zurückließ. Mit einem Schneetarnoverall über dem Neoprenanzug kletterte sie den Bach hinauf. Die leichten Einsatzstiefel gaben ihr auch auf dem losen und nassen Untergrund Halt. Links und rechts schützten sie Bäume und Felsen vor Entdeckung, dann kroch sie im Bachbett unter einer Absperrung hindurch und war im gesicherten Gebiet. Kälte und Erschöpfung ignorierend, erreichte sie eine Stunde später den Bergkamm, sah hinab in das Zielgebiet. Hier kreisten Hubschrauber, patrouillierten Wachen. Loren kämpfte die Höhenangst nieder, die Übelkeit und den Klumpen im Magen, konzentrierte sich darauf die Ausrüstung bereit zumachen. Den Rucksack vergrub sie im Schnee und wartete. Altertümliche Flagscheinwerfer durchschnitten die Nachtschwärze, als Loren losrannte, den Gleitschirm hinter sich in die Höhe ziehend. Sie versuchte nicht daran zu denken, wie tief der Berg unter ihr abfiel, als sie den Boden unter den Füssen verlor. Es war bewölkt, keine Sterne, kein Mond. Loren steuerte den Schirm zu den Zielkoordinaten, drehte einige Runden um etwas tiefer zu gehen; nahm sich Zeit ihr Ziel auszumachen. Nicht leicht zwischen all den Prominenten, Reportern und Sicherheitskräften. „Verdammt“, vor lauter Suchen wäre sie fast in einen der Scheinwerferstrahlen geflogen. Loren riss den Schirm nach rechts, schleuderte herum, hatte Mühe das Fluggerät wieder zu stabilisieren. Endlich tief genug, war das Ziel klar zu sehen. „Zeit für den Abschuss du arroganter Schnösel“, murmelte sie. Ihr Ziel trug einen roten, hautengen Skianzug, posierte vor Fotografen und geladenen Groupies, ein wunderbares Ziel. „Ratte.“ Mit einem fast unhörbaren Klicken war ihr Auftrag erledigt. Ungesehen landete sie in einem Schneehaufen, befreite sich vom Gleitschirm und rannte den Hang hinab zum Dorf. Ihr Abholservice war pünktlich. Das türlose, getarnte Allradfahrzeug hielt neben ihr und Loren sprang hinein. Schon gab ihre Schwester Gas. „Geschafft?“ „Ja.“ Sie rasten nicht alleine die Bergstrasse hinab, jemand verfolgte sie. Kati grinste Loren an. „Du wolltest nie mit mir Ralleys fahren, jetzt zeige ich dir mal, wie man solche Deppen in ihren schicken SUVs abhängt.“ Sie ließ den Wagen von der geräumten Strasse schleudern, einen zugeschneiten Bergweg hinab. Loren krallte sich an ihrem Sitz fest. Die Contimil Reifen bissen sich in Schnee und Geröll fest, trotzdem war der Weg eher für Wanderer und Kühe gemacht, als für das kleine Ex-Bundeswehrfahrzeug. Der VW-Iltis war nicht mehr ganz so hübsch, wie vor der Abkürzung, als Kati hinter der Klinik parkte. „Ein bisschen neue Farbe auf die Schrammen und er ist wie neu.“ Wie zwei Einbrecher kletterten sie über Feuerleitern und Balkone; betraten die Klinik durch den vorsorglich geöffneten Notausgang auf dem Dach. „Zum Glück hat niemand die offen Tür bemerkt“, sagte Loren. Das Krankenzimmer lag in nächtlichem Dämmerlicht, aber Maren war wach. Ihr Gesicht wirkte noch eingefallener als am Morgen, das Licht über ihrem Bett ließ sie wie eine Tote wirken. Der Klumpen in Lorens Bauch war wieder da. Vergessen war die Mühe und Anstrengung von zwei Monaten Training, immer in Angst, Maren würde nicht durchhalten. Sie reichte Maren das Bild, das sie im Wagen mit dem tragbaren Drucker ausgedruckt hatte. Normalerweise hätte Maren als Fotografin selbst den „Abschuss“ machen können, wenn der Krebs sie in Ruhe gelassen hätte. Sie war extra Fotografin geworden und hatte einen Job bei einer Filmzeitung angenommen, nur um einmal ihren Lieblingsstar zu treffen. Ihr Chefredakteur hatte ihn persönlich angeschrieben, gebeten das Maren eine Presseeinladung bekam. Aber der Star vieler Actionfilme wollte bei der Filmpräsentation nur hübsche, vitale Frauen um sich. „Jetzt hast Du ein Foto für Deine Reportage.“ Maren lächelte. Die Tür ging auf und Marens Chef betrat, wie bestellt, den Raum. „Erfolgreich?“ Fragte er und Maren zeigte ihm stolz das Foto. Er gab Maren einen Speicherchip. „Da sind Bilder Deiner Schwestern und ihrer filmreifen Aktion drauf. Nachtbilder vom Flug und von der Abholaktion. Bis sie mich am Bergweg abgehängt haben. Das ist interessanter als jeder Bericht über den X-Ten Film eines arroganten Stars.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)