Verzeiht mir von MarySae (- Weiße Schwingen -) ================================================================================ Kapitel 1: Verzeiht mir ----------------------- Verzeiht mir - Weiße Schwingen - Tiefer Donner grollt am fernen Horizont und Blitze zucken über den wolkenverhangenen Himmel. Ihr grelles Licht verzerrt die Farben dieses unwirklichen Augenblicks nur umso mehr. Das Schwarz der Nacht nimmt ein unheimliches Grau an, ehe es sich Sekunden später wieder verdunkelt. So, als wäre nichts gewesen. Ich höre noch immer deinen Schrei. Diesen markerschütternden Schrei, der über diese einsame Insel fegt. Ich sehe noch immer dein Gesicht. Dieses schmerzverzerrte, blasse Gesicht, welches mit roter Flüssigkeit bespritzt ist. Ich sehe die verzweifelten Gesichter der anderen. Höre sie einen Namen rufen. Sehe, wie sie ungläubig auf das Geschehen vor sich blicken. Hilflos, ängstlich, tränenverschmiert. Der Regen hat ihre Kleidung durchweicht und vermischt sich langsam mit dem Blut ihrer Wunden, ehe es ungesehen im weichen, sandigen Boden versinkt. Immer wieder sehe ich diesen Augenblick. Diese wenigen Sekunden, die das Leben so vieler Menschen verändern. Der Menschen, die ich so sehr liebe. Wie konnte dieser friedliche Tag nur so enden? Die harmonische Stimmung am Frühstückstisch und der Jubelschrei, der erklang, als wir diese Insel entdeckten, waren nichts weiter als ferne Erinnerungen, die in diesem Moment so unwirklich scheinen. Verzweifelt schließe ich meine Augen, will dein Gesicht nicht mehr sehen. Diese Augen, die Panik widerspiegeln. Die einen nicht zu ertragenden Schmerz zeigen. Ich möchte diesen Ausdruck nicht mehr sehen. Möchte die Verzweiflung der anderen nicht mehr spüren. Ich will diesen Moment nie wieder erleben… Aber diese Bilder wollen nicht verschwinden. Egal, wie sehr ich es versuche. Egal, wie sehr ich mir wünsche, nur noch das tiefe Schwarz meiner geschlossenen Lider zu sehen. Möchte die Rufe nicht mehr hören. Doch es hilft nichts. Noch immer tanzen Bruchstücke dieses Moments vor meinen Augen, spielen sich wieder und wieder ab. Ruffy, der blutend auf dem Boden liegt und vor Schmerzen stöhnt. Zorro, der einen tiefen, blutenden Schnitt eines Schwertes auf der Brust trägt. Chopper, der panisch Lysopps Wunden betrachtet. Und diese schwarzen Männer, die der Grund dieses sinnlosen Blutvergießens sind… Eine Piratenbande, die dachte, sich mit den Strohhutpiraten anlegen zu können. Die meinte, uns durch einen hinterhältigen Angriff besiegen zu können. Piraten, die einfach nicht aufgeben wollten… Und dann geht alles ganz schnell. Und dennoch sehe ich es wie in Zeitlupe vor mir: Ein Schuss, Schreie, das Klirren zweier Schwerter, die aufeinander treffen, ein Blitz, der den Himmel überzieht und Blut, welches sich geräuschlos im Sand verteilt. Erneut öffne ich meine Augen. Die Bilder, die ich eben noch gesehen habe, sind nun verändert. Tausende Regentropfen prasseln auf den ehemals weißen Sand nieder. Eine rote Flüssigkeit bedeckt den feinen Sandstrand. Schwarzgekleidete Männer liegen regungslos auf dem Boden und Blitze spiegeln sich in ihren leblosen Augen wieder… Doch meine eigentliche Aufmerksamkeit gilt einer ganz anderen Szene. Meine Freunde stehen wenige Meter vor mir, wo sie sich kreisförmig um etwas scharren. Ihr Augenmerk ist auf den Gegenstand vor ihnen gerichtet. Ich kann wegen der Dunkelheit ihre Gesichter nicht sehen. Trotzdem weiß ich genau, was ich dort erblicken würde… Langsam setzen sich meine bleischweren Beine in Bewegung. Jedoch stoppe ich schon nach wenigen Schritten. Ich bin einfach nicht in der Lage zu ihnen zu gehen. Meine Vermutung bestätigt zu wissen. Ihre Tränen zu sehen… Zum ersten Mal fällt mein Blick auf den Gegenstand, den die anderen schon seit einer Ewigkeit betrachten. Es ist eine normale Decke, doch etwas lässt mich gleich erschaudern. Dunkle Flecken unterbrechen das reine Weiß der Wolle und ziehen sich durch den vom Regen durchtränkten Stoff. Ich kann es nicht länger ertragen! Will diese Bilder nicht sehen! Ich will nicht wissen, wer da unter dieser Decke liegt! Ich kann es nicht ertragen, wie sehr die anderen darunter leiden… Sie sollen glücklich sein… Mehr habe ich mir nie gewünscht… Ich überwinde meine Angst. Gehe näher an das weiße Tuch heran. Schleiche lautlos an Brook, Franky und Chopper vorbei, bis ich am Kopfende der Decke stehen bleibe. Die Blicke meiner Freunde sind auf den Boden gerichtet. Der Regen perlt von ihren Haaren, ihrer Kleidung. Doch trotz des Wassers erkenne ich sie: Ihre Tränen. Robin fasst sich leidend an den Kopf. Sanji verdeckt seine Augen mit seinen blonden Haaren. Chopper, Lysopp, Brook und Franky verstecken ihre Tränen gar nicht erst und selbst Zorros Augen glitzern im Licht der aufflammenden Blitze. Es versetzt mir einen Stich ins Herz sie so zu sehen. Wie konnte es nur soweit kommen? Wieso musste es so enden? Ich senke meinen Blick. Sehe auf die Person, die vor mir hockt. Dessen Hand auf der weißen Decke ruht. Es gibt etwas, was ich dieser Person sagen muss. Doch ich weiß, dass dies im Moment unmöglich ist. Ich strecke meinen Arm aus und lege meine Hand auf seine Schulter. Ein Zucken geht durch seinen Körper und sein Kopf wendet sich ruckartig in meine Richtung. Seine Blicke durchbohren mich regelrecht und doch sehen sie mich nicht. Aber ich sehe ihn. Tränen laufen unaufhörlich aus seinen geröteten Augen und vermischen sich mit dem Blut auf seinen Wangen. Dieser Anblick bricht mir das Herz. Ich habe ihn noch nie so leiden gesehen. Noch nie so unglücklich… Ich möchte weinen, will meinen Tränen freien Lauf lassen, doch ich kann nicht. Nicht eine Träne erbarmt sich. Ich fühle mich leer. Der Schmerz hat nichts als Taubheit zurück gelassen. Eine kalte Taubheit, die meinen Körper lähmt. Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck wendet sich die Person vor mir, wieder ab und sieht erneut auf die weiße Decke vor sich. Langsam schieben sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke am Horizont. Der Tag bricht an. Egal, wie dunkel und regnerisch die Nacht auch war, ein neuer Tag beginnt jedes Mal aufs Neue. Und genau das müssen auch meine Freunde einsehen. Ein grauenhafter Schmerz durchzuckt meinen Rücken, der meinen Körper verkrampfen lässt. Ein gedämpfter Schrei dringt aus meinem Mund und ich fühle eine warme Flüssigkeit auf meinen Schultern, bis sie, Sekunden später, wieder verschwindet. Ich spüre ein zusätzliches Gewicht auf meinem Rücken und erkenne aus den Augenwinkeln den Grund. Es ist Zeit für mich zu gehen. Ein letztes Mal bücke ich mich zu der Person vor mir herunter. Lege meine Hände auf seine rote Jacke, sodass diese ihn kaum berühren und schiebe meinen Kopf von hinten neben den seinen. Ein Lächeln huscht mir über das Gesicht, als ich ihm die Worte ins Ohr flüstere, die mir in diesem Moment so wichtig erscheinen. „Ruffy. Trauere nicht länger. Es ist nicht deine Schuld. Verfolge weiter deinen Traum. Ich warte auf dich, Piratenkönig. Und wage es nicht mich wiederzusehen, wenn du dein Ziel nicht erreicht hast, verstehst du? Ich liebe dich. Und ich werde immer bei dir sein.“ Langsam verliere ich den Boden unter meinen Füßen. Meine Schwingen breiten sich aus und mein Körper wird immer leichter. Ich sehe, wie Ruffys Körper erneut zusammen zuckt und er sich ruckartig aufrichtet. „Nami?“, erklingt seine Stimme leise und kratzig. Ich lächle. Er hat mich gehört! Er spürt mich! Zumindest klammere ich mich an diesen Glauben. Mein Körper steigt immer höher, entfernt sich immer mehr von der Erde. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. „Trauert nicht um mich. Ich bereue nichts von dem, was ich getan habe. Immerhin konnte ich so meine Freunde beschützen.“ Ein Ruck geht durch die Anwesenden und gleichzeitig sehen alle auf. Ihre Gesichter zeigen Verwirrung. Ich lächele. „Habt ihr das gehört?“, ist es Lysopp, der fragt. „Da war doch…!“ Ich lache. So glücklich bin ich in diesem Moment. Sie hören mich! Ich kann ihnen noch ein letztes Mal sagen, was mir auf dem Herzen liegt. „Nami?“ Erneut sagt Ruffy meinen Namen und mein Lächeln wird immer breiter. Ich danke dir… „Freunde. Ich bitte euch! Lebt euer Leben weiter! Verwirklicht eure Träume! Denn dafür habe auch ich gekämpft! Wir sehen uns wieder, das verspreche ich! Doch bitte tut mir den Gefallen: Lasst euch erst bei mir blicken, wenn ihr eure Träume erfüllt habt! Denn dann kann auch ich sagen: Ich konnte euch dabei helfen.“ Sie schließen ihre Augen. Hören auf meine Worte, die der Wind ihnen zuflüstert. Eine letzte Geste meinerseits, um ihnen den Schmerz zu nehmen und wieder Hoffnung zu geben. „Macht euch keine Sorgen. Ich gehe nicht weg. Ich werde euch weiter helfen, die Meere zu befahren. Fürchtet keinen Sturm, keine Riffe. Ich werde da sein und das Schiff navigieren. So, wie ich es immer getan habe.“ Jetzt war es so weit. Tränen treten mir in die Augen, doch das Lächeln will sich nicht vertreiben lassen. „Ich muss jetzt gehen. Leute, ich liebe euch. Ich warte auf euch! Piratenkönig. Bester Schwertkämpfer der Welt. Koch, der den All Blue gefunden hat. Tapferer Krieger und Meisterschütze. Arzt, der die perfekte Medizin erfunden hat. Archäologin, die das Rio- Porneglyph gefunden hat. Schiffszimmermann, der das beste Schiff der Welt gebaut und damit die Weltmeere umsegelt hat. Und der Musiker, der seinem besten Freund endlich sein geliebtes Lied wieder vorspielen konnte. Vergesst mich nicht…“ Weiße Flügel glitzern im ersten Licht der aufgehenden Sonne. Sanfte Federn schweben der sich entfernenden Erde entgegen. Ich bete dafür, dass sie ihnen Hoffnung bringen. Ihnen helfen, meine Worte zu verstehen. Ihnen helfen, ihre Träume zu verwirklichen. Ich werde auf sie warten. So lange es auch dauern möge… ************* ************* Und? Was meint ihr? XD Seid ehrlich! Habe ich wen zum Weinen gebracht? XDD Also dieser OS schlägt echt alle Rekorde! XD So viel geweint habe ich noch nie! Boah, ich bin so ein Weichei XDD Ich hoffe meine Botschaft ist rüber gekommen ^^ LG, Lina :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)