Wenn die Jahre dahingleiten... von sunny3291 ================================================================================ Kapitel 6: ... kann die Hoffnung wieder aufkeimen ------------------------------------------------- „Hey, Vici, hast du es schon gehört?“, rief Chantal aufgeregt. „Nein, was denn?“, fragte Victoire lächelnd. Sie war gerade dabei die Bestände zu über prüfen, als ihre beste Freundin in die Apotheke stürzte. Victoire arbeitete nun schon fünf Jahre in der Niederlassung in der Winkelgasse und noch immer war sie glücklich darüber, dass sie auf ihren Vater gehört hatte. Nach Hogwarts hatte sie zunächst nicht gewusst, was sie machen sollte, doch ihr Vater hatte sie überredet ein Jahr lang verschiede Praktika zu machen. So war sie über Gringotts, Weasleys zauberhafte Zauberscherze und dem St. Mungo zu Mister Ostwalds Apotheke gelangt und dort geblieben. „Ted Lupin ist wieder solo!“, kreischte Chantal und Victoires Lächeln verblaste leicht. Ted Lupin – ihre große Liebe hatte sie viel zu oft schon verletzt. Victoire nahm ihn zwar auch in Schutz, da sie ihm nie ihre Liebe gestanden hatte, aber gleichzeitig hasste sie ihn auch. Er hatte ihr auch nie die Möglichkeit gegeben. In Hogwarts war er ständig von den Mädels umschwärmt gewesen und er hatte einfach keine Zeit für seine kleine Cousine. Dann war er ein Jahr vor ihr von Hogwarts weg gewesen und hatte eine Ausbildung als Heiler angestrebt. Durch sein Aussehen und seinen Charme und vielleicht auch durch seine Beziehung zu Harry Potter, war er sehr schnell in die High Society Kreise gelangt und nun konnte man jeden Tag eigentlich etwas Neues über ihn im Tagespropheten lesen. Victoire hasste es. „Vici? Hast du mir überhaupt zugehört? Mein absoluter Schwarm ist wieder solo!“, Chantal wedelte mit ihrer Hand vor Vicis Gesicht. „Ja, ich hab dich schon verstanden. Aber glaubst du wirklich, dass dich Teddy nach über zehn Jahren jetzt auf einmal entdeckt? Chantal, mach die Augen auf!“, meinte Victoire und ihre Freundin sah sie finster an. „Nur weil du einfach keinen Kerl attraktiv findest, heißt das noch lange nicht, dass ich auch abstinent leben muss. Außerdem hat mich Teddy auch noch nie ohne Babyspeck gesehen!“, erwiderte die Freundin und in ihre Augen trat ein verträumter Ausdruck. Vici seufzte und kontrollierte weiter ob genügend Wermut da war. „Vici, du kennst du Teddy schon ziemlich lange…“ „… ja, immerhin bin ich mit ihm aufgewachsen.“, murrte die Blondine. „Kannst du es nicht irgendwie schaffen, dass Teddy und ich uns treffen?“, fragte die Brünette und sah ihre Freundin mit einem Dackelblick an. „Wie stellst du dir das vor? Teddy und ich haben seit vier Jahren uns nicht mehr getroffen. Der werte Herr Heiler findet sich ja zu fein um zu einer einzigen Familienfeier zu kommen!“, maulte Victoire und ihr Hass auf ihren Cousin keimte wieder auf. Ausgerechnet auf ihrem neunzehnten Geburtstag hatte es angefangen, dass er die Familienfeiern schwänzte. Zunächst hatte sie noch geglaubt, dass er Dienst hatte und somit nicht kommen konnte, doch als er dann auch Weihnachten nicht kam, merkte Victoire, dass er nicht mehr der Teddy war, den sie kannte. Von da an versuchte auch sie den Familienfeiern fern zu bleiben, da all ihre Cousins und Cousinen auf einmal mit ihren Freunden und Freundinnen anwesend waren und sie darauf hinwiesen, dass sie eine einseitige Liebe pflegte. Doch wurde sie immer wieder von ihrem Dad aufgespürt und mit zu den Feiern geschleift. Onkel Harry tat das bei Teddy nie. Das Leben war einfach ungerecht! „Ach komm schon, Vici. Du hast es bisher immer alles hinbekommen.“, schon wieder versuchte es Chantal mit dem traurigen Dackelblick und Victoire ergab sich. „Na gut, nächstes Wochenende ist Grandmas Geburtstag. Bis jetzt heißt es, dass er kommt. Ich kann dir aber nichts versichern.“, gab Victoire preis und fand sich in einer stürmischen Umarmung wieder. „Danke, Danke, Vici. Wenn ich jemals etwas für dich tun kann, dann lass es mich wissen.“, beteuerte Chantal und war im nächsten Moment schon aus der Apotheke verschwunden. Vici schüttelte nur den Kopf. Sie kannte Chantal jetzt schon seit elf Jahren und war noch immer überrascht über ihr Handeln. Auch verstand sie nie, wie ihre kleine brünette Freundin es jedes Mal hinbekam, dass sie ihr ihre Wünsche erfüllte. Normalerweise konnte Victoire ziemlich stur sein. Nur bei ihrer besten Freundin klappte es nicht. Seufzend dachte Victoire daran, dass das nächste Wochenende für sie kein Bertie-Botts-Bohnen-Schlucken war. Ihr Herz würde mit Sicherheit wieder einige Risse davontragen… _____ Das Haus am Grimmauldplatz Nummer 12 platzte wieder einmal aus allen Nähten. Auch der Lärm war für normale Ohre nicht auszuhalten, doch die Mitglieder der Weasley-Potter-Familie waren bereits immun. „Deine Familie ist einfach ein Unikat!“, schwärmte Chantal neben Victoire. „Kannst sie gerne haben!“, maulte Victoire, die zur Begrüßung wieder von jedem männlichen Mitglied der Familie fest gedrückt und durch die Luft gewirbelt worden war. „Ich weiß gar nicht was du hast. Ich wäre froh, wenn ich so viele gut aussehende Cousins und Cousinen hätte. Da lernst du viele neue Leute kennen.“, erklärte Chantal und Victoire schwieg lieber. Sie liebte ihre Familie, ganz ohne Frage. Aber seit jeder mit irgendjemandem zusammen war, fiel es ihr einfach schwerer in die glücklichen Gesichter zu gucken. Aber was konnte ihre Familie auch dafür, dass sie sich ausgerechnet in Ted Lupin verliebt hatte? „Hey Leute, ich bin da!“ Sofort schreckte Victoire aus ihren Gedanken und versteifte sich. Er war da. „TEDDY!“, schrie Lily Potter und lief mit weit ausgestreckten Armen auf den Blauhaarigen zu. „Lilymaus!“, lachte er sie an und wirbelte sie herum. Es war als wäre er nicht für vier Jahre von der Bildfläche für seine Familie fort gewesen. Als wäre er jeden Tag dort. Auch die anderen Familienmitglieder sammelten sich nun um den Blauhaarigen und alle lachten. Niemand machte ihm einen Vorwurf, dass er sich so lange nicht gemeldet hatte. Bei ihr würde es nie so ablaufen. Sie müsste sich jedes Mal erklären, warum sie nicht erschienen war. Das Leben war ihrer Meinung nach ungerecht. „Vici, jetzt komm schon. Du musst mich vorstellen!“, drängelte Chantal und zog ihre Freundin bereits am Arm hinter sich her. „Du kannst einfach zu ihm hingehen!“, brummelte Victoire, doch brachte es nichts, denn sie sah sich schlussendlich Teddy gegenüber wieder. „Hallo, Vici!“, begrüßte sie nun auch noch ihr Cousin mit seinem typischen Lächeln. „Hallo!“, kam es nur leise von der Blondine und sofort hatte sie einen Ellenbogen zwischen den Rippen. „Achso, das ist Chantal de Bourge, meine beste Freundin.“, fügte Victoire hinzu. Sofort wand sich Teddy ihr zu und lächelte sie an. „Freut mich dich kennen zu lernen, Chantal!“, meinte Teddy und Victoire hätte sich am liebsten übergeben. Dieses Lächeln kannte sie. Es war sein Flirtlächeln. „Was machst du jetzt eigentlich, Vici?“, fragte Teddy sie unerwartet und Victoire stand zunächst erstarrt dar. „Ich arbeite!“, meinte sie nur und wollte sich wegdrehen. „Als was arbeitest du?“, fragte Teddy nach. „Was interessiert es dich? Du hast dich doch jahrelang nicht mehr für die Familie interessiert!“, meckerte Victoire und lief in die große Küche. „Sie meint es nicht so!“, meinte Chantal und Teddy schnaufte auf. „Doch sie ist sauer.“ „Aber nicht lange. Vici ist nicht von der Sorte, die es einem lange übel nimmt.“, beteuerte Chantal weiter. „Ich glaube, du kennst Vici überhaupt nicht!“, stellte Teddy klar und ließ die brünette Freundin zurück. Victoire suchte verzweifelt nach irgendetwas Süßes in den Küchenschränken und knurrte vor sich hin. Was interessierte es ihn, was sie jetzt machte? Mit einem Donner knallte sie die Tür wieder zu. „Was kann der Schrank denn dazu?“, lachte spöttisch hinter ihr jemand. Victoire fuhr herum und verwünschte sich im nächsten Moment, da ausgerechnet Teddy hinter ihr stand. „Was willst du hier?“, fauchte sie und Teddy hob nur eine Augenbraue. „Ich will mit dir reden.“ „Worüber?“ „Über uns.“ „Es gibt kein uns.“ „Früher hat es ein uns gegeben.“ „Ja früher, wo du einen nicht einfach so von heute auf morgen verlassen hast!“ „Ich weiß, ich hätte wenigstens etwas sagen sollen. Wenn schon nicht zur Familie, dann wenigstens zu dir. Du bist meine beste Freundin!“ Das tat weh. Beste Freundin. „Du brauchst gar nichts zu erklären. Wir konnten ja alles über dich in der Zeitung lesen. Wo ist eigentlich deine Superfreundin Eva?“ „Sie ist nicht mehr meine Freundin.“ „Ach hat sie endlich erkannt, was für ein verlogener Kerl du bist?“ „Vici…“ „Nichts da Vici. Du hast mich verletzt. Bist einfach abgehauen und hast mich zurück gelassen. Ich konnte immer zu dir kommen, doch in den letzten Jahren musste ich mit allem alleine klar kommen. Und eins sag ich dir. Ich schaffe jetzt alles alleine. Ich brauche dich nicht mehr!“, schrie Vici ihn an. Teddy nickte. „Ich glaube dir, dass du alleine stark genug bist, aber ich will dir wenigstens erklären, warum ich meiner besten Freundin nicht mehr geantwortet habe.“ „Mich interessiert es nicht!“ „Ich war ein Idiot. Ich dachte wirklich, dass Ansehen und Reichtum alles ist. Vielleicht kommt es daher, dass mir Harry immer erzählt hat, wie schwer es Papa hatte. Ich wollte beweisen, dass man auch erfolgreich sein kann. Aber es bedeutet nichts. Nichts ist wichtiger als Freundschaft und Familie. Das hab ich jetzt endlich begriffen.“ „Schön für dich.“ „Ich kann verstehen, dass du mir nicht sofort verzeihen kannst.“ „Ach wirklich?“ Teddy seufzte. „Was soll ich denn machen, damit du mir endlich glaubst?“ „Von der nächsten Klippen springen?“ Teddy sah sie entgeistert an, doch dann fielen seine Schultern zusammen. Es schien, als hätte er aufgegeben, doch dann rappelte er sich wieder auf und griff nach ihrem Handgelenk. „Komm mit. Ich will dir jemanden vorstellen!“, meinte er nur und lief vorweg in Richtung Kamin. Die Rufe der Familie ignorierte er und flohte durch die Kamine Englands nach sich nach Hause. Wie jedes Mal stolperte Victoire über ihre eigenen Beine. Deswegen hasste sie es durch die Kamine zu reisen! Doch viel Zeit zum Fluchen gab es nicht, da Teddy sie weiter durch seine Wohnung zog. Victoire war noch nie hier gewesen, doch durch die kleinen Blicke in die Räume konnte sie bereits jetzt sagen, dass sie sehr groß und lichtdurchflutet war. Aber was anderes konnte man bei Teddy auch nicht erwarten. Er liebte die Freiheit und fühlte sich in den meisten Häusern eingeengt. Vor einer verschlossenen Tür blieb er stehen und wand sich zum ersten Mal nach ihr um. „Ich weiß, dass wird jetzt eine große Überraschung sein, aber bitte versuch leise zu bleiben, ok?“ Victoire verstand nur King´s Cross und nickte fast schon automatisch. Behutsam öffnete Teddy die Tür und ging mit ihr gemeinsam hinein. Das Zimmer war hell und in gelbtönen gestrichen. An den Wänden waren viele Märchenmotive in Bilder festgehalten. In der Mitte des Raumes stand ein kleines weißes Bettchen, an dessen einen Ende ein riesiger Teddybär saß. Victoire konnte es nicht fassen und ging näher auf das Bettchen zu. Mit einem Blick wurde ihre Vermutung wahr. In dem Bettchen lag ein kleines Baby, das friedlich schlief. „Was soll das bedeuten?“, flüsterte sie nur und Teddy trat hinter sie. „Das ist mein Sohn. Er ist jetzt zwei Wochen alt.“ Victoire sah zu ihm mit großen Augen auf. „Du bist Papa? Wer ist seine Mutter?“ „Ja ich bin Papa und seine Mutter ist leider Eva. Aber sie wollte und will ihn nicht.“ Victoire sah zu dem kleinen schlafenden Jungen hinab. Wenn man genau hinsah, dann erkannte man die Ähnlichkeit mit Teddy. Die gleichen Wangenpartien, die gleichen Nasenspitze und auch der Mund schien vom Papa zu sein. Gerade wollte Victoire wieder zu Teddy blicken, als der Kleine seine Augen öffnete. Dieses Blau war einfach magisch. „Hey, kleiner Mann. Na, hast du gut geschlafen?“, flüsterte Victoire und strich ihm vorsichtig über die Stirn. „Ich hoffe es. Er hat mich die ganze letzte Nacht wach gehalten!“, meinte Teddy, der sie mit einem komischen Blick ansah. „Kann ich mir gar nicht vorstellen. So ein süßer Fratz muss doch einfach total lieb sein. Darf ich ihn mal auf den Arm nehmen?“ „Klar, Tobi muss sowieso mal wieder was essen.“, meinte der Blauhaarige und sah dabei zu, wie seine kleinere Cousine seinen Sohn aus dem Bettchen hob. „Oi, du bist aber schwer!“, lachte sie auf und hielt ihr Gesicht an das des Babys. „4898g wiegt er schon!“, verkündete Teddy stolz und ging voraus in die Küche, wo sich Victoire auf einen Stuhl setzte. Während Teddy die Flasche fertig machte, wiegte Victoire das Baby in ihren Armen und besah sich die kleinen Fingerchen. „Es ist alles so winzig!“, bemerkte sie und Teddy lachte leise. „Das dachte ich auch, als ich ihn zum ersten Mal sah. Es ist fast ein Wunder, dass er überhaupt lebt.“ „Wieso? Gab es Probleme bei der Geburt?“ „Nicht bei der Geburt, sondern eher vorher.“ „Komplizierte Schwangerschaft?“ „Ne auch nicht. Eher eine Diskussion über Abtreibung.“ „WAS? Du wolltest ihn abtreiben lassen?“ „Ich nicht.“, beteuerte Teddy und hielt ihr die Flasche hin. „Ich hab das noch nie gemacht.“ „Ist ganz einfach. Komm mit ins Wohnzimmer, dann zeig ich es dir.“, meinte Teddy und half ihr auf. Auf dem Sofa setze er sich schräg hinter sie und zeigte ihr genau, wie sie Tobi halten musste. „Warum wollte Eva ihn nicht?“, fragte Victoire, nachdem der Kleine die Flasche fast geleert hatte. „Weil es nicht in ihren Lebensplan passte und ihr Ansehen gemindert hätte. Obwohl wir in modernen Zeiten leben, ist es irgendwie noch immer billig ohne Trauschein ein Kind zu bekommen.“ „Aber ihr hättet doch heiraten können.“, warf Victoire ein. „Jaaa schon, aber ich wollte nicht. Ich mochte Eva wirklich sehr, aber für Heirat war es mir einfach nicht genug. Deswegen kam auch überhaupt erst die Diskussion über Abtreibung auf. Eva bestand darauf, dass ich sie heirate, und ich wollte nicht. Ich hab ziemlich lange gebraucht bis sie die Schwangerschaft akzeptierte. Damit es aber niemand mitbekam ist sie die letzen sechs Monate außer Land gewesen und hat alles daran gesetzt, damit sie niemand mit dickem Bauch sah. Sie will Tobi nicht als ihr Kind anerkennen, sondern jetzt da weiter machen, wo sie vor der Schwangerschaft stand. Nur mit einer Änderung, das wir nicht mehr zusammen sind.“, erzählte Teddy und Victoire schüttelte den Kopf. „Wie will sie das machen? Sie muss doch irgendetwas für ihr Kind empfinden.“ „Ja, sie empfindet Hass und Abneigung. Während der Schwangerschaft hat sie sich immer darüber aufgeregt, dass sie dick würde und nichts mehr machen könnte. Jetzt ist sie dabei, die überschüssigen Pfunde wieder abzutrainieren.“ „Wie kann man so herzlos sein?“, fragte Victoire und stellte die leere Flasche weg. Dann hob sie Klein-Tobi an ihre Schulter und wartete bis er ein Bäuerchen gemacht hatte. „Ich weiß es nicht. Nur eins ist mir dadurch klar geworden. Die letzten Jahre war ich nicht mehr der Ted, auf den allen immer stolz sein konnten. Ich war nicht mehr ich selbst.“ „Dafür hast du aber ziemlich lange gebraucht.“ „Hey, nicht frech werden.“, lachte Teddy und zwickte sie in die Seite. Auch Victoire musste lachen. „Das Lachen hab ich in all den Jahren vermisst.“ Victoire verstummte und sah ihn mit großen Augen an. Dann senkte sie den Kopf und murmelte leise, dass sie ihn auch vermisst hätte. „Kannst du das bitte noch mal wiederholen?“, fragte Teddy lächelnd und hob ihr Gesicht an. „Ich hab dich auch vermisst, du Blödmann!“ „Ah, ich liebe es, wenn du mich beleidigst.“ Victoire verdrehte nur die Augen und sah wieder auf Teddys Sohn hinab, der bereits wieder eingeschlafen war. „Du, Vici? Bist du noch sauer?“ „JA!“ Teddy ließ sich in das Sofa zurückfallen. Vici lächelte leicht und ließ sich ebenfalls mit Tobi im Arm nach hinten fallen und flog direkt auf Ted. „Ar!“, machte er nur, doch im nächsten Moment hatte er die Arme um Victoire und seinen Sohn geschlungen. Eine Weile lagen die drei so dar und jeder hing seinen Gedanken nach. Tobi schlief selig den Schlaf der Unschuldigen, Vici dachte daran, wie sehr sie doch Teddy liebte, und Teddy spielte mit ihren Haaren, während er über die verlorenen fünf vergangenen Jahre nachdachte. Keiner kam auf die Idee wieder zurück zur Familienfeier zu gehen. Gegen Abend meldete sich Victoires Magen und schreckte sie somit aus ihren Gedanken. Gleichzeitig schreckte Tobi auf und verlangte nach einer weiteren Mahlzeit. „Da haben wohl meine beiden wichtigsten Menschen Hunger!“, bemerkte Teddy und Victoire war wie erstarrt. „Kommst du?“, fragte er nach und nahm ihr seinen Sohn aus den Armen. Victoire blieb noch im Wohnzimmer, doch als sie in die Küche kam, musste sie lächeln. Da stand Teddy am Herd mit seinem Sohn auf den Hüften und köchelte irgendetwas Leckeres zusammen. Es sah einfach so süß aus. Das Bild gefiel Victoire sehr und so lehnte sie sich an den Türrahmen. „VICI, ich dachte du hättest Hunger!“, rief Teddy und drehte sich um. „Was ist?“, fragte er lächelnd. „Mein Traum… Das warst die ganze Zeit du…“, murmelte Victoire noch immer in ihren Gedanken versunken. „Hä?“, kam es von Teddy und riss sie aus den Gedanken. „Ich hatte die letzen Jahre über einen Traum…“ „Und?“, harkte Ted nach. „Da war immer ein Mann mit einem Baby…“ „Du hast von mir geträumt?“ „Was? Nein! Ich hab nie das Gesicht des Mannes gesehen.“, log Victoire schnell. Sie wusste, dass sie immer wieder von Teddy geträumt hatte. Aber bis jetzt hatte sie immer gedacht, dass sie von ihrem gemeinsamen Kind geträumt hatte. Vielleicht hatte sie aber auch all die Jahre von diesem Moment geträumt. Vielleicht konnte sie Teddy doch irgendwie dazu bringen, sie zu lieben. Sie wollte ihn nicht zwingen, denn eine gezwungene Liebe war keine Liebe. Aber es konnte ja doch noch zum Happy End kommen. „Naja, auch egal. Komm. Essen ist fertig.“, wechselte Teddy das Thema und stellte den Topf mit einer Hand auf den bereits gedeckten Tisch. Tobi hielt er dabei immer gut fest und holte zum Schluss noch seine Flasche. Während sich Vici auf das Essen stürzte nahm sich Teddy die Zeit seinen Sohn zu füttern. Hinterher aß er mit einer Hand und lächelte immer wieder in Victoires Richtung, da sie das Essen fast schon hinunter schlang. Gemeinsam räumten die beiden noch ab, wobei eher Teddy wieder alles machte, da er Tobi an Victoire weitergab. „Du hast dich ja richtig zum Hausmann entwickelt!“, meinte Victoire und Teddy lachte sarkastisch auf. „Was sollte ich denn auch anderes machen? Ginny räumt ja nicht mehr hinter mir her.“ „Das wäre ja wohl auch zu viel des Guten.“, bemerkte Vici und Teddy umschlang ihre Hüfte. „Wer sagt das? Wer hat von uns beiden länger Hotel Mama genossen?“ „Du, ich bin mit siebzehn ausgezogen. Du ja wohl erst mir achtzehn, wenn ich mich nicht irre.“ „Aber du musst auch bedenken, dass Männer immer später als Frauen von zuhause ausziehen.“ „Willst du so Tobi großziehen?“ „Wie?“ „Willst du ihm etwa immer mit dem Unterschied zwischen Mann und Frau konfrontieren.“ „Nein, natürlich nicht.“ „Dann hör damit auf.“ „Jaja, Mama!“, lachte Teddy und ging mit ihr im Arm in Richtung Kinderzimmer. Wie ein eingespieltes Team machten sie den Jüngsten bettfertig und gaben ihm auch jeweils einen Gute-Nacht-Kuss. Zum Schluss setzte Teddy den Teddy-Bär wieder unten ins Bettchen. „Mit so einem Teddy in der Nähe lässt es sich immer gut schlafen!“, lachte Victoire und wollte den Teddy selbst kurz in den Arm nehmen. Doch Teddy nahm ihr sofort das Kuscheltier wieder ab und setzte es zurück. „Hey, nimm deinen eigenen Teddy!“, meinte er und Vici zog einen Schmollmund. „Ich hab meinen Teddy doch nicht mit!“ Die Beleidigende spielen drehte sie sich weg und sah auf einer Kommode Fotos stehen. Langsam ging sie darauf zu und schnappte nach Luft, als sie sich auf einem Bild wiedererkannte. Es zeigte sie mit fünf Jahren. Sie saß gemeinsam mit Teddy auf dem Sofa und hielt in den Armen einen großen pinken Teddybär. Mit einer Hand krallte sie sich jedoch feste an Ted. Tränen traten Victoire in die Augen, da sie sich an die Worte ihrer Mutter erinnerte. Sie war früher ständig hinter Ted hergelaufen und hatte immer Teddy-Bär gerufen. Ihren wahren Teddybär hatte sie immer nur Ted genannt und er war auch in ihren Augen nicht so kostbar wie ihr Cousin gewesen. Auf einmal erblickte Victoire in der oberen rechten Ecke einen Schriftzug. Victoires Teddys! „Vici, ist was?“, fragte Teddy nach und trat hinter sie. „Nein, wieso?“ „Weil du weinst!“ Victoire liefen die Tränen über die Wange und schnell wischte sie sie weg. „Es ist wegen dem Foto!“, erklärte sie. „Wegen dem Spruch?“, fragte Teddy nach und Victoire konnte nur noch nicken. „Ich fand ihn passend. Früher waren wir unzertrennlich und ich kann mich noch daran erinnern, dass du diesen Teddybären nicht so gern hattest wie mich.“ „Wer will schon einen pinken Teddybären, wenn er den wahren blauhaarigen Teddy haben kann?“ Teddy lachte und küsste sie auf die Haare. „Das ist natürlich ein Argument. Aber heutzutage würdest du wohl lieber diesen pinken Teddy nehmen, oder?“ Victoire drehte sich zu ihm um. Jetzt oder nie! Was konnte schon passieren? Gut, Teddy konnte anfangen zu lachen und ihr somit noch mehr das Herz brechen, doch war ein gebrochenes Herz mit Sicherheit nicht so schmerzhaft, wie ein ständig Reißendes. Der Schmerz würde eine Weile stark sein, doch mit der Zeit würde er wohl abnehmen. Hoffte sie! „Nein. Teddy, … ich … ich weiß, dass kommt jetzt unerwartet und vielleicht auch ziemlich überraschend, aber …“, stotterte Victoire, doch Teddy sah sie weiterhin an. Doch da sein Sohn endlich schlief, wollte er die Unterhaltung lieber in einem anderen Raum führen und ging deshalb zurück ins Wohnzimmer. „Also, was möchtest du mir sagen, Vici?“ „Also, ich …“, begann sie wieder, doch dann riss sie sich zusammen. „Ich liebe dich. Ich liebe dich schon mein ganzes Leben lang und es hat verdammt weh getan, als du einfach abgehauen bist.“ Teddy sah sie zunächst sprachlos an, doch dann schluckte er. „Das ist jetzt wirklich überraschend. Vici, ich wünschte, ich könnte jetzt auch sagen, dass ich dich liebe!“, begann Teddy und Vici verzog das Gesicht vor Schmerzen. Er liebte sie nicht! Sie hatte sich zum Narren gemacht! „Aber, Vici, ich fühle was für dich, was über Verwandtschaft und Freundschaft hinausgeht. Ich kann es noch nicht genau sagen, was es ist. Vielleicht wenn du mir ein wenig Zeit gibst. Ich weiß, ich hab schon viel Zeit gehabt. Aber bitte, Vici.“, redete Teddy auf sie ein und Vici war erstaunt. Irgendwie schien ihr Herz gerade doppelt so groß geworden zu sein. Vielleicht liebte er sie doch! „Und wie sieht diese Zeit für dich aus?“, fragte Victoire nach. „Wie wäre es, wenn du hierher ziehst. Natürlich bekommst du dein eigenes Zimmer. Aber vielleicht wenn wir zusammen leben …“ „Ok, ich hol dann mal meine Sachen!“, meinte Victoire und wollte ihn nur kurz auf die Wange küssen, doch Teddy packte ihren Kopf und küsste sie zärtlich auf den Mund. So hatte es sich Victoire nie vorgestellt. Aber es war gut, perfekt, himmlisch… „Wohin wolltest du?“, fragte Teddy lächelnd. „Zu meinem Teddy!“, murmelte Victoire und zog ihn wieder zu sich herunter. Die Hoffnungslosigkeit ist schon die vorweggenommene Niederlage. Karl Jaspers Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)