Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 9: Tochter des Mondes ----------------------------- Anar's Vater, Endoril, hörte sich geduldig an was Anar ihm erzählte. Dabei musterte er ohne zu blinzeln Aleidis. Aleidis fühlte sich von seinen Augen durchbohrt und traute sich nicht ihm in die Augen zu sehen. „Gut dass du sie hierher gebracht hast, Anar. Etwas besseres hättest du nicht tun können!“, meinte Endoril als Anar geendet hatte und sah seinen Sohn an, „Ich habe schon eine Vermutung, aber das könnte eigentlich gar nicht sein. Lässt du mich bitte mit Aleidis allein?“ Anar zuckte mit den Schultern und verließ den Saal. „Dann komm doch mal mit!“, forderte Endoril Aleidis auf und ging zu einem großen Bücherregal im Saal. Aleidis folgte ihm nervös. Endoril drückte ein Buch in das Regal und dasselbe schwang zur Seite und gab einen Geheimgang frei. Endoril ging hinein und Aleidis folgte ihm schleunigst. Es ging eine endlos langte Wendeltreppe hinauf, die in einem runden Zimmer endete. Endoril setzte sich in einen Sessel, der vor dem Kamin im Zimmer stand und deutete auf den anderen Sessel. Aleidis setzte sich nervös und mit pochendem Herzen. Endoril musterte sie und begann dann zu sprechen. „Ich weiß immer was in Rosenhöhe geschieht.“, meinte er mit seiner schönen, alten Stimme, „Du bist mit deiner Familie vor einigen Wochen in das Schloss dort eingezogen! Und in der dieser Woche warst du jeden Tag im Wald. Obwohl dich diese Widerlinge auf diesen fahrenden Zweiräder schon einmal gejagt haben. Und was heute geschehen ist hat mir Anar schon erzählt.“ Endoril schwieg kurz und beobachtete Aleidis. Die zitterte nun fast ein wenig. „Ich habe eine Vermutung, die dieses Geschehnis erklären könnte, aber die ist unmöglich! Das können nur Hochelfen!“, meinte Endoril und sah zur Seite. Seine Augen wurden plötzlich traurig. „Wäre Aurelia noch hier wüsste sie bestimmt was geschehen ist“, meinte er dann und sah wieder auf Aleidis, „Sie war sehr klug. Und meine jüngere Schwester. Sie wüsste jetzt Rat.“ Aleidis nahm all ihren Mut zusammen. „Aurelia, die Schöne?“, fragte sie und beobachtet das Gesicht von Endoril. Er starrte sie an, seine Augen waren geweitet! „Woher kennst du ihren Beinamen?“, fragte er mit beherrschter Stimme, „Woher?“ „In unserer Familienchronik sind die Familiengründer vermerkt!“, stotterte Aleidis ängstlich und zitterte nun, „Und das war eben auch diese Aurelia! Ihre Eltern waren nicht bekannt! Ich hab mich schon gewundert!“ „Verstehe!“, lächelte Endoril plötzlich, „Das hat sie damals also gemeint! Sie sagte sie wolle gehen und ihr Glück gründen! Ich darf wohl davon ausgehen, dass sie Graf Gerald geheiratet hat?“ Aleidis nickte total verdattert. „Tja, dann ist meine Theorie doch möglich!“, meinte Endoril zufrieden, „Wenn meine Schwester und dieser Graf deine Familie gegründet haben, dann ist auch in dir etwas Hochelfenblut! Du bist also eine weit entfernte Verwandt von mir!“ „Und was genau heißt das jetzt?“, fragte Aleidis verwirrt. „Ich werde es dir erklären. Warum meine Theorie jetzt stimmt, meine ich!“, begann Endoril und lehnte sich nach vorne, „Als die Hochelfen entstanden, kamen auch die Dämonen! Hochelfenähnliche Geschöpfe, doch völlig anders. Damals gab es einen großen Krieg zwischen den beiden Rassen. Sie vernichteten sich beinahe gegenseitig! Schließlich versteckte sich jede Rasse vor der anderen, bis zwei aus jeder Rasse auserwählt wurden. Von der Sonne und dem Mond, von Feuer und Eis. Ein Hochelfenmädchen bekam die göttliche Macht des Mondes und beherrschte das Eis. Und ein Dämonenjunge bekam die göttliche Macht des Feuers, also der Sonne. Damals führten die Mondentochter und der Sonnensohn jeder ein gigantisches Heer in die Schlacht gegen die andere Rasse. Jeder hoffte auf den Sieg und die Vernichtung der anderen Rasse. Aber bei der finalen Schlacht töteten sich Mondentochter und Sonnensohn gegenseitig. Einige Jahrtausende später erschienen wieder eine Mondentochter und ein Sonnensohn, wieder eine Hochelfe und ein Dämon! Die Mondentochter ist immer eine weibliche Hochelfe. Und der Sonnensohn immer ein männlicher Dämon. Auch diese beiden führten ein Heer in die Schlacht und wieder töteten sie sich gegenseitig! Es ging über mehrere Millionen Jahre so. Und vor über einem Jahrtausend haben sich die Dämonen und wir Hochelfen in diese kleine Parallelwelt zurückgezogen. Die Dämonen leben hinter dem Hügelzug auf der Ebene. Du hast ihn sicher schon gesehen als Anar dich hergebracht hat. Die letzte Mondentochter war meine Urururgroßmutter Loranda. Nachdem ihr Mann bei einem kleinen Kampf mit den Dämonen gefallen war, hat sie die Macht des Mondes bekommen. Und eine Heer gegen die Dämonen geführt. Damals war aber auch schon der Sonnensohn bei den Dämonen. Sonnensohn und Mondentochter töteten sich wieder gegenseitig. Seit damals hat es keine Mondentochter und keinen Sonnensohn mehr gegeben. Und die beiden können nur parallel existieren! Lebt der Sonnensohn, lebt die Mondentochter! Verstehst du?“ Aleidis zuckte zusammen, alles in ihr schien erstarrt zu sein. War sie ...? Endoril schien es in ihren Augen lesen zukönnen. Er nickte langsam, „Du bist eine Abkommin der Hochelfen. Und wenn man das mit dem verbindet was du mit den Banditos gemacht hast und damit wie du den Wind neutralisiert hast, dann bleibt nur eine Möglichkeit übrig! Du bist die neue Mondentochter!“ Aleidis glaubte ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Sie - ein Abkomme der Hochelfen. Sie – die neue Mondentochter. Ihr Schicksal – bereits geschrieben! „Was glaubt Ihr?“, fragte Aleidis und sah Endoril bang an, „Werden der Sonnensohn und ich uns – uns auch gegenseitig töten?“ „Bisher war es immer so!“, erwiderte Endoril. Aleidis legte das Gesicht in die Hände. Tränen rollten leise aus ihren Augen. „Meine Vorfahrin Loranda hat lange und hart trainiert um den Sonnensohn zu besiegen. Aber sie hat es nie geschafft die göttliche Stufe zu erreichen! Vielleicht schaffst du es ja!“ „Besser als etwas zu tun, dass einem aufgezwungen wird!“, murmelte Aleidis ohne Endoril anzuschauen, „Besser zu sterben als ewig unglücklich zu sein! Besser ewig tot als ewig ein Schatten!“ „Was meinst du?“, fragte Endoril mit sanfter Stimme und plötzlich spürte Aleidis, dass er sie sanft an der Schulter berührte. Sie sah auf, Tränen kullerten immer noch aus ihrem Gesicht. Endoril stand vor ihr, die Hände auf ihren Schultern. „Mein Vater!“, murmelte Aleidis, „Er will das ich Latein lerne! Und dann Jura, also Recht, studiere! Aber ich will das nicht! Aber er zwingt mich dazu! Er ist kalt wie ein Eisblock und ohne Gefühl.“ „Er wird wohl denken, dass das am Besten für dich ist! Aber so wird er nicht weit kommen!“, meinte Endoril, setzte sich auf die Sesselarmlehne und nahm Aleidis in den Arm, „Ich bin selbst auch Vater. Ich wollte eigentlich auch, dass meine Tochter Rina Heilkunde lernt, aber jetzt kämpft sie mit zwei Kurzschwertern auf einmal!“ Endoril schwieg eine Weile, während Aleidis wieder ruhiger wurde. „Wir unternehmen einfach etwas gegen deinen Vater!“, meinte Endoril mit hinterhältiger Stimme. „Und was?“, wollte Aleidis neugierig wissen. „Ganz einfach!“, grinste Endoril und ließ Aleidis los, „Ich werde in deinem Zimmer ein magisches Portal erschaffen, dass direkt in die Hochelfenstadt führt! Nach der Schule kannst du dann hierher kommen! Du kannst deine Fähigkeiten trainieren! Das musst du allein, weil dich niemand unterrichten kann! Weil nur du es kannst!“ „Das mit dem Portal wäre großartig!“, lächelte Aleidis begeistert! Endoril nickte zufrieden. Gegen Nachmittag war das Portal in Aleidis' Zimmer beschworen. Aleidis war unglaublich glücklich darüber! Endlich konnte sie ihrem Vater entkommen! Von Endoril, den sie inzwischen duzte, erhielt sie ein magisches Armband, dass das Portal öffnete und schloss. Inzwischen saß sie mit Anar im Garten hinter der Burg und unterhielt sich mit ihm. Sie saßen auf einer weißen Steinbank, die an einem weißen, rechteckigen Steintisch stand. Er fand es toll, dass Aleidis mit ihm verwandt war. Eben beugten sich Aleidis und er über eine große Karte der Parallelwelt. Das Land der Dämonen war weiß, im Gegensatz zur Hochelfenwelt. „Siehst du?“, fragte Anar und deutete auf die Hochelfenstadt, die eingezeichnet war, „Es ist wie bei euch Menschen. Das Dämonenland liegt genau im Norden. Die Hochelfen sind also im Süden. Hier ist die Hochelfenstadt. Sie liegt in einem Tal, dem Windtal. Zum Höhenzug hin öffnet sich das Tal zu einer weiten Ebene! Das Hochelfenreich ist nicht so groß, gerade mal ein paar hunderttausend Hochelfen leben hier. Mansche in der Stadt und manche in umliegenden Dörfern.“ Er deutete auf die fünf Dörfer, von denen drei im Tal und zwei schon fast in der Ebene lagen. „Bis zum Höhenzug sind es nur 35 Kilometer. Im Hochelfenland gibt es eigentlich nichts besonderes. Aber hier, am östlichen Ende des Höhenzuges ist ein kleines Tal, umgeben von schroffen Felsen. Und rund um dieses Tal ist die Erde völlig vertrocknet und leblos. Wir Hochelfen wagen uns dort nicht hin. Angeblich ist dort schließlich auch der Eingang zur Zwischenwelt. Dort in dem Tal ist eine Quelle.“, erzählte Anar und es schien, als hätte er es auch erzählt bekommen, „Angeblich ist das Wasser der Quelle lebensverlängernd. Aber weder die Dämonen noch die Hochelfen brauchen das!“ „So?“, grinste Aleidis, „Wie alt bist du denn?“ „Nur 7103 Jahre und drei Monate! Also noch nicht so alt!“, lächelte Anar, „Vater ist älter, ganze 17851 Jahre!“ „Wahnsinn! Wahnsinn!“, meinte Aleidis, „Ich kann mir diese Zahl als Alter gar nicht vorstellen! Die ältesten Menschen kommen gerade mal ein paar Jahre über 115 Jahre hinaus, glaube ich!“ „Da ist man als Hochelf fast noch ein Baby!“, meinte eine weibliche Stimme hinter Aleidis und Anar, „Und manchmal benimmt sich Anar auch noch so!“ Aleidis drehte sich auf der Steinbank halb um und sah zwei Hochelfenmädchen hinter sich. Beide sahen aus wie 18 und etwa 10 Zentimeter kleiner als Anar. Die eine trug rote Stiefel, eine schwarze Hose und eine rote Tunika! An ihrem Gürtel hingen rechts und links jeweils ein Schwert. Diese Hochelfe hatte kinnlange, schwarze Haare und grüne Augen. Die andere hatte eine gelbe Tunika, eine grüne Hose und braune Stiefel an. Sie hatte einen Köcher auf dem Rücken und einen Langbogen in der rechten Hand. Ihre Haare waren braun und die Augen grau. „Hallo ihr beiden!“, meinte Anar etwas beleidigt als die beiden Frauen sich zu ihnen an den Steintisch setzten, „Meine lieben Schwestern!“ „Wir haben es schon gehört!“, rief die mit den schwarzen Haaren, „Du bist mit uns verwandt und die neuen Mondentochter! Ach so, ich bin Rina!“ „Gut, ich bin Mara!“, stellte sich die mit die braunen Haaren vor. „Schön euch kennen zu lernen!“, erwiderte Aleidis. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte ertönte hinter den vieren ein lautes „Buh!“ „Fion! Aleno!“, rief Mara wütend als zwei jüngere Hochelfenjungen lachend an ihnen vorbei liefen. Aleidis erholte sich langsam von dem Schreck, den die beiden ihr eingejagt hatten. „Das ist unser jüngster Bruder, Aleno!“, erklärte Mara und deutete auf den Hochelfenjungen mit den langen hellbraunen Haaren, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er trug eine blaue Hose, schwarze Stiefel und eine graue Tunika. Seine Augen waren ebenfalls blau. An seinem Gürtel baumelte ein Schwert und an den Unterarmen hatte er Lederschütze, in denen sich Peitschen versteckten. „Und der andere ist Fion, jünger als Anar.“, meinte Rina und verdrehte die Augen. Fion hatte schwarze schulterlange Haare, graue Augen und trug eine dunkelviolette Tunika, blaue Stiefel und eine schwarze Hose. Auch er hatte Unterarmschützer, aber in denen verbargen sich ausfahrbare Klingen. Auf dem Rücken hatte er ein schweres Langschwert. Aleno und Fion waren eine Runde durch den Garten gelaufen und setzten sich jetzt zu ihren Geschwistern. „Du bist also Aleidis?“, fragte Fion sofort. „Vater hat und schon alles erzählt!“, rief Aleno, „Du bist die neue Tochter des Mondes!“ „Danke, dass du mich daran erinnerst!“, meinte Aleidis. Neue Tochter des Mondes. Wahrscheinlich würde es genauso enden wie auch bei denen vor ihr. Sie und der Sonnensohn würden sich gegenseitig umbringen. Und irgendwann in ein paar Jahrtausenden würde es eine Neue geben. Eine neue Tochter des Mondes! Und es würde von vorne beginnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)