Handschellen und Herzklopfen von Yuri-hime (Der Cop und die Lady♥) ================================================================================ Kapitel 7: Are you that somebody? --------------------------------- Und weiter gehts! Viel Spaß beim lesen!♥ xxxx Ich denke, es wird das Beste sein, wenn du mich nicht mehr anrufst. Darlenes Worte schwirrten Sakura im Kopf herum und taten noch immer weh. Du und Ino, ihr seid weggegangen, hatte Darlene versucht zu erklären. Zwischen Sam und mir läuft etwas, wenn du verstehst, was ich meine, Sugar. Du weißt ja, wie das hier ist. Na klar, Sakura verstand. Selbst zwei Jahre nach Jeffs Verhaftung machte man sie noch immer verantwortlich für seinen privaten und beruflichen Absturz, gerade so, als hätte Sakura ihn herbeigeführt. Außer Sakura hatten zwar noch ein paar andere Leute gegen Jeff ausgesagt, die stammten jedoch nicht aus Tulouse, und das machte für die Leute einen großen Unterschied. In Tulouse hielt man zusammen, egal was geschah. Sakura nahm die Zeitung, die man ihnen mit dem Kaffee gebracht hatte. „Während du dich rasiert hast, habe ich einen Blick in die Zeitung geworfen. Schau mal, hier sind alle Veranstaltungen des heutigen Tages aufgelistet.“ Sie lächelte und versuchte den Schmerz über das Gespräch mit Darlene zu verdrängen. Sakura wollte ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Zukunft richten, mit aller Energie, die ihr zur Verfügung stand. „Schau dir die Fotos von diesen Autokorsos an. Die Wagen sehen wirklich klasse aus.“ Sasuke blickte sie argwöhnisch an, und sie ahnte, was er dachte. „Mir geht es wirklich gut“, versicherte sie. Statt zu antworten, kam er näher, umschloss zärtlich ihre Wangen mit seinen Händen und schaute ihr tief in die Augen. Er lächelte leicht, und in seinem Blick lag Mitgefühl, das Sakura eigentlich nicht wollte. Doch noch bevor sie protestieren konnte, beugte er sich vor und küsste sie. Es waren warme, zärtliche und tröstende Küsse. Er küsste sie auf die Wangen, berührte dann wieder sanft ihre Lippen und hielt sie dabei ganz fest in seinen Armen. Das sagte mehr als tausend Worte. Sie fühlte sich mit einem Mal geborgen. Es kam nicht sehr oft vor, dass jemand sie so in die Arme nahm. Sie spürte, dass eine wohlige Wärme ihr Herz erfüllte, spürte Trost und Sicherheit und genoss diese Gefühle. Er küsste sie weiter sanft und strich ihr dabei übers Haar. Die ganze Anspannung fiel von ihr ab. Sie fühlte sich wunderbar. Sie fühlte sich fast zu gut- bei einem Mann, bei dem es eigentlich nur um Sex gehen sollte. Ein Mann, der ihr zu verstehen gegeben hatte, dass es ihm nur um Sex ging. Aber irgendwie glaubte sie ihm nicht ganz. Seine Zärtlichkeit kam von Herzen. Sakura mochte Sasuke, wenn er sich so fürsorglich verhielt, doch gleichzeitig machte ihr sein Verhalten Angst. Sie hatte Angst, dass sie selbst mehr als Sex von ihm wollte. Also löste sie rasch ihren Mund von seinen Lippen und wich einen Schritt zurück. Sie klopfte leicht und fast beiläufig mit einer Hand auf seine Brust. „Danke. Mir geht es wirklich gut.“ Sie trat einen weiteren Schritt zurück, drückte ihm die Zeitung in die Hand und versuchte die Situation zu überspielen: „Lass uns später zu eine Auto- Show gehen. Interessierst du dich für Autos? Das tun doch alle Männer, oder?“ Oh, wie lässig, Sakura, dachte sie. Er schaute sie an, lächelte dann beiläufig und nahm die Zeitung. „Klar. Mein Vater besaß sogar ein Muscle-Car, einen dieser Wagen mit gewaltigem Motor unter der Haube. Wird bestimmt lustig dort.“ „Also abgemacht.“ Ihre Stimme war etwas schrill, wurde jedoch ruhiger, als sie ihre Sachen zusammensuchte. „Komm, lass uns aufbrechen.“ Das Pfandleihhaus hatte geschlossen und nachdem Sakura und Sasuke an einer Straßenecke ein paar Hot Dogs gegessen hatten, machten sie sich auf den Weg zum Autokorso. Bald standen sie vor einem Meer von leuchtend bemalten Limousinen, Trucks und Sportwagen. Bei manchen war die Kühlerhaube geöffnet, und man konnte ihre chromblitzenden Motoren bewundern. Auf einer Bühne stand ein Elvis-Imitator, der von Mädchen in Petticoats flankiert wurde. Fünfziger-Jahre-Musik drang aus großen Lautsprechern. Ein Moderator kündigte die Band als „Johnny and the Elmos“ an. „Wenn die nur Grütze spielen, gehen wir“, witzelten Sasuke, und Sakura musste lachen. Sasuke wurde warm ums Herz. Er wusste, dass der Anruf vorhin sie sehr verletzt hatte. Umso mehr freute er sich jetzt über ihre Ausgelassenheit. Nachdem er ihre Geschichte gehört hatte, war er stolz auf Sakura gewesen, stolz darauf, dass sie Texas verlassen hatte und nach Kalifornien gezogen war. In seinen Augen ein mutiger Schritt. Sakura Haruno war hart im Nehmen, wahrscheinlich konnte sie sogar mehr ertragen als er, aber vorhin im Hotel hatte er sehen können, wie verletzt sie trotz allem war. Hand in Hand schlenderten sie durch die Reihen von Fahrzeugen mit Achtzylindermotoren und deren stolzen Besitzer. „Mein Vater besaß einen alten Plymouth Barracuda“, erzählte er. „Er war rot und hatte breite schwarze Streifen auf der Kühlerhaube.“ Er schaute zu zwei Männern hinüber, die sich über die Motorleistung eines 1956er Chevy unterhielten. „Der Wagen meines Vaters konnte bestimmt gut zweihundert Meilen pro Stunde fahren.“ Und fast unhörbar fügte Sasuke dazu :“Wenn ich das bloß mal ausprobiert hätte.“ „Hast du den Wagen nicht fahren dürfen?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass er verkauft wurde. Ich war damals noch ein Teenager. Sie hatte wohl Angst, dass ich ihn mir wohl schnappe und damit gegen einen Baum rase.“ Er lachte. „Ich war wirklich ein Satansbraten.“ „Ich deinen Augen vielleicht.“ Sie schaute ihn über den Rand ihrer Sonnenbrille an. „Erzähl mir von deiner Kindheit. Was haben deine Eltern gemacht? Hast du Geschwister?“ „Einen älteren Bruder. Er ist verheiratet und lebt in Oakland. Mein Vater war Polizist in San Francisco, bis er vor fünf Jahren pensioniert wurde. Wir lebten im Stadtteil Sunset, bis mein Bruder und ich in die Grundschule kamen. Dann zogen meine Eltern, so wie fast alle ihre Freunde, in die Vorstadt. Beide leben jetzt noch in San Mateo in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin.“ „Klingt nach einer heilen Welt.“ Sasuke widersprach nicht, denn verglichen mit Sakuras Kindheit war er wirklich in einer heilen Welt groß geworden. Schon früh hatte er gewusst, was er werden, wo er leben und schließlich auch wen er heiraten wollte. Sein Leben war nach Plan gelaufen. Jedenfalls bis zu dem Tag, als Nic starb. Er verdrängte den Gedanken. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder unbeschwert, und dieses Gefühl wollte er nicht aufs Spiel setzen. „Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht auch Probleme hatte“, sagte er. Das nahm sie ihm nicht ganz ab. „Nenn mir eine Situation, in der du in Schwierigkeiten warst.“ „Ich habe das Motorrad eines Freundes zu Schrott gefahren und bin dabei fast ums Leben gekommen.“ „Nein!“ „Doch. Danach haben meine Eltern den Barracuda verkauft. Sie wollten kein Risiko eingehen.“ Sakura und Sasuke liefen weiter. Sasuke blieb ab und zu an einem Mustang oder einem Camaro stehen und schwelgte in Erinnerungen an die Autos seiner Freunde. Es schien alles so lange her, und er dachte nicht mehr oft an seine Zeit in der High-School. Sie erinnerte ihn schmerzlich an den Beginn seiner Liebe zu Nic. Seltsamerweise jedoch tat die Erinnerung heute und an diesem Ort weniger weh als gewöhnlich. „Ein Kumpel von mir hatte diesen alten Impala. Man konnte ihn aus einer Entfernung von drei Meilen hören“, sagte er. Sakura lachte, gerade als Sasuke einen roten Plymouth Barracuda entdeckte. „Wenn das nicht der gleiche Wagen ist, den mein Vater hatte!“ Sakura lief hinter ihm her.“ Ist das der Wagen?“ Er schaute ihn genauer an. „Nein, er sieht ihm aber zum Verwechseln ähnlich.“ Er betrachtete das Auto andächtig und kam mit dem Besitzer ins Gespräch. Er hieß Bill McKernan und seine Frau Clara Sue. Sie waren extra den weiten Weg von Tacoma, Washington, hierhergefahren . Bill war ein älterer Mann mit freundlichen blauen Augen. Er war Mechaniker bei einem Kurierdienstunternehmen und reparierte in seiner Freizeit Muscle-Cars, um sie dann mit Profit weiterzuverkaufen. Carla Sue schien genau zu ihm zu passen- mit ihrer rotgefärbten Hochsteckfrisur, der Nietenjeans und dem T-Shirt mit der Aufschrift Trophy Wife aus pinkfarbenem Straß. Die vier unterhielten sich eine Stunde lang. Bill und Sasuke sprachen über Autos, während Carla Sue Sakura einen kurzen Überblick über ihre Familienverhältnisse gab. Sie hatten eine Tochter und zwei Söhne , von denen einer im Irak stationiert war. Und bevor er sich‘s versah, saß Sasuke hinter dem Lenkrad des Autos und spürte die Wärme des schwarzen Vinylsitzes unter sich. Als Kind hatte er auf diese Weise Stunden im Wagen seines Vaters verbracht und sich vorgestellt, er sei Steve Mcqueen oder Clint Eastwood, die die Straßen San Franciscos entlangflitzten. „Er ist zu verkaufen“, sagte Sakura und setzte sich auf die lange Rückbank hinter Sasuke. Sasuke strich mit der Hand über die Holzkonsole zwischen den Vordersitzen. „Ich verkaufe hier jedes Jahr ein Auto“, verkündete Bill und grinste. „Ich hatte eigentlich nicht geplant, heute ein Auto zu kaufen“, erwiderte Sasuke und bemerkte kurz darauf Sakuras finsteren Blick im Rückspiegel. „Wirklich nicht“, beharrte Sasuke. „So ein Auto muss man spontan kaufen“, meinte Sakura und schaute Carla Sue an, die sich neben sie gesetzt hatte. „Nach einer Probefahrt wirst du gar nicht mehr anders können, als das Auto zu kaufen.“ Bill trat vor das Auto, klappte die Kühlerhaube zu und setzte sich dann neben Sasuke auf den Beifahrersitz. „Eine Schönheit!“ Er strich über das Armaturenbrett. „Alles original, auch das Polstermaterial. Nur der Fußraum ist neu gemacht.“ Sasuke wurde von allen Seiten zum Kauf ermuntert. Natürlich gefiel ihm der Wagen ausgezeichnet, doch er wagte kaum davon zu träumen, ein solches Prunkstück jemals zu besitzen. Sakura zwinkerte Carla Sue zu. „Also ich finde ja, dass du als verantwortungsvoller Sohn deinem Vater den gleichen Wagen wieder kaufen solltest, den er damals deinetwegen verkaufen musste.“ Er sah ihr Lächeln im Rückspiegel. „Ich soll diesen Wagen für meinen Vater kaufen?“ „Warum nicht?“ „Ich mache Ihnen einen guten Preis“, sagte Bill. „Sozusagen einen Vater-Spezialpreis.“ Sasukes Vater würde aus allen Wolken fallen. Und er hatte bald Geburtstag. Sasuke sah das Gesicht seines Vaters schon vor sich, wenn er mit diesem Auto um die Ecke geflitzt käme, und empfand schon jetzt eine diebische Freude dabei. Eine großartige Idee. Wenn auch verrückt. Sakura klopfte Bill auf die Schulter. „Er denkt darüber nach, Bill. Bleiben Sie dran!“ Das Nächste, woran Sasuke sich erinnerte, war der Fahrtwind in seinem Gesicht, als er Gas gab. Er fühlte sich fantastisch- mit diesem witzigen Ehepaar aus Tacoma auf dem Rücksitz und der sexy rosafarbenen an seiner Seite, die sein Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte. Es war schon nach zehn Uhr abends, als Sakura und Sasuke wieder in ihrem Hotelzimmer waren. Sie hatten gegessen und waren anschließend auf ein Neil-Young-Konzert gegangen, wo sie viel getanzt hatten. Genau die richtige Ablenkung für Sakura an diesem Tag. Morgen würden sie wieder hinter Jeff und den gestohlenen Gegenständen her sein, und Sakura musste versuchen, ihren Anwalt zu erreichen, um ein Exemplar der unterschriebenen Scheidungspapieren aufzutreiben. Danach würden sie und Sasuke nach Hause fahren und sich für immer verabschieden. Sie dachte mit gemischten Gefühlen daran. Einerseits mit Erleichterung, aber auch mit einer gewissen Traurigkeit. Er war ein vorzüglicher Liebhaber, und sie hatte auch noch andere positive Seiten an ihm entdeckt, an die sie sich gewöhnen könnte. Ino würde jetzt sicherlich schon wieder Angst haben , dass Sakura vor lauter Verliebtheit die Realität aus den Augen verlor, wie schon vor Jeff und einigen anderen davor. Sakura beobachtete Sasuke, wie er Preisschilder von Jeans und T-Shirt entfernte, die er gerade im Hard Rock Café gekauft hatte. Er entsprach vollständig ihrem Ideal eines Mannes. Sie mochte seine Art sehr. Er war selbstsicher, souverän und klug. Vermutlich stellte sie ihn mit ihrem geliebten Vater auf eine Stufe. Sasuke hatte ihr immer wieder versichert, dass er für die Liebe nicht bereit ist. Es würde also eindeutig das Beste sein, so schnell wie möglich zurückzufahren und Abschied von ihm zu nehmen, bevor Sakura die Kontrolle über ihre Gefühle verlor. „Du musst diesen Wagen unbedingt kaufen“, sagte sie und riss sich selbst damit aus den Gedanken. „Ich werde darüber nachdenken“, erwiderte er nur. „Und währenddessen schnappt ihn dir jemand weg.“ „Dann muss es wohl so sein.“ „…sprach er und ließ sich die Chance seines Lebens entgehen.“ Er legte die neuen Kleidungsstücke auf den Tisch, nahm Sakura in die Arme und kreiste mit den Hüften. „Aber ich habe mir nicht entgehen lassen, heute mit dir zu tanzen.“ Als er sie herumwirbelte, lachte Sakura. „Du bist wirklich ein richtig guter Tänzer!“ Dann öffnete er ihren Gürtel, ließ ihn zu Boden fallen und zog ihr die Bluse über den Kopf. „Und ich kann auch noch andere Sachen richtig gut.“ Sie fasste ihm in den Schritt. „Wirklich? Das hatte ich ganz vergessen. Ist ja auch schon ein Weilchen her.“ „Darf ich deinem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen?“ Es dauerte nicht lange, und beide lagen nackt auf dem Bett. Sie räkelte sich lustvoll unter ihm und spürte seine harte Erektion an ihrem Körper. Doch Sasuke verhielt sich anders in dieser Nacht. Statt wild und entfesselt war er zärtlich und ruhig. Seine lasziven, fordernden Bewegungen verwandelten sich in etwas Liebevolles. Und als er seinen Körper auf ihr bewegte, überkam sie ein heißes und zugleich sinnliches Gefühl. Er küsste sie ganz sanft auf Schultern, Brüste und Taille und schließlich zwischen die Beine. Bei jeder Berührung seiner Lippen liefen Sakura kleine Schauer über den Rücken und erhitzten ihren tiefsten empfindsamen Punkt. Er liebkoste sie hingebungsvoll und ohne Eile, bis Sakuras Körper zu lodern schien. Die anderen Male hatte er sie wild geliebt und schnell zum Höhepunkt gebracht. Oder er hatte sie warten lassen, sich immer wieder zurückgezogen, bis sie um Gnade bat. Die hatte dabei die pure Lust genossen. Doch jetzt tastete er sich behutsam vor und drang ganz langsam in sie ein. Er betrachtete sie voller Zuneigung, und während er immer tiefer in sie eindrang, küsste er sie und passte sich ihrem Rhythmus an. Ihre Körper und Seelen waren vereint, und jeder seiner Küsse löste zarteste Empfindungen in ihr aus. Sakura schien berauscht von Sasukes Blick und der Harmonie ihrer Bewegungen, und sie atmete heftig, während beide dem Gipfel der Lust entgegenstrebten. Als sie den Höhepunkt erreichte, beugte Sasuke sich über sie und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund und kam dann ebenfalls. Ruhe und Sinnlichkeit schien beide einzuhüllen. Sasuke drückte Sakura fest an sich. Sie schmiegte sich an ihn, und sein warmer Atem streifte ihre Haut. Sie betrachtete die dunklen Schatten an den Wänden. Im Zimmer war es ganz still. Sie liebte es sehr, in seinen Armen zu liegen, die sie beschützten. Ein Traum schien wahr zu werden. Sakura merkte plötzlich, dass Sasuke in ihren Gedanken zu etwas wurde, was er vielleicht nicht war. Er war zu ihrem Helden, denn Mann ihrer Träume, geworden. Sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, und es war nur eine Frage der Zeit, so fürchtete sie, bis der nächste Liebeskummer sie aus der Bahn werfen würde. Sie hoffte, morgen schnellstmöglich Inos Ring zu finden und die Affäre mit Sasuke beenden zu können. Das wäre gestern noch leichter gewesen, als nur der pure Sex gezählt hatte, Sasuke mit sich und der Welt um Unreinen gewesen war und sich von seiner schlechten Seite gezeigt hatte. Ja, es wäre einfacher gewesen, den schlecht gelaunten Sasuke zu verlassen. Doch heute war er so anders, zärtlich und liebevoll, und irgendwie traf er sie damit direkt ins Herz. Sie starrte an die Decke. Inos Warnungen gingen ihr durch den Kopf, und dieses Mal schlug sie sie nicht in den Wind oder machte sich darüber lustig. Ino würde recht behalten. Deshalb musste Sakura jetzt alles schnell erledigen und schnell nach Hause fahren. „Ich habe ihn gefunden, Ino, dein Ring war tatsächlich in diesem Pfandleihhaus!“ Sakura stand auf einem belebten Gehweg und war außer sich. „Sie haben auch Grandpas Uhr und fast alles andere, was Jeff aus unsere Wohnung gestohlen hat.“ „Fast alles?“, fragte Ino nach. „Was fehlt denn noch?“ Sakuras Freude bekam einen leichten Dämpfer. „Daddys Medaille war nicht dabei. Der Besitzer des Pfandleihhauses hat Jeff gesagt, sie sei nichts wert, und wollte sie deshalb nicht haben. Sasuke ist noch drin und lässt sich noch die Anordnungen der Polizei hierherfaxen, die den Besitzer des Pfandleihhauses verpflichtet, die gestohlenen Sachen herauszugeben. Sasuke meint, es würde noch ein paar Tage dauern, bis wir unsere Sachen endgültig zurückbekommen, aber immerhin.“ „Das ist ja großartig, Sak!“ Das war es wirklich. Nach drei Tagen Ungewissheit spürte Sakura zum ersten Mal so etwas wie Erleichterung. Sie war vor allem froh, dass Inos Ring wieder aufgetaucht war. Nichts sollte zwischen Ino und ihr stehen. „Fahrt ihr jetzt zurück nach San Francisco?“, erkundigte sich die Freundin. „Ja. Entweder fahre ich mit Sasuke oder nehme den nächsten Bus. Ich weiß nicht genau, was er noch vorhat, wir haben ja Jeff und das gestohlene Auto noch nicht gefunden. Auf jeden Fall hat er mir sehr geholfen.“ „Wie nett von ihm“, meinte Ino sarkastisch. Sie hatte noch nicht vergessen, dass Sasuke in ihren Laden gestürmt war und Sakura vor allen Anwesenden des Autodiebstahls bezichtigt hatte. „Ja, war es. Und ich kann dich beruhigen, unsere Wochenendaffäre ist aus und vorbei, ohne dass er mir das Herz gebrochen hat.“ In ein paar Tagen würde sie sich das sicherlich auch selbst glauben. Wenn sie im Moment jedoch ganz ehrlich zu sich war, hatte sie sich doch ein bisschen, zumindest ein klitzekleines bisschen in diesen Mann verliebt. Das würde sie vor Ino natürlich nie zugeben. Ihre Freundin würde nicht verstehen, dass eine intelligente Frau ihr Herz an einen Mann verlieren konnte, den sie erst zwei Tage kannte. Und auch Sakura konnte es sich nicht wirklich erklären. Davon abgesehen hatte Sasuke ja auch selbst klargemacht, dass er keine feste Beziehung wollte. „Ich bin stolz auf dich“, sagte Ino. „Vielleicht war dein Jahr ohne Männer doch zu etwas nütze.“ Sakura blickte durch die Schaufensterscheibe des Pfandleihhauses und sah, dass Sasuke sich noch immer unterhielt, während er sich gleichzeig sein Handy ans Ohr hielt. „Nicht nützlich genug, wenn ich da an die Probleme mit der Scheidung denke. Ich habe meinen Anwalt immer noch nicht erreicht. Ich spreche immer nur mit dem Anrufbeantworter.“ Von Darlene wollte Sakura Ino lieber nichts erzählen; heute sollte ein Tag der guten Nachrichten bleiben. „Viele Büros haben montags geschlossen, mach dir keine Sorgen. DU wirst das regeln, wenn du zu Hause bist.“ „Sasuke ist immer noch dabei, den Pfandleihhausbesitzer zu befragen, aber wir werden uns bestimmt heute noch sehen, Ino.“ „Das ist cool, dann essen wir heute Abend zusammen, und erzählst mir von deinen Abenteuern.“ Sie beendete das Gespräch. Sakura klappte ihr Handy zu und ging zu Sasuke. „Das habe ich Ihnen doch schon gesagt“, drängte der Geschäftsinhaber. „Der Typ hat keinen Laptop erwähnt. Ich hätte ihn im Übrigen sowieso nicht gebrauchen können, wir nehmen gar keine Computer an.“ Sasuke runzelte missmutig die Stirn. Sakura hätte sich jetzt ein Lächeln von ihm gewünscht, schüttelte dann aber innerlich den Kopf über sich selbst. „Was ist das für eine Geschichte mit dem Laptop?“, fragte sie und ging auf den Verkaufstresen zu. „Er lag im Kofferraum meines Wagens“, antwortete Sasuke. „Ich hatte die Hoffnung, Jeff hätte ihn versetzt.“ Ihr Lächeln verschwand. „Das tut mir leid, das wusste ich nicht. Hast du ein Backup deiner Dateien gemacht?“ Er klappte sein Handy zu, dann wieder auf und tippte erneut eine Nummer. „Es war gar nicht mein Laptop, sondern ein wichtiges Beweismittel.“ Dann hob er die Hand und sprach ins Telefon. „Kevin, hast du etwas für mich?“ Sakura schaute ihn an, und ihr wurde einiges klar. Bestürzung ergriff sie. Sie hatte die ganze Zeit nur an ihre eigenen Probleme und an den guten Sex mit Sasuke gedacht und sich nicht einmal gefragt, warum er so sehr hinter seinem Wagen her war. Aus männlichem Stolz oder Polizistenehrgeiz, hatte sie vermutet. Doch jetzt verstand sie. Er wollte weder Jeff noch das Auto. Er wollte den Laptop. Während Sasuke telefonierte, versuchte Sakura, die letzten drei Tage Revue passieren zu lassen. Zuerst fiel ihr das Gespräch mit Sasuke in der Bar ein, als er beiläufig von einem wichtigen Fall gesprochen hatte, an dem er gerade arbeitete. Dann das Ehepaar auf dem Revier. Sie hatte ihn schließlich gefragt, was mit deren Tochter passiert sei. Jetzt dämmerte es ihr. Das wollte ich gerade herausfinden, als mein Auto gestohlen wurde, hatte er gesagt. Sasuke beendete das Telefongespräch, gab dem Inhaber des Pfandleihhauses seine Visitenkarte und nahm dessen im Gegenzug entgegen. „Sie werden heute noch ein Fax bekommen. Falls es irgendwelche Probleme geben sollten, rufen Sie mich an.“ Dann drehte er sich um zu Sakura. „Der Laptop und das verzweifelte Ehepaar, sie haben irgendwas miteinander zu tun, oder?“, fragte sie. Er nahm sie beim Arm und führte sie hinaus. „Ja, haben sie.“ „Läuft der Mörder ihrer Tochter etwa noch frei herum, weil Jeff dein Auto gestohlen hat?“ „Möglicherweise.“ Sakura wurde schlecht. Sie blieb abrupt stehen. „Das tut mir so leid“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Es ist nicht deine Schuld.“ „Was war auf dem Computer gespeichert? E-Mails, Belege, Finanzdinge?“ Als er ihren betrübten Gesichtsausdruck bemerkte, legte er tröstend die Hand auf ihre Schulter. „Sak, die Untersuchungen haben nichts ergeben. Ich wollte damals gerade zu jemandem fahren, der mir vielleicht hätte weiterhelfen können. Aber womöglich ist gar nichts weiter Interessantes auf dem Laptop gespeichert.“ „Dann wärst du wohl kaum den langen Weg hierhergefahren.“ Sasuke wollte Sakura nicht weiter über den Fall informieren und sagte nur: „So ist es eben, Sak. Aber du musst dich nicht schuldig fühlen.“ Sakura stiegen Tränen in die Augen, weil sie sich schrecklich fühlte, aber auch, weil er sie so liebevoll zu trösten versuchte. In einer Situation, in der Jeff sie geschlagen hätte, tat dieser sanfte Mann alles dafür, dass sie sich besser fühlte. Sie war gerührt. „Ich muss mich hinsetzen“, flüsterte sie mit weichen Knien. „Warum hast du mir das nicht von Anfang an gesagt?“ „Der Fall hatte nichts mit dir zu tun.“ „Von wegen! Ich bin der Grund, dass Jeff überhaupt bei dir aufgetaucht ist.“ „Du bist nicht verantwortlich für die Handlungen deines Mannes.“ „Exmann“, korrigierte sie kraftlos. Als der erste Schock nachließ, packte sie die Wut. Jeff war wirklich zu gar nichts zu gebrauchen. Sasuke legte den Arm um Sakura und führte sie ein paar Häuserblocks weiter in ein halb leeres Café. Dort erzählte er ihr alles über Mendoza und deren Tochter Anna. Sakura nippte an ihrem Ginger Ale, während sie aufmerksam der traurigen Geschichte lauschte, und je mehr sie hörte, umso entschlossener war sie, Sasuke bei der Suche nach Jeff weiter tatkräftig zu unterstützen. „Du vermutest also, dass dieser Creed Anna umgebracht und die Tat als Selbstmord getarnt hat, oder?“, fragte sie. „Ich halte mich an die Beweislage.“ Sie zog die Augenbrauen hoch und versuchte es noch einmal. „Was, glaubst du, verbirgt sie auf dem Computer? Meinst du, er hat einen Killer angeheuert?“ „Es gibt zahlreiche Theorien. Ich habe einfach den Verdacht, dass auf dem Laptop etwas gespeichert ist, das die Polizei nicht sehen soll. Vielleicht ist es sogar etwas, das mit dem Mord an Anna gar nichts zu tun hat.“ Er zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Kaffee. „Vielleicht hinterzieht er Steuern und fürchtet, wir interessieren uns dafür.“ „Vielleicht ist es aber auch das Indiz, das eine der Theorien bestätigt.“ Statt zu antworten, kniff er nur leicht die Augen zusammen und nippte weiter an seinem Kaffee. Doch Sakura hatte genug gehört. Sie nahm ihr Adressbuch und ihr Handy aus der Tasche, suchte eine Nummer und tippte sie ein. „Hallo?“ „Cynthia, hier ist Sugar. Ich muss…“ „Sugar!“ „Ja, Cynthia…“ “Du hast vielleicht Nerven, hier anzurufen. Reicht es nicht, dass du das Leben meines Sohnes ruiniert und ihm das Herz gebrochen hast? Was hast du vor, Sugar, willst du etwa noch weiteres Unheil anrichten?“ „Jeffs Herz gebrochen? Ich versteh kein Wort.“ „Oh, wir wissen genau, was du getan hast. Der ganze Ort weiß Bescheid.“ „Über was weiß der ganze Ort Bescheid? Cynthia, ich rufe an, weil…“ „Jeff saß im Gefängnis, deinetwegen, und du hast nichts Besseres zu tun, als mit einem anderen Mann ins Bett zu gehen? Kannst du dir gar nicht vorstellen, was das in ihm ausgelöst hat?“ Sakuras Puls begann zu rasen. „Du hast mit Jeff gesprochen?“ „Er hat uns erzählt, dass ihr gar nicht geschieden seid und dass ihr wieder zusammenkommen würdet. Ich habe ihn allerdings für verrückt erklärt, wenn er mit dir auch nur ein einziges Wort wechseln würde, nach all dem, was du ihm angetan hast. Aber er wollte es eben. Nun hat er ja mit eigenen Augen sehen können, wovor wir ihn bereits vor Monaten gewarnt haben. Du bist nicht nur hinter dem Geld her, sondern auch noch eine Ehebrecherin!“ „Nein, bin ich nicht. Ich…“ „Eine Nutte bist du! Eine geile, miese Nut…“ Sakura klappte ihr Handy zu und verzog den Mund. „Das war ein Fehler.“ Sasuke legte seine Hände auf ihre. „Alles in Ordnung? Du bist ganz blass geworden. Wer war das?“ „Jeffs Mutter.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Sie hat dummes Zeug geredet.“ Sie schluckte und tippte wieder eine Nummer in ihr Handy. „Sak, du musst das nicht tun.“ „Hallo?“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. „Trip, ich bin’s. Ich habe gerade mit Cynthia Dearing gesprochen“, sagte Sakura. „Was hast du?“ Ich Stiefbruder lachte. „Bist du lebensmüde? Diese Frau hat überall Alarm geschlagen, nachdem Jeff sich bei ihr gemeldet hat.“ „Jeff hat sich bei ihr gemeldet?“ Sie schaute Sasuke an. „Wo ist er, Trip?“ „Wenn ich das wüsste. Ich weiß nur, dass Cynthia letzte Nacht in der Kirche war und heftig über dich geschimpft hat. Von wegen Jeff hätte dich gesucht, um sich mit dir zu versöhnen, doch seist du mit einem anderen Mann zusammen gewesen. Was ist los, Sugar?“ „Trip, du weißt das Jeff und ich geschieden sind. Es ist vorbei, seit…“ „Seine Fassung hört sich aber vollkommend anders an. Er hat wieder ganz Tulouse in Aufruhr versetzt. Das wird deiner Mutter gar nicht gefallen.“ Sakura hörte ein Geräusch im Hintergrund. Er hatte den Ton des Fernsehers lauter gestellt. „Ich muss hier weg, bevor sie und Dad nach Hause kommen. Ich habe keine Lust auf ihr Geschrei.“ „Trip, Jeff hat Ino und mich bestohlen und dann ein Auto geklaut.“ „Tief verzweifelt der Mann, keine Frage.“ „Oh, das kannst du laut sagen.“ Sie wurde jetzt richtig wütend. „Trip, du musst herausfinden, wo er ist.“ „Und was springt für mich dabei heraus?“ Sie atmete einmal tief durch. Typisch Trip, sie hätte es wissen müssen. Er war seinem Vater einfach zu ähnlich. „Was willst du, Trip, Geld? Ich habe keins. Vielleicht könntest du einmal in deinem Leben wie ein Bruder handeln und mir aus reiner Zuneigung helfen?“ Trip lachte nur. „Bitte, es ist wichtig.“ „Die Werbung ist zu Ende, ich muss gehen. Wenn ich etwas von Jeff höre, werde ich mich melden.“ „Hast du überhaupt meine Nummer?“, versuchte sie noch nachzuhaken, doch er hatte bereits aufgelegt. „Meine Güte“, sagte sie halblaut. Sasuke nahm ihr das Handy aus der Hand. „Hör jetzt auf damit, Sak. Wir haben bereits seinen Bewährungshelfer ins Spiel gebracht. Wir werden hoffentlich bald etwas von Jeff hören.“ „Er hat sie doch alle eingewickelt.“ Sie nippte an ihrem Glas und wünschte, es wäre etwas Alkoholisches. „Genauso wie er behauptet, unsere Ehe sei nicht geschieden worden.“ „Tut er das?“ Sakura warf ihm einen Blick zu. „Er kam, um sich Granmas Geld zu holen. Genau das wird er erzählen, falls ich ihn beschuldigen sollte.“ Sie schüttelte den Kopf, weil sie sich darüber wunderte, dass ihr Jeff immer genau zwei Schritte voraus war. „Dieser Mann hätte Alleinunterhalter werden sollen, so wie er die Leute auf seine Seite ziehen kann.“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Diese ganze Geschichte…ist doch klar, er wollte schneller sein als ich. Damit mir nicht die geringste Möglichkeit mehr bleibt, die Wahrheit zu erzählen. Jetzt haben alle wieder ihre feste Meinung über mich, und ich bin das schwarze Schaf des Ortes- genau wie vor zwei Jahren, als Jeff verhaftet wurde.“ Sasuke starrte auf die Kaffeetasse in seiner Hand. „Er hat also allen erzählt, dass er nach Kalifornien gefahren ist, um sich mit dir zu versöhnen?“ Sie nickte. Sasukes Handy klingelte. „Uchiha.“ Sasuke meldete sich, nickte und sagte dann : „Gut, sehr gut.“ Dann beendete er das Gespräch. „Das war mein Partner“, erläuterte er Sakura. „Er hat Jeffs Bewährungshelfer erreicht. Jeff muss am Donnerstag persönlich bei ihm erscheinen. Wenn nicht, wird wieder Haftantrag gestellt.“ „Glaubst du, Jeff ist nach Tulouse unterwegs?“ „Wenn er wirklich so ein Lügner ist, wie du ihn beschreibst, muss er alles tun, um seine Lügen aufrechtzuerhalten. Es wäre keine gute Idee, den Termin am Donnerstag nicht wahrzunehmen.“ Sakura fühlte sich elend. Der Gedanke, nach Texas zu fahren und wieder auf Jeff zu treffen, bereitete ihr Unbehagen. Doch ihr blieb nichts anderes übrig. Grandma hatte ihr beigebracht, dass man Verantwortung für sich und seine Mitmenschen übernehmen musste. Und Sakura wollte Sasuke helfen, obwohl er ihr keinerlei Mitschuld an dem ganzen Schlamassel gab. „Wir sollten mal einen Blick auf die Landkarte werfen“, sagte Sasuke. Sakura schaute in seine ruhigen, entschlossenen Augen und fühlte eine wohlige Wärm, in sich aufsteigen. Blieb also nur noch ein Thema offen: Wie sollte sie mit der Tatsache umgehen, eine weitere Nacht mit Sasuke Uchiha verbringen zu müssen? Das das wars auch schon wieder. Und, wie wars?^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)