Elixandir von Triela-Endo (Seltsame Begebenheiten erwarten dich...) ================================================================================ Kapitel 1: Faeryl ----------------- Faeryl Mitten in der Nacht wurden zwölf Knaben aus dem Schlaf gerissen. Da das Haus nicht besonders groß und geräumig war, und auch nur zum schlafen, kochen und essen diente, schliefen alle dicht beieinander. Die Mutter der Buben lag auf einem Strohlager und stöhnte unter Schmerzen laut auf. Wie kleine Geister schlichen sie zu ihr und scharten sich um sie. Sie alle wussten, was passiert. Ihre Mutter lag in den Wehen und das noch viel zu früh. Ihr kugelrunder Bauch hob und senkte sich. Malik, der älteste der Jungen schickte einen jüngeren weg, um die Nachbarin zu holen. Dieser huschte fast lautlos aus der Hütte und eilte zu dem Nachbarhaus, was sehr viel größer war. Der Knabe trommelte wie wild gegen die Nachbarstür, bis er hörte, dass sich drinnen etwas regte. Ein betagter Mann schloss die Tür auf und Kerzenschein erhellte das Gesicht des Jungen. Er war dünn, hatte zerzauste rote Haare, grüne Katzenaugen und ein milchiges Gesicht. „Silac. Was um himmelswillen machst du um diese Uhrzeit hier?“, fragte der alte Mann erbost, als er den Ursprung der Störung ausmachte. Der Mann war an den Haaren schon sehr ergraut und im Gesicht sehr faltig. Einst war er ein großer Krieger gewesen, aber nun zeichneten die Jahre sich sichtlich ab. „Azimov, bitte. Unsere Mutter liegt in den Wehen. Sie braucht Hilfe von deiner Frau.“ Silac sah ihn flehend an. Der alte Azimov wollte gerade etwas erwidern, da trat eine ältere Frau im Nachthemd zu ihnen. „Ich habe genug gehört, Silac. Bring mich zu deiner Mutter.“ Silacs Blick erhellte sich, bedankte sich und führte Nieve, die alte Nachbarin zu seiner Mutter. Nieve schickte die vielen Kinder aus der Hütte und behielt nur Malik da, der bei der Geburt helfen konnte. Der Rest der Knaben lungerten rastlos vor der Hütte herum und warteten. Ihnen kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Malik die Tür öffnete. Sie alle stürmten beinahe gleichzeitig in den kleinen und einzigen Raum und drängten sich um ihre Mutter. Nieve gab den Blick auf die Mutter frei, die erschöpft und blass auf dem Strohlager lag, mit einem kleinen schlafenden Mädchen auf dem Arm. „So Merion. Ich lasse dich und deine Jungs jetzt mal alleine. Morgen komme ich noch einmal nachsehen.“, sagte Nieve und verabschiedete sich. Merion bedankte sich für die Hilfe und lächelte ihre Söhne an. Silac wagte sich in das Gesicht des Mädchens zu sehen. „Wie soll sie denn heißen?“ Eine Öllampe herhellte die Hütte etwas und das Licht fiel auch auf das schlafende Mädchen. Die Haut war zerschrumpelt und die wenigen Haare lagen feucht auf der Kopfhaut. Merion, die Mutter, lächelte glücklich, da sie nun endlich eine Tochter zur Welt gebracht hatte. „Faeryl.“, sagte sie und schickte ihre Söhne schlafen. Einige Tage später war Merion mit ihrer einzigen Tochter alleine in der Hütte. Die Knaben waren in der Lehre oder spielten mit anderen Kindern des Dorfes. Da Faeryl schlief, ging Merion in den kleinen Garten hinter der Hütte und bearbeitete das Feld. Während sie Unkraut jätete, hing sie ihren Gedanken nach. Sie dachte an ihren Gatten, der auserkoren wurde, das heiligste Gut zum Waldvolk zu bringen, das im Südosten von hier aus lag. Sie seufzte schwer. Er müsste von der Reise eigentlich schon längst wieder zurück sein. Aber er kam nicht. Ein flaues Gefühl machte sich in Merion breit. Als Faeryl in der Hütte weinte, erhob sie sich und ging zu ihr. Toynbee, ein Knabe Merions, mit schütterem grauen Haar und milchigem Gesicht, lief durch das Dorf und rief seine Brüder zusammen. Merion sah auf, als ihre Söhne ankamen, die noch zu jung für die Lehre waren. „Toynbee, was ist denn los?“, fragte Merion ihren Sohn. Toynbee, der in der Regel sehr still und nachdenklich ist, war ganz hibbelig. „Mutter. Hier, ein Brief für dich. Ist das über Vater?“ Merion nahm dem Brief schweigend entgegen und las ihn durch. Ihr Gesicht wurde weiß und sie musste sich auf einen Baumstupf setzen. Sofort waren die Knaben zur Stelle und bestürmten Merion mit Fragen, was denn los sei. Merion wank ab und sagte, dass nicht sei. Sie sollten wieder spielen gehen. Merion ging nach drinnen und warf den Brief in die Kochstelle. Ihr Gatte war tot. Der Verfasser des Briefes hatte zwar stark in Rätseln geschrieben, dennoch wusste sie, was sie zu tun hatte. Merion begann das Essen für ihre Kinder zu kochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)