Es wird wieder ein X von Terra-gamy ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Draußen war es angenehm warm und der Himmel so blau, dass die Sonne ohne Mühe auch die entlegensten Winkel erhellen konnte. Eine sanfte Brise blies und ließ Toshi, der zufrieden in der Mittagssonne saß schmunzeln. Es war die richtige Entscheidung gewesen die Mittagspause nicht in den stickigen Räumen seines Labels, sondern auf dem Hinterhof zu verbringen. Jener war eine kleine Wiese, auf der alle möglichen Gräser und Pflanzen wuchsen. Er hatte sich einfach auf den Boden gesetzt und bedauerte nach einen kurzem Blick auf die Uhr, dass seine Pause schon fast wieder vorbei war. Seufzend erhob er sich aus der Sonne, die langsam weiter zog und ging wieder rein. Von der Sonne geblendet konnte er kaum die Konturen der dunklen Gänge erkennen und seine von der Sonne aufgewärmte Haut überzog in dem klimatisierten Gebäude eine Gänsehaut. „Toshi“ Der ehemalige Sänger der Band X Japan war gerade in dem Gang zu seinen Proberaum eingebogen, als ihn ein früherer Manager von X über den Weg lief. Schon seit mehreren Monaten war der dieser immer wieder mit der gleichen Anfrage auf ihn zugekommen. Der Sänger blieb stehen und wartete auf den Mann, der nur einen Augenblick später zu ihm aufschloss. -X Japan- Genau aus diesem Grund war Toshi dem Mann solange ausgewichen, doch immer wieder war dieser mit seinen Anliegen zu ihm gekommen. Stets hatte er ihn mit einem „Nein“ nach Hause geschickt, aber er fühlte sich dazu verpflichtet dem Mann zu zuhören, da er ihm in seinen schwersten Stunden beigestanden hatte. „Hast du kurz Zeit?“, fragte der und nach einem Nicken seitens Toshis gingen sie gemeinsam in dessen Proberaum, wo sich der Sänger anhörte, was der andere zu sagen hatte. Toshis Raum war neben den Dingen, die ein Künstler zum Arbeiten brauchte, einem Sofa, einem Tisch und einem kleinen Kühlschrank, relativ spartanisch eingerichtet. Nur ein einziges Bild von Toshi, Kaori und Masaya auf der Fensterbank diente dem Raum als Dekoration. „Wie geht’s dir und wie läuft deine Karriere?“ Der Manager fing das Gespräch ganz harmlos an, indem er sich zuerst nach dem Wohlbefinden des Sängers fragte und sich erkundigte wie seine Karriere lief, bevor er das Gespräch auf X lenken wollte. „Gut“, beantwortete Toshi lachend die Frage. „Viel Arbeit.“ Nach einer guten Stunde war der Sänger wieder alleine in seinem Proberaum. Der Bericht des Managers hatte ihn daran erinnert wie viel Spaß er mit X gehabt hatte und in seiner Begeisterung hatte er zugestimmt sich die Sache zu überlegen. „Weißt du noch, wie du und Yoshiki in Brautkleidern auf die Bühne gegangen seid?“ Die beiden Männer hatten sich auf ein Sofa gesetzt und Toshi musste unwillkürlich grinsen, als er an den Tag dachte, der schon so lange zurück lag, dass es ihm vorkam als wäre es das in einem anderen Leben gewesen. „Ich hab noch nie solch unattraktive Bräute gesehen.“ Der Manager entnahm seiner Aktentasche ein Fotoalbum und legte es vor den Sänger auf den Tisch. Er blätterte einen kurzen Moment darin herum und schlug dann eine Seite auf, wo Toshi sich und Yoshiki in Brautkleidern erkennen konnte. „Und guck mal hier.“ Der Manager schlug die nächste Seite auf und zeigte auf ein Foto von dem anderen im Weihnachtsmannkostüm. Toshi nahm das Album und betrachte die vielen Bilder, die X nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne zeigten. hide, der den schlafenden Heath mit Lippenstift beschmierte oder Pata, der mit einer Jack Daniels Flasche schmuste. Das Foto hatte er sogar selber geschossen. „Vor kurzem habe ich mit Yoshiki gesprochen“, riss ihn der Manager aus der Betrachtung des Bildes. „Er würde gerne wieder mit X auf der Bühne stehen.“ Der ehemalige Manager hatte ihre Unterhaltung mit der Frage, ob er den Spaß denn nie wieder erleben wollte, beendet und war gegangen. Toshi saß ganz in Gedanken auf der Couch und fragte sich, ob die Idee wirklich von Yoshiki stammte oder nur vom geldgierigen Management. Toshi wusste, wie viel dem anderen an X lag und auch für ihn war es lange Zeit sein Leben gewesen, bis er Kaori kennengelernte und er erkannt hatte, dass es ein Leben neben der Musik gab und sie ihm gezeigt hatte, dass Ruhm und Geld nicht alles waren und man ganz andere Ziele erreichen konnte, als nur seine Stimme zu quälen. Yoshikis körperlicher Zustand war da nicht mal mehr das „i-Tüpfelchen“ gewesen. Der Schlagzeuger brauchte ihn schließlich nicht um Musik zu machen, wie er ihn mit „the last song“ gezeigt hatte. Konnte er sich nach zehn Jahren einfach so bei dem anderen melden nachdem sie im Streit auseinander gegangen waren? Selbst hides Tod hatte sie nicht wieder zusammen gebracht. Der ältere Gitarrist hatte Yoshiki dazu gebracht das Last live mit Toshi stattfinden zu lassen und versucht die Wogen noch einmal zu glätten, damit sie ein paar Jahre später vielleicht wieder gemeinsam auf der Bühne hätte stehen können. Und danach? Danach hatte er vergessen wollen. All die schönen Momente, die sie zusammen erlebt hatten fühlten sich an wie tausend Nadelstiche. Er wollte ein neues Leben anfangen und Masaya hatte ihm gezeigte wie. Dass er dabei nicht nur seine Fans, sondern auch den Schlagzeuger vor den Kopf gestoßen hatte, war ihm in jenem Moment egal gewesen. Nur Yoshikis Mails, die Toshi jedes Jahr zu seinem Geburtstag bekam, ließen ihn die Vergangenheit nicht vergessen, doch konnte auch er die Zeit nicht zurück drehen und Gesagtes zurück nehmen, weshalb er nie auf die Mail antwortete. Seufzend erhob er sich vom Sofa und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es Zeit war nach Hause zu fahren. Ein dunkles Rot erfüllte den Abendhimmel, als Toshi seine Wohnung erreichte. Endlich ist der Prolog fertig. Vielen Dank an allen, die das ganze mal probe gelesen haben und ein ganz besonderer Dank an Tei, die mit ihrer produktiven Kritik mich dazu motivierte mehr in die charas reinzuschlüpfen und auf die Umgebung einzugehen. Kapitel 1: ----------- So bevors losgeht: Danke allen Kommischreibern und danke tei fürs betan. @ Tei nee null spanier in der verwandschaft, aber 7 jahre spanischunterricht und irgendwie werd ich das immer mal wieder gefragt...^^ Seit dem Gespräch mit dem Manager waren mehrere Monate ins Land gezogen. Auf einen heißen Sommer folgte ein kühler Herbst und Toshi war so beschäftigt mit seiner Solo Kariere, dass er das Gespräch gar nicht mehr auf der Rechnung hatte. Es war der Morgen des 10. Oktober. Graue Wolken verdeckten den Himmel und hatten schon vor einer ganzen Zeit die Schleusen für den Regen geöffnet. Ein kühler Wind pfiff durch die Straßen Tokios und durchdrang die dünnen Wände der Häuser und die Kälte nistete sich in den Räumen ein. Die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt, als sein Handy das erste Mal klingelte. Verschlafen tastete der Sänger nach dem Mobiltelefon neben sein Bett. Er war erst vor wenigen Stunden in selbiges gekommen und nun meinte schon der erste Gratulant ihn zu wecken müssen. Endlich fanden seine Finger das Handy. Müde blinzelte Toshi und öffnete die Mail ohne auf den Absender zu achten. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag To-chan“ Verwirrt ob der Anrede, blinzelte der Sänger mit den Augen bis ihm klar wurde, dass das Yoshikis Geburtstagsmail war. „Ich wünsche dir einen schönen Tag und feiere schön. Yoshiki.“ Der Schlagzeuger war immer sehr beschäftigt und trotzdem schaffte er es ihm einen paar Zeilen zu seinem Geburtstag zu schreiben. To-chan - es schien dem Sänger als wäre es eine Ewigkeit her seit Yoshiki ihn das letzte Mal so genannt hatte. Als sie Kinder waren, hatte Yoshiki ihn nur so gerufen und er ihn, im Gegenzug dazu, Yo-chan. Auch als sie älter wurden und X schon richtig erfolgreich war fiel diese Bezeichnung noch häufig. Toshi war noch zu müde um darüber weiter nachzudenken und da er auch erst in ein paar Stunden aufstehen musste, schlief er schnell wieder ein. „Guten Tag Hayashi-san. Ich soll Yoshiki die Aufgaben bringen.“ Am Vorabend hatte Yoshikis Mutter noch ganz spät angerufen, damit Toshi nicht auf ihrem Sohn wartete und wohlmöglich dachte, dass der andere nur mal wieder spät dran war. Seine Mutter hatte noch kurz mit der seines besten Freundes gesprochen und Toshi erklärt, dass der andere krank sei, dass er ihn aber morgen besuchen könne. Der Schultag war ohne den anderen recht öde gewesen. Zwar hatte er auch noch andere Freunde in der Klasse, aber ohne Yoshiki fehlte ihm einfach etwas. Lächelnd trat Hayashi-san beiseite. Eiligst zog Toshi seine Schuhe aus und schlüpfte in die bereitgestellten Hausschuhe, nur um schnell zu dem Jüngeren zu eilen. Als er an der Tür angekommen war, klopfte er kurz an, bevor er eintrat. „Hey Yo-chan“ Der Angesprochene saß in einem Manga blätternd auf seinem Bett und sah auf als Toshi eintrat. Dieser legte die Schulaufgaben achtlos auf den Schreibtisch und setzte sich zu Yoshiki aufs Bett. „Mama hat mir die Schokolade verboten“, fiel Yoshiki gleich mit der Tür ins Haus, wobei er eine mitleiderregende Flunsch zog. „Warum denn?“ Toshi legte dem Jüngeren einen Arm um die Schulter und konnte sich kein Grund denken, weshalb die Mutter seines Freundes so etwas machen würde, wo dieser Schokolade doch liebte, wie kein zweiter. „Also gestern kam meine Tante aus ihren Hawaiiurlaub wieder“, begann Yoshiki seine Erklärung. „Die hatte einen ganzen Berg an Schokolade mit Makadamianüssen mit.“ Die Augen des Jüngeren bekamen schon bei der Vorstellung einen schwärmerischen Glanz. „Und dann gingen Mama und meine Tante ins Wohnzimmer und da musste ich doch welche mitnehmen, nicht?“ Mit einem Nicken stimmte ihm Toshi zu, obwohl er sich die Schokolade etwas aufgespart hätte. „Naja, irgendwie waren zehn Tafeln in einer halben Stunde etwas viel, nicht?“ Kurz grinste ihn Yoshiki an, bevor er fortfuhr: „Und als nächstes war ich im Krankenhaus und die haben mir den Magen ausgepumpt.“ Empört guckte der Jüngere drein und setzte ein „Die ganze schöne Schokolade, oder?“ hintendran. Toshi wusste zwar nicht, wie es war oder aussah, wenn einem der Magen ausgepumpt wurde, aber die Vorstellung reichte ihm, um seine Vermutung bestätigt zu sehen: Yoshiki war ein Schokoladenvampier. Verschwörerisch grinste er den anderen an, wobei er eine Tafel Schokolade aus der Tasche seines Pullovers hervor zauberte. Eigentlich hatte er sie nur mitgenommen, um Yoshiki aufzumuntern und nicht, weil er wusste, dass der andere von seinen Eltern keine mehr bekam. Doch so wie er ihn jetzt ansah, schien es so als wäre Toshi Yoshikis Lebensretter. Augenblicklich hielt der die Schokolade ausgepackt in den Händen und biss ein Stück ab. „Willst du auch was?“ Anbietend hielt er den älteren die Schokolade hin. Der brach sich eine Rippe ab und fühlte sich wie Teil einer Verschwörung. Diesmal war es der Wecker, der ihn weckte. Es regnete immer noch. Der Regen prasselte gegen das Fenster, das auf kipp stand und eine kleine Pfütze hatte sich schon auf dem Boden angesammelt. Eiligst war Toshi aufgestanden, nur um dann aus der Küche einen Feudel zu holen, wobei er bedauerte, dass japanische Wohnungen keine Zentralheizung hatten. Kaum hatte er die Wasserlache aufgewischt, schloss er sein Heizgerät an und verschwand unter die Dusche. Gute zehn Minuten später verließ er das Bad. In der Küche war es nun angenehm warm und Toshi bereitete sich sein Frühstück zu. Als er unter der Dusche gestanden hatte, war ihm sein Traum wieder eingefallen und nun beim Kaffeeaufsetzten ließ ihm jener noch immer nicht los. Diese Erinnerung, die mehr als 30 Jahre zurücklag, schien ihm jetzt viel präsenter als sein letzter Auftritt zu sein. Er musste nicht mal die Augen schließen, um sich Yoshikis Zimmer und ihn ins Gedächtnis zu rufen. Die Kaffeemaschine blubberte vor sich hin und schreckte den Sänger aus seinen Gedanken. Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl gehabt, eine längst vergangen Umarmung zu spüren, aber dank der modernen Technik war die Empfindung noch bevor er sie richtig fassen konnte wieder verschwunden. Toshi nahm sich eine Tasse und ließ sich seufzend auf einen Stuhl nieder. All die Jahre hatte er es sich nicht eingestehen wollen, aber er vermisste Yoshiki seinen besten Freund. Doch die Angst vor Ablehnung hielt ihn zurück, sich bei dem Schlagzeuger zu melden, auch wenn er wusste, dass der X wieder vereinen wollte. Deswegen musste er ihn ja aber noch lange nicht als Sänger nehmen, sondern konnte sich ja auch einen neuen Sänger suchen, so wie Yoshiki es mit hide einst geplant hatte. Ganz zufällig schaute Toshi zur Uhr und fuhr erschrocken in die Höhe als er wahrnahm, wie spät es war. „Dabei war doch Yoshiki, der immer zu spät war“, dachte er und bemerkte gar nicht, wie er wieder in seinen Gedanken abdriftete und nur ganz automatisch und ohne Hektig seinen Weg zum Studio bestritt. Der Regen hatte nachgelassen und die Bürgersteige waren bedeckt mit dem bunten Laub der Bäume, das durch den Regen einen schmierigen Belag auf den Wegen gebildet hatte. Die Menschen eilten, wie an jedem anderen Tag, durch die Straßen zur ihrer Bus- oder Bahnstation. Nur an den Stellen, wo der Boden gefährlich rutschig war, gingen sie etwas vorsichtiger. Toshi trotte zu seinem Kleinwagen und fuhr los. Mit einer Verspätung, die er gar nicht wahrnahm, weil sich seine Gedanken immer noch um Yoshiki und ihre gemeinsame Vergangenheit drehten, sein Handy überdies zu Hause neben seinem Bett lag und dort schon mehrmals fröhlich vor sich hin geklingelt hatte, betrat er das Gebäude seines Labels. Einige Support Musiker und ein paar Leute aus dem Label, die eine Überraschungsparty für den Sänger geplant hatten, warteten nun schon unruhig auf ihren Ehrengast in dessen Proberaum, nachdem dieser nicht an sein Handy gegangen war. Schnell liefen sie zur Tür als die Klinke herunter gedrückt wurde und begrüßten ihren Sänger mit einem „Alles Gute“. Der war durch die stürmische Begrüßung geradezu aus seinen Gedanken fortgerissen worden und schaute nun recht erstaunt, als seine Band ihn zu einer großen Schokoladentorte führte, wo er die Kerzen auspusten sollte. „Wünsch dir was“, rief einer ihm zu und Toshi schloss die Augen, wobei er sich und Yoshiki sah, und blies die Kerzen aus. Kaum war das geschehen wurde die Torte auch schon angeschnitten und Toshi ein großes Stück auf einen Pappteller mit Gabel gereicht. Unwillkürlich musste er daran denken, wie Yoshiki sich auf die Torte stürzen würde und sie innerhalb weniger Sekunden alleine verputzt hätte. „Hey, woran denkst du?“ Der Bassist hatte sich zu ihm gesellt und ihn ganz erstaunt gemustert, wie er sein Stück Torte anstarrte. Auch der Rest der Band schaute ihn fragend an, als er aufsah. „Schmeckt dir die Torte nicht?“ „Doch“, entgegnete er sogleich. „Ich musste nur an jemand denken, der geradezu süchtig nach Schokolade ist.“ Toshi machte eine kurze Pause und setzt dann leise hinzu. „ Jedenfalls war er das, als wir noch beste Freunde waren.“ „Du meinst Yoshiki-san, oder?“ Eine betretende Stille trat ein, nachdem der Sänger die Frage mit einem Nicken bestätigt hatte. Auch wenn nicht alle Toshi so lange kannten, hatte doch jeder von ihnen das Ende von X Japan mitbekommen Toshi noch nicht allzu lange kannten, hatte doch jeder von ihnen das Ende von X Japan mitbekommen und damit den Bruch der Freundschaft zwischen dem Schlagzeuger und dem Sänger. „Und ihr habt so gar kein Kontakt mehr?“ Kapitel 2: ----------- Die Tage nach Toshios Geburtstag waren wie im Fluge vergangen. Masaya und Kaori waren von ihrer Indienreise wieder gekommen und neben den Aufnahmen zu seinem Album standen nun auch die Aufzeichnung für ihr Duettalbum auf dem Plan. Dazu kamen noch die ganzen Seminare, die jetzt wieder stattfanden, sodass der Sänger selten vor Mitternacht zu Hause war, wenn er nicht gleich im Studio schlief. Kaori und Masaya hatten so beschwingt von ihrer Indienreise erzählt, dass Toshi sich davon regelrecht euphorisch fühlte es den beiden gleich zu tun, die scheinbar ohne Ermüdung, ihr Ziel die Menschen durch Musik zu heilen, verfolgten. Es waren anstrengende Tage und er wusste schon längst nicht mehr welches Datum war, als er eines Abends nach Hause kam. Seine Wohnung war komplett ausgekühlt und kam der Außentemperatur schon sehr nahe. Nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte, war er zuerst in sein Schlafzimmer gegangen und hatte das Heizgerät eingeschaltet. Nur langsam wärmte sich die Wohnung auf und der Sänger war in die Küche gegangen, um sich etwas Warmes zu machen. Im Kühlschrank herrschte gähnende Leere und das einzige was er finden konnte, war ein Becher Nudelsuppe, der irgendwo hinten im Schrank stand. Wenige Minuten später blubberte das Wasser im Kocher und Toshi goss es auf die Nudeln. Er schloss den Deckel des Bechers wieder und ging mit diesem in der Hand ins Wohnzimmer. Während die Nudeln ziehen mussten, hatte es sich der Sänger auf der Couch vor den Fernseher gemütlich gemacht. Es lief ein Anime, den er schon vor Jahren gesehen hatte. Masaya und Kaori hatte ihn nach Hause geschickte, damit Toshi seiner Stimme etwas Erholung gönnte. In der Zwischenzeit würden die beiden weiter im Studio am Arbeiten sein. Mit dem Wissen, dass die zwei arbeiteten, während er gemütlich vor der Glotze saß, konnte auch der Sänger nicht sitzen bleiben. Er stellte seine Nudeln beiseite und stand vom Sofa auf, um sich seinen Ordner mit unerledigten Aufgaben zu holen. Die erste Seite bildete eine Notiz mit den Worten „Bitte anrufen“ unter den eine Nummer stand. Außer der Tatsache, dass es eine amerikanische Nummer war, konnte der Sänger nichts damit anfangen. Er überlegte wie groß der Zeitunterschied war und kam zu dem Ergebnis, dass es früher bis später Nachmittag in Amerika sein musste. Kurzerhand griff er nach dem Telefon und wählte die Nummer. „Tut, tut“ ertönte das Freizeichen, bevor abgehoben wurde. „Extasy Records“ Toshi konnte im Nachhinein nicht sage, ob die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung noch mehr gesagt hatte. Schon nach diesen zwei Worten war er wie erstarrt gewesen und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag: Es war die Nummer von Yoshikis Label gewesen. „Are you still there? “, erklang die Stimme wieder und riss Toshi aus seiner Starre. „Ja“, antwortete er aus Reflex auf Japanisch statt auf Englisch. Es wollte ihm auch kein Wort in der anderen Sprache einfallen. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Dem Sänger fiel ein Stein vom Herzen, als seine Gesprächspartnerin ins Japanische wechselte. Trotzdem wusste Toshi nicht, was er sagen sollte. Konnte er einfach sagen, dass die Nummer mit dem Hinweis „Bitte anrufen“ in seinen Unterlagen lag? Vielleicht sollte er einfach auflegen und die Dame in dem Glauben lassen, dass er nur irgendein Fan war, der die Nummer herausgefunden hatte und den nun die Angst packte, weil er wirklich dort gelandet war. „Würden Sie mir bitte sagen wer Sie sind, damit Yoshiki Sie zurückrufen kann.“ „Toshi“, bekam er geradeso zusammen gestammelt. Im Hintergrund des Telefonats konnte er hören wie die Frau mit jemandem flüsterte und sein Name fiel. „Toshi?“ erklang gleich darauf die zaghaft fragende Stimme seines langjährigen Freundes. Ihm wäre fast der Hörer aus der Hand gefallen, als er dessen Stimme vernommen hatte. Was sollte es heißen, dass Yoshiki nun am anderen Ende der Leitung war? Innerlich zitterte er vor Angst. Der Sänger hatte sich immer vor dem Moment gefürchtet in dem er wieder auf den Jüngeren traf, weshalb er sich nicht bei dem Schlagzeuger gemeldet hatte, nachdem der Manager ihn besucht hatte. Würde jetzt endgültig der Bruch zwischen den beiden kommen? In der ganzen Zeit, in der Toshi mit seiner Angst haderte herrschte Stille zwischen den Zweien. „Wie geht es dir Toshi?“, hörte er irgendwann die Stimmer des Schlagzeugers. Scheinbar wusste der andere auch nicht mit der Situation umzugehen und hatte sich irgendwann zu dieser Frage durchgerungen. „Gut und selbst?“ Ihm fiel nichts anderes ein, als die Frage zu beantworten und zurück zugeben. Yoshikis Auskunft fiel auch nicht viel anders aus und Toshi fürchte schon, dass das Gespräch in kürze enden würde, nun, wo er mit dem Jüngeren schon mal sprach. Er hatte immer geglaubt, dass es besser wäre, lieber einen besten Freund zu haben, der zwar nicht mehr mit einem sprach, als überhaupt keinen. Doch bei dem Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, hatte der Sänger eher das Gefühl mit einem Fremden zu reden. Fieberhaft überlegte Toshi, wie er das Gespräch fortführen konnte, wobei der Sänger fürchtete irgendwie in ein Fettnäpfchen bei dem anderen zu treten. Er wollte schon zu einer unverfänglich Frage ansetzten, als er am anderen Ende der Leitung Getuschel hörte und sich Yoshiki wieder zu Wort meldete. „Kann ich dich später zurück rufen, Toshi? Ich muss zu einem Meeting und bin schon zu spät dran.“ „Ja“, brachte der Gefragte gerade so hervor und nach einen kurzen „Bis dann“ seitens des Schlagzeugers war das Gespräch beendet. Während eine unglaubliche Last von den Schultern des Sängers fiel, ließ er gegen die Sofalehne fallen. Einerseits fühlte er sich erleichtert, dass das „Gespräch“ so gut verlaufen war, aber auf der anderen Seite war er verwirrt und unruhig, weil er Yoshikis Reaktion nicht einschätzen konnte. Er hoffte inständig, dass der Jüngere wirklich ein Meeting hatte und sich später melden würde. --------------------------------------------------------------------------------- Toshi musste sich mit Nudelsuppe begnügen, weil die Autorin eine leidenschaftslose Köchin ist^^ Danke Tei fürs Betan^^ Wow auf den Gedanken die Nummer zu googlen wäre ich nie gekommen^ Kapitel 3: ----------- @ Astrido Das Gespräch hatte mich auch viel Mühe gekostet. Ich hoffe es ist mir in diesem Kapitel auch zu deiner Zufriedenheit gelungen^-~ @ Tei danke fürs betan. Du hast genau die Stellen kritisiert, mit den ich auch nicht wirklich zu frieden war. @ Asmodia Obwohl ich immer ewig brauche für ein neues Kapitel kommt irgendwann immer ein Neues @ all Nach einem gefühlten Jahrzehnt hatte ich auf dem Weg von Berlin nach Hause in totaler Übermüdung eine Idee. Es war ein warmer Frühlingstag, als Toshi mit Yoshikis Mutter in deren Wohnzimmer saß. Ein Fenster stand offen und die ersten Düfte der Blumen drangen ins Zimmer. Der Schlagzeuger war in die Stadt verschwunden, als seine Mutter bei seinem besten Freund angerufen hatte und ihm um ein Gespräch gebeten hatte. Bis auf die üblichen Höflichkeitsfloskeln, war noch kein Wort gefallen. Frau Hayashi hatte lediglich, wie es sich für eine gute Gastgeberin gehörte, Tee serviert und sich dann still Toshi gegenüber gesetzt. „Ihr wollt nach Tokio“, ergriff sie schlussendlich doch das Wort und dem Sänger wäre vor Schreck darüber, dass Yoshikis Mutter von ihrem Plan wusste fast die Tasse aus der Hand gefallen. Bis jetzt war es mehr so eine Idee gewesen, wie man sie viele hat in jungen Jahren; ein Traum von Freiheit und Anerkennung. Dass seine Eltern dagegen wären, wenn sie es wüssten und lieber wollten, dass Toshi sich auf ein Medizinstudium vorbereitete war ihm klar. Das Klingeln eines Windspiels klang durchs Fenster herein, doch im Hause Hayashi regte sich nichts. „Ich möchte, dass du auf Yoshiki aufpasst, wenn ihr in Tokio seid“, fuhr Frau Hayashi nach einer kurzen Pause mit dem Gespräch fort. „Durch seine Art, mit der er versucht seine Schüchternheit zu kaschieren, bringt sich Yoshiki gern mal in Schwierigkeiten.“ Tokio war seine Idee gewesen und Yoshiki, der eigentlich in Betracht gezogen hatte, Musik zu studieren, hatte dem Plan zugestimmt. Das war zu der Zeit gewesen, als die Gespräche für die berufliche Zukunft geführt wurden. Bei Yoshiki hatten die Lehrer keine andere Möglichkeit als ein Musikstudium gesehen und somit den einzigen Vorschlag, den der Jüngere eingereicht hatte, akzeptiert. Dessen Noten waren bekanntlich auch nur in den Fächern gut, für die er sich auch interessierte. Toshi dagegen erbrachte in allen Fächern gute Leistungen und bei den Gesprächen über seine berufliche Zukunft hatten seine Mutter und der Lehrer gemeinsam beschlossen, dass er Medizin studieren sollte. Aus Trotz oder Rache, so genau konnte er das gar nicht sagen, hatte er Yoshiki mitten in den Proben die Idee unterbreitet nach Tokio zu gehen. Dort so glaubte der Sänger könnte er endlich seiner Familie beweisen, dass er mehr Wert war als ein Mädchen. „Toshi, wir machen eine Pause“, entschied Masaya, wobei seine Stimme sichtlich genervt klang. Entschuldigend blickte der Sänger auf. Er sah wie sein Mentor sich von seinem Stuhl, hinter der Scheibe des Aufnahmeraumes erhob und sich auf einem Sessel in der Sitzecke niederließ. Nachdem Toshi die Kopfhörer beiseite gelegt hatte, folgte er dem anderem und setzte sich schuldbewusst. Der Sänger hatte am Abend noch lange wach gelegen und hatte auf einem Rückruf von Yoshiki gewartet, doch es kam keiner. Irgendwann in den frühen Morgenstunden war der Sänger eingeschlafen und erst das Klingeln seines Handys hatte ihn geweckt. Zuerst hatte er gedacht, dass es Yoshiki wäre, der ihn schließlich zurück rufen wollte, doch schon nach einem kurzen Blick aufs Display sah er, dass es Kaori war. Augenblicklich wurde Toshi klar, dass er verschlafen hatte und meldete sich nur mit den Worten, „Bin schon unterwegs“, ehe er wieder auflegte und in Windeseile seinen Worten Taten folgen ließ. Masaya und seine Frau waren alles andere als begeistert gewesen, als er mit gut zwei Stunden Verspätung das Tonstudio betrat. Dass Toshi dann nicht nur seine Einsätze verpasste und den falschen Text sang, setzte dem Ganzen die Krone auf, sodass Kaori schließlich wutschnaubend den Aufnahmeraum verließ. Masaya hatte anschließend noch ein paar Einzelaufnahmen mit dem Sänger versucht, doch die waren in etwa genauso erfolgreich wie die Duettaufnahmen. Der Sänger hatte sich gerade zu seinem Mentor gesetzt, als seine Gattin wieder den Raum betrat. Sie setzte sich zu den beiden Männern auf die Armlehne von Masayas Sessel. Auf dem Tisch vor den drei standen Gläser und zwei Flaschen Wasser. Kaori füllte den beiden Männern und sich etwas ein. „Wo bist du die ganze Zeit mit deinen Gedanken, Toshi?“ Masaya hatte einen Schluck aus seinem Glas getrunken und es wieder auf dem Tisch abgestellt, als er den Sänger ansprach. Der starrte nur vor sich hin und war schon wieder fast dabei in seinen Gedanken zu versinken. Kurz überlegte Toshi, ob er den beiden verschweigen sollte, dass er an seine Vergangenheit mit Yoshiki denken musste und hoffte, dass der andere ihn noch anrief. Schlussendlich entschied er sich doch für die Wahrheit. „Ich habe gestern mit Yoshiki telefoniert.“ Masaya und Kaori warfen sich einen kurzen Blick zu, den der Sänger gar nicht mit bekam, ehe sein Mentor das Wort ergriff. „Toshi dein Leben an Yoshikis Seite war voller Lügen!“ Masaya hatte zwar noch mehr zu sagen, aber gerade in diesem Moment klingelte des Sängers Handy. Ein kurzer Blick aufs Display verriet ihm, dass es sein langjähriger Freund war. Ohne ein Wort stand er auf und verschwand durch die Tür. Kaum hatte er sie hinter sich geschlossen, nahm er das Gespräch entgegen. „Hallo?“ „Hi, Toshi“ Der Sänger hörte aus der Stimme des Schlagzeugers heraus, dass der Jüngere schon länger wach sein musste. Beinnahe automatisch überlegte Toshi wie groß die Zeitverschiebung zwischen Japan und L.A. war. In Tokio war es gerade 10 Uhr, also war es in L.A. erst 18 Uhr des vorherigen Tages. „Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“ Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen. „Ich hab halt viel zu tun“, kam die ausweichende Antwort des Schlagzeugers. Wie am Abend zuvor herrschte wieder Schweigen zwischen den beiden. „Ich hab dich vermisst, Yoshiki“, murmelte der Sänger in den Hörer als es schien, dass die Stille kein Ende nehmen wollte. Am anderen Ende war es noch einen Moment lang ruhig, ehe Toshi ein „Ich dich auch“ hörte. Der Älter wollte etwas sagen, über irgendetwas reden nur nicht wieder dieses Schweigen, das so schien als hätten die zwei sich nichts mehr zu sagen. Auch wenn es nur ein Gespräch über die alten Zeiten gewesen wäre, wäre es besser als nichts. Doch was würde passieren, wenn der Sänger mit einer unbedachten Bemerkung den Jüngeren traurig oder wütend machen würde. Vielleicht würden sie dann bis zum nächsten Telefonat wieder fast zehn Jahre vergehen und wer wusste schon, was in so einer langen Zeit alles passieren konnte. hide war ja der beste Beweis gewesen, dass das Leben keine Rücksicht auf die Gefühle andere nahm. Toshi wollte nicht erst bei der nächsten Beerdigung wieder auf den Schlagzeuger treffen. Es könnte ja auch Yoshikis Bestattung sein und dann hatten sie sich wirklich nichts mehr zu sagen. Der Sänger wollte einfach nicht, dass er und der andere sich ohne Versöhnung von dieser Welt trennten. Toshi war noch ganz in seinen Gedanken über ein unverfängliches Gesprächsthema versunken, als er die Stimme des Schlagzeugers vernahm. Dieser sprach von der Zeit, als sie nach Tokio gegangen waren, um dort ihre Band aufzubauen. „Weißt du noch mit was für Jobs wir uns durchgeschlagen haben?“, drang die Stimme des Jüngeren durch den Lautsprecher des Mobiltelefons. An jene Zeit konnte sich Toshi noch gut erinnern und wenn er das heute im Rückblick so betrachtete, hatte er auch damals immer den netten Typen gespielt. Wie oft hatte er für Yoshiki mitgearbeitet, nur weil der nichts Neues finden konnte und aus dem alten Job geflogen war? Das ganze Geld hatten sie in Instrumente und Kostüme investiert und am Ende des Monats konnten die beiden die Miete nur mit Mühe und Not zusammen kriegen. „Zum Beispiel den Job in diesem Imbiss, wo du zuerst in der Küche arbeiten solltest und ich im Gastbereich. Der Chef uns schlussendlich beiden gekündigt hatten, als wir einfach getauscht hatten.“ Irgendwie, war diese „unbeschwerte“ Zeit doch die beste seines Lebens gewesen. Wieder entstand eine Stille zwischen den beiden, in der Toshi den Erinnerungen nachhing. „Hättest du Lust mich hier in LA zu besuchen?“ Yoshikis Stimme klang unsicher, als er das fragte. Kapitel 4: ----------- Ja nach Ewigkeiten gibts mal ein neues kapitel. @ Asmodina: schnell ist was anderes ´, aber nun ist ein neues Kapitel da @ Astrido: Na bei Yoshikis Schlafverhalten, darf er auch mal um 18 Uhr müde sein^^ So nun viel spaß beim lesen und wieder mal danke an Tei fürs Betan „In Kürze setzen wir zur Landung an. Wir bitten Sie Ihre Sitze in eine aufrechte Position zu bringen und sich anzuschnallen.“ Wie gewünscht folgte Toshi den Anweisungen der Stewardess und bereitete sich auf die Landung vor. Es hatte eine Weile gedauert bis der Sänger und Yoshiki sich auf einen gemeinsamen Termin hatten einigen können. Der Winter war kurz vor seinem Ende und die ersten Anzeichen des Frühlings waren schon zu erkennen. Immer wieder hatten die zwei miteinander telefoniert. Nichtsdestotrotz war Toshi nervös, ja fast schon ängstlich, schließlich waren ihre Gespräche immer recht Oberflächig gewesen und nur ganz selten hatten sie private Themen angeschnitten. Beim Angurten hatte er sich mit zittrigen Fingern die Schnalle in den Oberschenkel gerammt. Im Grunde wollte er Yoshiki wieder sehen, mehr als alles andere auf der Welt, aber lieber auf neutralen Boden in Japan. Wer konnte schon sagen, wie sein Besuch enden würde? Vielleicht standen sie vor Differenzen, die gar nicht zu überbrücken waren. Während der Sänger noch seinen Gedanken nachhing setzte das Flugzeug sicher zur Landung an. Erst als eine Stewardess ihn informierte, dass er aussteigen könne, schnallte er sich ab und verließ das Flugzeug. Mit jedem Schritt in Richtung Ausgang wurde Toshi unruhiger. In wenigen Minuten würde sähe er Yoshiki wieder. Das Damoklesschwert ihrer Freundschaft würde mit dieser Begegnung fallen oder nicht. Der Sänger erreichte die große Halle. Dort hatten sie sich früher immer getroffen und auch heute wollten sie sich hier wieder treffen. Damals war der Schlagzeuger jedes Mal zu spät gekommen und Toshi hoffte auf einer Art, dass es auch heute so war. Einerseits hieß es, dass der Schlagzeuger sich in diesem Punkt noch immer nicht gebessert hatte und die zehn Jahre keinen zu sehr verändert hätten. Aber auf der anderen Seite auch bedeutete auch, dass er Yoshiki wohl doch nicht so wichtig wäre. Auch wenn es eine schmerzliche Erkenntnis sei, wüsste Toshi dann woran er wäre. Er hatte gerade sein Gepäck vom Band genommen und sich nach dem anderen ungesehen, als er eine Person durch den Eingang laufen sah, die direkt auf ihn zu steuerte. Schon aus der Entfernung konnte Toshi den Jüngeren erkennen, der wenige Meter vor ihm zum Stoppen kam. Stumm blickten sie sich an. Langsam sickerte es bis in das Gehirn des Älteren hindurch, dass der Schlagzeuger zwar einmal wieder zu spät war, aber für ihn wahrscheinlich sämtliche Geschwindigkeitsrekorde gebrochen hatte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und ehe er sich versah fand der Sänger sich in den Armen des anderen wieder. Spätestens jetzt fiel alle Nervosität von ihm ab und er genoss es einfach nur seinem Kindheitsfreund so nahe zu sein. Irgendwann hatte sich Yoshiki wieder von ihm gelöst und lächelte den Älteren verlegen an, wobei er mit seinen Haaren spielte. „Hi, Toshi…“ Für den Angesprochen hatte es eine beruhigende Wirkung zu wissen, dass der Jüngere noch die gleichen Macken hatte wie früher. „Hi, Yoshiki…“ Für einen Moment blickten sie sich erneut stillschweigend an, ehe der Schlagzeuger schüchtern fragte, ob sie zum Auto wollen. Der Sänger griff nach seiner Tasche, die zwischenzeitlich auf dem Boden gelandet war, und folgte dem anderen. Die Fahrt verlief ohne große Worte und schon bald erreichten sie die Villades Jüngeren. Kaum waren die zwei durch die Tür getreten erkannte Toshi, dass sich Yoshiki scheinbar nicht nur seine Macken nicht abgewöhnt hatte, sondern sich seine Einrichtung auch nicht verändert hatte. Es sah noch genauso aus wie bei seinem letzten Besuch. Bei ihm dagegen hatte sich seitdem einiges getan. Sein Haus in L.A. hatte er verkauft und in Japan war er in eine kleine Wohnung in einem Vorort von Tokio gezogen. Er hatte sich jeglichem Luxus entsagt und lebte wie der Durchschnittsjapaner. Seine Tasche war im Flur auf den Boden gelandet und nun standen die beiden im Wohnzimmer. Der Blick des Sängers war auf die Terrasse und den Garten mit dem Pool gerichtet. Auch dort hatte sich nicht viel verändert. Dunkle Wolken spiegelten sich auf der Oberfläche des Wassers. Bald würde der Himmel seine Pforten öffnen und die Straßen und Wege fluten. Das Wetter trübte den Gedankengang des Sängers, der beim Anblick der grauen Wolken an jene denken musste, die über ihren Himmel hingen. „Magst du vielleicht etwas trinken? Ich habe französischen Wein da“, vernahm Toshi die Stimme des anderen und drehte sich von dem Ausblick weg zu Yoshiki. Schon lange hatte der Sänger keinen Wein mehr aus Frankreich getrunken und er musste sich eingestehen, dass er diesen Teil seines einstigen Lebens doch ein wenig vermisste. „Gerne.“ Der Sänger trat auf den Schlagzeuger zu, der schon an der Sitzecke stand und eine Flasche entkorkte. „Bist du mir gar nicht böse?“, fragte der Älter irgendwann nach dem dritten Glas. Eine ganze Weile hatte sie geschwiegen, doch die Frage brannte dem Sänger schon seit einiger Zeit unter den Nägeln, aber erst jetzt traute er sich, diese auch zu stellen. Der Schlagzeuger schaute von seinem Glas auf, das er scheinbar fasziniert angestarrt hatte und wandte sich Toshi zu. „Du bist wieder da“, nuschelte er so, dass der andere ihn nicht verstand und den Jüngeren fragend anblickte. „Ich konnte dir damals nicht wehtun und nun bist du ja wieder da.“ Verwirrt blickte Toshi seinen Jugendfreund an, der diese Erklärung als ausreichend ansah. Scheinbar hatte Yoshiki nicht vor das Thema zu vertiefen und einen Streit wollte der Ältere auf keinen Fall herauf beschwören. Fieberhaft überlegte der Sänger wie er das Schweigen brechen konnte, das sich über sie gelegt hatte. Am Telefon war es wesentlich einfacher gewesen mit dem anderen zu reden und ihre Gespräche waren meist auch nicht länger als zehn Minuten gewesen. Ein lautes Donnern beendete abrupt die Stille. Der Tag hatte sich dem Ende geneigt und mit der Dämmerung waren die ersten Wolken aufgezogen, die den Himmel noch mehr verdunkelten. Ein Blitz durchzuckte die Dunkelheit und erhellt für einen Moment den kompletten Raum. Der Sänger sah das erschrockene Gesicht des anderen, das ihn stark an ein verschrecktes Reh im Scheinwerferlicht erinnerte und fing an zu lachen. „Was lachst du“, fing der Schlagzeuger an zu zetern, woraufhin Toshi nur mit einem „Bambi“ antwortete. Ohne Vorwarnung stürzte sich der Schlagzeuger auf den Älteren. und fing an Toshi zu kitzeln. Nur wenige Sekunden später versuchte sich der Sänger aus dem Griff des Jüngeren zu befreien, der sich auf dessen Becken gesetzt hatte und seine Arme festhielt. „Sag das noch mal und du wirst es bereuen!“ Für einen kurzen Moment war er fast der Versuchung erlegen, Yoshiki erneut „Bambi“ zu nennen, doch noch bevor er das Wort aussprechen konnte, kam ihm ein anderer Gedanke… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)