Blumen der Nacht von BlaXXuN (Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 2: Zerbrochen --------------------- Kurzbeschreibung: Und wenn Seelen zerbrechen, ergeben sie zusammen vielleicht ein Ganzes. Titel: Zerbrochen Pairing: DM/HP Rating: P12-slash Genre: Drama Teil: 1/1 Viel Spaß wünscht Dir blaxxi! Zerbrochen Es kommt mir so falsch vor, wie du da stehst. An ihrem Grab, weinend. Es ist wirklich falsch, es kommt mir nicht nur so vor. Wieso stehst du da und weinst? Wie lange stehst du schon dort? Minuten, Stunden? Ich denke, es sind Stunden, ich weiß es nicht. Möglicherweise auch schon den halben Tag. Egal. Du stehst nur dort und weinst, und ich würde dir gerne ins Gesicht schlagen, damit du damit aufhörst. Wieso stehst du an ihrem Grab und weinst? Wieso tust du das? Und während du weinst und ich dich dabei beobachte, muss ich mich fragen, ob du wohl auch an meinem Grab stehen würdest um zu weinen. Ich kenne die Antwort. Nein, würdest du nicht. Wieso stehst du also da? Denkst du, es war die falsche Entscheidung? Ich hoffe nicht, dass du so denkst. Ich weiß es besser. Du denkst so. Es war falsch, das weißt du jeden Tag. Und ich weiß es auch. Dennoch tun wir nichts dagegen, falsch ist besser als richtig. Zumindest im Moment. Morgen vielleicht nicht mehr. Oder erst in einem Jahr. Vielleicht nie. Im Moment ist es noch besser so. Es gibt Momente, in denen ich mich wundere, ob die Welt wirklich so kaputt sein kann, wirklich so verstörend. Eine Vergewaltigung meiner Seele. Jetzt gerade ist so ein Moment, als du das Kreuz, das ihre Grabstätte kennzeichnet, mit einem Tritt zum Umknicken bringst. Ist das die Wirklichkeit? Oder liege ich nur wieder einmal unter meinem Bett anstatt darauf? Aber ich bin wirklich mitgekommen, um mir das anzuschauen. Wenn du weggehst, fühle ich mich bewegungsunfähig. In letzter Zeit gehst du oft weg. Manchmal kommst du nicht wieder. Erst nach Tagen oder Wochen. Manchmal hoffe ich, dass du nicht wieder kommst und ich irgendwann zwischen all meinem Dreck verrecke. Heute hatte ich Angst davor. Deshalb bin ich mitgegangen, um dich weinen zu sehen. Nicht um mich, nicht um uns, sondern um sie. Am liebsten hätte ich mich jetzt umgedreht und wäre gegangen, doch ich bin nicht der, der geht. Ich warte immer nur, bewegungsunfähig, hilflos. Ich hasse es. Ich tue nichts dagegen. Hass ist gut, bringt einen manchmal ins Leben zurück. Heute nicht, heute zerbricht deine Trauer unsere Seelen ein weiteres Mal. Oft frage ich mich, während ich irgendwo in unserer winzigen Wohnung liege und darauf warte, dass du zurück kommst, ob es einen Himmel gibt und wenn, ob unsere verstümmelten Seelen dort überhaupt hineinkommen würden. Hin und wieder lüge ich mich dann an, meistens gestehe ich mir die Wahrheit ein. Dass es keinen Himmel gibt, nicht, wenn die Welt so ist, wie sie jeden Tag ist. Du stehst noch immer vor ihrem Grab, doch nun weinst du nicht mehr. Es kommt mir vor, als hättest du für uns beide geweint, obwohl ich niemals für sie weinen würde. Dennoch weiß ich, dass auch ich keine Tränen mehr habe. Vielleicht hätte ich ja heute um uns geweint und um mich. Wahrscheinlich nicht. Das Grab ist noch frisch, die Erde dunkel und locker aufgehäuft. Du stellst ihr Kreuz wieder auf, ihr Name darauf: Ginevra Weasly Vielleicht war es Mord, vielleicht aber auch Selbstmord. Ich könnte mir beides vorstellen. Im Grunde ist es aber egal, denn sie ist tot. Einfach nicht mehr da. Eigenartig. Menschen verschwinden einfach so, alle. Irgendwann verschwinden auch wir, so wie deine Freunde, die einmal um die Ecke liegen. Jetzt drehst du dich um, anscheinend hast du genug geweint, genug getrauert. Jetzt ist alles wie immer, wird wie immer sein. Es ist immer so. Irgendwann werde ich auch irgendwo hier liegen, vielleicht sogar noch in dieser Woche. Und ich weiß, du wirst nicht weinen, nicht so, und ich weiß, du wirst nicht hier sein, nicht einmal. Irgendwann wirst du auch irgendwo hier liegen, vielleicht sogar noch in dieser Woche. Und du weißt, ich werde weinen, so wie du um sie geweint hast, und du weißt, ich werde hier sein, so wie du für sie gekommen bist. Langsam kommst du auf mich zu. Gleich werden wir zu unserer kleinen Wohnung apparieren. Vielleicht werden wir Sex haben, vielleicht wirst du mich umbringen. Nicht wichtig. Du schaust mich nur mit deinen chromdiopsidfarbenen Augen an, wie immer. Du weißt, was ich dich fragen werde, und ich kenne deine Antwort schon. Ich frage trotzdem. „Bereust du es?“ „Nein.“ Eine Lüge, wie immer. „Du?“ „Nein.“ Die Wahrheit, wie immer. Ich bereue es nicht, nur du, und ich hasse mich manchmal dafür, dich irgendwie doch zu halten, auch wenn ich nicht wirklich die Macht dazu haben sollte, denn seltsamerweise kommst du immer zu mir zurück. Auch wenn es Wochen dauern mag, du kommst immer wieder zurück. Vielleicht hätte ich dich damals nicht fragen sollen, ob du mit mir kommst. Ich wusste, du würdest ja sagen, ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass es so weit kommen würde. Wahrscheinlich habe ich es gewusst, ich konnte es mir dennoch nicht vorstellen. So sollte es nicht sein, zumindest nicht, wenn alles richtig sein wäre. Jetzt ist es falsch, du weißt es, und dennoch ist es besser so. Besser, als ebenfalls irgendwo hier begraben zu sein und sich von Maden auffressen zu lassen, so wie es ihr gerade widerfährt. „Komm schon, Draco.“ Deine Stimme ist matt, dennoch ein Befehl und ich gehorche. Vielleicht funktioniert es ja deswegen. Und als ich noch einmal auf das Grab schaue, würde ich doch gerne weinen. Nicht um sie, nur um uns, um mich und um dich, Harry. Ende des OSs Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)