Licht und Dunkelheit von Tini-sama (Dort wo das Böse lauert) ================================================================================ Kapitel 1: Umzug in ein neues Leben ----------------------------------- „Warum? Warum mussten wir unbedingt in diese Stadt ziehen? Sie ist klein, hässlich und außerdem rund 450km von Miami entfernt!“ „Rosalie, die Diskussion hatten wir doch schon hundert Mal. Ich habe hier bessere Arbeit bekommen. Das musst du doch einsehen.“ „Nein das sehe ich nicht ein! Dir geht es doch nur um Henry! An mich denkst du doch dabei gar nicht! Papa hätte das nie zugelassen, dass du mich von zu Hause mit Gewalt wegzerrst!“ „Dein Vater ist aber nun mal nicht hier, also musst du auf mich hören!“ „Du verstehst überhaupt nicht was ich meine!“ „Nein das tue ich auch nicht und ich will es auch nicht. Hier ist es doch schön, was hast du nur?“ „Du verstehst es echt nicht.“ „Nein und ich habe auch keine Lust noch länger mit dir zu streiten. Geh auf dein Zimmer und komm erst wieder runter wenn du dich beruhigt hast.“ Mein Name ist Rosalie Swann, ich bin 16 Jahre alt und mit meiner Mutter von Miami in die Kleinstadt Olympia gezogen. Erster Grund: sie hat einen besser bezahlten Job bekommen. Zweiter Grund: sie ist bei ihrem neuen Freund, Henry. Er geht mir ziemlich auf die Nerven, aber meine Meinung zählt nicht. Jetzt sind wir auf jeden Fall hier und es gibt kein Zurück. Morgen beginnt mein erster Schultag hier, wie ich mich darüber doch freue. Ich schrak hoch, riss die Augen auf und starrte den Wecker an. Es war schon halb acht! „Mom, warum hast du mich nicht geweckt?“ Es kam keine Antwort. „Mist sie ist schon in der Arbeit. Ausgerechnet an meinem ersten Schultag! Ich muss mich beeilen!“ Ich hatte mir den ersten Tag in der neuen Schule weniger stressig vorgestellt. Ich raste von Zuhause in Richtung Schule, um wenigstens ein bisschen pünktlich zu sein. Ich hatte endlich mal Glück, denn ich schaffte es gerade noch pünktlich ins Schulgebäude. Da ich über nichts bescheid wusste ging ich erst mal ins Sekretariat um mich zu erkundigen. „Hallo, ich bin Rosalie Swann und hätte ein paar Fragen zur Schule.“ „Ah die Neue, ich hätte eigentlich früher mit dir gerechnet, aber na ja. Du kommst aus Florida richtig? Gut, also hier hast du erst mal deine Bücher.“ Sie griff unter den Tresen und holte vierzehn Bücher hervor, die sie mir in die Hand drückte. „Hier die wirst du brauchen. Am besten du schreibst gleich deinen Namen rein, kannst du aber auch später machen. Hier hast du noch Stift und Zettel, da kannst du dir aufschreiben wo du deine Fächer hast.“ Und damit redete sie ohne Punkt und Komma weiter, erklärte mir sämtliche Fächer, wo die dazu gehörigen Räume sind, in welche Klasse ich komme, welchen Lehrer ich habe und den Schulhofplan. Als sie damit fertig war, führte sie mich, viel zu spät aber immerhin, in die Klasse. Ich war tierisch nervös, aber als sie dann die Tür öffnete und ich meine 25 Mitschüler sah, die gelangweilt an ihren Tischen saßen und versuchten dem Lehrer zuzuhören, war die Nervosität verflogen. „Das ist deine neue Klasse und dein Lehrer. Ich hoffe du lebst dich schnell hier ein. Viel Spaß noch heute.“ Mit diesen Worten verschwand die Sekretärin aus meiner Klasse. „Hallo. Ich bin wie gesagt dein neuer Klassenlehrer, Robert Smith. Stell dich doch mal der Klasse vor.“ „Äh… ja. Ich heiße Rosalie Swann, bin 16 Jahre alt und komme ursprünglich aus Miami/Florida.“ „Gut Rosalie. Setz dich doch … am besten … neben Ashley.“ Er deutete auf ein Mädchen in der dritten Reihe oder besser gesagt auf den leeren Platz neben ihr. Ich ging hin und packte meinen Kram aus, wobei mich jeder beobachtete. Als ich alles auf meinem Tisch verteilt hatte und zu Mr. Smith schaute um dem Unterricht zu folgen, setzte der sich auf seinen Stuhl am Pult und sagte: „Wie ihr wisst schreiben wir nächsten Freitag eine Klausur und deshalb werden wir noch viel zu wiederholen haben. Rosalie ich möchte das du nach dem Unterricht zu mir kommst, damit ich dir alles nötige noch erklären kann.“ „Klar“ mehr viel mir dazu nicht ein. Der Unterricht von Mr. Smith war mehr als langweilig. Ich hatte Mühe ihm zuzuhören, da ich einzuschlafen drohte und ich glaube das ging den Anderen auch so. Die Stunde verging nur schleppend, bis dann irgendwann doch die Klingel läutete und die nächste Stunde verkündete. „Ich warte draußen auf dich, dann können wir zusammen in den Chemiesaal gehen, ich geb dir dann auch den Stundenplan.“ „Danke Ashley.“ „Kein Problem.“ Ich packte meine Sachen wieder ein und ging vor zu Mr. Smith. „Ich weiß noch nicht genau, ob du die Klausur mitschreibst oder nicht und außerdem weiß ich nicht wie weit du bist, deshalb möchte ich dich bitten morgen Nachmittag einige Tests zu schreiben.“ „Na klar. In welchen Fächern?“ „In allen außer in Sport, IT, Musik und Hauswirtschaft. Aber natürlich auf ein paar Tage verteilt.“ „O.K. Wie lange soll ich denn dann dableiben?“ „Wir werden in der sechsten Stunde anfangen – ich habe den jeweiligen Lehrern schon bescheid gesagt – ich schätze das du so bis fünf bleiben müsstest.“ „Na gut. Wenn sie mich dann entschuldigen würden – Ashley wartet draußen und ich muss in Chemie.“ „Gut, also dann bis Morgen und hab noch viel Spaß.“ Ashley stand vor unserem Klassenzimmer an die Wand gelehnt und schaute geistesabwesend aus dem Fenster. „Hey, geht’s dir gut? Können wir los?“ „Huch du bist ja schon da. Klar können wir los.“ Auf dem Weg zum Chemiesaal kamen wir an vielen Klassenräumen vorbei, aus denen uns viele neugierige Schüler entgegenblickten. Ashley erklärte mir bei einigen vorbei gehenden, dass sie verzogen, zickig oder ziemlich reich seien und dass es besser wäre wenn ich mich von ihnen fernhalten würde. Bis wir an einem Jungen vorbei kamen, der noch mit zwei anderen an einer Wand vorm Chemiesaal stand. „Das ist Nicholson Warner. Er ist hier der „Oberreiche“ und spart das auch nicht zu zeigen. Sein Vater ist ein Großunternehmer und hat sieben Firmen. Zwei hier in Amerika und fünf in Europa. Jeder will unbedingt etwas mit ihm zu tun haben, aber nur die zwei haben es geschafft. Er ist sogar bei den Mädchen beliebt. Aber eigentlich ist er nicht wirklich zu beneiden.“ Nachdem sie so ziemlich jeden schlecht gemacht hatte den wir gesehen haben, gingen wir endlich in den Chemiesaal. Ich saß neben einem Jungen aus Nicholsons Clique. Ich glaube er hieß George, oder so. Chemie war so ziemlich das langweiligste Fach neben Mr. Smiths Matheunterricht. Wieder erlöste uns die Klingel und Mr. Barty sagte uns noch schnell die Hausaufgaben. Ashley war schon vorgegangen, sie sagte sie hole uns einen Platz in der Cafeteria (außerdem hielt sie mich für zu langsam). Ich räumte zum dritten Mal meinen Kram zusammen, doch diesmal hörte ich zufällig ein Gespräch zwischen Nicholson und George: „Hast du alles vorbereitet?“ „Ja, ist alles fertig. Wir müssen nur noch …“ Weiter kam er nicht denn Nicholson hob die Hand und schaute mich an. Ich wurde nervös. Mir fiel nichts Besseres ein als ihn böse anzugucken und zu fragen: „Ist was?“ „Hast du gelauscht?“ „Es war schwer zu überhören. Wenn ihr nicht wollt das euch jemand zuhört dann sprecht leiser!“ Damit riss ich meine Tasche vom Stuhl und verschwand nach draußen auf den Gang. Da ich nicht genau wusste wo die Cafeteria lag, ging ich den anderen nach die, die Gänge entlang rasten. Bis irgendwann mal eine Tür erschien durch die alle herein strömten. Es war ein ziemliches Gedränge und Geschubse, aber irgendwann fand ich Ashley dann doch. Sie saß bei ihren Freunden so ziemlich in der Mitte der Cafeteria. Ein paar kannte ich vom sehen aus der Klasse. „Da bist du ja endlich, ich dachte schon du findest den Weg nicht! Immerhin ist der schwer zu übersehen!“ „Ich weiß, tut mir Leid. Ich habe … mein Heft … in der Klasse vergessen und musste noch mal zurück.“ „Ach so. Setz dich und iss. Wir haben nicht ewig Zeit!“ Ich konnte nicht glauben, dass sie mir das abkaufte. Aber weiter darauf eingehen wollte ich auch nicht. Ich holte mir mit viel Mühe etwas zu Essen und hörte den anderen beim Reden zu. Das erste Klingeln ertönte viel zu früh, trotzdem gingen wir in unser Klassenzimmer. Bevor ich allerdings auch nur in die Nähe der Tür kam hielt mich Ashley auf: „Du glaubst doch nicht wirklich dass ich dir das mit dem Heft abnehme. Also was war los?“ „Ich bin halt nicht gut im Lügen, ich wollte nicht dass die anderen etwas davon mitbekommen. Ich habe ein Gespräch zwischen Nicholson und George gehört. Ich wollte nicht lauschen aber ich wurde neugierig. Nicholson hat das mitgekriegt und mich darauf angesprochen. Ich brauchte ein bisschen Zeit um zu überlegen was ich sagen soll. Ich habe sie dann stehen lassen.“ „Und über was haben sie geredet?“ „Ich dachte ich sollte mich am meisten von ihm fernhalten!?“ „Ja schon, aber jetzt will ich wissen worum es ging. Man weiß recht wenig über ihn, deshalb will ich es wissen. Komm schon spuck’s aus!“ Ich konnte ihr nicht mehr antworten, da das zweite Klingel uns in unser Klassenzimmer rief. Die restlichen Stunden vergingen relativ schnell. Ich versuchte Ashley aus dem Weg zu gehen, um ihr nicht sagen zu müssen worum es ging. Es gelang mir aber nicht wirklich. Als die letzte Stunde endlich vorbei war, strömten alle schnell aus der Schule heimwärts. Als ich gerade aus dem Tor war rief Ashley mir nach: „Warte mal Rose.“ Ich blieb stehen und ahnte schon schreckliches. „Ich habe begriffen das du mir nichts darüber erzählen willst, aber na ja, vielleicht überlegst du’s dir noch mal. Ich habe ganz vergessen dir den Stundenplan zu geben. Ich habe vorsichtshalber meine Nummer drunter geschrieben, falls du Fragen hast.“ „Danke. Und danke dass du mich nicht weiter ausquetschst. Ich glaube es ist besser wenn ich es für mich behalte.“ „Kein Problem. Wie kommst du nach Hause?“ „Meine Mutter holt mich mit dem Auto ab, ich glaube dahinten steht sie.“ „Ach so. Dann bis morgen.“ Damit endete mein erster Schultag in der neuen Schule und darüber war ich auch froh. Ich sah unser Auto schon von weitem. Ich ging hin, begrüßte meine Mutter und schaute mir dann unseren Stundenplan an. Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 8:00-8:45 MATHE FRANZI CHEMIE ENGL MUSIK 8:45-9:30 CHEMIE ENGL FRANZI GESCHI BWR 10:00-10:45 PHYSIK MATHE ENGL BIO CHEMIE 10:45-11:30 BWR MUSIK PHYSIK BWR CHEMIE 12:00-12:45 ERD IT MATHE WIRT MATHE 12:45-13:30 BIO IT ERD HAUS ENGL 14:00-14:45 WIRT IT SPORT HAUS 14:45-15:30 GESCHI IT SPORT Bei Fragen: 948371 „Ich muss morgen Nachmittag ein paar Tests schreiben. Mein Lehrer will wissen wie weit wir in Miami sind.“ „Wann kommst du dann nach Hause?“ „So gegen fünf.“ „Dann kann ich dich aber nicht abholen.“ „Es ist ja nicht weit nach Hause ich schaff das auch zu Fuß.“ Als wir zu Hause ankamen, ging ich erst mal in mein Zimmer und erledigte meine Hausaufgaben. Es war erst halb fünf, deshalb entschloss ich mich, mir die Stadt anzuschauen. Ich ging runter zu meiner Mutter und verkündete es ihr. Sie war nicht sonderlich begeistert darüber, aber ich ging trotzdem. Außerdem ist die Stadt so klein, das man sie, wenn man sich beeilt in einer Stunde durchqueren könnte. Ich lief ziellos durch die Gegend. Ein paar kleine Geschäfte kreuzten meinen Weg, aber eigentlich wollte ich nur schauen wo es Klamotten zu kaufen gab. So ziemlich am Ende der Stadt fand ich dann endlich einen Laden in dem es alles gab. Dort hingen Taschen, Schuhe und eine Menge Kleider. Zwar nicht so schöne wie in Miami, aber immerhin. Auf dem Weg zurück (ich ging einen anderen Weg, der neben dem Klamotten-Laden entlang führte) sah ich Nicholson samt Clique an einer Pommes-Bude stehen. Ich tat so als würde ich sie nicht sehen und ging weiter. Doch Nicholson hatte mich schon entdeckt und lief mir hinterher. „Hey, warte mal. Bleib doch mal stehen!“ „Redest du mit mir?“ „Natürlich mit wem sonst?“ „Was willst du?“ „Mit dir über heute Vormittag reden. Ich hoffe es bleibt unter uns, sonst…“ „Sonst was? Willst du mich töten? Trottel!! Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: ich habe nur die Hälfte mitgekriegt. Außerdem was interessiert mich das, was du machen willst? Lass mich in Ruhe, ich will nach Hause.“ Ich ließ ihn stehen und machte mich auf den Heimweg, doch bevor ich um die nächste Ecke bog, blieb ich kurz stehen, um mich zu vergewissern das er mir nicht folgt. Das tat er nicht, er stand nur da und starrte mir nach und das ziemlich perplex. Die zwei anderen waren zu ihm gekommen und einer sagte: „Ich glaube so ist noch nie jemand mit dir umgesprungen. Die könnte uns gefährlich werden.“ Dann gingen sie wieder in die Pommes-Bude und ich Richtung nach hause. Der restliche Weg verlief normal. Nur ab und zu lief mir jemand über den Weg, aber keiner den ich schon mal gesehen hatte. Als ich dann endlich Zuhause war, aß ich noch schnell was und sprang unter die Dusche. Danach setzte ich mich mit meiner Mutter ins Wohnzimmer. Henry war nicht da. Wir schauten noch fern, bis ich dann hoch in mein Bett ging. Es dauerte nicht lang, bis ich einschlafen war. Der nächste Tag fing weniger stressig an, als am Vortag. Ich stand so gegen sieben Uhr auf und ging dann runter in die Küche zum Frühstück. Danach machte ich mich auf den Weg zur Schule. Als ich gerade ins Schulgebäude gehen wollte hielt mich jemand auf: „Hey Rose. Warte mal.“ Ich drehte mich um und sah … den, den ich nicht sehen wollte, Nicholson. Wie konnte ein Tag nur so blöd anfangen? „Nenn mich nie wieder Rose!“ „Sorry. Wegen gestern wollte ich noch mal mit dir reden!“ „Ich aber nicht mit dir. Ich dachte ich habe mich klar ausgedrückt.“ Ich ließ ihn draußen stehen und hoffte dass er mir nicht folgte. Das tat er aber leider und das von der Garderobe bis ins Klassenzimmer. Ich ließ mir aber nichts anmerken und tat das was ich immer tat: ich ignorierte ihn. Ich setzte mich auf meinen Platz, holte meinen Kram raus und verteilte ihn über den ganzen Tisch. Er hatte sich vor mich gesetzt und beobachtete mich. „Ist was? Habe ich irgendwo einen Popel hängen oder warum starrst du mich so an?“ „Nein, natürlich nicht. Aber das hat noch nie jemand getan!“ „Was?“ „Mich ignoriert. Sonst wollen immer alle etwas mit mir zu tun haben.“ „Schön für dich! Ich bin nicht alle! Bei mir weht ein anderer Wind! Also lass mich gefälligst in Ruhe!“ „Was habe ich dir getan, dass du mich so hasst?“ „Ich habe eine Warnung erhalten. Mir reicht das als Grund dir aus dem Weg zu gehen.“ „Von wem hast du die Warnung erhalten? Von Ashley? Die ist doch nur sauer, weil ich sie sitzen lassen hab.“ „Du warst mit ihr zusammen?“ „Ja, aber nur zwei Wochen. Also hast du die Warnung von ihr? Hätte ich mir denken können!“ „Ich war nur überrascht, mehr nicht! Ich … sie hat mir die Warnung nicht gegeben!“ „Glaub mir ich weiß das sie’s war. Leugnen ist zwecklos!“ „Na schön sie war’s. Na und. Sie hat auch allen Grund dazu! Und jetzt lass mich in Ruhe! Die anderen gucken schon!“ „Lass sie doch. Ich bin das gewöhnt.“ „Ja du vielleicht, aber ich nicht. Dahinten kommt Ashley, verschwinde oder ich prügel dich zu deinem Tisch!“ „Das will ich sehen.“ Mir blieb nichts anderes übrig. Ich ging um meinen Tisch herum (er schaute nur blöd), mir fiel nichts ein also riss ich ihn erst mal den Stuhl weg. Er fiel auf dem Boden und guckte mich erschrocken an. Da ich ihn nicht anders vom Fleck bringen konnte, zerrte ich ihn an seinem Pullover und Haaren durch den Raum auf seinen Platz. Ich hörte ihn kurz „aua“ stöhnen, ließ ihn vor seinem Tisch liegen und ging auf meinen zurück. Mir ging’s danach richtig gut, bis auf die Tatsache dass es die ganze Klasse mitbekommen hatte. Das einzig schlechte war nur das Ashley auch alles gesehen hatte. „Was war denn hier los?“ „Er hat mich genervt und wollte nicht gehen, also habe ich ihn selbst weggebracht. Warum hast du mir nicht erzählt, das ihr zusammen wart?“ „Weil es nur zwei Wochen waren. Nicht der Rede wert.“ In diesem Moment ertönte die Glocke und Mr. Williams kam rein. Er begann sofort mit dem Unterricht. Wieder fing ein Stressgeladener Schultag an. Wenigstens ließ Nicholson mich in Ruhe. Dachte ich zumindest. Ob ich mich da mal nur nicht täuschte. Ich sollte nach der sechsten Stunde zu Mr. Smith kommen. Ich fand den Weg nicht gleich, aber immerhin nach zehn Minuten und das ohne zu fragen. Ich klopfte, ging rein und setzte mich auf einen Stuhl ihm gegenüber. Damit fing der Ärger an. Wir begannen mit einem Mathetest, dann folgten Physik, Chemie, BWR und der letzte war Französisch. Ich hatte bei einigen ein ziemlich schlechtes Gefühl, bei einigen wenigen aber ein gutes. Mr. Smith entließ mich, wünschte mir noch einen schönen Tag und sagte das ich morgen wiederkommen solle, selber Ort, selbe Zeit. Ich war froh dass ich endlich gehen konnte, doch dieses frohe Gefühl verflog sofort als ich ihn an einer Ecke stehen sah. „Wie ist es gelaufen?“ „Ich wüsste nicht was dich das angeht.“ Ich ging an ihm vorbei in Richtung nach Hause, doch er folgte mir. „Was ist? Willst du mich verfolgen, töten oder sonst was?“ „Nö, ich will nur einen Antwort.“ „Es war scheiße. Zufrieden?“ „Nö, was hast du am nächsten Wochenende vor?“ „Nichts mit dir und jetzt lass mich!“ In diesem Moment preschte ein Auto auf uns zu. Ich war so erschrocken dass ich mich keinen Millimeter rührte. Ich dachte schon, jetzt hätte mein letztes Stündchen geschlagen, als der Wagen mit quietschenden Reifen ein paar Zentimeter vor uns stehen blieb. Ein Mann steckte einen Kopf durch die Scheibe und brüllte: „Nicholson Peter Warner! Wo warst du die ganze Zeit? Ich habe dich gesucht! Weißt du eigentlich was für Sorgen ich mir gemacht habe?!“ „Vater, reg dich nicht so auf! Ich war hier, in der Schule. Ich … habe ihr Nachhilfe gegeben.“ „Ich hoffe sie wissen, dass sie mich fast überfahren hätten. Außerdem ist hier eine fünfziger Begrenzung, sie dürfen gar nicht so schnell fahren!“, sagte ich wütend. „Nicholson, ich erwarte eine Erklärung. Wer ist das? Etwa deine neue Freundin?“ „Äh … ja genau!“ „Du solltest dir lieber eine andere nehmen, die ist zu vorlaut.“ „Was?“, rief ich entsetzt. „Ich ruf dich an Rose. Bis später!“ Er nahm mich an den Armen, drückte mir einen Kuss auf die Wange und stieg ins Auto, das sofort losfuhr. Ich war so baff, ich bekam keinen einzigen Ton raus, erst als das Auto um die nächste Ecke fuhr konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen. Ich hoffe das er wusste das, das noch ein Nachspiel haben würde. Ich war stocksauer!! Ich starrte immer noch die Ecke an, wo das Auto verschwunden war, bis mir einfiel das ich nach Hause musste. Ich setzte mich in Bewegung. Es dauerte länger als sonst bis ich endlich vor unserem Haus stand. Ich ging direkt in mein Zimmer, setzte mich an meinen Computer und schrieb meiner besten Freundin, Vanessa, in Miami. Ich erzählte ihr so ziemlich alles, sie fand Nicholson genauso bescheuert wie ich. Sie schrieb außerdem dass es in Miami ohne mich total langweilig sei und dass ich doch zurückkommen solle. Ich konnte leider nicht und das schrieb ich ihr auch. Wenn es jemanden gab, den ich wirklich aus Miami vermisste, dann war sie es. Wir hatten immer viel Spaß zusammen, hatten auch viel zusammen angestellt, aber nie haben wir den anderen verraten. Es war eine lustige Zeit, aber sie war leider vorbei, dass musste ich einsehen, es würde nie wieder so sein wie es früher war. Und diese Erkenntnis fiel mir viel zu spät ein. So sehr ich auch meine Mutter darum bat mit mir zurückzuziehen, sie würde es nie machen. Und selbst wenn wir es tun würden, hätte sich trotzdem alles verändert. Ich verabschiedete mich von ihr und ging runter in die Küche, ich hatte meine Mutter gehört. Wir aßen zusammen, danach machte ich noch schnell meine Hausaufgaben und ging dann ins Bett. Ein weiterer Tag in der neuen Heimat lag hinter mir und darüber war ich froh. Der nächste Morgen kam viel zu früh, ich war Müde und außerdem hatte ich keine Lust in die Schule zu gehen, ich wollte ihm nicht über den Weg laufen. Aber mir blieb nichts anderes übrig, ich musste in die Schule gehen. Auf dem Weg dahin überlegte ich, wie ich Nicholson am besten aus dem Weg gehen konnte, doch als ich vor meinem Klassenzimmer stand, war mir immer noch nichts eingefallen. Da ich aber wusste, dass er schon da war und Ashley und die anderen nicht, ging ich rein und sah, wie er vor meinem Tisch saß und ungeduldig auf die Uhr schaute. Ich tat so als würde ich ihn nicht sehen, holte geduldig meinen Kram raus und ging dann vor zu ihm. „Morgen.“ Noch bevor er ausreden konnte hatte ich ihm schon eine geknallt. „Das war noch wegen gestern. Wage es ja nicht mich noch mal zu küssen und wenn’s auch nur auf die Wange ist! Das nächste Mal würdest du nicht so glimpflich davon kommen!“ „Das war nur Deckung. Ich musste irgendwas sagen, sonst hätte ich noch mehr Ärger bekommen. Du standest da so gut und da konnte ich nicht anders. Danke dass du mich nicht verraten hast. Ich schulde dir was!“ „Gut, dann kannst du die Schuld gleich begleichen, indem du mich von jetzt an in Ruhe lässt!“ „Was ist dein Problem? Was hast du gegen mich?“ „Du bist einfach da, dass ist das Problem. Ich will nichts mit dir zu tun haben, aber das interessiert dich ja nicht. Dann ist es doch klar dass ich so auf dich zu sprechen bin, oder nicht?! Und jetzt geh, Ashley kommt gleich. Oder willst du das es so endet wie gestern?“ „Ist ja gut ich gehe. Aber später habe ich eine Überraschung für dich!“ Der Tag zog sich. Ich wusste nicht was Nicholson für mich vorbereitet hatte und eigentlich wollte ich es auch gar nicht wissen. Doch ich kannte ihn langsam so gut, um zu sagen, dass er sich nicht umstimmen ließ. Wenn er etwas wollte, dann zog er es auch durch. Und ich denke, dass er das wollte. Das schlimmste aber war, dass ich nicht wusste, wann er vorhatte mir die Überraschung zu geben. Ihm konnte jederzeit einfallen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür wäre. Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber es fiel mir alles andere als leicht. Irgendwie hatte ich den Tag dann doch überstanden. Ich musste nur noch die Tests bei Mr. Smith schreiben, aber ich wusste, dass er jetzt nicht mehr gefährlich war. Nach einer kurzen Pause ging ich dann zu Mr. Smith und schrieb einen Test nach dem anderen: English, Bio, Geschi, Erdkunde und Wirtschaft. Sie waren alle leichter als die Tests gestern und darüber war ich ziemlich froh. Mr. Smith bat mich noch ein bisschen zu warten, damit er mir die Noten noch sagen kann. Nach kurzer Zeit überreichte er mir die Tests und sagte: „Du bist mehr als durchschnittlich, aber die schlechten Noten in Chemie, Mathe und BWR müssten nicht sein. In denen brächtest du dringend Nachhilfe.“ „Ich weiß, aber …“ Er hob die Hand. „Lass mich ausreden. Deshalb habe ich mir erlaubt dir einen Nachhilfelehrer zu besorgen. Du kannst reinkommen.“ Ich hatte eine schreckliche Vorahnung. Leider bestätigte sich diese als er ins Büro kam. „Nicholson?“ Ich war für eine kurze Weile so perplex, das mir nichts einfiel, aber dann fand ich meine Sprache doch wieder. „Warum er und nicht ein anderer?“ „Er sagte mir, dass ihr gut befreundet seid und dass er das gern übernehmen würde. Hast du ein Problem damit?“ „Ja und was …“ „Sie meint nein! Sehen sie nicht wie sie sich freut?“ Und wie ich mich freute. Ich freute mich so sehr, dass ich am liebsten aufgestanden und ihm an die Gurgel gesprungen wäre. Aber ich ließ es bleiben, weil Mr. Smith nicht unbedingt mitkriegen sollte wie sehr ich ihn jetzt und auch schon vorher hasste. Ich konnte mir meinen Hass nicht wirklich erklären, aber ich wusste, dass ich ihn hasste und das reichte mir. „Dann ist ja alles gut. Ich hoffe das sich deine schulischen Leistungen von jetzt an bessern werden.“ „Oh ja. Das hoffe ich auch.“ Und wie ich das hoffte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)