Licht und Dunkelheit von Tini-sama (Dort wo das Böse lauert) ================================================================================ Kapitel 8: Wenn das Böse in dir erwacht... ------------------------------------------ Ich erschrak, als ich die siegessichere Stimme von Francesco hörte. „George, George, George. War es nicht offensichtlich, das es eine Falle war?“ Geg sagte nichts, stattdessen ließ er mich runter. Nun stand ich da: auf einer Klippe, umzingelt von Vampiren, zwischen Geg und Francesco, wobei mich Francesco mit seinem Blick fast tötete. Die sechs Vampire hinter ihm waren in Angriffsstellung und warteten auf ein Zeichen von Francesco um uns anzugreifen. Doch er gab keins. Es schien so als ob er auf etwas warten würde und starrte mich die ganze Zeit an. „Kannst du mir eine Frage beantworten, Mensch?“ Ich zuckte zusammen. Ich war nicht darauf vorbereitet, mit ihm sprechen zu müssen. Ich versuchte meine Stimme nicht ängstlich klingen zu lassen, was mir aber gänzlich misslang. „Kommt darauf an, was du wissen willst.“ „Das du der Lockvogel warst habe ich mitbekommen, aber warum machst du das? Ich hoffe du weißt das du jetzt sterben wirst?!“ Geg fing an zu knurren. „Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich wollte ihnen helfen und das habe ich getan. Natürlich weiß ich, dass ich sterben werde, aber das war es mir wert. Immerhin hat mein Plan funktioniert.“ „Das war dein Plan?“ Er zögerte und starrte mich unschlüssig an. „…Vielleicht sollte ich dich doch nicht töten, sonder dich lieber zu einen von uns machen?! …Nehmt sie mit!“ Alle sechs sprangen gleichzeitig auf mich zu. Geg baute sich schützend vor mir auf. Dann begann mein Hirn zu arbeiten. Sie wollten mich mitnehmen, nicht töten. Und sie wollten auch Geg nicht töten, also könnte er vielleicht fliehen… „Geg, verschwinde! Sie wollen mich, nicht dich! Geh!!“ „Wie oft noch?! Nick bringt mich um. Ich lass mich lieber von denen umbringen als von Nick!“ Dann passierte mehreres gleichzeitig. Die Vampire – die gerade die Hälfte der Distanz zwischen uns erreicht hatten – zerstreuten sich. Sie flogen wieder zurück zu Francesco. Zwei von ihnen lagen brennend auf der Klippe – gut 200 Meter von uns entfernt. Und dann standen noch zwei andere direkt neben Geg und erst dann begriff ich was passiert war. Nick und Adam waren gekommen, hatten sich die zwei geschnappt, ihnen die Köpfe abgerissen, sie angezündet und waren dann zu uns gekommen. Erleichtert schaute ich Nick an. Er hatte keinen einzigen Kratzer davon getragen und war wohl auf. Langsam kam er auf mich zu. Bei mir angekommen, zog er mich an sich. Die Anspannung fiel fast augenblicklich von mir ab. Eigentlich hätte mich das beunruhigen müssen, aber das tat es nicht. Dann ließ er von mir ab, drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und stellte sich wieder zu den anderen nach vorn. Francesco hatte uns keine Sekunde aus den Augen gelassen und das was er gerade gesehen hatte, verwirrte ihn sichtlich. „Sie gehört zu dir?“ „Ja und du kriegst sie nur über meine Leiche.“ Ein finsteres Lächeln breitete sich auf Francescos Gesicht aus. Die Angst fing wieder an gegen meine Magenwand zu hämmern und diesmal stärker als vorher. Ich konnte keinen richtigen Gedanken mehr fassen. Das einzige was ich noch spürte war Angst. Angst Nick zu verlieren. Ich sah wie Francesco und Nick gleichzeitig in Angriffsstellung gingen und dann mischte sich noch ein anderes Gefühl in meine Gedanken – Schmerz. Ich hatte keine Ahnung wo er herkam, aber er war da. Er pulsierte unaufhörlich in meinen Venen. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper, mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte zusammen. Das nächste was ich wahrnahm war Geg’s besorgte Stimme an meinem Ohr. Ich versuchte den Schmerz wegzudenken und schlug die Augen auf. Was ich sah gefiel mir aber überhaupt nicht. Adam stand an einem Rand vier Gegnern gleichzeitig gegenüber, während Nick auf der anderen Seite gegen Francesco kämpfte. Geg saß neben mir und schaute immer wieder zwischen mir, Ad und Nick hin und her. Und ich begriff. Es fiel mir schwer zu sprechen, aber ich schaffte es: „Geh und hilf Adam. Du kannst mir sowieso nicht helfen!“ Hilflos schaute er zu mir runter. Ich versuchte mich aufzurappeln, was der Schmerz mir aber erschwerte. Ich schaffte es mich soweit aufzurichten, um mich gegen einen Felsen zu lehnen. Erst als ich mich nicht mehr bewegte ließ der Schmerz ein wenig nach. „Geht’s dir wieder gut? Was hast du denn?“ „Ich hab doch keine Ahnung. Plötzlich hat mein Körper angefangen zu schmerzen. Aber das ist jetzt egal. Beweg deinen Hintern zu Adam, der braucht dich dringender als ich.“ Diesmal stand er auf, aber nicht ohne mich besorgt anzugucken, dann lief er zu Ad rüber und begann mitzukämpfen. Ich konzentrierte mich auf Nick. Er und Francesco kämpften mit Höchstgeschwindigkeit. Mir fiel es aber irgendwie leichter ihren Bewegungen zu folgen als sonst. Vielleicht hatte ich mich endlich an ihre Schnelligkeit gewöhnt. Nick warf mir ab und zu besorgte Blicke zu – was mir überhaupt nicht gefiel. Er sollte sich lieber auf seinen Kampf konzentrieren, als auf mich. Je mehr ich mich auf die Beiden konzentrierte, desto stärker fing mein Körper an zu schmerzen. Meine Adern fühlten sich an, als würden sie jeden Moment platzen. Ich versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen und verlor als der Druck in meinen Armen noch mehr zunahm. Verzweifelt krümmte ich mich vor meinem Stein zusammen, doch der Schmerz ließ nicht nach. Ein Schrei steckte mir im Hals. Ich wusste, wenn ich jetzt schrie, würde Nick zu mir schauen – auch wenn es nur für eine Sekunde wäre – und Francesco würde ihn töten. Der Schmerz war zu übermächtig und ich war zu schwach. Gegen zwei was konnte ich nicht ankämpfen und so schrie ich. Nicht übermäßig laut – aber ich schrie. Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, lehnte ich mich erneut gegen den Felsen und schaute zu Nick. Er sah schlimm aus – sehr schlimm. Sein gesamter rechter Arm war aufgerissen, Fetzten seiner Haut und seines Hemdes hingen lose an ein paar Fädchen. Sein linkes Bein hatte einen tiefen Kratzer – wenn er ein Mensch gewesen wäre, wäre er innerhalb von Sekunden an dem Blutverlust gestorben. An seinem Rücken hatte er haufenweise Kratzer, die waren aber nicht so schlimm. Francesco sah noch viel schlimmer aus. Er kauerte vor Nick auf dem Boden. Anscheinend hatte er verloren oder Nick wollte ihn gerade töten. Sein sorgenvoller Blick lag auf mir. Ich hätte mich am liebsten dafür geschlagen, weil ich so schwach war und gerade jetzt geschrien hatte. Francesco rappelte sich auf. Nick schien das gar nicht zu bemerken und plötzlich gab es ein schreckliches Geräusch. Dort wo eben Nick noch gestanden hatte, stand jetzt Francesco. Nick lag an einem Felsen und rührte sich nicht. Francesco hatte ihn mit voller Wucht durch ein paar Bäume geschleudert und zuletzt war er gegen einen Felsen geprallt. Ich versuchte aufzustehen. Langsam zog ich mich an dem Stein hoch. Ich hatte kein Gefühl mehr in meinen Beinen – aber immerhin ich stand. Jetzt versuchte ich zu Nick zu gehen, aber eine neue Welle des Schmerzes zog durch meine Beine und ich fiel auf die Knie. Wieso konnte ich ihm jetzt nicht helfen, obwohl er meine Hilfe so dringend brauchte? Ich kämpfte gegen die Tränen an, die in mir aufstiegen. Francesco beachtete Nick gar nicht mehr, sein Blick war auf mich gerichtet. Mit siegessicherem Grinsen kam er auf mich zu. Plötzlich schoss Adam von der anderen Seite auf ihn zu und warf ihn gegen ein paar Bäume. Und dann fing erneut ein Kampf an, zwischen Ad und Francesco. Er hatte mir das Leben gerettet. Wenn wir das überleben würden, müsste ich mich bei ihm bedanken, aber im Moment gab es wichtigeres. Der Schmerz hatte etwas nachgelassen und ich konnte mich wieder auf die Beine stellen. So blieb ich erstmal ein paar Minuten stehen. Dann taumelte ich über den Kampfplatz auf Nick zu. Beim näher kommen fiel mir auf das er noch schlimmer aussah, als von weitem und Panik machte sich in mir breit. Direkt vor ihm, ließ ich mich auf die Knie fallen. Nun kam auch noch Verzweiflung dazu. Ich hatte ihn noch nie so … halbtot gesehen – mal davon abgesehen, das er schon tot war. Ich streckte eine Hand nach ihm aus, doch bevor ich ihn auch nur ansatzweise berühren konnte, schlug er die Augen auf. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Als er mich sah, wurde sein Blick besorgt und erst da fielen mir meine Schmerzen wieder ein. „Was tut dir weh?“ „Alles.“ Er suchte mich mit seinen Augen ab, um irgendeine körperliche Verletzung auszumachen. Das erste was ihm auffiel war der Kratzer an meiner Hand. Ein Schrei durchzog die Luft. Erschrocken drehten wir uns gleichzeitig in die Richtung aus der der Schrei kam. Adam lag vor Francesco. Francescos Blick ruhte triumphierend auf Adam, der sich krümmte. „Hilf ihm!“ Nick rappelte sich auf. „Halt noch ein wenig durch.“ Dann strich er mir über die Wange und verschwand. Nach dem Gesichtsausdruck von Francesco zu urteilen, dachte er wohl nicht, dass Nick noch mal aufstehen würde. Falsch gedacht! Ich riss meinen Blick von Nick los und versuchte Geg zu finden, doch er war nirgends zu sehen. Irgendwo aus dem Wald trat eine neue Rauchwolke hervor. Erneut hatte ich Angst. Entweder es waren die restlichen von Francescos Vampiren oder … ich zwang mich nicht an seinen Namen zu denken. Verzweifelt schaute ich in Richtung Rauchwolke, als Jemand aus dem Wald auftauchte. Erleichtert stellte ich fest, dass es Geg war. Ich freute mich allerdings zu früh, denn eine neue Schmerzeswelle überkam mich und ich sank noch tiefer auf dem Boden. Schnell lief Geg auf mich zu. Auch er sah mich besorgt an, obwohl er schlimmer aussah als ich. „Es geht mir gut! Geh und hilf Nick und Ad!“ Er bewegte nur sein Gesicht in die Richtung. Nick hatte ihn bemerkt. „Bring sie von hier weg!“ Noch bevor er ausgesprochen hatte, flog er durch den Felsen, an dem ich noch vor kurzem gelehnt hatte. Geg hielt mich fest. Ich musste mich von ihm losreißen um zu Nick zu kommen. Ich lief die kurze Entfernung zu Nick und konnte ihn gerade noch am Handgelenk festhalten, bevor er von der Klippe fiel. Schnell schaute ich zu Geg, der immer noch wie angewurzelt am selben Platz stand. Und dann erst sah ich den Weg, den ich gerannt war, um Nick zu »retten«. Ich war 800 Meter in weniger als zwei Sekunden gelaufen! Jetzt musste ich Nick nur noch wieder auf die Klippe bringen. Er bewegte sich nicht, worauf ich schloss, dass er ohnmächtig war. Erneut fing der Schmerz an in meinen Adern zu pulsieren, darauf konnte ich jedoch im Moment keine Rücksicht nehmen, denn langsam zog mich Nick’s Gewicht in die Tiefe. Ich rutschte mit in den Abgrund und konnte noch nicht mal was dagegen tun. „Geg! Hilfst du mir mal bitte!!“ Doch dann erst sah ich, dass er mir und Nick Francesco vom Hals hielt, was bedeutete dass er gegen ihn kämpfte. Verdammt! Warum war ich nur so schwach?! Ich konnte noch nicht mal Nick helfen und das obwohl er mir schon so oft geholfen hatte – mich beschützt hatte. Und dann rutschte ich über den Rand und mit Nick in die Tiefe. Die Luft peitschte mir ins Gesicht und das einzige was ich wahrnahm war die Angst in mir. Und mir wurde klar, das das einzige was uns noch retten konnte Nick selbst war. Wenn ich ihn dazu brachte aufzuwachen, könnte er uns wegfliegen – nur wie sollte ich das anstellen – wir fielen immerhin von der Klippe! Verzweifelt klammerte ich mich an ihn. Ich sah den Boden immer näher kommen. Ich schaute schnell in sein Gesicht, nahm all meine restliche Kraft zusammen und schlug ihn mit meiner Hand in den Magen. Als ob er nicht schon halbtot genug wäre, aber es half, er schlug die Augen wieder auf. Fast augenblicklich bremste er den Fall ab. Die Angst fiel von mir ab. Wir hatten doch tatsächlich überlebt! „Geht’s dir gut? Wie konntest du mir bitte so schnell zur Hilfe kommen?“ „Ich habe keine Ahnung, aber können wir das oben klären?“ Schnell flog er wieder nach oben. Er setzte mich ab und rannte zu Geg um ihm zu helfen. Der Schmerz war fast verklungen. Und ich konnte den Kampf noch besser beobachten. Francesco war am Ende – das sah man ihm an – aber er kämpfte trotzdem weiter. Geg saß an einen Baum gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Dann hörte ich einen erneuten Schrei und schaute wieder zu Nick. Einen unglaubliche Last fiel von meinen Schultern, als ich sah das Nick Francescos Kopf in seiner Hand hielt und gerade dabei war seinen Körper in Brand zu setzten. Erst als sein Körper richtig brannte, warf Nick auch den Kopf in das Feuer. Es war endlich vorbei. Freudig kam er auf mich zugelaufen. Doch dann passierte etwas, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Auf halber Strecke fiel er plötzlich auf die Knie und brach dann endgültig zusammen. Erschrocken rannte ich auf ihn zu. Auch Geg kam von der anderen Seite. Ich ließ mich vor Nick auf die Knie fallen und zog ihn zu mir. Geg stand wie angewurzelt da und starrte mich an. „Was schaust du so? Hilf mir lieber!“ Noch immer bewegte er sich nicht. „Du … bist tot!“ „Bist du jetzt vollkommen durchgeknallt?! Ich sitze neben dir und lebe!“ „Nein. Du bist tot.“ Jetzt war ich mir sicher: er hatte den Verstand verloren. „Ja. Okay. Wenn du das so siehst. Aber jetzt hilf mir mit Nick.“ „Du hältst mich für verrückt, oder?“ „Das tut nichts zur Sache. Könntest …“ „Ich beweise es dir!“ Er lief an den Waldrand, holte einen mittelgroßen Stein und kam dann zu mir zurück. Ein paar Meter vor mir blieb er stehen, holte aus und warf den Stein mit voller Wucht gegen meinen Kopf. Der prallte aber – anders als erwartet – an mir ab und blieb vor mir liegen. Völlig entgeistert schaute ich zwischen dem Stein und Geg hin und her. Normalerweise hätte ich tot sein müssen, aber ich saß quietsch lebendig vor Geg. „Siehst du?!“, rief er mit einem Grinsen im Gesicht. „Dann … dann bin ich jetzt … ein … Vampir?!“ „Scheint so. Dann kamen die Schmerzen, die du hattest von einem Biss. Hat dich jemand gebissen?“ „Nein. Nur du hast mich gekratzt.“ „Ich habe aber kein Gift unter den Fingernägeln! Daran kann es also nicht liegen!“ „Ist im Moment unwichtig. Wir müssen zu den Anderen und uns dann um Nick kümmern. Nimm du Ad, ich nehm Nick.“ Schnell rannte er zu Adam, der immer noch auf dem Boden lag. Ich stand auf, packte Nick an den Schultern und Beinen und zog ihn vom Boden hoch. Er war erstaunlich leicht, im Gegensatz zum letzten Mal, als ich ihn in mein Zimmer schleifen musste. Ad weigerte sich strikt dagegen, getragen zu werden und so stützte Geg ihn nur. Adam war genauso überrascht, wie ich, als er sah wie ich Nick hochnahm. „Wie bist du denn zum Vampir geworden?“ „Ich habe keinen blassen Schimmer.“ Dann rasten wir los. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl so zu rennen. Die Bäume sausten so schnell an uns vorbei, das ich nur noch erahnen konnte das es eigentlich Bäume waren. Und zweimal wäre ich auch fast in einen Baum gelaufen, konnte aber noch im letzten Moment ausweichen. Immerhin kamen Nick und ich unversehrt auf der Lichtung an. „Geg? Bringst du mir dann das Fliegen bei?“ „Ich glaube, das sollte besser Nick machen, falls er wieder auf die Beine kommt.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Was sollte das heißen »falls er wieder auf die Beine kommt«?! Natürlich kommt er wieder auf die Beine. Er war ja nicht umsonst ihr Anführer! Bevor ich ihm aber sämtliche Beschimpfungen an den Kopf werfen konnte, wurde meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen. Auf die restlichen Vampire – unter anderem auch auf Chris – die sich auf der Lichtung versammelt hatten und scheinbar auf unsere Ankunft warteten. Jetzt da sie uns kommen sahen, wurden sie unruhig. Chris kam auf uns bzw. auf Adam zugestürmt. Als er mich dann sah, blieb er stehen und starrte mich entsetzt an. „Wie ist das möglich?“ „Chris, ich werde dir später alles genau erklären, aber jetzt gibt es wichtigeres. Wie ist es bei euch gelaufen?“ Er schüttelte schnell den Kopf, bevor er antwortete. „Dein Plan ist aufgegangen. Wir haben die meisten erledigt und selbst keine Verluste erlitten.“ „Ihr habt die meisten erledigt?“ „Es konnten einige fliehen. Was sollen wir mit ihnen machen?“ „Ich habe keine Ahnung. Mach was du für richtig hältst.“ „Was ist mit Nick?“ „Er ist einige Male schwer getroffen worden. Ich bring ihn nach Hause und kümmere mich um ihn. Übernimmst du derweil seinen Posten?“ Er sah mich mit großen Augen an. „Ich?!“ „Nein, der hinter dir! Natürlich du! Wer sonst?!“ „Ähm … okay.“ „Geg, Adam ihr kommt am besten auch mit.“ Zusammen verließen wir die Lichtung und rasten nach Hause. Dort angekommen brachten wir Adam und Nick erstmal ins Bett. „Bringt es was, wenn ich seine Wunden verbinde?“ „Nicht wirklich. Er ist tot. Sein Gewebe setzt sich von selbst wieder zusammen.“ „Okay, kann ich sonst irgendwas machen, damit er aufwacht?“ Geg schüttelte den Kopf. „Nur warten.“ Warten. Das war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen! Aber dennoch setzte ich mich auf den Stuhl neben seinem Bett und wartete. Irgendwann verließ Geg das Zimmer, weil Adam im Nebenraum irgendwas angestellt hatte. Ich konnte nicht genau sagen was, ich wusste nur das es sehr laut war und das es so klang als würde er auf irgendwas rumschlagen. Es war schwer Nick so zu sehen. Völlig leblos lag er da in seinem Bett. Bewegungsunfähig. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich ging in die Eingangshalle, zum Telefon und rief Mr. Warner an. Ich wusste nicht warum ich das tat, aber ich empfand es als richtig ihm bescheid zu sagen. Wer, wenn nicht er hatte ein Recht darauf zu erfahren wie es Nick ging? Nachdem ich ihn alles berichtet hatte, hielt er es für nötig nach Hause zu kommen. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, meine Mutter noch dort zu lassen. Ich hatte Angst davor sie zu sehen, ich konnte ja nicht sagen wie ich auf sie reagierte, nach meiner »Verwandlung«. Nachdem er aufgelegt hatte, begab ich mich wieder zu Nick – der immer noch reglos in seinem Bett lag. Ihn so zu sehen bereitete mir mehr Schmerzen. als ihm fernzubleiben, aber gehen wollte ich auch nicht, deshalb schloss ich meine Augen. Und da merkte ich erst, wie müde ich war. Ich versuchte erst gar nicht gegen den Schlaf anzukämpfen, weil ich genau wusste, dass es sowieso nichts bringen würde und nach wenigen Sekunden schlief ich ein. Ich hörte von fern, irgendeinen lauten Knall und schlug die Augen auf. Verwirrt schaute ich mich um. Ich hatte keine Ahnung wie lang ich geschlafen hatte. Auf der Suche nach einer Uhr blieb mein Blick am Bett hängen – es war leer. Entsetzt sprang ich auf. Ohne groß darüber nachzudenken, lief ich aus dem Zimmer. Auf dem Gang blieb ich kurz stehen und spitzte die Ohren. Es war alles viel lauter und deutlicher als sonst. Ich hörte Stimmen und ging in die Richtung von wo ich vermutete, dass sie herkamen. Vor der Tür blieb ich allerdings stehen. Nick war sauer, er brüllte Geg an und der brüllte zurück: „Ich hab dir doch gesagt, dass es passieren wird, egal wie sehr du sie beschützt! Wir hätten sie nie bei uns bleiben lassen sollen!“ „Das hätte auch nichts gebracht! Früher oder später hätte sie sich verwandelt und es wäre weit aus schlimmer geworden, wenn sie nicht bei uns gewesen wäre!“ „Was willst du jetzt tun? Wenn er erfährt, dass sie sich verwandelt hat, kommt er her und bringt uns um! Willst du das? Jetzt wo wir Francesco los sind? Du musst dich entscheiden! Wer ist dir wichtiger: Rose oder wir?“ Eine Weile sagte niemand mehr etwas, ich dachte schon, dass sie mich bemerkt hatten, aber dann antwortete Nick: „Rose.“ Dann hörte ich wie etwas durch die Gegend geschleudert wurde und dann gegen etwas Hartes – ich schätzte es war die Wand – flog. Und dann setzte mein Verstand aus. Ich riss die Tür auf, sah Nick, wie er in der Wand war, raste – ohne nachzudenken – auf Geg zu und schlug ihn mit voller Wucht durch das Fenster, das sofort zerbrach und Geg in die Tiefe riss. „Rose, was…“ Ich drehte mich ruckartig zu Nick um. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich weinte. „Du hast von Anfang an gewusst, das ich zum Vampir werde?! Hast du mir deshalb Freundschaft vorgespielt? Wolltest du deshalb, dass ich zu dir ziehe? Damit du mich überwachen kannst?“ Er wandte seinen Blick zu Boden und sagte nichts. So war er also wirklich. Er hatte noch nicht mal den Mut mir die Antwort ins Gesicht zu sagen, oder überhaupt was zu sagen. „Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen?“ Schnell verließ ich den Raum und lief in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir ab und ließ mich erstmal auf das Bett fallen. Auf den ganzen Weg hierher, in mein Zimmer zwang ich mich nicht richtig loszuheulen, aber hier konnte ich die Tränen schließlich nicht mehr zurückhalten. Ich heulte los. Wie konnte er nur? Ich hatte zwar keine Ahnung, wer er war, aber das spielte überhaupt keine Rolle. Ich wusste nur, dass alles, was Nick mir erzählt hatte, ein Lüge war. Und ich wusste dass ich es hier keine Minute länger aushalten würde. Ich zog meine Tasche unter meinem Bett hervor, ging zum Schrank und warf alles rein, was ich in die Finger bekam. Als ich fast fertig war, klopfte Nick an der Tür. „Rose, lass mich rein. Ich möchte dir alles erklären.“ „Wer sagt mir, dass du mich nicht wieder belügst?“ „Ich habe dich in keinerlei Hinsicht belogen, ich habe lediglich etwas verschwiegen.“ „Das reicht ja wohl aus, um dir nicht mehr zu vertrauen, oder?“ „Lass mich rein!“ „Nein. Ich will dich nicht mehr sehen, verschwinde!“ Ich hörte ein Knurren und auf einmal brach er mitsamt der Tür in mein Zimmer ein. Sein Blick wanderte durchs Zimmer und blieb an den Taschen und Koffern hängen. „Du verlässt mich?“ „Von verlassen kann hier nicht die Rede sein.“ „Ach ja? Wie würdest du dann das hier nennen?“ Er deutete auf die Koffer. „Ich gehe und du wirst mich nicht aufhalten können!“ „Gib mir zehn Minuten um dir alles zu erklären, bitte!“ Sein flehender Blick, brachte mich dazu kurz nachzudenken. Auch wenn alles eine Lüge war, er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu retten – aus welchem Grund auch immer und öfter als einmal. Ich war es ihm schuldig, wenigstens zehn Minuten zuzuhören. Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und bedeutete ihm, es ebenfalls zu tun. Er zog sich den Stuhl von meinem Schreibtisch weg und positionierte ihn so, dass er mir direkt gegenübersaß und mir in die Augen schauen konnte. Zuerst starrte er mich nur an. Dann seufzte er und schaute aus dem Fenster. Langsam wurde ich ungeduldig. Ich wollte gerade sagen, dass seine zehn Minuten fast um waren, als er schließlich doch begann: „Du hast Recht. Wir wussten, dass du dich irgendwann zum Vampir verwandelst. Und es tut mir unendlich leid, dass ich dir nichts davon erzählt habe, aber ich konnte nicht – nein, ich wollte es nicht wahrhaben. Ab dem Moment, als ich dich das erste Mal sah, wusste ich das du etwas Besonderes für mich warst. Als ich erfuhr, das du die bist, die wir die ganze Zeit suchten, war es ein Schock für mich.“ Ich wartete darauf, dass er weiterredete, als er das aber nicht tat, fragte ich nach: „Du wusstest nicht von Anfang an, dass ich zum Vampir werde? Und ihr habt nach mir gesucht?“ „Nein, ich wusste erst davon, als du mir von deinem Vater erzählt hast.“ „Was hat mein Vater jetzt damit zu tun?“ „Vergiss mal bitte alles was du über deinen Vater weißt und hör mir gut zu, ja?“ Ich nickte nur kurz. „Als dein Vater ins Gefängnis kam, wurde er von einem Vampir gebissen, der sich als Wächter hineingeschlichen hatte. Kurz darauf ist dein Vater ausgebrochen und zurück zu seiner Familie gegangen – zu dir. Bei euch ist er schließlich ausgerastet und über dich hergefallen. Ich weiß nicht wie du überlebt hast oder warum deine Verwandlung erst jetzt eintrat, aber das alles hat mit deinem Vater zu tun und nur er kann es dir erklären.“ Gut. Er hatte es mal wieder geschafft. Ich war verwirrt – sehr verwirrt. „Mein Vater ist aber tot!“ „Nein, ist er nicht. Nachdem er dich gebissen hatte, ist er wieder ins Gefängnis und hat sich »erhängt«. Als sie ihn dann ins Leichenschauhaus gebracht hatten, ist er abgehauen.“ Mir schwirrte der Kopf. „Mal angenommen, es stimmt was du sagst, warum habt ihr mich dann gesucht?“ Er antwortete nicht. Es musste also ein Grund sein, der mir nicht gefallen würde. Ich schaute ihn eindringlich an, doch er wandte seinen Blick ab. „Ist der Grund so schlimm, dass du ihn mir nicht sagen willst?“ „Für mich schon.“ Ich wartete darauf dass er weiter sprach, was er aber nicht tat. „Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen. Sag es mir endlich.“ Er schaute betrübt zur Seite und begann: „Du musst wissen, Michael – dein Vater ist im laufe der Jahre zu einem Tyrannen geworden. Er hat seinen eigenen Bezirk gegründet. Ganz Mexiko,Texas und Oklahoma gehören ihm. Und er dehnt sein Reich immer weiter aus und um andere Ländereien zu bekommen ist ihm jedes Mittel recht. Als er Mexiko eingenommen hat, haben er und seine Männer so viele Menschen getötet, dass die Menschen dachten, dass eine Seuche im Umlauf ist. Wir dachten, wenn wir dich finden und ihn mit dir unter Druck setzten, das er mit dir abhauen und uns in Ruhe lassen würde.“ „Ihr wolltet mich finden und töten lassen?“ „So war es geplant. Aber das hätte ich nicht zugelassen.“ Ich dachte eine Weile nach. Seufzend fragte ich: „Und wie lautet der neue Plan?“ Seine Mine hellte sich auf. Wahrscheinlich dachte er, ich würde ihm und den anderen den Kopf dafür abreißen. Was ich am liebsten auch gemacht hätte. „Du hilfst uns?“ „Klar. Wir haben Francesco besiegt und jetzt ist mein Vater dran. Wenn er wirklich so schlimm ist wie du sagst, dann hat er es nicht verdient zu leben.“ Er grinste mich an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du uns helfen würdest.“ „Nach allem was wir zusammen durchgemacht haben, könnte ich euch nicht einfach im Stich lassen. Vor allem wenn es dabei um mich geht. Darf ich dich was fragen?“ „Klar, alles.“ „Weiß meine Mutter über alles bescheid?“ „Ja. Sie weiß alles über deinen Vater und wie es abgelaufen ist.“ „Und warum weiß ich das nicht mehr?“ „Ich denke, es ist ein Schutzreflex deines Gehirns. Immerhin warst du damals erst neun.“ Ich ließ mir alles noch mal durch den Kopf gehen. Nick ließ mich nicht aus den Augen. Und dann wurde mir etwas klar. „Moment mal! Meine Mutter wusste über alles bescheid und hat mir nichts davon gesagt!? Warum?“ „Dein Vater hatte deiner Mutter verboten dir etwas davon zu erzählen, weil er wollte dass du – wenn es soweit ist – freiwillig zu ihm kommst. Deshalb hat er euch überwachen lassen, in Miami. Ich glaube, dass das auch der Grund war, warum ihr hierher gezogen seid. Als ihr nämlich die Grenze zu unserem Gebiet überschritten hattet, konnte dein Vater euch nicht überwachen lassen, ohne uns anzugreifen und wir sind immerhin nach ihm, der stärkste Bezirk innerhalb der USA. Und ich glaube nicht das er nur wegen euch einen Krieg anfangen würde.“ „Das leuchtet ein. Weiß meine Mutter, das ihr Vampire seid, also du, Geg und Oli?“ „Anfangs nicht. Seid ihrer »Geschäftsreise nach Anchorage« weiß sie es. Ich kam nicht umhin es ihr zu sagen.“ Entsetzt starrte ich ihn an. „Sie hat jetzt eine Tochter, die ein Vampir ist, da ist es nicht weiter schlimm, dass ich auch einer bin.“ „Stimmt. Du hast Recht. Wie geht es Adam denn?“ „Dem geht es blendend. Kaum warst du eingeschlafen, da war er schon bei Chris.“ „Was wollte er denn bei Chris?“ „Im laufe des Kampfes ist ihm bewusst geworden, wie sehr er Chris braucht. Und es tat ihm leid, dass er ihn damals gebissen hat. Sie haben sich versöhnt!“ „Adam brauchte einen Kampf, um herauszufinden, wie sehr er Chris doch mag?“ „Tja, so ist er halt. Aber warum willst du das wissen?“ „Als dich Francesco das erste Mal gegen den Felsen geschleudert hatte, wollte er auf mich losgehen und Ad hat mich beschützt und deshalb wollte ich mich noch bei ihm bedanken.“ „Ach so.“ „Ähm … Und wie geht es Geg?“ Er setzte zu einer Antwort an, klappte jedoch seinen Mund wieder zu, weil ihm scheinbar nichts einfiel. Wir sahen uns beide kurz an, stürmten dann raus auf den Gang und liefen in das Zimmer zurück, wo ich Geg aus dem Fenster geworfen hatte. Geg saß auf einem Stuhl am Schreibtisch. Als ich hereinkam erstarrte er, als wartete er auf einen neuen Angriff. Ich blieb im Türrahmen stehen, während Nick zu ihm ging. Langsam entspannte sich Geg wieder. „Hast du dich beruhigt?“ „Ja, und eigentlich tut es mir leid.“ „Eigentlich?!“ „Du hattest es verdient.“ Er verdrehte die Augen und wandte sich an Nick. „Was hast du jetzt mit ihr vor?“ „Ich habe nichts mit ihr vor. Sie will uns helfen, gegen ihren Vater vorzugehen.“ Verblüfft schaute Geg mich wieder an. „Du hilfst uns?“ „Ja. Hast du etwas dagegen einzuwenden?“ „Nein, aber es wundert mich.“ „Warum?“ „Er ist immerhin dein Vater.“ „Vater hin oder her. Wenn er nur schlechte Sachen macht, dann ist er nicht mehr mein Vater. Außerdem habe ich mich damit abgefunden, das mein Vater tot ist, jedenfalls so wie er damals war.“ Völlig verdattert schauten mich die Beiden an. „Stimmt doch, oder nicht?! Ihr könnt nicht behaupten, das ihr noch so seid wie früher.“ Immer noch sagte keiner ein Wort. „Na schön. Vergessen wir das. Ich denke, wir sollten einen Plan erstellen, wie wir ihn am besten töten können. Was meinst du Nick?“ „Stimmt. Geg würdest du bitte Ad und Chris holen?“ „Klar.“ Er stand auf und verschwand. Jetzt war ich mit Nick allein. Er musterte mich. Irgendwie lag eine komische Spannung zwischen uns. Eine Spannung die mich ziemlich nervös machte. Ich wusste, dass ein Gespräch fällig war, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so bald kam. „Ich glaub, ich pack meine Sachen wieder aus.“ Er seufzte und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Rose, ich glaube, wir müssen reden.“ „Glaubst du? Worüber willst du denn reden?“ „Über uns.“ Ich musste schlucken. Warum ausgerechnet jetzt. Ich hatte überhaupt keine Lust über »uns« zu reden. Als ich nichts weiter sagte, fuhr Nick fort: „Ich denke du weißt was ich für dich empfinde und ich weiß es von dir – soweit du deine Meinung nicht geändert hast.“ Er sah mich fragend an. Jetzt setzte auch ich mich auf einen Stuhl. „Nein, ich habe meine Meinung leider nicht geändert. Wie könnte ich auch?“ Ein freudiger Ausdruck erhellte sein Gesicht. Dann sprang er auf. „Gut. Dann hätten wir das ja geklärt!“ Verwirrt sah ich ihn an. Ich begriff seine Denkweise also auch als Vampir nicht – gut zu wissen. „Wie meinst du das?“ „Na ja, ich liebe dich und du liebst mich! Dann haben wir jetzt keine Schein-Beziehung mehr, sondern eine richtige!“ Bevor ich noch etwas entgegnen konnte, verschwand er. Immer noch völlig bedröppelt, saß ich auf dem Stuhl und starrte auf seinen leeren Platz. Ich musste mir vor Augen halten, dass er vor kurzem mächtig etwas auf den Kopf bekommen hatte und deshalb nicht mehr klar denken konnte. Im Klartext: Er war total durchgeknallt. Langsam stand ich auf und ging raus auf den Flur. Dort blieb ich kurz stehen und lauschte auf ein Geräusch, um festzustellen ob er noch im Haus war. Er war eindeutig nicht im Haus, ich war allein. Etwas beruhigter lief ich weiter und zuckte zusammen, als die Klingel ertönte. Schnell ging ich an die Tür, um sie zu öffnen, hielt aber inne, um nachzudenken, wer es denn sein könnte. Und dann fiel mir Mr. Warner ein. Ich riss die Tür auf und sah Mr. Warner samt meiner Mutter im Aufgang stehen. „Rose! Ich bin ja so froh, das dir nichts passiert ist!“ Sie stürmte auf mich zu und umarmte mich. Für einen Moment setzte mein Hirn aus. Der Geruch ihres Blutes stieg mir in die Nase. Schnell versuchte ich sie von mir Wegzuschieben, doch sie drückte mich noch fester an sich. Verzweifelt unterdrückte ich den Drang sie zu beißen. Ich konnte aber nicht lange widerstehen. Langsam – immer noch im Kampf gegen mich selbst – näherte ich mich ihrer Kehle. Plötzlich wurde ich nach hinten gezogen. „Rose, nicht!“ Ich drehte mich um. Nick war wieder da. Er drehte mich wieder zurück. Erst traute ich mich nicht sie anzusehen, dann warf ich doch einen Blick auf sie. Ich sah ihren entsetzten Ausdruck und zuckte unwillkürlich zusammen. „Es… tut mir leid! Ich wollte nicht…!“ Mir versagte die Stimme. Ich wartete auf eine Reaktion ihrerseits, aber sie starrte mich immer noch entsetzt an. Dann fand sie ihre Stimme wieder. „Ist es … bist du jetzt auch … ein … Vampir?“ Erst zögerte ich, bis Nick mir die Hand auf den Rücken legte und zu mir vortrat. „Ähm.. ja. Seid ein paar Tagen. Deshalb wollte ich auch nicht das du wieder herkommst, was dich aber trotzdem nicht aufgehalten hat.“ Ich schaute vorwurfsvoll zu Mr. Warner, der nur schuldbewusst die Schultern zuckte. „Ich war so lange weg und wollte dich sehen. Es hätte dir ja was passiert sein können. Als Mr. Warner dann ohne mich abreisen wollte, habe ich gesagt, dass ich lieber kündige, als in Anchorage zu bleiben.“ An Nick gewandt fuhr sie fort. „Danke, das du auf sie aufgepasst hast. Ich dachte schon sie hätte sich verletzt und wollte deshalb nicht, dass ich wiederkomme. Aber euer Grund ist einleuchtender.“ Ab jetzt war die Stimmung besser. Die zwei kamen erstmal rein (Nick nahm das Gepäck an sich und verschwand). Mr. Warner, meine Mom und ich gingen ins Teezimmer, um zusammen »Kaffee zu trinken«, während Nick auf dem Hinweg noch in der Küche bescheid sagte und dann auch zu uns stieß. Noch bevor wir richtig saßen, redete meine Mutter ohne Punkt und Komma, über ihre Arbeit und wie schön sie es doch in Anchorage fand. Ich hörte nur mit einem Ohr zu und betrachtete unauffällig Nick. Ihn schienen die Erzählungen auch nicht wirklich zu interessieren, aber dennoch gab er sich freundlich. „Und, wie war es hier?“ „Lustig und ein bisschen gefährlich.“ Sie schaute mich mit einem komischen Ausdruck an, dann hellte sich ihre Mine auf. „Wann kommst du wieder nach Hause?“ Ich fiel aus allen Wolken. Das konnte sie doch nicht ernst meinen! Auch Nick wurde hellhörig und setzte sich auf. „Ich denke, nicht so bald.“ „Warum? Jetzt bin ich doch wieder da!“ Ich schaute schnell zu Nick. Er bedeutete mir nicht alles zu verraten. „Wir… haben einige Probleme, die wir noch beseitigen müssen. Ich kann hier noch nicht weg. Die brauchen mich!“ Entgeistert schaute sie mich an. „Wer sind »die«?“ Genau in dem Moment, indem ich antworten wollte, klopfte es an der Tür und Geg, Ad und Chris traten ein. „Wir sind die!“, sagten sie im Chor. Erleichtert stand ich auf und begrüßte sie. Dann stellten sie sich vor. Meine Mom war von ihnen noch weniger begeistert, als von Nick. „Und die haben jetzt etwas zu besprechen. Wir sehen uns!“ Ich schob die drei aus der Tür, Nick folgte mir auf dem Fuß. Zusammen gingen wir in Nick’s Arbeitszimmer. Dort angekommen ließen wir uns alle auf einen Stuhl fallen. Dann fing Ad an: „Wir waren ein bisschen überrascht, dass du uns auch diesmal hilfst.“ „Ihr habt ja das Problem hauptsächlich wegen mir, da kann ich euch doch nicht im Stich lassen.“ „Nett von dir. Du hast doch bestimmt schon einen Plan, oder?“ Alle vier schauten mich aufmerksam an. „Stimmt, das habe ich auch.“ „Na dann lass hören!“ Ich atmete tief ein und aus und bereitete mich auf einen Streit mit Nick vor. Mein Plan würde ihm garantiert nicht gefallen, das wusste ich jetzt schon. „Ich werde zu meinem Vater gehen und…“ „Auf gar keinen Fall!“ Ich hatte mir schon gedacht, dass Nick mich unterbrechen würde, aber nicht so früh. Wenigstens stand Chris mir zur Seite. „Lass sie doch wenigstens ausreden. Du weißt noch nicht mal ob ihr Plan gut ist oder nicht. Wenn dir der Plan am Ende immer noch nicht gefällt, dann kannst du deine Meinung sagen, aber nicht jetzt.“ Beleidigt lehnte sich Nick in seinem Stuhl zurück. Chris bedeutete mir Fortzufahren. „Also. Wie schon gesagt, ich werde zu meinem Vater gehen und ihn ausspionieren. Wenn er wirklich so ein Tyrann ist, wie ihr alle sagt, dann kann ich mir nicht vorstellen, das seine Helfer ihn mögen. Vielleicht kann ich einige von ihnen davon überzeugen, sich gegen ihn zu wehren. Außerdem hat er bestimmt Schwachstellen, die kann ich euch auch mitteilen. Und wenn er dann von innen geschwächt ist, können wir ihn dann von außen zerstören.“ Bevor ich richtig geendet hatte, begann Nick mit seinem Einspruch: „Das ist viel zu gefährlich. Was meinst du warum seine Helfer bei ihm bleiben? Sie haben zu viel Angst vor ihm. Francesco ist ein Nichts gegen Michael. Außerdem besitzt er eine Gabe.“ Leider stimmte auch Ad Nick zu. „Rose, Nick hat Recht. Dein Vater ist gefährlicher, als wir vier zusammen. Wir können dich nicht allein gehen lassen.“ „Und was schlagt ihr vor?“ Ich sah sie der Reihe nach an, keiner sagte ein Wort. Ich wartete auf eine Antwort. Um mich davon abzuhalten, mussten sie schon einen sehr, sehr, sehr guten Plan haben. Nach einer Weile begann Chris: „Wie wäre es, wenn du nicht allein gehst? Dann können wir sicher sein, dass dein Vater dich nicht auf seine Seite zieht.“ Als er meinen bösen Blick sah, fügte er schnell hinzu: „Nicht das ich daran zweifle, das du zu uns hältst. Nur zur Sicherheit.“ Unglaublicherweise stimmte Nick sofort zu. „Wenn jemand mitgeht, bin ich auch dafür.“ „Und wer sollte, deiner Meinung nach mitkommen?“ „Na ich!“ Entsetzt starrte ich ihn an. „Bist du verrückt?!“ „Was ist daran so schlimm?“ „Hast du nicht eben gesagt, dass mein Vater so gefährlich ist?! Wenn du gehst, gehe ich nicht!“ „Aber ohne dich, brauche ich da gar nicht aufzutauchen! Ohne dich geht es nicht!“ Jetzt mischte sich auch Ad mit ein. „Nick hat Recht. Du musst gehen. Außerdem, was hast du denn auf einmal gegen ihn? Wir wären beruhigt, wenn er mitgehen würde.“ „Ja ihr! Ich aber nicht. Was ist wenn er Nick was antut?“ Alle drei fingen an zu lachen. Ich kam mir ziemlich verarscht vor. Ich ließ mich noch weiter in meinem Stuhl zurücksinken, grummelte vor mich hin und wartete darauf, dass sie sich wieder beruhigten. Als sich Nick endlich wieder unter Kontrolle hatte, kam er zu mir, legte mir seine Hand auf die Schulter und küsste mich. „Glaub mir, er wird mir nichts antun.“ Ich sah wie er sich einen erneuten Lachanfall verkneifen musste und schaute ihn böse an. Auch die Anderen hatten sich wieder beruhigt. Grinsend betrachteten sie uns. Dann begann Ad erneut: „Sei uns nicht böse, aber das war zu komisch. Bist du nun einverstanden, dass Nick mitkommt, oder nicht?“ Ich sah Nick eindringlich an. „Auch auf die Gefahr hin, dass ihr wieder einen Lachkrampf bekommt, nein, ich bin nicht damit einverstanden, ich halte es für zu gefährlich!“ Wieder mussten sie sich zusammenreißen. Bevor sie jedoch vor lachen explodierten, versuchte Nick mir ins Gewissen zu reden: „Ich bezweifle, dass er mir etwas tut. Immerhin habe ich auf dich aufgepasst.“ „Was macht dich da so sicher? Du hast selbst gesagt, er ist ein Tyrann und wie grausam er die Menschen seines Bezirks umbringt oder umgebracht hat. Was macht dich da so sicher, dass er nicht Lust hat dich auch umzubringen. Immerhin habt ihr einen der größten Bezirke Amerikas!“ Während ich sprach nahmen Geg’s, Ad’s und Chris’ gute Laune ab. Sie lachten nicht mehr, sondern wirkten jetzt ernst und konzentriert. Dann antwortete Nick: „Der erste Grund, warum ich denke, dass er mich nicht umbringt ist, das ich dein Freund bin. Er würde mich nicht töten solange du noch zu mir stehen würdest. Und der zweite Grund ist mein Bezirk. Ich bin mir sicher, dass er weiß, dass wir Francesco und seine Leute umgebracht haben. Er würde mich nicht töten, weil er dann die anderen nicht aufhalten kann, sie zu töten. Vor allem Ad nicht.“ Ich schaute zu Ad. Er grinste nur. Offenbar war das seine Bestätigung. Nur unfreiwillig musste ich zugeben, dass an seinem Argument etwas dran war. Dennoch wollte ich ihn nicht mit reinziehen, aber was blieb mir anderes übrig? „Na schön! Du hast mich überredet! Wann brechen wir auf?“ „Je früher, desto besser!“ „Im Klartext?“ „Morgen früh, um 10:00 Uhr?“ „Na gut!“ Wir standen alle auf und begaben uns aus dem Raum. Auf dem Gang hielt ich Ad noch kurz zurück: „Ähm … Ad?“ Er drehte sich zu mir um. „Was denn?“ „Ich wollte mich noch bei dir bedanken.“ Er schaute mich verwirrt an. „Was habe ich genau gemacht?“ „Du hast mir das Leben gerettet, als Nick bewusstlos in einem Felsen lag. Du weißt schon, beim Kampf gegen Francesco?!“ Noch immer wirkte er verwirrt, aber dann schien er zu begreifen. „Ach so das. Kein Problem. War mir ein Vergnügen!“ Und damit verschwand er. Ich tat es ihm gleich und lief in mein Zimmer um mich auf morgen vorzubereiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)