Bloody Snow von Moon-Cat (Wenn dein Freund ein Werwolf ist...) ================================================================================ Kapitel 4: Auf zur Rettung -------------------------- Versteckt hinter ein paar Büschen schaute Can zu der Holzhütte hinab, in der sich seine Schwester befand. Tief in ihm konnte er ein Knurren hören, dass er zu gerne dem Menschen entgegen gebracht hätte, der schon so viele Leben auf dem Gewissen hatte. Wütend lief Can hin und her, wobei er die Bärenfallen umging, die der Jäger um sein Haus herum ausgelegt hatte. Wäre vorhin nicht ein aufgescheuchter Hase in eine seiner Fallen getappt, wäre auch der Wolf hinein geraten. Zu gerne würde er einfach in diese Hütte dort rennen und dem Jäger eine Lektion erteilen. Doch das konnte er nicht Hals über Kopf tun. Erst einmal musste er herausfinden, ob Keha noch lebte. Can setzte sich hinter einen Busch hin und atmete tief durch. Er musste sich unbedingt wieder beruhigen, einen klaren Kopf bekommen. Sein nächster Gedanke galt der Aufspürung seiner Schwester, die er lieber lebend wieder sehen wollte – nicht als Dekoration auf dem Boden oder an der Wand. Heulen konnte er ausschließen – das würde der Jäger hören und dann wüsste er, dass ein weiterer Wolf in der Nähe war. Aber was für eine Möglichkeit hatte er sonst noch? Keha war nicht in seinem Rudel, so dass die rudelinterne Sprache, die sowieso zu laut wäre, funktionieren würde. Doch was sonst blieb einem Werwolf noch als Kommunikationsmittel übrig? Can legte seinen Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel. Langsam war es dunkel geworden und einzelne Sterne blinkten durch die Wolken. Auch der Mond ließ sich kurzzeitig blicken und warf sein weißes Licht zu Boden. Es war Vollmond, was ihn nur zum Seufzen brachte und den Kopf wieder senken ließ. Als er die Hütte wieder ansah, hatte er plötzlich eine Idee. Schnell blickte er zum Himmel und wieder zurück zu dem Haus und das einige Male hin und her. Sein vor Erstaunen offenstehender Mund wurde zu einem breiten Grinsen. Er hatte des Rätsels Lösung gefunden! Er konnte seine Schwester erreichen und das so einfach, dass er schon viel früher darauf hätte kommen können. Langsam schloss er die Augen und konzentrierte sich auf Keha. Darauf, wie ihr Wesen war und wie sie aussah – vor allem jedoch auf ihre Eltern, ihre Abstammung und ihre Fähigkeiten. Die Fähigkeit, Botschaften in Träumen zu senden und auch untereinander, wenn man wach war. Dies war besonders in Voll- und Neumondnächten am effektivsten, da beide die Kinder der Mondhüter waren. Schon so lange hatte er nicht mehr darauf zurückgegriffen und hoffte, dass es nun klappen würde. Noch einmal atmete er tief ein und rief den Namen seiner Schwester: »Keha! Hörst du mich?« Vorsichtig spitzte der hellbraune seine Augen und hatte schon Angst, er hätte es verlernt. Doch da hörte er die Antwort seiner Schwester: »Can?« Erleichtert seufzte er und lächelte. »Ja, ich bin’s«, gab er zurück und konnte sich nur zu gut vorstellen, wie überrascht sie aussehen musste. »Was zur Hölle machst du hier? Wo bist du überhaupt? Wie kommst du darauf, mich zu belästigen? Wo warst du die ganze Zeit?«, fragte sie schnell und verhaspelte sich fast bei ihren gedachten Worten. Er öffnete seine Augen und blickte auf die Hütte hinab. »Ich bin hier um dich von Hunter zu befreien. Mehr gibt es im Moment nicht zu wissen. Wenn du mehr wissen willst, werde ich es nach deiner Rettung tun«, meinte ich und stand auf. »Wo bist du?« »Can! Was hast du vor? Du hast doch nen Vogel, wenn du mich retten willst!« »Das überlass mal mir. Also! Wo steckst du?« Er konnte ein Seufzen von ihr hören und schließlich ihre Worte vernehmen: »Ich sitze auf dem Dachboden fest, habe den Vollmond im Blick und werde von einem Hund bewacht!« »Danke für die Auskunft!«, sagte Can und rannte zur Hütte hinunter. Er hörte noch, wie Keha ihn warnen wollte und zwang, stehen zu bleiben. Doch er hörte nicht auf sie – er wollte einfach seine Schwester wiedersehen. Ein paar Fallen schnappten nach ihn, als er dem Haus näher kam und er hörte bereits einiges an Lärm vom Inneren der Hütte. Der Hund bellte und knurrte, während der Wolf immer näher darauf zu rannte. Hunter kommandierte seinen Hund herum und rannte aufgeregt vor dem hell erleuchteten Fenster herum. Can fletschte mit den Zähnen und sprang durch ein Fenster hindurch. Der Jäger brüllte am Spieß und ließ einen Schuss los. Dieser streifte den Hellbraunen, der kurz stehen blieb, Mensch und Hund anknurrte und schließlich weiter die Stufen zu den oberen Stockwerken hinauf rannte. Hastig eilte er weiter die Treppe zum Dachboden hinauf und knallte die Tür mit der Schulter zu. Schnell verwandelte er sich in einen Menschen, zog einen Schrank vor den Eingang zum Dachboden und lief schließlich zum Käfig seiner Schwester. Keha schaute ihn mit großen, ängstlichen Augen an. Ihr Blick fiel auf seine Schulter, in der ein Loch zu sehen war. „C... Can! Was hast du gemacht?“, fragte sie stotternd und richtete sich auf. Ihr Bruder grinste nur, kniete sich vor ihr hin und machte sich am Schloss des Käfigs zu schaffen. „Simples Eisenschloss, schon ziemlich rostig“, murmelte er vor sich hin und rüttelte daran herum. „Ha! Einfacher hätten sie mir das nicht machen können!“ Ein Klicken war vom Schloss zu hören und Can hielt es grinsend in die Höhe. Er öffnete die Käfigtür und hielt sie seiner Schwester auf. Sie sah ihn nur skeptisch an und beobachtete, wie er sich wieder in einen Wolf zurück verwandelte. An der Tür konnte man viel Geklapper und Rufe hören. Womöglich hatte der Jäger endlich gemerkt, dass Can von Anfang an nur auf den Dachboden wollte, um seine Schwester zu retten. „Wie wollen wir hier jetzt wieder raus kommen, Can?“, fragte sie ihn und schaute sich unruhig im Raum um. Noch immer lag ein Grinsen auf seinem Gesicht und er sah sie an. „Ab durch die Mitte!“, antwortete er. „Wir verstecken uns hinter der Kiste neben der Tür und stürmen hinaus, sobald die beiden Idioten in diesem Raum sind.“ Skeptisch und unsicher blickte Keha ihren Bruder an. „Bist du sicher?“ Er nickte nur und kauerte sich bereits hinter der Kiste, die direkt neben der Dachbodentür stand, zusammen. Seine Schwester kam zu ihm und tat es ihm gleich. Sie konnten hören, wie Hunter sich mit viel Anlauf gegen die Tür warf und diese immer wieder ein Stück weiter öffnete. Der Hellbraune wandte sich schnell noch einmal an seine Schwester und flüsterte ihr hastig etwas zu: „Wenn die Tür offen ist, rennst du sofort raus. Unten ist ein Fenster kaputt. Da springst du raus und rennst sofort in den Wald, den Hügel hoch. Pass auf die Fallen auf. Ich hab so ziemlich alle aufgedeckt und umkreist. Du drehst dich nicht um, egal was du hörst und rennst so schnell du kannst zu deiner Höhle zurück, verstanden? Ich bin immer einen Schritt hinter dir!“ Sie blickte ihn unsicher an, schluckte jedoch und nickte. Was blieb ihr schon anderes übrig, als ihrem Bruder in dieser Situation zu vertrauen? Sie wusste, dass er damit schon öfters Erfahrung gemacht hatte – zu oft, wie wohl ihre Eltern sagen würden. Aber es hatte ihm immerhin genügend Erfahrung eingebracht. Er lächelte sie an und stupste seiner Schwester kurz mit der Nase an die Stirn. „Keine Sorge, alles wird gut“, flüsterte er und drehte sich zur Tür um. Diese stand schon einen ziemlichen Spalt offen und der Jäger nahm noch einmal Schwung und stieß die Tür mit einem letzten Schlag auf. Can stieß Keha mit seiner Hinterpfote an und sprang auf den Jäger und seinen Hund zu, damit er ihre Aufmerksamkeit hatte. Anfangs zögerte seine Schwester, doch nach einem bösen Blick von ihm setzte sie sich in Bewegung und rannte so schnell, wie sie konnte. Sie wusste nicht, ob ihr Bruder ihr folgte – aber sie hoffte es. Womöglich kämpfte er mit dem Jäger oder mit dem Hund, vielleicht wurde er angeschossen!, dachte sie sich und Panik stieg in ihr hoch. Als sie auf dem Hügel stand und nach unten sah, konnte sie ihren Bruder bereits im unteren Stock sehen. Er knurrte und fletschte die Zähne und bewegte sich rückwärts auf das kaputte Fenster zu. »Setz dich endlich in Bewegung, Keha! Ich hab dir gesagt, du sollst so schnell rennen, wie es nur geht!«, sagte Can in ihrem Kopf. Sie schluckte. Wie konnte sie ihn allein lassen. Er war ihr Bruder! Sie hatten sich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen! Sie konnte ihm nicht einfach seinem Schicksal überlassen! Doch sie biss die Zähne zusammen, drehte sich herum und begann zu rennen, während ihr eine Träne aus dem Auge floss. Sie konnte nichts anderes tun, als ihm zu vertrauen. Nach einer knappen Stunde, in der sie immer wieder überlegt hatte, ob sie nicht zurückkehren sollte, kam Keha in ihrer Höhle an und war überrascht, ihre zwei Weggefährten und einen schwarz-weißen Wolf zu sehen, der sich in eine dunkle Ecke gekauert hatte und mit leuchtenden blau-schwarzen Augen den Ausgang beobachtete, und sich wieder den anderen beiden zu drehte, die angespannt vor dem Feuer lagen. Beide schauten auf, als sie Keha hörten und sprangen auf sie zu, als sie in die Höhle hereinspaziert kam. „Keha! Can hat es also wirklich geschafft!“, rief Marie und zeigte ihre Zähne. Doch die beigefarbene Wölfin blickte skeptisch zu Lóme. „Wer ist das?“, fragte sie und sah, wie er sich aus dem Schatten erhob. „Mein Name ist Lóme! Wo ist Can?“, wollte er wissen und trat vorsichtig näher. Keha blickte zur Seite. „Er war direkt hinter mir, aber anscheinend wurde er aufgehalten. Ich bin sicher, er wird bald kommen!“ Lómes Augen verengten sich. „Und der Jäger?“ „Can ist schlau genug, um zu überleben. Außerdem hat er sicherlich einen Weg da raus gefunden.“ „Aber du bist dir nicht sicher?“ Sie blitzte ihn mit einem wütenden Blick an. „Was geht dich das überhaupt an? Wer bist du überhaupt? Was suchst du hier?“ Er sah zur Seite und verkroch sich wieder in den Schatten. „Ich schätze, das können dir deine Weggefährten erzählen. Sie haben mich bereits ausgequetscht“, maulte er und starrte wieder auf den Eingang. Er konnte nicht fassen, dass sie einfach so weggerannt war, ohne sich um Can zu kümmern. War sie nicht seine Schwester? War er nicht wichtig für sie? Lóme hörte zu, wie die Wölfe Keha alles erzählten. Seine Anspannung nahm mit jedem Wort, das sie sprachen, zu. Er musste wissen, ob es Can gut ging und ob er fliehen konnte. Natürlich hatte er mehr Erfahrung als jeder andere, aber er war im Haus eines Jägers! Der junge Werwolf biss die Zähne aufeinander und stürmte aus der Höhle. Er konnte einfach nicht weiter herum sitzen und nichts tun. Schließlich ging es um seinen Rudelführer! Die Wölfe hinter ihm riefen ihm noch etwas zu, doch er kümmerte sich nicht darum. Er folgte den Fußspuren, die Keha auf ihrer Flucht hinterlassen hatte. Inständig hoffte er, dass Can wirklich fliehen konnte und dass es ihm gut ging. Womöglich lag er einfach nur erschöpft unter einem Busch und ruhte sich aus, damit man ihn nicht entdeckte? Mit der Nase auf dem Boden lief Lóme weiter und beeilte sich. Tief in ihm spürte er, dass Can Hilfe brauchte. Vielleicht bildete sich der schwarzweiße Werwolf auch nur ein, denn was sollte er ohne seinen Anführer tun? Er wollte nicht zurück zu Michael, er wollte nicht bei Keha bleiben. Er wollte dem Mann folgen, der ihm so vieles erzählt hatte. ------------------ Ich hoffe es gefällt euch ;) Habe mich jetzt endlich dazu durch gerungen die letzten paar Absätze gar zu schreiben - tut mir leid, wenn da ein paar Wiederholungen drinnen sind xD ... Schon wieder so kurz Ö_ö ich lass nach xD Ich mach mich sofort über das nächste Kapitel :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)