Egoism von MichiruKaiou (Doch es geht nicht ohne dich [Ikarishipping]) ================================================================================ Kapitel 1: Die Ruhe nach dem Sturm? ----------------------------------- ~ Pokémon – Egoism ~ * Kapitel 1 – Die Ruhe nach dem Sturm * Team Galaktik hatte versucht, sich die Welt Untertan zu machen. Sie wollten die Welt zerstören, um sie nach ihren eigenen Wünschen neu zu gestalten, doch einer Gruppe von Trainern war es gelungen, sie aufzuhalten. Nun waren die Kämpfe vorüber, doch der Sieg hatte auch seine Opfer gefordert und jeder hat mit seinen Verlusten zu kämpfen… Lucia wusste nicht, was sie in Schleiede erwarten würde. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass bei ihr zu Hause alles in Ordnung war, nahm sie auch schon wieder Abschied von ihrer Mutter, die sie nur schweren Herzens so schnell wieder ziehen ließ. Doch sie bemerkte, dass ihre Tochter reifer geworden war und sie musste ihren eigenen Weg gehen, aber dieses Mal machte sie sich doch ein wenig Sorgen… Lucia wollte Paul so schnell wie möglich folgen, der entgegen ihrer Erwartung nach Schleiede vorgegangen war und dass auch noch, ohne ihr etwas davon zu sagen. Auf einmal war er einfach weg. So saß Lucia nun angesäuert im Bus Richtung Schleiede und sah Gedanken verloren aus dem Fenster. Der Bus war beinahe leer, aber das wunderte sie nicht, denn momentan dachte sicherlich kaum jemand daran, dass der öffentliche Verkehr wieder aufgenommen worden war und man keine Angst mehr zu haben brauchte, von Team Galaktik angegriffen zu werden. Es war viel passiert und es würde sicherlich noch einige Zeit ins Land ziehen, bis alle Spuren der Zerstörung beseitigt sein würden. Auch sie selbst hatte Verluste hinnehmen müssen. Sie hatte zusehen müssen, wie Menschen gefangen genommen und verschleppt wurden, denn sie war eine von ihnen gewesen. Zusammen mit Zoey wurde sie von Team Galaktik in Herzhofen gefangen gehalten, damit sich niemand der Organisation in den Weg stellen könnte. Auch Paul war dort gewesen und hatte ihnen sogar unerwartet bei der Flucht geholfen. Auch hatte sie zusehen müssen, wie Menschen getötet wurden. So auch ihre Freundin Zoey. Bei dem Gedanken daran musste Lucia Tränen unterdrücken. Im Kampf gegen Team Galaktik war Jubelstadt komplett zerstört worden. Beinahe wäre es ihnen gelungen, Dialga und Palkia in diese Welt zu holen, doch im letzten Moment war es dem Enkel von Professor Eich gelungen, das Dimensionstor zu schließen, aber die dennoch entstandene Schockwelle hatte die ganze Stadt überrollt. Sie wusste selbst nicht mehr genau, wie sie das hatte überleben können. In ihrer Erinnerung spürte sie nur noch die Erschütterung und wie sie sich zusammen mit Paul unter einem Luftschiff auf den Boden geworfen hatte, um Schutz zu finden. Sie beide hatten überlebt, doch das Bild von Zoey, wie sie blutüberströmt auf Felsentrümmern lag und eine Glasscherbe aus ihrer Brust herausragte, hatte sich für ewig in ihr Gedächtnis eingebrannt. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass dies wirklich passiert war und sie ihre Freundin nie wieder sehen würde. Aber auch sie wäre vielleicht nicht mehr am Leben, wenn Paul nicht gewesen wäre… Seit diesen Ereignissen sah sie Paul in einem ganz anderen Licht. Sie hatten gemeinsam gekämpft und sie hatte auch eine andere Seite an ihm gesehen. Auch er war verletzlich, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Sie wusste, wie stur und egoistisch er war, doch auch er hatte Verluste erlitten. Er wollte es nicht zeigen, doch manchmal hatte sie sehen können, wie sehr er darunter litt. Daher machte ihr der Gedanke an die Ankunft in Schleiede ein wenig Angst. Sie wusste von den Angriffen auf die Stadt, von der Zerstörung der Arena und von den Opfern, die die Kämpfe dort gefordert hatten. Doch dieses Leid konnte man erst richtig begreifen, wenn man es mit eigenen Augen sah. Und wie empfand Paul wohl die Rückkehr in seine Heimatstadt? Nach den Kämpfen hatte er zwei Wochen in einem Krankenhaus in Vertania City bleiben müssen und sie hatte dort auf ihn gewartet. Sie wusste zwar nicht genau wieso, doch sie hatte Paul nicht alleine lassen wollen. Außerdem war es ihre Schuld gewesen, dass er so schlimm verletzt wurde, denn das war nur passiert, weil er sie beschützt hatte. Nie hatte sie geglaubt, dass er dies einmal für sie tun würde und das sogar mehr als nur dieses eine Mal. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an ihr Gespräch im Krankenhaus zurück dachte. Paul hatte zugegeben, dass sie ihm etwas bedeutete und ständig an sie denken musste. Ihr ging es genauso. Das war der Grund, warum sie bei ihm bleiben wollte. Sie wollte herausfinden, was ihre Gedanken ihr verraten wollten. Doch neben diesen schönen, unerwarteten Momenten gab es leider auch viele böse Überraschungen. Paul teilte seine Gefühle nicht mit ihr. Sie hatte keine Ahnung, was er dachte, wie er sich fühlte oder was ihn bedrückte. Darüber wollte er nicht mit ihr reden. Manchmal klangen seine Worte verletzend, doch er konnte sich in seiner egoistischen und arroganten Art nicht anders ausdrücken. Und jetzt war er einfach wieder abgehauen. Sie hatten eigentlich abgemacht, erst zu ihrer Mutter zu fahren und dann gemeinsam nach Schleiede aufzubrechen. Doch kurz nach ihrer Ankunft hatte Professor Eibe ihr gesagt, dass Paul alleine weiter in seine Heimatstadt gereist war. Allein, ohne sie und ohne ihr überhaupt etwas davon zu sagen. Dabei hatte er ihr gesagt, dass sie bei ihm bleiben dürfte, warum war er dann nun wieder allein unterwegs? Sie verstand ihn einfach nicht und diese Tatsache kränkte sie. Doch so leicht ließ sie sich nicht abschütteln. Sie würde ihn zur Rede stellen! Egal was war, so leicht würde er sie nicht wieder los werden. Sie wollte ihm helfen und sie hatte ihm gesagt, dass er sich auf sie verlassen könnte. Vielleicht nahm er sie nicht ernst oder er hatte sich in seinem Leben bis jetzt noch nie auf jemand anderen verlassen außer auf sich selbst. Doch sie würde ihm schon zeigen, dass es sich auszahlte, anderen Menschen zu vertrauen. Er war mit seinem Schmerz nicht allein. Aber auch sie wünschte sich jemanden, mit dem sie reden konnte. Ihre Mutter könnte das alles, was in den letzten Wochen geschehen war, nicht in dem Umfang begreifen, in dem sie ihn erlebt hatte. Das war etwas, dass nur sie und Paul miteinander teilen konnten. Irgendetwas war da, dass sie seither verband und dieses Band wollte sie nicht einfach aufgeben, nur weil er mal wieder einen auf Egoist und Einzelgänger machte! „Ich kann genau so stur sein wie du!“, sagte sie plötzlich laut und entschlossen zu ihrem Spiegelbild im Fenster. Nun konnte sie es kaum noch erwarten, endlich in Schleiede einzutreffen. ~*~ Paul stand vor den Trümmern der Arena von Schleiede. Hier lag kein Stein mehr auf dem anderen. Er konnte erkennen, dass die ersten Bewohner damit begonnen hatten, die Schäden und den Schutt zu beseitigen, doch die Zerstörung rund um dieses ehrenwerte Gebäude war immer noch mehr als deutlich zu erkennen. Von dem Torbogen, durch den man auf das Grundstück gelangte, waren nur noch die Fußansätze übrig. Abfällig blickte er auf den aufgerissenen Weg, der einst in die Arena führte. Hier vor dem Tor hatte sie gestanden und sein Bruder hatte sich schützend vor sie geworfen. Er hatte das Leben dieser schwachen Arenaleiterin gerettet, nur damit diese wenige Augenblicke später vom Torbogen begraben wurde. Sein Bruder war umsonst gestorben, jedenfalls empfand er dies auch so, auch wenn eine gewisse Koordinatorin meinte, dass es nicht so wäre. Paul schloss für einen Moment die Augen. Schließlich wandte er sich von diesem tragischen Kampfschauplatz ab und schlenderte in Richtung seines Hauses. Paul öffnete bedeutungsschwer die Haustür. Er wusste, dass das Haus leer sein würde, dennoch war es ein merkwürdiges Gefühl. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal nach Hause gekommen war, ohne dass Reggie ihn mit seinem nervigen Grinsen begrüßt hatte. Es waren nicht einmal die Laute von Pokémon zu hören. Schwester Joy hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass man seinen Bruder zusammen mit Hilda im Garten des Anwesens beigesetzt hatte und Reggies Pokémon befänden sich derzeit in ihrer Obhut. Doch auf ihre Frage, ob er sich der Pokémon seines Bruders nun annehmen wolle, konnte er nur mit einem kurzen Kopfschütteln antworten. Was sollte er mit den Pokémon seines Bruders? Mit ihnen kämpfen ganz sicher nicht und seine Züchtung würde er auch ganz sicher nicht fortsetzen. Doch was sollte er dann tun? Paul schritt durch das Haus, bis er hinaus in den Garten trat. Sofort entdeckte er die beiden Kreuze, die nun auf dem Rasen standen. Davor war der Boden umgegraben und Blumen lagen kunstvoll darauf gebettet. Paul griff nach seinen Pokébällen, „Kommt raus!“, er warf alle seine sechs Bälle in die Luft und ließ seine Pokémon frei. Kurz bedachte er jedes einzelne von ihnen, dann drehte er sich um und ging schweigend in das Innere des Hauses zurück. Seine Pokémon – Panferno, Snibunna, Chelterrar, Kramshef, Elevoltek und Ursaring - blickten ihm verdutzt hinterher. Noch nie hatte ihr Trainer sie gerufen ohne ihnen zu sagen, was sie tun sollten. Paul betrat seufzend das Wohnzimmer und ließ sich nachdenklich auf die Couch sinken. Eigentlich hatte es keine Bedeutung, doch seine Pokémon im Garten gaben ihm ein wenig das Gefühl, doch wieder zu Hause zu sein. Nun war er hier, doch irgendwie war es ein komisches Gefühl. Dabei wusste er nicht einmal, was er eigentlich erwartet hatte. Es gab eigentlich nichts, was ihn zurück hierher getrieben hatte oder was ihn jetzt hier halten würde. Seit dem Angriff auf Schleiede und seinem Versagen im Kampf gegen Team Galaktik hatte er das Gefühl, dass sein ganzes Leben sinnlos war. Doch wie immer, wenn ihm solch ein Gedanke kam, hatte er plötzlich Lucia vor Augen. Dieses fröhlich nervende Mädchen, das ihm ständig einredete, dass das Leben mehr zu bieten hätte und er nicht aufgeben dürfte, nach einem Weg zu suchen, den er gehen möchte. Doch sein Streben nach Stärke war irgendwie verloren gegangen. Er hatte in einigen Kämpfen seine Hilflosigkeit erkennen müssen. Dabei war er schon so lange unterwegs, es kam ihm so vor, als wären die letzten Jahre seiner Reise vollkommen umsonst gewesen. Doch dieses Mädchen ließ einfach nicht locker. Er musste zugeben, dass ihm die Gespräche mit ihr auch etwas Erkenntnis verschafft hatten. So glaubte er nun zu verstehen, warum sein Bruder sein Leben für diese Arenaleiterin geopfert hatte. Doch diese Erkenntnis schockierte ihn auch wiederum, denn er spürte, dass diese Koordinatorin möglicherweise denselben Platz in seinem Leben einnehmen könnte. Doch wollte er sich so abhängig machen? Wollte er noch an jemand anderen als nur an sich selbst denken? Das würde ihn doch nur behindern und sein Leben beeinträchtigen. Und doch wusste er ihre Gesellschaft mittlerweile zu schätzen. Aus irgendeinem Grund schaffte sie es, ihn anzutreiben, ihm neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Sie interessierte sich für sein Leben, was er nicht verstehen konnte, doch das trieb ihn dazu, auch sie ein wenig verstehen zu wollen. Und dann spürte er wieder diese Angst. Diese Angst abhängig zu werden. Er hatte gesehen, was seinem Bruder diese Abhängigkeit gebracht hatte. Er selbst hatte bereits so töricht gehandelt, dieses Mädchen hatte ihn wirklich dazu gebracht, sie beschützen zu wollen. In dem letzten Kampf war die Angst, sie zu verlieren, einfach größer gewesen als alles andere. War diese Abhängigkeit nun eine Stärke oder eine Schwäche? Einerseits hatte er das Gefühl, dass sie die Leere in seinem Leben füllen konnte, aber andererseits hatte er Angst, sein Leben und sich selbst damit aufzugeben. Paul blickte auf die Uhr, die über dem Kamin hing. Sicherlich würde Lucia heute noch nach Schleiede nachkommen. Nach ihrer Rückkehr aus Kanto hatten sie in Sandgemme Halt gemacht, weil sie nach ihrer Mutter sehen wollte. Eigentlich hatten sie abgesprochen, danach gemeinsam nach Schleiede zu reisen, doch er hatte es nicht mehr ausgehalten. Er fühlte sich fehl am Platz und wollte seine Zeit nicht dort verschwenden, wo er nichts zu suchen hatte. Sicherlich wäre sie wieder wütend, wenn sie hier einträfe. Er hoffte bis zu ihrer Ankunft zu wissen, ob er sich auch ohne sie wieder stark fühlen konnte. Paul lehnte seinen Kopf auf der Rückenlehne des Sofas ab und schloss die Augen. Er musste sich endlich entscheiden, wie sein Leben weiter gehen sollte… ~*~ Lucia konnte nicht anders, als zuerst bei der Arena vorbei zu gehen oder vielmehr an dem, was noch davon übrig war. Es sah hier beinahe so schlimm aus wie in Jubelstadt. Was für Gedanken Paul wohl bei diesem Anblick wohl hatte? Hoffentlich hatte er die Wut auf seinen Bruder mittlerweile überwunden. Entschlossen schulterte sie nach einer Gedenkminute wieder ihren Rucksack und machte sich auf den Weg zu Pauls Haus. Vor der Tür blieb sie stehen und atmete einmal tief durch. Schließlich betätigte sie die Türklingel. Sekunden vergingen, bis sie zu Minuten wurden. Lucia klingelte noch einmal, zog aber bereits genervt die Augenbrauen zusammen. Nichts rührte sich, dabei war sie überzeugt, dass Paul zu Hause wäre. Sie hatte bereits mit der Faust ausgeholt, um gegen die Tür zu hämmern, als plötzlich Panferno von der hinteren Seite des Hauses auf sie zukam. „Er ist also doch da“, murmelte sie zu sich, während sie Panferno nach hinten in den Garten folgte. Das Pokémon schien ein wenig nervös zu sein und deutete mit einem ratlosen Blick in das Innere des Hauses. Lucia schritt über die Veranda durch die offen stehende Tür in das Haus hinein. „Paul?“, rief sie entschieden, doch natürlich bekam sie keine Antwort. Ihr Weg führte sie durch die Küche, ehe sie das Wohnzimmer erreichte, wo sie gesuchten Trainer endlich entdeckte. Mit in den Hüften gestemmten Händen baute sie sich empört vor ihm auf. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Langsam setzte er sich nach vorn und blickte der Koordinatorin in die vor Entschlossenheit funkelnden Augen. „Ich kann dich wirklich nicht los werden.“ Es klang beinahe so wie ein leiser Seufzer zu sich selbst. Doch wieder einmal wusste Lucia nicht, was sie von dieser Aussage halten sollte. War sie ihm nun doch egal oder sollte sie wieder gehen? „Ich habe dir gesagt, dass ich bleiben werde. Im Gegensatz zu dir hau ich nicht einfach ab.“ Mit einem Ruck erhob sich Paul plötzlich aus seiner sitzenden Position und stand mit einem Schritt direkt vor ihr. Unmerklich schluckte sie, mit so einer schnellen Bewegung hatte sie nicht gerechnet, dennoch wich sie nicht zurück. „Du kannst dir gern ein Zimmer aussuchen, aber steh mir nicht im Weg rum“, mit diesen Worten schob er sie beiseite und wollte an ihr vorbei Richtung Flur gehen. „Was soll das werden?“, meinte sie in scharfem Ton zu ihm, was ihn zum Anhalten bewegte. Fragend blickte er über seine Schulter. „Wenn du allein sein willst, dann sag das doch einfach! Aber wenn dich etwas bedrückt, dann kannst du auch mit mir darüber reden, dann wird es sicher leichter“, nun wurde Lucias Blick ein wenig mitleidig und auch irgendwie verzweifelt, „Rede doch mit mir, vielleicht kann ich dir helfen, auch wenn es nur durch Zuhören ist.“ „Ich respektiere deinen egoistischen Willen hier zu sein, also respektiere auch meinen Willen, nicht mit dir über irgendwas reden zu wollen“, damit setzte Paul seinen Weg fort. „Bist du immer noch sauer auf Reggie? Oder auf Hilda? Oder vielleicht sogar auf dich selbst?“, erwartungsvoll blickte sie ihm nach. Sie wusste, was hier passiert war, denn er hatte es ihr am Abend vor dem letzten Gefecht erzählt. Reggie und Hilda hatten sich dazu entschlossen gegen Team Galaktik zu kämpfen und nicht wie andere Arenaleiter die Flucht zu ergreifen. Doch sie hatten gegen ihre Gegner keine Chance. Beide waren talentierte Trainer gewesen, doch es hatte nicht gereicht. Und Paul war ebenfalls zu schwach gewesen und konnte nur mit ansehen, wie die beiden getötet wurden. Sie wusste, dass Paul sauer auf seinen Bruder war, weil dieser einfach gestorben war. Sie war sich nicht sicher, was Reggie ihm bedeutete, doch er schien es nicht zu akzeptieren, dass dieser nicht direkt im Kampf sondern für Hilda gestorben war. Er konnte Hilda auch nicht sonderlich leiden und selbst nach Reggies Opfer schien sie nicht geflohen zu sein. Sie hatte weiter gekämpft, obwohl sie wusste, dass es ausweglos war. Lucia konnte Pauls Wut verstehen, doch er durfte sich daran nicht festbeißen. Außerdem glaubte sie, nun auch Hilda ein wenig zu verstehen. Wenn ihr Reggie auch wichtig war, konnte sie ihn nicht einfach so zurück lassen, obwohl sie sicherlich wusste, dass er tot war. Reggie sollte nicht umsonst gestorben sein, er hätte sicher gewollt, dass sie für den Frieden weiter kämpfte. Paul war im Türrahmen stehen geblieben. Lucia bemerkte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten und leicht zu zittern begannen. Sie hatte offenbar den wunden Punkt getroffen. „Du musst diese Wut endlich los lassen, sonst fängst du noch an, deinen Bruder zu hassen.“ „Sei endlich still!“, schrie Paul plötzlich wütend los und drehte sich mit rasendem Blick zu ihr um, „Du verstehst überhaupt nichts, also tu nicht immer so schlau. Lass mich endlich damit in Ruhe, denn du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle.“ Nun war es Lucia, die einen wütenden Blick aufsetzte und auf ihn zustapfte. Direkt vor ihm blieb sie stehen und sah ihn direkt an, „Dann erzähl es mir doch einfach! Los, sag’s mir ins Gesicht! Du kannst mich anschreien, mich anbrüllen oder sonst was, aber rede endlich mit mir! Du musst das nicht alles mit dir selber austragen.“ Sie zwang ihn dazu, ihr direkt in die blauen Augen zu blicken. Seine Mundwinkel begannen zu zucken, mit so einer Gegenwehr hatte er nicht gerechnet, mit so etwas hatte er noch nicht einmal jemals zu tun gehabt. „Hör – endlich - auf“, murmelte er leise. „Was?“, Lucia verstand nicht. „Sei still“, kam es weiter im Flüsterton. „Aber-“ Doch er ließ sie einfach nicht weiter reden. Er hatte sie fest an den Schultern gepackt und ihre Lippen mit den seinen verschlossen. Er konnte seine Reaktion selbst kaum verstehen, doch er hatte das verlangen verspürt, sie küssen zu wollen und sei es nur, damit sie endlich aufhörte zu reden. Sie schlich in sein Leben, langsam aber stetig schlich sie sich in seine Gedanken, in sein Innerstes und er wusste nicht, wie er es verhindern konnte. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Wie konnte jemand nur so hartnäckig sein? Wieso interessierte sie sich so für ihn? Doch diese Frage könnte er sich vermutlich nur beantworten, wenn er sie in sein Leben ließ. Doch das war das Problem: wollte er das überhaupt? Schließlich löste er den Kuss, der jedoch weiter ein intensives Gefühl in seinem Körper hinterließ. Er durfte das nicht zulassen. Noch nicht. Diese Entscheidung musste er ganz alleine treffen, mit ihr wollte er erst recht nicht darüber reden, welche Rolle sie in seinem Leben einnehmen könnte. „Hör endlich auf, dich unaufgefordert in mein Leben einzumischen“, knurrte er leise und ließ sie endlich los. Schnell drehte er sich um und wollte endlich wieder einen Ort finden, an dem er allein sein konnte. Lucia blieb nur fassungslos im Türrahmen stehen und starrte ein paar Meter vor sich zu Boden. Paul wollte gerade die Treppe nach oben erklimmen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Einen Moment überlegte er, ob er öffnen sollte oder nicht, doch aus irgendeinem Grund entschied er sich tatsächlich dazu, dem unerwarteten Besuch zu öffnen. Doch sofort bereute er seine Entscheidung, als er sah, wer dieses Mal vor ihm stand… Tbc.. Preview chapter 2: Der unerwartete Besuch bringt neue Themen ins Spiel, so zum Beispiel die Frage, ob Paul nicht der nächste Arenaleiter werden sollte. Dieser hält von der Idee überhaupt nichts, doch Lucia stellt ihn nicht nur in dieser Sache zur Rede… Zu Lesen in ‚Egiosm – Kapitel 2’, upload-Termin ist der 01.10.2010 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)