Unexpected Love von The_Stampede ("Das ist jetzt nicht echt passiert, oder?") ================================================================================ Kapitel 10: Nahe Zukunft ohne ihn und meine Entscheidung -------------------------------------------------------- Freitag, Samstag und Sonntag Ich ging den Freitag wirklich noch nicht zur Schule. Konnte ich auch nicht. Seelisch. Ich hätte Deutsch gehabt. Ich hatte noch immer mein Handy aus. Das ganze Wochenende. Dann kam der Montag... Deutsch... ich konnte nicht länger fehlen. Die Sonntagnacht war schrecklich. Es schneite. Montag Mit Magenschmerzen wachte ich auf. Mir ging es beschissener als am Montag wo ich so krank war... Ich musste mich fertig machen... aber duschen wäre keine gute Idee gewesen. Das ganze Wochenende habe ich mich geduscht. Es war, als wollte ich jede Stelle, die Noël jemals angefasst hatte, von ihm befreien. Sogar meinen Lendenbereich wusch ich, bis er rot war und fast Ausschlag entwickelte. Als ich in der Küche war lag dort wieder ein Zettel meiner Schwestern. Das ganze Wochenende habe ich nicht mit ihnen geredet... Ich ließ sie immer stehen... es tat mir leid... Ian, wenn was ist, rede bitte mit uns, kannst uns auch wecken... Wir lieben dich Joan & Joce Meine Magenschmerzen wurden stärker, doch ich aß etwas. Meine Tasche gepackt machte ich mich auf den Weg. Es war alles zugeschneit. Ich saß im Zug. Doch dieses Mal wo anders als sonst. Ich wollte mich nicht frühzeitig an ihn erinnern müssen. Die Fahrt überstanden ging ich zur Schule und saß die nötigen Stunden ab. Bis dann Deutsch dran war. Ich versuchte ganz normal zu sein. Es war nichts gewesen, was mit der Schule zu tun haben sollte. Noël kam durch die Tür. Er sah total scheiße aus. Als ob er lange nicht geschlafen hätte. Und er zitterte. Bestimmt aber nicht wegen mir, es sah eher so aus, als wäre er auf Entzug oder so was. Aber... Aber auf was? … Er hielt die ganze Zeit etwas zwischen seinen Fingern, war es ein Stift oder ein eingerolltes Papier... Zigaretten? Warte... Hatte ihn das bisschen Rauchen von... abhängig gemacht? Oder... oder er hatte vorher mal sehr viel geraucht und nun... Rückfall? Ich könnte mir zumindest gut vorstellen, dass er damals viel geraucht hatte. Er hatte früh Abi gemacht und studiert... klar zieht einen das runter... und dann rauchen ist nur zu logisch... Er hatte einen Rückfall wegen der Sache, die bei mir passiert ist. Super. Ich habe mir wirklich erhofft keine Verbindung machen zu können zwischen hier und Privat. Er sah so scheiße aus. Er ging diesen Rückfall ein, wegen mir. Jetzt war das alles noch viel schlimmer... dass er das gemacht hat, ob wohl er sich das hätte denken können... Scheißkerl. „Guten Morgen liebe Schülerinnen und Schüler. Holten sie schon mal ihre Bücher heraus, ich erkläre ihnen eben die Aufgabe und dann werden sie mir in 20 Minuten ihre Ergebnisse präsentieren. Kurzes Brainstorming zum Thema...“ Er schrieb etwas an die Tafel und deutete auf dies. „Noch Fragen? Nein? Okay.“ Er setzte sich und legte sich nervös einige Sachen zurecht. Immer wieder verschob er seine Stifte und die Kreide, blätterte in seinen Ordnern herum, hielt etwas nervös in Händen und wippte mit dem Fuß. Er war so am Arsch. Doch ich durfte da nicht mehr Aufmerksamkeit drauf geben als meine Mitschüler, ob wohl selbst die ihn mehr anstarrten als ich. Ich wusste echt nicht, ab wann nun das, was ich machte, auffällig war oder wurde und irgendwas verraten konnte. Einfach ignorieren. Nach den zwanzig Minuten trugen einige ihre Ergebnisse vor und Noël wollte, dass jeder so viele weitere Stichwörter aufschrieb, wie möglich war und in der restlichen Stunde sollte dies zu einer geordneten Mindmap gemacht werden. Waren das die typischen Aufgaben die ein Lehrer gab, wenn es ihm beschissen ging? Ich schüttelte den Kopf und tat einfach. Noël ging rum und sah sich einige Arbeiten an. Würde er auch an mir vorbeigehen? Ich schielte zu ihm rüber und irgendwann kam er wirklich bei mir an, aber es war klar warum. Er legte mir einen Zettel auf den Tisch und war so schnell weg wie er gekommen war. Erst wollte ich ihn nicht öffnen, aber dennoch faltete ich ihn auseinander und las, keine Ahnung, warum. /Ruf mich heute bitte an./ Genervt packte ich den Zettel weg und machte weiter, wo ich aufgehört hatte. Endlich war der Unterricht zu Ende. Ich wollte schnell verschwinden, aber ich war der letzte, der den Unterricht verließ, weil ich so in Eile war, dass mir immer etwas herunterfiel oder vergessen wurde. Noël war immer noch da. Ich wollte echt nur noch hier raus. Endlich alles eingepackt lief ich mit großen Schritten zur Tür, bis ich seine Stimme noch mal meinen Namen rufen hörte. „Ian!“ Ich blieb wie gefroren stehen. Ich stand nur noch einen halben Schritt entfernt von dem großen Schulflur... Ich konnte einfach gehen... Doch ich drehte mich ihm zu. Ohne Worte... „Ian... bitte...“ Mein Blick verfinsterte und senkte sich. Ich verließ den Raum. Wieder die reguläre Fahrt und so und ich war zu Hause. Ich fragte mich noch immer, ob ich ihm wirklich den Gefallen tun und ihn anrufen sollte. Ich wurde mehrere Tage von ihm angemacht und ich habe gedacht das wäre Scherz und dann...? Ich war mir echt nicht mehr sicher. Er hatte mich geküsst! Schon mehr oder weniger, aber...? Meine Beine schickten mich einfach mal eben in die Küche. Mein Herz schlug stärker. Ich machte mir einen Kaffee und schaltete mein Handy an. 34 verpasste Anrufe, 1 neue Mitteilung. [Ruf mich bitte an, wenn du das hier liest] In mir stieg wieder eine Wut. Sollte ich ihn wirklich anrufen? Der erste Schluck Kaffee. Nun... Der zweite Schluck. Ich konnte mich gerade mit allem besser beschäftigen als mit ihm. Dritter Schluck. Die Fenster könnten auch mal wieder geputzt werden. Noch ein Schluck. Mit einem Handgriff ertönte das Freizeichen. Ob ich es bereuen werde ihn angerufen zu haben? Es tutete... noch ein mal... Oh man... Hand, drück einfach wieder das rote Knöpfchen... noch ein Piepen... „Ian?!“ Ein Kloß setzte sich in meinem Hals fest. „Ja, ich bin es. Was ist denn?“ „Bitte, bitte lass uns noch mal über alles was geschehen ist reden!“ „Du hast gerade deine Chance, also...?“ „Nein, ich meine unter vier Augen.“ Ich zögerte. Wieder hörte sich seine Stimme durch das Telefon ganz anders an. „Nein. Wenn du das nicht per Telefon regeln kannst, kannst du es auch nicht unter vier Augen regeln.“ Jetzt zögerte er. Ich schwieg aber eisern. „Okay... also... was da war... warte… ich meine... nun... Ian...“ „Du scheinst keine Ahnung zu haben, was du sagen willst, oder?“ Er antwortete nicht. „Gut, dann frage ich dich einfach. Warum wolltest du, dass ich dich anrufe?“ „Weil ich das mit dir klären wollte. Weil... ich will nicht, dass das jetzt alles kaputt ist.“ „Was? Was soll denn so besonderes kaputt gegangen sein? Oh, eine Bekanntschaft ist futsch, ja und? Hast doch bestimmt noch andere zum anmachen.“ Wieder antwortete er nicht. Mein Herz schlug mir bis zum Anschlag. „Wenn du so schweigst muss ich dir dir halt die eine Frage stellen... Was hatte dir das denn bedeutet? Was habe ich dir bedeutet?“ Er ließ eine schrecklich lange Pause, bis er endlich mal was raus bekam. „Also... das... das hatte schon... schon einen Grund, warum ich das... das so gemacht habe...“ Und mein Herz blieb stehen. Es war, als ob mein Körper sich gerade darauf einstellen würde nun die Sätze meines Lebens zu hören. Alles lief wie in Zeitlupe und mir schmerzte jede Zelle in meiner Brust und in meinen Lippen. „Warte... sag mir einfach, ob es dir mehr bedeutet hat...“ Keine Antwort. „Jetzt sag schon!“ „Ja! Ja, hatte es! Du hattest mir mehr bedeutet! Deine Anwesenheit hatte mir mehr bedeutet! Alles!“ Das, was ich in diesen Momenten fühlte, was unbeschreiblich. Als ob meine Lippen völlig taub, mein Herz und meine Lunge zerquetscht und mein Kopf geleert werden würde. Gar nichts ging mehr. „Ian, der erste Vorfall... das war nur, weil ich da schon...“ „Weißt du eigentlich, was du gerade machst? Du erzählst mir gerade, dass du was von mir wollen würdest, dass du mich liebst! Bist du bescheuert? Du bist mein Lehrer!“ „Mir ist egal was ich bin! Es ist halt so und...“ „Ich glaube das gerade nicht... Da ist so ein Idiot, der sein ganzes Leben kaputt machen will, weil er sich in einen Schüler verliebt und jetzt... Echt, was soll das?“ Dafür, das eben mein Herz einen Stopp machte, rastete ich jetzt voll aus. Ich wollte die ganze Zeit einfach nur noch auflegen, aber ich hatte noch so viel zu sagen... „Ian, glaubst du, ich habe mir das ausgesucht? Glaubst du, ich bin in die Klasse gekommen und dachte mir, ´Komm, einen von denen kannst du dir noch nehmen und die Liebe gestehen´?“ „Aber warum ich? Und warum hast du den ganzen scheiß mit mir gemacht?“ „... ist dir das nicht klar? Soll ich dir das noch mal ganz kurz in einem Satz sagen? Ich... ich will an deiner Seite sein! Seit schon einiger Zeit kann ich kaum noch an etwas oder jemand anderen denken! Wie du warst, wie du immer noch bist. Und wie weit du mich immer hast gehen lassen...“ „Halt den Mund, Noël!“ Jetzt war wirklich bei mir Schluss. Mein letzter Faden riss. „Hör auf so was zu sagen, das macht mich gerade so krank! Du sagst das gerade so, als ob ich das gewusst und es mir gefallen hätte! Du hast genau gesehen, wie verstört ich nach all dem war und jetzt tust du so, als ob ich dich dazu gebracht hätte das zu tun? Als ob ich extra so gewesen wäre, dass du dich nicht mehr zurückhalten konntest?!“ „Nein, so... Ian!“ „Nein, mir ist gerade der Drang dir zu zuhören komplett vergangen...“ Und ich legte auf. Meine Hände zuckten... ich wollte irgendwas kaputt machen... irgendetwas sollte in tausend kleinen Teilen zerspringen... Ich war kurz davor mit dem Kerzenständer die Glasscheibe des Tisches zu zerschlagen, aber als ich den Kerzenständer in Händen hielt bemerkte ich, wie krass das war. Wegen ihm... wegen Noël... ich wollte kaputt machen... Ich nahm die kleine Schachtel aus meiner Jackentasche. Ja, ich hatte meine Zigaretten mit in die Schule genommen. Ich dachte, der Unterricht wäre so schlimm gewesen, dass ich eine danach nötig hätte. Dafür konnte ich sie jetzt gut gebrauchen. Am Liebsten hätte ich alle gleichzeitig angezündet und geraucht. Ich wollte kaputt machen, irgendwas. Die erste Zigarette war an und ich rauchte sie zu Ende... dann die Zweite... ich beruhigte mich nicht... Ich wusste nicht warum... vielleicht weil... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)