Hinter versteckten Fenstern von Sengo-sun (GrimmIchi) ================================================================================ Kapitel 14: Feindschaften können Liebschaften ergeben ----------------------------------------------------- „Die Kälte der Realität, die klare Auffassung der Analyse, die vollkommen gefühlslose Ansicht der Rationalität, alles Grenzen, die der geistesgegenwärtige Verstand kennt, doch bezieht sich das Handeln eines Menschen nicht nur rein aus den Worten seines Kopfes. Denn der Kopf ist nie allein unterwegs. Tief in den Gedanken klopft im stetigen Tackt das Herz. Ein Gewissen, dass es schafft Grenzen zu brechen und mit der bloßen Vorstellung und der Interpretation die gesehenen Dinge im neuen Licht der erfrischenden, aber auch bedrückenden Phantasie erleuchtet.“ „Ichigo…“, es klang so sanft und verstärkte das Gefühl einen erstickenden Kloß im Hals stecken zu haben nur noch mehr. Ließ diesen wachsen, bis man zu ersticken glaubte. Ein festes Geschwulst geformt aus den ungeordneten, völlig außer Kontrolle geratenen Gefühle, die wie ein Sturm in Ichigo tobten, kreischend zu Donner wurden, um im schwarzen Himmel der Verzweiflung unterzugehen, dort verschluckt zu werden um in einer fernen Weite zu verhallen. Unruhig huschte der Blick aus braunen Augen hin und her, schien wie eine erlöschendes Licht in der Ferne zu flackern, als suche er einen Ankerpunkt, an dem er sich festhalten konnte, ohne zum Untergehen geweiht zu sein. Der Griff um Grimmjows Armen lockerte sich kaum merklich unter der Flut an Gedanken, die der Blauhaarige in den Augen des Menschen lesen konnte. Er entschlüpfte den Händen des Jungen und verbarg sein Gesicht mit einem vernehmlichen Seufzer unter seinen Unterarmen. „Verflucht, Grimmjow! Du kannst mich nicht einfach… einfach…“, Ichigo stolperte in seinem Satz über jenes peinlich anrührende Wort, es war wie ein hin und her fallender Gegenstand auf seiner Zunge und wollte sich nicht einfangen lassen, so ließ er es einfach aus und führte seinen Satz ungerührt darüber fort: „und dann abhauen.“, seine Finger krallten sich, in seiner Hilflosigkeit eingefangen, im weißen Hemd des anderen. Der Orangehaarige konnte spüren, wie sich die trainierte Brust des Arrancar unter einem lauten Seufzer dehnte. „Ist dir eigentlich klar, was wir getan haben? Du bist mein Feind und ich deiner! Hast du vergessen was ich wirklich bin oder will dir diese Tatsache nicht in deinen Kopf?“ Grimmjow nahm seine Arme vom Gesicht und sah Ichigo durchdringen an, ein Ausdruck der Pein huschte über die blauen Augen. Kurz arbeitete es in seinem Gesicht, dann hob er langsam seine Hand, berührte kaum merklich, mit intensiver Zärtlichkeit, die warme Wange des Menschen mit den Fingerspitzen. Sofort kribbelte ein altbekanntes Gefühl von gemächlich erwachenden Hungers in seinem Geist. „Ich bin ein Hollow und du weißt ganz genau woraus meine Nahrung besteht.“ Ichigo vergaß für eine Winzigkeit die gegebenen Umstände und genoss jene unglaublich warme und herzliche Geste des anderen, war es doch selten anzutreffen einen Espada in einem vergleichbaren Zustand anzutreffen, es sei denn er verfiel in einen betörenden Rausch des Mordens, doch diese Art von Zuneigung endete leider oftmals im großen Fiasko. „Ja ich weiß was eure Nahrung ist… Aber du hast nur minimal von meinem Reiatsu…“, weiter kam er nicht, denn Grimmjow unterbrach ihn barsch, „das reicht bereits aus um nur auf den Geschmack zu kommen.“ Ichigo verkrampfte seine Finger stärker in dem Stoff. Er versuchte ein gelockertes Grinsen aufzusetzen, doch es wirkte fad und unecht. „Na wenigstens bist du auf den Geschmack gekommen.“ – „Ichigo! Willst du es nicht raffen oder kannst du es nicht?!“ Grimmjow sah ihn aus wütenden Gletscherseen an. „Wir sind beide natürliche Feinde, noch dazu habe ich dich beinahe zu Tode geprügelt.“, beim letzten Teil seines kleine, verbalen Wutausbruches biss er sich unweigerlich, sobald er geendet hatte auf die Zunge und schaute zur Seite. Seltsam dass er irgendwann einmal seine Taten bereuen würde. Ein völlig neuartiges Gefühl, diese Reue und sie gefiel ihm ganz und gar nicht, war sie nur eine weitere Facette von Angst beziehungsweise Feigheit und Verweichlichung. Es war ein komisches Empfinden auf dass er getrost verzichten konnte. Mit einem Laut, der den Blauhaarigen innerlich entzwei riss, vergrub Ichigo sein Gesicht an dessen Halsbeuge. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf die Lippen des Älteren. „Sag nicht, dass du mir verzeihst. Sag mir nicht, dass du wirklich so naiv bist.“, vibrierten die Worte in seiner Brust. Die einzige Reaktion, die er hielt war eine sanfte, kaum erkennbare Bewegung des orangenen Haarschopfes. Grimmjow seufzte, hob eine Hand und griff sanft unter Ichigos Kinn. Seine Finger hoben es leicht an, so dass dieser ihn wieder ansehen musste und er diesem wieder in die Augen sehen konnte. Was er sah weckte eine menschlich anmutende Seite in seiner Seele, die er verloren geglaubt hatte, verschlungen von all seinen begangenen Taten. Die braunen Seelenspiegel waren von einem wässrigen Netz überspannt, dass jenes Innere hinter dem Spiegelglas unter einem gebrochenen Schleier lückenhaft preisgab. Ohne Vorwarnung beugte sich Ichigo aus einem plötzlichen Impuls heraus nach vorne und legte seine bebenden Lippen gegen die seines eigentlichen Feindes. Als Grimmjow jedoch nichts weiter tat, außer ihn mit undefinierbarer Miene entgegen zu sehen, krallten seine Finger sich nur noch stärker in den Hemdstoff des Blauhaarigen. Langsam löste er sich wieder von dem Arrancar, konnte spüren, wie etwas Warmes in seiner Brust eingefrieren wollte, um nie mehr aufzutauen. Der Grund, jener grausamen Wandlung in seinem Inneren, schaute ihn weiterhin aus unergründlichen azurblauen Tiefen an, hielt ihn gefangen, ließ ihn reglos werden, verwandelte ihn von dem Anfänglichen Jäger in die gejagte Beute, einfach so, als wäre nichts weiter geschehen, als ob jemand lediglich eine Tür geschlossen hätte, mehr nicht. Dann zog er Ichigo plötzlich zu sich, presste im ungestümen Verlangen seinen Mund gegen den des anderen. Unwillkürlich musste der Orangehaarige seine Augen schließen, glaubte er doch, dass sobald er sie weiterhin geöffnet lassen würde, dass alles sich als verschwommene Illusion seines dehydrierten Hirns erweisen würde. Ein leises Keuchen entfloh seinem Mund, als Grimmjow sich mit ihm in einer ruckartigen Bewegung umdrehte. Der jüngere der beiden löste seine Finger von dem Kleidungsstoff und ließ sie wie ein zerbrechlicher Flügelschlag eines frisch entpuppten Schmetterlings, über die entblößte Brust des Sexta Espadas streichen. Anschließend wanderten sie nach oben und vergruben sich in den weichen Tiefen des blauen Haares. Langsam bewegte er seine Lippen gegen die kühlen, Verheißung versprechenden des Arrancar. Grimmjow knurrte dunkel und verstärkte den Druck seines Mundes auf dem des anderen. Als Ichigo lautlos aufseufzte, ergriff der Blauäugige seine Chance am Schopf und ließ seine Zunge hervorgleiten, um feixend über die zarte Unterlippe des jungen Mannes zu lecken. Ein heißer Wirbelstoß durchfuhr Ichigos Körper als er die fremde Zunge an seinem Mund spürte, der mit seinen wohligen Temperaturen einen bittersüßen Nachgeschmack in sich barg. Zögernd ließ er das fremde Organ in seine Mundhöhle ein, hieß sie mit seiner eigenen willkommen. Es entbrannte ein verzweifelter, von Sehnsucht erfüllter Leidenschaft verglühender Kuss, der ihnen bald die nötige Luft zum Atmen raubte. Kurz trennten sie sich, um nach wenigen, schnappenden Luftstößen, sich erneut zu küssen, diesmal jedoch um einiges sanfter, zärtlicher, unendlich versöhnender. „Außerdem…“, brachte Grimmjow zwischen zwei Küssen hervor, „bin ich viel zu alt für dich…“ Ichigo grummelte nur missmutig und wollte wieder die betörenden Lippen des anderen auf seinen eigenen spüren. Doch der blauhaarige Hollow war noch lange nicht fertig mit seiner kleinen, persönlichen Rede, somit löste er sich schnell wieder von Ichigo. „An sich bin ich ein alter, perverser Sack, der sich mit kleinen Jungs vergnügt, kein schönes Image, wenn du mich fragst.“, er gab einen Laut von sich, der wie ein Zwischending von Schnurren und Schnaufen klang, als er spürte, wie Ichigo ihm im Nacken zu Graulen begonnen hatte. Grummelnd und zu einem gespielt wütenden Fletschen verzogenem Mund, sah er runter auf Ichigo, der ihn unschuldig ansah. „Was glaubst du bin ich dann?“, grinste dieser. „Ein Junge, der sich an einem alten, senilen Sack ranmacht.“, unwillig schnaubte Grimmjow. „Ich bin nicht senil, Grünschnabel.“, daraufhin verschloss er, den zum Protest geöffneten Mund von Ichigo. „Aber dennoch…“, flüsterte er sanft gegen die Lippen des Jüngeren, verursachte so ein Chaos aus heißen und kalten Schauern, die unregelmäßig über den Rücken des Shinigamis rannen. Ein Strom aus reinen Emotionen, voll mit der Lebendigkeit des Lebens. Er strich noch einmal über die Wange von Ichigo, bevor er sich gänzlich von diesem löste. „… Bin ich dein Feind, Ichigo. Und dass weißt du genauso gut wie ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)