Clarice von SuperMietzi (die Klette) ================================================================================ Kapitel 2: Wieder zurück! ------------------------- Die Bahn, welche ich vom Flughafen aus genommen hatte, hielt und ich stieg mit allem Sack und Pack aus, welches sich in meinem Jahr im Ausland angesammelt hatte. Mit meinen braunen Augen schaute ich mich um. Ein leichter Windzug wehte mein schwarzes Haar, welches mir zottelig über die Schultern hing, nach hinten. Völlig erschöpft beschloss ich mich auf meinen Koffer zu setzen und von dort aus einfach zu warten. Ich schlug die Beine übereinander und strich meinen Rock zurecht. Wo waren sie? Unter diesem ganzen Gewimmel konnte man ja kaum einen einzigen Menschen direkt ausfindig machen und ich suchte gleich fünf! Flüchtig wagte ich einen Blick nach rechts. Der Hauptbahnhof von München war ziemlich überfüllt und einige der Fremden rempelten mich an und begannen zu meckern. Ich verdrehte nur die Augen und beschloss mich nicht weiter aufzuregen, da dies sowieso keinen Sinn hatte. Abermals schaute ich mich um und tatsächlich, da hinten, am Ende vom Gleis, dort wo es zum Ausgang ging, da standen sie. Meine Hand und auch der Rest meines zierlichen Körpers schossen nach oben und ich sprang glücklich winkend auf und ab. Keiner der Fahrgäste schaute mich schief an, obwohl es sicherlich merkwürdig aussah, wenn jemand plötzlich rumschrie und umhersprang, als hätte er einen Flummie verschluckt. Zum Mindest war es immer in New York so gewesen, dort hatte ich ein Jahr verbracht und nun war ich zurückgekehrt, zurück nach Deutschland. "Mama, Papa, Deniz, Tolgar, Boran!", rief ich und nahm meinen Koffer zur Hand und rannte auf meine Familie zu. Ich spürte wie mir leicht die Tränen in die Augen stiegen und mir wurde erst jetzt bewusst, wie lange ich sie nicht gesehen hatte. Mein Zwillingsbruder, Deniz, rannte mir entgegen und schloss mich als erster in die Arme. "Na Schwesterherz, wie war es in New York?", fragte er und drückte so fest zu, ohne zu bedenken, dass ich aus Fleisch und Blut war und nicht aus Plastik, wie eine Barbie. Dennoch lachte ich herzhaft und nun kamen auch die anderen zu mir. Ich lies meine Koffer fallen, damit ich die anderen ebenso in die Arme schließen konnte. Auch wenn es ein wenig unfair war, so glaubte ich, dass ich meinen Zwilling am meisten vermisst hatte. Ich hatte gerade noch genug Zeit ihn nochmals fest an mich zu drücken, bevor er von meinen zwei älteren Brüdern weggezogen und einfach zur Seite geschoben wurde. "Hallo Schwesterchen!", sagten Tolgar und Boran im Chor und zogen mich zu sich heran und drückten mich eher flüchtig, ehe sie mich für meine Eltern frei gaben. Ich spürte noch ein kurzes Schulterklopfen und ein gehauchtes „Willkommen zurück“, von Boran. Tolgar blieb die meiste Zeit eher stumm, was für ihn aber üblich war. Ich spürte noch immer die Blicke meiner Brüder auf mir und musste leicht grinsen. Ja, ich hatte mich wirklich verändert. Als ich losgefahren bin, war ich kaum von meinem Zwilling zu unterscheiden. Ich verhielt mich beinahe selbst wie ein Junge, nur mit langen Haaren und einer helleren Stimme. Ja und nun. Nun trug ich doch tatsächlich einen Rock, einen braunen Mini und ein Hemd, welches ich so zusammengeknotet hatte, dass ich baufrei rumgelaufen wäre, würde ich darunter nicht noch ein Top tragen. Und dazu, das hatte sich auch geändert, meine roten Cowboystiefel. Ich hatte sie in einem Schuhgeschäft gesehen und habe mich sofort verliebt. „Du gefällst mir gar nicht!“, kam es von Deniz etwas missmutig. „Du bist ziemlich rosa!“, grummelte er weiter und verschränkte die Arme. Mein Vater jedoch gab ihm einen leichten Schulterklopfer und lächelte aufmunternd. „Ach Kopf hoch, Klette wird eben erwachsen!“, meinte er mit einem Schulterzucken und nahm meine Koffer, während mein Bruder seine Brille zurechtrückte und lautstark protestierte. „Ich auch!“, maulte er, woraufhin ich nur leicht lachen musste. „Machst du dir gar keine Sorgen Papa, dass jemand ihr zu Nahe kommen könnte, so wie sie rumläuft!“, versuchte er seine Meinung zu argumentieren. Doch Tolgar und Boran wuschelten ihm jeweils einmal durch seinen Irokesenkamm und grinsten breit. „Dann müssen wir eben besser auf sie aufpassen!“, meinten sie im Chor und zogen Deniz mit sich, während ich zwischen ihnen ging. „Keine Sorge, Fußball spiele ich immer noch!“, erklärte ich ihm zur Beruhigung und schon stahl sich wieder ein Lächeln über sein Gesicht. Nachdem wir mit der Diskussion über mein neuen Look fertig waren, gingen wir zum Auto, wobei es Deniz einfach nicht erwarten konnte mich endlich auszufragen. "Und wie war es in New York?", fragte er und schaute mich dabei erwartungsvoll an. Sein roter Irokese wippte dabei fröhlich mit seinen Schritten mit und seine Coca-Cola-Glas-Brille, die mir erst jetzt richtig deutlich auffiel, rutschte ihm ein wenig von der Nase. Doch so gern ich meinen Bruder auch hatte, ich winkte ab und schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. "Jetzt lass uns doch erst mal nach Hause.", sagte ich und ein leises Lachen schwang dabei in meiner Stimme mit. Ich kannte zwar die Neugierde meines Bruders, schließlich war ich selbst kein Stück besser, doch glaubte ich, dass es in dem einen Jahr noch schlimmer geworden war. Schweren Herzens nickte mein Bruder und wir gingen stumm nebeneinander her. Auch im Auto sagte niemand von uns einen Ton, obwohl ich der Lokomotive ansah, dass ihm die Fragen in der Kehle brannten. Ich hatte großes Glück, dass ich nicht nur einen Zwilling, sondern auch zwei ältere Brüder hatte, so musste ich meine Koffer nicht die Treppen hochtragen und diese hatte nicht gerade wenig Stufen. Doch so gemein wie ich ab und an mal sein konnte, nahm ich einfach an, dass meine Brüder die Koffer gerne für mich trugen, da sie mich doch so lange nicht gesehen hatten. Als meine Mutter die Tür endlich aufgeschlossen hatte, wollte ich zu aller erst in mein Zimmer. Meine Brüder stöhnten schon unter meinem Gepäck, doch sie hatten es ja nicht mehr weit. Trotz des Umzuges sah mein Zimmer immer noch so aus wie vorher, denn die Raumgröße und die Form des Raumes hatten sich nicht geändert. Eines war jedoch anders, mein Zimmer war pikobello, oder wie mir mein Bruder schon am Telefon gesagt hatte: „Aufgeräumt ala Rabans Mutter!“. Als ich auch die letzten Sachen ausgepackt hatte, klopfte es an der Tür. Es war, nicht anders zu erwarten, Deniz. Ich rief ihn herein und setzte mich auf mein Bett, wo er sich hinzugesellte. "Jetzt erzähl schon, wie war es?", platzte es erneut aus ihm heraus. An seinem Lächeln erkannte ich, dass er schon die ganze Woche auf diese Informationen gewartet hatte. Ich war für ein Jahr nach New York gereist. Es war eine Art Ferienlager, nur für ein ganzes Jahr und nur die Besten kamen dorthin. Meine Trainerin, ein Talentscout und mein alter Sportlehrer Herr Witterich, hatten fest hinter mir gestanden. Die Mannschaft in New York, war zwar eher unbekannt gewesen, dennoch hatte ich viel Erfahrung sammeln können. Ich berichtete meinem Bruder jede Einzelheit. Wie das Training war, wann wir aufstehen mussten, welche Tricks ich gelernt hatte und eben all das, wozu wir am Telefon keine Zeit hatten. Nach einer Weile begann Deniz von seiner neuen Mannschaft zu erzählen, die wilden Kerle. Wie er zu ihnen gefunden hatte und was er schon alles mit ihnen erlebt hatte. Ich lächelte, da ich wusste wie gut sie ihm taten. Und seine Coca-Cola-Glasbrille ala Raban stand ihm richtig gut. Wir redeten auch nach dem Abendbrot weiter und irgendwann holte Deniz sein Bettzeug zu mir hinüber. Zum Schlafen trug er sein wilde Kerle Trikot. Es war nachtschwarz und irgendwie faszinierte es mich. Wie ich wohl in solch einem Shirt aussehen würde? Ich traute mich nicht recht meinen Bruder zu fragen, ob ich nicht einmal beim Training mitmachen könnte. Warum? Seid ihr wirklich so engsichtig. Bei der fackeltragenden Freiheitsstatue, Deniz ist mein Bruder und trotz dass er mein Zwilling war, wollte ich ihn doch nicht nerven, jedenfalls nicht direkt. Trotz dass wir so lange redeten und uns versuchten gegenseitig wach zu halten, fielen uns dann doch beinahe gleichzeitig die Augen zu und wir versanken in unseren wilden Träumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)