Rainy Days von Tei ================================================================================ Tiger plushy ------------ @ Astrido: Bis zum Meeting musst du dich noch ein paar Kapitel gedulden, aber Kapitel 24 widmet sich ausschließlich dem Treffen der Band^^ @ Terra-gamy: Lange musst du nicht drauf warten, was Toshi jedoch dann zu seiner „neuen“ Stimme sagen wird, ist eine ganz andere Geschichte ^.~ @ Asmodina: Wie es mit X weitergehen wird? Im Verlauf der nächsten Kapitel ist die Band erst mal in Gefahr und wie es weitergeht……. das verrate ich noch nicht ^.~ @ LunaLee: Schwanger würdest du sagen? Nun, ihm ist schlecht, er frisst wie ein Scheunendrescher, Stimmungsschwankungen etc. Man könnte es glatt meinen – wäre er eine sie ^.~ @ all: Et voilà, das nächste Kapitel – viel Spaß dabei!!^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Am nächsten Morgen standen Yoshiki und Toshi vor dem Krankenhaus, da ersterer entschieden hatte, sich selbst zu entlassen. Er war zwar weit davon entfernt, sich völlig fit zu fühlen, aber es ging ihm auch zu gut, um auch nur einen Tag länger in der Klinik zu bleiben. „Und wie kommen wir jetzt nach Hause?“, fragte der Sänger, der sich suchend umblickte. „Hattest du nicht gesagt, Kira wäre auch hier?“ „Gestern Abend war sie es… wir können ja einfach deine Mutter anrufen!“ „Damit ich schneller wieder im Krankenhausbett liege, als ich ‚We are X‘ sagen kann? Vergiss es!“ „Ich sehe aber auch nirgendwo ein Taxi herumstehen…“ „Brauchen Sie zufälligerweise eine Mitfahrgelegenheit?“, erklang hinter den beiden eine vertraut klingende Stimme. „Kira! Wo haben Sie gesteckt?“ „Kaffee holen, nachdem Sie beide mir ja keine ruhige Nacht gönnen“, entgegnete sie, deutete auf den Coffee to go in ihrer Hand und ging dann in Richtung Parkplatz. „Wo wollen Sie hin?“ „Zum Auto? Und wenn Sie mit wollen, dann sollten Sie besser kommen!“, erwiderte sie, woraufhin sich die beiden Musiker auch sofort in Bewegung setzten. Relativ schnell erreichten sie den Wagen, der noch genau da stand, wo sie ihn am Abend zuvor abgestellt hatte und nachdem sich Yoshiki und Toshi schließlich geeinigt hatten, wer wo saßen, konnte es auch endlich losgehen. „Was ist eigentlich aus… Sie wissen schon wem… geworden?“, hakte der Pianist nach, nachdem sie sich auf der Hauptstraße befanden. „Je weniger Sie wissen, desto besser“, war die einsilbige Antwort, die er erhielt und er kannte Kira lange genug, um zu wissen, dass er mehr auch nicht in Erfahrung bringen würde. Aber vielleicht war es auch ganz gut so – solange Masaya die Message bekam, interessierten ihn die Details nicht wirklich. Eine halbe Stunde später waren die beiden bei Yoshikis Elternhaus abgesetzt worden und da natürlich keiner einen Schlüssel dabei hatte, blieb nur Klingeln übrig. Nach dem dritten Schellen wurde die Tür auch schon aufgerissen und Frau Hayashi starrte ihren Sohn nur erschrocken an, der sich an ihr vorbei ins Haus schob. „Yoshiki, was tust du hier?!“ „Schuhe ausziehen“, erklärte der Angesprochene, der gerade die Sneaker, die seine Mutter am Abend zuvor noch mitgenommen hatte, von den Füßen kickte. „Solltest du nicht im Krankenhaus sein?“, wollte sie besorgt wissen und schloss die Tür hinter Toshi, nachdem der ebenfalls den Flur betreten hatte. „Theoretisch ja, praktisch fühl ich mich zu gut dafür und kann auch daheim im Bett herumliegen“, entgegnete Yoshiki und lief auch schnurstraks die Treppe nach oben, wobei ihm sein bester Freund folgte, nachdem sich dieser ebenfalls seiner Schuhe entledigt hatte. Oben angekommen schälte sich der Drummer aus den Klamotten, die er trug und krabbelte nur mit schwarzen Briefs bekleidet unter die warme Bettdecke. Zwar spürte er von der Anaphylaxie keine Nachwirkungen mehr und was immer man ihm im Krankenhaus gegen die Erkältung gegeben hatte, schien auch Wunder bewirkt zu haben, da das Fieber weg war und er allgemein die Symptome weniger stark wahrnahm, doch das änderte nichts daran, dass sein Körper äußerst geschwächt war und nach Ruhe verlangte. Er hatte sich noch gar nicht richtig in die Decke eingemummelt, da war er auch schon eingeschlafen, was Toshi nur den Kopf schütteln ließ. Der Jüngere musste schon wirklich äußert groggy sein, wenn er sich so schnell und vor allem freiwillig hinlegte, um sich auszuruhen. Er zupfte die Decke zurecht, schnappte sich aus dem Bücherregal einen alten Manga und setzte sich neben den Blonden aufs Bett, wobei dieser sich im Schlaf automatisch zu ihm drehte und seine Nähe suchte. „Alter Schmusekater…“, dachte der Sänger nur lächelnd und strich einmal sanft durch die gebleichten Haare, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Comic in seiner Hand zuwandte. Es dauerte jedoch nicht lange und die Tür öffnete sich. Yoshikis Mutter steckte den Kopf herein und wollte eigentlich etwas sagen, entschied sich aber, ruhig zu sein, als sie sah, dass ihr Sohn tief und fest schlief. „Er ist so ein unverbesserlicher, sturer Esel“, seufzte sie leise, nachdem sie hereingekommen war und sich ans Bettende gesetzt hatte. Toshi nickte nur zustimmend, da es eigentlich den Nagel auf den Kopf traf. „Weißt du… ich habe gestern Abend zufällig mitbekommen, wie er dir alles über die Schilddrüsengeschichte erzählt hat…“ Der Sänger blickte auf und sah sie abwartend an. „Zu wissen, dass er das alles alleine durchgestanden hat… dass er sich niemanden anvertraut hat… all die Zeit in Angst und Sorge, all die Ungewissheit… und mir ist nicht einmal aufgefallen, dass etwas nicht mit ihm gestimmt hat, als ich im August bei ihm gewesen war…“ An ihrer Stimme war deutlich herauszuhören, dass ihr die Angelegenheit nahe ging, sodass Toshi letztendlich auch zu ihr rutschte und sie einfach in den Arm nahm, wofür sie ihn dankbar drückte. „Ich bin froh, dass er sich jetzt wenigstens dir geöffnet hat, wenn er schon keine Anstalten macht, mit mir darüber zu sprechen…“ Seufzend löste sie sich von ihm und strich zärtlich über die Decke, unter der man schwach die Umrisse von Yoshikis Beinen ausmachen konnte. „Versprich mir, dass du gut auf ihn aufpasst, Toshimitsu.“ Dieser nickte nur und lächelte sie an, woraufhin sie wieder aufstand und das Zimmer verließ, während sich der Sänger erneut seinem Manga widmete. Nach einiger Zeit wurde es ihm jedoch auf dem Bett zu unbequem, was zum Teil daran lag, dass sich der andere extrem ausgebreitet hatte. So wanderte er zum Schreibtischstuhl aus, doch es dauerte nicht lange und der Pianist fing an, im Schlaf unruhig zu werden und sich hin und her zu wälzen. Ein paar Minuten beobachtete Toshi es, doch als es nicht aufhörte und er im Traum immer wieder den Namen seines Vaters aussprach, ging er wieder zu ihm und setzte sich aufs Bett. Beruhigend strich er über Yoshikis Kopf, der daraufhin wieder ruhiger wurde und sich wie vorhin instinktiv in seine Richtung drehte. Der Ältere legte sich zu ihm und hielt ihn im Arm, bis er erneut friedlich schlief und lediglich ab und an leise schmatzte. Nachdem der offensichtlich schlechte Traum vorbei war, löste sich Toshi vorsichtig von ihm und kehrte zum Schreibtisch zurück, um weiter zu lesen. Doch er hatte das nächste Kapitel noch gar nicht abgeschlossen, da ging das Ganze von vorne los – diesmal jedoch mit hide. Und wie beim letzten Mal wurde es augenblicklich besser, sobald er die Nähe von jemandem spürte und sich an jemanden kuscheln konnte. „Verdammst du mich jetzt dazu, die ganze Zeit hier zu liegen, nur damit du nicht von Alpträumen geplagt wirst?“ Lautlos seufzend ergab sich der Sänger vorerst seinem Schicksal, ein lebendiges Plüschtier zu mimen, überlegte aber, ob es nicht noch andere Alternativen gab. Denn theoretisch könnte er die Zeit, in der Yoshiki schlief, produktiv nutzen und an den Songs, die er im Kopf hatte, feilen, aber das ging nicht wirklich, wenn man eine 50 bis 60 Kilogramm schwere Klette an sich zu kleben hatte, die einen praktisch bewegungsunfähig machte. Nachdem er ein paar Minuten dagelegen und nachgedacht hatte, hatte er die perfekte Lösung gefunden, sodass er sich ganz vorsichtig von seinem besten Freund löste, damit dieser nicht aufwachte. Zur Umsetzung seines Planes würde er allerdings für eine Stunde oder so weg müssen, doch da musste der andere nun durch. Rasch schrieb er eine kurze Nachricht, die er auf den Nachttisch legte, schnappte sich seinen Geldbeutel und ging nach unten. Aus der Küche konnte er neben der Stimme von Yoshikis Mutter auch die seiner eigenen hören und er fragte sich, wann sie wohl gekommen war – er hatte schließlich nichts mitbekommen – und was sie wollte. Obwohl… eigentlich konnte er sich denken, warum sie hier war: sie wollte mit ihm sprechen, nachdem der Versuch gestern dank eines gewissen Drummers nicht so recht geklappt hatte. Im Moment hatte Toshi jedoch andere Dinge im Kopf, als sich mit seiner leiblichen Familie auseinanderzusetzen. Die letzten Wochen hatten viel mehr das bestätigt, was er früher, vor vielen, vielen Jahren immer gefühlt hatte: Yoshiki war seine Familie! So leise wie möglich schlüpfte er in seine Schuhe und seine Jacke, steckte noch rasch den Schlüssel ein, nur um gleich darauf aus dem Haus zu schleichen. Am Bordsteinrand blieb er zögernd stehen und blickte vorsichtig nach links und nach rechts. Gestern hatte er das auch getan und gedacht, alles wäre in Ordnung, nur um wenige Sekunden später fast als Kühlerfigur zu enden. „Taxi gefällig?“ Überraschte drehte sich Toshi zur Seite und strahlte dann Kira an. Auch wenn sie eine Yakuza war, irgendwie hatte er sie lieb gewonnen, auch wenn es ihm schwerfiel, über die Tatsache hinweg zu blicken, dass sie auf Kommando jederzeit töten würde. Er nickte und so bedeutete sie ihm, ihr zum Auto zu folgen, das in einer schmalen Nebenstraße stand. „Wo soll es hingehen?“ Toshi wollte aus der Hosentasche sein Handy angeln, als ihm einfiel, dass das bei Yoshiki lag und der Akku immer noch leer war. Kommentarlos reichte Kira ihm ihres und hatte dabei schon das E-Mailprogramm geöffnet. „LOC City, bitte.“ Dies war ein großes Einkaufscenter, in dem er hoffentlich finden würde, was er suchte. Nachdem Kira gelesen hatte, wohin er wollte, startete sie den Wagen und fuhr los. „Wie geht es eigentlich Yoshiki?“, wollte sie wissen und blickte kurz zu Toshi, der ihr per Zeichensprache zu verstehen gab, dass er schlief. „Er sah vorhin recht KO aus“, sagte sie mehr zu sich als zu ihm, „kommt davon, wenn er nie hören kann und partout fünf gerade sein lassen will!“ Angesichts dieser Aussage kam der Sänger nicht umhin sich zu wundern, wie weit die „Beziehung“ zwischen den beiden zurückging. „Woher kennt Yoshiki Sie eigentlich?“ Als sie an einer Ampel standen, hielt er ihr das Handy hin, damit sie lesen konnte, was er getippt hatte, während ihre Aufmerksamkeit dem Straßenverkehr gegolten hatte. „Yoshiki und ich? Das ist eine lange Geschichte… und nicht unbedingt gut für sein Ego“, lachte sie und fuhr an, als es auf grün schaltete. „Dass wir uns das erste Mal getroffen haben, war in den 80ern gewesen, als es schon die ‚YOSHIKI-Verbotsschilder‘ an den Bars gegeben hat. Eine davon stand unter dem Schutz meines Clans und mein Vater und mein Bruder hatten mich mitgenommen, damit ich lernte, wie das Geschäft lief. Ich war damals vielleicht 17 oder so… Yoshiki war schon ziemlich angetrunken gewesen, als er in unsere Bar wollte und an mir hängen blieb. Er hat zunächst gar nicht geschnallt, dass er sich da mit einer Frau anlegte und eine Schlägerei anzettelte.“ Toshi verdrehte nur die Augen, als er daran zurückdachte, wie oft sie das Temperament des Jüngeren damals in Schwierigkeiten gebracht hatte. Er war wie ein Vulkan gewesen, der jederzeit hatte ausbrechen können. Wenn er so darüber nachdachte… eigentlich war er es immer noch! „Um sein Ego nicht allzu sehr anzukratzen, sagen wir einfach, dass er letztendlich verloren hat und es ihn ziemlich gewurmt hat, vor allem, als er am Ende hatte feststellen müssen, dass es eine Frau gewesen war, die ihn zu Boden hat gehen lassen“, erzählte Kira und grinste kurz zu Toshi, der sich nur zu gut vorstellen konnte, welchen Kratzer das bei seinem besten Freund hatte hinterlassen müssen. „Danach habe ich ihn lange nicht mehr gesehen… ein Jahr später oder so sind wir uns erneut in einer Bar über den Weg gelaufen – diesmal ohne Schlägerei. Er hat mich wiedererkannt, sich entschuldigt, dass er sich damals mit mir geprügelt hat und irgendwie sind wir ins Gespräch gekommen. In darauffolgender Zeit sind wir uns immer wieder mal begegnet, haben zusammen getrunken, gequatscht und irgendwie wurde Freundschaft daraus… und irgendwann wurde daraus mehr…“ Den letzten Teil hatte sie ziemlich leise ausgesprochen, doch Toshi hatte ihn trotz allem gehört und ließ ihn mehr als überrascht zu ihr blicken, doch Kira ignorierte dies und blickte stattdessen auf die Fahrbahn vor sich. „Zu dem Zeitpunkt hatte er Extasy schon, aber er kannte sich in der ganzen Materie nicht wirklich aus. Geschäfte führen und all das waren Dinge, die ihm fremd waren. Er hat mir des Öfteren von den Problemen erzählt und da ich in der Zwischenzeit schon etliche Dinge über solche Angelegenheiten von den anderen Clanmitgliedern gelernt hatte, habe ich ihm ab und an Ratschläge gegeben… zu dem Zeitpunkt wusste er aber nicht, wer ich wirklich war und ich hatte auch nie vor es ihm zu sagen, doch irgendwann muss er es von selbst herausgefunden haben. Ende der 80er, als es mit X steil bergauf ging, hat er mich eines Tages plötzlich angerufen und gefragt, ob ich zu ihm kommen könnte. Wir haben uns getroffen und er wollte wissen, ob es stimmte, dass ich eine Yakuza sei… ich schätze, nach all den Jahren hat er nur noch eins und eins zusammen zählen müssen. Mit dem steigenden Erfolg von X hatten die Reporter angefangen, alle möglichen Stories auszukramen - etwas das er verhindern wollte. Er fragte, ob ich das tun könne und wie viel es ihn kosten würde. Ich antwortete, dass ich es an meinen Vater weitergeben würde und dass es ihn dieses eine Mal nichts weiter als unsere Beziehung kosten würde, da ich mir grundsätzlich nicht mit meinen Geschäftspartnern das Bett teile… seitdem ist die einzige Beziehung, die wir haben, eine geschäftliche und nichts weiter“, endete Kira, als sie auf den Parkplatz von LOC City fuhr und den Wagen abstellte. Kommentarlos nahm sie von Toshi ihr Handy wieder entgegen und stieg aus, während der Sänger ihr nach kurzem Zögern folgte, da er gedanklich das soeben erfahrene verarbeitete. Er konnte sich nicht entsinnen, dass Yoshiki zu jener Zeit eine feste Freundin gehabt hatte… zumindest hatte er nie etwas in der Richtung verlauten lassen… Wenig später stand X JAPANs Sänger in einem riesengroßen Laden, der nur eine einzige Produktkategorie anbot: Kinderspielzeug! Nachdem er sich orientiert hatte, steuerte er zielstrebig zu den Kuscheltieren und suchte dann nach etwas, das in etwa seinen Vorstellungen nahe kam. Kira entschied lieber gar nicht erst nachzufragen, was sie in der Plüschtierabteilung machten, und beschränkte sich darauf, ihre Umgebung im Auge zu haben. Nach einigem hin und her hatte Toshi schließlich etwas gefunden: es war circa 180cm groß, kuschelweich, weiß mit schwarzen Streifen, hatte eine rosa Stupsnase und babyblaue Kulleraugen. Er trug nichts anderes als einen großen Plüschtiger zur Kasse! Eine gute Stunde später schlich der Sänger wieder ins Elternhaus seines besten Freundes und schaffte es, ohne entdeckt zu werden, nach oben in dessen altes Kinderzimmer. Zwar schlief Yoshiki noch, doch war es ein ziemlich unruhiger Schlaf, da die Decke auf dem Boden lag. Den Kopf schüttelnd entfernte Toshi rasch das Preisschild von dem Tiger und legte ihn dann neben den anderen aufs Bett. Vorsichtig nahm er eine Hand von ihm und legte sie auf das Kuscheltier, was letztendlich dazu führte, dass der Jüngere sich daran schmiegte und augenblicklich ruhiger wurde. „Süß!“ Grinsend schnappte sich der Ältere Yoshiki iPhone, das auf dem Nachttisch lag und machte davon ein Bild, welches er anschließend auf sein Handy schickte. Man wusste ja nie, wozu man solch ein Material noch mal gebrauchen konnte! Nachdem er es zurückgelegt hatte, hob er die Bettdecke auf und breitete sie über seinen schlafenden Freund aus. Da dieser noch immer keine Anstalten machte, aufzuwachen, wandte sich Toshi wieder dem angefangenen Manga zu, suchte zuvor aber noch das Ladekabel für sein Mobiltelefon, um den Akku wieder aufzuladen. Yoshiki hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte – alles was er wusste, war, dass er wie üblich die seltsamsten Sachen geträumt hatte – als er schließlich schlaftrunken die Lider einen kleinen Spalt öffnete und sich wohlig seufzend näher an seine Wärmequelle kuschelte, die so schön weich und pelzig war. Er würde Toshi definitiv einen Personal Trainer besorgen müssen – so weich wie der war, hatte der ja keinen einzigen, trainierten Muskel mehr! Und in einen Beauty Salon musste er auch – so haarig konnte er ihn schlecht auf die Bühne schicken! Aber das hatte noch Zeit… im Augenblick genoss er vielmehr die Nähe des anderen. Er schlang beide Arme um den Oberkörper des anderen, damit der auch ja da blieb, wo er war, quiekte aber im nächsten Moment erschrocken auf, als er beim Zudrücken auf keinerlei Widerstand von Knochen gestoßen war. Seit wann war Toshi knochenlos?! Alarmiert riss er die Augen ganz auf und starrte auf einen großen, weißen Plüschtiger. „Wie ist aus dir denn ein Kuscheltier geworden, Tocchi??“ Keine Sekunde später hatte er aber auch schon die Erklärung dafür gefunden. „Wahrscheinlich bin ich noch gar nicht wach und das ist nur ein ähnlich verrückter Traum, wie der mit dem Reismonster, nur dass du jetzt ein Plüschtier bist…“, überlegte Yoshiki und kuschelte sich wieder an den Tiger. „Soll mir auch recht sein… bist ja wenigstens schön weich!“ Er hatte erneut die Augen geschlossen, als ihn zielsicher ein Manga am Kopf traf. „Au, was soll das?!“, zeterte der Pianist, öffnete die Lider, während er sich ächzend aufsetzte und erblickte seinen besten Freund. „Tosh? Warum gibt’s dich jetzt zweimal?“, wollte er verwirrt wissen und drückte das Kuscheltier an sich. Bevor der Sänger antworten konnte, fuhr der andere aber auch schon fort, „ich hab‘s: eine böse Hexe hat dich geteilt – der gute Teil von dir wurde in einen Plüschtiger verwandelt und der böse Teil von dir bewirft mich jetzt mit Büchern. Hab ich Recht? Nur damit du es weißt… ich hab echt keinen Bock auf so einen Quatsch, also hau ab, ist ja schließlich mein Traum!“ „Du bist hellwach!“ „Nein, ich schlafe!“ Im nächsten Augenblick zwickte Toshi ihn einfach kurz in die Wange. „Au, wofür war das?!“ „Damit du kapierst, dass du wach bist.“ „Ich bin wach?“ „Ja, schon seit ein paar Minuten.“ „Du bist nicht zu einem Plüschtiger geworden?“ „Nein…“ „Aber wenn ich wach bin, warum ist er dann noch immer hier?“ „Weil er echt ist?“ „Echt?“ „Echt wie in: Toshi ist zu LOC in die Spielzeugabteilung gegangen und hat das Viech gekauft, damit du ruhig schläfst!“ „Du hast Tocchan gekauft?“ „Wer ist Tocchan?“ „Na der Tiger! Tora kann ich ihn schließlich nicht nennen, weil so schon der Tiger heißt, den mir Papa als Kind gekauft hat. Und mit Tocchan weiß ich immer, dass er von dir ist – Tocchan von Tocchi!“ „…“ Es gab Momente, da war es besser, gar nicht erst zu versuchen, Sinn in dem zu finden, was Yoshiki von sich gab. Keine Minute später hatte der Sänger ihn auch schon an sich kleben, wobei er Arme und Beine um ihn geschlungen hatte. Zeitgleich mit dem Dankeschön des Pianisten klopfte es an der Tür und Frau Hayashi steckte den Kopf herein. „Yoshiki, zieh dir gefälligst etwas drüber, ansonsten holst du dir gleich die nächste Erkältung!“ „Toshi ist doch warm…“, entgegnete der Drummer, rutschte aber dennoch von dem Sänger, krabbelte wieder unter die Decke und zog Tocchan zu sich. Unterdessen wanderte der Blick seiner Mutter von ihm zu dem Tiger, anschließend zu Toshi und dann wieder zurück zu ihm. „Hatte ich vorhin doch richtig gehört, dass du dich aus dem Haus geschlichen hast, Toshimitsu.“ Überrascht sah er sie an. Hatte sie ihn etwa doch gehört, obwohl er so leise gewesen war? „Jetzt schau nicht so! Was glaubst du, woher mein Sohn seine Ohren hat?“ „Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig es war, sich als Teenager nachts außer Haus zu schleichen, ohne, dass sie was mitbekommen hat!“, pflichtete Yoshiki dem bei. „Ich werde euch dann mal das Mittagessen hochbringen“, beendete Frau Hayashi die Unterhaltung und verschwand nach unten, nur um Minuten später mit zwei dampfenden Schüsseln, voll mit Yoshikis Lieblingsramen, zurückzukommen. Während und auch nach dem Essen redeten die beiden über Gott und die Welt, alberten herum und genossen die Zeit, in der sie sich keine Sorgen um Presse und dergleichen hatten machen müssen. In gewisser Weise war Tateyama ihr Zufluchtsort, wo sie noch immer die beiden Jungen waren, die schon als Kinder nichts anderes hatten werden wollen als Rockstars. „Ne Toshi, kannst du nochmal versuchen, die Laute von dir zu geben, so wie gestern Abend?“, bat Yoshiki irgendwann schließlich. „Da war nichts!“ „Mama hat es aber auch gehört!“ „Hast du seitdem noch mal irgendwelche Töne wahrgenommen?“ „Nein, aber vielleicht musst du mehr machen, als einfach nur deine Lippen bewegen…!“ „Inwiefern?“ „Schreien, zum Beispiel!“ „Schreien?“ „Ja, richtig laut, sodass man es bis Tokyo hört“, entgegnete Yoshiki und machte es im nächsten Moment einfach selbst vor, nachdem Toshi ihn mehr als skeptisch angesehen hatte. Dies sorgte jedoch nur dafür, dass wenige Sekunden später ihre beiden Mütter ins Zimmer kamen und wissen wollten, ob alles in Ordnung ist. „Kann man nicht einmal in Ruhe schreien?“, konterte der Drummer schulterzuckend und blickte dann zu Toshi, damit der dies nun tat. „Schön, ich mach es, aber nur um dir zu beweisen, dass da nichts ist!“ Er holte tief Luft und begann zu schreien – am Anfang war nichts zu hören, aber plötzlich kamen aus seinem Mund dieselben Kehllaute, die Yoshiki am Abend zuvor schon gehört hatte. Als Toshi sie jedoch wahrnahm, hörte er augenblicklich auf, da sie seiner Meinung nach grauenhaft klangen – das war nichts im Vergleich zu seiner sonst so kristallklaren Stimme. Wenn er von nun an so klingen würde, dann war er lieber für immer stumm! „Hey, warum hast du aufgehört, das hat doch gutgeklungen?!“ „Gutgeklungen?! Bist du taub?!“ „Okay, ich gebe zu, für Balladen ist das nicht sonderlich gut geeignet, aber für wirkliches heavy Heavy Metal wäre das schon einmal ein Anfang.“ „Vergiss es!!“ „Ach komm schon, Tosh – du gibst zumindest endlich wieder Töne von dir! Wir sind zwar noch weit vom Goldkehlchen entfernt, aber zumindest scheinen wir aus der Goldfischfraktion herauszukommen. Und wenn wir einen Umweg über die Goldschweinchenfraktion machen müssen, dann nehmen wir den eben mit!“ „Goldschweinchenfraktion?“ „Wildschwein-meets-brunftigen-Elch-Fraktion klingt irgendwie doof…!“ Yoshiki wollte noch etwas dazu sagen, wurde jedoch von seinem Handy unterbrochen, das angefangen hatte zu klingeln. So angelte er danach, betätige dabei jedoch gleichzeitig die Tasten „Abnehmen“ als auch „Lautsprecher“, sodass alle im Zimmer Anwesenden die Stimme seines Managers hören konnten: „Yoshiki, können Sie mir verdammt noch mal erklären, weshalb mir hier ein Schreiben von HOH vorliegt, in dem gedroht wird, dass gegen Sie eine Anzeige wegen Mordes vorliegen wird, wenn Toshi nicht innerhalb von 24 Stunden zu ihnen nach Nasu zurückkehrt?!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Tja, wieso liegt dem Manager da wohl so ein Schreiben vor? Hat Kira vielleicht nicht aufgepasst oder am Ende Yoshiki sogar verraten? Was glaubt ihr?! Und last but not least eine kurze Zusammenfassung der realen Fakten: - Die „Yoshiki-Verbotsschilder“ gab es Mitte der 80er wirklich an diversen Bars, da Yoshiki schnell mal die Einrichtung zerlegt hat oder sich geschlägert hat. -Der Reismonstertraum ist ebenfalls real. Wenn ihr auf Yoshikis Myspace durch seine Blogeinträge scrollt werdet ihre eine recht anschauliche Beschreibung finden. - Der Plüschtiger, den klein Yoshiki von seinem Vater bekommen hat, ist auch real. In seiner Autobiographie gibt es sogar ein Bild von ihm. Allerdings ist nicht bekannt, ob der Tiger heute noch existiert, bzw. ob er einen Namen hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)