Something. von Mialee (5. Kap. online) ================================================================================ Kapitel 3: Something new - Part 2 --------------------------------- 3. Something new – Part 2 Sechs Monate zuvor „Ich möchte dich wiedersehen...“ Nach nicht einmal einer Woche hatte James ihr eine Eule zukommen lassen und sie in kurzen Worten gebeten, zu ihm nach London zu kommen. Ohne lange zu überlegen, war Evangeline seiner Einladung gefolgt... wieder und wieder. Aber ein Paar im klassischen Sinne waren sie nie geworden. Manchmal hatten sie wochenlang keinen Kontakt, nur um dann ganze Tage in seinem Schlafzimmer zu verbringen. Dann wiederum gab es Zeiten, in denen sie unzählige Museen und Galerien besucht hatten und der einzige Körperkontakt zwischen ihnen ein zärtliches Händchenhalten gewesen war, eine flüchtige Berührung, wenn er zum Abschied ihre Wange küsste. Ein paar Mal waren sie über das Wochenende verreist und wenn sie später daran zurück dachte, erstaunte sie es immer wieder, wie lange sie James ihrer Familie hatte verheimlichen können. Noch am Tag ihrer Rückkehr zog sie ihren Bruder Desmond ins Vertrauen, der sie fortan gedeckt hatte und erst nach über einem halben Jahr, als die ganzen Lügen und Ausflüchte sie von innen aufzufressen schienen, gestand sie es ihren Eltern und Großeltern. Wie es zu erwarten gewesen war, endete es in einem Drama. Ihre Großmutter war hysterisch geworden und redete nur davon, dass sie ihre Ehre beschmutzt hätte, ihr Großvater polterte über die Potter-Sippschaft und wie viel Schande sie dieser Familie zu verdanken hätten. Ihr Vater hingegen hatte dem Einhalt geboten und sie gefragt, ob sie James lieben würde. Wahrheitsgemäß hatte sie verneint und erklärt, dass er lediglich ein Freund sei und sie gerne mit ihm zusammen sei, dass sie die Zeit mit ihm sehr genoss. Draco hatte sich daraufhin erhoben und sich für den Rest des Abends in seinem Arbeitszimmer zurückgezogen. Astoria, deren Familie nie in näherem Kontakt mit den Potters gestanden hatte, war erfreut darüber, dass sie sich für einen Jungen interessierte. Jedoch konnte ihre Stiefmutter nicht verbergen, dass sie mit ihrer Wahl nicht ganz einverstanden war. Am nächsten Tag hatte ihr Vater sie zu sich gerufen und Evangeline unerwartet erlaubt, James jederzeit zu sehen und sie lediglich darum gebeten, ihn nicht mit nach Malfoy Manor zu bringen und seinen Namen in Anwesenheit ihrer Großeltern nicht zu erwähnen. Sie war von diesem Umstand zwar sehr überrascht, aber von Astoria ließ sie sich davon überzeugt, es dabei zu belassen. Was immer seine Beweggründe auch waren, sie war glücklich über den Freiraum, den man ihr zusprach und solange sie ihre Pflichten erfüllte, duldete man ihre Treffen. Von diesem Tag an verbrachte sie immer mehr Zeit mit James und es schien ihr, dass auch er immer mehr ihre Nähe suchte. Oft war er es, der sie dazu drängte, über Nacht zu bleiben, obwohl sie sich vorgenommen hatte, nach ein paar Stunden heim zu reisen. Aber ob er Gefühle für sie hatte, wusste sie nicht. Er sagte ihr nie, dass er sie liebte oder so etwas in der Art. Wenn er ihr sagte, dass er ihre Nähe genoss, so war dies schon mehr, als sie lange Zeit von ihm erwartet hatte. James war ihr Vertrauter geworden, ihr Tröster und Beschützer, ihr Liebhaber und bester Freund. Aber ihr Partner, das wurde er nie. Es war ihr recht, denn obwohl sie ihn sehr gern hatte, fühlte sie ihm gegenüber nie etwas tieferes. Zumindest war das lange Zeit so. Bis sie ihn eines Tages mit einer Anderen in seinen Armen sah und ein so tiefer Schmerz ihr Herz erschütterte, wie sie es noch nie gefühlt hatte. Sie war mit Georgina ausgegangen und trafen im spät sommerlichen London auf James, der eine atemberaubend schöne Blondine an seinen Körper drückte. Ihre Blicke kreuzten sich kurz, doch weder begrüßte er sie, noch schien er irgendwie peinlich berührt von der Begegnung. Er hatte dem Mädchen einen Kuss auf die Wange gehaucht, ihr etwas ins Ohr geflüstert und war mit ihr verschwunden. Wie angewurzelt war sie stehen geblieben, unfähig ihrer Freundin etwas zu erklären. Stattdessen war sie auf dem kürzesten Weg wieder nach Malfoy Manor zurückgekehrt und hatte sich in die Arme ihres Bruder geflüchtet. Desmond hatte keine Fragen gestellt, sondern ihren vor Kummer bebenden Körper gehalten, bis die Tränen versiegt waren. Anschließend kam Evangeline ihr Verhalten kindisch vor und sie weigerte sich, ihrem Bruder auch nur ein Wort zu sagen. Aber nachts, wenn sie schlaflos in ihrem Bett lag, fühlte sie wieder den Schmerz aufkeimen, sah ihn in den Armen einer fremden Frau. Eines Tages verstand sie, was geschehen war – dass aus Zuneigung Liebe geworden war. Und doch blieb alles beim Alten. Sie behielt ihre Gefühle für sich und irgendwann schaffte sie es, sich damit zu arrangieren. Schließlich würde es das Ende ihrer Beziehung bedeuten, wenn sie ihm gestehen würde, was sie fühlte. Sie dachte oft, dass er zu so etwas wie Liebe vielleicht gar nicht fähig war. Zumindest hatte sie in den vergangenen drei Jahre nie einen solchen Wesenszug an ihm festgestellt. Nichts schien ihm viel zu bedeuten, es gab kein Erinnerungsstück, das ihm wirklich wichtig war. Einmal hatte er das Bild seiner Geschwister herunter geworfen, als er sie in einem Anfall von Leidenschaft gegen die Wand gedrückt hatte. Doch statt das Bild aufzuheben oder dergleichen, hatte er nur unwirsch mit den Schultern gezuckt und sie zum Bett gezogen. Als sie am nächsten Morgen die Scherben beseitigte und feststellte, dass der Rahmen – der ein Geschenk seiner Geschwister gewesen war – gebrochen war, wollte sie ihn reparieren, doch James nahm ihn ihr ab und warf ihn in den Müll. Er könne sich demnächst einen Neuen kaufen. Nach vier Wochen, in denen das Bild lose auf der Kommode gelegen hatte, war sie eines Nachmittags in die Stadt appariert und hatte einen neuen Rahmen gekauft. James hatte es entweder gar nicht bemerkt oder es war ihm schlichtweg egal gewesen. Aber so war ihr Jimmy nunmal und sie liebte ihn so, wie er war. Ein hoffnungsloser Frauenheld. Ein egoistischer Freigeist. Und der wohl wundervollste Mann, den sie kannte. Evangeline schlang die Arme um den schlanken Körper, als der kalte Wind ihr ins Gesicht schlug. Der Winter war in diesem Jahr früh gekommen und hatte ganz England fest in seinem eisigen Griff. Dicke, weiße Flocken fielen schon seit Tagen vom Himmel und hatten die Welt mit einem dichten Schleier bedeckt. Sie verfluchte James dafür, dass er eine Leidenschaft für Muggel-Häuser hegte und es nicht als nötig erachtete, den Kamin an das Netzwerk anzuschließen. Wohl auch, weil er sie eben so schnell wechselte, wie seine Begleiterinnen. James hasste es, lange in ein und denselben vier Wänden zu leben. Schon nach ein paar Monaten brauchte er etwas Neues und zog um. Nun lebte er in einem alten Stadthaus mitten in Londons Altstadt und sie wusste, dass er dieses reizende Haus schon bald wieder verlassen würde. Hatte er zunächst von den hohen Decken und den dicken Teppichen geschwärmt, beschwerte er sich inzwischen über die dunklen Räume und die schmale Holztreppe. Eilig betätigte sie den Türklopfer und schon kurz darauf öffnete Kreacher ihr die Tür. Sie schenkte dem alten Hauselfen ein Lächeln, dass dieser schief erwiderte. Sie wusste, dass Kreacher sie sehr mochte. Im Vertrauen hatte er ihr gestanden, dass sein junger Herr nach ihren Besuchen sehr glücklich war und das war Kreacher von jeher das Wichtigste. Im Flur nahm er ihr ihren Mantel ab und verschwand dann in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. „Kreacher hat für Miss Evie frische Ananas besorgt“, merkte er an und schloss die Tür hinter sich ohne auf eine Antwort zu warten. Sie fand James im Wohnzimmer, er saß in einem altmodischen Ohrensessel am Feuer und hob den Kopf, als sie eintrat. Er zog an seiner Zigarette und verschlang sie geradezu mit seinen Blicken, musterte ihr rotes Wollkleid. „Ich mag es, wenn du rot trägst.“ „Ich weiß“, erwiderte sie schlicht und ließ sich auf der Lehne des Sessels nieder. Er reichte ihr ein Glas Wein, das auf dem kleinem Tisch neben ihm gestanden hatte und legte seine Hand auf ihren Unterarm, bevor er nach einem Buch griff und begann, ihr daraus vorzulesen. Sie schloss die Augen und lauschte seiner Stimme, die nach all der Zeit noch immer eine ungeheuer beruhigende Wirkung auf sie hatte. Das Knistern des Feuers machte sie schläfrig und sie wäre wohl auch eingenickt, wenn nicht Kreacher in diesem Moment die Tür geöffnet und das Abendessen serviert hätte. Nach dem Dinner nahm James sie bei der Hand und führte sie ohne große Worte die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer. Und dort hatte der wahre Abend erst begonnen. Evangeline schlug die Beine über die Bettkante und griff nach ihren Kleidern, die im Rausch der Leidenschaft achtlos auf den Boden geworfen worden waren. James drehte sich auf die Seite und beobachtete seine Liebhaberin, wie sie den schwarzen BH schloss. Er betrachtete ihren feinen Rücken, das kleine Muttermal auf der sonst makellosen Haut. „Ich habe nachgedacht“, sagte er schließlich. Sie sah ihn nicht an, griff stattdessen nach ihrer Perlenkette und band sie sich um. „Worüber?“, fragte sie. „Wir sollten heiraten.“ Evangeline hielt in der Bewegung inne, ihre zarten Hände schwebten noch immer über ihrem Nacken. Langsam drehte sie sich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. „Bitte?“ „Du bist die einzige Frau, bei der ich nach der ersten Nacht das Verlangen hatte, sie wiederzusehen!“ „Soll das ein Kompliment sein?“ „Das ist eine Feststellung.“ Er drehte sich auf den Rücken und seufzte tief. Dann griff er nach seinen Zigaretten, die auf dem Nachttisch bereit lagen und zündete sich eine an. „Ich meine das ernst. Es gibt keinen anderen Menschen auf der Welt, der mir je näher war. Und ich denke, dass es eine gute Idee wäre, zu heiraten. Du weißt schon... das übliche...“ Er wedelte mit der Hand durch die Luft und der Rauch hinterließ eine feine Spur. „Großmutter hat bereits eine ansehnliche Liste potentieller Gatten für mich parat und du stehst nicht darauf.“ Er hob skeptisch eine Augenbraue und betrachtete sie, wie sie sich ihr Kleid über den Kopf streifte. „Wieso?“ „Das fragst du noch?“ Evangeline lachte leise. „Du trinkst zu viel.“ „Ich höre auf.“ „Du rauchst wie ein Gnom.“ „Kein Problem, keine Zigaretten mehr.“ Wie zum Beweis, drückte er die Zigarette im Aschennbecher aus und zeigte ihr seine leeren Hände. „Du bist ein Frauenheld.“ „Ich werde dir Treue schwören.“ Sie warf einen Blick über die Schulter und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Dann bist du nicht mehr mein Jimmy.“ Sie lächelte. „Du hast mir noch nicht ein einziges mal gesagt, dass du mich liebst, aber du willst mich heiraten? Das ist nur wieder eine deiner Ideen und morgen lässt du mich vor dem Altar sitzen. Du bist nicht zum Ehemann geschaffen.“ Er hielt ihre Hand fest und küsste ihre Fingerspitzen. „Für dich würde ich es werden.“ Als sie ihn ansah, wäre sie fast in seinen Augen versunken. Nur zu gerne hätte sie seinen Worten geglaubt, doch James war nie sehr beständig in seinen Entscheidungen gewesen und warum sollte es diese Mal anders sein? Für ihn war die Ehe vermutlich etwas, dass ihn neugierig werden ließ und dass er ausprobieren wollte. Nicht, dass sie ihn nicht heiraten würde, aber sie wollte eine Ehe, die auf tiefer, gegenseitiger Liebe basierte und auf Vertrauen. James konnte ihr weder das eine geben, noch das andere. Sie wandte sich ab und griff nach ihren Pumps. Fahrig strich sie den Stoff ihres Kleides glatt und stand auf. Schon fast an der Tür angekommen, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Er lag in den zerwühlten Laken und musterte sie mit fragenden Blick. „War das ein Ja?“, fragte er. Sie legte den Kopf schief und schenkte ihm ein mädchenhaftes Lächeln. „Um meine Hand, hält man nicht so einfach an, Jimmy. Ich bin eine Lady, ich brauche Romantik.“ Sie warf ihm eine Kusshand zu, bevor sie sich abwandte und ging. Eine Weile starrte er auf das helle Holz der Tür, dann lächelte er breit. „Du sollst kriegen, was du willst.“ Malfoy Manor lag unter einen dichten Schneedecke, das fahle Mondlicht und die hoch aufragenden Bäume verliehen dem Anwesen etwas gespenstisches. Ein eisiger Wind peitsche gegen die Fenster, doch der hell lodernde Kamin vermochte die Kälte zu vertreiben. Nur das Heulen des Westwindes erinnerte die Familie daran, dass es außerhalb der Mauern kaum zu ertragen war. Draco saß in seinem Ohrensessel an der Stirnseite des Raumes und war tief versunken in die Ausgabe des Tagespropheten, während sein Vater mit seinem Enkelsohn Scorpius eine Partie Zauberschach spielte. Astoria und Narcissa hatten sich auf einem der beiden Sofas niedergelassen stellten die Liste für die Einkäufe für die kommenden Festtage zusammen. Desmond saß im Schneidersitz am Kamin und spielte mit einem Erinnermich herum. Plötzlich betrat einer der Hauselfen den Salon und räusperte sich vorsichtig. Ungehalten ließ Draco seine Zeitung sinken, blickt kurz über den Rand hinüber zu seinem Diener und widmete sich dann wieder dem Artikel über die zum Jahreswechsel in Kraft tretenden Gesetze. „Warum störst du uns?“ „Der junge Master Potter ist an der Tür“, antwortete der Hauself und verbeugte sich steif. Astoria stellte ihre eben erst ergriffene Teetasse wieder ab und sah ihren Diener streng an. „Richte ihm aus, dass Evangeline nicht zugegen ist... und dass er solche Besuche in Zukunft unterlassen soll.“ „Verzeihen Sie, Herrin, aber Master Potter wünscht den Hausherren zu sprechen.“ Draco hob den Kopf und sah zuerst seine Eltern und seine Frau, dann wieder den Hauselfen an. Verwirrt legte er den Tagespropheten beiseite. „Bring ihn her!“ Eilig verschwand der Hauself, doch nicht bevor er sich ein gutes dutzend Mal verbeugt hatte. „Was will der denn hier?“, fragte Narcissa mit einem unüberhörbarem Unterton in der Stimme. „Ich denke, das werden wir gleich erfahren“, erwiderte Draco, als der Hauself den Gast hineinführte. Er musterte ihn von oben bis unten, hatte er ihn doch zuletzt vor einigen Jahren gesehen, als er noch mehr Junge als Mann gewesen war. Mit Genugtuung stellte er fest, dass er Harry nicht im Geringsten ähnlich sah. Er begrüßte ihn und deutete mit der Hand auf das gegenüberliegende Sofa. Verlegen lächelte James und nahm Platz. Nacheinander warf er den anwesenden Personen einen kurzen Blick zu und traf auf eine ungeahnte Kälte. Nur Desmond nickte ihm freundlich zu. „Ich bin wegen Evie hier“, sagte er schlicht. „Ich muss zugeben, dass ich nichts anderes erwartet habe.“ Draco wandte sich zu seinem jüngsten Sohn und bat ihn, zu gehen. Ohne Wiederworte erhob Scorpius sich und verließ das Zimmer. Erst nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah Draco Harrys Sohn wieder an. „Worum geht es?“ James senkte den Blick und atmete tief ein. „Ich weiß, dass Sie meine... Bekanntschaft zu Evangeline nicht gutheißen und ich kann auch verstehen, warum das so ist, aber...“ Er hielt kurz inne und schloss für einen Herzschlag die Augen. „Sehen Sie, Sir, mein Vater hat Erwartungen an mich gestellt und ich habe sie enttäuscht. Meine Familie hat Erwartungen an mich erstellt und ich habe auch sie enttäuscht... ich habe mich nicht einmal bemüht, sie zu erfüllen. Und Evangeline... sie hat nie etwas von mir erwartet, sondern mich so genommen, wie ich bin. Sie hat nie den Sohn des großen Potters in mir gesehen, sondern einfach nur James. Sie will mich nicht verändern, aber ich will mich ändern... für sie... um der zu sein, der...“ Wieder hielt er inne, dann glitt ein Lächeln über seine Züge. „Ich habe mein Leben lang nach dem Abenteuer gesucht, nach der Abwechslung. Ich bin nie lange an ein und demselben Ort geblieben, habe immer das getan, was Anderen missfiel. Und dann kam dieses Mädchen, das so gut und beständig ist. Die nichts von all dem ist, was ich von einer Frau erwartet habe und... und ich bin ihr verfallen.“ Er blickte auf und sah in versteinerte Gesichter. Sogar Desmond schien von seinen Worten mehr als überrascht zu sein. Nach kurzem Zögern, fasste er all seinen Mut zusammen. „Evie hat Gefühle in mir erweckt, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich zu ihnen fähig bin. Ich habe noch nie für einen Menschen so viel empfunden wie für sie. Meine Gefühle sind nicht nur eine Laune, seit vier Jahren ist sie der Mittelpunkt meines Lebens. Es mir eine Pflicht, sie glücklich zu machen, sie vor allem Leid der Welt zu beschützen.“ Er lachte kurz auf. „Ich bin nicht gut darin, so etwas in Worte zu fassen, aber... wann immer ich von ihr getrennt bin, denke ich daran, wann ich sie wiedersehe und wenn wir zusammen sind... dann steht die Welt still. Dann wird sie meine Welt. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.“ Astoria, die bisher starr seinen Worten gelauscht hatte, legte den Kopf schief und beugte sich ihm zu. Ihre Züge wurden weicher, ein Ausdruck freudiger Überraschung begann ihr Gesicht zu erleuchten. Fast glaubte er, den Ansatz eines Lächeln zu erkennen. Er warf Evangelines Stiefmutter einen kurzen Blick zu und wandte sich dann ihrem Vater zu. Einen Herzschlag lang schwieg er, schluckte schwer und seufzte dann tief. „Ich liebe sie. Und ich will das sie meine Frau wird. Und nun bin ich hier und bitte sie demütig um die Hand ihrer Tochter und um ihren Segen.“ Er hielt dem Blick der starren grauen Augen von Evangelines Vater stand. „Meinst du das wirklich ernst?“ „Auch wenn das nicht viel heißt: Es war mir noch nie etwas so ernst, wie das.“ „Und du glaubst wirklich, dass ich dir meinen Segen gebe?“ James blickte zur Seite. „Evie hat mir viel von Ihnen erzählt. Sie wollen, dass sie glücklich ist und glauben Sie mir, Sie können die ganze Welt durchsuchen, Sie werden keinen Mann finden, der sie mehr lieben wird, als ich.“ Er hörte, wie Draco scharf die Luft einzog und machte sich innerlich auf das gefasst, was nun folgen würde, doch stattdessen spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Draco stand vor ihm und sah ihm fest in die Augen. „Du hast Recht, ich will nur das Beste für meine Tochter. Einen Mann, der sie von Herzen liebt und wenn das nun mal ein Potter ist, dann werde ich wohl damit leben müssen. Es wäre mir eine Freude, wenn sie deinem Antrag zustimmen würde und du als Schwiegersohn Teil meiner Familie werden würdest.“ „Draco!“, entfuhr es Narcissa. Sie sprang auf und kam einige Schritte auf ihren Sohn zu. „Du kannst doch nicht wirklich...“ Abrupt wandte sich das Oberhaupt der Familie um und sah seiner Mutter in die Augen. „Du wirst mit meinen Kindern nicht das Gleiche machen, was ihr mit mir gemacht habt. Ich werde nicht zulassen, dass sie ein Spielball eures Willens werden.“ „Er ist ein Potter!“, mischte sich nun auch Lucius ein, der sich ebenfalls erhoben hatte und sich nun zu seiner Frau stellte, „Und sein Ruf ist ziemlich... nennen wir es... zweifelhaft.“ „James war mutig genug hierher zu kommen und das beweist, dass es ihm ernst ist. Wenn Evie ihn heiraten will, dann hat sie meinen Segen. Und da ich-,“ fügte Draco hinzu, als sein Vater ihm widersprechen wollte, „-das Oberhaupt dieser Familie bin, ist dieses Gespräch beendet.“ „Aber...“ „Es ist beendet“, sagte er ruhig und lächelte kalt. Gefolgt von seiner Ehefrau, verließ Lucius das Zimmer. Einige Sekunden herrschte Stille, bevor Astoria sich erhob und auf James zu kam. Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Stirn. „Sie werden sich an dich gewöhnen“, merkte sie schlicht an und schenkte ihm ein herzliches Lächeln. Plötzlich stand auch Desmond vor ihm und wies ihn an, aufzustehen. Dann umarmte er ihn und klopfte ihm auf den Rücken. „Pass auf meine Schwester auf.“ „Erstmal muss sie noch ja sagen.“ Er drückte ihn auf Armeslänge von ihm weg und grinste breit. „Das wird sie.“ Draco legte ihm wieder die Hand auf die Schulter und drückte sacht zu. In seinen grauen Augen lag eine ungeahnte Güte. „Willkommen in der Familie, mein Junge.“ Als Evangeline am Abend ihr Zuhause erreichte, fand sie ihre Familie nicht wie erwartet im Salon. Verwirrt begab sie sich zum Zimmer ihres älteren Bruders, doch als dieser nicht antwortete, war sie beunruhigt. Schließlich begegnete sie ihrer Stiefmutter, die sie darauf aufmerksam machte, dass eine Eule für sie angekommen sei. Dann wünschte sie ihr eine gute Nacht und verschwand in ihren Gemächern, ohne sich auf ein Gespräch einzulassen. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung, doch die Neugier über die Eule siegte und so hastete sie in ihr Zimmer. Auf dem Weg dorthin nahm sie sich vor, am Morgen herauszufinden, was geschehen war. Angekommen in ihren Räumen warf sie einen raschen Blick durchs Zimmer und tatsächlich lag auf dem dunklen Stoff ihres Bettes ein weißer Umschlag. Er war verschlossen mit dem Siegel der Potters. Eine Nachricht von James. Es war nur eine kurze Mitteilung, doch vielleicht verwirrte sie das noch mehr. Ich treffe dich morgen um sechs in der Winkelgasse. Du weißt schon wo. Pünktlich reiste Evangeline mittels Flohpulver in den Tropfenden Kessel. Den gesamten Tag über hatte sie ein ungutes Gefühl, was diese Verabredung mit James betraf. Ihre Großeltern waren am frühen Morgen ausgegangen und bis zu ihrer Abreise nicht wieder zurückgekehrt, ihre Eltern hingegen waren sehr zuvorkommend gewesen, ihr Bruder Desmond hatte das breite Grinsen kaum aus seinem Gesicht vertreiben können. Sie grüßte den Wirt und betrat dann durch den Hinterhof die Winkelgasse. Nun – kurz vor den Feiertagen – war sie gefüllt mit Hexen und Zauberern, die mit schweren Tüten beladen, nur Augen für die bunt leuchtenden Schaufenster der Läden hatten. Eine Weile betrachtete sie die Menge, bevor sie tief seufzte. „Du weißt schon wo“, murmelte sie in ihren Schal und machte sich dann schließlich auf den Weg, langsam ging sie die schmale Gasse entlang uns betrachtete dabei aufmerksam ihre Umgebung in der Hoffnung einen Ort zu finden, an dem James auf sie warten könnte. Sie kannte ihn vermutlich besser als alle anderen Menschen auf dieser Welt, aber in diesem Moment war er ihr ein Rätsel. In der Ferne sah sie Flourish & Blotts. Sie überlegte kurz, ob sie herein gehen und nach einem Buch für Desmond schauen sollte, als plötzlich ein scharfer Wind durch die Gasse fegte und da erinnerte sie sich. Und wusste genau, wo James auf sie wartete. Eilig drängte sie sich zwischen den Menschen hindurch und schon bald hatte sie die Stelle gefunden. James trug einen dunklen Wollmantel, Schneeflocken hatten sich in seinem Haar verfangen. Als sie näher kam, streckte er den Arm aus und hielt ihr ein Stück Stoff entgegen. Neugierig griff sie danach und musterte verwirrt die schwarze Kindermütze. Es dauerte eine Weile bis sie darin ihre eigene erkannte, die sie an jenem Tag verloren hatte, als sie James zum ersten Mal begegnet war. „Ich habe sie gefunden und habe mir vorgenommen, dass ich sie dir irgendwann wiedergeben würde“, sagte er, als sie zärtlich über die dunkle Wolle strich. „Du hast sie all die Jahre aufgehoben?“ Er nickte. „Meine Großmutter hat gesagt, dass man sich immer zweimal im Leben begegnet und ich wollte wohl, dass es so ist.“ Evangeline lächelte gerührt und seufzte sehr mädchenhaft. „Das ist sehr lieb von dir.“ „Pass auf, ich bin nicht gut in solchen Dingen und das weißt du wohl besser, als jeder Andere... also mache ich es kurz, in Ordnung?“ In seinen Augen lag etwas, das ihr vollkommen fremd war und so nickte sie nur und kniff verwirrt die Augen zusammen. „Vor fünfzehn Jahren habe ich dich hier zum ersten Mal getroffen und obwohl es mir damals noch nicht klar war, hat dieser Tag mein ganzes Leben verändert. Auch als ich dich dann in der Dumbledore Hall wieder sah, wusste ich noch nicht, was dieses Treffen bedeutete. Eigentlich glaube ich nicht an das Schicksal, aber ich der festen Überzeugung, dass eine höhere Macht uns zusammen gebracht hat. Du bist die Frau, die für mich und nur für mich bestimmt ist.“ „Jimmy...“ Er hob die Hand und unterbrach sie. „Hör mir einfach nur zu!“ „Okay...“ „Mein Leben ist eine Aneinanderreihung von Misserfolgen und ich glaube, dass das einzig Richtige, was ich je getan habe, du bist. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich jemals soviel empfinden würde. Als ich neulich gesagt habe, dass wir heiraten sollten, habe ich das ernst gemeint.“ Sie lächelte und griff nach seinen Händen, wollte etwas sagen, doch er legte ihr den Finger auf die Lippen und schüttelte sacht den Kopf. Dann trat er einen Schritt zurück und strahlte sie an. Wie in Zeitlupe sah sie zu, wie er vor ihr auf die Knie ging und ihr einen zierlichen Ring entgegen hielt. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie die Passanten stehen blieben und einige Frauen sich die Hand aufs Herz legten. Sonst wäre es ihr wohl unangenehm gewesen, so in der Öffentlichkeit zu stehen, doch in diesem Augenblick hatte sie nur Augen für ihren Jimmy. „Evie...“ Er lächelte, als er sich berichtigte. „Evangeline... willst du meine Frau werden?“ Ihr traten die Tränen in die Augen, als sie vor Freude zu lachen begann. „Ja...“, hauchte sie, „Ja, tausendmal ja!“ Während er ihr den Verlobungsring an den Finger steckte und sich dann erhob, begannen die umstehenden Menschen zu klatschen, einige pfiffen laut. Als sie sich küssten, stieg der Applaus sogar noch. Sie tauschten einen tiefen Blick, dann hob sie ihre Hand und sah auf den funkelnden Diamanten an ihrem Ringfinger. „Du musst aber meinen Vater noch um Erlaubnis bitten.“ „Schon geschehen“, erwiderte er und lachte, als er ihren ungläubigen Blick sah. „Ich war gestern Abend dort und habe um deine Hand angehalten und... was soll ich sagen, er war einverstanden.“ Evangline schüttelte ungläubig den Kopf und küsste seine Wange. „Aber ich habe noch ein Bedingung“, sagte sie. „Und die wäre?“ Sie schob ihr Gegenüber ein Stück fort und sah ihn sehr ernst an. „Deine Eltern sollen uns ihren Segen geben.“ Hätte sie ihn geohrfeigt, sie hätte nicht mehr aus der Bahn werfen können. Er blickte auf den Boden und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht...“ Sie legte ihm die Hand auf die Wange und zwang ihn, sie anzusehen. „Du hast Draco Malfoy dazu gebracht, seine Tochter einem Potter zu übergeben. Was soll denn da noch schlimmer werden?“ Zögerlich lächelte James und nickte dann langsam. „Sie werden über die Feiertage daheim in Godric Hollow sein... sie alle.“ „Dann werden wir ihnen einen Weihnachtsbesuch abstatten“, erwiderte sie und drückte seine Hand, während sie ihn erneut küsste. „Ich weiß, dass du sie vermisst, auch wenn du das nie zugeben würdest. Und was gäbe es denn für einen schöneren Anlass für eine Versöhnung, als eine Hochzeit?“ Als er weiter schwieg, hob sie mahnend den Zeigefinger. „Ich sage erst ja, wenn du dich wieder mit deiner Familie versöhnt hast.“ Er lachte. „Sagte ich doch, du bist das Beste, was mir je passiert ist.“ Mit dem Daumen strich er über den neuen Ring an ihrem Finger und berührte dann das alte Armband, dass sie seit fünfzehn Jahren trug. Das ihm bewies, dass sie die Richtige war. Die, die er lieben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)