Taste of Darkness von Kara ================================================================================ Kapitel 5: V. Nacht ------------------- V. Nacht - Vorhang auf für die erste untote Prinzessin! Meine Umgebung hatte sich verändert. Aber radikal! Als ich erwachte, lehnte ich mit dem Rücken an einem Baumstamm, ich war irgendwo in einem Nadelwald, doch wo genau wusste ich mal wieder nicht. Ich versuchte mich zu erinnern was ich zuletzt gesehen hatte, ich hatte gegen den Priester mit der Machete gekämpft, dann war da dieses Mädchen mit der hellen Stimme in dem Zimmer an dessen Wänden die ganzen Puppen genagelt waren...ich schob meinen Rechten Ärmel etwas hoch um meine Wunde zu untersuchen, doch es war nichts mehr zu sehen...auch nach eingehendem Tasten konnte ich nichts feststellen, also beließ ich es einfach dabei. Ob dieser Wald wohl zum Anwesen dazu gehörte? Langsam richtete ich mich auf, es war stockfinster hier, die Bäume standen dicht an dicht, sodass ich nicht sagen konnte ob es Tag oder Nacht war und auch intensives lauschen brachte mich nicht weiter, außer einem Schrei von einer Euler bei dem ich fürchterlich erschrak, war nichts zu hören. Grübelnd setzte ich mich in Bewegung, vielleicht schaffte ich es irgendwie wenigstens aus dem Wald raus, ich war nicht gerade ein Freund von ausgedehnten Waldspaziergängen. Nach gefühlten 2 Stunden, wie lange es wirklich dauerte wusste ich ja ohne Uhr oder Sterne oder sonst was nicht, öffnete sich vor mir der Wald und gab den Blick auf eine große Lichtung frei, auf der ein einsamer Turm stand. Glücklich und Dankbar für die Abwechslung ließ ich mich auf der Wiese erst mal nieder und verschnaufte eine Runde. Wie ich so vor mich hinstarrte, konnte ich irgendwann Geräusche aus dem Turm wahrnehmen, es war eine verdammt unheimliche Mischung aus Wimmern, Schreien und Lachen, die mir eine Gänsehaut über den Körper jagte und einmal mehr fragte ich mich ob ich überhaupt noch weitergehen soll. Allerdings brachte es ja auch nichts wenn ich hier einfach sitzen bleiben würde und zurück in den Wald wollte ich auch nicht unbedingt...also fasste ich mir ein Herz und setzte meinen Weg fort. Als ich meinem Ziel auch nur ein kleines Stückchen näher kam, konnte ich schon wieder diesen abartigen Gestank von Verwesung wahrnehmen, ich war kurz davor einfach umzudrehen, doch schon nach ein paar Schritten war alles wieder gut und in mir wuchs die Hoffnung das es vielleicht nur ein totes Tier war... Am Steinturm angekommen umrundete ich diesen auf der Suche nach einem Eingang, den ich dann auch in Form einer einfachen Holztür fand. Ich musste schon sagen, ich kam mir ein bisschen verarscht vor...auch das sie so einfach aufschwang, kam mir komisch vor. In dem Turm war nun wirklich kein Licht, ich hatte keine Ahnung ob oder wo hier Stufen losgingen also tastete ich mich langsam und vorsichtig vor, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und mich hier drin einsperrte. Ich war drauf und dran das Ding mit meinem Schwert einfach einzuschlagen, doch dann beschloss ich, dass ich mir meine Kraft sparte und erst einmal hoch ging, wenn mir was begegnete wogegen ich nicht ankam, konnte ich immer noch den Rückzug antreten und die Tür eintreten. Mittlerweile waren auch diese komischen Geräusche verstummt, dass heißt entweder das dass was auch immer sie verursacht hatte entweder nicht mehr hier war oder irgendwo still und leise auf mich lauerte weil es wusste das ich da war...kein sehr beruhigendes Gefühl... Nach der zweiten Umrundung kam eine kleine Zwischenplattform und prompt stolperte ich über irgendetwas. Fluchend zückte ich mein Schwert und jagte einen Feuerzauber durch den Raum, zum Glück waren meine Reserven wieder aufgeladen. Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte darauf verzichtet, so wären wenigstens die ganzen Leichen unentdeckt geblieben. Im ganzen Raum verteilt saßen oder lagen menschliche Überreste, mal ganze Körper, mal nur einzelne Extremitäten, doch alle die zumindest noch einen Kopf hatten, hatten eines gemeinsam; ihnen fehlten die Augen. Man konnte deutlich die Kratzspuren sehen, bei anderen wiederum sah es so aus als ob jemand mit chirurgischem Wissen an die Sache rangegangen war. Mehr konnte ich im Schein des Feuers nicht erkennen aber das reichte mir auch für den Rest meines Lebens... Mit großen Schritten und der Hoffnung auf nichts zu treten durchquerte ich den Raum und erklomm die nächste Treppe, als für einen kurzen Augenblick dieses Wimmern wieder begann und ich kurz darauf von irgendwas am Kopf getroffen wurde. Es war nicht sonderlich schwer, aber es reichte dennoch aus um mich umzuhauen und so lag ich nun wieder in dem Zwischenstock, zum Glück war ich noch nicht so weit hoch gegangen und noch viel mehr Glück hatte ich das ich auf keiner Leiche landete! Den Kopf reibend stand ich wieder auf, ich würde ja gerne wissen was mich da angegriffen hatte und wo es jetzt auf mich lauerte, doch auch nach mehreren Minuten machte es immer noch keine Anstalten mich erneut zu attackieren und so wagte ich mich noch einen weiteren Feuerzauber dieses mal die Treppe hoch zu schicken. Und schon traf mich erneut fast der Schlag als ich erkannte das knapp neben der Stelle wo ich eben noch stand ein abgerissener Kopf wieder ohne Augen lag. Mir drehte es fast den Magen um als ich sah was mich da halb erschlagen hatte und ich tastete schnell meine Haare und mein Oberteil ab ob irgendwelche Spuren darauf zu finden waren und tatsächlich griff ich in irgendwas Feuchtes als ich an meiner Schulter ankam. Angeekelt zog ich meine Weste aus, die musste ich wohl erst mal im nächsten Fluss oder so waschen ich glaubte kaum das es hier oder in dem alten Haus eine Waschmaschine gab...Vorsichtig tastete ich mich weiter, mein Schwert hielt ich wie zum Schutz über mich, aber bis zur nächsten Plattform traf mich nichts mehr weiter. Kurz überlegte ich ob ich hier einfach durchmarschieren sollte ohne mich umzusehen, aber sicher war sicher, ich hatte keine Lust das mich wirklich irgendwas aus den Schatten heraus überraschte und so wie die übrigen Körper zerriss. Doch zu meiner Überraschung befand sich hier nichts, nur eine weitere Holztür trennte mich von dem Raum der anscheinend das Ende des Turms bedeutete. Hinter dieser musste auch das sitzen was diese Geräusche von sich gab und ich hoffte inständig, dass ich es irgendwie mit meinem Schwert verletzten konnte... Ganz langsam bewegte ich mich auf die Tür zu, stupste sie mit der Schwertspitze an die sie nur angelehnt war und schielte in den Raum der sich dahinter befand. Ich stand etwas irritiert da als ich sah, dass sich in dem kleinen, runden Turmzimmer ein halbwegs gemütlich eingerichtetes Mädchenzimmer vorfand. „Ähm...´tschuldigung?“ fragte ich zaghaft, denn auf einem kleinen Hocker am Fenster saß eine junge Frau mit langen blonden Haaren. „Wer...stört mich...?“ antwortete sie mir mit brüchiger Stimme. „Tut mir leid ich wollte dich nicht stören...ich hab mich hier ein bisschen verlaufen und dann Geräusche aus den Turm gehört...kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?“ bat ich ihr an, ließ mein Schwert wieder verschwinden, wollte ihr ja keine Angst einjagen. „Mir kann...keiner mehr...helfen...“ lautete ihre bittere Antwort, die mich schon etwas stutzig werden ließ. Ich sah mich ein bisschen in dem Raum um, an der einen Wandseite stand eine alte Spindel, es lagen ein paar Stofffetzen verteilt rum und auf einem kleinen Ofen an der anderen Seite der Wand köchelte irgendetwas in einem kleinen Topf. Nichts wies darauf hin das hier ein Serienmörder wohnte, also musste sie das nächste Opfer sein. „Ach was, komm ich bring dich hier raus bevor er zurückkommt!“ Lächelnd streckte ich meine Hand nach dem Mädchen aus, sobald sie in Sicherheit war, würde ich mich wieder auf die Suche nach Sora machen damit wir hier endlich raus kamen. Es klang kurz so als käme ein leises Lachen von ihrer Seite, ehe sie sich langsam zu mir umdrehte. Mir blieb fast das Herz stehen als ich sah das die Vorderseite ihres Kleides über und über mit Blut besudelt war und auf ihrem Augenlosen Gesicht ein irres Grinsen lag. „Das glaub ich eher nicht...niemand der etwas sieht kommt hier heraus!“ flötete sie mit ihrer melodiösen Stimme und bewegte sich erstaunlich schnell und sicher auf mich zu. Ich war noch zu geschockt um mich zu bewegen und schon hing diese verrückte auf mir und begann wie eine wilde in meinem Gesicht rumzukratzen. Angewidert schubste ich sie von mir runter, überlegte noch kurz ob ich nicht doch mein Schwert wieder holen sollte als sie schon zum nächsten Angriff ausholte, dieses mal mit dem Stuhl auf dem sie saß. Anscheinend hatte sie schon einige Erfahrungen mit ihren früheren Opfern gesammelt, sodass sie genau wusste wie sie sich zu bewegen hatte. Kurz entschlossen zerhackte ich ihre Waffe einfach mit meiner, was sie etwas aus dem Konzept brachte, jedoch nicht wirklich lange aufhielt. Ich scheute mich ein wenig gegen eine Frau so brutal vorzugehen weswegen ich versuchte sie einfach auf Abstand zu halten bis ich hier wieder raus kam, doch sie hatte es mit ihren schnellen Drehungen geschafft mich in den Raum hineinzuführen und nun stand sie zwischen mir und der Tür. „Was soll das ganze bitte schön? Spinnst du mir einfach die Augen auskratzen zu wollen?“ herrschte ich sie sauer an, doch sie konterte erneut nur mit einem Lachen. „Wieso sollen andere Leute das Recht haben ihre Umgebung zu sehen während ich verflucht bin im Dunklen zu verweilen?“ Sie kam wieder näher und ich konnte mehr als deutlich sehen das entweder sie selber oder zumindest jemand anderes mit langen Nägeln an dem fehlen ihrer Augen schuld gewesen sein musste. „Bist du doch selbst dran Schuld!“ brachte ich es einfach mal schlicht auf den Punkt, woraufhin sie in ihrer Bewegung erstarrte. „Selbst Schuld? Von wo kommst du das du es wagst so etwas zu behaupten?“ Ich schien sie mit meiner Aussage in Rage gebracht zu haben denn nun war sie wütender als zuvor und gab sich noch mehr Mühe an mich ranzukommen. „Anscheinend nicht von hier, denn ich habe keine Ahnung wie das passiert ist!“ gab ich zu und duckte mich unter ihren langen Krallen weg, schob sie mal wieder mit ein bisschen Mühe zur Seite. „Es waren die Dornen!“ lautete ihre wenig hilfreich gezischte Antwort. „Dornen?“ „Ja die Dornen! Sie wuchsen überall um das Schloss meines Vaters! Überall wütete die Pest und mein einziger Ausweg war es mich durch die Hecke zu kämpfen! Was glaubst du wieso ich so aussehe wie ich aussehe? Blutend und mit infizierten Wunden kam ich hier an diesem Turm an in dem ich mich vor allem versteckte, doch ich konnte ja nicht wissen und auch nicht sehen das sie ihn als Ablagestelle für ihre ganzen Pest Toten benutzten!“ Mir kam ein schrecklicher Verdacht, den sie auch sogleich bestätigte. „Ich wurde hier eingesperrt, alleine zwischen den ganzen Leichen, blind und krank und hungrig! Mir blieb keine andere Wahl als mir das zu nehmen was die Natur mir gab...“ Nun grinste sie wieder als hätte sie den Verstand verloren und ich glaube das hatte sie auch. „Ich ernährte mich von den Augen den Toten...wie schon gesagt...gleiches Recht für alle!“ Sie wollte sich gerade wieder in Bewegung setzten als sie erstarrte, sich zusammenkrümmte und wieder in dieses Wimmern verfiel. Ich nutzte meine Chance und schob mich vorsichtig an ihr vorbei, wollte es so leise wie möglich machen, dass sie mich auch ja nicht hörte. Dabei kam ich an dem kleinen Ofen vorbei und erkannte was daran kochte. Eine breiige und faulige Suppe in der die Augen der Opfer schwammen. Allein schon der Gestank der von ihr ausging war Ekel erregend aber das ganze auch noch zu sehen war echt die Krönung. Ich achtete nicht mehr länger auf meine Geräusche, sondern wollte nur noch weg. Ich war gerade an der Tür angekommen, hatte schon Hoffnungen, dass ich unbeschadet hier rauskommen würde, drehte sich diese Wahnsinnige um, bekam mein Oberteil zu fassen und zog mich mit einer unglaublichen Kraft zurück. Damit hatte ich nicht gerechnet und schon lag ich wieder wie eine Schildkröte auf dem Rücken, sie halb über mir. Das ganze erinnerte mich doch stark an den Kampf gegen Takigawa-san in dem Raum mit dem Séparée, nur das diese nicht versuchte mir mit aller Gewalt die Augen auszukratzen. „Geh runter von mir!“ schrie ich sie an und versuchte sie von mir runter zu schmeißen, woher hatte dieses Mädchen nur so viel Kraft? Sie drückte mich ohne großen Aufwand auf den Boden, grinste mich an und leckte sich über die Lippen. „Ich habe schon lange nicht so mehr was leckeres bekommen!“ säuselte sie und fuhr mit ihren langen Krallen immer wieder über mein Gesicht. „Boah lass das!“ Ich warf mich auf die Seite, schaffte es so sie vom mir runter zu bekommen, doch sie ließ sich nicht so kampflos abschütteln, bevor sie den Abgang machte schlug sie mir ihre Fingernägel in die Haut und riss mir auf jeder Seite drei lange Striemen in die Wangen. Vor Schmerz aufschreiend verpasste ich ihr einen Tritt der sich gewaschen hatte und machte mich an den Rückzug. Es war mir egal ob sie noch lebte oder sich ihr Genick gebrochen hatte, ich wollte hier nur noch raus, doch ich war noch nicht auf der Treppe da hing sie schon wieder an mir. Wie konnte sie sich nur so schnell erholen? Verzweifelt versuchte ich sie abzuschütteln, während sie mir gerade die Schulter voll sabberte und sich mit ihren fürchterlichen Fingernägeln an meiner Brust festkrallte. Durch das Gewicht schwankte ich ziemlich hin und her und knallte gegen die Wand, was dem Ballast auf meinem Rücken einen schmerzhaften Schrei entlockte. Mir kam eine Idee...ich ging ein bisschen in die Knie und rammte mit aller Kraft die Wand, schaffte es so das sie mich losließ und auf dem Boden vorerst liegen blieb. In der Zeit zielte ich mit meinem Schwert direkt auf ihr Herz, sollte sie mich noch mal angreifen würde ich sie töten. Doch sie hatte sich noch nicht mal wieder bewegt, da reagierte mein Schwert auf sie, extrahierte ihr vollkommen schwarzes Herz. Irritiert stand ich da, den schwarzen Klumpen vor mir auf dem Boden liegend, und starrte die ehemalige Besitzerin an. Jetzt erst fiel mir ihre krumme Haltung auf und das ihr Kopf irgendwie schief war und so langsam dämmerte es mir. Sie war tot. Schon die ganze Zeit. Seit sie in diesem Turm angekommen war. Wahrscheinlich hatte die Pest sie dahingerafft und dennoch gab es irgendetwas das sie weiterhin am Leben gehalten hatte. Ob es ihr schwarzes Herz war? Ratlos betrachtete ich es, ich würde den Teufel tun und es anfassen geschweige denn mitnehmen, also stupste ich es vorsichtig mit der Schwertspitze an und war nicht sonderlich überrascht das es sich in eine zähflüssige Pfütze auflöste und schließlich verschwand. Ich wusste nur noch das ich die Treppe um eine Wendung runter ging und mich dann da auf einer Stufe niederließ um das ganze Revue passieren zu lasen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)