Karma von MoonlightWhisper (Jedem das, was er verdient) ================================================================================ Kapitel 1: Schicksal -------------------- Mit geschickten Fingern betastete Lien Santos, in kürze Collins, ihre Hochsteckfrisur. Dabei betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre blonden Haare, die sehr außergewöhnlich für ihre Familie waren, wurden durch Perlen und Goldschmuck zusammengehalten und verschönert. Ein feiner weißer Schleier, der der Traum eines jeden kleinen Mädchens gewesen wäre, war zusätzlich an ihren Hinterkopf festgesteckt. Sie war ein Engel in weiß. Vom Aussehen zumindestens. Ihr Kleid war prachtvoll, pompös, mit goldenen eingenähten Schnörkeln und teuren Stoffen. Es saß perfekt, trägerlos und herzförmig an ihrem Ausschnitt. Ihre Schleppe sah auch aus wie aus der Fantasie eines kleinen Mädchens entsprungen. Sie war ein Traum. Sie war ihr eigener Traum. Wer konnte schon behaupten, dass er seinen größten Traum erfüllt hatte? Leise musste sie seufzen und nahm den Blumenstrauß mit den weißen Rosen in die Hand. Sie heiratete prachtvoll und war besser und schöner als ihre Schwester. Ihre nette, ach so tolle große Schwester Rose... Rose, die immer lächelte. Rose, die ihr das Knie geküsst hatte, wenn sie früher hingefallen war. Rose, die immer bevorzugt wurde, weil sie ein ach so hinreißendes Kind war. Rose, die es ihr nicht einmal übel genommen hatte, als sie ihr den Freund ausgespannt hatte. Rose, die sogar die Hochzeit ihrer ersten großen Liebe und ihrer kleinen Schwester mit organisiert hatte. Rose, die ach so Heilige. Lien spürte ein leichtes Stechen in ihrer Brust. Was war das? Sie spürte doch nicht etwa Schuld? Nein, das war unmöglich. Sie war eiskalt, sie war rücksichtslos und würde einen Mann heiraten, den sie zwar mochte, aber liebte? Nick war ein Thema für sich. Im ersten Moment hatte Lien ihn für einen Waschlappen gehalten. Er war so nett und toll zu ihrer Schwester gewesen. Dann waren ihr die feinen Kleinigkeiten in seinem Verhalten aufgefallen. Als würde er immer versuchen Rose auf eine Wolke zu setzten, um sie hinter her davon überzeugen zu können, dass seine Fehler nicht schlimm waren. Er nutze Rose aus. Er war so perfekt in seinem Tun und Lien wusste, dass sie noch viel von ihm lernen konnte. Er war geschickt darin Leute zu manipulieren um das zu bekommen was er wollte. Warum er zu Anfangs Rose wollte, war ihr schleierhaft. Doch bei Rose hatte Nick Narrenfreiheit. Er konnte tun, was er wollte, ohne sie zu verärgern. Er konnte sich in seine Arbeit oder in eine Affäre stürzen, während seine kleine Lady zu Haus wartete und nichts Böses ahnte, da Nick so toll war. Lien mochte Nicks Art, wie er jeden zu manipulieren pflegte, außer sie. Denn einen Meister konnte man nicht mit den eigenen Waffen schlagen. Sie wusste, dass sie ihn so hatte an Land ziehen können. Er war Reporter, er mochte das Unbekannte und die Herausforderung. Um seinem Werben nachzugeben, wartete sie auf den richtigen Moment. Den Moment, in dem Rose sie erwischen würde. Da sie so lange wartete, hatte sie sogar das Glück Nick zu behalten. Auch wenn sie eigentlich pflegte die Männer abzulegen wie ihre Kleidung. Sie war sein Hauptgewinn und er war ihrer. So sah es aus. In den Wochen oder sogar Monaten – sie hatte nie mitgezählt – lernte Lien viel von Nick. Doch das, was sie am meisten schockte, war die Tatsache, dass Nick die Gewohnheit hatte, einmal eroberte Sachen wie Trophäen zu behalten. Der Schock verflog schnell und Lien mochte den Gedanken, sich mit seinem Erarbeiteten zu schmücken. So war sie natürlich nicht abgeneigt, als er ihr den Antrag macht. Es klopfte an der Tür und riss Lien so aus ihren Gedanken. Dort stand Rose und sie sah auf eine Weise schön aus, die Lien nie erreichen konnte und das wusste Lien. Wieder stieg der alte Neid auf: Warum hatte Rose diese Ausstrahlung? „Dad ist bereit, er führt dich jetzt zum Altar. Du siehst wunderschön aus!“, sagte Rose mit ihrem typischen Lächeln. Am liebsten hätte Lien den Blumenstrauß nach ihr geworfen. Doch sie tat es nicht. Sie legte eine überhebliche Miene auf und antwortet: „Tja, ich hab halt die richtigen Gene abbekommen!“ Dann ging sie an ihrer großen Schwester vorbei. Lien Santos heiratete wütend. Ob es an der Tatsache lag, dass sie Nick nicht wirklich liebte oder dass sie immer noch Neid verspürte, konnte man nicht sagen. Aber vielleicht war es auch einfach nur so, weil sie während sie heiratete vor Augen hatte, wie ihre Schwester sie in den Arm genommen hatte, als sie vier war und weinte, weil sie ihre Mutter vermisste. Wie sie ihr beruhigend den Rücken streicheltet und sagte: „Ruhig Lien, ich bin doch da. Du brauchst weder Angst zu haben, noch musst du weinen. Ich werde immer für dich da sein.“ ******************* Danke für das lesen Ich würde mich wie immer über Kritik jeder Art freuen lg Suki Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)