Return...new beginning von Midnight (...because of you) ================================================================================ Kapitel 3: weekend ------------------ Pat saß noch eine ganze Weile so sprachlos auf seinem Sofa. Seine Hand hatte sich auf sein Herz gelegt und er schluckte einmal. Plötzlich hörte er wieder wie Jessi laut seinen Namen rief und erschrack. Kurz hatte seine Stimme Ähnlichkeit mit der von Jona. Wie er bei dem Unfall seinen Spitznamen so laut rief, das es ihm auch noch Tage danach in den Ohren hallte. Kurz war er wie erstarrt. "Pat? Pat! Hey, hörst du nicht?" Jessi stand vor ihm und balancierte das runde Brett mit der Pizza auf seiner Hand. "Hm?", er schrack auf. Jessi sah ihn kurz besorgt an. "Alles in Ordnung?" Pat nickte und brummte kurz. "Bist du dir sicher?", wieder nickte Pat. Nun setzte sein Gast das Brett auf dem Tisch ab und verschwand noch mal in der Küche und kam mit einem Messer wieder. Dann kniete er sich auf den Boden und schnitt die Pizza in kleine Stücke. "So, dann lass uns mal loslegen. Sieht doch lecker aus oder? Probier mal." Pat schaute ihn an und seufzte. Dann nahm er sich ein Stück und biss hinein. Zu dem Geschmack äußerte er sich nicht, sondern schwieg. Er ergab sich einfach seinem Schicksal. Pat war sich sicher, dass Jessi sicher keine Ruhe geben würde, bis er nicht zumindest ein paar Stücke aß. Sein Gegenüber aß munter vor sich hin und sah dabei sehr glücklich aus. "Dasch, schmeckt doch escht gut nisch?", schmatzte Jessi und schaffte dabei ein Lächeln. Pat nickte wieder nur. Ihm war es egal wie die Pizza schmeckte, hauptsache Jessi ließ ihn in Ruhe und nervte nicht. Zum Glück war es aber einer der Pizzasorten, die er essen konnte. Wäre es eine mit Fisch gewesen, hätte er sie nicht herunterbekommen. Er hasste Fisch. Notfalls hätte er den Belag abgekratzt. Als er etwa vier Stücke gegessen hatte, lehnte er sich zurück. Pat war satt. Er war ohnehin kein großer Esser. Essen tat er nur, weil es nötig war. Eigendlich verspürte er so gut wie gar keinen Hunger. Besonders nach dem Tod seines Bruders hatte er so gut wie keinen Hunger mehr verspürt. Seine Eltern waren nahezu an ihm verzweifelt, weil er nicht aß, nicht redete und sich abschottete. Er passte nicht mehr in die Gesellschaft,war so verkommen wie sein Bruder. Sie hatten nicht mal versucht sich ihm wieder zu nähern. Stattdessen wiesen sie ihm die ganze Schuld zu, auch für ihre Scheidung. Dabei fühlte er sich auch so schon schuldig. Innerlich fühlte er wieder dieses Unwohlsein, wie alles durch seinen Kopf ging, wie eines dieser Kopfkinos, spielte sich diese Szene ab. Doch innerlich schüttelte er den Kopf. Er musste sich zusammenreisen. "Boaaa, das war lecker.", Jessi rieb sich den Bauch und ließ sich rücklinks auf den Boden sinken. Dort streckte er sich einmal ausgibig. "Hat es dir auch geschmeckt?" Pat nickte. "Na das ist ja schon mal was. Ich geh dann mal abwaschen." Er sprang auf und nahm das Brett und das Messer mit in die Küche. Pat war gerade nicht in der Lage irgendwelche Wiedersprüche von sich zu geben.Es war das Geräusch von Wasser zu hören. Er kümmerte sich nicht weiter darum. Er war viel zu sehr mit seinen Erinnerungen beschäftigt, die ihn wieder quälten. Fast befürchtete er schon, das sie ihn auch diese Nacht verfolgen würden. Das er am nächsten Morgen schweißgebadet aufwachte, sich wieder so schlecht fühlte, das er sich am liebsten übergab. Der Anblick seines toten Bruders wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen und er fragte sich, ob es je anders sein würde. Er zweifelte schon daran. So ein Mist. Jetzt fing er auch schon an zu zittern. Er zog die Beine an und schlang die Arme darum. Dann legte er seinen Kopf auf seine Knie und schloss die Augen. "Hey, alles okay?", fragte Jessi, der plötzlich wieder vor ihm im Zimmer stand. Pat schrack erneut auf. "Ja, alles in Ordnung.", log er. Jessi legte den Kopf schief. Er sah nicht so aus, als würde er ihm glauben. Kurz darauf, senkte sich die freie Seite des Sofas neben Pat. Jessi hatte sich einfach neben ihm plumpsen lassen und schwieg eine kurze Weile. Dann schaute er zu ihm rüber. "Du siehst nicht so aus, als würde es dir gut gehen.", Pat zuckte mit den Schultern. "Selbst wenn, was geht es dich an?", fragte Pat in einem anweisenden, kalten Ton. Jessi zog eine Augenbraue hoch. "Du bist ein Spinner.", äußerte er sich dazu und Pat schaute ihn fragend an. "Bitte?", brummte Pat. Wie konnte dieser Mensch nur sowas sagen, wo er ihn doch gar nicht richtig kannte. "Es ist so wie ich es sage. Du bist ein Spinner! Du tust so, als sei alles egal, aber das ist es nicht. Denn wenn es egal wäre, würdest du ganz anders reagieren. Ich weiß nicht was passiert ist, aber was auch immer es ist, es macht dich zu einem Eisblock und für andere unnahrbar.",kommentierte Jessi offen herraus. Sein Blick war wärend seiner Rede sehr ernst geworden. Pat blieb nichts anders übrig, als ihn wortlos anzuschauen.Was sollte er dazu noch sagen? Er konnte nicht mal das Gegenteil behaupten, so wie er es sich sonst immer tat. Nicht in Jessis Gegenwart. Das konnte er sich nicht erklären. Bei jedem Anderen, war es so einfach irgendeine kalte, abweisende Fassade aufrecht zu erhalten. Er seufzte einmal tief. Dann fuhr er sich einmal kurz durchs Haar und wendete den Blick ab. Er hatte wieder dieses Gefühl, das ihn zittern und frieren ließ. Sein Körper fühlte sich schrecklich an. "Ich gehe schlafen.", beschloss Pat und stand auf. Er war verwirrt und musste sich ersteinmal sammeln. Jessi brachte seine ganze kleine Welt einfach durcheinader, warf alles über den Haufen und er hatte keine Ahnung, was das alles in ihm auslöste. Er fühlte sich komisch, musste sich an früher erinnern, ihm wurde kalt, er musste an ihn denken, sein Herz raste und seine Kehle schnürte sich zu, wenn er nur seine Stimme hörte. Wie konnte er das nur abstellen? Wieso gab es denn keinen Schalter, den er ausmachen konnte? "Was denn schon? Es ist gerade mal 20:00 und morgen ist Wochenende. Oder willst dich jetzt nur vor einer Antwort drücken? Wovor rennst du weg?", bemerkte Jessi fragend. Pat antwortete nicht und ging stur Richtung seines Schlafzimmers. Jessi ging hinterher und hielt ihn fest. "Hey! Jetzt lauf doch nicht weg!", rief er. Pat versuchte seinen Arm loszuzerren, doch Jessi ließ nicht locker. "Lass mich los!", fauchte Pat. "Nein! Wenn ich das tue, dann rennst du einfach weg. Jetzt sag es mir bitte. Wovor rennst du weg? Davor das ich dir sage, wie es ist?" Pat schaute ihn kurz an und schüttelte dann den Kopf. "Ich will jetzt nicht reden. Ich möchte einfach schlafen.", dann zog er sich frei, ließ Jessi stehen und verschwand im Schlafzimmer. Dort kramte er nach seinem Schlafshirt und einer Schlafhose. In Jessis Gegenwart wollte er nicht in Boxershorts rumlaufen. Wenn er allein war, war es was anderes. Da sah ihn niemand. Er stellte sich ohnehin schon die Frage, warum er Jessi nicht einfach vor die Tür warf und ihn draußen versauern ließ. Irgendwas hielt ihn davon ab, er konnte nur noch nicht recht einorden, was das war. Ohne lang zu überlegen zog er sich um und zog die Rolladen runter. Nur das Nachtlicht war noch an und spendete schumriges Licht. Draußen war es noch immer nass und mitlerweile auch windig und sicher auch sehr kalt. Er ließ sich in sein Bett sinken und zog die Decke hoch bis zur Nase. Er frohr so schrecklich. Wie sehr sehnte er sich jetzt nach seinem Bruder. Als er noch klein war, kroch er nachts oft heimlich zu ihm ins Bett. Dann, wenn seine Eltern schon schliefen und nichts davon mitbekamen. Allein hatte er Angst gehabt, wenn solches Wetter draußen tobte. Dann machte er oft ins Bett und wurde von seinen Eltern ausgeschimpft. Doch wenn er mit seinem Bruder kuscheln konnte, dann war alles gut. Jona schimpfte ihn nie aus. Er war immer lieb zu ihm gewesen, schenkte ihm ein Lächeln und sagte ihm, dass Alles gut werden würde. Das war es auch, solange es Jona gab. Doch nun war er tot und seid dem war gar nichts mehr gut. Seine Eltern hatten das nie verstanden. Sie wirkten eher erleichtert, auch, wenn sie erst ein wenig erschüttert wirkten, als sie es erfuhren. Doch nun hatten sie nichts besseres mehr zu tun, als ihm aufzuzeigen wie schuldig er doch war. Dabei wusste er es doch. Er wusste es besser als jeder Andere. Es verfolgte ihn jede Nacht. Pat kauerte sich zusammen und schlang die Arme um seinen Körper. Das Zittern hörte nicht auf und die Kälte durchdrang seinen ganzen Körper. Er hatte Angst, schreckliche Angst. Angst davor auch diese Nacht wieder alles zu durchleben. Es fühlte sich jedes Mal so verdammt echt an. Ganz so als sei er direkt vor Ort. Er hielt sich die Hand vor den Mund um ein Schluchzen zu unterdrücken. Jessi sollte nicht mitbekommen wie sehr er litt. Er wollte verhindern, das er noch mehr in sein Leben einstieg. Denn er merkte immer mehr, wie seine Fassade bröckelte. Je länger er mit diesem Menschen zu tun hatte, desto leichter rollten seine Tränen einfach über die Wangen, er konnte es nicht verhindern. Es war einfach so. Bei all dem Nachdenken hatte er gar nicht bemerkt, wie sich die Matratze hinter ihm ein wenig senkte. Erst als Jessi ihm mit dem Finger eine Träne von der Wange wischte, bemerkte er ihn. "Doofi. Wenn es dir schlecht geht musst du das doch sagen. Gedanken kann ich leider noch nicht lesen.", merkte Jessi an. Und von der einen auf die andere Sekunde, war Pat fassungslos. Er drehte sich schlagartig um und wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Dann richtete er sich auf. Plötzlich spürte er wieder diese verzweifelte Wut in sich aufkeinen. Er reagierte wie immer. "Was...was machst du in meinem Bett? Ich kann mich nicht erinnern dir erlaubt zu haben, dazuzukriechen. Und was geht es dich an, ob es mir gut geht oder nicht? Verzieh dich! Mach n' Abgang! Lass...Hm." Gerade noch war Pat dabei sich zu lautstark beschweren, ihn abzuweisen. Nun riss er die Augen auf und versuchte Jessi von sich zu drücken. Der hatte es sich einfach erlaubt ihn ungefragt zu küssen. Verzweifelt kämpfte Pat gegen Jessi an. Doch der ließ nicht locker. Pat hatte nun die Augen zusammengekniffen und boxte gegen seine Brust, versuchte immer wieder ihn krampfhaft wegzudrücken. Aber er schaffte es nicht. Irgendwann hörte er dann auf sich zu wehren und zitterte wieder. Das nahm Jessi zum Anlass, seinen Griff zu lockern und von seinem Mund abzulassen. Dann zog er Pat noch ein Stück näher und zog die Decke über sie Beide. Danach umarmte er ihn wieder so fest wie das letzte Mal. Er streichelte ihm behutsam über den Rücken und machte nichts mehr. Und dann war es wieder passiert. Pat weinte und die Tränen nahmen kein Ende. Dieser Idiot! Wieso war er nur so...so lieb? Er brachte ihn einfach dazu zu weinen und er konnte nichts weiter tun, als sich verzweifelt an ihn zu klammern. Er fühlte wie jede Kraft aus seinem Körper schwand. Das Alles nur weil Jessi ihn ungefragt festhielt, ihn streichelte und sein Herz zum rasen brachte. Was war das nur? Dieser nervtötende Mensch war so warm und er erwärmte auch seinen, kalten Körper und sein Herz, das schon fast zu Eis erstarrt war über die Jahre. "Geht es wieder?", flüsterte Jessi. Pat schwieg erst. Seine Stimme war in diesem Moment von seinen Tränen erstickt, also nickte er nur. "Dann bin ich beruhigt.", hauchte er und gab ihm einen Kuss aufs Haar. Pat schaute auf. "Was soll das?", fragte er leise, seine Stimme war immer noch nicht ganz wieder da. "Was denn?", flüsterte Jessi, der nun seinen Griff lockerte und seine Stirn gegen die von Pat hielt. "Na das?", brummte er leise. "Hm...irgendwie hab ich grad Lust dich nochmal zu küssen. Darf ich?", fragte er vorsichtig. Pat schaute ihn erst ein wenig schockiert an. "Darf ich?", fragte Jessi nochmal. Pat schüttelte den Kopf. "Nein! Natürlich nicht! Ich bin doch ein Mann...das eben war eine Ausnahme, weil du mich überrumpelt hast.", gab er brummig, aber nicht kalt zur Antwort, was ihn selbst ein wenig wunderte. "Hm? Ist doch egal, ob Mann oder Frau. Und ich hab dich nicht überrumpelt, das war sowas wie Notwehr." "Notwehr? Hast du sie noch alle?" "Klar. Ein Kuss ist die beste Art jemanden zu beruhigen.", grinste er offenbar ziemlich begeistert von sich selbst. "Beruhigen? Du hast dich einfach in mein Bett geschlichen! Habe ich denn nicht das Recht, das ich mich aufrege, wenn ein fremder Kerl einfach zu mir ins Bett kriecht?", nörgelte Pat, wärend er von Jessi wegrutschte. Seine Stimme war wieder voll da und sie beschwerte sich lautstark. Gut so! Jessi kicherte, dann grinste er. "Weißt du, wenn du dich so aufregst, bist du unwiederstehlich. Da krieg ich doch glatt noch mehr Lust dich zu küssen." Unfassbar! Dieser Mensch war doch einfach nur unverschämt! "Du hast sie doch nicht mehr alle beisammen! Bleib bloß weg von mir! Hörst du!?", befahl er und spürte eine leichte Röte in seinem Gesicht. Es fühlte sich leicht warm an. Ihm blieb auch nichts ersparrt. Jessi hingegen schien sich nicht im Geringsten daran zu stören. Anstatt von ihm wegzurutschen, drückte er Pat wieder in die Kissen. Rechts und links hielt er seine Handgelenke fest und beugte sich dabei über ihn. "Was..? Was soll das schon wieder? Lass das gefälligst! Lass mich los!" Jessi schüttelte den Kopf. "Nein! Wenn es dich so sehr stört, wieso bist du denn ganz rot im Gesicht?" Pat biss sich leicht auf die Unterlippe. "Das kommt, weil du mich so aufregst! Du...du bringst Alles durcheinander...!", beschwerte sich Pat, während er erneut versuchte sich aus Jessis Griff zu befreien. Zwecklos. Mit einem Mal wurde Jessi ernst. "Was bring ich durcheinander?" Er fragte ganz direkt, geradeweg in sein Gesicht. Pat schluckte. Denn just in diesem Moment meinte er zu sehen, wie sich sein Gesicht in Jessis blauen-grünen Augen wiederspiegelte. Und seine Augen waren schön. Doch...nein verdammt! Wie konnte er sowas denken? Jetzt war er nicht nur verwirrt, sondern auch noch verrückt geworden. Dieser Mensch schaffte es doch immer wieder in aus allen Wolken fallen zu lassen. "Einfach alles...", murmelte er ein wenig brummig darauf, wendete den Blick ab und zog stur seine Augenbrauen zornig zusammen. Kurz darauf hörte er ein leieses Seufzen. Jessi löste den Griff und ließ sich neben Pat sinken. Der schaute immer noch stur in die andere Richtung. Als er seine Freiheit wiederhatte, drehte er sich komplett um. "Du bist so gemein!" "Bin ich nicht und jetzt lass mich schlafen!", Pat machte das Nachtlicht aus und zog die Decke mit sich. Es dauerte nicht lange, da rutschte Jessi wieder an ihn heran. "Hey...was machst du jetzt schon wieder?", fragte Pat mitlerweile mehr als angenervt. "Na zu dir unter die Decke kuscheln. Im Wohnzimmer ist es mir zu ungemütlich. Dein Bett ist viel bequemer.", kommentierte der Andere. "Hm! Du hättest ja nicht herkommen brauchen!", brummte Pat wiederwillig und ließ ihn gewähren. Jessis Hand legte sich kurz auf Pat Schulter. "Du zitterst. Ist dir kalt?" Keine Antwort. Pat hatte keine Lust mehr zu antworten. Dazu war er langsam wirklich zu müde. Doch er frohr wirklich wieder. Es hatte begonnen, als Jessi ihn wieder losgelassen hatte. Jessi schien das zum Anlass zu nehmen noch etwas näher an seinen Rücken zu rutschen. "Hebst du mal den Kopf ein bisschen?" "Wozu?", brummte Pat "Tus einfach.", und er hob den Kopf. Dann zog Jessi das Kissen ein Stück zu sich und schob seinen Arm darunter, den anderen Arm legte er um Pats Bauch. "Bist du fertig?", murrte er. "Jab! So jetzt hast du's schön kuschlig warm und musst nicht mehr frieren.",kommentierte Jessi und Pat nickte, obwohl er es ja gar nicht mehr sehen konnte. Aber er hatte recht. Es war wirklich warm in seinem Arm. Sobald er Jessis Nähe spürte, war das Zittern verschwunden. Dafür setze das Herzklopfen ein, das kein Ende mehr nehmen wollte. * "Pat! Lass mich rein! Du kannst mich doch nicht einfach rausschmeißen! Es ist sechs Uhr morgens, verdammt noch mal. Lass mich wieder rein!", Jessi klopfte gegen die Tür. Nachdem Jessi gegen halb sechs Uhr morgens einen weiteren Versuch gestartet hatte ihn zu küssen war das Maß voll. Pat hatte ihn vor Schreck reflecksartig vom Bett geschubst und ihn dann anschließend mit sammt seiner Sachen aus der Wohnung gejagt. "Vergiss es! Nachher muss ich noch befürchten wieder hinterhältig von dir überfallen zu werden! Ich hätte dir nie erlauben sollen in meinem Bett zu schlafen." "Was? Das war doch nur ein Kuss auf die Wange." "Das war sexuelle Belässtigung! Und jetzt zieh leine!", rief Pat geladen. Dann ging er wieder in Richtung seines Schlafzimmers und legte sich in sein Bett. Er versuchte wenigstens noch ein wenig zu schlafen. Doch jetzt, wo Jessi nicht mehr da war, war das große Bett wieder so leer wie vorher und auch die Wärme war verschwunden. Von draußen konnte er hören, wie der Regen an die Scheibe seines Fensters gepeitsch wurde. Es musste ein schreckliches Unwetter toben. Dabei hatte es gestern doch schon so sehr geregnet. Bei diesem Wetter war seine Laune immer noch schlechter, als ohnehin schon. Es spiegelte all diese negatieven Gefühle wieder, diese Kälte und er hatte Jessi rausgeschmissen, bei diesem Wetter. Wenn er durch den Regen nach Hause lief, würde er sicher klitschnass ankommen. So wie Pat am vorigen Tag. Vielleicht würde er sich eine Erkältung holen. Wie aus Reflex stand er auf und lief zur Wohnungstür. Einen Moment noch zögerte er, ehe er die Türklinke nach unten drückte. Er hatte doch nicht etwa ein schlechtes Gewissen? Dieser Jessi war wirklich seltsam. Er schaffte es, das Pat noch mal völlig den Verstand verlor. Er tat auf einmal Dinge, die er sonst nie getan hätte. Dazu gehörte auch, das herreinlassen von wildfremden Menschen in seine Wohnung. Trotzdem wurde er diese Unruhe in sich nicht los. Er machte sich Gedanken um Jessi. Inzwischen war es bereits sieben Uhr. Eine Stunde war vergangen, seid er ihn rausgeschmissen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, das Jessi jetzt noch da war. Bestimmt würde er vor einem leeren Hausflur stehen.Langsam drückte er die Türklinke nach unten und öffnete die Tür. Kaum das er heraussah und auf die linke Seite neben seiner Tür schaute, sah er Jessi, der sich auf den Boden gesetzt hatte und scheinbar eingenickt war. Er hatte immer noch seine Jogginghose und das Schlaf-Thirt an. Nur seine Chucks hatte er sich angezogen. Idiot. Hatte der denn gar keine Angst, das er sich erkältete, oder das ihm jemand seine Tasche klaute, wenn hier zufällig jemand vorbei kam? "Jessi? Hey, was auf!", rief er deutlich, fast schon auffordernt. "Hm?", Jessi rieb sich die Augen und schaute auf. So verträumt wie er aussah brauchte er offentsichtlich noch einen Moment um wieder zu sich zu kommen und zu realisieren was nun eigendlich los war. "Pat?", murmelte er. "Ja Pat! " "Darf ich wieder reinkommen?", fragte er müde. Pat nickte nur. "Oh, danke." Jessi stand auf, nahm seine Sachen und schlürfte mit offenen Schnürsenkeln zur Tür herein. Dann zog er die Schuhe vorne am Eingang aus. Er gähnte einmal herzhaft. "Bist du noch böse?", fragte er verschlafen. Pat brummte nur dazu und schloss die Tür. Jessi legte den Kopf schief. Dann grinste er. "Hast du dir etwa Sorgen gemacht?" "Wie kommst du denn auf die Idee?", fragte Pat angenervt. Er hatte sich keine Sorgen gemacht, sondern sich Gedanken gemacht. Das war ein Unterschied, so dachte er. Er wollte nur nicht dafür verantwortlich sein, wenn er sich eine Erkältung holte, dass war alles. "Ach nur so.", sagte er und ging an Pat vorbei in Richtung des Schlafzimmers. Pat ging ihm nach und stellte sich vor ihn. "Halt, wo willst du hin?", fragte Pat. "Na schlafen, es ist sieben Uhr morgens." "Aber nicht in meinem Bett! Du schläfst auf dem Sofa!", sagte Pat streng. Jessi seufzte. "Du willst mich also im Wohnzimmer nur mit einer Wolldecke erfrieren lassen? Und das bei diesem nassen, kalten Wetter?", jammerte Jessi und zog eine Schmollippe. Unglaublich. Dieser Mensch schaffte es doch tatsächich ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Tat er das mit Absicht? Warum hatte er ihn nur wieder reingelassen? Vielleicht war Pat ja doch zu gut für diese Welt. "Du glaubst doch nicht, das ich dich noch mal in meinem Bett, direkt neben mir schlafen lasse, nachdem was vorhin passiert ist." "Das war doch nur ein Kuss auf die Wange!" Demonstrativ verschrenkte Pat die Arme vor der Brust. "Du wiederholst dich." "Aber..." "Kein "Aber"! ", unterbrach Pat ihn. "Du bist so fiiies!", jammerte sein Gegenüber. "Ist mir doch egal. Du kannst froh sein, das ich mich erbarmt habe dich überhaupt in meine Wohnung zu lassen.", murrte Pat, verschwand in seinem Schlafzimmer und knallte die Tür zu. Jessi ließ er einfach vor der Tür sitzen. Als er wieder in seinem Bett lag seufzte er entnervt. "Idiot!", murmelte er. Es klirrte. Pat schrack auf. Er hatte es doch tatsächtlich geschafft zu schlafen, ohne Alpträume zu haben. Und nun saß er kerzengerade in seinem Bett und sprang auf. Schnell rannte er aus dem Zimmer rüber zu seiner Küche. Dort sah er Jessi. Er hatte einen Porzellanbecher fallen lassen und hockte nun am Boden und lutsche sich am Finger. Er schien zu bluten. Vermutlich hatte er sich an einer der Scherben geschnitten. "Was zum Henker machst du da? Demolierst du jetzt etwa auch noch meine Küche oder was?", fragte Pat. Jessi schaute zu ihm auf. Er lächelte verlegen. "Das war nicht meine Absicht. Eigendlich wollte ich nur Frühstück für dich vorbereiten und eben ist mir die Tasse herunter gefallen. Dabei wollte ich dich doch nicht wecken.", er kratzte sich am Hinterkopf. Langsam kam er hoch. Sein Finger war etwas rot. Pats Blick fiel darauf. "Du blutest ja. Idiot. Wieso hast du nicht einfach Handfeger und Schaufel benutzt?" "Stimmt, daran habe ich in der Sekunde gar nicht gedacht. Eher, dass du wütend wirst, weil ich eine deiner Tassen zerdeppert habe." "Hm..." Pat ging an Jessi vorbei und kramte in seinem Schrank unter der Spüle Handfeger und Schaufel hervor. Rasch fegte er die Scherben auf und ließ sie in den Müll fallen. Danach öffnete er einen der Hängeschränke und holte Pflaster hervor. "Hier." "Oh, danke.", Jessi klebte sich eines der Pflaster um den Finger. "Das ist ja süß, da sind Teddys drauf.", grinste er. Pat zuckte mit den Schultern. "Was wolltest du trinken?" "Öh...einen Früchtetee." Pat nickte und holte zwei Tassen und Teebeutel hervor und schaltete den Wasserkocher an. Anschließend deckte er stumm den Tisch. Jessi blieb wie angewurzelt stehen. Das nervte Pat wieder. "Steh nicht so doof in der Gegend rum, setz dich!", murrte er. "Äh ja.", Jessi setzte sich. "Ich kann dir leider nur Mischbrot und etwas Käse und Aufschnitt anbieten. Ich kaufe ja in der Regel nur für mich ein und habe nicht mit Besuch gerechnet.",murrte er wieder. "Das ist kein Problem. Ich habe mich ja praktisch selbst eingeladen.", erwiederte Jessi. Pat schenkte den Tee ein und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. "Danke. Darf ich mir was nehmen?" "Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Ich habe den Tisch sicher nicht gedeckt, nur weil ich das Brot und den Aufschnitt so schön finde." "Das ist dann wohl ein "Ja", ala' Pat.", lächelte Jessi fröhlich und bediente sich an Brot und Aufschnitt. "Hast du noch Magarine oder Butter?" Pat nickte und fischte noch eben die Magarine aus dem Kühlschrank." "Isst du keine Magarine?" Pat schüttelte den Kopf. "Ich benutze sie nur zum Braten, auf Brot mag ich sie nicht. Irgendwie vertilgt sie den ganzen Geschmack." "Ach so ist das. Also ich finde die gehört aufs Brot.", äußerte sich Jessi. Pat zuckte erneut mit den Schultern. Das Frühstück verlief weitesgehend schweigend. "Hm, das war lecker. Danke für das Frühstück. Hmm ich überlege das nächste Mal Brötchen mitzubringen. Du magst doch Brötchen?" "Das nächste Mal? Wer sagt, das ich dich nochmal in meine Wohnung lasse?", Pat verzog das Gesicht. Jessi grinste, dann kicherte er. "Du bist wirklich umwerfend, wenn du das Gesicht so grimmig verziehst." "Was ist daran umwerfend?" "Tja, ich mag .ich eben, so wie du bist." "Blödsinn." "Das ist kein Blödsinn, ich meine das total ernst!" "Dann wärst du der Erste, der das tut." "Na und, dann bin ich eben der Erste.", er grinste wieder und sah dabei sehr überzeugt von sich selbst aus. Jessi meinte das ganz offentsichtlich ernst. Aber dem traute Pat mitlerweile wirklich alles zu. Dazu wusste er nichts zu erwiedern. Stattdessen zuckte er mit den Schultern und begann den Tisch wieder abzuräumen und spülte kurz das Geschirr. "Und was machen wir jetzt? Rausgehen ist leider nicht, bei dem Wetter. Es ist so nass. Ich hasse Regen.Ich habs. Lass und doch den Tag vor der Glotze verbringen und uns aufs Sofa kuscheln." Jessi stand auf und streckte sich einmal der Länge nach. "Ich halt dich auch warm.", ergänzte er noch. Auf den letzten Satz reagierte Pat mit einem Schnaufen. "Jessi, du willst nicht zufällig, die Gelegenheit nutzen und wieder über mich herfallen?", Pat verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Jessi legte den Kopf schief. "Nein...naja...", Jessi tippte seine Zeigefinger aneinander und wurde ein wenig rot. "Eigendlich dachte ich nur wieder daran, das du so schnell frierst und deshalb wollte ich ein wenig kuscheln, schön unter der Wolldecke. Und bei diesem Wetter friert man ja schon vom hinsehen. Brrr.", er verzog angewiedert das Gesicht. Pat schaute weiter grimmig. Er hatte beschlossen vorsichtiger zu sein. "Idiot! Da haben wir es. Mit Kuscheln fängt doch alles an.", nörgelte Pat. "Hm, vielleicht sollte ich dich wirklich einfach abknutschen.", Jessi hatte plötzlich so ein Grinsen auf den Lippen. "Bitte was?", Pat ging einen Schritt zurück. "Hmm, hab ich das nicht eben gesagt?" Langsam ging Jessi auf ihn zu. "Jessi, lass den Blödsinn! Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein!", rief er laut, doch da hatte Jessi ihn schon an sich gezogen und hielt ihn fest. Pat versuchte sich wie üblich wegzudrücken, schlug gegen seine Brust. "Warum nicht? Nur weil ich n' Kerl bin? Oder was meinst du? Bin ich dir nicht gut genug oder was?", er zog eine dicke Schmolllippe. "Nein verdammt! Das ist es doch nicht! Jetzt lass mich doch los!", murrte er. Jessi schaute ihn fragend an. "Nicht? Was ist es denn dann?" "Naja, wir kennen uns doch nicht wirklich und..." "Das ist keine Ausrede.", unterbrach sein Gegenüber lautstark. Pat verzog noch mehr das Gesicht. Irgendwie musste er aus dieser verdammten Sache doch wieder rauskommen. "Äh...Ich knutsch doch nicht mit jedem x-beliebigen Menschen rum, nur weil es dem gerade in den Kram passt. Außerdem gehören zu soetwas doch auch Gefühle. Oder willst du einen Eisblock wie mich einfach so küssen?" "Hm. Das stimmt schon. Aber es knutsch doch auch nicht mit jedem rum. Ich möchte doch nur dich küssen und ich finde gar nicht das du so ein Eisblock bist. Ich finde dich ...wie soll ich sagen...eher anziehend.", kam es direkt und beinahe unverblühmt aus dem Mund dieses unverschämten Menschen. Plötzlich verschlug es Pat wieder die Sprache. Er wollte nur ihn küssen? Er fand ihn anziehend? Konnte es sein das? Nein! Das konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen. "Bist du etwa...?", begann Pat, er konnte es einfach nicht aussprechen. "Jab, ich glaub ich bin in dich verliebt.", er kratzte seine Nase, die schon ganz rot war. "Was? Du glaubst? Was ist das denn für ne Aussage?", entfuhr es Pat ungehalten. "Okay. Dann sag ich es so. Ich glaube es nicht, ich weiß es. Ich liebe dich. Ich war selbst überrascht, das es so schnell ging, aber es war mir schon klar, als ich dich an dieser Bushaltestelle sah. So mitten im Regen. Ich konnte nichts anders mehr tun, als an dich zu denken. Und mir war sofort klar, das ich dich unbedingt kennenlernen wollte.", erklärte er. Pat stockte der Atem und mit einem Mal wurde er hoch auf seine Arme gezogen. So schnell konnte er gar nicht gucken. Nicht einmal mehr Zeit zum Reagieren blieb ihm, da wurde er ins Schlafzimmer verschleppt und aufs Bett gelegt. "Was...hast du vor?" Pat schaute zu ihm hoch. Er war nun über ihn gebäugt. Das Blonde Haar viel ihm ins Gesicht. Jessi sah noch immer ziemlich zerzaust aus und er lächelte. Er lächelte so freundlich und wirkte keineswegs aufdringlich. Seine Augen funkelten so, und diese Wärme, die sein Atem auf seiner Haut hinterließ...sein Herz begann wieder wie wild zu schlagen. Konnte es sein das... "Ist es okay, das ich dich liebe?", unterbrach er seine Gedanken. Pat schluckte. "...ich weiß nicht. Ah...Jessi was...! Hm! Idiot, lass das!", er drückte ihn erneut von sich doch... Der Angesprochene streichelte trotz seines wehrhaften Verhaltens sanft seine Haare aus seinem Gesicht und legte seine Lippen auf die von Pat. Seine Hände drückten, je länger diese Lippen auf seinen ruhten, immer zaghafter gegen die Brust des Anderen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Dabei hatte er doch eigendlich viel mehr Kraft, doch wenn Jessi ihn nur ansah, schien all seine Kraft nach und nach zu sinken und wenn er ihn berüherte, schlug sein Herz so wild. Fast so als wollte es hinaus aus seinem Gefängnis. Hosted by Animexx e.V. 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