Ein verräterischer Kuss... von Starfi ================================================================================ Kapitel 1: Krank und allein... ------------------------------ Vertrauen ist etwas großes. Bedingungsloses Vertrauen bekommt man nicht einfach geschenkt. Man muß etwas dafür tun! Das Herz eines Menschen, der vertraut, ist stark wie kein anderes. Doch ein Herz, dass voll Kummer und Traurigkeit ist, mit dem Gefühl, betrogen worden zu sein, ist angreifbar und verletzlich! "Marron! Wir kommen zu spät!" Miyakos Stimme überschlug sich mal wieder vor Wut und Fassungslosigkeit. ,Schon gut, schon gut.' Murrend stiefelte Marron aus ihrem Bett. "Fynn, warum hast du mich denn nicht geweckt?" "Lass mich überlegen, was mich eventuell davon abgeschreckt habe könnte! War es der fast gebrochene Flügel, weil du mich letzte Woche fast mit deinem Arm im Schlaf erschlagen hast oder doch eher die riesige Beule an der Stirn als du mir taumelnd auf den Kopf getreten bist? Aber nein, ich plädiere eher für die Verbrennungen 2. Grades, die ich bekommen habe, als ich dir zumindest schon mal deinen Tee bringen wollte und du mir als Dank dafür das Gesöff übergekippt hast!" "Das war doch keine Absicht!" scholl es von der gurgelnden Marron zurück. "Ich bin ausgerutscht, weil ich noch nicht richtig wach war. Und ich habe mich entschuldigt!" "Tatsache ist jedenfalls, das nur Rufen bei dir nichts bringt. Und da alles andere für mich lebensgefährlich zu sein scheint, lass ich dich eben lieber verschlafen!" Wieder hörte man das Getrommel an der Tür, zu dem jetzt auch noch die Stimme des Schulplayboys hinzu kam. "Na super, hat der Typ eigentlich kein zu Hause?" "Doch, neben dir!" kam es nüchtern von dem kleinen Engel zurück. "Du weißt genau, was ich meine! Ich muß los, bis nachher, Fynn!" Damit war sie auch schon zur Tür hinaus. "Guten Morgen, Marron! Auch schon wach?" "Ja, bei deinem penetrantem Gehämmere kann ja kein Mensch schlafen!" "Na, du hast ja wohl die Ruhe weg!" "Halt dich da raus, du verkappter Don Juan. Dich hat niemand gefragt!" "Na wir sind ja heute morgen wieder bester Laune!" "Was du für eine Laune hast, weiß ich nicht. Aber meine könnte nicht besser sein!" "Jetzt reicht's!" Miyako stellte sich wie ein Schiedsrichter dazwischen. "Laßt uns endlich gehen, wir haben schon genug Zeit wegen Marron verloren!" "Das ist doch die Höhe! Ich habe nicht darum gebeten, dass ihr mich abholt!" Doch alles Nölen half nichts, sie mußten wohl oder übel los. Marron wußte selbst nicht, was eigentlich mit ihr los war. Warum war sie heute nur so biestig? Die dummen Kommentare ihres neuen Nachbarns und Schulkameraden war sie doch nun schon gewohnt und das tagtägliche Schauspiel mit Miyako verlief seit Jahren auch immer nach dem gleichen Schema. Aber irgend etwas störte sie in letzter Zeit gewaltig, sie konnte nur nicht genau sagen, was es war. Es hatte sich doch eigentlich nichts verändert. Sie bekam immer noch keine Nachricht von ihren Eltern und war genauso einsam wie immer. Nein, etwas hatte sich ja doch verändert! Fynn war zu ihr gekommen und hatte ihr erklärt, dass sie als Reinkarnation der heiligen Jungfrau von Orleans, Jeanne d'Arc, die Aufgabe hatte, Dämonen zu bannen, die sich in den reinen Seelen von Menschen eingenistet hatten. Das tat sie nun auch schon seit 3 Monaten. Immer wieder pfuschte Miyako ihr jedoch ins Werk und auch Sindbad, der jedesmal genauso schnell entschwand wie er auftauchte, hatte ihr schon manches Mal einen Coup versaut. Seit Fynn bei ihr war, hatte sich ihre Einsamkeit sogar verringert, denn der kleine Engel tat sein möglichstes, um Marron aufzubauen, wenn es ihr mal schlecht ging. Sie atmete tief durch und beschloß, sich bei Miyako zu entschuldigen und gelobte sich selbst Besserung. Am nächsten Morgen gelang es ihr tatsächlich, pünktlich aus dem Bett zu kommen. Völlig überrascht starrte Miyako sie an. "Du bist ein Geist! Das kann unmöglich die Marron sein, die ich kenne!" Sie fing an, an ihrer Freundin rum zu zerren. "Doch, ich bin es sehr wohl! Und wenn du nicht aufhörst, an mir rumzuzuppeln, werde ich dir das durch einen meiner berühmt berüchtigten Wutausbrüche beweisen!" Schlagartig nahm Miyako ihre Hände weg. "Was ist mit dir, du siehst so blaß aus?" "Nichts, mir ist nur ein wenig schwummerig..." sie kippte plötzlich zur Seite und wäre ziemlich unsanft gegen die Wand geknallt, wenn sie nicht von dem gerade hinzukommenden Chiaki aufgefangen worden wäre. "Hoppla, was war das denn?" "Nichts, bin nur gestrauchelt. Aber danke." Sie lächelte ihn flüchtig an. "Wir sollten jetzt besser gehen, sonst hat mein zeitiges Aufstehen ja letztendlich doch nichts gebracht." In der Schule wurde es mit Marrons Gesundheitszustand nicht besser und so entschloß sie sich, das Training ausfallen zu lassen und sich statt dessen lieber etwas auszuruhen. Nach Schulschluß meldete sie sich also ab und ging alleine in die Richtung ihrer Wohnung. An der stark befahrenen Kreuzung jedoch verließen sie plötzlich ihre Kräfte und sie kippte mitten auf der Straße um. Ein Auto, dessen Fahrer sie zu spät sah, bremste scharf und hatte sie fast erwischt, als Chiaki davor sprang und mit Marron im Arm auf den Bürgersteig rollte. "Das war aber mächtig knapp. Warum bleibst du denn nicht zu Hause, wenn es dir so schlecht geht?" Doch er bekam keine Antwort, Marron war bewußtlos! ,Au, mein Kopf... Wo bin ich...?' "Na, endlich wach?" Erstaunt sah Marron sich um. "Chiaki! Was...?" "Du bist mitten auf der Kreuzung umgekippt. Hast einem armen Autofahrer einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich habe dich dann mit in meine Wohnung genommen, dachte, es sei besser, wenn du nicht alleine bist." "Danke, das ist nett von dir." Sie versuchte, sich aufzurichten, wobei ihr jedoch ein nasses Tuch von der Stirn rutschte. Sacht wurde sie von Chiaki zurück gedrückt. "Es ist nicht gut, wenn du aufstehst. Du hast Fieber." Er nahm ihre Sachen und verschwand mit den Worten "Einen kleinen Moment!" für 2 Minuten. Dann kam er zurück, legte Marrons Arme um seinen Hals und trug sie hinüber in ihr eigenes Bett. Marron, der die ganze Sache etwas peinlich war, war puterrot im Gesicht. "Warum tust du das alles? Ich bin immer so eklig zu dir und du..." "Schon gut. Ich bin ja auch manchmal ziemlich fies. Ausserdem: soll ich dich in deinem Zustand vielleicht alleine lassen?" Abwiegelnd schüttelte er den Kopf. "Ich mach dir einen Tee." Schon war er in ihrer Küche verschwunden. Sofort kam Fynn angeflogen. "Marron, oh Gott sei Dank ist dir nichts passiert! Ich habe alles genau gesehen. Hätte Chiaki sich nicht vors Auto geschmissen und dich von der Kreuzung geholt, wärst du tot!" Ungläubig sah Marron ihre kleine Gehilfin an. "Chiaki hat mir das Leben gerettet? Warum hat er das nicht gesagt?" Schon kam er zurück. "Hier, trink das. Du scheinst eine Grippe zu haben. Aber keine Sorge, durch den Beruf meines Vaters weiß ich genau, was zu tun ist!" Verlegen sah sie ihn an. "Du mußt das nicht tun, ich komme schon klar. Ist ja nicht das 1. Mal, das ich krank bin." "Schon gut, habe sowieso nichts besseres vor. Ich habe in deinen Kühlschrank gesehen. Da herrscht ja gähnende Leere." "Oh shit, stimmt ja! Ich wollte noch einkaufen gehen!" Er gab ihr Stift und Zettel. Fragend sah sie ihn an. "Schreib auf, was du brauchst, ich hol es." Sie schrieb ihm das nötigste auf und gab ihm auch gleich Geld mit. "Also bleib brav liegen, ich erledige das alles. Und wehe dir, ich sehe dich hier rumrennen!" Er nahm Zettel und Geld und wendete sich zur Tür. "Ääh, Chiaki...?" Fragend blickte er sich um. "Wie willst du wieder reinkommen, wenn ich nicht aufstehen darf?" "Oh!" er grinste verlegen. "Hast du was dagegen, wenn ich deinen Schlüssel mitnehme?" Sie grinste zurück: "Nein. Neben meiner Tür hängt das Schlüsselbord. Nimm dir die Schlüssel ganz rechts." "Bis gleich." Sie nickte ihm zu. Schon lange, nachdem die Tür ins Schloß gefallen war, starrte Marron noch immer in die Richtung. ,Ich werde aus dem nicht schlau. In der Schule denkt man immer, er nimmt alles mit, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist und einen Rock trägt und jetzt ist er so ... besorgt und fürsorglich. Habe ich mich in ihm getäuscht? So wie ich ihn eingeschätzt habe, hätte er mir sofort vor die Nase gehalten, dass er mir das Leben gerettet hat. Aber nichts dergleichen....' Auch Chiaki machte sich seine Gedanken. Access hatte ihm ins Gewissen geredet. "Du hättest dir sonst was holen können. Spinnst du denn total, einfach vor das fahrende Auto zu springen für dieses Mädchen? Ich glaube, mein Lieber, dass du die ganze Sache etwas zu ernst nimmst! Dein ,Es ist alles nur ein Spiel' Getue nehme ich dir nicht mehr ab!" Glücklicherweise war sie dann aus ihrem Schlaf erwacht und ihm blieben weitere unangenehme Reden erspart. ,Aber warum bin ich denn vor dieses Auto gesprungen?' Er wußte darauf ehrlich keine Antwort. Ja, er ärgerte sie zwar oft, aber sie war ihm nicht egal. Doch gleich sein eigenes Leben riskieren, das war doch blöd! Kopfschüttelnd betrat er den Supermarkt. Er hatte Mitleid mit ihr, mehr nicht! Sie tat ihm leid, weil sie immer so viel alleine war und nie Post von ihren Eltern bekam. Genau, so war es! Nichts als tiefes Mitgefühl war der Grund für seine Besorgnis. Erfreut, zu diesem Ergebnis gekommen zu sein, suchte er schnell die gewünschten Sachen zusammen und bezahlte. Doch als er zurück in Marrons Wohnung kam, vergaß er alle vorherigen Gedanken. Scheinbar ohnmächtig lag sie mitten auf dem Boden in ihrem Schlafzimmer. Total geschockt ließ Chiaki die Einkäufe fallen und hechtete zu ihr. "Marron, sag doch was!" Der Puls ging normal, doch es war keines Falls normal, dass sie nun schon zum 2. Mal umgekippt war! Schnell lief er ins Wohnzimmer zu ihrem Telefon und wählte eine Nummer. "Vater, schick bitte schnell einen Krankenwagen zu meiner Wohnung, beeil dich!" Ohne eines weiteren Wortes hatte er auch schon wieder den Hörer aufgelegt und eilte zurück. Nicht zum 1. Mal an diesem Tag nahm er sie hoch und trug sie dann hinaus in den Hausflur. "Chiaki, was...?" "Miyako, hilf mir! Drück bitte den Knopf vom Aufzug!" "Aber was... was ist denn passiert?" Sie fuhren hinunter. "Sie ist nun schon das 2. Mal umgekippt." Als sie vor das Haus liefen, kam gerade der Krankenwagen an. Marron wurde auf die Trage gelegt und man fuhr sofort ins Krankenhaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)