Ravenheart von Yuana (Die Geschichte der Kriegerin ohne Vergangenheit, Amaya, die das Schicksal der Erde ändert...) ================================================================================ Kapitel 7: Die Prüfung ---------------------- Die folgenden Tage wurden zu einem höllischen Treiben. Bereits vor Sonnenaufgang kam Ren in mein Zimmer um mich zu wecken und beging mit mir das Training, das erst kurz nach Sonnenuntergang enden sollte. Die erste Zeit zeigte er mir, wie Menschen sich bewegten, wie sie atmeten, wie sie schauten, wie sie ihr Leben durchgingen, ohne Fragen zu stellen. Er übte mit mir die Menschlichkeit. Wenig später kam das Schwerttraining dazu. Ich lernte vorerst nur einfachste Tricks, wie man die Klinge schnell richtig in die Hand bekommt, wie man Dolche stößt und wirft, wie man zusticht, sich bremst. Später begann er mit mir zu kämpfen. Nach Sonnenuntergang gingen wir zum Meditationsraum. Dort roch es nach Eukalyptus. Wir saßen meist zu viert in einem Raum, nach Osten gerichtet mit geschlossenen Augen und konzentrierten uns auf das Treiben der Welt. Manche begannen in Trance zu summen und auch ich ertappte mich dabei, wie ich eine unbekannte Melodie mitsang. Es war ein wahnsinniges Gefühl von Selbstbeherrschung. Nachts fiel ich halb tot ins Bett. Es war ermüdend und dennoch spürte ich, wie ich mir selbst immer näher kam und immer mehr lernte. Ich wurde zum aufmerksamen Menschen. Etwa 3 Monate nach meinem Erwachen kam Ren wie immer zu mir ins Zimmer, weit vor Sonnenaufgang. Ich bemerkte sofort, dass die Trainingszeit noch nicht begonnen hatte. Und noch etwas fiel mir auf: Ren hatte seine wahre Gestalt angenommen. Amaya? fragte er ruhig. Komm mit. Du bist soweit, deine Prüfung abzulegen. Dann wirst du die nächste Stufe lernen. Ich sagte nichts. Ich nickte nur und folgte dem Duft von Lavendel, der auf eine merkwürdige weise stärker als sonst zu sein schien. Er ging mit mir nach draußen. Richtig aus dem Lager raus. Es gab einen Weg unter der Mauer durch. Wir gingen zu einem Hügel. Es wurde langsam hell, man merkte, dass langsam Frühling wurde, und Insekten krabbelten auf dem Gras. Ein wunderbarer Blumenduft lullte uns ein und wollte uns in Wohlwollen entführen. Ren brach das Schweigen. Er drehte sich langsam zu mir herum und lächelte. Du bist schon eine Weile hier, Amaya. Aber du weißt weder über das System noch über dich selbst Bescheid. Du lernst hier. Du bekommst einen Partner, der gleichzeitig dein Meister sein wird. Er bildet dich in allen Lagen aus. Die erste Stufe ist für alle gleich. Erste Verteidigungs- und Angriffslehrern, schwertkampf, Selbstfindungs-und Konzentrationsprozesse und Anpassung an die Menschenwelt. Hält dein Meister dich für fortgeschritten genug, legst du eine Prüfung ab und darfst die nächste Stufe passieren. Sie geht genauer auf dich ein. Es wird eine kampfart für dich gefunden, deine speziellen Fähigkeiten werden erprobt und gestärkt, bei dir deine Kräfte als Mensaria und du wirst dich in der Außenwelt praktizieren. Ich halte dich nun für bereit. Du bist lernfähiger als die meisten, aber dein Vorteil ist, dass dein Geist gelöst ist. Du hast keine Vergangenheit, amaya, und das macht dich stark. Es war für ihn das erste Mal, merkte ich. Ich war seine einzige Partnerin. Er musste selbst vorher alles durchstehen. Gespannt blickte ich ihn wortlos an. Zuerst wirst du mit mir kämpfen. Besiegst du mich, bekommst du dein eigenes Schwert. Verlierst du, stirbst du. Anschließend will ich, dass du deine ursprüngliche Form annimmst. Mental müsstest du bereit dazu sein. Und damit zog er sein Schwert. Ich sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. "Verlierst du, stirbst du." hallte in meinem Kopf wider. Er warf mir ein Schwert zu und ich ging widerwillig in Kampfposition. Alles wie immer, sagte ich mir, alles wie immer. Ich habe ihn schon oft besiegt, nur seine Form machte mich nervös. Auch er begab sich in Kampfpostion und ein leichter Wind ließ sein Haar wedeln. Wenn du die Prüfung bestanden hast, erzähle ich dir von dir. Mein Wille wurde stark. Mit einem Kampfschrei sprang er los, auf mich zu. Seine Klinge setzte nach meinem Hals, verfehlte sie leicht und er sprang zurück um erneut anzugreifen. Ich parierte ihn mit meinem Schwert und rollte mich zur Seite ab. Ein starker Wind kam auf und schleuderte uns Staubkörner und Dreck in die Augen. Wir prallten voneinander ab und landeten circa fünf Meter voneinander entfernt im Gras. Er knurrte. Ich konnte es hören. Wie ein Hund. Als er erneut dazu ansetzte, anzugreifen, verlor er den Halt auf dem matschigen Boden. Ich ergriff den winzigen Moment und sprintete auf ihn zu. Blitzschnell wich er aus und ich setzet mit zwei, drei Hieben nach, ohne zu treffen. Immer stärker wehte der Wind und graue Wolken flackerten über unseren Köpfen. Der frühlingshafte Morgen schien wie weggeblasen. Beim letzten Sprung steltte ich ihm ein Bein und verletzte ihn am Arm mit einer dünnen Wunde. Ein Kratzer, nichts weiter, und dennoch ließ mich dieser winzige Erfolg gemischt mit der Stimmung des Sturmes, euphorisch aufspringen. Ich stach nach ihm, versuchte ihn zu treffen, aber blieb erfolglos. Eine Strähne seines Haares fiel meinen Klingen zum Opfer. Missmutig betrachtete er sein nun ungleiches Haar. Er knurrte und sprang auf mich zu, währrend ich graziös einen Haken schlug und rannte. Ich kletterte schnell einen umstehenden Baum hinauf, und warf einige zweige nach ihm. Er stand unten und blickte hinauf. Es wirkte ein wenig wie ein Hund, der einer Katze auf einem Baum entgegenblickt. Jetzt wirst du albern, Amaya. Erlaubt ist zwar alles, aber wie willst du da fertig werden? Er lachte und es klang wunderbar. Ich grinste spöttisch und zielte mit einem Zweig direkt nach seinem Auge. Er schlug das Stück Holz beinahe beiläufig weg, doch dieser winzige Moment reichte mir, ihn direkt anzugreifen. Ich sprang vom Baum, direkt in seine Arme und noch bevor er auch nur blinzeln konnte, steckte mein Schwert zwischen seiner Brust und seinem linken Arm. Verdutzt blickte er mich an. Ich lächelte. Gewonnen, würd ich mal sagen. Ungläubig schaute Ren zu dem Schwert was jetzt in seiner Brust klaffen würde. Er ging ein, zwei Schritte zurück und sah mich an. Der Sturm beruhigte sich langsam. Die Wolken verzogen sich. Gedemütigt blickte er zu Boden.Dann lächelte er. Du hast Recht. Du hast gewonnen. Du hättest mich töten können. Danke, dass du es nicht getan hast. Solche Verletzungen heilen nur langsam. Damit hast du den ersten Teil der Prüfung bestanden. Er blickte mich hämisch an Das war furchtbar albern von dir, aber unglaublig klug. und dann lachte er laut und frei. Ohne zu fragen nahm er mein Schwert an sich und konzentrierte sich einige Minuten darauf. Seine Augen waren dabei geschlossen, er sah ernst aus. Der Sturm war mittlerweile gänzlich verzogen und die Vögel begannen vorsichtig zu singen. Ren's Duft überdeckte selbst den der Blumen. Ich bemerkte ein eigenartiges Pulsieren in der Athmosphäre, welches mich aus meinen Gedanken riss. Das Schwert verformte sich. Es schien zu verschwimmen und wurde unklar. Ren schlug die Augen auf und mit einem Mal war das Schwert ein anderes. Klar. Es war länger und schmaler, sein Griff war geriffelt. Als ich es in der Hand hielt, fühlte es sich warm und lebendig an. Ich ließ es Kurven in der Luft schneiden, machte einige Angriffe und bermerkte, wie leicht es war. Man konnte mit dem Schwert tanzen. Du bist leicht wie eine Feder, drang Ren in meine Gedanken, eine richtige Tänzerin. Du beherrschst den Wind, Amaya. Plötzlich lachte er. Den zweiten Teil der Prüfung hast du aucb bestanden, wie's scheint. Verwirrt blickte ich ihn an. Dann schaute ich erschrocken an mir herunter, und erinnerte mich vage daran, dass Raben in einem Moment um mich kreisten. Mein Haar war wieder schwarzgrün, meine Gestalt wunderbar und stark und demnach auch meine Augen beißend rot. Ich hatte mich verwandelt, ohne es zu bemerken. Ich konzentrierte mich einen Augenblick und schloss die Augen. Da war wieder das Gefühl von Innerer Selbstbehrerrschung und das Krächzen der Raben. Als ich die Augen aufschlug, war ich wieder wie vorher ein normaler Mensch. Erneut führte ich die Prozedur durch und wurde wieder zum Monster. Es funktionierte. Ich konnte die Gestalten wechseln, wie es mir beliebte. Verblüfft über diese Leichtigkeit schaue ich den ebenfalls verwandelten Ren an. Seine nun wieder grünen Augen zeigen ein ehrlich-stolzes Lächeln. Schön, sagt er, du bist wunderbar. Komm mit auf den Hügel. Dort zeige ich dir noch etwas und dann erzähle ich dir etwas über dich und uns. Er zeigte auf einen kleinen Berg, der bereits völlig von grünen Gras bedeckt war und lief los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)