Ravenheart von Yuana (Die Geschichte der Kriegerin ohne Vergangenheit, Amaya, die das Schicksal der Erde ändert...) ================================================================================ Prolog: Traum ------------- Ich träumte.. Es fühlte sich eher an wie eine Erinnerung. So kam ich auf die Idee. Mittelalter. Ich kenne das Jahr nicht mehr. Im Moment spielt es auch keine Rolle. Ich laufe. Diese vielen Straßen entlang der großen Stadt Manoorj. Ich werde verfolgt. Nicht nur ich, wir werden alle verfolgt. Es ist eine Massenjagd. Grauenvoller Anblick. Gerade jetzt ist jeder auf sich gestellt. Es scheint als wäre jedem "Ketzer" eine Person zugewiesen, die den Ketzer verfolgt. Für meinereiner ist das eine Frau, um die Mitte 20, sie ist recht dick, und trägt zerfetzte Sachen. Auch für sie war es eine wilde Jagd, und wahrscheinlich konnte ich ihr bisher nur entkommen, dank ihrer körperlichen Unterlegenheit. Aber immerhin fällt es mir auch leichter, mich durch die dichten, von Schreien geprägten Straßen geschickt hindurch zu bewegen. Darauf wurden wir trainiert. Auch meine Ausdauer und Kraft ist wesentlich besser als das normaler Menschenwesen. Wir wurden zu Übermenschen umfunktioniert. Aber jeder einzelne von uns ist bereits so oder so besonders. Aus diesem Grund haben wir uns auch versammelt. Ich würde gern etwas über mich erzählen, aber im Moment konzentriere ich mich darauf, um mein Leben zu rennen. Ich weiß, dass jeder einzelne von uns, der gefangen genommen wird, noch am nächsten Tag dem Strick zum Opfer fällt. Aber wir kämpfen um das Überleben. Das war von vorneherein unser Ziel. Zurück zur momentanen Situation. Ich laufe da also die Straße entlang, winde mich zwischen den Menschen hindurch und versuche irgendwie meine Verfolgerin in einer der schachbrettartig-angeordneten Straßen abzuhängen. Schließlich gelingt es mir. Schwer atmend stehe ich an einer Straßenecke und beobachte sie in eine falsche Straße laufen. Sie denkt wirklich ich sei dort. Noch etwas, was wir trainiert haben: Die menschenkenntnis. Einige Sekunden atme ich einfach nur durch. Aber ich weiß ich muss weiter, immerhin sind hier genug Feinde, und bis man mich als ein solcher Ketzer erkennt, dauert es nicht mehr lange. Aber wohin? Die Tore der Stadtmauer sind alle abgeriegelt und gesichert; ein Schlupfloch gibt es nicht. Hier inmitten der Straßen ist es viel zu riskant. In eines der Häuser komme ich nicht hinein, sie sind alle mit wachen umstellt. Erstaunlich, registriere ich, wieviel Aufwand man um uns macht. Ein kleines stolzes Lächeln kann ich mir nicht verkneifen. Beim weiteren Überlegen fasse ich den Entschluss, zum Marktplatz zu gehen. Der Anführer ist dort, an ihm wird man sich besser nicht vergreifen, vielleicht finde ich bei ihm Schutz. Also eile ich dorthin. Allerdings erwartet mich dort nur ein schlimmerer Anblick als ich dachte, überall waren festgenommene Mitglieder, Freunde, Vertraute.. Unter all den Leuten entdeckte ich sogar meinen Partner. Er war für meine Ausbildung zuständig. Er war bei dem Großen, das ist gut, da ist er sicher. Nicht, dass ich mir Sorgen um ihn mache, jeder einzelne muss für jedes Individuum entbehrlich sein, auch der Partner. Und eben genauso ist es bei mir. Ich mache mir höchstens sorgen, dass wir zu wenige werden, unser Ziel durchzusetzen. Noch in dem Moment, da ich all das bemerke und einzelne Gesichter nach Stärken und Schwächen durchforste, höre ich einen Siegesschrei gleich hinter mir. Blitzschnell werfe ich mich herum, rolle auf dem Boden und komme in einer eleganten Bewegung wieder auf die Beine in eine Kampfposition. Mein Schwert hat man mir genommen, aber ich habe immer noch meine mentalen Fähigkeiten. Aber die Tatsache, dass ich meine Verfolgerin nicht gespürt habe, da sie direkt hinter mir war, bedeutet, dass ich nicht konzentrationsfähig bin. Keine Chance also in einem Kampf, also Flucht. Aber wohin. Einen Moment nur zögere ich, eigentlich darf ich es nicht offenbaren, aber sie haben unsere Akten, demnach wissen sie es eh schon. Mit einem einzigen Gedanken lasse ich grau-schwarze Flügel auf meinem Rücken wachsen. Sie sind nicht engelsgleich, wie man es sich im ersten Moment vorstellen würde, sondern eher wie die Federn eines hässlichen Raben. Mit einem kräftigen Sprung fliege ich in die Höhe, weit über das Stadttor hinaus. Ich höre die Stadt nach mir schreien: "Eine ist entkommen!! Hinterher! Es ist Nummer 445c, die ... (an dieser Stelle konnte ich nicht hören, was er sagte). Ich achtete nicht mehr darauf. Viel wichtiger war jetzt, einen Platz zu finden, an dem ich mich wieder kräftigen konnte und an dem mich niemand fände. Das Reich war nicht groß. Da war die Hauptstadt Manoorj, das kleine Dorf Joûkinn , der Wald Hân und die alte Ruine, die aus einer Zeit, weit nach unserer zu stammen scheint. Sie war ein Mysterium. Von einem Tag auf den anderen stand sie urplötzlich da. Und die Menschenwesen konnten sich nicht daran erinnern, dass sie vorher nicht da war. Dann war gleich angrenzend noch der See Kanvorjj, nach dem Seedrachen der dort lebt, benannt. Ich entschied mich für die Ruine. Die Menschen fanden sie unheimlich und beängstigend. Das liegt eben an dieser anderen Zeitaura, aber das verstehen sie nicht. So weit ich mich erinnere, habe ich dort immer mit meinem Partner Schwertkampf geübt. Dort müsste es einen Raum geben,der nicht auf der Karte verzeichnet ist, und bei dem nur Mitglieder unserer Organisation (?) wussten. Dort flog ich hin, landete am See, nahm einen Schluck Wasser und reinigte meinen Körper, suchte das versteckte Fenster, kroch hinein und betrachtete das kleine Zimmerchen. Es was höchstens 4 Schritte lang und 3 Schritte breit. Darin standen ein kaputtes Bett, ein alter Holztisch, 2 verstaubte Stühle, und ein ungeordnetes Bücherregal. Erst wollte ich ein paar Bücher entnehmen, aber dann bemerkte ich, dass sie womöglich sofort zu staub zerbröseln würden. auf dem bett lag eine Decke. Sie sah gestickt aus, mit einfachen vierecken als Muster. Ich nahm sie herunter, richtete das Bett ein wenig auf, kroch hinunter, richtete die Decke so, dass ich zwar zum Fenster freien Blick hatte, man mich aber unmöglich sehen konnte. Das Zimmer war mein Zuhause für 2 Jahre.. Kapitel 1: Das Erwachen ----------------------- Als ich meine Augen das erste Mal aufschlug, sah ich das Grau dieser Welt. Mein erster Gedanke drehte sich um die nun offentsichtliche Einsamkeit der Erde und seiner Bewohner. War das ein guter Anfang? Ich lag auf dem Boden, starr vor Kälte, der Schnee fiel auf mich, als wolle er mich verspotten, wie hilflos ich da sei. Wo war ich? Nach einigen Versuchen, wenigstens erstmal meine Hand zu bewegen, bemerkte ich, dass noch Leben in dieser Hülle war, und bemühte mich eine Zeit lang erstmal nur darum mich aufzusetzen. Letzten Endes schaffte ich es auch. Es war merkwürdig, das Gefühl von Schmerz zu haben, es aber nicht als solcher zu erkennen. Das machte es aber auch einfacher. Ich blickte an mir herunter. Was ich sah, war ein beinahe nackter, zerschundener Körper, voller Kratzern und anderen Wunden. Er war beinahe vollständig blau.Vorsichtig tastete ich mit meinen erfrorenen Fingern über die Wunden, um festzustellen, wo die Wunden am Schlimmsten waren. Bei der Untersuchung fand ich noch einige andere Narben, die schon älter zu sein schienen. Ich stellte fest, dass mir wohl irgendwie die Verletzungen zugefügt wurden, und ich dann bewusstlos geworden sein muss. Der Tiefe der Kratzer nach zu urteilen, war das vor etwa einer Woche. Etwas zu lang um halb nackt im Schnee zu überleben. Was war nur passiert? Um mich herum sah ich einige wenige vertrocknete Blutspuren im Schnee, die schließlich aus Osten her zu mir führen und enden. Demnach musste der Schnee auch schon seitdem liegen. Fröstelnd versuchte ich die Reste meiner Kleider um meinen Körper zu wickeln. Ich musste irgendwie hier weg. Durch den leichten Schneefall hindurch, sah ich einige Kilometer östlich Rauch in den Himmel steigen, wie das eines Schornsteins. Dort mussten Menschen sein! Mir blieb nicht viel übrig, wollte ich nicht endgültig erfrieren. Es war schon allein ein Wunder dass ich überhaupt noch lebte.Ächzend richtete ich mich auf, und folgte dem Rauchzeichen gen Osten. Dahin zurück, wo ich wahrscheinlich herkam. Unterwegs fragte ich mich immer wieder "wohin wollte ich? Was ist passiert? Wo bin ich?" und schließlich auch die entscheidenste aller Fragen "Wer war ich?" Es fiel mir nicht sofort auf, doch ich wusste weder, wie mein Name lautete, noch wie alt ich bin, woher ich stamme, wie ich aussehe; ich wusste gar nichts. Vielleicht fand ich dort Antworten. Der Weg war anstrengend, aber angesichts meiner Verfassung kam ich überraschend leicht und schnell an. Bereits vor dem Ort, der gerade mal so groß wie ein Dorf war, waren Menschen, die mich komisch ansahen. Ich stellte mir in etwa vor, was sie sahen: Eine Frau, blau und grau vor Kälte, die halbnackt und barfuß über vereisten Geröll, mit Wunden übersät, von einem gottverlassenen Ort kommt. Vielleicht sehen sie sogar eine Bekannte und/oder Todgeglaubte. Vielleicht denken sie, ich sei ein Geist. In dem Fall, war ich mir gar nicht so sicher, vielleicht war ich bereits tot. Ich konnte mir nicht helfen, aber irgendwie war es einfach.. unmenschlich in einer solchen Kälte, mit solche Verletzungen eine Woche im Schnee überleben zu können und dann noch eine Strecke von 3Kilometer per Fuß zurückzulegen, die, naja, sagen wir, nicht gerade einfach zu begehen ist. Leider konnte ich auch nicht wissen, was sie denken, denn ich sah in keinem der Gesichter das "Erkennen" widerspiegeln. Auch bot mir niemand Hilfe an. Ein Hauch von Enttäuschung und Wut ließ sich auf mich nieder. Kaum, dass ich das Dorf betrat, passierte etwas merkwürdiges. Ich kam plötzlich ins Wanken, mir wurde schwarz vor Augen, und ich sah noch, wie die Menge, die sich um mich gebildet hatte, erschrocken aufschrie, als ich plötzlich ohnmächtig wurde, und auf den kalten nackten Stein fiel. Kapitel 2: Name --------------- Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war bereits die Sonne eben wieder augegangen und ich befand mich in einem kleinen Raum, gerade mal gefüllt mit einem kleinen Tisch, einem Kamin und einem Bett. Einige wenige Atemzüge versuchte ich erst einmal herauszufinden, was passiert war, und wo ich mich befand, kam aber zu keinem Ergebnis. Anschließend verbrachte ich weitere Augenblicke damit, meinen Körper innerlich abzutasten, um heraus zu finden, in welchem Zustand er sich befand. Ich war erfrischt und ausgeruht. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich beschloss, mich aufzusetzen und schaute anschließend erneut an mir herunter. Ich trug neue Kleidung, ein leichtes weiß-graues Gewand. Es war mir etwas zu groß. Ohne von all den Narben und Veretzungen abgelenkt zu werden, die darunter zu sehen gewesen wären, bemerkte ich das erste Mal, dass ich eine ziemlich gute Figur hatte: zierlich, aber stark, schöne Kurven und zarte Haut von blassem Rosa. Ein wenig erfreut über diese Feststellung musste ich sogar ein wenig Lächeln. In dem Moment hörte ich plötzlich ein Rasseln wie von brennendem Holz. Erschrocken blickte ich zum Feuer in dem Kamin, und bemerkte, dass eine Frau mittleren Alters davor hockte. Sie trug ihr Haar hinten zu einem losen Zopf gebunden, und hatte ein schlichtes aber edles Kleid an, welches sie behutsam so richtete, dass es nicht dreckig wurde. Ihre Hände waren fein, aber man sah, dass sie damit bereits schwere Arbeit verrichtet hatte. Schon an ihrer Haltung konnte ich gut erkennen, dass sie eine sehr starke Frau war. Sofort war sie mir symphatisch. "Bist du endlich wach?", fragte sie plötzlich, ohne mich anzusehen. Sie starrte weiterhin auf das Feuer. Als ich ihr, verdutzt wie ich war, nach einigen Minuten noch immer keine Antwort gab, seufzte sie leicht und drehte sich zu mir. Ich erkannte, dass sie doch schon älter war, als ich erst annahm, bereits um die 40 Jahre musste sie sein. Desweiteren fiel mir sofort die dünne Narbe über ihrem linken Auge auf. Sie musste von einem Dolch stammen, vermutete ich. Sie stand auf und kam zu mir ans Bett, hockte sich neben mich, strich mir das Haar aus dem Gesicht und schaute mich vorsorglich an. Beinahe mütterlich. "Du warst 4 Tagwechsel bewusstlos, hast mit dem Tod geringt. Wir hatten Angst, du würdest es nicht schaffen. Bei deinen Verletzungen waren uns leider auch die Hände gebunden. Du hast vielleicht ein Aufsehen erregt, meine Liebe, im ganzen Dorf war die Hölle los!" Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort. Aus ihrer Anrede konnte ich entnehmen, dass sie mich entweder persönlich gut kannte, oder ich war noch ein Kind, oder sie hatte einfach keinerlei Respekt vor mir. Nur ärgerte mich das nicht, ich war nun nur noch neugieriger. Wer war diese Frau? Kannte sie mich? Warum nahm sie mich mit? All diese Fragen brannten mir auf der Zunge, aber ich bekam einfach kein Wort heraus."Naja, wenigstens scheint es dir jetzt besser zu gehen." Und damit lächelte sie mich an, und es war das Schönste und Freundlichste, was ich je bekommen hatte. Zumindest in meinem neuen Leben. Mir wurde ganz warm ums Herz. Sie stand auf, nahm sich im Vorbeigehen eine Schürze, die auf dem Tisch lag und ging ins Nebenzimmer. Von dort hörte ich sie sagen: "Besimmt hast du Hunger. Bist ja völlig ausgehungert. Raj, mein Mann, dürfte auch bald nach Hause kommen. Übrigens wäre ich dir sehr verbunden, wenn du endlich mal einen Ton von dir geben würdest. Wie heißt du und woher kommst du?" Enttäuschung machte sich in mir breit. Sie kannte mich also doch nicht. Aber das Dorf war doch so klein! Hier musste man doch einfach jeden kennen!.. Zögernd ging ich ihr nach, stellte mich an die Wand und versuchte meine Stimme zu aktivieren: ".. Ich weiß nicht.. wie ich heiße. Ich habe keinen Namen. Ich kann mich nicht erinnern. Als ich aufwachte, fand ich mich in der Einöde westlich von hier wieder. Ich hatte gehofft, hier Antworten zu finden... Verzeiht das Aufsehen und eure Mühen, und vielen Dank, ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Würdet ihr mir auch euren Namen verraten?" All das presste ich nur langsam heraus, und auch meine Stimme klang nicht jung und schwingend wie ich gehofft hatte, sondern verkratzt und alt. Langsam wurde ich immer neugieriger was meine Existenz anging. Die gutmütige Frau drehte sich zu mir und starrte mich lange und nachdenklich an. "Keinen Namen, was?.. Nun, dann gebe ich dir einen. Du kamst kurz vor Nachtanbruch in unser Dorf. Es war eine Regennacht, demnach nenne ich dich auch so: Amaya (bedeutet Regennacht). Mein Name jedenfalls ist Kayâ. Und jetzt iss erst einmal etwas." Und damit gab sie mir eine Identität und eine Familie, ein Zuhause. Ich fühlte mich so verändert. Ich wollt etwas sagen, aber ich dachte das verschiebe ich erst einmal, da mein Bauch nun wirklich schon kurz vor dem zerfall war. Sie setzte mir ein großes Stück Fleisch vor. Rindfleisch oder so. Ich starrte es an. nein,dachte ich, das kann ich nicht essen. das ist falsch. Als ich nach einigen Minuten noch immer so da saß, völlig erstarrt, wurde es Kayâ zu viel:"was ist denn, warum isst du nicht? Oder hast du das auch vergessen?" Peinlich berührt, erzählte ich ihr, ich könnte es nicht essen, kein Fleisch, und fragte ob sie etwas Gemüse da hätte. Sie runzelte nur die Stirn, murmelte etwas von "Pflanzenfresser" und holte einige Kartoffeln und Karotten, die sie kochte und die ich dann verschlang. Danach fühlte ich mich gestärkt und voller Energie. Ich ging hinaus und stelllte mich an die Hauswand um das Treiben des Dorfes zu begutachten. Größtenteils Bauer, die in dieser Jahreszeit nur damit beschäftigt waren, irgendwo Holz für den kamin aufzutreiben. Manche erblickten mich und schauten nur kritisch, Kinder, die mit dem Schnee spielten, winkten mir sogar zu. Kayâ erzählte mir, sie habe herumgefragt, aber niemand würde mich kennen. Auch hat mich noch nie jemand gesehen. "Du bleibst erst einmal ein paar Tage hier und ruhst dich aus. Ich kümmere mich um deine Wunden.. bei deinem Körper müsste es nicht lange dauern, bis du vollständig geheilt bist." Dies sagte sie in einem merkwürdigen Tonfall. Irgendwie, als wäre es ihr unheimlich, oder als wäre ich anders. Aber ich dachte nicht darüber nach. Ich war völlig überwältigt von der Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft die man mir entgegenbrachte und überlegte, wie ich mich revanchieren könnte. Aber ich kam zu keinem Ergebnis. Später am Abend kam auch Raj, der Holz mitbrachte und irgendwie wesentlich weniger kritisch aber auch distanzierter zu mir war, nach Haus, und wir verbrachten zu dritt den Abend am Kamin. Sie erzählten mir einiges über die Gegend und über das Dorf. Der Ort an dem ich war, war verboten, aufgrund heftiger Schneestürme und gefährlicher Tiere. Außerdem würde niemals jemand freiwillig dort entlang gehen, da es dort nichts gibt und auch hinter dem riesigen Platz nichts ist. Was habe ich nur dort gesucht? "Sobald du wieder gesund bist, nehmen wir dich mit in die Hauptstadt Manoorj und bringen dich erstmal zu König. Er wird wissen, was mit dir passieren soll." sagten sie schließlich, als wir entschieden zu Bett zu gehen. Ich nahm es hin, mit Neugierde aber auch Enttäuschung. Irgendwie hatte ich mich schon ein wenig an den Gedanken gewöhnt für immer hier zu bleiben. Aber das ging natürlich nicht. Mit einem vagen Gefühl der Erinnerung schlief ich ein. Ich träumte von einem großen Schneewolf. Es tobte ein gigantischer Sturm und man sah kaum die Hand vor Augen. Der Wolf stand majestätisch vor mir und in seinen Augen spiegelte sich ein Wissen, dass ein Tier eigentlich nicht haben sollte. Wir starrten einander an, bis er schließlich näher trat und mich mit der feuchten Nasenspitze berührte, und ich aufwachte. Kapitel 3: Manoorj ------------------ Manoorj war eine wahrhaftig große Stadt. Umgeben von einer gigantischen Mauer, lagen die hohen Häuser schachbrettartig angeordnet in diesem irgendwie künstlich wirkendem Gebiet. Wir durchschritten das Tor und das erste, was mir auffiel, waren die vielen Menschen. Drei Wochen hatte ich in dem kleinen Dorf verbracht und kannte mittlerweile jedes dortige Gesicht. Auch hatten die Menschen dort an mich gewöhnt, waren sie doch noch immer etwas kritisch und sprachen nie viel mit mir. Persönlichen Fragen gingen sie aus dem Weg. Aber es störte mich nicht. Bereits nach wenigen Tagen konnte ich schon mit im Haushalt helfen und nach den paar Wochen waren bereits beinahe alle Wunden vollständig verheilt. Bis auf Narben war nichts geblieben. In Manoorj war wohl gerade Markttag, denn der Platz direkt hinter dem Tor, war überfüllt von Menschen, Tieren und Ständen voller Essen und Habseligkeiten, die untereinander ausgetauscht wurden. Es war ein buntes Treiben, das ich zu Beobachten als sehr belustigend empfand. Wir gingen direkt auf eine der angrenzenden Straßen zwischen den ungewöhnlich hohen Häusern zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass man uns komisch ansah, mit dem gleichen Misstrauen und Kritik wie auch zu Anfang schon im Dorf. Aber Kayâ und Raj gingen ohne zu Zögern zielstrebig weiter. Der Weg schien die ganze Stadt entlang zu verlaufen. Wir liefen zumindest quer durch bis zum anderen Ende, an dem sich ein Palast voller edler Accessoires und Verzierden befand. Er wirkte einfach nur majestätisch und passte irgendwie nicht in den Rest des Bildes. Es war mir unsymphatisch. Raj wechselte ein paar Worte in einer mir fremden Sprache mit der Wache, die uns schließlich hinein ließen und uns einer Angestellten des Hofes zuwiesen. Sie führte uns einen langen, mit Gemälden geschmückten Gang entlang bis zu einer großen Tür, die die gleiche Zierde, wie die Außenwand, trug. Zwei Wachen, die angewurzelt dastanden, beide mit prächtigen Schwertern und Schildern ausgerüstet, regten sich auf ein Wort der Dienerin und öffneten die Tür. Ich fand das ganze furchtbar interessant und furchtbar albern. Es war mir suspekt, was die Menschen hier für ein Theater um einelne Menschen machten, aber verharrte besser in Schweigen. Ich wollte wenigstens ihre Sitten akzeptieren, wenn ich nun schon einmal in ihr Leben trat. Weder Raj noch Kayâ sagten die ganze Zeit auch nur ein Wort zu mir. Sie hüllte sich ebenfalls in Schweigen. Als wir die große Halle betraten, die hinter der Tür lag, fiel mir als erstes der Thron in der Mitte des Saals auf, der so ziemlich das Einzige zu sein schien, was in diesem herausstechend großen, wieder verzierten Raum, was sich in diesem Raum befand. Furchtbare Platzverschwendung. dachte ich. Irgendwie empfand ich dabei Verachtung, aber dem Gefühl ging ich erst einmal nicht nach. Viel wichtiger war jetzt ersteinmal der Mann, der auf dem Thron saß. Ich schätzte ihn etwas älter als Kayâ, er trug einen braunen Mantel, reichlich verziehrt, einen Stab mit Edelsteinen besetzt in der linken Hand und trug eine majestätische Krone auf dem Kopf. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie er zu feierlichen Anlässen aussehen musste. Furchtbar übertrieben. dachte ich wieder, mit einem Hauch von Verachtung. Dabei kannte ich die Gründe gar nicht, für dieses merkwürdige Verhalten der Menschen, den Königen und der Rangpordnung gegenüber. Kayâ erzählte mir, als ich sie darauf ansprach, es sei wichtig, für die Ordnung, damit alles funktioniert, wie es funktionieren soll. Mir kam das einfach nur spanisch vor. Wir traten vor ihn, bis auf einige wenige Schritte vor ihm und gingen auf die Knie. Raj hatte mir vorher erzählt, dass man das so macht. Also hielt ich mich daran, auch wenn ich es nicht verstand. Dann folgte ein Wortwechsel zwischen den beiden ungleichen Rangordnungen, in derselben Sprache, die man auch überall auf dem Markt hörte, wie mir auffiel. Ich verstand es nicht, und versuchte stattdessen den Mann zu erkunden, der da vor mir hochnäsig auf dem Thron saß. Er sah nicht sehr alt aus, würde wohl noch eine Weile diesen Job machen. Trotzdem sah man, was für Lasten auf seinen Schultern ruhten, und noch etwas weiteres fiel mir auf. Nämlich seine innere Unruhe, als er mich erblickte und die auch jetzt noch zu wachsen schien. Automatisch legte ich den Kopf schieß, wie ein Hund, und musste wegen dieser Geste ein wenig in mich hineinlächeln. Nach dem plötzlichen Ende der Konversation sahen mich alle drei seltsam an, als würden sie irgendetwas von mir erwarten. Ich war verwirrt und ein wenig panisch. Was, wenn jetzt ein entscheidender Moment war und ich hatte nichts verstanden. Also schaute ich nur unbeholfen von einem zum nächsten. Plötzlich sagte der König in einer Sprache, die ich verstand :"Wie ist dein Name, Kind, und woher kommst du? Du scheinst nicht.. aus der Gegend zu stammen." Natürlich fiel mir die kurze Pause seines zweiten satzes auf, aber ich ging nicht weiter darauf ein. Und noch etwas fiel mir mit etwas Unmut auf. Kind, hatte er gesagt. War ich also doch noch jung.Währrend meiner gesamten Lebenszeit (meines neuen Lebens) hatte ich nicht einmal noch daran gedacht, Kayâ oder Raj zu fragen, wie alt sie mich wohl schätzten. es ärgerte mich zwar, dennoch antwortete ich aber: "Man nennt mich Amaya. Woher ich komme weiß ich nicht. Und nun hoffte ich auf Hilfe Eurerseits, eure Majestät." Er schien ein wenig beeindruckt aber auch beunruhigt von meiner unverblümten Antwort. "Nun gut, ich hörte bereits den Grund eurer Anreise. Und du bist sicher, dich an nichts erinnern zu können?" Ich erzählte ihm alles, woran ich mich noch erinnerte, bis zu dem Punkt, da ich Raj und Kayâ traf. Er nickte nur stumm und schien dann angestrengt zu überlegen. Unbeholfen schaute ich meine einzigen Bekannten an, doch diese schauten nur konzentriert zum König. Also warten. Und wir warteten lange, zumindest kam es mir so vor. Aber aus irgendeinem Grund kam es mir so vor, als wäre ich es gewohnt, lange zeit still zu sitzen und zu warten. Der König sagte etwas in der fremden Sprache und Raj und Kayâ reagierten, indem sie aufstanden und eilig aus dem Raum liefen. Natürlich folgte ich ihnen. Draußen erzählten sie mir, der König würde uns für diese Nacht Unterschlupf geben und würde uns morgen seine Entscheidung mitteilen, was aus mir werden sollte. Als ich sie nach der fremden Sprache fragte, winkten sie nur ab und sagten, sie wären müde von der Reise und würden sich nun schlafen legen. Eine Zofe brachte sie in ihr Zimmer. Eine Andere begleitete mich zu meinem Zimmer, ausgestattet mit einem Himmelbett, einer Kommode und einem Kamin. Er war wohlig warm und gemütlich, aber das war mir egal. Was mich viel eher schockte, war der Anbick, der sich mir bot, da ich das erste Mal in einen Spiegel schaute. Die Zofe wollte mich auskleiden und als ich mich ein wenig drehte, sah ich sie spiegelverkehrt mit einer anderen Frau. Es dauerte nicht lange, da ich verstand, was das Objekt war, das über der Kommode hing. Neben der normal gekleideten Braunhaarigen Frau stand ein..Wesen, von sehr schöner Statur. Sie hatte überaus weibliche Kurven, schwarz-grünes Haar, dass ihr bis zu Taille ging, blasse Haut übersät von Narben und blauen Flecken und, besonders auffällig, leuchtend rote Augen. Der Schock traf mich noch viel tiefer, als ich verstand, dass Ich das war. Mit einem Male verstand ich die vielen misstrauischen Blicke. Jemanden wie mich hatte ich in meinem neuen Leben noch nie gesehen. Doch ich ließ mir nichts anmerken und wartete bis die Zofe ging, um mich noch weitere Stunden anzustarren, von allen Seiten, die roten Augen zu untersuchen und mein Alter zu schätzen. Etwa 17 musste ich sein. zwischen 17 und 20. Nicht älter. Doch war ich längst kein Kind mehr, sondern eine höchst jugendlich aussehende Frau. Als ich vor Übermüdung mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte, beschloss ich, mich wieder ins Bett zu legen, um auf den morgigen Tag der Entscheidung bereit zu sein. Mein Traum war wirr. Alles war in Grautönen gehalten, ich sah und hörte Raben krächzen und Wölfe jaulen, spürte die Kälte und erinnerte mich plötzlich an etwas... Kapitel 4: Erinnerung --------------------- Es war weiß und kalt im Traum. Ich spürte den Schmerz an meinen Füßen, schritt für schritt. Mein Kopf war leer.Wo war er gewesen? Warum war er nicht gekommen? Was war passiert? Sie wollten sich doch an der Ruine treffen , wo sie früher immer spielten, als der Kiriigo-Pass noch begehbar war. Irgendwas war da noch, aber die Erinnerung verblasste schon. Bevor ich aus meinem langen Traum aufwachte, hörte ich noch das leichte Tippeln samter Pfoten auf dem Schnee, und das Jaulen der Wölfe, bevor ich angegriffen wurde. Mit einem Schrei fuhr ich hoch. Die Dienerin, die mich eben mit einem nassen Tuch im Gesicht abwischte, erschreckte sich furchtbar und fiel rücklings hinter. Ein unterdrücktes Keuchen kam über ihre Lippen, als sie unsanft auf den Boden prallte. Ich bemerkte das alles nur beiläufig. Vorerst war ich voll und ganz damit beschäftigt zu Atmen. Ich starrte an die gegenüberliegende weiße Wand und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich hatte mich wirklich erinnert! Da war eine Ruine, Hinter dem Dorf, den Pass entlang, der nun völlig verschneit ist. Es stimmt ich erinnere mich, ich war früher oft dort. Mit irgendjemandem. Aber ich konnte mich nicht erinnern, mit wem. Langsam kam mein Kreislauf auch wieder in Schwung, und ich entschloss mich, der noch immer am Boden liegenden Dienerin zu helfen. Doch als ich ihr meine Hilfe anbot, sprang sie nur gehetzt auf, wedelte mit der Hand und sprach:" Nein, Herrin, danke, es war mein Fehler. Ihr hattet Fieber und man befahl mir, euch zu pflegen bis ihr aufwacht. Nun würde ich euch vom König bitten, ins den Saal zu kommen." Damit verbeugte sie sich unbeholfen und machte kehrt. Sie stürzte geradezu hinaus. Stirnrunzelnd sah ich ihr nach. Ich wechselte meine Kleidung und aß etwas von dem kleinen Frühstücksmahl, das man mir da ließ. Schließlich ging ich doch, in der Hoffnung, ich würde mich an den Weg dorthin erinnern, bzw., emand würde auf mich warten, mich zu begleiten. Doch als ich die Tür hinter mir schloss, war da niemand und ich machte mich allein auf den Weg durch des König's Haus. Ich fand den Weg sogar recht gut, wenn ich auch zwei, drei mal falsch abbog. Als ich die letzte Treppe hinunter ging, spürte ich nur urplötzlich etwas warmes auf meinem Mund, etwas lebendiges, etwas chemisches. Mein erster Gedanke war "Wie konnte sich jemand dererlei leise an mich heranschleichen?" Dann klappte ich weg, Der "Schatten" wendete einen Griff an, der einen für kurze Zeit außer Gefecht setzte. Als ich wieder zu mir kam, roch ich zuerst den Duft von Lavendel. Dann sah ich den dunklen Raum, in dem ich mich befand und dann spürte ich die Fesseln an meinen Händen und Füßen, sowie das Tuch, das man mir improvisiert in den Mund gestopft hatte. Aus reinem Protest wollte ich anfangen zu schimpfen, aber das Tuch verweigerte mir auch nur die Aussprache eines einzigen Wortes. Dann nahm ich auch endlich die Anwesenheit der Person war, die so stark nach Lavendel roch, wahr. Er war männlich, ein ausgewachsener Mann, aber noch sehr jung. Ich schätzte ihn auf meine Alterstufe, vielleicht etwas älter. Seine Stimme klang zwar rau, aber irgendwie auch besänftigend: "Wenn du mir verspricht, still zu sein, dann kann ich dir diese albernen Dinge abnehmen. Und ich verspreche, dir geschieht nichts, Amaya." Irgendetwas an seine Art versicherte mir, dass er die Wahrheit sagte, und so nickte ich nur stumm. Dabei konnte ich noch nichteinmal sein Gesicht sehen, so dunkel war es. Er nahm mir die Fesseln und das Tuch ab und half mir, mich aufzusetzen. Vorwurfsvoll schaute ich ihn an. Ich war stumm, hatte ich das Gefühl. Etwas in mir weigerte sich, zu sprechen. "... Du hast dein Gedächtnis verloren, nicht wahr?" er seufzte kurz und tief. "Hätte ich schon früher gewusst, dass du eine von uns bist, hätte ich dich mitgenommen und eingeweiht, aber du bist erst viel später erwacht, als die meisten." Mich irritierte die Art und Weise, wie er mit mir sprach, viel mehr, als das, was er sagte. Er redete beinahe mit mir, als würde er mich schon ewig kennen. Dieser Gedanke ließ mein herz hoch springen; vielleicht würde ich etwas über meine Vergangenheit erfahren! Er starrte mich an, ich immernoch unfähig zu sprechen. "Ich weiß, das Ganze verwirrt dich jetzt, aber du darfst nicht zurück zum König und auch die Familie darfst du nie wieder sehen. Ich werde es so einrichten, dass es aussieht, als wärest du geflohen. Aber zuerst musst du mit mir kommen. Es ist sehr dumm und gefährlich, dich weiterhin in deiner jetzigen Form zu zeigen. " Und damit legte er mir ein Cape um, zog es mir über die Augen und verlangte, dass ich aufstehe und ihm folge. Ich tat es. Sein Lavendelduft zog mich in seinen Bann. Kapitel 5: Die Organisation der 'Nakou' --------------------------------------- Wir schlichen uns hinaus, gingen einige versteckte Umwege, damit man uns nicht sah. Ich weiß nicht, warum ich ihm folgte. Er hatte etwas an sich, was mich in seinen Bann zog. Er kam mir so vertraut vor. Sein Gesicht sah ich erst, als wir draußen in der Stadt waren. Sein Haar war schwarz und etwas zu lang für einen Mann. Sein Gesicht war einfach nur schön. Er hatte sanft-grüne Augen, wie das einer Wiese im leichten Sommerwind. Manchmal blitzte es im Licht unnatürlich auf, aber es sah eher so aus, als würde die Sonne sich an Grashalmen brechen. Alles an ihm machte mich stutzig. Sogar seine Kleidung. Er trug einen Pullover und eine Hose, ganz normal, aber er trug auch Schulterschutz und hohe feste Stiefel. An seiner Brust hingen 3 Ketten mit kleinen weißen Kügelchen daran, von einem Schulterschutz zum anderen gespannt. Und ein Halsband, was seinen gesamten Hals bedeckte. Es schien, als würde da noch etwas dran gehören, aber es fehlte.. Alles an ihm erinnerte mich an einen Krieger. Aber irgendwie sah er auch ganz normal aus. Und noch immer kam er mir so bekannt vor. "Hierlang."sagte er, "benimm dich möglichst unauffällig, es ist nicht weit, bis zum Lager." Ich gehorchte und wie gingen durch die Stadt. Jetzt trafen uns keine seltsamen Blicke mehr. Wir waren nur ganz normale Bürger die unterwegs waren. An einem unscheinbaren Haus machten wir halt. Er sah sich kurz um, und öffnete dann die Tür. Wir traten ein und gingen sofort in den Keller. Unten öffnete er eine Tür, die völlig unpassend in der Wand klaffte. Er hielt seine Hand dagegen und murmelte ein paar Worte in einer mir fremden Sprache. Die Tür öffnete sich und wir gingen hindurch. Dahinter erstreckte sich eine unterirdische Stadt. Zumindest kam es mir so vor. Eigentlich war es nur ein gigantisches Lager, ausgestattet mit Garten, Trainingsparcours und Wohnanlagen. Es sieht aus, als würde man hier Krieger ausbilden, schoss es mir in den Kopf. "Hier wären wir. Von heute an wirst du hier wohnen. Aber zuerst, komm mit, ich stelle dich dem 'Großen' vor. Er wird dir alles erklären" Damit lächelte er das schönste Lächeln und ging voraus. Wieder folgte ich seinem Lavendelgeruch. Der 'Große' war ein stattlicher Mann, um die 30. Er sah eher aus wie ein Oberoffizier als alles andere. Er hatte braune Augen, die beinahe schwarz waren. Vielleicht waren sie das auch. Ich stellte mich vor ihn und auf eine Geste seinerseits kniete ich mich vor ihm hin. Er stand auf und betrachtete mich von allen Seiten. Dann gab er mir mit einer weiteren Geste zu verstehen, ihm zu folgen. Wir verließen den Saal, ähnlich dem des Königs, in den mich der Unbekannte gebracht hatte, und gingen in einen Raum, der wohl ein Esszimmer darstellen sollte. Ich setzte mich auf einen Stuhl und der 'Große' ebenfalls. Er sah mir tief in die Augen und spätestens da bemerkte ich, dass seine Augen wirklich schwarz waren. "Wie ist dein Name?"fragte er. Und erst jetzt konnte ich wieder Gebrauch von meiner Stimme machen. "Amaya. Zumindest nennt man mich so. Ich erinnere mich nicht." Er ließ sich keinerlei Reaktion anmerken, dachte nur kurz nach und fragte dann:" Weißt du denn, wo du bist? Er wartete nicht mal eine Antwort ab." Das hier ist das Lager der 'Nakou'. Eine Organisation oder Gruppe, die sich gegen die Welt verschworen hat. Weißt du, wir sind alle anders hier, als die anderen. Haben besondere Gaben oder sind genetisch mutiert oder Ähnliches.Und du bist auch so eine. Ist die aufgefallen, dass du außergewöhnlich hübsch bist, und deine Augenfarbe anders ist, als die der normalen Menschen?Man nennt euch ' Mensaria'. Ihr könnt eure Gestalt wechseln. Dein Begleiter ist auch so jemand. Aber du scheinst erst vor Kurzem erwacht zu sein und hast das Gestalten-wechseln noch nicht erlernt. Aber das wirst du noch, keine Sorge, und wenn es soweit ist, wird dich niemand in der Stadt mehr wiedererkennen und du kannst dort als Fassade ein normales Leben führen. Ich möchte dir noch erklären, was wir hier machen. Was unser Ziel ist. Wir haben vor, diese Welt zu vernichten. Mit all diesen dummen Menschenwesen. Doch zuerst müssen wir alle 'Anderen' dieser Erde versammeln und Ausbilden, um dann in einem letzten Krieg die Menschen zu vernichten. Dann würden sich die letzten Überlebenden von uns in Verborgenheit zurückziehen und warten, was die Erde neues hervorbringt. Was hälst du davon? Bist du dabei?" Er erzählte es zwar sehr leidenschaftlich, aber es wirkte trotzdem so, als hätte er es schon tausendmal gesagt. Ich war ein wenig überwältigt. Ich sollte ausgebildet werden? Zur kriegerin? Um Menschen zu töten? Um Raj und Kayâ zu töten? Aber irgendwie gefiel mir der Gedanke an einer Menschenlosen Welt. Nur uns, die Anderen. Ich fühlte mich, als hätte ich meine Familie gefunden. Hier war also mein Platz. Ich nickte nur, und meinte unbeholfen, dass ich mich geehrt fühlen würde. Er lächelte und bedachte den Unbekannten mit einer Geste, mich fortzubringen. Er geleitete mich durch das Lager und erklärte mir die verschiedenen Orte und deren Funktionen. Einige sah ich trainieren; mit Schwertern, Stäben, Äxten und Hammern und einige andere Metallene ..Dinger die ich noch nie gesehen hatte. Aber er zeigte mir auch einen großen Raum, gefüllt mit Kerzen und Decken auf denen einige meditierten. Es war ein seltsamer Anblick. Dann kam ich ihn mein Zimmer, direkt neben seinem. Er brachte mir Kleider und zeigte mir den Waschraum. "So. Das war's erstmal. Ruh dich ein wenig aus. Ich geben dir 3Stunden, dann komme ich wieder."Er wandte sich zu gehen um" ach und, ich bin übrigens Ren. Und von heute an dein Partner."Er lächelte" ich freue mich sehr, dass wir uns endlich wiedersehen, Amaya." und damit ging er. Kapitel 6: Die Verwandlung -------------------------- Ich war lange nicht dazu in der Lage, auch nur einen Finger zu rühren. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass bereits 2 der 3 stunden vergangen sein mussten, die Ren mir gab. Ren, mein Partner. Ren, mein Partner, der mich kannte. Von früher. Noch immer starrte ich stur gerade aus, die Wechselsachen auf meinem Schoß, der Blick auf die Tür gebannt. Ich war schon ein wenig erstaunt, dass mein Kopf noch immer auf meinem Hals steckte, denn er fühlte sich an, als würde er jede Sekunde einfach herunter fallen. Ich ließ meinen Blick sinken; die erste Geste, die ich außer zwinkern seit Stunden tat, und dachte noch einmal nach. Ich war also eine, wie sagten sie gleich, 'Mensaria', eine Gestaltenwandlerin. Dies hier ist das Lager und die Ausbildungsstätte der 'Nakou', eine Organisation Übernatürlicher Wesen, die die humane Lebensform auslöschen will, ... Natürlich, dachte ich, das war ja mal wieder so klar, dass ausgerechnet ich in so was gerate. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen, als ich mir diese bizarre Vorstellung durch den Kopf gingen ließ. Ich entschied noch schnell ein Bad zu nehmen, bevor Ren zurückkehren würde, und bewegte mich mit ruppigen Bewegungen in den Waschraum. Zu allem Übel wurde mir in dem klaren Wasser immer mehr bewusst, dass all das Realität war, und dass ich tatsächlich zugestimmt hatte, mich einer Armee anzuschließen, die nichtsahnende Menschen töten will. Ein wenig Panik bekam ich da schon. Aber der Gedanke, einen Platz in der Welt, wo ich hingehören zu sein scheinte, gefunden zu haben, und jemanden zu kennen, der mir etwas über meine Vergangenheit berichten kann, machte mich sehr glücklich. In dem Waschraum war ein Spiegel angebracht. Ich wagte einen Blick hinein. Noch immer stand dieses absurd schöne Wesen vor mir und starrte mich mit diesen krass-leuchtenden roten Augen an. Wenn Ren auch wie ich war, wieso waren seine Augen dann so wunderschön grün und nicht so leuchtend-rot? In diesem Moment, da ich meine Figur genauer unter die Lupe nahm, hörte ich es im Nebenzimmer an der Tür klopfen. Erschrocken ließ ich das Handtuch fallen, zog es panisch wieder hoch und stammelte nur ein 'ich komme gleich' vor mir her. ich griff nach den Sachen, die ich bis vor einer Stunde noch auf meinen Schoß liegen hatte und kleidete mich schnell ein. Dann rief ich nur, etwas zu hektisch, 'herein!' und die Tür öffnete sich. Es war Ren, der mit zugedeckten Augen das Zimmer betrat. Etwas rot im Gesicht fragte er, ob er denn gucken dürfte, und ich erlaubte es ihm nur unbeholfen. Danke. Er lächelte ein verlegenes Lächeln. Wenn du noch etwas Zeit brauchst, dann sag es, und ich komme später wieder. Ich schüttelte den Kopf und meinte nur, ich wäre eben fertig geworden. Eigentlich hätte ich ruhig noch etwas Zeit gebrauchen können, zum Beispiel, um mir die Sachen die ich anhatte, erst einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Alles war ich beim Anziehen bemerkte war, dass sie rosa und purpur waren und mit vielen Stricken verziert. Eigentlich ein einfaches Gewand, aber durchaus mit gewissem Reiz. Ren platzte in meine Gedanken. Steht dir übrigens gut, das Kleid. Vielleicht wäre für dich etwas anderes angemessener, aber das ist nunmal die Alltagskleidung der Menschen hier, und du sollst dich ja vorerst ihnen anzupassen lernen. Wenn du bereit bist, lass uns gehen. Du musst zu allererst lernen, wie man sich verwandelt, damit du dich unter das Volk mischen kannst. Da ich ein Gestaltenwandler bin, lehre ich dich dieses Handwerk. Fragen kannst du nebenbei stellen. Komm! Und damit sprintete er los und ich, ohne zu zögern, hinterher. Wir rannten nicht sonderlich schnell, für meinen Geschmack, aber dennoch war es ein tolles Gefühl, den eisigen Wind auf meiner Haut zu spüren. Auf einem großen leeren Platz machte er Halt. Er wartete, bis ich ankam und stehen blieb. Dann lächelte er mich an, schloss die Augen und plötzlich umgab ihn ein Kokon. Wie aus dem Nichts, war dieses Monstrum um ihn erschienen und umschloss ihn. Doch es dauerte keine drei Sekunden, da schrumpfte er wieder in sich zusammen und wurde zu Asche. Vor mir stand nicht mehr Ren. Es war ein Krieger. Bodenlange schwarze Haare, eine Statur von der jeder Mann nur träumen konnte, ein langes, kantiges Gesicht, keine Spur mehr von kindlichen Zügen, und die zwei auffälligsten Veränderungen: rot-glühend stechende Augen und gigantische schwarze Schwingen, die auf dem Rücken prangten. Alles, was von dem Ren, den ich kannte, geblieben zu sein schien, war die Kleidung. Dieser fremde Mann kam auf mich zu. Er war nun um weitere zwei Köpfe größer. Bedrohlich senkte sich sein beißender Blick auf mich. Und doch empfand ich ihn nur als 'schön'. Seine Stimme dröhnte unter seinem Halsband hervor. Jetzt du. Es waren Zauberworte. Ich spürte etwas in mir aufflammen, ein Gefühl, als wollte alles in mir zerspringen, ja geradezu explodieren! Ich loss meine Augen, Angst vor dem Unbekannten, und fühlte Federn auf meiner Haut. Von Neugierde getrieben öffnete ich sie wieder und sah tausende von Raben um mich kreisen. Sie sangen ein Lied, das unheimlich beruhigend wirkte. Dann hörte ich nur das Krächzen und sie verschwanden wieder. Sie waren einfach weg. Entsetzt und überwältigt schaute ich dem nun wieder zurückverwandelten Ren in die sanft-grünen Augen. Er lächelte zufrieden und klatschte. Sieh an, sieh an, ein Naturtalent! Freundschaftlich klopfte er mir auf die Schultern. Ich verstand nicht,was er meinte, aber er sagte nur, ich hätte die Verwandlung zum Menschen bereits voll im Griff und müsse mir keine Sorgen machen. Schon morgen könne ich wieder in die Stadt. Diese Form wirst du erst einmal eine Weile beibehalten. Geh jetzt nachhause und ruh dich aus. Die erste Verwandlung kostet einen viel Kraft. Und keine Sorge, deine eigentliche Form wirst du schon zurück erlangen können, das verspreche ich dir. Jetzt geh aber, und schau doch mal in den Spiegel, ja? Noch einmal klopfte er mir auf die Schultern und rannte dann weg. Verdutzt ging ich den Weg zurück, den wir gekommen waren. Als ich dann endlich mein Zimmer gefunden hatte, fiel ich beinahe todmüde ins Bett. Ein wenig verwundert hat mich die Tatsache schon, dass ich so müde war, aber er meinte ja, es würde viel Kraft kosten. Was genau war eigentlich passiert. Ich erinnerte mich an seine Worte über den Spiegel und kämpfte mich mühsam vom Bett hoch, ins Nebenzimmer zum Spiegel zu gehen. Wie auch bei Ren war ich nicht mehr wieder zu erkennen. Nur irgendwie andersherum. Jetzt sah ich schon viel ... menschlicher aus. Mein Haar war nicht mehr bis zur Taille und schwarz-grün, sondern schulterlang und dunkelbraun bis schwarz. Die Figur war nicht mehr ganz so perfekt und graziös, sondern eher klein und zerbrechlich. Auch das Gesicht war nicht mehr makellos fein und wie gemalt, sondern eben einfach.. normal. Aber am besten gefielen mir meine Augen. Sie waren nicht mehr leuchten-rot, sondern blass-grau. Aber von sehr tiefer Farbe. Sie sahen sehr schön aus. Mir gefiel mein neues Antlitz. Das meinte Ren also. Dann habe ich Ren auch nur die meiste Zeit in seiner verwandelten Form gesehen und dieses beängstigende Wesen vorhin war.. sein wahres Ich. Ein Schauder lief mir über den Rücken. Aber ich war auch zu müde, darüber nach zu denken. Ein wenig ärgerte ich mich schon, da ich völlig vergessen hatte, dass ich Ren noch soviel über meine Herkunft fragen wollte. Immerhin meinte er, es sei schön, dass wir uns wiedersehen. Demnach musste er mich ja von früher kennen, oder? Mit meinen Spekulationen über verschiedene Vergangenheiten, die haben könnte, von normalen Familienverhältnissen, bis hin zu Verfolgungsjagten, schlief ich ein. Kapitel 7: Die Prüfung ---------------------- Die folgenden Tage wurden zu einem höllischen Treiben. Bereits vor Sonnenaufgang kam Ren in mein Zimmer um mich zu wecken und beging mit mir das Training, das erst kurz nach Sonnenuntergang enden sollte. Die erste Zeit zeigte er mir, wie Menschen sich bewegten, wie sie atmeten, wie sie schauten, wie sie ihr Leben durchgingen, ohne Fragen zu stellen. Er übte mit mir die Menschlichkeit. Wenig später kam das Schwerttraining dazu. Ich lernte vorerst nur einfachste Tricks, wie man die Klinge schnell richtig in die Hand bekommt, wie man Dolche stößt und wirft, wie man zusticht, sich bremst. Später begann er mit mir zu kämpfen. Nach Sonnenuntergang gingen wir zum Meditationsraum. Dort roch es nach Eukalyptus. Wir saßen meist zu viert in einem Raum, nach Osten gerichtet mit geschlossenen Augen und konzentrierten uns auf das Treiben der Welt. Manche begannen in Trance zu summen und auch ich ertappte mich dabei, wie ich eine unbekannte Melodie mitsang. Es war ein wahnsinniges Gefühl von Selbstbeherrschung. Nachts fiel ich halb tot ins Bett. Es war ermüdend und dennoch spürte ich, wie ich mir selbst immer näher kam und immer mehr lernte. Ich wurde zum aufmerksamen Menschen. Etwa 3 Monate nach meinem Erwachen kam Ren wie immer zu mir ins Zimmer, weit vor Sonnenaufgang. Ich bemerkte sofort, dass die Trainingszeit noch nicht begonnen hatte. Und noch etwas fiel mir auf: Ren hatte seine wahre Gestalt angenommen. Amaya? fragte er ruhig. Komm mit. Du bist soweit, deine Prüfung abzulegen. Dann wirst du die nächste Stufe lernen. Ich sagte nichts. Ich nickte nur und folgte dem Duft von Lavendel, der auf eine merkwürdige weise stärker als sonst zu sein schien. Er ging mit mir nach draußen. Richtig aus dem Lager raus. Es gab einen Weg unter der Mauer durch. Wir gingen zu einem Hügel. Es wurde langsam hell, man merkte, dass langsam Frühling wurde, und Insekten krabbelten auf dem Gras. Ein wunderbarer Blumenduft lullte uns ein und wollte uns in Wohlwollen entführen. Ren brach das Schweigen. Er drehte sich langsam zu mir herum und lächelte. Du bist schon eine Weile hier, Amaya. Aber du weißt weder über das System noch über dich selbst Bescheid. Du lernst hier. Du bekommst einen Partner, der gleichzeitig dein Meister sein wird. Er bildet dich in allen Lagen aus. Die erste Stufe ist für alle gleich. Erste Verteidigungs- und Angriffslehrern, schwertkampf, Selbstfindungs-und Konzentrationsprozesse und Anpassung an die Menschenwelt. Hält dein Meister dich für fortgeschritten genug, legst du eine Prüfung ab und darfst die nächste Stufe passieren. Sie geht genauer auf dich ein. Es wird eine kampfart für dich gefunden, deine speziellen Fähigkeiten werden erprobt und gestärkt, bei dir deine Kräfte als Mensaria und du wirst dich in der Außenwelt praktizieren. Ich halte dich nun für bereit. Du bist lernfähiger als die meisten, aber dein Vorteil ist, dass dein Geist gelöst ist. Du hast keine Vergangenheit, amaya, und das macht dich stark. Es war für ihn das erste Mal, merkte ich. Ich war seine einzige Partnerin. Er musste selbst vorher alles durchstehen. Gespannt blickte ich ihn wortlos an. Zuerst wirst du mit mir kämpfen. Besiegst du mich, bekommst du dein eigenes Schwert. Verlierst du, stirbst du. Anschließend will ich, dass du deine ursprüngliche Form annimmst. Mental müsstest du bereit dazu sein. Und damit zog er sein Schwert. Ich sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. "Verlierst du, stirbst du." hallte in meinem Kopf wider. Er warf mir ein Schwert zu und ich ging widerwillig in Kampfposition. Alles wie immer, sagte ich mir, alles wie immer. Ich habe ihn schon oft besiegt, nur seine Form machte mich nervös. Auch er begab sich in Kampfpostion und ein leichter Wind ließ sein Haar wedeln. Wenn du die Prüfung bestanden hast, erzähle ich dir von dir. Mein Wille wurde stark. Mit einem Kampfschrei sprang er los, auf mich zu. Seine Klinge setzte nach meinem Hals, verfehlte sie leicht und er sprang zurück um erneut anzugreifen. Ich parierte ihn mit meinem Schwert und rollte mich zur Seite ab. Ein starker Wind kam auf und schleuderte uns Staubkörner und Dreck in die Augen. Wir prallten voneinander ab und landeten circa fünf Meter voneinander entfernt im Gras. Er knurrte. Ich konnte es hören. Wie ein Hund. Als er erneut dazu ansetzte, anzugreifen, verlor er den Halt auf dem matschigen Boden. Ich ergriff den winzigen Moment und sprintete auf ihn zu. Blitzschnell wich er aus und ich setzet mit zwei, drei Hieben nach, ohne zu treffen. Immer stärker wehte der Wind und graue Wolken flackerten über unseren Köpfen. Der frühlingshafte Morgen schien wie weggeblasen. Beim letzten Sprung steltte ich ihm ein Bein und verletzte ihn am Arm mit einer dünnen Wunde. Ein Kratzer, nichts weiter, und dennoch ließ mich dieser winzige Erfolg gemischt mit der Stimmung des Sturmes, euphorisch aufspringen. Ich stach nach ihm, versuchte ihn zu treffen, aber blieb erfolglos. Eine Strähne seines Haares fiel meinen Klingen zum Opfer. Missmutig betrachtete er sein nun ungleiches Haar. Er knurrte und sprang auf mich zu, währrend ich graziös einen Haken schlug und rannte. Ich kletterte schnell einen umstehenden Baum hinauf, und warf einige zweige nach ihm. Er stand unten und blickte hinauf. Es wirkte ein wenig wie ein Hund, der einer Katze auf einem Baum entgegenblickt. Jetzt wirst du albern, Amaya. Erlaubt ist zwar alles, aber wie willst du da fertig werden? Er lachte und es klang wunderbar. Ich grinste spöttisch und zielte mit einem Zweig direkt nach seinem Auge. Er schlug das Stück Holz beinahe beiläufig weg, doch dieser winzige Moment reichte mir, ihn direkt anzugreifen. Ich sprang vom Baum, direkt in seine Arme und noch bevor er auch nur blinzeln konnte, steckte mein Schwert zwischen seiner Brust und seinem linken Arm. Verdutzt blickte er mich an. Ich lächelte. Gewonnen, würd ich mal sagen. Ungläubig schaute Ren zu dem Schwert was jetzt in seiner Brust klaffen würde. Er ging ein, zwei Schritte zurück und sah mich an. Der Sturm beruhigte sich langsam. Die Wolken verzogen sich. Gedemütigt blickte er zu Boden.Dann lächelte er. Du hast Recht. Du hast gewonnen. Du hättest mich töten können. Danke, dass du es nicht getan hast. Solche Verletzungen heilen nur langsam. Damit hast du den ersten Teil der Prüfung bestanden. Er blickte mich hämisch an Das war furchtbar albern von dir, aber unglaublig klug. und dann lachte er laut und frei. Ohne zu fragen nahm er mein Schwert an sich und konzentrierte sich einige Minuten darauf. Seine Augen waren dabei geschlossen, er sah ernst aus. Der Sturm war mittlerweile gänzlich verzogen und die Vögel begannen vorsichtig zu singen. Ren's Duft überdeckte selbst den der Blumen. Ich bemerkte ein eigenartiges Pulsieren in der Athmosphäre, welches mich aus meinen Gedanken riss. Das Schwert verformte sich. Es schien zu verschwimmen und wurde unklar. Ren schlug die Augen auf und mit einem Mal war das Schwert ein anderes. Klar. Es war länger und schmaler, sein Griff war geriffelt. Als ich es in der Hand hielt, fühlte es sich warm und lebendig an. Ich ließ es Kurven in der Luft schneiden, machte einige Angriffe und bermerkte, wie leicht es war. Man konnte mit dem Schwert tanzen. Du bist leicht wie eine Feder, drang Ren in meine Gedanken, eine richtige Tänzerin. Du beherrschst den Wind, Amaya. Plötzlich lachte er. Den zweiten Teil der Prüfung hast du aucb bestanden, wie's scheint. Verwirrt blickte ich ihn an. Dann schaute ich erschrocken an mir herunter, und erinnerte mich vage daran, dass Raben in einem Moment um mich kreisten. Mein Haar war wieder schwarzgrün, meine Gestalt wunderbar und stark und demnach auch meine Augen beißend rot. Ich hatte mich verwandelt, ohne es zu bemerken. Ich konzentrierte mich einen Augenblick und schloss die Augen. Da war wieder das Gefühl von Innerer Selbstbehrerrschung und das Krächzen der Raben. Als ich die Augen aufschlug, war ich wieder wie vorher ein normaler Mensch. Erneut führte ich die Prozedur durch und wurde wieder zum Monster. Es funktionierte. Ich konnte die Gestalten wechseln, wie es mir beliebte. Verblüfft über diese Leichtigkeit schaue ich den ebenfalls verwandelten Ren an. Seine nun wieder grünen Augen zeigen ein ehrlich-stolzes Lächeln. Schön, sagt er, du bist wunderbar. Komm mit auf den Hügel. Dort zeige ich dir noch etwas und dann erzähle ich dir etwas über dich und uns. Er zeigte auf einen kleinen Berg, der bereits völlig von grünen Gras bedeckt war und lief los. Kapitel 8: Erste Schritte ------------------------- Die Sonne war gänzlich aufgegangen, als wir uns am oberen Teil des Hügels niederließen. Ren streckte sich auf dem Gras aus und so saßen wir eine Weile, erschöpft vom Kampf und zufrieden mit der Welt schweigend nebeneinander. Plötzlich seufzte er, schwang sich hoch und reichte mir, geradezu beiläufig, einen Apfel. Schon aus Reflex nahm ich ihn an, auch wenn ich weder Hunger, noch Appetit hatte, noch Äpfel meine Leibspeise waren. Statt hinein zu beißen drehte ich ihn ein wenig in meiner Hand und musterte ihn. Er war grün. So grün wie Rens Augen. Noch während ich hinein biss, kam mir der Gedanke, dass mir ein roter Apfel lieber gewesen wäre, ohne zu wissen, wo da der Unterschied lag. Ren starrte Richtung Westen, die Hände selbstzufrieden in die Hüfte stützend und hatte die Augen geschlossen. Er wirkte aber nicht konzentriert, wie bei Meditationsübungen, sondern vielmehr befreit und voller Optimismus. Er winkte mich heran, ohne etwas an seiner Position zu ändern. Ich stellte mich neben ihn und blickte hinunter in die große Hauptstadt. Sie war noch einige Meilen entfernt, aber dennoch war mir nie bewusst, wie nah die Stadt an unserem Quartier war. Ich wunderte mich, dass man uns noch nicht gefunden hatte. Dorthin werden wir morgen gehen, Amaya. sagte Ren, und brach damit die Stille. Du bist soweit, dich unter Menschen sehen zu lassen. Keine Sorge, deine 'normale' Gestalt kennt niemand. Solange du dich ruhig verhälst und dein Wesen unter Kontrolle hälst, passiert nichts. Und noch etwas... Ren bracht ab und drehte sich ruhig zu mir um. Sein Blick hing lang an meinen Augen und sank dann zu meinem Schwert, das noch immer in meiner Hand ruhte. Er streckte die Hand danach aus und drehte es einige Male in der Hand. Aus irgendeinem Grund missfiel es mir, wenn er, bzw, jemand anderes als Ich, es in der Hand hielt. Er reichte es mir schließlich zurück. Im nächsten Moment hielt er sein eigenes Schwert in der Hand. Erschrocken wunderte ich mich, wo es herkam. Amüsiert über meine Unsicherheit lächelte mich Ren an. Er legte das Schwert, schwarz, massig und lang (es sah durchaus majestätisch und vor allem schwer aus) leicht mit dem Griff auf seine Hand-innenseite. Und dann geschah etwas gänzlich seltsames. Das Schwert schien sich in seine Haut einzugraben, ja, sich geradezu darin aufzulösen. Die Haut an seinem Handgelenk schien das gesamte Schwert aufzusaugen, bis es gänzlich veschwunden und die leichten Anzeichnen am Handgelenk, die aussahen wie alte Brandwunden, verschwanden. Er lächelte mich an. Mir schien der Mund offen zu stehen, denn er hatte Mühe sich das Lachen zu verkneifen. Bist du überrascht? Je öfter du es machst, desto schneller geht es, bis es dein Feind schließlich gar nicht mehr sieht. Das Praktische an den Dingern ist, dass du immer eine Waffe dabei hast. Auch wenn du sie mal verlieren solltest, so kommt sie praktisch per gedankliche Bestellung zurück zu dir. Die meisten haben ein Schwert oder ein Dolch. Allerdings habe ich von Leuten gehört, die einen Hammer oder eine Streitaxt mit sich führten... Gesehen hab ich aber noch keinen. Naja, wie auch immer, du solltest es probieren! Ren zwinkerte mir aufmunternd zu, doch ich war zu nichts anderem fähig als ihn ungläubig anzustarren. Hatte er da etwa gerade wirklich gesagt, dass es Leute gibt, die Hammer und Streitaxt in ihrem Arm verschwinden lassen?! Und das sollte ich jetzt auch tun!? Da Ich in meiner Zeit im Lager allerdings stets Anweisungen bekam, bewegte sich meine Hand praktisch ohne mein Zutun zum Schwertgriff, es auf meine Hand zu legen. Und das Unglaubliche geschah: Das dünne wendige Schwert wurde warm, beinahe heiß und es kam mir vor, als pulsiere es leicht. Geradezu von Selbst zog es sich zum Handgelenk und verschwand darin, verschand in meiner blassen Haut. Es war weg. Ungläubig schaute ich meinen Arm an, dann Ren, dann wieder meinen Arm, dann wieder Ren, bis er mit einem Seufzen dieses Schauspiel unterbracht. Er befahl mir, dasSchwert mittels Gedanken wieder 'herauszupressen' und ich tat es. Erstaunt darüber, wie leicht es mir fiel, tat ich dies noch einige Male und gewöhnte mich auch langsam an diesen absurden Gedanken, dass so etwas möglich sein sollte. Der weitere Tag verlief ruhig. Von einigen Bekannte wurde mir ein Glückwunsch ausgesprochen, zur bestandenen Prüfung, und von manchen wenigen auch Respekt, wie schnell ich lernen würde. Ich hatte frei und blieb anfangs auch in meinem Zimmer. Allerdings entschied ich mich schließlich, lieber meditieren zu gehen und ich auf den kommenden Tag vorzubereiten. Schließlich war so ein Gang in die Stadt etwas Besonderes. Da waren Menschen, die von Hammern die in Handgelenken verschwinden und Verwandlungen umgeben von Raben nichts wussten. Und schon gar nichts, von einer Untergrundorganisation, die minderwertige Geschöpfe, wie Menschen es sind, auslöschen wollen. Auf diesen Gedanken hin, der automatisch vorgeschriebenen Hass und Niederträchtigkeit gegenüber den Menschen hervorrief, ging ich nun das erste Mal näher ein. Immerhin kannte ich die Menschen nicht. Ich hielt mich nicht für etwas Besseres. Ich kämpfte mit, weil man mir hier eine Identität, einen Platz in der Welt gab. Weil man mich hier brauchte. Aber die Motive, die man hier hat, vertrat ich nicht. Strinrunzelnd verschob ich diesen Gedanken auf später, wenn ich mehr wusste und machte mich auf zum Meditationsraum. Es war noch früh, nicht so früh wie am gestrigen Tag, doch früh genug um die Sonne aufgehen zu sehen, als Ren mein Zimmer betrat, mich zu wecken. Ich hatte eine unruhige Nacht, geplagt von Alpträumen, in denen Sturm und Krieg eine Rolle spielten. Ich musste im Traum über Nacht meine wahre Gestalt angenommen haben, denn Rens begrüßende Worte wiesen darauf hin, mich besser zu verwandeln. Und so tat ich es auch. Als Vorbereitung für den heutigen Stadtgang sollte ich ihm noch ganze fünf Mal zeigen, wie ich Shaarukhiin, so nannte ich mein eigenes Schwert, aus meinem Handgelenk zauberte. Als Ren dann endlich überzeugt war, dass ich es beherrschte, drückte er mir einen Klamottenberg in die Hand. Zieh dich um, dann laufen wir los. Wir müssen einige Botengänge in der Stadt machen. Hie und da ein paar Sachen kaufen. Sollte dir etwas gefallen, scheu dich nicht, du darfst dir etwas aussuchen. Ich warte dann draußen. sprach er, und mit seinem wunderschönen Lächeln verließ er den Raum. Noch etwas benommen von seinem Blick saß ich einige Momente nur da und starrte auf die Tür, in der er gerade noch stand. Was empfand ich eigentlich für ihn? Wie nennt man dieses Gefühl? Dieses Gefühl, ihm stets nachlaufen zu wollen. Mit einem Kopfschütteln unterbrach ich diesen Gedanken. Dafür war nun wirklich keine Zeit. Ich entfaltete das Bündel und ein schönes rotes Kleid kam zu Tage. Es war schlicht und dennoch graziös. Ich fragte mich, warum ich nicht mein Standardkleid tragen durfte, aber sie würden schon wissen, was sie tun. Also streifte ich mir den neumodischen Fummel über und begab mich nach draußen. Ren hatte sich ebenfalls umgezogen, und zugegeben, ein wenig stockte mir der Atem bei seinem Anblick. Als ich also, den kopf gesenkt, zu ihm trat, fing er an zu lachen: Amaya! Du siehst zauberhaft aus in dem Kleid. Aber ich finde nicht, dass du dich unbedingt so sehr anpassen musst, dass du schließlich die gleich Farbe hast wie es. Da wurde ich noch roter und blickte ihn vorsichtig an. Schlagartig wurde ich ruhig. In seinen Augen war weder Spott noch Sonstiges, sondern nichts anderes als warmherzige Liebe. Empfand er mir gegenüber vielleicht ganz ähnlich wie ich? Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon stürmte Ren los. Er sagte, wir würden kurz vor den Stadttoren Halt machen, um nicht aufzufallen. Zur Aufmunterung machten wir aus der Strecke sogleich ein kleines Wettrennen, dass Ren trotz allem gewinnen sollte. Doch es dauerte nicht lange, da wuchs die Stadt an und die Tore von Manoorj wurden größer, gewaltiger. Sie wirkten jetzt schon beinahe angsteinflößend. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wielange es nun wohl schon her war, dass ich hier war, doch es gelang mir nicht. Es mussten aber durchaus schon einige Monate sein. Wie versprochen hielten wir ungefähr drei Meilen vor den Toren an und liefen von dort aus wie normale Menschen weiter. Zu meiner Überraschung standen zwei Pferde für uns am Wegrand bereit. Etwas holprig schwang ich mich auf meine braune Stute und gemächlich ritten wir weiter. Ren erklärte, dass Menschen keine Ausdauer und Kraft hätten, einen weiten Weg zu Fuß zurück zulegen und darum Tiere wie diese benutzten. Auf meine Anmerkung, dass das ungerecht für die Tiere ist, lachte er nur traurig. Stumm ritten wir bis zum Eingang, sodass die Wachen, die davor positioniert waren, sich allmählich von Punkten zu Menschen entwickelten. Die Nervosität stieg mir zu Kopf. Ich befürchtete etwas falsch zu machen, oder mich gar, rein aus Aufregung und Unsicherheit zu verwandeln und alles zu vermasseln. Ren streichte meine Hand, und Ruhe kehrte wieder in meinen Körper. Er lächelte mir aufmunternd zu und erhob dann das Wort an die Wächter. Kapitel 9: Botengang -------------------- Seid gegrüßt. Meine Begleiterin und Ich bitten um Einlass. sprach Ren, scheinbar völlig eingeprobt, zu den hünenhaften Wächtern. Einer der Beiden winkte dem Wächter auf dem Turm zu, nachdem er sich mit einigen prüfenden Blicken davon überzeugt hatte, dass wir unbewaffnet (scheinbar unbewaffnet) waren, und das Tor öffnete sich, quitschend langsam. Kaum, dass ein Spalt, gerade groß genug um hindurchzugehen, entstand, brachte Ren sein Pferd in Bewegung. Meines folgte ohne mein Zutun. Auch, wenn ich schon einmal in Manoorj war, so traf mich dessen Größe und Pracht nun dennoch mit großer Wucht und ich verbrachte einige Sekunden damit, gedankenverloren vor mich hin zu starren und dem Treiben der Stadt zu lauschen. Voller Begeisterung schließlich, bogen wir in eine Gasse ein, die direkt zum Marktplatz führte. Man hörte Menschen um die Wette schreien und wieder andere um die Preise streiten. Es war faszinierend, aber mich überkam bei der Ansammlung sovieler Menschen, eine gewissen Panik, beinahe schon Klaustrophobie.Ren entging natürlich nicht, dass ich unweigerlich anfing, zu lahmen und auch er kam kurz vor Ende der Gasse zum Stehen. Er stieg ab und kam zu mir. Ziemlich viele Menschen, was? fragte er mit einem beiläufigen Lächeln. Ich nickte stumm, noch immer den Blick auf den vorliegenden Marktplatz gerichtet. Man dürfte uns hier nicht sehen können, denn wir standen im Schatten der hohen Häuser. Was für ein Botengang ist das eigentlich, Ren? Ich meine, was müüsen wir tun? fiel es mir ein, und ich riss mich von dem bunten Treiben los, um ihm in die Augen zu sehen. Ach, generell nichts Schlimmes. Wir brauchen ein paar Lebensmittel und ich muss ein, zwei Briefe wegbringen. Der Oberste schickt mehrere Male die Woche Leute von uns raus um sowas zu erledigen. Er lächelte. Mir wurde etwas leichter ums Herz. Irgendwo tief in mir, hatte ich Angst, dass wir jemandem Schaden zufügen würden. Doch mir blieb keine wirkliche Zeit aufzuatmen, da hatte Ren schon wieder mit ernstem Blick die Straße fixiert. Dann müssen wir allerdings noch woanders hin. Mein Herz machte einen Sprung. Warum schaute er denn so ernst? So machinell, beinahe, ja, und so, vorsichtig? Wieder kroch Panik in mir hoch. Panik, jemandem etwas zuleide fügen zu müssen. Doch da lächelte Ren auch schon wieder, etwas überstürzt, weil er meine Angst mitbekam. Oh, keine Sorge, Amaya, es ist nichts schlimmes.. Wir haben nur recht viel Zuwachs gehabt und einige von uns sind nicht gerade sehr gezügelt.. Er seufzte tief, als hänge er albernen Erinnerungen nach. Um ehrlich zu sein, gehen uns langsam die Waffen aus. Wir müssen auf den Schwarzmarkt, ein paar neue kaufen. Wieder ein Felsen, der mir vom Herzen fiel. Wenn auch nichts annähernd so leicht, wie ich erhofft hatte. Ren lächelte nach einer weiteren Denkpause, in der er vergeblich auf Antwort oder Reaktion wartete, und wandte sich wieder zu seinem Pferd. Aber er stieg nicht auf und auch ich stieg nun endgültig ab. Uns war es wohl beiden zuwider, auf einem armen Tier zu sitzen. Nach einigen Stunden, die wir größtenteils damit zubrachten, Beutel voll Gemüse und Obst einzukaufen, Brot zu erwerben und Briefe auszutragen, nahmen wir auf einem größer Stein am Markt Platz. Es war jetzt ruhiger als zu Mittagszeit und die Menschen begannen, ihre Marktstände abzubauen und zu verschwinden. Ren hatte mich zum Essen eingeladen. Genüsslich kauten wir an ein paar Bananen und ein Laib Brot. Als ich nervös Ren von den schiefen Blicken der Leute berichtete, lachte er schallend. Nun, sagte er, weißt du, die meisten Menschen essen Fleisch und braten ihr Gemüse. Sie machen ein riesiges Tohu-wa-bohu um ihre Mahlzeiten. Als wäre es nur gut, wenn es möglichst viel Aufwand mit sich brachte. Dass jemand einfach nur ein trockenes Stück Brot und etwas rohes Obst verzehrt bedeutet für sie Armut. Darum schauen sie schief. Ich nehme an, in dieser Stadt ist niemand arm. Sie zergehen hier an Luxus. und dabei wandelte sich die Belustigung in Hass in seinen Augen. Hass und Verachtung. Kaum, dass die Dunkelheit einbrach, machte sich Ren auf und zog mich mit sich. Er gab mir ein schwarzes Cape, das er wie damals, einfach aus dem Nichts zu ziehen scheint. Eigentlich lag es einfach nur gut versteckt auf dem Weg, wie er mir später erklärte. Sag jetzt einfach nichts, wenn wir auf dem Markt sind. Ich übernehme das Reden, du hilfst mir beim Tragen. Und achte darauf, dass man nicht zuviel von deinem Gesicht sieht. Ich nickte zur Bestätigung und etwas Adrenalin kroch in mir hoch. Etwa fünf Dutzend Schritte später waren krochen wir durch eine Gasse, und landeten auf einem kleineren Platz als der richtige Markt, aber dennoch nicht zu verachten. Dort standen fast ein Dutzend Menschen, geradezu auffällig unauffällig, herum und schauten in alle Richtungen. Ren steuerte zielsicher auf einen großen Mann mit dunkler aufwendiger Kleidung zu. Sie wechselten ein paar Worte und der Mann gewährte uns Einlass in ein kleines Haus, ganz in der Nähe. Das Licht war, mit Absicht, schwach gehalten. Er holte eine Kerze und stellte sie auf einen leeren Tisch. Dann verschwand er im Nebenzimmer und man hörte, wie er kramte. Ren schickte mir in der Zwischenzeit ein aufmunterndes Lächeln und war mit dem Betreten des Zimmers des Mannes wieder todernst. Dieser hatte einige Waffen geholt. Bögen, Schwerter, Äxte, Dolche, aber auch Schusswaffen. Die neuesten Waffen auf dem Markt, wie er beinahe stolz sagte. sie waren seltsam verzieht und ich konnte keine Schärfung oder sonstiges erkennen, womit man jemanden verletzen könnte. Doch der Mann erklärte, man würde mittels Druck kleine Kugeln abfeuern können, die den Körper durchbohren. Mich schauderte bei seiner leidenschaftlichen Erklärung und ich sah auch, dass Ren nicht begeistert war. Er entschied sich aber, zwei dieser Waffen zu kaufen. Nebst denen kaufte er ein paar Dutzend weitere Waffen, die wir in Säcke packten. Der Mann beschwichtigte uns, niemandem zu erzählen, wo die Waffen her seien, falls uns Wachen erwischen würden. Wie es schien, ging er stark davon aus. Auch ich fragte mich, wie wir hier wieder raus kommen wollten, mit Säcken voll Waffen, doch Ren schüttelte nur zuverlässig den Kopf, als ich ihn flüsternd danach fragte, um die Frage auf später zu verschieben. Wir verließen den 'Laden' mit 3 Säcken voll Waffen. Der Verkäufer winkte uns nett zu, er schien sehr zufrieden zu sein. Ren sprach kein Wort. Er bat mich darum, die Lebensmittelsäcke zu tragen, während er die Waffen nahm und ihm zu folgen. Da es Nacht war, erkannte ich kaum, wo er uns hinführte. Es waren viele Gassen, viele Wege und viel Zeit, die verging, bis wir an eine Luke, versteckt unter Fässern in dem hintersten Winkel der Stadt, ankamen. Er kletterte hinein, sah mich freundlich an und sagte: Das ist eine Abkürzung. Sie führt ins Lager. Wir bringen die Sachen fort und kommen morgen in aller Frühe wieder hierdurch. Dann verschwinden wir mit Pferden wieder durchs Tor und keiner schöpft Verdacht. Also los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)