Appeared From Nowhere von Zyra (A Ghost is getting on my nerves) ================================================================================ Kapitel 1: Appearing From Nowhere ... ------------------------------------- Hallo! Diese Idee sprang mich im letzten Jahr an und ließ mich einfach nicht wieder los. Ich wollte die beiden schon immer mal auf einander hetzen! ^^ Ich hoffe, es gefällt euch! Viel Spaß beim Lesen! LG Zyra --- Appeared from Nowhere - A Ghost is getting on my nerves Es gab Tage, da wusste man schon fünf Minuten nachdem man aufgestanden war, dass der Tag in einer Katastrophe enden würde. Zumindest hatte Seto Kaiba diese Überzeugung. Das hatte nichts mit Vorsehung oder anderem irrationalen Hokuspokus zu tun, sondern mit schlichter Antizipation. Denn, wie sollte man einen Tag vortrefflich meistern, wenn man es schon in den ersten fünf Minuten vermasselte, sich halbwegs kompetent zu verhalten. Den fünf Minuten des Tages, in denen man nur die simple Aufgabe hatte, pünktlich aufzustehen, ins Bad zu gehen, die Morgentoilette zu erledigen und danach beim Zähneputzen sein verschlafenes Spiegelbild anzustarren. Heute war er allein daran gescheitert. Er hatte verschlafen. Auf dem Weg ins Bad war er über eine Hose gestolpert. Im Fallen hatte er sich den Kopf gestoßen. Und schließlich hatte er sich beim Versuch durch schnelles Zähneputzen wieder etwas Zeit gut zu machen, auch noch das Zahnfleisch aufgerissen. Die Quote des Versagens betrug nach gerade einmal 5 Minuten: 75 % … Mit anderen Worten: Ein grandioser Start in den Tag. Optimisten würden wohl äußern, dass der restliche Tag nur besser werden konnte. Seto Kaiba war Realist. Für ihn stand fest: Der restliche Tag würde kaum anders verlaufen. Und rückblickend würde er ihn als einzige Katastrophe in Erinnerung haben. … Für den Fall, dass es ihm nicht gelang, ihn zu verdrängen. Endgültig bestätigt sah er diese Theorie, als er nach einem Geschäftstermin aus dem Gebäude trat. Es stürmte. Es regnete … mit Tendenz zum Hagel. Er hatte keinen Regenschirm. Der Akku seines Handys war leer und die Nummer seines Chauffeurs kannte er nicht auswendig. Ein Taxi war weit und breit nicht in Sicht. Zusammengefast: Er musste bei Sturm sowie Regen … eher Hagel zu seiner Firma zurücklaufen, ohne Schirm, der ihn hätte schützen können … oder auch nicht … Wenn er sich die Frau auf der gegenüberliegenden Straßenseite ansah, die mit ihrem reichlich verbogenem Schirm kämpfte, schien auch das kein Schutz zu sein. Kurzum: Ein einziger Spaß! Nach kurzer Zeit der Orientierung – normalerweise musste er sich nicht dazuherablassen, eine Strecke zu Fuß zu bewältigen – trat er auf den Gehweg hinaus. Mit langen Schritten machte er sich auf den Weg. Erhobenen Hauptes, versteht sich, und ohne zu hasten. Er wäre schließlich nicht Seto Kaiba, wenn er nicht auch in diesem Moment Haltung bewahren würde. Ob er nun durchnässt oder bis auf die Knochen durchnässt in der Firma ankam, machte letzten Endes keinen Unterschied. Das hieß allerdings nicht, dass er nicht den kürzesten Weg zur Firma nehmen würde. Wenig später war ihm klar, dass sein Chauffeur nicht den kürzesten Weg zur Firma gewählt hätte. Nicht, dass er sonst auf dem Rückweg zur Firma die Zeit hätte, aus dem Fenster zu starren. Trotzdem war er sich sicher nie an solch heruntergekommen Häusern, wie sie momentan zu seiner Rechten und Linken aufragten, vorbeigekommen zu sein. Prima. Ganz toll! Zwischen den beiden großen Geschäftsvierteln von Domino lag ein Slum. Warum war ihm das noch nie aufgefallen? Vielleicht lag sein Büro auf der anderen Seite des Kaiba Towers. Es musste zur Seite heraus liegen. Aus seinen großen Panoramafenstern schaute er gewiss nicht auf diesen Haufen Dreck hinab. Er spähte in eine Seitengasse, wendete den Blick allerdings angeekelt wieder ab, als er nur überquellende Mülltonnen entdeckte. Nein, diesen Weg würde er mit Sicherheit nicht einschlagen, … auch wenn er dringend nach rechts abbiegen musste, um auf dem richtigen Kurs zu bleiben. Beim nächsten Essen mit dem Bürgermeister sollte er vorschlagen, die gesamten Gebäude abreißen zu lassen und die Fläche sinnvoll zu gestalten und zu nutzen. Zum Beispiel … Ihm fiel nichts Gescheites ein. Aber das würde sich noch ändern. Angewidert bog er nach rechts in die nächste Straße ein. Sollten sie seinetwegen einen nichtsnutzigen Park daraus machen. Alles wäre besser als das hier. Es war dreckig. Es war matschig. Es stank. Es regnete. Es war der Tiefpunkt des Tages. Es konnte nicht mehr schlimmer kommen. Dachte er. Bis die Straße in einer Sackgasse endete. „Scheiße!“, fluchte Kaiba und drehte sich um. Prima. Jetzt musste er die Strecke auch noch zurückgehen. Ein Schrei erklang. Über ihm. Alarmiert riss er den Kopf nach oben – in Erwartung eines Überfalls irgendeiner jämmerlichen, gescheiterten Persönlichkeit. Seine Augen huschten über die Fenster und Dächer der umstehenden Häuser. Dort war niemand. Sein Blick wanderte höher. Regen verschleierte seine Sicht. Verschwommen erkannte er eine Gestalt. Sie fiel … vom Himmel?! Er blinzelte. Das Bild veränderte sich nicht. Er wischte sich den Regen aus den Augen. Keine Veränderung. Er suchte den Himmel ab, fand jedoch nichts, woraus sie gefallen sein konnte. Da waren nur Wolken. Nur dicke, dunkle Regenwolken. Er lauschte. Doch nur das Prasseln des Regens und entfernter Straßenlärm drangen an seine Ohren. Kein Geräusch, das auf ein Flugzeug oder etwas Ähnliches schließen ließ. Das muss nichts heißen, sagte er sich. Es musste eins geben. Irgendwo dort oben. Denn Menschen fielen nicht – aus dem Nichts – vom Himmel. Kaiba folgte der Gestalt mit den Augen. Sie kam direkt auf ihn zu. Er trat ein paar Schritte zurück. Reflexartig. Nicht, dass er glaubte, damit der Sauerei entkommen zu können, die es mit Sicherheit geben würde, wenn ein Mensch vor ihm auf den Boden aufschlug. Nur … von der Person selbst getroffen werden, wollte er nicht. Eigentlich war es schon zu viel, dass besagte Person seinen Anzug mit spritzendem Blut und Eingeweiden ruinieren würde. Kaiba berechnete noch einmal ihre Flugbahn. Die mutmaßliche Aufprallstelle war eindeutig ein Stück von ihm entfernt. Gut. Als die Gestalt auf Höhe der Dächer war, drehte er sich weg. So bestand die minimale Chance, dass er nur seinen Mantel in die Reinigung geben musste. Er wartete. Auf ein Geräusch. Ein lautes Krachen. Knacken. Irgendetwas, das davon zeugte, dass jemand aus Kilometern Höhe auf der Erde aufgeprallt war. Doch alles, was an seine Ohren drang, war ein unterdrücktes „Uff“. Kein Geräusch von brechenden Knochen. Nicht einmal ein Laut, der vermuten ließ, dass überhaupt etwas aus immenser Höhe zu Boden gefallen war. Ruckartig wirbelte Kaiba herum. In der festen Erwartung sein Verstand hätte ihm einen Streich gespielt. Ein Irrtum. Wie die Mann zu seinen Füßen ganz eindeutig bewies. Allerdings … Kaiba blinzelte. Er wirkte ein wenig durchsichtig. Seine Kleidung war trocken, obwohl er mitten in einer großen Pfütze hockte. Bei genauerer Betrachtung bemerkte Kaiba, dass der Regen den Mann nicht traf, sondern durch ihn hindurch fiel. „Oh, Ihr Götter“, stieß der nun aus. „Was verlangt Ihr mir nur ab?“ Ich halluziniere, dachte Kaiba. Es musste so sein. Und obwohl dies realistisch betrachtet nur eine Sinnestäuschung sein konnte, wandte er sich nicht ab. Er straffte nicht seine Schultern und ging nicht erhobenen Hauptes davon. Stattdessen hasste er sich dafür, dass sein Blick – wie gebannt – auf dem jungen Mann am Boden haftete. Die Frisur kam ihm vage bekannt vor. Von etlichen Fotos. Und einer Kombination aus zwei Friseurspiegeln. Er hob eine Augenbraue. Vielleicht war das doch keine Halluzination. Nur ein Hologramm? Das ergab Sinn. Ein geschmackloser Scherz von … … irgendwem, der es lustig fand, ihn mit einem holographischen Abbild seiner Selbst in altmodische, blauweißen Seidengewändern zu konfrontieren? Mit goldenen Reifen an den Ober- und Unterarmen? … Muto? Er verwarf den Gedanken sofort, obwohl diese Darstellung zu dessen Gefasel über das Alte Ägypten durchaus gepasst hätte. Es war jedoch unwahrscheinlich, dass Muto je in der Lage sein könnte, auch nur ein halb so gutes Hologramm zu erstellen. … Pegasus? Klang schon besser. Technische Möglichkeiten und wahnwitzige Vorstellungen in einer Person vereint. Treffer. Es war anscheinend dringend angebracht, sich wieder einmal in Pegasus Computer zu hacken. Nur, um zu wissen, was der andere plante. Von diesem Hologramm würde er sich mit Sicherheit nicht aus der Ruhe bringen lassen. Pah. Wäre ja noch schöner. Als sich das Hologramm aufrichtete, musste er jedoch anerkennen – wenn auch widerstrebend –, dass es ihn gut abbildete. Beinahe hätte er geglaubt sein Gesicht im Spiegel zu betrachten. Wären da nicht die etwas zu langen Haare und die zu dunkle Haut gewesen. Auch die Mimik wirkte überzeugend, musste er feststellen, als sein Gegenüber ihn musterte und dabei die Augenbrauen zusammen zog. Statur. Haltung. Gestik. Alles kam ihm vertraut vor. „Du kannst mich sehen?“, fragte das Hologramm mit kalter, gebieterischer Stimme. Ein Hauch Verwunderung schwang jedoch mit. „Ja“, lautete die knappe Antwort. Bedauerlicherweise. Was sollte die Frage überhaupt? War das ein Versuch ihn in ein „übersinnliches“ Gespräch zu verwickeln? Sollte am Ende dieser Farce eine Bloßstellung lauern? Was bezweckte der Entwickler und Steuerer des Hologramms mit dieser Frage? Kaiba hatte noch keine Antwort gefunden, da erhob eben dieses Hologramm erneut die Stimme: „Sag mir, in welchem Jahr und welchem Land befinden wir uns? Die Architektur mutet seltsam an.“ Sein Blick hing skeptisch an den umstehenden Gebäuden. Welches Jahr? Welches Land? Sehr schön, dachte Kaiba sarkastisch. Damit war wohl endgültig klar, dass ihn jemand verarschen wollte. Wer auch immer dahinter steckte, er stellte sich in allen Punkten reichlich dämlich an. … Okay. Gut. Das Hologramm war ganz … passabel. Wie auch immer. Er würde jetzt gehen. Er hatte besseres zu tun. Mit den geknurrten Worten „Verspotten kann ich mich alleine!“ schritt er an dem Hologramm vorbei. „Ich bin Pharao Seth. Herrscher über Ta-schemau und Ta-mehu.[1] Ich verlange eine Antwort!“ Ja, aber natürlich. Ein altägyptischer Pharao. Sicher doch. … Hatten sich Muto und Pegasus gemeinsam gegen ihn verschworen? Vielleicht. Kaiba ignorierte die Proteste, die hinter ihm laut wurden, und ging weiter. Wäre ja noch schöner, wenn er sich von einem Hologramm etwas sagen ließe. Was sollte das schon tun? Erst einmal kam es ihm hinterher. Die verärgerte, kalte Stimme wurde immer lauter bis Kaiba schließlich eine Gestalt an sich vorbeihuschen sah. In einer merkwürdigen Kombination aus Gehen und Schweben. … Alles klar. Sehr realistisch. Das Hologramm stemmte die Hände in die Hüften und stellte sich ihm in den Weg. Kaiba verzog spöttisch die Lippen. Ein Hologramm, das ihn aufhalten wollte? Zu komisch. Genaugenommen lächerlich. Er würde nichts spüren. Deshalb machte er sich nicht einmal die Mühe auszuweichen. Als er durch das Hologramm hindurch trat, spürte er eine eiskalte Nässe. Es war, als träte er durch einen Wasserfall. Kurz vor dessen Gefrierpunkt. Er schauderte. Seine Gedanken spielten verrückt. Das war unmöglich. Er hätte nichts spüren dürfen. Hologramme waren rein optischer Natur. Man konnte sie nicht fühlen. Egal, wie sehr man sie weiterentwickelte. Das war schlicht weg nicht durchführbar. Aber der daraus resultierende Schluss, war noch utopischer. – Es war kein Hologramm. Aber wenn dem so war, was war der junge Mann dann? --- [1] ägyptisch für Ober- und Unterägypten Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)