Adventskalender von Tamanna (Jeden Tag eine Story ^^) ================================================================================ Kapitel 3: Wenn du mich liebst... --------------------------------- Wenn du mich liebst Tyson saß im Café "Tolstoi" und wartete auf Kai, mit dem er sich heute wieder verabredet hatte. Einmal pro Woche trafen sie sich, um ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten. Heute ließ Kai allerdings etwas auf sich warten. Vielleicht lag es am Schnee? Hier im Moskau lag bereits sehr viel Schnee, der seltenerweise mal die Stadt lahm legen konnte – allerdings kannten die Moskauer den russischen Winter und wussten, was zu tun war. Tyson nutzte die Zeit und dachte nach. Er lebte mit Tala in einer Beziehung. Tala allerdings war nicht gerade ein einfacher Partner. Er reagierte sehr schnell über, was der Grund dafür war, dass sich Tyson heimlich mit Kai traf. "Hey... Tyson!" Tyson sah auf und direkt in Kais Augen. "Träumst du? Was ist los?", fragte Kai und setzte sich ihm gegenüber. "Nichts, ich hab nur an Tala gedacht." Kai lächelte. "Mann, du musst ihn ja wirklich lieben..." Er bestellte sich einen Kaffee und musterte Tyson. "Ja, sonst wär ich wohl kaum nach Moskau gezogen.", antwortete Tyson lachend und nippte an seinem dampfenden Tee. "Was machen wir heute?", fragte Kai um das Thema zu wechseln. Das Thema Tala reizte ihn nicht besonders. Es missfiel ihm sogar, denn das Tyson mit Tala zusammen war... nun ja, er hieß es zumindest nicht gut. "Ein paar Straßen weiter ist ein Weihnachtsmarkt. Wir können dahin gehen.", sagte Tyson. "Tala kommt heute später vom Training nach Hause, hat er jedenfalls gesagt.", fügte er hinzu, weil er Kais fragenden Blick schon bemerkt hatte. Kai trank von seinem Kaffee und nickte dann. "Gute Idee. Dann machen wir das.", sagte er und schaute Tyson dabei an. Ich hätte mich damals mehr anstrengen sollen... Vielleicht wäre ich dann jetzt mit Tyson zusammen. Aber eigentlich... Er hat sich doch für Tala entschieden, es wäre ja so oder so egal gewesen. Nachdem Kai ausgetrunken hatte, bezahlten sie und machten sich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt. Der kalte Wind pfiff ihnen um die Ohren und wirbelte ihnen den Schnee ins Gesicht. Der Markt war nicht unbedingt groß aber schön. Kai und Tyson spazierten die engen Gänge entlang. An einem der Stände hielten sie an und Kai betrachtete die Auslage von Silberringen, die dort lagen. Tja... Wenn ich mit Tyson zusammen wäre... "Hey, Kai. Was schaust du da?", fragte Tyson interessiert und versuchte über seine Schulter zu sehen. "Nichts. Lass uns weitergehen.", wehrte Kai ab und schob Tyson weiter. An einem Stand mit Glühwein hielten sie an und Kai kaufte zwei Gläser, dieses aufgewärmten und gewürzten Tees mit Orangenscheiben und Amaretto. Tyson nahm seinen Becher in die kühlen Hände. Der warme Dampf umnebelte sein Gesicht und Kai konnte nicht anders als lächeln. Tyson sah so süß aus, nur leider war er an Tala vergeben. Nachdem sie den Glühwein ausgetrunken hatten, liefen sie weiter. Doch Tyson hatte der Glühwein mit dem Schuss Amaretto wohl doch etwas zugesetzt, denn nach ein paar Schritten fing er an zu taumeln und Kai musste ihn stützen. "Sag jetzt nicht, der Glühwein war zuviel für dich?", fragte Kai grinsend. "Nein... Ich hab heute nur noch nichts gegessen.", antwortete Tyson. "Wie nichts gegessen? Tyson!" Kai schaute ihn mahnend an. "Kennst du doch.", gab Tyson leise zurück. "Ja... Seit du hier in Moskau bist...", gab Kai zu bedenken. Tyson antwortete darauf nicht. Es stimmte, seit er Tala nach Moskau gefolgt war, hatte er auch weniger gegessen. Es lag wohl daran, dass er einfach keinen Hunger hatte, weil er den Kopf mit anderen Dingen voll hatte. Zum Beispiel, was Tala nun wieder hatte, dass er sauer war. Am Anfang war er nicht so gewesen. Das kam erst, seit sie gemeinsam in Moskau waren und Tala wusste, dass auch Kai in Moskau war. Tyson schüttelte den Kopf. Nein, an Kai konnte das doch nicht liegen. "Los komm, wir essen jetzt erstmal was.", sagte Kai und zog Tyson zu einem Stand wo gebackene Süßigkeiten verkauft wurden. Er kaufte für sie beide zwei Stück und drückte eine der warmen Teigtaschen Tyson in die Hand. "Iss. Du verhungerst mir ja noch." Tyson schwieg und biss zaghaft hinein. Wieder umnebelte ihn warmer Dampf. "Was schenkst du Tala zu Weihnachten?", fragte Kai. "Ich weiß noch nicht. Er hat noch nichts gesagt, was er sich wünscht." "Muss er das? Überrasch ihn doch." Wieder schwieg Tyson. Überraschen? Tala? Das mochte dieser nicht sonderlich. "Und du? Wie sehen deine Weihnachtsgeschenke aus?", fragte Tyson. "Das verrat ich nicht. Dann weißt du es ja schon.", antwortete Kai. Tyson runzelte die Stirn. "Ich schenke doch nur dir was, du Dummkopf. Da wäre es doch blöd, es dir schon zu verraten!" Tyson lächelte. Ach ja... Er schenkt ja immer nur mir etwas... "Ja... okay. Dann lass ich mich überraschen." "Ja, das solltest du.", antwortete Kai lächelnd. Ich schenk ihm doch den Ring! Tala ist nicht der Richtige, das wird er merken! Kaum, dass Tyson den süßen gebackenen Riegel gegessen hatte, ginge es ihm zwar besser aber er zitterte jetzt vor Kälte. Die Wärme des Glühweins war weg und die des Riegels war nicht ausreichend gewesen. "Ich bring dich nach Hause. Du zitterst ja.", sagte Kai. "Nein, nein. Ich geh allein nach Hause.", wehrte Tyson ab. "Ich bringe dich ein Stück, das meinte ich damit.", gab Kai klein bei. Nach Hause bringen, natürlich nicht. Wie würde Tala denn darauf reagieren. Das jedenfalls musste Tyson denken. Herrgott, er war so darauf bedacht, Tala nicht wütend zu machen. Was ist das für eine Beziehung, in der man sich selbst durch Heimlichkeiten schützen muss? Sie verließen den Weihnachtsmarkt und gemeinsam gingen sie auf die Brücke zu, an der sie sich immer verabschiedeten. Bisher hatte Tala sie noch nie entdeckt, es war aber nur eine Frage der Zeit, wann es dazu kommen würde. Und wie er dann reagieren würde... Kai und Tyson blieben am Geländer stehen und schauten auf den gefrorenen Moskwa. "Wann machst du endlich Schluss mit Tala?", fragte Kai geradeheraus. "Kai! Ich liebe Tala!", sagte Tyson erschrocken. "Ich weiß... Aber ich weiß nicht, ob Tala genauso fühlt. Mir scheint, er liebt dich nicht so, wie du ihn liebst.", dachte Kai laut. "Wie kommst du darauf...", meinte Tyson unsicher, wusste aber, dass Kai tatsächlich wahre Worte zu sagen schien. "Nicht wichtig. Wir sehen uns vor Weihnachten übrigens nicht mehr. Ich geb dir dein Geschenk danach. Jetzt geh nach Hause, sonst wirst du wirklich noch krank.", sagte Kai und klopfte Tyson liebevoll auf die Schulter. Tyson schaute ihm leicht bedröppelt nach, hatte Kai ihm doch gerade wieder Grund zum Nachdenken gegeben. Liebte Tala ihn denn wirklich so wenig, wie Kai vermutete? Kai lief bewusst einen Umweg. Er bog links in eine Straße ein, nur um dann wieder zweimal rechts abzubiegen und zum Weihnachtsmarkt zurückzukommen. Dort suchte er den Stand mit den Ringen. Davor blieb er stehen und suchte den Ring, der ihm vorhin ins Augen gefallen war. Er fand ihn glücklicherweise wieder. Der Ring war aus Silber und hatte eine sehr feine Gravierung je rechts und links am äußeren Rand. "Yesli vy pokupaete eto kolʹtso?", fragte die Frau hinter dem Stand. "Da!", antwortete Kai. Sie nahm den Ring und fragte auf russisch, ob er die Größe kannte. Kai nickte und zeigte ihr die richtige Größe. Er hatte Glück, es war der letzte Ring in dieser Größe. "Yesli vy takzhe hotite kolʹtso dlya sebya?", fragte sie und deutete auf einen weiteren Ring dieser Art. Kai nickte und ließ seine eigene Größe testen. Dann fischte sie einen passenden Ring heraus und lächelte ihn an. Kai nickte zum Zeichen, dass er einverstanden war. Sie schaute auf ihre Preisliste und nannte ihm dann die Summe für die beiden Ringe. Es war ein teures Geschenk, doch das war es ihm wert. Er wollte Tyson von Tala weghaben. Von Tala weg und stattdessen an seine Seite. Und zu Weihnachten sollte es soweit sein. Dafür wollte er sorgen... Tyson... ich liebe dich! ~owari~ Anm. d. Autorin: 1. Frage der Russin: Möchten Sie diesen Ring kaufen? 2. Frage: Möchten Sie auch einen Ring für sich kaufen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)