Nox imperatoris von Moschonn ================================================================================ Kapitel 1: Nox imperatoris -------------------------- Nox imperati “Hi, Ken.” Die Stimme schien dem jungen Mann unbekannt und doch seltsam vertraut. Die Dunkelheit um ihn herum war so absolut, dass er nicht wusste wo oben und unten, links und rechts war. „Wer bist du? Und wo bin ich?“ „Hast du mich wirklich vergessen? Oh, kleiner Kenny, du enttäuschst mich! Wir waren uns einmal so nah. Sogar bis zu dem Punkt an dem ich behaupten konnte: Ich bin du!“ Die Stimme lachte grausam. Ken erkannte sie. Es war die Person, die er für mehr als zwölf Jahre zu vergessen versuchte. Es war… „Der Digimonkaiser!“, sagte die Stimme in einem Ton von kaltblütigem Stolz. „Das war mein, dein… UNSER Name!“ „Das war niemals mein Name!“ ’Der Bastard hat sich überhaupt nicht verändert.’, dachte Ken bitter. „Oh doch, ich habe mich verändert!“ „Was zum… Du kannst meine Gedanken lesen?“ „Deine Gedanken sind genauso meine. Also versuch nicht, mich anzulügen. Ich werde die Wahrheit wissen.“ Mittlerweile hatte Ken sich zusammengerissen. „Also, was willst du?“ „Was ich will? Die Antwort auf diese Frage solltest du selbst wissen.“ „Macht? Die Herrschaft über die Digiwelt? Deinen ach-so-perfekten Partner Kimeramon? Du weißt so gut wie ich, dass du nichts davon haben kannst!“ „Oh, du hältst mich für viel zu primitiv. Du bist erwachsen geworden, und ich bin es auch. Meine Ansprüche sind nicht mehr so groß. Alles, was ich will…“ Er machte eine dramatische Pause. „…bist du“ Das Gesicht des Kaisers war Kens Meinung nach viel zu nah an seinem eigenen. „ich will nur deinen Körper.“ „Was? Was soll das heißen?“ ’Ist er…?’ „Du glaubst, ich bin schwul? Hahahaha!“ „Nein, ich hab nicht… „DOCH, DU HAST!“, schrie der Kaiser. „VERSUCH NICHT; MICH ZU VERARSCHEN; KLEINER! I KENNE JEDEN DEINER GEDANKEN, MERK DIR DAS!“ „Also, was meinst du damit?“ „Ganz einfach, gib mir die Kontrolle über deinen Körper für… sagen wir, vierundzwanzig Stunden. Ein bisschen Freiheit.“, zischte er. „Ich war so lange in deinem Verstand gefangen, lass mich ein wenig Spaßhaben und ich lasse dich für die nächsten zwölf Jahre wieder in Ruhe.“ „Warum sollte ich dich meinen Körper übernehmen lassen? Damit du alles zerstörst, was mir wichtig ist? Klingt nicht gerade fair oder?“ „Seit wann spiele ich fair?“, fragte der Kaiser und hielt plötzlich ein Messer in der rechten Hand. Er zog seinen rechten Ärmel hoch und schnitt nicht sehr tief, aber lang seinen Arm entlang. In dem Moment, als die Klinge die Haut durchstach, spürte Ken die gleichen Schmerzen, die auch der Kaiser fühlen musste. Aber sein verrücktes Grinsen veränderte sich nicht. Ken fühlte Panik in sich aufsteigen. „Was ist das?“, stöhnte er und besah sich seinen völlig unverletzten Arm. „Wir sind eins, Kenny, hast du das endlich eingesehen. Was auch immer mir passiert, passiert dir. Und da ich im Moment keinen Körper habe, werde ich nicht wirklich verletzt, aber wir beide fühlen den Schmerz. Und ich bin sicher, dass ich mehr Schmerz aushalten kann als du.“ Sein grausames Gelächter füllte sekundenlang die leere Dunkelheit um sie herum. „Du… Du bist wahnsinnig!“ „Ja, das passiert mit Leuten, wenn sie JAHRELANG EINGEKERKERT sind wie TIERE!“ „Du hast die Digiwelt verwüstet, du hast hunderte Digimon versklavt und getötet! Ich musste dich einsperren! Du bist böse!“ „Wie oft muss ich es dir sagen, ICH BIN DU! Du hast das selbe getan wie ich, vergiss das nicht, wenn du mich verurteilst! „Ich bin überhaupt nicht wie du. I wollte diese Dinge nie tun. Du bist grausam und herzlos, DU BIST EIN MONSTER!!!“ Tränen der Wut und Verzweiflung rannen Kens Wangen hinab. „Bin ich das?“, fragte der Kaiser mit seiner alten Arroganz. „Dann bist du genauso eins. Gib es zu, du hast es genossen, absolute Macht über andere Wesen zu haben, über ihr Wohl und Wehe, über Leben und Tod!“ „Ich… nein, Ich hab nicht…“ Ken barg sein Gesicht mit den Händen. „Gib es zu, dann fühlst du dich besser.“ „Nein!“, schrie Kens zwischen zwei Schluchzern. „Na gut, dann…“ Mit unmenschlicher Ruhe und Präzision schnitt der Kaiser sich wieder in den Arm. Ken bäumte sich vor Schmerz auf. „Du bist nichts gegen mich. Du bist nichts ohne mich!“ Der Kaiser lachte bösartig. „Das ist nicht wahr…“, flüsterte Ken heiser, gerade laut genug, dass der Kaiser überhaupt bemerkte, dass er etwas gesagt hatte. „Das ist nicht wahr!“, wiederholte Ken im Aufstehen, diesmal lauter. „Ohne dich bin ich ein viel besserer Mensch und Freund, als ich es vorher jemals war.“, sprach er weiter, immer lauter werdend, bis er schrie: „Ich habe jetzt Freunde, Ich habe eine Frau, und werde bald ein Kind haben. Und ich werde nicht zulassen, dass du ihnen auch nur ein Haar krümmst.“ Mit diesen Worten warf sich Ken für diesen völlig überraschend auf den Kaiser. Er hatte Kens Gedanken keine Beachtung mehr geschenkt, seit er sich zum zweiten Mal geschnitten hatte, also wusste er nicht, was er plante. Ken schlug das Messer weg und packte den Kaiser am Hals. Nicht schlecht, aber du wirst mir nichts tun. Du kannst mich nicht töten! Wenn du es tust, stirbst du auch.“ „Du scheinst dir da ziemlich sicher zu sein.“, sagte Ken. Mit einem Feixen ergänzte er: „Probieren wir’s aus!“ Er sprang zum Messer und packte es, drehte sich um und schlug den Kaiser, der gerade wieder aufstand, wieder zu Boden. Das Messer direkt über das Gesicht des Kaisers haltend, bemerkte er das Grinsen auf seinem eigenen Gesicht, das dem seines bösen Alter-Egos viel zu ähnlich war. „Siehst du, Ich hab doch gesagt, du genießt es, Macht über andere zu haben.“ Ken war schockiert von der Wahrhaftigkeit dieser Worte. Er stand auf und ließ das Messer fallen. Während er sich umdrehte, bemerkte er, wie der Kaiser es wieder aufhob. Er sah ihm allerdings nicht an, sondern stellte sich das Gesicht seines besten Freundes Daisuke vor, der wie immer breit grinste. Das gab ihm die Kraft, das Messer nur durch einen Gedanken wegzuschleudern. Es flog in die Dunkelheit und verschwand, bevor es auf dem Boden aufkam. „Wie hast du das gemacht.“, fragte der Kaiser überrascht und schockiert. „Freunde.“, antwortete Ken einfach im Weggehen. „Deine Freunde können dir hier nicht helfen!“ Er fühlte, wie der Kaiser ihn anspringen wollte. Er erinnerte sich an das glückliche Gesicht seiner Frau am Tag ihrer Hochzeit, gut eine Woche zuvor. Er spürte neue Kraft, die er benutzte, um einen Käfig um den Kaiser herum zu erschaffen, der zu überrascht war, um irgendwie zu reagieren. Nach ein, zwei Sekunden, packte er die Gitterstäbe und schrie: „DU KANNST MICH NICHT SO EINFACH LOSWERDEN! ICH WERDE HIER WIEDER RAUSKOMMEN!“ „Ich weiß, aber ich werde dich einfach wieder zurück da rein stecken. Alleine könntest du mich besiegen, aber meine Freunde werden mir immer helfen, auch wenn sie nicht persönlich hier sind.“ Plötzlich wurde die Dunkelheit zu blendendem Licht. Bilder erschienen. Bilder von Kens Eltern, von allen Digirittern, von Wormon, von seinen Kollegen von der Polizeistation in Odaiba. Und dann erschien eine Tür. Sie war weiß und ein rosa Zeichen war darauf gemalt. Das Wappen der Freundlichkeit. Ken zeigte darauf. „Das ist mein Weg! Ich mag es genießen, Macht über andere zu haben, ich mag grausame Dinge getan haben, Dinge, auf die ich nicht stolz bin. Aber das bedeutet nicht, dass ich meine Ideale davon verderben lasse. Oder von dir. Du hast keine Macht über mich!“ Mit diesen Worten trat er durch die Tür… …und wachte endlich auf. Neben ihm, im Hotelbett im sonnigen Hawaii, lag Miyako, seine Frau. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. Von dieser sachten Berührung wachte sie auf und blinzelte in seine Augen. „Guten Morgen, meine Schöne.“, sagte Ken mit sanfter Stimme. „Guten Morgen!“, erwiderte sie, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. „Was machen wir heute?“ „Unsere Flitterwochen genießen, wie wir’s schon die ganze Woche gemacht haben.“ „Hört sich gut an.“, sagte sie und zog seinen Kopf zu sich, um ihn wieder zu küssen. Und wie Ken gesagt hatte, genossen sie ihre Flitterwochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)