Blutige Begegnungen von Diracdet (Teil 7 des Detektiv Conan-Noir Crossovers) ================================================================================ Kapitel 12: Eins zu Null für Mireille ------------------------------------- Hallo liebe Lesenden, wie immer vielen Dank für eure Kommis zum letzten Kapitel. Tja, was wurde nun aus James Black? Was hatte er mit Mireille zu besprechen und was werden Jodie, Shiratori und Kogoro nun vorfinden? Gut, es kommt gleich, keine Sorge. ;] Nur so viel, da zumindest von den Kommischreibern schon eine gewisse Interpretation kam... lest am Ende des Kapitels, wenn ihr wollt, ruhig nochmal das Ende vom letzten Kapitel... es ist halt... nicht ganz eindeutig formuliert. *evilgrins* Ich verrate mal nicht zu viel vorweg, es gibt hier eh noch ein paar Überraschungen. Wie ich vor zwei Kapiteln mal erwähnte, effektiv laufen diese letzten drei Kapitel 10-12 parallel ab und mich hatte interessiert, ob die Reihenfolge so gefällt. Ich bin gespannt auf eure Meinung, wenn ihr eine dazu habt. Ansonsten nur noch viel Spaß mit Mireilles... zweitem großem Auftritt, wenn man die Begegnung mit Kir dazu zählt. ^^° Bis zum nächsten Mal. LG, Diracdet ______________________________________________________________________________ Kapitel 12: Eins zu Null für Mireille Jodie rannte, so schnell ihre Beine sie tragen konnten. Wäre es nicht die Angst um ihren Chef, die sie antrieb, so hätte sie spätestens jetzt mit sich selbst geklärt, Kilometer-Geld für diesen Tag zu verlangen, so oft, wie sie nun schon den Park 'abgerannt' war. 'Verdammt, James ist doch nicht nur mein Chef!', musste sie sich erneut einhämmern. Ganz sicher nicht nur. Seit 20 Jahren war er ihr stellvertretender Vater. Er hatte die Position übernommen, die ihre richtigen Eltern dank Vermouth nicht länger einnehmen konnten. Er war ihr Vorbild die weiteren Jahre gewesen, bis sie alt genug war, selbst Agentin des FBI zu werden. Von ihm wusste sie, was sie über diesen Job wusste, quasi alles. Ihm verdankte sie diese Chance überhaupt, nicht direkt in ein Waisenhaus abgeschoben worden zu sein. Niemandem verdankte sie so viel, und niemandem, vielleicht nicht mal Shuichi Akai, vertraute sie so viel, wie James Black. 'How dare you, Shinichi Kudo...' Sie hatte ihm eigentlich verziehen, aber sie konnte nicht über die Bedeutung James Blacks für sie selbst nachdenken, ohne den Verlust ihrer Eltern dabei im Hinterkopf zu haben. Warum musste er diese Frau decken? Was, verdammt noch mal, konnte die Situation so sehr verändert haben, dass er sie nicht... Sie ohrfeigte sich selbst im Geiste. Mehr als einmal wurde ihr heute schon der Spiegel vorgehalten, wie leicht sie sich in eine falsche Richtung drängen ließ. Wie leicht sie die falschen Schlüsse zog und mit ihrem Drang zu handeln eher für mehr Probleme sorgte als zu helfen. Ein kurzes Kopfschütteln durchzog sie. 'Stop it, Jodie! Konzentriere dich endlich auf das hier und jetzt!' Und das bedeutete zurück zu James Black zu rennen, ihm helfen, und danach diese verdammte Korsin endlich dingfest zu machen. Killerin hin oder her, sie hatte gestanden, Rena Mizunashi angegriffen zu haben und das konnte sie nicht einfach so stehen lassen! Und sollte sie nun auch noch James etwas angetan... 'Nein, verdammt! Konzentration!' Und so lief sie weiter, an der Grenze ihrer Atemreserven, ihr Herz aufs heftigste pulsierend, zum einen wegen dem hohen Tempo, zum anderen wegen der Anspannung, die nicht zum aushalten war. Dicht auf ihren Fersen folgten ihr der Polizist und sein ehemalige Kollege, auch wenn sie nie gleichzeitig im Dienst waren. „James, wie in James Black, nehme ich an.“, kommentierte Shiratori den Ausruf Jodies. „Der andere, ältere Agent? Ist das dann also ihr Vorgesetzter?“ „Vermutlich. Aber sagen Sie, Mori, kommt Ihnen der Name nicht auch irgendwoher bekannt vor?“ „James... Black? Nein, nicht wirklich. Klingt aber für einen Amerikaner nach einem Allerweltsnamen.“ „Eigentlich nicht.“ „Wie?“ „Eigentlich klingt es mehr nach einem Engländer als einem Amerikaner. James mag da grundsätzlich noch ein üblicher Name sein, aber eher sehr altmodisch. Insbesondere spricht man so jemanden in den Staaten selten mit James an, eher mit Jim, ist flüssiger. Das hat doch mehr was von Großbritannien, wenn Sie mich fragen.“ „Mhm... wenn Sie meinen, Shiratori.“ Abgesehen davon, dass es ihm tierisch auf die Nerven ging, wie der Kommissar einen auf Kosmopolit machte, sah Kogoro nicht ganz die Relevanz darin, ob besagter Agent nun Brite oder US-Amerikaner sei. 'Soll doch eh auch ein Japaner dabei sein. Die Amerikaner sind halt ziemlich Multi-Kulti.' „Mich interessiert eigentlich mehr, wenn sie wusste, dass er dort war und sofort bei dem Schuss daran denkt, ihm könnte etwas zugestoßen sein...“ Shiratori hielt kurz inne, als ihm die Gedankenkette des Detektivs klar wurde. „Genau... dann bedeutet das, dass das FBI hier wirklich irgend jemand gefährliches erwartet. Aber... ein Schuss? Ich meine, außer dem FBI und uns darf doch niemand hier im Park eine Waffe tragen.“ Beide schluckten kurz. Das hieß wohl Ärger auf vielen Ebenen, was auch immer sie gleich erwarten würde. Sie waren sicher an die vier Minuten gerannt, da selbst bei Jodie allmählich die Batterien ausgingen. Endlich, als sich ein paar Bäume lichteten, sahen sie zwei Gestalten. Eine am Boden liegend und die andere daneben kniend. Nachdenklich über die erste gebeugt. „J-James?“ James Black drehte sich unsicher zu Jodie um, sein Blick verriet einen Ernst, wie sie ihn selten von ihm erlebt hatte. „He... is dead.“ „Who...“ Die am Boden liegende Person war schwarz gekleidet und der Groschen fiel bei der Agentin dann auch sofort. Nur hatte sie diesen Herrn noch nie gesehen. Er erinnerte sie lediglich ein bisschen an Wodka, der aber selber schon länger tot war. Erschossen von einem unbekannten Attentäter der Organisation. Sie hatte seine Leiche damals im Park mit eigenen Augen gesehen. „Keine Bewegung, Agent Black!“, schrie Shiratori, sobald er der Situation halbwegs gewahr wurde. Der alte Mann starrte mit aufgeschreckten Augen auf die beiden sich nähernden Personen. 'Mori? And the Police? Damn... this... is a trap!' „Schön langsam aufstehen und die Hände immer sichtbar für uns!“ Er hielt seine Dienstwaffe ruhig und fest mit beiden Händen auf ihn gerichtet. Keine Fehler, keine Schwächen zeigen, dieser Devise wollte er sich unbedingt unterwerfen, um ein zweites Chaos wie das auf der Ocean Goddess zu vermeiden. „Sie müssen mir das nicht erklären, Herr Kommissar, ich kenne mich mit sowas aus.“ Richtig, das wäre wohl relativ überflüssig bei einem Agenten des FBI, der wahrscheinlich schon mindestens so lange beim 'Bureau' war, wie Shiratori auf der Welt. Dennoch... „Dann wissen Sie sicher auch, dass ich trotzdem verpflichtet bin, das zu sagen.“ „Sure... Ich meinte auch mehr, dass Sie nicht so schreien müssen. Ich bin alt, nicht taub.“ James zeigte seine leeren Hände kurz hoch, um sie dann zum aufstehen zu Hilfe zu nehmen, bevor er sie erneut hoch hielt. „Er ist tot, Shiratori.“, stellte Mori nüchtern fest, nachdem er dem Mann am Boden den Puls fühlte. Allerdings kam das eh nur einer Formalität gleich, da die Schusswunde am Kopf, platziert mitten auf der Stirn, kaum Zweifel ließ. Mori betrachtete die Sonnenbrille des Mannes skeptisch. 'Der Bügel hätte es womöglich kritisch gemacht, zwischen die Augen zu zielen. Aber diese Position ist auf den Millimeter genau ein Stück darüber und ebenso tödlich, ohne Zeitverzögerung. Er fiel sofort um. Das war ein Profi bei diesem Schuss. Nur...' Er blickte den alten Mann, der mittlerweile gefasst, aber düster drein schauend da stand, lange an. 'Wieso?' Shiratori ließ der Anblick der Leiche ebenfalls nicht los. 'Das dürfte der mysteriöse schwarze Mann gewesen sein, der nach Rena Mizunashi fragte, und das Outfit ist tatsächlich mehr als auffällig, aber... verdammt, das kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Ein schwarzer Mann, scheinbar ein Verbrecher, erschossen, und dann das FBI auf dem Plan... in einem Park. Ah, wenn man nicht selbst alle Berichte der Kollegen durchgeht, verliert man den Überblick über die vielen Zwischenfälle in dieser Stadt. Aber da war was, definitiv. Und gar nicht so lange her. Mhm... das kann man ja mal checken. Takagi hatte doch neulich ne Weile im Archiv gearbeitet.' Den Gedanken in seinem Hinterkopf notierend, wandte er sich wieder seinem Tatverdächtigen zu. „Special Agent James Black?“ „Yes. Und ich hätte Sie schon korrigiert, wenn Sie mich eben falsch tituliert hätten.“, konterte dieser sachlich. Ganz konnte Shiratori seine Nervosität nicht unterdrücken. Er fühlte sich Herr der Lage und doch, was für eine Lage war das eigentlich? Er stand vor zwei Agenten des FBI, einer dringend verdächtig der Tötung eines vermutlichen Yakuza und die andere verdächtig des tätlichen Angriffs, Freiheitsberaubung, vielleicht Mord, einer Person der Öffentlichkeit. „Darf ich dann fragen, was hier passiert ist, Mr. Black?“ Er unterließ es diesmal, ihn mit 'Agent' anzureden, um ein wenig den Grat zu dezimieren, der beide trennte. Black schwieg einen Moment, betrachtete den Leichnam von Scotch und daneben seine eigene Waffe skeptisch, rekapitulierte die Ereignisse vor wenigen Augenblicken, die sich so fest in sein Gehirn gebrannt hatten. „Ich schätze, Sie würden mir die Wahrheit nicht glauben, abgesehen davon, dass kein Indiz oder Beweis hier für diese Wahrheit spricht.“, verkündete er schließlich resigniert. Der Kommissar sah ihn verblüfft an. „Wie bitte?“ „...Notwehr. Es war Notwehr. Der Mann griff mich unerwartet an und ich musste mich verteidigen.“ „Das kann ich tatsächlich kaum glauben.“, konterte Mori, der immer noch neben der Leiche kniete und sie vorsichtig begutachtete. „Why, Sir?“ Black versuchte gekonnt, Moris Blick auszuweichen. 'Bloß nicht andeuten, dass du ihn kennst.' „Weil der Mann keine Waffe bei sich hatte, Mr. Black. Es wurden ja alle Leute am Eingang kontrolliert. Sie haben als FBI Agent Ihre Pistole behalten dürfen, aber ansonsten haben nur Polizisten und Sicherheitsleute hier Waffen. Dieser hat definitiv keine hier, nicht mal einen Halfter irgendwo. Und ich denke, Sie als Special Agent des FBI werden gegen einen unbewaffneten bessere Selbstverteidigungsmethoden haben als Ihre Dienstwaffe. Zumindest sollte das das allerletzte Mittel in so einem Fall sein und nicht die... erste Wahl.“ Black schloss die Augen, lächelte leicht melancholisch, aber so schwach, dass es sein Schnauzer verdeckte. „Tja... man wird halt nicht jünger.“ „Das... soll wohl ein Scherz sein, Sie...“ „Ruhig, Mori!“, hielt ihn Shiratori – noch – zurück. „Und warum hat er Sie angegriffen, Mr. Black?“ „Das sagte ich doch, ich habe keine Ahnung, was er von mir wollte. Nicht mal genau, ob und wenn ja, woher er wusste, wer ich bin.“ Der Kommissar bekam allmählich Probleme sich so zusammen zu reißen, wie er es eben noch von Kogoro Mori gefordert hatte. Wollten ihn diese Agenten für dumm verkaufen? Hier lief was ganz großes, das roch man Meilen gegen den Wind. 'Das sind doch keine Zufälle, wie die Leute hier zusammen kommen. Starling und der Mann in Schwarz suchten Rena Mizunashi, die verschwindet und der Mann wird tot aufgefunden, erschossen von einem FBI-Agenten, obwohl das Opfer unbewaffnet war? Das passt doch alles nicht im Ansatz. Hier geht was ganz anderes vor sich. Aber... vor allem. Egal, was der Mann in schwarz und Agent Black miteinander zu tun hatten, egal, was das FBI von ihm wollte, er würde ihn in so einer Situation nicht töten, schon gar nicht, wenn er unbewaffnet ist. Selbst wenn der Mann sich von Black's Waffe nicht beirren ließ, und auf ihn zustürmte, hätte dieser ihn ins Bein schießen können, um ihn bewegungsunfähig zu machen. So ein Schuss, so gezielt, das sieht viel mehr nach einer Hinrichtung aus. Aber niemand kann im Affekt so präzise schießen und einen Zufallstreffer will er uns doch auch nicht verkaufen. Und wenn es doch ein solcher Schuss war, warum gerade hier im Park? Zwar nicht der belebteste Weg, aber auch nicht irgendwo im Wald, wo man allein und ungestört wäre. Und dann die vier Minuten, die seit dem Schuss vergingen, bis wir hier ankamen. Was hat er in der Zeit gemacht?' Gegen seine eigene Intuition begann er, Blacks Statement vom Anfang ernst zu nehmen. Was immer die eigentliche Wahrheit war, sie mochte zu den Fakten, die sie hier am Tatort vorgefunden hatten, passen, aber sie wäre wahrscheinlich noch unglaublicher als diese abstruse Behauptung von Notwehr. „Na los, gehen Sie etwas von der Leiche weg. Ich muss ein paar Kollegen rufen, um den Körper abzutransportieren. Und so lange können Sie sich überlegen, ob Sie vielleicht nicht doch noch die 'unglaubliche Wahrheit' erzählen.“ Er hoffte, sie etwas zu provozieren, denn nur das FBI schien ansatzweise zu wissen, was hier vor sich ging, während er noch völlig auf dem Schlauch stand. James Black schaute ihn nur finster an, bewegte sich dann ein Stück weg, Richtung Jodie. Shiratori ließ es geschehen, bereute bereits seine ungeschickte Formulierung, wollte sich dafür auf die Zunge beißen. 'Was immer hier auch am Laufen ist... oder war, diese Leute wissen es, weigern sich aber, mit uns dabei zu kooperieren. Damit sind sie Verbrecher im Sinne unseres Rechtssystems und da kann man trotz internationaler Beziehungen nicht einfach drüber hinweg sehen. Wir sind an das Gesetz gebunden. Dennoch... wenn wir größeres verhindern wollen, was hier womöglich noch ansteht, dann müssen wir sie zur Zusammenarbeit überreden und die Wahrheit heraus finden.' Er erwischte sich dabei, die Idee, Black habe ihn aus Notwehr erschossen, schon aus seinem Gedächtnis gestrichen zu haben, obwohl sie immer noch de facto sein Geständnis und den Daten wenigstens im Ansatz zuzuordnen war. 'Aber auch nur im Ansatz.' Er rief per Handy ein paar Leute vom Eingang, an dem sich schon längst keine Massen mehr drängelten, zu sich und ging dann zu Mori. „Tut mir leid, wenn Sie sich jetzt mit an der Untersuchung beteiligen müssen, Mori.“ Dieser beugte sich wieder hoch. „Schon gut. Irgendwie... habe ich schon so etwas in der Art erwartet.“ Shiratori sah ihn ungläubig an, aber Kogoro antwortete nicht. Seine Gedanken kreisten allmählich immer mehr um eine merkwürdige Vermutung. War es das, was er hier erlebte, wovor ihn Conan mit seiner scharfen Reaktion diesen Morgen warnen wollte? Wusste er etwas über die Aktivitäten des FBI? Das klang wirklich absurd. Aber... was hatte er eigentlich erwartet, was es mit Conans merkwürdigem Aufschrei auf sich hatte? Sicher nicht, dass hier ein großer Fall wie dieser lauerte. Eher, dass sich Conan hier her heimlich verdrückte und, warum auch immer, dabei nicht erwischt werden wollte. 'Aber... er ist nicht hier. Und dabei scheint hier doch im Moment die 'Action' zu sein... Hm... ich bin nur froh, dass Ran nicht hier ist. Sie ist in Sicherheit wo anders im Park. Die Protagonisten sind alle hier und gestellt.' Er atmete einmal tief durch. 'Dennoch, lieber jetzt gleich alle Eventualitäten im Keim ersticken. Nicht, dass hier doch noch irgendetwas eskaliert.' „Etwas ist merkwürdig an dem Typen.“, bemerkte er flüsternd und wies Shiratori mit seinen Augen auf die Leiche von Scotch. „Er hat kein Handy bei sich.“ „Nicht alle Leute haben automatisch immer ein Handy, Mori. Wenn er hier jemanden beschatten wollte, wäre es vielleicht sogar störend.“ „Aber seine Handytasche in der Innenseite seines Jacketts ist deutlich ausgebeult. Berücksichtigt man, dass er korpulent ist und die Taschen von innen nach außen gewölbt, muss man davon ausgehen, er hatte es bis vor kurzem noch bei sich gehabt.“ „Sie meinen, jemand hat es ihm weggenommen? Black?“ „Das ließe sich ja prüfen.“ „Mr. Black?“ „Yes, Sir?“ Er rief ihn zu sich, suchte kurz seine Taschen ab. Ein Handy fand sich dabei, welches sich aber über die Nummern und den Vergleich mit Jodies Mobiltelefon sofort als seines identifizieren ließ. „Dem Opfer scheint das Handy vor nicht all zu langer Zeit gestohlen wurden zu sein. Wissen Sie zufällig etwas darüber, Mr. Black?“ Dieser schüttelte kurz in sich gekehrt den Kopf. „Davon weiß ich nichts. Nachdem mein Schuss ihn nieder streckte, war ich kurz geschockt, dachte, ich hätte ihn nicht so... lethal getroffen. Dann ging ich zu ihm, überprüfte seinen Puls, fand, dass er tot war... and then you appeared.“ Shiratori musterte ihn skeptisch. „Es waren aber vier Minuten, die zwischen dem Schuss und unserem Eintreffen vergingen. Sind Sie sicher, dass nicht noch mehr passiert ist?“ Ebenso stur wie sicher stand der alte Mann dem jungen Kommissar gegenüber. „I am sure.“ Damit nahm er sein Handy wieder an sich, drehte sich auf der Stelle um und ging zu Jodie zurück. Diese wandte den Kopf bewusst von Mori und Shiratori ab, bedeckte ihren Mund. „Bouquet?“ „Who else!“ James tat es ihr gleich und verschleierte seine Lippenbewegungen. „Was wollte sie denn mit dem Handy?“ „Keine Ahnung. Sie war allgemein nicht so gesprächig, wie ich gehofft hatte. Aber bei ihr kann ich mir vorstellen, dass sie es uns bloß nicht... 'zu einfach' machen wollte.“ Jodie blickte ihn verständnislos an. „Too easy?“ „Sie hat ihn erschossen, um uns zu helfen, und dann sein Handy mitgenommen, mit welchem wir Zugriff auf die Organisationsdaten hätten bekommen können.“ „W-what? Why? Wait... wait, from the start again, please, Sir. What the heck does this woman actually want?“ James schwieg und ließ noch einmal diese Augenblicke vor seinem inneren Auge an ihm vorbei ziehen. ... „Leave... leave my agents alone!“, kam es mehr bittend als drohend. „Ich will nichts von Ihren Agenten.“ „But... what... do you want then?“ „Beenden, was ich vor vier Jahren begonnen hatte.“ Black starrte sie ungläubig an. „Vor vier Jahren? Als Sie wieder auftauchten?“ „Exakt. Als Kirika und ich aufeinander trafen, wenn Sie es so genau wissen wollen.“ „Aber... was haben Sie denn da angefangen?“ Mireille lächelte auf eine gefährliche, von sich überzeugte Art. Sie würde es ihm ganz sicher nicht sagen, nicht in dieser Welt, selbst, wenn es das letzte sein sollte, was er hörte. Das waren Worte, die nur für ein anderes Ohrenpaar bestimmt war. „Es tut mir leid, Agent Black, aber Ihre weiße Weste wird heute ein paar Blutflecken abbekommen. Und passend zu dem weiß... liegt die Ursache in etwas schwarzem.“ „Schwarz... die Organisation?“ Ihr Lächeln wurde noch breiter, dann senkte sie den Kopf, räusperte sich geräuschvoll, bevor sie laut ausrief: „Na, waren das dann jetzt genug Informationen für dich, Scotch?“ Der FBI Agent war zunächst schockiert von ihren Worten, dann aber noch mehr von dem aufschrecken einer großen Gestalt ein paar Bäume hinter ihr. Der Mann in schwarz wirkte trotz seiner großen Statur und der die direkte Einsicht auf seine Augen verhindernden Sonnenbrille wie versteinert vor Angst. Von seinem nicht mehr dazu geeigneten Versteck aus beobachtete er gebannt die beiden Personen. Black starrte ihn zuerst überrascht, dann drohend, an. Auch wenn es ein Mitglied der Organisation war, irgendwie sah man ihm an, dass er weniger eine Gefahr darstellte, als er gerne wollte. Mireille blickte Scotch gar nicht erst an, verharrte weiterhin mit ihren Augen auf James Black, zog dessen Waffe immer weiter zu sich. „Wer... wer sind Sie eigentlich?“, brachte Scotch nur stammelnd heraus, nicht ahnend, dass es seine letzten Worte sein würden. Mireille schmunzelte amüsiert. „Ach ja, du weißt ja nur, dass ich die Person kenne, die Noir getötet hat.“ Black entnahm es ihrem Blick, er ahnte genau, was kommen würde. „Run, you fool. She is Noir!“, rief er ihm mit fast heiserer Stimme, um sein Leben fürchtend, zu. „Ich dachte Sie wären klug genug, es nicht auszusprechen!“, flüsterte Mireille mit finsterer Miene. Scotch, von dieser Aussage aus seiner Trance gerissen, ergriff panikartig die Flucht, als die erste Rakete gen Himmel sauste. Die Bewegung, die dann folgte, war so flüssig und schnell, dass James Black nicht sagen konnte, ob es eigentlich eine Bewegung war, oder ob er einen Filmriss hatte und nur den Anfang und das Ende der geplanten Szene mitbekam. Mireille stand eben immer noch aufrecht vor ihm und er hatte in Betracht gezogen, sie fest zu halten, um zu verhindern, dass sie den Mann in schwarz tötete. Dieser war immer noch ein wichtiger Zeuge und Verdächtiger im großen Fall, den sie seit über 20 Jahren bearbeiteten. Mireille ahnte das aber voraus und statt sich einfach umzudrehen, duckte sie sich zuerst unter ihm weg, ging in die Knie, drehte sich dabei auf den Zehen des rechten Fußes um 180 Grad, zielte entweder gar nicht oder so schnell, dass jeder Scharfschütze beim FBI vor Neid erblasst wäre, und drückte ab. Diese ganze Bewegung, vom Stand bis zum abfeuern, musste geringfügig mehr als eine halbe Sekunde gedauert haben und hätte der Agent es nicht mit eigenen Augen gesehen, er hätte es nicht geglaubt. Er hatte... Noir in Aktion erlebt. So beängstigend es war, so unglaublich gefühlskalt sie agierte, so sehr zog ihn dieser Moment in seinen Bann. All seine Befürchtungen waren erfüllt. Wenn Noir es wollte, würde sie die Agenten töten können, jederzeit. Ohne dass es eine echte Chance gäbe, es zu verhindern. Er hatte... die Nummer zwei gesehen? Die... Nummer... zwei?! Kirika Yuumura war noch besser? Der Schauer, der ihm bei dieser Realisierung durch den Körper fuhr, musste der eiskalte Hauch des Todes sein. So hatte er ihn zumindest noch nie gespürt. Dann begann sein Kopf wieder halbwegs klar zu denken und er sah Scotch's Körper, der sich nur noch gerade auf dem Weg vor ihm ausbreitete. Mireille ging unbeirrt auf diesen zu, James' Pistole immer noch in den Händen haltend. „You...“ „Tun Sie das nie wieder, Agent Black!“, konterte sie nur scharf, drehte sich dabei sogar kurz zu ihm um. Ihr Blick war einer echten Furie aus der griechischen Sage gleich. Wild, unbarmherzig, undurchschaubar. Er jagte dem Agenten einen weiteren Schrecken ein. „Was... soll ich nie wieder tun?“ „Mir oder jemand anderem gegenüber erwähnen, wer ich bin. Das nächste Mal... werde ich Sie sonst ebenfalls töten!“ „Sie hätten ihn trotzdem nicht umbringen müssen! Er ist ein Mitglied der Organisation, wir hätten ihn verhaften können, Informationen über sie bekommen...“ „Oder er wäre Ihnen entkommen, inklusive des Wissens, dass Conan Edogawa mit dem FBI zusammen arbeitet, dass auch Rena Mizunashi nicht ganz sauber ist, dass an Vermouth etwas nicht stimmt... Der Mann hat zu viel gewusst, um zu riskieren, dass er entkommt. Und dann mussten Sie ihm ja unbedingt noch sagen, wer ich bin...“ Black betrachtete sie verunsichert. Das Argument war nicht zu leugnen. Was Scotch mit angehört haben mochte, war wirklich riskant, für viele Leute. Er durfte nicht frei herum laufen. Und dass man nicht aussprach, wer Noir wirklich war, das war ihm sonst eigentlich auch klar. Nur diesmal hatte sein Ideal, Leute nicht unnötig sterben zu lassen, eher den Tod eines anderen erzwungen. Eine unbedachte Reaktion. 'Obwohl..., vielleicht hatte es Mireille Bouquet auch von vorn herein so geplant.' Langsam näherte sich auch Black Schritt um Schritt Scotch, inspizierte die Bäume. „Did you... hear again?“ Mireille beugte sich gerade geschäftig über den Leichnam, durchsuchte seine Taschen mit dem Taschentuch als Schutz vor Fingerabdrücken. „Hm... ach das... ja. Bei so einer klobigen Gestalt wird das Geräusch des Windes sehr schnell ganz anders.“ Dann vibrierte plötzlich etwas in seiner Seitentasche und sie fand wonach sie suchte. „His mobile?“ „Ja, das borge ich mir mal aus.“, meinte sie schmunzelnd, ließ es weiterhin vibrierend in ihre Jackentasche gleiten. „Aber...“ „Nichts aber... James.“ Er zuckte zurück, als sie ihn plötzlich wieder von der Seite so merkwürdig anstarrte. Was war das nur in ihrem Blick, dass er nicht deuten konnte? Dann stand sie wortlos auf und ging los. „Wait!“ „Was ist noch?“, antwortete sie ruhig. „Warum das alles?“ „Das sagte ich doch.“ „Nein, ich meine... zuerst verschleppen Sie Kir, die zwar eine Agentin ist, aber auf unserer Seite, also... eigentlich eine Aktion zugunsten der Organisation, auch wenn sie sehr wahrscheinlich Teil ihrer Pläne war, was wieder entgegen ihnen läuft. Dann aber töten Sie einen Agenten, der ein Problem für uns geworden wäre... also helfen Sie uns scheinbar... und dann doch nicht, weil Sie ihn auch hätten einfach außer Gefecht setzen und wir ihn noch vernehmen können. Sie nehmen sein Handy mit, was uns als einziges noch Informationen hätte liefern können, gleichzeitig aber beschützt Yuumura Moris Tochter! Was soll dieses ewige hin und her?“ „Nun... das...“ Mireille lächelte leicht abwesend. „Ich wahre nur die Balance.“ Dann warf sie ihm noch seine Waffe zu, verschwand, so schnell wie spurlos zwischen den Bäumen und ließ einen verunsicherten FBI-Agenten neben der Leiche des schwarzen Agenten zurück. 'Balance?' „Actually...“, begann er schließlich nach einer Weile doch wieder. „I think... ich denke, was sie wollte, war uns schachmatt zu setzen.“ „Schachmatt?“ „Ja, und das ist ihr leider auch viel zu gut gelungen.“ Jodie stutzte kurz, aber ein Blick zu Shiratori und Mori erklärte ihr alles. „Sie hat uns fest gesetzt. Wir stehen hier hilflos, Verdächtige in einem Kriminalfall, gebunden an die Behörden und ihre Vorgehensweisen. Erklären wir uns, geht die ganze Arbeit, mit der wir uns seit so vielen Jahren befassen, den Bach runter, alles für die Katz, nur, um kurz den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und so sind wir gewissermaßen gestrandet hier, während sie frei rum läuft.“ „Aber... aber, das können wir doch nicht zulassen, Chef!“ „Sicher nicht. Aber im Moment fürchte ich, ist Shuichi unsere einzige verbliebene Trumpfkarte. Ansonsten noch Mr. Holmes und dann sind Bouquet und Yuumura schon alleine mit der Organisation hier. The score... is one-nil in her favour now.“ „Shiratori, was machen wir hier eigentlich?“, flüsterte Kogoro mit ebensolcher Methodik, wie Jodie und James. Dieser nickte nur nachdenklich, sah ihn aber nicht an. „Was wohl? Wir verschwenden unsere Zeit und verpassen, was eigentlich hier vor sich geht.“ „Da sind wir dann wohl einer Meinung. Das FBI hat hier irgendetwas geplant. Und es waren doch drei Agenten, die den Park betreten haben.“ „Richtig, der dritte war Japaner, wird also nicht so auffällig sein, wie die beiden hier.“ „Wenn das Handy gestohlen wurde, dann deckt dieser Black vermutlich den wahren Täter, der auch das Mobiltelefon mitgenommen hatte.“ „Nur, wofür, Mori, wofür? Dieser Fall macht doch in keiner Form Sinn.“ Der Detektiv verstummte eine Weile. „Moment, vielleicht war es ganz anders. Vielleicht war der Mann in schwarz hier selber ein Ermittler, und hatte gegen Black was in der Hand. Er wollte es an das Fernsehen weiter leiten über Rena Mizunashi, weshalb er sie aufsuchte. Das FBI kam ihm aber zuvor, und setzte Rena außer Gefecht. Nun hatte dann Black ihn gestellt und getötet.“ Einen Moment betrachtete der Kommissar Kogoro einfach nur schweigend mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sagen Sie, Mori... wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, Detektiv zu werden?“ Er hielt sich kurz entnervt die Stirn. „Um die Diskussion abzukürzen, nur ein paar kurze Fragen zu ihrer... 'Theorie', ja? Warum wollte das Opfer ausgerechnet Rena Mizunashi sprechen, und zwar offenbar so sehr, dass mit ihrem Verschwinden er keine Option mehr hatte, also sich ganz darauf verließ? Warum ausgerechnet hier im Park, wo er keine Waffe bei sich tragen konnte, das FBI aber schon? Warum hat Black ihn persönlich getötet, aber es dann nicht fertig gebracht, in vier Minuten von da zu verschwinden? Die ganze Aktion hier geht in einer Untersuchungskommission niemals als Notwehr durch. Gegebenenfalls würde er auf jeden Fall seine Position verlieren, weil er sich unfähig der angemessenen Selbstverteidigung gezeigt hat. Und was ist mit dem Verhalten von Agent Starling vorhin beim Schuss, als sie sofort mit vollem Tempo hier hin zurück rannte? Glauben Sie etwa, sie wusste von nichts, oder gar, dass sie schauspielerte und umgekehrte Psychologie nutzte, um uns von seiner Unschuld zu überzeugen, Mori?“ „Äh... also... naja... das müsste man doch wohl noch etwas genauer untersuchen, schätze ich.“ Shiratori seufzte, verfiel wieder in eigene Gedanken. 'Aber was Mori vorher bemerkte, war richtig. Wir verschwenden hier unsere Zeit, und das FBI kann ja auch nichts mehr tun, weil wir sie hier blockieren. Wenn wir nur irgendeine Möglichkeit hätten, sie zu überwachen und dennoch mit ihnen zusammen zu arbeiten, ohne dass sie deswegen gleich streiken und nichts preisgeben. Wenn wir sie jetzt verhaften, aufs Revier bringen und verhören und parallel hier im Park ein Unglück geschieht...' Er presste hart die Zähne zusammen. Das war doch genau die Art von Desaster, die er vermeiden wollte. Dass die Polizei wieder als unfähig dastand, weil man wieder die Situation falsch bewertete. 'Nein! Nein, das lasse ich nicht zu. Es wird hier kein Unglück geben, auf gar keinen Fall!' „Definitiv, ich kann die Schusswunde sehen, mitten durch den Kopf.“ „Verdammt.“, war Gins kurze Antwort, der eine längere Pause folgte. „Und wer war es?“ „Scheinbar Black. Die Polizei, Mori, Starling und er sind da und der Beamte scheint ihn gerade zu kontrollieren.“ Korn beobachtete die merkwürdige Szenerie. Eigentlich müsste es ihm Sorgen machen. Wenn das FBI und die Polizei zusammen arbeiteten, wurde es gefährlich. Und nun mit noch einem Mann weniger im Park. Gin's Gefühl hatte sich bestätigt. Als eine Minute nach drei immer noch kein Anruf von Scotch kam, wollte er selber durch wählen. Und im Unterschied zu Kir klingelte es diesmal sogar, nur ging niemand ran. 'Nicht noch einer!' Bei der erstbesten Gelegenheit, als sich das Problem mit Chiantis Gewehr 'erledigt' hatte, beauftragte er Korn, Scotch mit dem Fernglas zu suchen. „Nein.“, unterbrach Gin seine eigenen und Korns Gedanken. „Wie, nein?“ „Es war nicht Black. Scotch war unbewaffnet, und das wusste Black. Er würde sich nicht die Möglichkeit entgehen lassen, einen von unseren Leuten lebend zu fassen.“ „Aber... wer... dann?“ „Die gleiche Person, die allmählich anfängt, mir auf die Nerven zu gehen. Irgendwer reibt uns hier auf. Erst verschwindet Kir, dann der Schuss auf Chianti, jetzt Scotch. Und danach zu urteilen, müssen wir davon ausgehen, dass auch Kir nicht nochmal zurück kommt.“ „Aber eigentlich hat uns diese Person doch nun geholfen. Scotch kann nichts mehr verraten und Black ist jetzt in Polizeigewahrsam. Womöglich ebenso Starling...“ Er stockte, als er den Gedanken in seinem Kopf noch einmal durchging. Gin antwortete dennoch direkt. „Fast so, als wäre es ein Ausgleich für unsere Verluste, was? Wer immer sich da einmischt, geht gleichermaßen gegen uns und das FBI vor. Jemand, der über alles Bescheid weiß und sich nicht wirklich darum schert, gegen wen er hier antritt.“ „Les Soldats.“ „Wohl offensichtlich. Es wird Zeit, den Plan etwas zu forcieren. Such den Jungen und die Göre. Und sobald Chianti wieder da ist, meldet ihr euch wieder.“ Korn legte auf, suchte – und fand – Ran und Shinto, wie sie gerade auf der Bank saßen und ihr weiteres Vorgehen diskutierten. 'Na, Shinto, bist du schlau genug, drauf zu kommen, wo du nun hin musst? Sicher bist du das. Lauf nur schön mit deiner neuen Freundin in den Wald... dann haben wir gewonnen.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)