Wie erobere ich sein Herz? von Tamanna (In 7 Tagen...) ================================================================================ Kapitel 1: Botschaft (08.02.) ----------------------------- Ryuzaki nippte an seinem Tee. Warum gab es nur so viele schlechte Menschen auf der Welt? Schon seit er klein war, hatte er sich diese Frage gestellt. Seit er erfuhr, wie seine Eltern ums Leben kamen und er zur Waise wurde. Seit er beschlossen hatte, das Verbrechen zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass nie wieder jemand so leiden muss. Und bisher war ihm das auch immer gelungen. Bis ihm Kira über den Weg lief… Dieser Mörder war nicht nur anders als alle Serienmörder, denen er bisher begegnet war – er schien auch ungreifbar zu sein. Es gelang ihm einfach nicht, handfeste Beweise zur Überführung des Verdächtigen zu finden. Zum ersten Mal war der große Meisterdetektiv, das überragende Genie L, ratlos. Doch es sollte noch etwas passieren, womit L nicht fertig werden würde. Auf einem Gebiet, auf dem L kaum Erfahrung besaß. „Ryuzaki?“ L wandte sich vom Bildschirm ab. Hinter ihm standen die Mitglieder der Sonderkommission, die ihm halfen, Kira zu stoppen. Die ersten Menschen, die L zu Gesicht bekamen. Jeder von ihnen nannte L „Ryuzaki“ – zur Sicherheit. Sie alle waren Mitglieder der japanischen Polizei. Matsuda, Aizawa, Mogi, Yagami und dessen hochintelligenter Sohn Light – L’s Hauptverdächtiger Numero Uno. Aber L konnte ihm nichts nachweisen. Also ließ er Light bei den Ermittlungen helfen, um ihn unter Beobachtung zu stellen. Matsuda räusperte sich. „Hier sind die Berichte von gestern, wie gewünscht.“ „Gut.“ Ryuzaki nahm ihm den Stapel ab und blätterte ihn durch, während er weiter den Tee trank. „Was willst du eigentlich damit? Wonach suchst du?“, fragte Light. Er saß neben ihm und musterte ihn nachdenklich. Ehe Ryuzaki antworten konnte, hörte er aus dem Flur lautes Gekicher. Ach ja… Da war ja noch jemand, der mehr oder weniger bei den Ermittlungen half. Fröhlich hopsend betrat eine junge, blonde Frau den Raum und wedelte mit einer Zeitung herum. Misa Amane, Model, Schauspielerin, Sängerin und gelegentlich Moderatorin, stand im Verdacht, Kira Nummer 2 zu sein. Ihre Verliebtheit bezüglich Light Yagami machte sie nur noch verdächtiger – doch auch ihr konnte L nicht zweifelsfrei ihre Schuld nachweisen. Sie war zwar sehr hübsch, aber furchtbar naiv. Doch das war nicht alles, was L an ihr störte, nur würde er das nie zugeben. Lächelnd trat Misa an Ryuzaki heran. „Rate mal, was ich heut gelesen hab!“, flötete sie. „Deine Beliebtheit ist wieder gestiegen?“, fragte Ryuzaki desinteressiert. Misa ignorierte seinen spöttischen Unterton, der darauf anspielen sollte, dass es für Misa nur Light und Karriere gab. „Falsch!“ Sie beugte sich ganz nah zu ihm hinunter. „Du-hast-einen-Verehrer!“ Nun war Ryuzaki doch interessiert. „Wie bitte?“ Misa kicherte. „Hier. Lies selbst!“ Neugierig nahm Ryuzaki ihr die Zeitung ab. Auf der letzten Seite waren mehrere Annoncen abgedruckt. Unter ihnen befand sich ein Brief – für Ryuzaki! Mein geliebter Ryuzaki, für mich gibt es nur dich, keine Frage. Meine Liebe werde ich beweisen, noch 7 liebeserfüllte Tage. Am Tag der Liebenden werde ich mich zu erkennen geben und dich liebevoll in meine Arme nehmen. „Tag der Liebenden? Meint er den Valentinstag?“ Light beugte sich ebenfalls über die Zeitung, um zu lesen. Ryuzaki faltete die Zeitung zusammen und legte sie weg. „Schwachsinn“, murmelte er. „Zurück an die Arbeit.“ „Och Menno!“ Misa blies die Backen auf und zog erbost ab. Beim Fahrstuhl stieß sie auf Watari. Watari war die einzige Verbindung zwischen L und der Außenwelt. Und bisher der Einzige, der alles über L zu wissen schien. Gekleidet im eleganten Smoking, hielt der ältere Herr eine einzelne Rose in den Händen. „Watari, was gibt es?“ „Diese Rose hier lag im Eingangsbereich des Gebäudes. Sie ist für Sie, Ryuzaki.“ Überrascht drehte sich der Schwarzhaarige um. „Eine Rose? Für mich?“ „Ja. Ach und diese Notiz lag der Rose bei.“ Ryuzaki nahm ihm beides ab. Nachdenklich betrachtete er die rote Rose, deren Blüte nur halb geöffnet war, dann las er die Notiz. Mein liebster Ryuzaki, diese Rose ist für dich. Es ist aber keine normale Rose. Sieh sie dir genau an! Sie ist makellos. Ich habe tagelang nach der richtigen gesucht. Diese Rose ist das Sinnbild vollkommener Schönheit. Sie ist perfekt… genau wie du. Ungläubig sah Ryuzaki zuerst die Notiz, dann die Rose an. Sie war wirklich außergewöhnlich schön. Nahezu perfekt. So perfekt wie… ich? Nachdenklich knabberte Ryuzaki an seinem Daumennagel. Nun war er doch daran interessiert zu erfahren, wer der Absender war. Schließlich sind Menschen, die den Wert einer einzelnen, perfekten Rose zu schätzen wissen, dünn gesät… ~ Fortsetzung folgt ~ Kapitel 2: Romantische Poesie (09.02.) -------------------------------------- "Diese Rose ist wirklich wunderschön!" Misa seufzte verzückt. Schon seit Stunden starrte die Blondine auf die Rose, die Ryuzaki in eine kleine Vase gesteckt und neben sich auf den Tisch gestellt hatte. Ryuzaki verzog das Gesicht. "Bist du jetzt endlich fertig? Ich will weiterarbeiten." "Willst du denn gar nicht wissen, wer sie dir geschenkt hat? Ich würde ja vor Neugierde sterben!" "Ich bin aber nicht du." "Oh Mann, hast du keinen Sinn für Romantik?!" "Das habe ich nicht gesagt. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass DU wirklich Sinn für Romantik hast, Misa." "WIE BITTE?!! WAS SOLL DAS HEIßEN?!!" "Es ist doch total unromantisch, wenn man frühzeitig herausfindet, wer einem anonym Geschenke macht. Es ist besser, einfach abzuwarten und sich überraschen zu lassen." "...Ja, das stimmt schon... aber ich würde es trotzdem wissen wollen." Ryuzaki seufzte. "Du kapierst mal wieder nichts." "Willst du mich schon wieder ärgern?!!", fauchte Misa und zog wütend an seinen schwarzen Haaren. Light saß wie üblich neben Ryuzaki und hatte die Szene bis jetzt kommentarlos beobachtet. "Sag mal, Misa", warf er nun beiläufig ein. "Warum interessiert dich das eigentlich so? Die Rose war doch gar nicht für dich, sondern für Ryuzaki. Und wenn er nicht wissen will, wer sie ihm geschenkt hat, dann gibt es doch keinen Grund, so einen Aufstand zu machen." Misa ließ von Ryuzaki's Haaren ab und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich weiß selbst, dass die Rose nicht für mich ist!", fauchte sie beleidigt und fügte dann leise hinzu: "Dabei bekomme ich immer Blumen von Verehrern..." Light hatte sie trotzdem gehört. "Ach so ist das. Du bist eifersüchtig, weil Ryuzaki zur Abwechslung mal angehimmelt wird und nun willst du ihm das madig machen." "Das stimmt nicht!!", keifte Misa erbost. "Light, wie kannst du mir das nur unterstellen?!! Schlimm genug, dass du mir nie Blumen schenkst. Dabei hätte ich so gerne Rosen von dir..." "Wieso sollte ich dir Rosen schenken? Das wäre doch nur rausgeworfenes Geld", erwiderte Light gelangweilt und stützte sein Kinn in seine Handfläche. Misa klappte entsetzt ihren Mund auf, gab ein paar erstickte Laute von sich, dann fing sie an zu wimmern. "Das... war so gemein von dir..." Und dann plärrte sie auch schon los. Genervt versuchte Light sie zu beruhigen. Ryuzaki beachtete die beiden nicht. Seine Aufmerksamkeit galt Matsuda, der durch den Raum marschierte und dabei interessiert einen Brief las. Er war so in das Schreiben vertieft, dass er gar nicht auf den Weg achete. PARDAUZ!! Da war es auch schon geschehen: Matsuda war gegen eine offene Schranktür gelaufen und lag nun der Länge nach auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt. Ryuzaki erhob sich vom Stuhl und schlürfte gemächlich zu ihm rüber. Doch statt Matsuda aufzuhelfen, schnappte er sich den Brief mitsamt Briefumschlag, der Matsuda aus den Händen gefallen war. Ryuzaki begutachtete zuerst den Briefumschlag - auf ihm stand lediglich Ryuzaki's Name! "Matsuda! Haben Sie etwa meine Post gelesen?!" Matsuda, der sich wieder aufgerappelt hatte, stotterte: "... Nein... Ich wusste nicht, dass er für Sie war!" "Da steht ganz groß mein Name drauf!" "... Okay, okay, ich war neugierig, da hab ich ihn einfach aufgemacht. Es stand kein Absender drauf. Der Brief lag einfach in der Eingangshalle!" Genau wie die Rose. Dann ist das hier wohl die nächste Überraschung. Aber wie hat der Absender es geschafft, hier reinzukommen? Während Ryuzaki noch grübelte, widmete er sich dem Brief. Er war in schöner Handschrift geschrieben, auf babyblauem Papier. Die Kerze flackert Licht schwirrt von einer in die andere Ecke Draußen leuchtet der Mond Die Sterne glänzen Gerade hab ich noch geschlafen Ein Traum hat mich geweckt Dich hab ich gesehen Dein struppiges Haar Deine große Augen Wie sie mich ansehen Wie deine Lippen sich bewegen Was du sagst... Ich konnte es nicht hören Wenn ich daran denke Wird mir warm, nicht kalt wie sonst Ich will nicht flüchten, nicht wie sonst Ich will nicht dagegen ankämpfen Nicht wie sonst Warum träume ich davon? Ich will es erleben! Ich will dich erleben! Ich will... Ich liebe dich "Ich werde verrückt! Ein Poet ist er ja auch noch!" Ryuzaki zuckte zusammen. Misa hatte ihm über die Schulter geschaut und ebenfalls den Text gelesen. "Hey, das ist mein Brief! Kennt ihr beide das Wort »Privatsphäre« nicht, oder was?!", maulte Ryuzaki, faltete den Brief zusammen und steckte ihn sich in die Hosentasche. Misa stemmte ihre Hände in die Hüfte und wetterte: "Na das sagt ja der Richtige! Mister »ich installiere in Misa's ganzem Wohnbereich Kameras«!!" Ryuzaki nuschelte etwas Unverständliches und schlürfte zurück zu seinem Stuhl. Eine zeitlang sagte niemand etwas. Bis- "Du, Ryuzaki...", begann Misa vorsichtig. "Willst du denn gar nicht wissen, wer das geschrieben hat?" Ryuzaki stöhnte laut auf. Gab diese Frau denn nie Ruhe? ~ Fortsetzung folgt ~ Kapitel 3: Ein himmlisches Geschenk (10.02.) -------------------------------------------- Geduld ist eine Tugend. Ryuzaki wusste das und es war ihm nie besonders schwer gefallen, geduldig auf etwas zu warten. Oft blieb einem ohnehin nichts anderes übrig. Doch dies war das erste Mal in Ryuzaki’s Leben, dass ihm das Warten so unerträglich erschien. Noch vor zwei Tagen gab es für ihn nur den Kira – Fall; sein Privatleben oder gar sein Liebesleben waren quasi nicht vorhanden. Und er hatte sich auch daran gewöhnt – bis jetzt. Und Schuld daran war ein Brief in der Zeitung, an ihn gerichtet. Fünf einfache Zeilen hatten ausgereicht, in ihm die Sehnsucht nach einem Leben zu wecken, von dem er sich vor langer Zeit zum Wohle des Friedens und der Gerechtigkeit verabschiedet hatte. Zu Recht befürchtete Ryuzaki nun, dass er nie wieder darauf verzichten konnte. Ja, er fürchtete sich – was er zuletzt tat, als er 7 Jahre alt war, es draußen stürmte und der Wind durch das leere Anwesen seiner Eltern fegte und die Türen bedrohlich klappern ließ. Leider würde es in diesem Fall nicht helfen, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und an Mama’s Pullover zu riechen. Dieser Mann – Ryuzaki war sich sicher, dass es ein Mann war, auch wenn er nicht erklären konnte, wieso – war unsterblich in ihn verliebt. Fast schon beängstigend, war es doch nicht bloße Schwärmerei oder einfach nur Verliebtheit – es war Liebe, tief und innig. Der Liebesbrief. Die Rose mit der Notiz. Das Gedicht. Die Worte eines liebenden Mannes, der genau wusste, wovon er sprach. Und was das Unglaubliche war: die Worte galten ihm, Ryuzaki! Ihm, bei dessen Anblick die meisten Menschen erschrocken bis abfällig reagierten. Doch noch nie verbliebt. Da stand er nun, hin- und hergerissen zwischen Neugierde, wer dieser Mann war und der Angst, nie wieder ohne ihn sein zu können. Und er wusste nicht, was er tun sollte – auch ein Gefühl, dass er selten empfand. Beinahe sehnte er sich danach, dass er diesen Brief in der Zeitung nie gelesen hätte. Oder das die Geschenke schlagartig aufhörten, weil die Liebe einfach verflogen war. Tatsächlich schien Letzteres zuzutreffen. Es war bereits später Abend und von einem Geschenk gab es nicht den Hauch einer Spur. Ryuzaki ließ es sich nicht anmerken, aber tief in seinem Inneren war er enttäuscht. Sollten das etwa nur leere Worte gewesen sein? Nein. Das konnte und wollte er nicht glauben. Aber vielleicht war es ja besser so? Müde massierte sich der Schwarzhaarige den Nacken. Schon seit einer geschlagenen Stunde saß er in dem fast dunklen Raum und grübelte vor sich hin. Die Anderen hatte er ins Bett geschickt. Er wollte allein sein. Mit sich und seinen völlig wirren Gedanken. Die keinen Sinn ergaben. Ryuzaki streckte die Hand nach seiner Tasse aus, um den Tee auszutrinken – als ihm plötzlich ein zusammengefalteter Zettel auffiel, der unter der Untertasse geklemmt war. Seit wann lag der denn schon da? War er so weggetreten gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie ihn jemand dort drapiert hatte? Behutsam zog er den Zettel hervor und klappte ihn auf. Dort stand: Liebster Ryuzaki, du hast sicher gedacht, ich hätte dir meine Gefühle nur vorgeheuchelt, weil der Tag verging, ohne, dass du ein Geschenk erhieltest. Doch sei unbesorgt, Liebster. Für mein nächstes Geschenk ist die Nacht unerlässlich. Begib dich nun auf das Dach, dort wartet mein Liebesbeweis auf dich. Ryuzaki’s Herz begann höher zu schlagen. Für das nächste Geschenk musste es Nacht sein? Aber wieso? Der Meisterdetektiv erhob sich und trottete zum Fahrstuhl, hielt davor jedoch inne. Was tust du da? Geh ins Bett! Ignoriere die Nachricht einfach! Dann wird es sicher irgendwann aufhören und alles ist wie früher! Aufhören? Alles wie früher? Wollte er das wirklich? Unschlüssig stand Ryuzaki vor dem Fahrstuhl, dann siegte die Neugier und er fuhr hinauf aufs Dach. Es schadet sicher nicht, es sich wenigstens mal anzusehen. Auf dem Dach angekommen, fiel Ryuzaki sofort das Fernrohr ins Auge. An ihm hing ein gelbes Post-it. „Sieh hindurch“ stand dort. Ryuzaki sah hindurch – er erblickte einen hellen Stern. Was sollte das? Plötzlich fiel sein Augenmerk auf ein Dokument auf dem Boden neben dem Fernrohr. Es war eine Art Zertifikat vom örtlichen Planetarium. Darauf standen Koordinaten eines Sterns und darunter der Vermerk, dass dieser Stern den Namen „L“ trug. Er hatte tatsächlich einen Stern nach ihm benannt! Wie romantisch… Eine ganze Weile blieb Ryuzaki noch draußen und sah sich durch das Fernrohr den Stern an, der seinen Namen trug. Und er konnte nicht anders, als wahnsinnig glücklich zu sein. Ja, geduldig zu warten fiel Ryuzaki noch nie besonders schwer. Sein ganzes Leben lang hatte er auf diesen Menschen gewartet – die nächsten vier Tage würde er auch noch schaffen… Kapitel 4: Miruku (11.02.) -------------------------- Zum x-ten Mal öffnete er die kleine Schmuckschatulle und betrachtete die glitzernde Kostbarkeit darin. Er bereute es nicht, sie gekauft zu haben. Er war sich sicher, er würde ihn fragen. Nur wie? Und wann? Er konnte ihm die Kostbarkeit nicht schon jetzt geben… oder doch? Aber wie sollte er sie ihm dann geben? Nachdenklich schloss er die Schatulle und sah aus dem Fenster. Draußen regnete es stark, der Wind tobte und ließ die Blätter am Baum erzittern. Und noch etwas Anderes… Sofort sprang er auf und drückte auf den Stop- Knopf, als die Tram sich der Haltestelle näherte. Nachdem die Straßenbahn anhielt und sich die Türen öffneten, sprang er raus und lief schnell zurück. An der Wand eines alten Gebäudes stand ein Karton und darin saß eine kleine, schwarz-weiße Katze. Sie war pitschnass vom Regen, sie fror ganz fürchterlich und maunzte kläglich. Er beugte sich zu ihr hinunter und streichelte sie behutsam. Die Katze maunzte dankbar und schmiegte sich in die warme Hand. „Was ist passiert? Hat man dich ausgesetzt?“ Er hob sie hoch und stupste ihr gegen die Nase. „Willst du mitkommen? Du bekommst auch etwas warme Milch. Aber du musst mir dafür versprechen, dass du auf meinen Liebsten aufpasst, wenn ich nicht da bin. Für immer…“ Die Katze maunzte fröhlich. Er lächelte. „Gut, abgemacht. Wir sind uns einig.“ „Hey, Ryuzaki! Hörst du mir überhaupt zu?“ Genervt lief Misa neben ihm her und ärgerte sich mal wieder über den Schwarzhaarigen. Den ganzen Weg über hatte sie ihn über gestern Abend ausgefragt, doch Ryuzaki hüllte sich in tiefes Schweigen. Aber sie hatte recht: Dass sowohl Brief als auch das Geschenk mitsamt dem vorbereiteten Fernrohr sich bereits im Hauptquartier befanden, ließ nur einen Schluss zu: es musste jemand aus der Sonderkommission sein! Ryuzaki hatte auch schon einen Verdacht, aber darüber würde er nicht mit Misa reden. Sie war ohnehin in den letzten Tagen so komisch. Vielleicht war sie ja eifersüchtig, weil ihm all diese romantischen Geschenke galten und nicht ihr. Wie recht er doch hatte. Misa hatte sich sogar mit Light deswegen gestritten. Sie hatte ihm vorgeworfen, dass er als ihr Freund ihr ruhig auch so schöne Geschenke machen könnte. Light erwiderte aber nur, dass sie kein Paar seien und er deshalb nicht wüsste, wieso er das tun sollte. Ryuzaki freute das insgeheim. Er wusste selbst nicht genau, wieso. Wann hatte er nur angefangen, auf die hübsche Blondine eifersüchtig zu sein? Doch Schluss mit diesen albernen Gedanken! Es wurde höchste Zeit, dass er sich wieder mit den Ermittlungen befasste. Das war zumindest der gute Vorsatz, als er die Halle betrat. Der löste sich allerdings in Wohlgefallen auf, als er auf dem Tisch ein Körbchen entdeckte. Neugierig traten Ryuzaki und Misa näher. Im Körbchen schien etwas Kleines zu liegen, dass von einer roten Decke verhüllt wurde, was die kleine Beule verriet. Vorsichtig stupste Misa die kleine Beule an – und sprang erschrocken hinter Ryuzaki’s Rücken, als sich selbige zu bewegen begann. Ryuzaki schluckte. Todesmutig griff er nach der Decke und zog sie weg. Fast hätte er vor Begeisterung gejauchzt, als er diese süße, schwarz-weiße Katze mit der großen, roten Schleife entdeckte. Das Kätzchen maunzte ihn an. „Wie süß! Woher…“ „Woher wusste er nur, dass ich kleine Kätzchen mag?“, hätte er fast gesagt. Aber dann entschied er, dass das niemand zu wissen brauchte und hob die Katze hoch. Im Körbchen lag noch ein Zettel. Mit klopfenden Herzen las Ryuzaki ihn: Liebster Ryuzaki, dieses Kätzchen habe ich für eine Million gekauft. Sie heißt Miruku. Ich hoffe, du magst sie. „Eine Million?!!“, kreischte Misa. „So teuer ist doch keine Katze!!“ Ryuzaki musterte das Kätzchen, dann lächelte er. „Hallo, Miruku. Schön, dich kennen zu lernen!“ Miruku maunzte und schleckte ihm über die Nase. „Schön! Dann zurück zur Arbeit!“ Kapitel 5: Dein Lied (12.02.) ----------------------------- „Zeigen Sie mir die Überwachungsbänder von gestern Abend.“ Ryuzaki rührte in seinem Tee herum und wartete darauf, sich die Geschehnisse von vergangener Nacht anzusehen. Für gewöhnlich arbeitete er nachts immer durch, hätte sich das also alles „live“ angesehen. Doch seit die Geschenke jeden Tag eintrafen, war er ein wenig – wie sollte er sagen – „abgelenkt“ des Nachts… Das heutige Geschenk ließ übrigens auf sich warten, doch Ryuzaki störte sich nicht daran, wusste er doch seit vorgestern, dass das nichts zu bedeuten hatte. „Was willst du da eigentlich…“, begann Light, zuckte aber zusammen, als ihn etwas am Bein streifte, und sah hinunter. „Miruku! Hast du mich erschreckt!“ Er beugte sich hinunter, um sie hochzuheben. Doch kaum, dass sie Ryuzaki sah, maunzte sie laut und fuchtelte wild mit ihren Pfötchen herum. „Hier“, sagte Light und drückte Miruku in Ryuzaki’s Arme. Dort schien diese sich sehr wohl zu fühlen. Sie schnurrte glücklich. Ryuzaki streichelte dem Kätzchen sanft über den Kopf. „Na, Schmusekätzchen? Du willst wohl lieber bei mir bleiben, hm?“ „Hat die es gut…“, murmelte Matsuda, was aber nur Light hörte. Ehe er Matsuda fragen konnte, was er damit meinte, stürmte Misa herein. „Ryuzaki! Schalt sofort Sakura-TV ein! Das musst du hören!!“ Kommentarlos ließ Ryuzaki Sakura-TV einschalten. Die flippige Moderatorin schien sehr aufgeregt und ebenso verzückt zu sein. „Nur noch wenige Minuten, bis die beiden Stars Hideki Ryuga und Ayame Asaoka den Song performen werden, den uns eine anonyme Person zugesandt hat. Für alle, die jetzt erst einschalten: Heute Morgen wurde uns anonym ein Brief und einen Song zugeschickt. Im Brief bat man uns, das Hideki und Ayame den Song heute gemeinsam um punkt 15:00 Uhr live singen sollen und wir das übertragen sollen. Hideki, Ayame, was habt ihr euch gedacht, als ihr heute Morgen beide den Text und die Bitte, das Lied heute zu singen, erhalten habt?“ Die Kamera schwenkte zu einer schwarzhaarigen, lebhaften Frau und einem blonden Schönling. „Ich fand das voll romantisch! So was Süßes wünsche ich mir für mich auch!“, jubelte Ayame. „Wir kennen diesen Ryuzaki nicht“, fügte Hideki hinzu, „aber jemanden ein Liebeslied zu schreiben und die zwei größten Popsstars Japans zu bitten, es für ihn zu singen, ist wirklich sehr romantisch. Wir konnten unmöglich ablehnen!“ „Wir würden gerne wissen, was in dem Brief stand.“ „Sagen wir nicht!“, riefen beide gleichzeitig. „Aber es war sehr überzeugend.“ „Nun gut. Dann kommt jetzt exklusiv das angekündigte Liebeslied, nur für dich Ryuzaki!“ Never knew I could feel like this It’s like I’ve never seen the sky before I want to vanish inside your kiss Everyday I loving you more and more Listen to my heart, can you hear it sings? Telling me to give you everything Seasons may change winter to spring But I love you until the end of time Come what may, come what may I will love you until my dying day Suddenly the world seems such a perfect place Suddenly it moves with such a perfect grace Suddenly my life doesn’t seem such a waste It all revolves around you And there’s no mountain too high No river too wide Sing out this song and I’ll be there by your side Storm clouds may gather and stars may collide But I love you until the end of time Come what may, come what may I will love you until my dying day Oh, come what may, come what may I will love you… Suddenly the world seems such a perfect place Come what may, come what may I will love you until my dying day Die beiden Sänger verstummten und ein Text wurde eingeblendet. The greatest thing, you ever learn, is just to love and be loved in return. “Hach… Wie wunderschön!” Misa faltete ihre Hände vor dem Gesicht und blickte verträumt in den Fernseher. „Eher kitschig“, kommentierte Ryuzaki. Misa wollte ihn wieder anfauchen, dann sah sie dieses sanfte Lächeln in seinem Gesicht und wusste, was er dachte: Es war zwar unheimlich kitschig, aber es war für mich! Nur für mich allein! Und da wurde Misa eines klar: Ryuzaki hatte sich verliebt. ~ Fortsetzung folgt ~ Kapitel 6: Leuchtende Nachricht (13.02.) ---------------------------------------- „ …und live performt. Leider ist das alles, was wir wissen. Wir warten gespannt darauf, ob wir auch heute eine Botschaft des Unbekannten erhalten. Bleiben Sie dran!“ Seit den frühen Morgenstunden berichtete Sakura-TV von dem Brief des Unbekannten, hatten Gesprächsrunden und Rückblicke gezeigt. Kein Wunder, denn solche Einschaltquoten wie gestern Nachmittag hatte der Sender nicht mehr, seit er die Videobotschaften des zweiten Kira gesendet hatte. Auch Ryuzaki ließ Sakura-TV nebenbei laufen, während er weiter Überwachungsvideos ansah. Aus irgendeinem Grund vermutete der Meisterdetektiv, dass das vorletzte Geschenk wieder über den Sender gezeigt wird. So saß er da, in der üblichen Pose, und kraulte Miruku, die schnurrend auf seinem Schoß saß. „Ryuzaki! Ryuzaki!! Ich weiß jetzt, wer dir die Geschenke macht!!“ Misa war nichtmal ganz durch die Tür durch, als sie das rief, sodass Ryuzaki die Nachricht nicht ganz verstand. „Was weißt du?!“ „Wer der Typ ist! Ich weiß es jetzt!“ „So? Woher denn?“ „Ich habe ein wenig recherchiert und bin dabei auf immer dieselbe Person gestoßen!“ „Tatsächlich.“ „Ja, ich weiß, du wolltest nicht wissen, wer es ist, aber morgen würdest du es eh erfahren!“ „…“ „Also, es ist…“ „Ryuzaki? Hier ist die Milch für Miruku“, sagte Matsuda und stellte eine Schüssel mit Milch auf den Tisch, über die sich die kleine Katze sofort hermachte. „Ja, er ist es!“, rief Misa laut. Ryuzaki und Matsuda drehten sich zu ihr um. „Wie bitte?“ „Matsuda! Er macht dir die Geschenke!“ „W- was?!!!“ Matsuda zuckte geschockt zusammen. „Ich?!! Ich soll das gewesen sein?!“ „Na klar! Ich hab sogar Beweise!“ „Welche denn?“ „Du hast die Zeitung mit dem Liebesbrief besorgt, obwohl du immer eine andere kaufst!“ „Die war schon vergriffen.“ „Du hast das Gedicht gefunden.“ „Das war Zufall!“ „Ich hab dich vorvorgestern vom Dach kommen sehen!“ „Stimmt nicht! Ich war nicht auf dem Dach!“ „Du wurdest dabei beobachtet, wie du das Körbchen auf den Tisch gestellt hast!“ „Weil es im Flur rumstand.“ „Und was wolltest du gestern beim Sendergebäude von Sakura-TV?“ „Ich war nur in der Nähe…“ „Das sind aber ganz schön viele Zufälle“, bemerkte nun auch Light. „Jetzt fang du nicht auch noch an!“ „Aber hast du nicht gestern Miruku beneidet, als Ryuzaki mit ihr gekuschelt hat?“ „Nein… das siehst du falsch…“ Hilflos brach Matsuda ab. Glücklicherweise lenkte die Moderatorin von Sakura-TV die Aufmerksamkeit auf sich. „Gerade erhalten wir eine Nachricht von unserer Redaktion. Offenbar hat ein Fernsehsender aus England Kontakt zu uns aufgenommen und uns mitgeteilt, dass sie eine Nachricht von unserem Romantiker bekommen haben! Dort ist gerade Nacht. Schalten wir nun live nach England.“ „Guten Abend, liebe Kollegen aus Japan! Vor ein paar Stunden erhielten wir eine Botschaft eines liebenden Mannes, der für jemanden namens Ryuzaki Liebesbeweise darbringt. Für sein nächstes Geschenk hat er ganz England mit einbezogen. Wir wollen nicht weiter Zeit mit Erklärungen vergeuden. Lasen wir Taten sprechen! Wir schalten nun um auf unsere Satellitenkamera, die uns einen Blick auf England vom Himmel aus liefert!“ Das Bild blendete auf besagte Kamerasicht um, die einen wunderschönen Blick auf ganz England bei Nacht bot. Plötzlich gingen sämtliche Lichter aus. Gespannt warteten alle ab, was nun als Nächstes geschah. Irgendjemand rief laut: „Bereit? Legt los!“ und dann geschah es: Einige Lichter gingen wieder an und formten folgenden Satz: „Ich liebe dich, Ryuzaki.“ „Wow! Das ist ja wunderschön!“ Misa war völlig aus dem Häuschen und klatschte begeistert in die Hände. Auch die beiden Moderatorinnen plapperten verzückt drauf los. Nur Ryuzaki schwieg. Völlig hingerissen blickte er auf das kleine Fenster im Bildschirm, das noch immer das wunderschöne Geschenk zeigte. „Das ist ein weiterer Beweis!“, ereiferte sich Misa. „Ich hab Matsuda dabei belauscht, wie er vorhin telefoniert hat – mit Jemand in London!“ Überrascht sahen alle Matsuda an. Diesem brach vor Nervosität der Schweiß aus und hob abwehrend die Hände. „Nein! … Ich… ich… ich hab eine Verwandte da und… die hab ich angerufen, um…“ „Um diese Überraschung in die Wege zu leiten!“ „Nein!!“ „Wieso willst du es nicht zugeben?“ Während Misa und Matsuda sich weiter stritten, knabberte Ryuzaki nachdenklich am Fingernagel. War das wirklich Matsuda? ~ Fortsetzung folgt ~ Kapitel 7: Valentinstag (14.02.) -------------------------------- Heute war es soweit. Der 7. Tag war gekommen. Valentinstag. Heute würde Ryuzaki erfahren, wer ihm all diese schönen Geschenke gemacht hatte. Er war sich sicher, dass es nicht Matsuda war. Nachdem der geheimnisvolle Mann sich so bemühte, all seine Spuren zu verwischen, wäre es doch dumm, dass ihm so auffällige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, die ihn verrieten. Daher hatte er sich gestern Abend mit Matsuda zusammen gesetzt und mit ihm gesprochen. Dieser bestätigte ihm, dass er es wirklich nicht war. Ryuzaki glaubte Misa ohnehin nicht. Als ob sie tatsächlich in der Lage wäre, irgendetwas zu finden, geschweige denn, irgendjemanden… Da, schon wieder! Da war schon wieder dieses komische Gefühl, dass ihn sich über sich selbst wundern ließ. Egal. Für ihn zählte nur, den liebenden Mann zu treffen. Nur er war jetzt wichtig. Er wollte ihm unbedingt persönlich begegnen, ihn umarmen, ihn sagen… Ja, was eigentlich? Was wollte er eigentlich tun, was wollte er sagen, wenn es soweit war? Bei all der Verzauberung hatte er darüber gar nicht nachgedacht. Wie sollte es jetzt weitergehen? Ihn abweisen war nun nicht mehr möglich. Ausgeschlossen. Dafür war es längst zu spät. Er hatte sich bereits unsterblich verliebt. Aber einfach mit ihm zusammen sein, ginge das? Das wäre doch gar nicht mit seinem Leben vereinbar. Oder sollte er vielleicht sein Leben verändern? Mit seiner Arbeit als Detektiv L aufhören? Schlimm wäre es nicht, schließlich würden Near oder Mello dann seine Nachfolge antreten. Für Gerechtigkeit wäre somit gesorgt. Und es war ja auch nicht so, dass Ryuzaki den beiden Jungs diese schwere Bürde nicht zutraute. Der Meisterdetektiv fuhr sich durch die Haare. Worüber dachte er da gerade nach? Dachte er wirklich ans Aufhören? Dieser Mann hatte anscheinend viel Macht über ihn. Irgendwie beunruhigend. Sollte er nicht lieber vorsichtig sein? Nein, das war doch Quatsch. Dieser Mann liebte ihn, daran bestand kein Zweifel. Und wenn er ihm endlich gegenüberstand, würde ihm sein Herz schon sagen, was zu tun war. Wenn es doch nur schon soweit wäre! Ungeduldig trommelte Ryuzaki mit den Fingern auf den Tisch und spähte zum x-ten Mal auf die Uhr. Fast Mittag. Er ließ sich Zeit. Wollte ihn zappeln lassen. Nicht auszuhalten! Und wo waren eigentlich Light und Misa? Bei einem romantischen Valentinsdate? Ryuzaki’s Schläfen zuckten. War ja klar, dass Barbie diese Gelegenheit nicht verstreichen ließ. Und während die beiden miteinander turtelten, musste Ryuzaki hier sitzen und auf seine Liebe warten. Wie unfair! Hoffentlich ging ihr Date ordentlich daneben! Wie auf Kommando stieß jemand die Tür auf und stapfte zornig in den Raum. Ryuzaki warf einen Blick über die Schultern. Eine vor Wut puderrote Misa blieb vor ihm stehen. „Ist was passiert?“, fragte der Schwarzhaarige. „Allerdings. Vor einer Stunde wollte ich mich mit Light zu einem Date treffen. Ich hab mich extra schick angezogen und Schokolade für ihn gemacht! Und was passiert?! Der feine Herr taucht nicht auf! Und als ich ihn anrief, da sagte er mir doch, dass er nicht mit mir ausgehen will!“ „Ward ihr denn überhaupt verabredet?“ „ …Nein, offiziell nicht. Aber ich bin doch seine Freundin!“ Ryuzaki ließ diese Aussage kommentarlos im Raum stehen. Misa seufzte und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Und? Schon was von unserem Herzensbrecher gehört?“ „Bisher nicht.“ „ …Ryuzaki? Hast du keine Angst, dass sich am Ende herausstellt… naja… dass das alles nur ein Witz war?“ Ryuzaki lachte. „Nein. Er hätte nicht so einen Aufwand betrieben, wenn es nur ein Witz wäre.“ Zwar hatte er diese Worte mit größtmöglicher Überzeugung ausgesprochen, doch ein Restzweifel blieb ihm erhalten. Die Frage, ob er nur vor aller Welt gedemütigt werden sollte, quälte ihn trotz aller Liebe. Woher dieser Verdacht kam? Weil Ryuzaki nämlich ganz genau wusste, wer der geheimnisvolle Mann sein könnte. Schon von Anfang an. Und dieser Mann war… recht fragwürdig, was seine Glaubhaftigkeit betraf. Vielleicht war das hier ja auch nur ein Spiel? Fragen über Fragen. Und einfach keine Antwort in Sicht. Er nahm einen genüsslichen Schluck von seinem Kaffee. Das tat wirklich gut! Ruhig schob er den Ärmel hoch und sah auf die Armbanduhr. Fast fünf Uhr. Er lächelte. Bald war es Zeit für seinen letzten Schachzug. Dann würde sein Plan aufgehen! Er lachte still in sich hinein. Ich hab es dir ja gesagt … L. Du wirst mir nicht entkommen! Am Ende werde ich dir beweisen, dass meine Worte nicht bloß so leichtfertig dahergesagt sind. Er trank den Kaffee aus, legte einen Schein auf den Tisch und verließ das Cafè. Draußen zückte er sein Handy. Zeit für den Abholservice. „Ryuzaki, kann ich Sie kurz sprechen?“ Der Meisterdetektiv drehte sich mitsamt dem Drehstuhl um. Watari stand hinter ihm und machte ein ungewöhnlich ernstes Gesicht. „Sicher. Was gibt es denn, Watari?“ „Es geht um die Sache mit diesem mysteriösen Mann. Ich habe da so meine Bedenken, was das angeht.“ Er also auch. „Ich weiß. Misa hat auch schon davon gesprochen. Und auch ich habe mir überlegt, ob er mich nur reinlegen will. Aber Sie können sich beruhigen, Watari. Ich werde gut aufpassen.“ „Ich zweifle nicht eine Sekunde daran, dass Sie achtsam sind. Aber mir macht etwas ganz Anderes Sorgen. Ich habe die Nachrichten ja auch gelesen und ich frage mich, was aus Ihnen – aus L – werden soll, wenn der Mann es ernst meint.“ „ …??“ „Ich habe bereits bemerkt, dass Sie etwas für diesen Mann empfinden. Was gedenken Sie zu tun, wenn er Sie tatsächlich lieben sollte?“ „Sie befürchten, dass ich aufhören will.“ „Auch wenn Sie großes Vertrauen in sie haben, so sind Mello und Near meiner Meinung nach noch viel zu jung, um Ihren Platz einzunehmen.“ „Ich war auch nicht viel älter, als ich anfing, als L zu agieren, Watari.“ „Dennoch. Ich halte es für keine gute Idee.“ Ryuzaki lächelte sanft und erhob sich. „Watari… ich weiß selbst nicht genau, was ich in diesem Fall tun werde. Aber was ich weiß ist, dass ich ganz sicher die richtige Entscheidung treffen werde. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Plötzlich schellte jemand an der Tür. Watari kümmerte sich darum. „Ja? …Wer ist da bitte? …Gut, kommen Sie rein.“ Neugierig wartete Ryuzaki darauf, wer da wohl reinkommen würde. Ein Mann im Smoking, allen Anschein nach einem Chauffeur, betrat den Raum. Unter seinem Arm trug er ein Paket. „Ähm… Herr Ryuzaki? Ich wurde damit beauftragt, Sie abzuholen. Bitte ziehen Sie dies hier an.“ Er reichte Ryuzaki das Paket. Er öffnete es und sah darin einen eleganten, schwarzen Smoking. „Ich warte hier solange, aber beeilen Sie sich bitte. Sie werden erwartet.“ Ryuzaki begab sich in sein Zimmer und zog sich das ungewohnte Kleidungsstück an. Dann betrachtete er sich im Spiegel und stellte fest, dass er recht gut darin aussah. Miruku strich um seine Beine herum und maunzte. Ryuzaki hob sie hoch. „Na? Sieht Herrchen gut aus?“ Miruku maunzte. „Sehr schön. Dann lass uns mal gehen!“ Er schob das Kätzchen behutsam in sein Jackett und ging hinaus. Der Chauffeur führte Ryuzaki hinaus, wo eine edle Limousine stand. Der ältere Herr öffnete ihm die Autotür; Ryuzaki stieg ein. Neben ihm auf dem Sitz lag ein Strauß weißer Iris. Seine Lieblingsblumen. Zufall oder Intuition? Egal. Er zog eine der Schwertlilien aus dem Bündel und steckte sie sich ins Knopfloch. Während der ganzen Fahrt saß Ryuzaki – zu seiner eigenen Überraschung – ruhig und gelassen da, obwohl er innerlich einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch glich. Ausnahmsweise saß er sogar ganz normal da, als wolle er seine Denkfähigkeiten absichtlich senken. Er dachte an gar nichts. Wollte das Geschehen lassen, was geschehen sollte. Schließlich hielt der Wagen an. Ryuzaki stieg aus, als der Chauffeur ihm die Tür öffnete, und sah sich um. Er war irritiert. Sie waren mitten im Nirgendwo. Ringsherum um die spärlich beleuchtete Straße nur Wald. Was sollte er hier? Der Chauffeur schloss die Tür schwungvoll. Mit dem linken Arm wies er auf einen schmalen Weg. Ryuzaki sollte dort lang gehen. Einige schwache Lichter schienen auf dem Weg. Als er näher trat, erkannte Ryuzaki den Weg und lächelte. Der Weg war mit Wildrosen bedeckt, am Rand standen Kerzen. Ryuzaki folgte dem Weg, trat vorsichtig auf die Blütenpracht unter seinen Füßen. Sein Herz klopfte wie verrückt, er konnte es kaum abwarten, was am Ende des Weges passieren würde. Was ihn aber erwartete, war unglaublich: der Weg führte zu einem kleinen, runden See mitten im Wald. In der Mitte des Sees befand sich ein Pavillon, direkt verbunden mit dem Weg. Ryuzaki ging die letzten Schritte, stieg die wenigen Treppen zum Pavillon hinauf und trat ans Geländer. Im See schwammen viele einzelne, weiße Iris umher. Dies gefiel nicht nur Ryuzaki: viele Glühwürmchen schwebten über die Wasseroberfläche und gaben den Kerzen im Pavillon natürliche Lichtunterstützung. Doch das Wichtigste fehlte: wo war ER? Nervös sah er sich um. „Suchst du Jemanden?“, fragte eine vertraute Stimme. Ryuzaki wirbelte herum. Hinter ihm stand ein hübscher Brünetter im schicken Smoking und lächelte ihn sanft an. Ryuzaki schnappte nach Luft. „Du bist es wirklich… Light Yagami!“ Light kam näher. „Ich hab es doch versprochen!“ Rückblick Der Anlass für diese romantischen Überraschungen war ein Streit zwischen Light und Ryuzaki, vor genau 8 Tagen. Es war einer dieser Abende nach einem harten Arbeitstag. Nur waren alle so völlig übermüdet, dass sie die Nacht nicht auch noch durcharbeiten konnten. Sogar Ryuzaki hatte sich zu Bett begeben, neben ihm schlief Light wie ein Stein. Ryuzaki selbst lag noch ein Weilchen wach. Er konnte sich nicht entspannen; nicht, wenn er so nahe war. Light Yagami. Kira - Hauptverdächtiger Numero Uno. Hochintelligenter Student. Tennis-Ass. Polizist in spe mit viel Gerechtigkeitssinn. Charmanter Frauenschwarm. Und so was von süß! Wann war er das nur geworden? Ryuzaki hatte noch nie einen anderen Mann richtig süß gefunden. Der Meisterdetektiv wandte den Kopf nach links und beobachtete Light, wie er auf dem Bauch lag, dass Gesicht ihm zugewandt. Er hatte einen sehr ruhigen Schlaf, sein Körper hob und senkte sich sanft bei jedem Atemzug. Eine Haarsträhne fiel ihm frech ins Gesicht und kitzelte ihn, störte seinen Schlaf. Ryuzaki strich sie ihm vorsichtig aus dem Gesicht, spürte dabei den warmen Atem auf seiner Haut, der ihn erschaudern ließ. Er war geneigt, die weiche Haut zu berühren, tat es dann aber doch nicht. Stattdessen versuchte er zu schlafen. Wärme. Sie durchflutete ihn, wie das Licht die dunkle Kirche. Umhüllte ihn, brachte sein Blut zum Kochen und sein Herz zum Klopfen. Woher kam sie? Woher kam dieses süße, sanfte Gefühl, das die Wärme begleitete? Er musste es herausfinden! Als er die Augen aufschlug, sah er wieder Light vor sich, seine Augen waren entspannt geschlossen. Doch irgendetwas stimmte an dem Bild nicht. Richtig! Light lag gar nicht mehr im Bett… sondern auf ihm! Und er küsste ihn! Was war denn jetzt los? So ging das nicht! Er musste das beenden! Das fiel ihm allerdings schwerer, als er dachte. Er versuchte, Light wegzudrücken. Dies fiel aber so schwach aus, dass Light sich nur noch mehr an den Älteren schmiegte und den Kuss intensivierte. Neckisch stupste Light mit seiner Zunge gegen Ryuzaki’s Lippen und bat um Einlass, den der Schwarzhaarige ihm mit aller Kraft verwehrte. Verwirrt löste der Brünette den Kuss. „Was ist los?“ „Hör auf damit!“, fauchte Ryuzaki zurück und schubste Light von sich runter. Dieser rappelte sich irritiert auf. „Was soll das? Wieso weißt du mich ab? Ich dachte, du…“ „Ich was?!“ „ …Du hast mich doch… berührt, oder nicht? Ich… ich dachte, du wolltest mich küssen.“ Ryuzaki antwortete ihm nicht. Er wusste, dass das stimmte. Aber das würde er ihm nicht sagen. Stattdessen erhob er sich und wollte gehen. Light seufzte. „Warum nicht, Ryuzaki?“ „ …Es geht eben nicht.“ „Willst du mir etwa immer noch unterstellen, dass ich Kira bin?“ „Ich verdächtige dich immer noch, ja.“ „Und das ist Grund genug für dich, deine Gefühle zu ignorieren?“ „Was soll ich denn sonst tun? All meine Vermutungen ignorieren und mich dir in die Arme werfen?!“ „Du denkst immer nur an Kira und wie du ihn verhaften kannst!“ „Das ist doch normal. Es geht um die gesamte Menschheit!“ „Und was ist mit mir? Und was ist mit dir? Daran denkst du wohl gar nicht?!“ „Das ist nicht fair!“ „Natürlich nicht! Nichts, was hier passiert, ist fair! Es ist nicht fair, dass du den ganzen Tag nur daran denkst, Kira zu fangen! Es ist nicht fair, dass du dafür dein Leben riskierst! Und es ist nicht fair, dass du deine und meine Gefühle einfach so unter den Teppich kehren willst!“ „Light… Ich kann meine Arbeit nicht einfach unterbrechen. Ich könnte niemals mit dir glücklich werden, wenn die Menschen weiter in Gefahr sind!“ „Das werde ich nicht akzeptieren, Ryuzaki!“ „Das musst du auch nicht. Das habe ich schon getan.“ Ryuzaki griff nach der Türklinke, da hielt Light ihn zurück. „Ich werde dir beweisen, dass du doch bereit sein wirst, mit mir zusammen zu sein! Versprochen!“ Rückblick Ende Nun, 8 Tage später, standen sie sich gegenüber, umgeben von Kerzenlicht und Glühwürmchen, und in ihren Augen lag nichts als Liebe. „Du hast es also wirklich getan.“ Die Feststellung kam sehr nüchtern aus Ryuzaki’s Mund. „Und? Was sagst du jetzt?“ Ryuzaki wandte sich ab. Die Stimme in seinem Inneren, die ihn ermahnte, seine Pflichten nicht zu vergessen, ließ sich einfach nicht abstellen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Light schien das zu erahnen. Also Plan B… My gift is my song… and this one’s for you. And you can tell everybody that this is your song. It maybe quite simple but now that it’s done. Hope you don’t mind, I hope you don’t mind, that I put down in words how wonderful life is, now you’re in the world. Sat on the roof and I kicked off the moss. Well some of the verses well they got me quite cross, but the sun’s been kind while I wrote this song. It’s for people like you that keep it turned on. So excuse me forgetting but these things I do. You see I’ve forgotten if they’re green or they’re blue. Anyway the thing is well I really mean Yours are the sweetest eyes I’ve ever seen. And you can tell everybody, this is your song. It maybe quite simple but now that it’s done. Hope you don’t mind, I hope you don’t mind, that I put down in words how wonderful life is, now you’re in the world. Hope you don’t mind, I hope you don’t mind, that I put down in words how wonderful life is, now you’re in the world… Light verstummte und sah in Ryuzaki’s schwarze Augen. Der Ältere lag in seinen Armen und lächelte ihn an. Ein selbstgesungenes Liebeslied war der schöne Abschluss dieser Woche. Könnte es noch perfekter sein? Light erwiderte das Lächeln und beugte sich ein wenig hinunter, um Ryuzaki zu küssen. Doch bevor sich ihre Lippen berührten, funkte ihnen ein kleines Etwas dazwischen. Miruku hatte sich aus ihrer warmem „Unterkunft“ herausgewuselt und maunzte die beiden Jungs neugierig an. „Hey, meine Süße! Ich hab was für dich!“ Ryuzaki kramte in seiner Hosentasche herum und holte ein blaues Band hervor. „Das war um den Blumenstrauß gebunden. Das steht dir viel besser, als das rote!“ Der Meisterdetektiv löste sich von Light, setzte Miruku auf dem Geländer ab, löste die rote Schleife… und erstarrte. Unter der Schleife befand sich ein Ring an einer Schnur, die um Miruku’s Hals hing. „Was…“ „Überrascht? Ich hab dir doch gesagt, ich hab die Katze für 1 Million Yen gekauft. Hättest du die Schleife gleich abgemacht, hättest du den Ring sofort gefunden.“ Mit zitternden Fingern entknotete Ryuzaki die Schnur und trennte sie vom Ring. Dieser war silbern und mit einem Wellenmuster verziert. In der Mitte krönte ein goldenes Herz mit einem in englischer Schrift gehaltenen L versehen. „Er ist wunderschön… Warum…“ Ryuzaki verschluckte sich fast an seinen Worten, als er sah, dass Light vor ihm kniete. „Ryuzaki… L… willst du mich heiraten?“ ~ Fortsetzung folgt? ~ Kapitel 8: Zusatz: An deiner Seite ---------------------------------- 5 Jahre sind seitdem vergangen. Viel ist geschehen. Light, der wirklich Kira war, sich aber nicht daran erinnern konnte, weil er seine Besitzansprüche an das Death Note abgetreten hatte, bekam seine Erinnerungen zurück und tötete mit einem Trick L alias Ryuzaki und Watari. Danach nahm er dessen Platz ein und jagte sich quasi selbst. Er zog mit Misa zusammen und gab vor, mit ihr eine Beziehung zu führen. Doch noch war er nicht in Sicherheit: L hatte Nachfolger, Near und Mello. Er hatte sich aber nicht entschieden, wer von ihnen seine Position einnehmen sollte und so entbrannte eine Art Wettkampf zwischen den beiden Jungs: wer Kira zu fassen bekam, sollte L’s wahrer Nachfolger sein. So ergab sich nun folgende Situation: 3 Parteien kämpften gegeneinander: die Kira - Sonderkommission unter der Leitung von Light (und Misa als Unterstützung durch ihre Shinigami-Augen); Near und die SPK (Secret Provision for Kira), deren Mitglieder aus FBI- und CIA-Agenten besteht, und Mello mit der Unterstützung der Mafia. Während Near’s Ermittlungsart der von L glich, setzte Mello Light und der Sonderkommission mittels Entführungen und Erpressungen zu. Eins der Entführungsopfer war Light’s Schwester Sayu. Obwohl sie befreit werden konnte, litt sie danach an einem Trauma. In einem Versuch, Mello zu stoppen, starben die Mafia-Mitglieder und leider auch Soichiro Yagami. Light holte sich Unterstützung durch einen Bewunderer, Teru Mikami, der fortan Namen ins Death Note schrieb. Near war inzwischen davon überzeugt, dass Light Kira war, und verabredete sich mit ihm in einer einsamen Lagerhalle. Light war sich sicher, dank Teru im Vorteil zu sein, doch dank Mello, der bei einer letzten Aktion sein Leben ließ, hatte Near den alles entscheidenden Beweis erhalten, um Light zu überführen. Light muss nun um sein Leben bangen. Er stand mit dem Rücken zur Wand. Dieser verdammte Near! Jetzt hatte er ihn doch noch überführt! Und das verdankte er nur dem voreiligen Teru und diesem verdammten Mello! Das war einfach nicht zu fassen… Aber er würde sich nicht von seinem Plan abbringen lassen. Er würde der Gott einer neuen Weltordnung werden und wenn ER dann noch… Nein, er dürfte nicht aufgeben! „Near… Woher weißt du, ob das Heft, das da vor dir liegt oder das, welches Aizawa bei sich trägt, echt sind? Vielleicht ist eines davon auch nur eine Kopie. Gut, du kannst Ryuk sehen. Gehen wir also davon aus, dass dein Heft echt ist. Aber was ist mit dem, das Aizawa bei sich trägt? Es befand sich die ganze Zeit bei mir in der Zentrale. Vielleicht ist es nur eine Kopie. Dann weiß nur ich, wo das Original ist.“ Light wandte sich von den Anderen ab. Er hatte nur eine Chance: er musste Near töten! Er würde Near’s richtigen Namen auf das Stückchen Papier aus dem Death Note schreiben, das er in einem Geheimversteck in seiner Armbanduhr deponiert hatte. Die Anderen würden dann glauben, dass er die Wahrheit sagte. Nur eine Sekunde… Vorsichtig öffnete Light seine Uhr und zückte seinen Kugelschreiber, um schnell Near’s Namen hinzuschreiben. Doch sogleich durchfuhr ihn ein greller Schmerz. Matsuda hatte ihm in die Hand geschossen, dann in den linken Arm. Blutend ging Light zu Boden. Aizawa und Ide gingen dazwischen. „Matsuda! Hör auf damit!“ „Lasst mich! Er ist Schuld, dass der Chef tot ist! Ich bringe ihn um!!“ Rester trat an Near heran. „Es ist vorbei, nicht wahr?“ „Ja. Verhaften Sie ihn.“ Light, der immer mehr Blut verlor, kroch ängstlich von ihm weg. „Nein! Ich will nicht sterben! Mikami! Tu was, hilf mir!“ Mikami, selbst in Handschellen, rutschte auf seinen Knien herum. „Aber… Gott, was soll ich denn tun?!! Ich habe doch gar kein Death Note!!“ „Misa! Misa, wo bist du?“ „Misa Amane ist im Teito-Hotel“, antwortete Near ruhig. Ich darf nicht sterben! Nicht, bevor ich die Antwort gehört habe… Rester kam näher. „Herr Yagami, beruhigen Sie sich, sonst ster…“ Und dann geschah es: Rester, Halle, Gevanni, Mogi, Matsuda, Ide und Aizawa fassten sich beinahe gleichzeitig an die Brust und brachen sterbend zusammen. Schockiert sprang Near auf. Was war hier los? Sofort sah er erst zu Mikami, dann zu Light – beide wirkten nicht minder überrascht. Sie wären nicht in der Lage gewesen, etwas Derartiges zu tun. Und der Todesgott Ryuk hatte sich nicht gerührt. Wer ist das nur gewesen? „Light hatte recht. Das Death Note, das Aizawa hatte, war nicht echt. Ich habe das Echte.“ Near zuckte zusammen. Diese Stimme kannte er doch? Aber das konnte doch nicht sein! Light riss die Augen auf, beobachtete den Schwarzhaarigen, wie er auf ihn zukam und hatte Tränen in den Augen. „Du bist wirklich hier… Ryuzaki…“ Der ehemalige Meisterdetektiv kniete sich zu Light hinunter, strich ihm zärtlich durch die Haare und nahm den Brünetten dann liebevoll in die Arme. Near musste würgen. Was ging hier vor? „Wie… wieso, L? Ich dachte, du bist tot.“ Ryuzaki antwortete nicht. Er schloss die Augen und erinnerte sich an den Tag vor 5 Jahren, als er »gestorben« war… Rückblick Ryuzaki stand auf dem Dach, der Regen prasselte auf ihn nieder. Sie hatten einen Mann verhaftet, der tatsächlich Kira zu sein schien. Doch irgendwas stimmte nicht, das spürte er. „Ryuzaki.“ Der Schwarzhaarige drehte sich langsam um. Light stand in der Glastür. „Was machst du denn da? Du erkältest dich ja noch!“ Als Ryuzaki sich nicht rührte, kam Light auf ihn zu und packte ihn am Arm. Der Ältere zitterte, aber nicht vor Kälte. Er schien die Wahrheit zu spürten. „Ryuzaki, komm bitte mit rein. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.“ Widerstandslos ließ sich Ryuzaki ins Treppenhaus ziehen und auf die Stufen niederdrücken. Light setzte sich neben ihn, holte tief Luft… und erzählte ihm alles: das er Kira war, wie er das Death Note fand, wie er sein Gedächtnis wiedererlangte und so den Verdacht von sich ablenkte. Ryuzaki zog seine Knie an. „Dann… war alles nur gelogen?“ Sein Herz wurde schwer. „Nein! Ich habe gelogen, was Kira angeht, aber das mit dir… ist mein voller Ernst! Als ich dich traf… hätte ich nie gedacht, dass ich mich in dich verlieben würde. Das ist mir noch nie passiert. Aber das Problem ist, als ich diesen Plan fasste, da wusste ich noch nicht, dass ich dich liebe. Der Plan endet damit, dass du sterben wirst. Ich will aber nicht mehr, dass du stirbst.“ „ …Und was tust du jetzt?“ „Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich das abwenden kann, aber mir fiel nichts ein und ich wäre fast verzweifelt… Ich habe uns beide schon mit Romeo und Julia verglichen.“ Er lachte. „Und da fiel mir etwas ein! Ryuzaki, weißt du, wie Julia ihrer Hochzeit mit dem Grafen entging?“ „ …Sie hat ein Gift getrunken, das sie für 24 Stunden in einen todesähnlichen Schlaf versetzte und dann erwachte sie zum Leben…“ „Ich habe recherchiert und dieses spezielle Gift gibt es tatsächlich. Ich konnte es besorgen.“ Light hielt Ryuzaki ein kleines Fläschchen mit einer tiefblauen Flüssigkeit entgegen. „Vorausgesetzt, du vertraust mir…“ Wenig später saßen Ryuzaki und Light bei den Anderen. Als alle gebannt Watari’s Worten lauschten, schüttete sich Ryuzaki das Gift in die Tasse und trank den Inhalt in einem Zug aus. Dann fiel er vom Stuhl und „starb“ in Light’s Armen. „Beeil dich, Ryuk! Das Gift verliert seine Wirkung und ich will nicht, dass Ryuzaki dann noch unter der Erde liegt!“ Ryuk brummelte vor sich hin. Ihm passte es gar nicht, dass er, ein Todesgott, von einem Menschen zum Erdeschaufeln verdonnert wurde. Warum war Light eigentlich so nervös? War er so besorgt, dass L etwas passieren könnte? Muss wohl… Sonst würde er nicht mitten in der Nacht, im Regen, auf den Friedhof schleichen und Gräber ausheben. Ryuk seufzte, packte die Schaufel und half – wenn auch widerwillig – beim Graben. Gemeinsam hatten sie den Sarg schnell ausgegraben. Mit zittrigen Fingern öffnete Light den Sargdeckel. Vor ihm lag seine schlafende Schönheit, kalt und blass, wie Tod. Zärtlich strich der Brünette seinem Liebsten durch die schwarzen Haare. Sogar der Tod konnte ihm nichts anhaben… Am Liebsten würde er die kalten Lippen küssen… Stattdessen sah er auf seine Armbanduhr. Nur noch ein paar Sekunden. Fünf… Vier… Drei… Zwei… Eins… Light stockte der Atem. Sein Liebster regte sich. Seine Lider flackerten, dann schlug er die Augen auf. „Light…“, hauchte Ryuzaki. Er strich Light zärtlich über die Wange; erst jetzt merkte dieser, dass er weinte. Der Brünette schniefte. Er dürfte jetzt nicht losheulen. Er musste Ryuzaki in Sicherheit bringen, ehe jemand etwas bemerkte. Vorsichtig, um ihn ja nicht zu verletzen, hob Light Ryuzaki hoch und trug ihn rasch zu einer Bank unter einem Baum. Damit er nicht nass wurde, reichte er ihm einen Schirm, den der Schwarzhaarige zögernd entgegen nahm. „Ach ja… das gehört dir auch noch.“ Light kramte in seiner Hosentasche und zog ein mit rotem Samt überzogenes Schmuckkästchen raus, welches er Ryuzaki in die Hand drückte. „Mein Ring“, murmelte der Schwarzhaarige. Während Light das Grab wieder zuschaufelte, beobachtete Ryuzaki ihn dabei. Dieser Mann… Kira… hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass er, Ryuzaki, sich zurückziehen konnte, ohne viel Aufsehen zu erregen oder gar zu sterben. Er hatte gesagt, dass er ihn, L, liebte – und es unter Beweis gestellt. Doch was nun? Er konnte doch nicht mit dem Mörder Kira zusammenleben! Oder doch…? „Ryuzaki?“ Light stand nun vor ihm, nass vom Regen, dreckig von der Erde. Und mit einem Blick voller Liebe. „Wir sind fertig.“ „ …Wer ist »wir«?“ „Oh, warte…“ Light zog etwas aus seiner Jacke hervor: ein schwarzes Notizbuch. Dies drückte er Ryuzaki in die Hände. Als der Schwarzhaarige wieder aufsah, sah er nun den Todesgott neben Light. „Ach so…“ „Er heißt Ryuk. Er ist ein Shinigami…“ Light kniete sich vor Ryuzaki hin. „Hör zu. Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt verwirrt bist und dass du mir nicht vertrauen kannst. Aber sieh mal… ich starte einen Versuch, dir meine guten Absichten zu zeigen. Ich gebe dir das hier.“ Er legte seine Hand auf das Death Note in Ryuzaki’s Schoß. Ryuzaki musterte ihn überrascht. „Du gibst mir das?“ „Ja. Falls du mir nicht traust oder mich aufhalten willst… kannst du es benutzen.“ Ryuk zog die Augenbrauen hoch. „Wie bitte?“ „Ich weiß genau, was ich tue“, entgegnete Light mit fester Stimme. „Ryuzaki soll selbst entscheiden, wie es weitergeht. Wenn du mich so sehr liebst, dass du auch mit einem wie Kira zusammen sein kannst, dann steck dir den Ring an und komm zu mir. Ich werde von nun an mit der Polizei zusammen arbeiten. Es dürfte dir nicht schwer fallen, das Geschehen zu verfolgen. Doch solltest du mich dennoch aufhalten wollen, hast du mit dem Death Note die Chance, alles zu beenden. Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst… Kannst du irgendwo solange untertauchen?“ „ …Ja, kein Problem.“ Einen Moment lang sahen sich die beiden stumm an. Dann küsste Light Ryuzaki auf den Mund und flüsterte: „Geh jetzt, bitte.“ Ryuzaki steckte das Schmuckkästchen in seine Hosentasche, schob das Notizheft unter den Pullover und schlich unter dem Regenschirm in die dunkle Nacht hinaus. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee war, Light?“ Ryuk kratzte sich unsicher am Kopf. „Nein. Aber ohne ihn bedeutet mir diese neue Welt nichts mehr. Und wenn er mich nicht liebt, dann…“ Rückblick Ende Ryuzaki fuhr Light liebevoll durch die Haare. „Ich habe dich lange warten lassen. Verzeih mir…“ Light wischte sich die Tränenflut aus dem Gesicht. „Du bist hier… und du trägst den Ring.“ „Wie kann das sein?! Wie hast du Menschen getötet, wenn Ryuzaki doch das eine echte Death Note hatte und Mikami das andere?“, rief Near, inzwischen aufrecht stehend. „Ich hab Seiten aus dem Death Note rausgerissen… bevor ich es ihm gab.“ „Near… Ich will dich nicht auch noch umbringen. Es ist vorbei. Die Welt hat längst beschlossen, sich nicht mehr gegen Kira zu wehren, im Gegenteil. Wer sich Kira widersetzt, wird getötet. Niemand wird dir helfen. Gib auf!“ Ryuzaki hatte diese Worte ganz sachlich ausgesprochen. Near schluckte. „Hast du es deshalb getan? Bist du deshalb auf seiner Seite?“ „Ich liebe Light Yagami. Und auch die Tatsache, dass er Kira ist, hat daran nichts geändert. 5 Jahre habe ich darüber nachgedacht und beobachtet. Also verschwende nicht länger deine Zeit und zieh dich zurück.“ Mit diesen Worten wandte sich Ryuzaki endgültig Light zu. Er half ihm vorsichtig auf die Beine, stützte ihn und dirigierte ihn in Richtung Ausgang. „Mikami, können Sie aufstehen?“ „Sicher…“, murmelte Mikami und rappelte sich mühselig hoch. Ryuzaki befreite ihn dann mit einer Hand schnell von den Fesseln. „Gehen wir. Light muss ins Krankenhaus.“ „Sie müssen noch einige Tage im Bett bleiben, dann werden Sie wieder gesund.“ Der Arzt klappte die Akte zu und sah Light streng über den Rand seiner Brillengläser hinweg an. „Das war wirklich ein grässlicher Vorfall im Lagerhaus. Es ist ein Wunder, dass Sie überlebt haben. Glücklicherweise kam der junge Mann gerade vorbei.“ Light lächelte schwach. „Ja. Ich bin ein wahrer Glückspilz.“ Der Arzt ließ ihn und Ryuzaki allein. „Eine hübsche Geschichte hast du dir da ausgedacht.“ Light lachte leise. „Hätte nie gedacht, dass du mal zu Kira’s Gunsten lügen würdest… Was ist aus Near geworden?“ „Ich weiß nicht. Ich hab ihn an diesen Tag zuletzt gesehen.“ Ryuzaki’s Augen wanderten zu Light’s Hals. Dort bemerkte er eine Kette und zog sie hervor. „Hey, du hast ja auch einen Ring! Warum trägst du ihn nicht?“ „Ich wollte ihn erst tragen, wenn du »Ja« gesagt hast.“ Ryuzaki lächelte. „Na dann…“ Er nahm ihm die Kette ab, ließ den Ring hinabgleiten und steckte ihn an Light’s Ringfinger. „Ja, Light Yagami. Ich will dich heiraten.“ ~ Owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)