Once upon a time von Yukiko_Kyoko (Tagebuch eines anderen Vampirs) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Ich stellte mich mitten auf der Straße breitbeinig hin und stemmte die Hände in die Hüften. Dann schätzte ich die Entfernung zwischen mir und dem Picacho Peak ab. Das würde noch dauern bis ich den erreicht hatte. Und dann lag meines Wissens 60 km nördlich von diesem riesigen Lavaberg Tucson, Arizona. Warum war ich auch so blöde gewesen und durch die Sonora-Wüste gefahren, fragte ich mich selbst und schlug mir mit dem Handballen vor die Stirn. Auf diese Frage gab ich mir dann sofort die passende Antwort: Weil ich die Wüste sehen wollte. Eigentlich total bescheuert. Aber wenn man so alt war wie ich, wurde das Stadtleben nach einer Weile langweilig. Deswegen wollte ich das Land und die Gegend erforschen. Deswegen hatte ich mir in Mexiko einen Porsche gekauft und war losgefahren, doch dieser Porsche hatte mitten auf der Strecke einfach gestreikt. Und deswegen stand ich jetzt mitten in der Wüste. Um genau 2.30 am Morgen, wie ich mit einem Blick auf meine Rolex feststellte, die an meinem Unterarm um mein Handgelenk baumelte. Ich trat wieder an den Wagen heran und klappte die Moterhaube nach oben. Nur durch rumstehen, würde sich auch nix ändern. Und wie heißt es so schön: Selbst ist die Frau! Also schaute ich wie ein echter Autodoktor auf den Motor. Der Tank war randvoll und es stieg nirgendwo Qualm auf. Für mich sah das Autochen kerngesund aus. Genervt schlug ich die Motorhaube wieder zu trat dazu noch gegen den Reifen. „Blöde Karre! Verdammter Scheißdreck! Wenn ich den Kerl erwische, der mir diesen Wagen verscherbelt hat, dem reiße ich die Kehle heraus und trinke sein Blut!“, schrie ich den Himmel an. Doch das beeindruckte den Himmel nicht im geringstem. Die Sterne funkelten weiterhin fröhlich vor sich hin und zwinkerten mir ebenso fröhlich zu. Es stinkte mir ziemlich, dass die Sterne, die hier in der Wüste so klar zu sehen waren, sich scheinbar so über mich lustig machten. Ich setzte mich auf die Motorhaube und kaute an meinem Daumennagel. Ich überlegte ob ich anfangen sollte zu laufen, wenigstens bis zum Berg. Vielleicht gab es dort eine Höhle, wo ich mich verstecken konnte. Oder ich könnte hier beim Wagen bleiben und mich dort drin verstecken. Aber wenn ein Mensch vorbeikommen sollte, und dieser würde mich dort finden. Zusammengekauert im Fußraum. Das würde Fragen aufwerfen. Unangenehme Fragen. Fragen die ich nicht vorhatte zu beantworten. Aber ich musste mich bald entscheiden, denn ich hatte nicht mehr so viel Zeit. Denn bald würde die Sonne aufgehen. Wenn ich mich dann noch im Freien aufhalten sollte, würde ich nur noch ein Häuflein Asche sein. Und das würde mir heute gar nicht in den Kram passen. Denn das letzte Mal, dass ich ungefährlich in der Sonne spazieren gewesen war, war 1860 in Atlanta gewesen. Ein Jahr vor dem Bürgerkrieg. Denn in diesem Jahr war ich in einen Vampir verwandelt worden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)