Grim Reaper von monsieurlefrere (Shinigami Dispatch Society) ================================================================================ Kapitel 7: Soul of a Shinigami ------------------------------ Die Sonne warf ein milchiges Licht durch die schmalen Fenster des Krankenflügels. Eric hatte nie genau darüber nachgedacht, aber in der Welt der Shinigami schien oft anderes Wetter zu herrschen, als in der, die die Menschen bewohnten. Warum sie überhaupt einen Wetterwechsel benötigten und warum er es noch nie weiter, als zu einem der Portale, die sie in die Außenwelt brachten geschafft hatte, blieb ebenfalls ein Rätsel für den Blonden. Jedenfalls hasste er ihre Sonne grade, machte sie den Raum, der eh schon komplett in weiß gefärbt war, noch heller. Der stechend medizinische Geruch trug ebenfalls nicht grade dazu bei, dass er sich hier wohler fühlte, ebenso wie die Spritzen und anderen Gerätschaften die herumlagen. Schnell wandte er seinen Blick von derlei Gerätschaften ab. Todesgötter wurden eigentlich nicht krank, oder zumindest selten. Dennoch waren sie wohl für alles gewappnet. Eric schüttelte es bei dem Gedanken an die alljährliche Untersuchung und im Grunde genommen wünschte er sich grade, so schnell wie möglich hier weg zu können. Aber schließlich war er nicht für sich selbst hier, sondern für ihn - seinen Alan. Sanft strich er dem schlafenden Shinigami ein paar Haare von der Stirn und ließ seine Augen über das blasse Gesicht wandern. Seine Lippen waren blasser als sonst und leicht geöffnet. Er atmete aber ruhig. So niedlich der Anblick auch war, er hätte ihm lieber beim Schlafen in seinem eigenen Bett beobachtet und nicht hier im Krankenflügel. Die Ärztinnen konnten sich nicht erklären, was geschehen war, als Alan auf ihrem Rückweg von dem Auftrag auf einmal zusammenbrach und krampfte. Sie konnten nichts anderes tun, als ihn ruhig zu stellen. Eric konnte kaum hinsehen wie sie seinen Freund festgehalten haben. Die Tränen des Brünetten hatten sich zusätzlich in seinem Gedächtnis festgebrannt. Den Kopf in gefaltete Hände gelegt bemerkte Eric erst spät, dass sich Alan aufgesetzt hatte und ihn sanft anlächelte. „Du bist wach? Wie geht’s dir?“ brach es etwas plötzlich aus dem Älteren. Alan nickte schwach bevor er antwortete. „Es ist alles wieder okay…“ Seine Stimme klang allerdings immer noch etwas brüchig. Eric atmete erleichtert aus bevor er ihn vorsichtig und langsam zu sich zog und in seine Arme schloss. „Ich bin so froh, dass es nichts Schlimmeres ist!“ flüsterte er in das braune Haar, unwissend, dass er bei dieser Aussage nicht Recht behalten sollte. „Du solltest wirklich mehr auf dich achten!“ Der Jüngere wurde auf der Stelle etwas rot und vergrub sein Gesicht an Erics Schulter. Als sie sich nach einigen Minuten lösten griff Alan nach Erics Hand. „Danke, dass du geblieben bist.“ Das Lächeln des kleineren war einfach zu verführerisch um nicht darauf zu reagieren. Schnell brachte Eric sie wieder eng zusammen. Schmerzlich nah aber immer noch zu weit entfernt als das sie sich berühren würden, waren ihre Lippen voneinander. Grüne Augen trafen sich, vereinbarten, dass es okay war – dass sie beide es wollten. Alan hauchte gegen die Lippen seines Partners und rutschte trotz dem heftigen Klopfen seines Herzens noch einige Zentimeter an diesen heran. Sein Gegenüber betrachtete Alans feine Gesichtskonturen, hob sein Kinn etwas an und lauschte ihrem aufgeregten Atem der sich in der Luft vermischte. Als die Tür des Raumes ohne Vorwarnung aufflog, und Ronald Knox reinstürmte, hätte der Brünette schwören können, ein leichtes Knurren aus Erics Kehle zu hören. Dieser ließ nur wiederwillig von dem Jüngeren ab und warf dem Störenfried einen Blick zu, der sofort hätte töten können. Unwissend, welchen Moment er grade zerstört hatte, plapperte der aufgeregte Blonde sofort los. „Eric-Senpai! Oh- Und Alan-Senpai! Es gibt einen Notfall!“ Die Haare des sonst so durchgestylten Shinigami waren wüst und auf seiner Stirn war leichter Schweiß vom Rennen. Außerdem ging sein Atem schnell, denn er hatte sich wirklich beeilt die dringliche Nachricht so schnell wie möglich zu übermitteln. Ungeachtet der Situation schmiss er sich zwischen die beiden verdutzt dreinschauenden Freunde auf das Bett. „Ganz ruhig Ronald, jetzt nochmal ganz langsam. Was denn für ein Notfall?“ Eric setzte sich wieder ordentlich hin und sah etwas sehnsüchtig auf Alans Lippen. „Na der Dämon! Von eurem Auftrag neulich. Hatte mich eh schon gewundert dass ihr so schnell wieder da wart. Jedenfalls ist er zurück und wütet in den Straßen von London. Er soll angeblich auch viel stärker sein! Und William-Senpai ist…nun ja…verhindert. Jedenfalls brauche ich euch! Obwohl…nur ehr dich Eric-Senpai!!!“ Eric fragte sich kurz, ob Ronald während er sprach auch mal Luft holen musste, seufzte aber letztendlich und stand bereitwillig auf, dem quirligen Blondschopf zu folgen. „Hey!“ murrte Alan mit leicht verschränkten Armen. „Ihr glaubt doch nicht, dass ich hier bleibe, oder?“ Entschlossen schlug er die Bettdecke zurück und griff nach seiner Jacke, war er doch sonst noch vollständig angezogen. „Alan…“ Eric seufzte erneut und richtete sich die Brille. So langsam merkte er, dass der Jüngere doch recht stur sein konnte. „Nichts da ‘Alan‘!“ Noch etwas wacklig auf den Beinen stand der angeschlagene Shinigami auf und schnappte sich seine Death Scythe während er auf die Tür zuging und schon halb aus dieser getreten war, als er sich noch einmal umwand. „Schließlich muss doch auch jemand auf dich aufpassen, Eric.“ Alans Augen waren in diesem Moment so sanft, dass Eric hart schlucken musste bei dem Anblick. Ronalds breites Grinsen war mal wieder absolut nicht fehl am Platze. Der moderige Geruch, der von dem alten Holz um sie herum ausging, ließ William erschaudert während er immer noch mit dem Gedanken zu kämpfen hatte, Grell mit dem Bestatter allein zu lassen. Er malte sich lieber nicht aus, was geschehen würde, hatte er doch grade erst eine gewisse Szene mitangesehen, die ihn fast ausrasten ließ. Er wollte Grell und er wollte ihn nur für sich. Das Gefühl ihn nun herzugeben war unbeschreiblich für den Anzugträger. Noch nie war er so hin und her gerissen zwischen dem, was er fühlte und dem, was unvermeidlich war zu tun. Undertaker stand wieder in die Ecke des kleinen Raumes gelehnt, gähnte leicht und sah mit einem nur allzu typischen Grinsen zu dem jüngeren Shinigami herüber, hoffend, der Störenfried würde sich bald verziehen. Er legte den Kopf etwas schief, wobei die hellen Strähnen nun nicht mehr ganz so spärlich wie zuvor den Blick auf seine im Licht der Kerzen schon fast Türkis wirkenden Augen freigaben, William gezielt anstierend. Es war schließlich William, der das Augenduell der beiden verlor und das Wort ergriff, die bedrückende Stille einschneidend. Aber ehrlich, wer hätte diesen legendären Augen, die schon so viele Tode gesehen hatten, auch schon lange Stand halten können. William fühlte eine leichte Hitze auf seinen Wangen, unterdrückte es aber allzu deutlich zu schlucken. Sich räuspernd drehte der Dunkelhaarige sich aus dem stechenden Blickfeld. „Ich hoffe doch, Sie wissen, in welchem Rahmen sich ihre „Experimente“ zu halten haben, Mr. Hyde?“ Ein angespanntes Richten der Brille verschleierte den nervösen Unterton in der dunklen Stimme nicht. „Gewiss doch…“ kicherte Undertaker, während er schon wieder an dem immer noch schlafenden Rotschopf rumzupfte. Leblose Wesen, oder wie immer man Grells momentanen Zustand auch beschreiben wollte, zogen den Bestatter an wie Motten das Licht. Er liebte ihre Unfähigkeit sich zu bewegen, sich zu wehren genauso wie die blasse Haut und die bräunlichen, leicht violett schimmernden Ränder unter den Augen. Grells porzellanartige Haut und die weichen, roten Haare die sein Gesicht mit den tiefgrünen Augen umrahmten trafen seinen Geschmack voll. Jedoch machte dessen hysterische Art dieses Bild schnell zu Nichte, was ebenfalls ein Grund war warum Undertaker froh war, das der Jüngere jetzt in dem todesartigen Schlaf gefangen war. Den Blick nur schwer von dessen leicht rosigen Lippen lösend, sah er doch wieder zu dem lästigen Shinigami. „Aber ich werde doch sicherlich auch etwas meinen Spaß mit ihm haben dürfen?“ Williams Halsschlagader pulsierte wütend. Der Aschfahle konnte es einfach nicht lassen, ihn zu reizen und nun war das Maß endgültig voll, Respekt hin oder her. Er fuhr herum und packte den etwas kleineren Mann am Kragen, wohlwissend dass dieser sehr wohl in der Lage war, sich entsprechend zu wehren. Undertaker blickte erst auf die Hände, und dann in die Augen des Schwarzhaarigen, die in diesem Augenblick so voller Abscheu waren, dass er am liebsten gleich wieder laut Lachen würde. Dennoch blieb er diesmal stumm und würgte mit angetanem Blick unter dessen engen Griff, sehr zu Williams Missgunst. „Wag es ihn anzurühren, alter Mann und ich sorge dafür, dass du endgültig auffliegst.“ Für einen kurzen Moment vergaß William sein Benehmen. Wenn es um Grell ging, verstand er in letzter Zeit wohl weniger Spaß als gewöhnlich. „Und was ist mit dir?“ fragte der Silberhaarige. „Tzz.“ Wiederwillig ließ der Abteilungsleiter ihn los, nicht ohne ihn etwas von sich zu stoßen. „Oder hast du etwa schon wieder vergessen, dass du mir noch etwas schuldest? Denkst du im erst, dass der rote Engel dort für dich aufkommen wird? Nein. Er ist, wie sagt man? Nur die erste Rate?“ Triumphierend ließ sich der Sargbauer auf einem seiner Kreationen nieder. „Nein. Verzeihung, Sir. Entschuldigen Sie mich dann jetzt.“ Mit etwas zerknirschter Stimme verabschiedete sich William schließlich, nicht ohne noch einmal einen Blick auf Grell zu werfen. „Ohne einen Kratzer“ knurrte er noch, bevor er die Tür des Geschäftes lautstark hinter sich zuzog. Ein heiseres Lachen war die Antwort. Seine Anzugjacke frustriert enger um sich schlingend, machte er sich zunächst noch nicht zurück auf den Weg in ihre Welt, sondern blieb lieber in der Nähe - aus reiner Vorsicht. In dem kleinen, dunklen Raum hatte sich der Totengräber derweilen an den dunklen Sarg gesetzt und drehte feine Locken in das rote Haar. Nach einer Weile machte er sich daran ein Buch in den Raum zu holen. Es war sehr alt und zerfleddert. Die Seiten waren vergilbt, herausgerissen und hatten, genau wie der Einband eindeutig schon bessere Tage gesehen. Undertaker führ mit seinen dürren Fingern über den Deckel, die Staubschicht entfernend, die die silberne Aufschrift verdeckte. Er schlug das Buch auf, las, schrieb, war über viele Stunden in tiefen Gedanken versunken, bevor er sich wieder über Grell beugte. Das Buch verschwand aus seiner Hand und er stich sich erneut die Haare aus den Augen. „Hmm. Mir fallen so viele Dinge ein, die ich grade mit dir anstellen könnte.“ Seine Gedanken nur zu deutlich vor sich sehend, leckte er sich über die blassen Lippen. „Aber das verschieben wir auf Später my Lady…zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Grell schien murmelnd zu antworten , zuckte bereits stärker mit den Augen. Der Grabschaufler stand schwungvoll auf, die oberste Schicht seines Gewandes dabei elegant ablegend. Es wurde Zeit anzufangen. Grell würde wohl bald aufwachen. Mehr oder weniger. Mit den schwarzen Nägeln über seine langen Stiefel fahrend zog er einen Schlüssel aus den daran befestigten Schnallen heraus. Er öffnete eine unter einem Sarg versteckte Falltür und sprang hinab, grazil landend. Sein Atem war sichtbarer Dampf in der Luft. Der Boden des Ganges, den er entlangschritt war mit einer dünnen Frostschickt bezogen. Dennoch hörte man die dumpfen Geräusche seiner Absätze an den engen Wänden wiederhallen. Am Ende des Pfades angekommen betrat er einen weitläufigen Raum der komplett vereist schien. Ein Meer aus in Eis gehüllten Holzpflöcken mit Buddhistischen Aufschriften breitete sich vor ihm aus. Dem ehemaligen Todesgott wehte eine frostige Brise entgegen, die seine silbrig schimmernden Haare weit nach hinten fliegen ließen während er aus einer kleinen Ausbuchtung an der Wand eine Schachtel nahm, und die darin liegende Brille aufsetzte. „Wie lange ist das nun her?“ Er trat auf die gefrorenen Sotoba zu und streckte seine Hand aus, instinktiv das richtige wählend, dessen Inschrift sofort zu leuchten begann. Das Eis schmolz unter seiner Berührung und das Gefühl, dass ihn grade durchströmte, ließ ihn erschaudern und die Augen für einen Moment schließen. Mit verschleiertem Blick und großer Verwirrung setzte sich Grell unterdessen auf. Dass er bei Undertaker war und genau das vermutlich auch der Grund war, weshalb er in einem Sarg saß, wusste er nicht mehr. Überhaupt wusste er momentan nicht viel. Das Licht schmerzte in seinen Augen und die unscharfe Sicht bereitete ihm Kopfschmerzen. Ob ihm wohl eine Brille fehlte? Mit zitternder Hand tastete er sein Gesicht ab, doch da war nichts Besonderes. Er hatte Angst, wollte nach irgendjemandem rufen, aber er konnte es nicht. Öffnete er seinen Mund, so kam nichts heraus. Seine Lippen und Beine fühlten sich taub an, seine Kehle war trocken. Sein Körper war so schwer als bestünde er aus Stein. Zu dem unangenehmen Kribbeln kam auch noch ein seltsamer Geschmack. Süß und betörend zog er ihn noch immer in seinen Bann, sobald er sich über die Lippen leckte. Er seufzte als verband er eine schöne Erinnerung damit, allerdings war alles in seinem Kopf irgendwie neblig und verworren. Krampfhaft versuchte er seine Augen an die schummrige Lichtstimmung zu gewöhnen und irgendetwas zu erkennen. Der Versuch schlug fehl und so schwang er langsam eines seiner langen Beine über den Rand des Sarges und machte sich daran aufzustehen. Dumpf schlug er auf dem Holzboden auf, da seine Beine sofort zusammenklappten. Überrascht darüber, dass er doch fähig war, ein Wimmern von sich zu geben merkte er erst relativ spät, dass sich fremde Stiefel vor seinen Augen befanden. Erschrocken sah er grade noch rechtzeitig hoch und erkannte ein Gesicht, das ihm dennoch fremd vorkam. Wie von selbst richtete er sich auf und urplötzlich löschten sich alle Kerzen im Raum. Grell sog wiederwillig den fahlen Geruch des Rauches ein uns sah voller Furcht in grüne-gelbe, glühende Augen vor ihm, die direkt in sein tiefstes Inneres zu blicken schienen. Das letzte was er sah, war eine Art Totenkopf mit Gerippe und ein silberner Schein - dann wurde alles Schwarz und er verlor jegliches Gefühl. Eine raue Stimme durchflutete den Raum. „Und nun zeig sie mir, die Seele eines Shinigami…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)