Thea und Lune von Mir_Rage (Aufruhr bei den Schattenelfen) ================================================================================ Kapitel 1: Ärgernis Alltag -------------------------- Es war früher Abend in Vermonia. Die altehrwürdige Stadt leuchte im Licht der untergehenden Sonne. Die roten Ziegel der sieben Türme glänzten matt. Das Leben in den breiten Einkaufstraßen der vornehmen Oberstadt wurde von Minute zu Minute ruhiger. Schließlich schloß auch der letzte Kaufmann sein Geschäft. Und nach dem er die Tageseinnahmen nachgerechnet, die Summe ins Umsatzbuch eingetragen und sich heimlich vor Weib und Schwiegermutter aus dem Staub gemacht hatte, trafen sich die hohen Herren alle wieder inkognito in den Amüsiermeilen im Hafen. Denn dort erwachte nun das Leben und pulsierte voll Leidenschaft. Eines der beliebtesten Wirtshäuser war „Das goldene Füllhorn“ in der Zinnobergasse. Das Haus war das größte im näheren Umkreis. Im Erdgeschoß lärmten bereits die ersten Stammkunden. Aus dem Lagerhaus hinten im Hof wurden mächtige Eichenfässer in die vorderen Schankstuben gerollt. Ein Gruppe Frauen kehrten und lüfteten die Gästezimmer im ersten Stock. Eine andere wienerte eifrig die ausgetretenen Stufen, bis sie blitzten. Der ganze erste Stock war so sauber, das man von polierten Boden essen könnte. Ganz im Gegensatz zum zweiten Stock. In den wenigen Kammern stand die Luft förmlich und der Staub fingerdick auf den Möbeln. Lediglich ein Raum war sauber. In ihm schimmerte das schwache Licht zweier Kerzen. „Ich habe es satt! Ich habe es sowas von satt! Jeden Abend das selbe Theater!“ „Thea, ich kann es doch nicht ändern. Es war der einzige Job in der Stadt.“ Ein blonder Kopf kam hinter einem Paravan hervor. Die kleine Elfe blinzelte versöhnlich der anderen Frau zu. Die saß schmollend vor dem Rest eines Spiegels und versuchte ihr Sommersprossen übersätes Gesicht abzupudern. „Ich bin Priesterin, Lune! Und eine Dienerin des Herrn verdient sich nicht als Schankmaid! Das ist unter meiner Würde!“ „Aber deine Würde bezahlt leider nicht unsere Rechnungen, meine Liebe!“ „Wenn diese Gurke von Tagedieb und Schwertkämpfer mitarbeiten würden, dann ...“ „Diese Diskussion haben wir doch schon oft genug geführt. Gregory muß seinen verletzten Arm auskurieren.“ „Und das bißchen Geld, das wir über hätten, in Alkohol umsetzen. Er ist ein versoffener Liederjan wie er im Buche steht. Warum zu Kuckuck mußte ausgerechnet der uns begleiten?“ schnaubte Thea verärgert. „Ich dachte immer, gerade du glaubst an die Macht des Schicksal, Heilige Jungfrau von Oz!“ Thea gab nur ein beleidigtes Knurren von sich und widmete sich ihrer strubbeligen Lockenmähne, die sich wieder einmal nicht bändigen ließ. Lune kam kichernd hinter der spanischen Wand hervor. Das raffinierte Gewand, dass die Elfe trug, klimperte laut weil die unzähligen Silberscheibchen und Kristallperlen aneinander schlugen. „Jetzt zieh‘ doch nicht so einen Schmollmund. Das gibt nur verfrühte Falten. Und Schmollfalten sind bei weitem nicht so edel wie Denkfalten.“ flötete die Elfe vergnügt. „Laß das dämliche Süßholzgeraspel! Wenn ich mir noch länger das besoffene Gelabere da unten anhören muß, fang‘ ich auch noch das Saufen an.“ „Solange du nicht wieder eine deiner Moralpredigten in der Schankstube hältst. Das letzte Mal hätte uns der Wirt am liebsten an die Luft gesetzt.“ hielt Lune ihrer Nachbarin vor und drängelte sich vor den Spiegel um ihrer filigranen Hochsteckfrisur den letzten Schliff zu verpassen. Sie sah wieder bezaubernd aus. „Ich mußte mich entschuldigen, nur weil ich meiner Berufung folge. Oh, großer Herr und Gebieter, wie tief ist doch die irdische Welt gesunken. Wie tief bin ich gesunken.“ jammerte Thea und blickte seufzend in den Spiegel. Das Gesicht das ihr daraus entgegen blickte sprach Bände. Wenn sie so weiter machte, hatte sie sicher in ein paar Jahren das Aussehen einer überreifen Dörrpflaume. Was war die Welt doch ungerecht mit den Sterblichen! Lune würde immer frisch wie eine erblühte Blume aussehen, egal wie alt sie war. „Los mach hinne! Wir müssen nach unten! Ich hab‘ keine Lust mich wieder wegen dir anmeckern zu lassen.“ trieb die Elfe ihre Begleiterin an. „Meinetwegen! Stürzen wir uns mutig in die Schlacht, werte Gefährtin!“ Thea wälzte sich müde hin und her. Ihre innere Uhr sagte ihr, dass es halb acht war. Das Wirtshaus hatte gerade mal vor vier Stunden die Türen geschlossen und den letzten Suffkopf rausgeworfen. Vier Stunden! Und sie konnte immer noch nicht schlafen. Das ging doch mit dem Teufel zu! Verschlafen raffte sie sich auf und verließ ihr Zimmer. Vielleicht würde ja eine heiße Milch helfen. Die Küche war so eng und schmal, dass mal nur einzeln hinein bzw. hinaus kam. Thea öffnete den linken Hängeschrank und griff nach einer kleinen, tönernen Henkeltopf. Sie klemmte sich den Henkel zwischen die Zähne, stieg auf den Fenstersims und hangelte sie an der Regenrinne hinauf auf das Dach. Dort graste Zise, eine kleine schwarz- weiß gefleckte Ziege. Kauend beobachtete sie wie sich Thea in ihrem Nachhemd über die Dachkante stemmte. „Glotz nicht so blöd! Noch nie eine Priesterin gesehen?“ Zise erwiderte irgend etwas meckernd und rupfte dann weiter ungerührt Gras von dem Flachdach. Thea kniete sich hin und betet innerlich, dass das blöde Tier ihr nicht wieder den Topf um treten würde, kurz bevor sie fertig mit melken war. Doch Zise schien heute gnädig zu sein und hielt still. Jetzt kam der finale Balanceakt. Vorsichtig rutschte Thea an der Regenrinne herab, immer darauf bedacht nichts von der Milch zu verschütten. Schließlich erreichte sie wieder das Küchenfenster. „Smokey? Wo steckst du wieder, Kleiner? Kommkommkomm! Feinifeini Drache. Komm zur Mami!“ Ein schabendes Geräusch kam von unter dem Ofen. Aus dem Aschehaufen glitzerte eine schwarzes Knopf- Augenpaar. Der kleine Drache schüttelte sich und tapste auf Thea zu. „Na, hast du ausgeschlafen?“ Smokey gab einen Laut von sich, der wie eine Mischung aus Bellen und Schnattern klang. Erwartungsvoll machte er Männchen und strecke sich seinem Frauchen entgegen. „Hast wohl Hunger?“ Der kleine safrangelbe Drache nickte eifrig. Thea stellte ihre Milch auf dem wackligen Tisch ab und bückte sich nach ihrem kleinen Liebling. Smokey schmiegte sich schnurrend an ihren Hals und schnurrte wie eine Katze. Thea setzte ihn auf dem Bord ab und kehrte die Asche unter dem Rost in einen Blecheimer. Dann häufte sie Stroh an und schob Holzspäne darunter. Aus einem Sack fischte sie ein zwei Kohlestücke heraus und warf sie Smokey zu, der sie geschickt aus der Luft fing. Zufrieden zerkaute er die Kohle und fuhr sich schlabbernd mit der Zunge über‘ s Maul. „So Baby, hat’s dir geschmeckt? Wie sieht‘ s aus? Kann Mama‘ s kleiner Liebling hier Feuer machen?“ fragte Thea grinsend. Der Drache sprang von der Anrichte und setzte sich vor den Strohhaufen. Einen kurzen Augenblick hielt er den Kopf schräg, so als würde angestrengt nachdenken. Dann begann er sich langsam aufzublasen bis er aussah wie ein kleiner Ballon. Ein leises Klicken war zu hören als der Drache beide Funkenzähne aneinander schlug. Eine anderthalb Meter lange Stichflamme zügelte aus dem Drachenrachen. Smokey surrte dabei wieder auf Normalgröße zurück und blickte schwanzwedelnd zu Thea auf. Die war allerdings wenig von dem Ergebnis begeistert. Ihr Gesicht war voller schwarzem Ruß, das sie heftig unter der Nase kitzelte. „Hatschie!“ nieste sie. „Smokey, das war etwas zu kräftig! Aber wenigstens ist das Herdfeuer an.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, richtete Thea den Rost auf der Feuerstelle goß Milch in ihre Tasse und stellte sie auf. Nun hieß es nur noch warten. Müde ließ sich Thea in die Eckbank fallen. Schlaftrunken rieb sie sich die Augen und riß gähnend den Schlund auf. Ihr Kopf brummte wie ein dicker Brummkreisel. Jede Nacht das gleiche Affentheater. Die Kerle kommen, lassen sich volllaufen und spätestens ab 0:00 Uhr mußten man sie sich mit Händen und Füßen vom Hals bzw. Hintern halten. Thea schauderte allein nur bei dem Gedanken daran. »Männer! Eine Spezies nur knapp über dem Affen! Was hatte der Herr sich nur dabei gedacht, diese Pfeifen den Frauen als Gefährten zu geben. Und nur weil es hieß der Mann wäre vor Frau auf der Welt gewesen, hielten sie sich für die Größten! Woher wollten die das eigentlich so genau wissen? Vielleicht war es ja genau umgekehrt! Würde mich nicht verwundern!« Die junge Frau seufzte und dachte wehmütig an ihr Kloster oben im Norden. Wie paradiesisch erschien ihr heute das einfache Leben zischen Kirchenbank und Kuhstall! Wenn sie nur früher gewußt hätte auf welch einen Trubel sie sich einließ, als man eine Priesterin an den königlichen Hof bat. Sie hätte sich zwischen den Kühen versteckt und jede andere Aufgabe angenommen. Doch jetzt war sie gezwungen mit einer Elfe und einem mehr als zweifelhaften Subjekt, dass sich selbst als Schwertkämpfer bezeichnete, durch die Länder zu ziehen und bei etwaigen Streitereien zwischen den Völkern zu vermitteln. Und Vermitteln war dabei noch eine harmlose Untertreibung! Bei der letzte Angelegenheit hatte sie sich nur mit knapper Not unter einem Feuerstrahl hinweg hechten können, den ihr eine erzürnte Waldfee hinterher gejagt hatte. Ein gehässiges Volk wie es im Buche stand. Aber immerhin noch besser zu ertragen als ein Dutzend besoffener Kobolde. „Gott, wie ich es hasse!“ schnaubte Thea schon halb im Schlaf. „Ihnen auch einen guten Morgen, ihre priesterliche Hochwohlgeborenheit. Ausgeschlafen?“ Thea fuhr panisch in die Höhe, die Augen weit aufgerissen. „Och, hab ich dich erschreckt?“ grinste Gregory ihr entgegen. Anstelle einer Antwort schoß Thea‘ s rechte Hand vor. „Autsch!“ Gregory rieb sich die rechte Wange. „Wie oft muß ich dir eigentlich noch sagen, dass du ich es hasse wenn du dich an mich heran schleichst!“ „Keine Sorge, ich geh‘ gleich wieder. Ich wollte nur wissen, warum es aus der Küche so raucht!“ „Häh? Hör‘ auf zu spinnen. Hier raucht doch...Achdumeine... Die Milch!“ Erst jetzt bemerkte Thea den widerlichen Gestank. In der Tasse blubberte und schäumte es. Verzweifelt versuchte Thea sie von der Feuerstelle zu angeln, doch sie ließ den heißen Henkel sofort wieder los. „Verflixt und zugenäht!“ fluchte sie als sich die restliche Milch über den Boden ergoß. „Sag‘ mal, dürfen Priesterinnen eigentlich fluchen?“ erkundigte sich Gregory mit gespielter Unwissenheit. „Noch ein Wort, und du bekommst zu deinem lädierten Arm noch ‘nen gebrochen Kiefer dazu!“ schnaubte Thea wütend wie eine Furie. Knurrend und brummend schnappte sie sich den Lappen aus der Spüle und begann den Milchsee weg zu wischen. Gregory hatte es sich auf der Eckbank bequem gemacht und beobachtete amüsiert wie Thea auf dem Boden herum rutschte. ‚Verblödest Rindvieh verblödetes, am liebsten würde ich dich...‘ dachte diese grimmig und wrang den Lappen über dem Becken aus. „Morgen miteinander, warum seit ihr denn schon wach?“ Lune stand im Türrahmen, den kleinen Domino auf dem Arm. Das Baby nuckelte verschlafen am Daumen. „Unsere Chaoten- Priesterin hat so einen Rabatz gemacht, da kann ja kein Mensch mehr schlafen!“ gab Gregory von sich und konnte sich nur noch knapp unter dem Lappen wegducken, der im Tiefflug auf ihn zu kam. „Halt die Klappe, du altes Ekel!“ zischte Thea beleidigt. „Und was treibt dich in aller Herrgottsfrühe aus den Federn, verehrte Langschläferin?“ „Na, wer wohl?“ meinte Lune und wies mit dem Kopf auf den eingenickten Domino. „Gerade eben schreit er noch wie am Spieß und jetzt schläft er friedlich wie ein Lämmchen. Kinder!“ Lune zog sich einen Stuhl heran und ließ sich müde darauf fallen. Durch den Ruck erwachte das Baby wieder und begann lauthals zu schreien. „Stell‘ das Geschrei ab! Das hält mein Kopf nicht aus!“ rief Thea. Smokey, ebenfalls sehr lärmempfindlich, rannte schnatternd zu seinem Frauchen und wickelte sich um ihre Beine. „Na du, wer weint denn hier! Warum weinst du denn jetzt schon wieder. Hast doch gar keinen Grund dafür! Nein, nein, ist doch alles in Ordnung. Dududududuuduuu.“ flötete Lune engelsgleich und wiegte den Kleinen hin und her. „So wie er wieder schreit, würde ich sagen er hat Hunger!“ mutmaßte Gregory. „Was du nicht sagst, Ersatzmama!“ versetzte Thea bissig. „Ist noch Milch da?“ erkundigte sich Lune und warf einen Blick in die Runde. Thea griff nach dem Henkeltopf. „Dürfte noch für eine Flasche reichen.“ meinte die Priesterin trocken und stellte den Topf auf. „Nimmst du ihn mal kurz.“ Lune streckte Thea ihr Söhnchen entgegen. Und obwohl sie wußte, dass sie es bereuen würde, nahm die Priesterin den Kleinen auf den Arm. „Wie die heilige Jungfrau höchstpersönlich! Du solltest es dir wirklich überlegen, ob du nicht doch...“ begann Gregory feixend. „Aber bestimmt nicht mit dir!“ fuhr ihm Thea über den Mund. „Wer ist eigentlich dran auf‘ s Amt zu gehen?“ fragte Lune, die gerade dabei war die Milchflasche zu richten. „Ich war letzte Woche dran!“ wehrte Gregory energisch ab. Thea warf ihm einen giftigen Blick zu. Dieser Schmarotzer schnorrte sich hemmungslos bei ihnen durch und machte nicht den leisesten Finger krumm. Wie gern würde sie ihn einfach los werden! Aber Lune war nunmal davon überzeugt, dass sich ihr allmächtiges Feen- Orakel niemals irrte. Vielleicht war das auch der Grund, warum ausgerechnet sie zu diesem Himmelfahrtskommando gehörte. „Thea, könntest du...?“ „Meinetwegen!“ seufzte die Priesterin resignierend. „Und... einkaufen müßte man auch noch!“ fügte Lune mit verlegenem Kichern hinzu. „Aber sonst geht‘ s dir noch gut!“ wollte Thea gerade losdonnern, als Domino erst lauthals anfing zu schreien, dann heftig würgte und zu guter Letzt auch noch über Thea’ s Nachthemd reiherte. Ein betretenes Schweigen herrschte in der Küche. Gregory bemühte sich verzweifelt nicht los zu brüllen. Lune biß peinlich berührt auf ihrer Unterlippe. Thea‘ s Blick war undefinierbar. „Nimm‘ auf der Stelle deinen kleinen Hosenmatz!“ knurrte sie säuerlich. Quietschend rutschte der Stuhl nach hinten als Thea aufstand. „Und das nächste Mal warn‘ mich vor, dass dein Sohnemann mal‘ wieder an einem empfindlichen Magen leidet. Fencheltee ist in der rechten Schublade!“ „Und für dich noch ein paar Baldrian Tröpfchen?“ preßte Gregory zwischen den Zähnen hervor. „Und einen Eimer Gips für dein zu groß geratenes Schandmaul!“ fauchte die Priesterin noch, als sie die Küche verließ. Kapitel 2: Eine finstere Einladung ---------------------------------- Wütend rauschte Thea über den Marktplatz. Um sie herum überschlugen sich die Marktschreier mit immer überraschenderen Tagesangebote. Man streckte ihr dicke Zwiebelzöpfe, knollige Kartoffeln, glubschäugige Fische, angeblich frische Schweinerüssel und andere Dinge entgegen. Am Brunnen hatte ein Bänkelsänger seine Schaubude aufgebaut und trällerte in schiefen Tönen die urältesten Liebesschnulzen, dass es Thea beinahe den Magen umstülpte. Ihre Laune war doch sowieso schon am tiefsten Tiefpunkt angekommen! »Diese eingebildeten, schleimtriefenden Amtsschimmel! Ich würde sie am liebsten allesamt erwürgen, abfackeln und in tausend Stücke reisen! Solche Ignoranz sondersgleichen ist doch wirklich das aller Allerletzte!« „Es tut uns wirklich leid, Gnädigste, aber wir sehen uns im Moment außerstande eine entsprechende Beschäftigung für sie und ihre Partnerin zu ermitteln. Selbstverständlich sind wir nach wie vor darum bemüht, doch bei der heutigen Marktlage ist unser Vermittlungsvermögen enorm begrenzt. Wir bitten daher um ihr Verständnis und möchten sie weiterhin um etwas Geduld anhalten. Vielen Dank für ihren Besuch.“ Dieses inhaltslose Gesülze war, auf den Punkt gebracht, zum Kotzen!« Thea schnaubte aufgebracht. Der Händler vor ihr zuckte erschrocken zurück. „Aber Ehrwürdige Herrin, vier Schilling der Bund sind doch ein reeller Preis. Ihr findet keine saftigeren und geschmackvolleren Möhren auf dem ganzen Markt. Und seht doch die leuchtenden Farbe. Die strotzen doch nur voll Saft und Kraft.“ „Meinetwegen. Ich nehm‘ einen Bund.“ gab Thea barsch zurück. „Ein weise Entscheidung. Ihr werdet es sicher nicht bereuen, Ehrwürdige. Habt vielen Dank und einen schönen Tag wünsche ich euch noch!“ Thea stopfte den Zopf Karotten in ihren Korb. Wenigstens hatte sie jetzt fast alles beisammen. Fehlte nur noch das Brot. Thea machte sich auf den Weg zur Bäckerei, die an der anderen Marktseite lag. Als sie durch einen Torbogen ging, fiel ihr Blick auf eine unscheinbare Gestalt, die an der Wand lehnte. Langsam glitt sie an Thea’ s Seite. „Seid gegrüßt, hochwohlgeborene Menschentochter. Seid ihr nicht Theadora, die Priesterin?“ fragte sie mit schnarrender Stimme, weder männlich noch weiblich. Thea lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als das Wesen ihren Arm berührte. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“ fragte sie mißtrauisch. „Oh, ihr kennt mich gewiß nicht. Aber euer Gefährtin, die holde Maid Lune fyn Shill wird sich sicher an mich erinnern. Richtet ihr doch bitte meinen aufrichtigen und herzlichsten Gruß aus.“ „Und von wem soll ich grüßen, wenn ich fragen darf?“ „Oh, bitte vergebt mein rüpelhaftes Betragen. Wie unhöflich! Mein Name ist Vech ibn Galwy, Clan- Lord der Galwy-Elfen und Botschafter im Dienst der Herrin Alvonis.“ Als Thea erstaunt aufsah, blitzten unter der Kaputze zwei grüne Augen auf und erhellten ein feingeschnittenes staubgraues Gesicht. Das sepiaschwarze Haar war offen und fiel wild nach allen Seiten. Ein Schattenelf wie er im Buche stand. »Galwy‘ s! Das bedeutet nichts Gutes!« schoß es Thea durch den Kopf. Ein Grinsen glitt über das Elfengesicht, das die spitzen Eckzähne entblößte. „Ich sehe, ihr habt bereits Erfahrung mit meinem Volk gemacht. Und wie mir scheint keine sehr Guten. Dennoch möchte ich euch aufrichtig darum bitten, Maid Lune meinen Gruß und Einladung zu einem Treffen auszurichten.“ „Eine Einladung?“ Thea‘ s Mißtrauen wuchs. „Darf ich fragen aus welchem Grund?“ „Ach, lediglich ein belangloses Treffen zweier alter Freunde.“ wehrte der Elf ab. Doch die junge Frau blieb auf der Hut. Dem Ganzen haftete ein übler Beigeschmack an. Lune hatte zwar eine Menge Männerbekanntschaften, aber auch sie hatte Grenzen. Und Thea traute ihr beim besten Willen keine Freundschaft mit einem Schattenelf zu. Dafür war sie zu sehr Waldelfe. Dennoch! Irgendwie war Thea auch neugierig. Was wollte der Lord von Lune, dass er sich bei helllichtem Tag in Stadt wagte und Thea ansprach. Da war irgend etwas im Busch! Vielleicht kam Lune ja dahinter. „Nun, gut.“ erwiderte Thea betont freundlich „Ich werde meiner Gefährtin eure Einladung ausrichten. Wo soll sie euch treffen?“ „Ich warte am Marktbrunnen. Eine Stunde nach Sonnenuntergang. Habt vielen Dank, ehrwürdige Menschentochter. Ihr werdet es nicht bereuen. Lebt wohl.“ Damit verschwand er in einer dunklen Seitengasse. Thea blickte ihm nachdenklich hinterher. „Wollen wir‘ s hoffen, Schleimer!“ Kapitel 3: Böse Folgen ---------------------- Ein neuer Morgen wurde von den unzähligen Hähnen Vermonia‘ s begrüßt. Die Sonnen-strahlen kitzelten die Häuserdächer. Einige hätten sicher gekichert, wenn sie es gekonnt hätten. Hier und da wurde ein Fenster aufgestoßen um die Trägheit der Nacht zu vertreiben. Andern Orts wurde der Trägheit so manchen Mannes mit einem Eimer Wasser nachgeholfen. Trotz der frühen Stunde herrschte bereits ein reges Treiben auf dem Marktplatz. Stände wurden aufgebaut und gefegt; Waren wurden angeliefert, abgeladen und in den Auslag-en verteilt. Der Marktaufseher schritt zwischen den Buden reihum und scheuchte die Leute hin und her. Thea und Lune waren auf dem Heimweg vom ‘Gülden Füllhorn‘. Ihre Arbeit für heute war getan. Während man Thea die anstrengende Nacht schon auf die Distanz einer Meile ansehen konnte, hatte die Elfe neben ihr das blendende Aussehen einer taufrischen Blumenwiese. Und wie immer blieb das nicht lange unentdeckt. „Hier, eine schöne Blume für ein noch schöneres Mädel!“ rief einer der Burschen, die die Blumen für die Stände abluden und warf Lune eine Rose zu. „Dankeschön, mein Hübscher!“ lächelte Lune honigsüß. „Gott, wie primitiv!“ seufzte Thea und gähnte. „Und immer die selbe Leier!“ „Ja, ich weiß! Aber irgendwie macht es mir Spaß. Außerdem bringt es Bares ein. Wieviel hast du denn heute abend zugesteckt bekommen?“ Thea schnaubte verächtlich. Selbst wenn einer so besoffen war um ihr Trinkgeld zu geben, sie hätte es ihm wahrscheinlich zurück in den Schlot gestopft. Lune grinste vergnügt: „Kleiner Tipp von mir! Versuch‘ es mal mit Lächeln!“ „Ja, natürlich!“ „Nein, ehrlich! Im Moment steht mein Kurs auf sechs Schilling für ein Lächeln! Das lohnt sich auf die Dauer! Bald hab‘ ich das Geld für einen neuen Baby- Wagen zusammen.“ „Verschon‘ mich damit!“ „Oder aber ich spar‘ weiter und leiste mir einen dieser modernen Tragesitze. Die sind echt praktisch! Manche haben sogar ein eingebautes Sonnendach für Mama und Kind. Und dann noch der zusätzliche Stauraum.“ schwärmte Lune. „Lune, was anderes. Warum bist nicht zu der Verabredung?“ „Welche denn? Hab‘ ich eine vergessen?“ fragte die Elfe mit leicht nervösem Unterton. „Na, die von diesem Galwy- Knilch.“ „Ach, die!“ tat Lune gelangweilt ab „Kein Interesse! Vech ist die reinste Schlaftablette. Wahrscheinlich wollte er mir nur wieder die Ohren voll jaulen. Hat ‘nen leichten Minderwertigkeitskomplex und noch’ n paar andere Psychosen. Und ich hab‘ keine Lust immer seine Therapeutin zu spielen.“ „Du hast scheinbar eine Vorliebe für Problemfälle. Oder warum schleppst du sonst Gregory mit?“ „Weil das Orakel eindeutig war, deshalb!“ „Okay, schon verstanden!“ seufzte Thea. Die beiden kamen am Stadtbrunnen vorbei. Das Wasser rauschte über die Seitenarkarden hinab in das steinerne Becken. „Denkst du er wird sauer sein?“ fragte Thea. „Vech? Nöö! Er hat zwar hin und wieder mal ‘nen psychopathischen Anfall, aber er ist immer recht vernünftig mit meinen Zurückweisungen umgegangen. Also kein Grund zur Sorge!“ „Ein psychopathischer Schattenelf und Verständnis. Das sind zwei grundlegende Gegensätze, die sich von selbst ausschließen. Aber wenn du meinst. Woher kennst du ihn eigentlich?“ „Ach, ne alte Geschichte! So knapp 40 Jahre her.“ „Ach ja. Und wie oft warst du mit ihm in der Kiste?“ bohrte Thea weiter. Als Lune daraufhin betreten schwieg, konnte sich Thea ein freches Grinsen nicht verkneifen. »Eine Elfe, wie sie im Buche stand! Früher oder später endete es bei ihnen immer im Bett. Die Frage lautete hier also nicht ob, sondern wie oft man im Bett landete.« dachte sie noch, als ihr die steinerne Miene ihrer Freundin auffiel. „Was‘ s los?“ fragte Thea, als ihr ebenfalls ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Eine schwarzgewandete Gestalt saß auf dem Rand des Brunnens. Auf dem Schoß den quietschenden Domino, der unbekümmert mit den Fransen am Umhang spielte. Zu seinen Füßen saß in einem Käfig Smokey, der ein ohrenbetäubendes Affentheater veranstaltete. „Dieser verfluchte Bastard!“ knurrte Thea. Lune hingegen verlor‘ keine Worte, sondern stürmte stracks, einer Furie gleich, auf die Gestalt los. „VECH, ech‘ nd gos salnde zis sudiba! Golear!“ schimpfte sie auf Elfisch los. Dabei schienen ihre Augen Funken zu sprühen. Thea raffte ihre Kutte, rannte so schnell sie konnte und verhinderte gerademal so, dass Lune eine ihrer hochexplosiven Iluminate- Kugeln schleuderte. „Krieg‘ dich wieder ein!“ zischte Thea ihrer Freundin zu, obwohl sie ebenfalls um ihre Fassung rang. Wütend starrte die beiden Frauen auf den Schattenelf, der sie amüsiert beobachtete. „Isch ba dee. Immer mit der Ruhe, Prinzesschen. Deinem Söhnchen ist doch gar nichts passiert. Ein lebhaftes Kerlchen, muß ich schon sagen.“ „Deine Meinung interessiert mich einen Dreck! Gib mir auf der Stelle meinen Kleinen wieder!“ zeterte Lune außer sich vor Zorn. „Isch ba dee.“ gab Vech in aller Ruhe von sich und spielte mit Domino. „Von wegen! Dir geb‘ ich gleich: Isch ba dee!“ „I wa, i wa. Non fara sma.“ beschwichtigte der Schattenelf. „Scha scha rin‘ da, Golearn!“ schrie Lune weiter. „Solange ihr noch weiter Nettigkeiten miteinander austauscht, könntet ihr den Drachen auch rauslassen, Vech. Smokey ist ein recht explosiver Charakter. Und so wie ich die Lage einschätze, geht es nicht mehr lange und er setzt euch die Hosen in Brand.“ „Das laßt mal meine Sorge sein, Fräulein Theadora. Nun meine Liebe Lune, da du ja wieder einmal meine Einladung ausgeschlagen hast, dachte ich mir schon dass ich einen überzeugenderen Grund brauche, damit du mir zuhörst.“ „Vech, gon‘ da irasch sichn‘ dba!“ Lune bleckte wutentbrannt die Zähne. „Aber, aber! Meine liebe Lune, solch Worte vor den Ohren deines Sohnes. Was soll denn deine Freundin von dir denken, würde sie die Worte nur annähernd verstehen.“ „Ich denke, was ich denken will! Und im Übrigen weiß ich das Lune ein recht ausgeprägtes Vokabular besitzt! Gäbe es in der menschlichen Sprache, ein Wort das an ‘Golearn‘ herankäme, hätte ich es euch schon längst um die Ohren geschlagen. Also, sagt endlich was ihr von uns wollt!“ Thea‘ s Augen funkelten gefährlich. Langsam verlor sie die Geduld. „Nun gut, die Damen! Ich sehe, ich habe eure geschätzte Aufmerksamkeit. Daher unterbreite ich euch ein Angebot. Ich werde euch eure ‘Wertgegenstände‘ wieder geben, und du meine liebe Lune wirst dafür heute abend pünktlich am Brunnen sein. Denn dafür werdet ihr mir sorgen, Fräulein Theadora. Sollte ich heute wieder umsonst hier warten, dann werde ich mir eure Wertgegenstände holen und behalten. Für immer!“ Lune und Thea schluckten unbewußt. „Ich sehe wir verstehen uns. Hab‘ ich euer Wort?“ Die beiden nickten zähneknirschend. Wenn Blicke töten könnten, müßte der Schattenelf jetzt tot umfallen. „Dann bis heute abend. Einen schönen Tag wünsche ich noch.“ Mit diesen Worten setzte Vech den kleinen Jungen auf den Käfig. Domino sah unschuldig auf und winkte. Der Schattenelf hob die Hand zum Abschied. „Salezae!“ verabschiedete er sich. Die Gestalt fiel plötzlich in sich zusammen und er war verschwunden. „Ich würd‘ ihn am liebsten umbringen! I go‘ na nasch dach!“ fauchte Lune und nahm ihren Sohn auf den Arm. „Kannst du ja machen, wenn er gehabt was er wollte.“ meinte Thea und öffnete den Käfig. Smokey flatterte sofort aufgeregt in die Höhe. „Ich wußte doch, das ein Galwy nur Ärger mit sich bringt. Und den haben wir jetzt an der Backe!“ „Wir? Ich kenn‘ nur einen, der jetzt mächtig Ärger haben wird!“ Thea grinste säuerlich. „Ich kann nur hoffen, der Suffkopf hat eine verdammt gute Entschuldigung parat.“ „Jetzt kommt schon, Mädels! Ich hatte absolut keine Chance! Ein Schattenelf ist ein verdammt übler Gegner. Ich bin schließlich nur ein einfacher Schwertkämpfer. Für die Magie ist Lune zuständig. Hey, das ist unfair.“ versuchte sich Gregory herauszuwinden. Lune hatte ihn in ihrer Rage auf die Größe eines Goldhamsters geschrumpft und nun hüpfte er seit einigen Stunden verzweifelt auf dem Küchentisch hin und her, mit einer hohen Quietschstimme die auf längere Zeit Kopfschmerzen verursachte. Thea hatte sich darum wohl wissend die Ohren mit Watte verstopft. So saß sie ungerührt da und las Zeitung. Domino lag friedlich schlummernd im Stubenwagen neben ihr. Smokey hatte es sich im warmen Aschehaufen bequem gemacht und döste. „Thea! Bitte, du weißt doch dass ich den Kleinen nie...“ „Gregory, verschon‘ mich! Ich will deine Ausreden nicht hören, kapiert! Du hast Mist gebaut und wirst jetzt wie ein Mann die Konsequenzen tragen. Sei froh, das Lune dich nicht wieder ins Gurkenglas gesperrt hat wie letztes Mal!“ „Oh, welch guter Gedanke Thea. Das sollte ich wirklich noch tun!“ fauchte Lune, als sie die Küche betrat. „Nee, laß das lieber. Dann stinkt die ganze Wohnung wieder nach Essig und wir strafen uns damit nur selber.“ „Hast Recht, Thea!“ stimmte die Elfe ihr zu. „Aber Holla!“ entfuhr es Thea, als sie Lune‘ s Outfit bemerkte. „Mein lieber Mann, hast du dich wieder aufgebrezelt! Ich dachte, du kannst den Kerl nicht leiden.“ „Kann ich auch nicht! Deshalb hab ich auch das älteste Kleid angezogen, dass ich besitze!“ „Na, das macht den Ausschnitt aber nicht kleiner, Liebes!“ „Und wenn schon! Vech konnte noch nie die Finger still halten. Vielleicht lieferte er mir so eine Gelegenheit um ihn...“ „Beherrsch‘ dich Lune! Ich hab‘ keine Lust mich die nächsten Wochen mit einer Horde Galwys herum zuärgern, weil du ihren Clan- Lord angekokelt hast. Verstanden!“ Lune zog eine Schnute. „Meinetwegen!“ Sie rückte den andern Stuhl nach hinten und ließ sich darauf fallen. „Was machen wir wegen dem Job?“ fragte sie. „Ach, ich sag‘ du mußt wegen dem Kleinen daheim bleiben. Die werden auch mal einen Abend ohne dich auskommen.“ „Wollen wir‘ s hoffen. Schade nur wegen dem Geld!“ „Ich kann‘ s ja mal heute abend probieren.“ „Was?“ „Na, das Lächeln!“ Lune sah ihre Freundin verdutzt an, dann brachen die beiden in schallendes Gelächter aus. Kapitel 4: Ärger im Anflug -------------------------- „Ey, wo ist die hübsche Blondine von gestern?“ grölte es vom dritten Tisch. „Ja, warum versteckt ihr sie heute?“ „Lune geht es heute nicht so gut. Sie läßt sich entschuldigen. Darf es hier noch etwas sein?“ säuselte Thea überfreundlich. „Eine Runde flüssiger Gerstenmalz, du Süße.“ „Bist du im Bett genau so wild wie deine Locken?“ Eine mächtige Hand klatschte auf Thea‘ s Hintern. Sie biß tapfer die Zähne zusammen und lächelte verlegen. „Aber, aber, nicht doch, mein Herr!“ „Trink doch einen mit mir, Rotköpfchen!“ „Vielen Dank, aber ich... „Nix aber, jetzt wird hingesessen und mit getrunken.“ Mit diesen Worten beförderte man Thea auf den freien Stuhl und ihr wurde ein Maßkrug hinge-halten. „So, und jetzt schön austrinken aber nix verschütten!“ Thea‘ s Magen krampfte sich zusammen als Bier- und andere Ausdünstungen sich wie ein schwerer nasser Teppich über sie warfen. Ein schwitziger Arm legte sich um sie. „Na komm, nur nicht so schüchtern!“ „Trink, trink, trink, trink...“ wurde sie von allen Seiten her angefeuert. Schließlich riß Thea zusammen, sammelte das bißchen Courage, das sie besaß, preßte die Augen zu und stemmte den Krug nach oben. »Dieser verfluchte Alptraum muß doch mal ein Ende haben!« dachte sie und zwang sich weiter zu schlucken. „So, jetzt zufrieden!“ Knallend donnerte sie den Krug wieder auf den Tisch. „Und jetzt laß mich in Ruhe!“ Wütend wand sich Thea aus der Umarmung heraus. Als sie stand bemerkte sie es. Ihre Beine begannen zu schlottern. Die ganz Wirtsstube fing an langsam hin und her zu schaukeln. Das ihr bald die Galle überkochte wußte Thea schon lange. Aber nun rebellierte auch noch ihr Magen. Das war einfach zuviel für heute! Mit schnellen Schritten war sie hinten im Hof und spuckte was das Zeug hielt. „Gott, ich hasse diesen Scheiß!“ „Warum arbeitet ihr dann an solch einem Ort?“ fragte eine Stimme. Thea richtete sich augenblicklich wieder auf. Was zum Geier war nun wieder los? Eine Gestalt saß auf der Stiege, die hoch zum Lagerboden führte. Im ersten Augenblick rechnete Thea schon wieder mit dem verfluchten Galwy- Elfen, aber dann müßten jetzt seine Augen leuchten. Außerdem war die Gestalt viel zu kräftig, als das es ein Elf hätte sein können. „Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.“ „Wer seid ihr und was wollt ihr? Ich kann es auf den Tod nicht leiden... „Wenn sich jemand an mich heranschleicht. Ich weiß, ich weiß, Kleines. Bin schließlich mit dir aufgewachsen! Du hattest schon damals mehr Schneid als alle anderen!“ Thea kniff die Augen zusammen. „Das gibst doch nicht! Was führt dich denn hierher, du alter Rumtreiber. Sind dir die Ungeheuer ausgegangen, Sebastien?“ Die Gestalt entpuppte sich als schmucker Ritter mit wallender Engelsmähne. Die weißen Zähne strahlten im sonnengebräunten Gesicht. Die langen Wimper klimperten auffällig. Thea kam auf ihn zu und ließ sich drücken. „Ach woher! Darf man denn nicht mal seinen besten Kumpel aus Kindertagen besuchen?“ „Nicht wenn‘ s wieder mit ‘nem Hintergedanken verbunden ist. Ich kenn‘ dich schließlich auch sehr genau!“ „Tststststse! Ganz wie dich in Erinnerung habe, mein Schätzchen. Immer mißtrauisch und auf der Hut. Eben ganz die stittenstrenge Priesterin.“ „Und du? Immer noch auf dem anderen Ufer?“ gab Thea schlagkräftig zurück. „Och ,nur kein Neid, Kleines! Bin schließlich seit neustem vergeben! DA! Schau mal!“ Stolz präsentierte er die rechte Hand. Ein funkelnder Silberring strahlte Thea entgegen. „Sag‘ nicht, du hast Claude ‘rumgekriegt. Gott, ich hoffe nur du weißt wieviel Mädchenherzen brechen würden, wenn sie wüßten dass die zwei hübschesten Ritter des Landes stockschwul sind.“ „Jetzt komm‘ schon Thea. Du bist doch nicht immer noch sauer wegen damals? Wenn ich ge-wußt hätte, dass du...“ „Vergiß es Sebastien? War mein Fehler. Also, was genau führt dich hierher?“ „Ach, eigentlich nur eine kleine Lappalie. Gar nicht der Rede wert, Süße. Anscheinend brodelt es mal wieder bei diesen unmöglichen Galwy- Elfen. Du weißt ja, diese finsteren Gesellen. Ach, wenn die doch nur nicht so heiß wären, dann hätten wir die ganze Angelegenheit schon längst erledigt! Dann könnt ich noch in der Meile ein wenig shoppen gehen...“ „Ihr wart nicht zufällig hinter ihrem Clan- Lord her?“ unterbrach Thea Sebastien mitten im Redeschwall. Ihr sechster Sinn für Probleme meldete sich lautstark zu Wort. „Doch! Hinter wem den sonst? Ein schnuckliger Kerl, muß ich schon sagen! Anscheinend ist er heute mit so einem Elfenmädel unterwegs. Naja, Claude is ihnen sicher auf den Fersen und falls die was aushecken, dann... he wo läufst denn jetzt wieder hin?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)