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Nodare Haze

Der Fluch
von

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Angekommen!

Die lange Fahrt hat mich ermüdet und meine Augen fühlen sich schwer an. Selbst als wir hielten, war mein Blick leicht trüb und mein Gesichtsausdruck müde und kaputt. Das Schleppen der Kartons und Möbel war zwar nicht schwer, aber ich war so müde, dass ich am liebsten an Ort und Stelle eingeschlafen wäre.

Alles war recht schnell im Haus. Die Kartons standen bereits in den richtigen Räumen und die Möbel waren bereits zusammengebaut. Ich machte einen kleinen Rundgang durch das neue Haus und suchte mir ein Zimmer aus. Obwohl ich nicht viele Sachen besaß und auch nicht viel Platz in Anspruch nahm erschien mir mein neues Zimmer viel zu groß.

"Wir sind endlich angekommen! Willkommen im neuen Zuhause, Mottemaus!", sagte mir mein Vater durch die Zimmertür. Und obwohl ich ihn anlächelte, konnte ich sehen, dass er sich selbst hier noch nicht Zuhause fühlte. "Werden wir hier länger bleiben?", fragte ich ihn mit trüben Blick und er mussten erst überlegen: "Hm…wir werden sehen!". Ich schaute mich mit verzogener Miene um, blickte wieder auf ihn zurück und zuckte mit den Schultern.

Später am Abend war mein Zimmer komplett aufgebaut und verziert. Mein Vater jedoch, brauchte ein wenig länger zeit mit seinem Arbeitsbereich. Ein standhafter, großer Schreibtisch und ein endloses Regal voller Akten und Büchern über Reiseziele und etlichen Kunden. Er arbeitet bei einer Reisefirma und kümmert sich ziemlich gern persönlich um gewisse Angelegenheiten. Er war leider sehr oft unterwegs, aber er fand immer zeit für mich, wenn ich denn mal zeit mit ihm verbringen konnte. Ich selbst hatte immer viele schulische Dinge zu erledigen, hatte ein Extrakurs in Biologie und Chemie belegt und war sehr oft in der Schulbibliothek. Obwohl ich soviel gelesen und so viele Kurse belegte waren meine Zensuren immer nur durchschnittlich.

Als ich bei meinem Vater am Küchentisch saß, fing mein Vater ein Gespräch an. "Ich werde morgen schon sehr früh losfahren müssen, in der Firma ist mal wieder die Hölle los! Du müsstest also morgen allein zur Schule und dort den ganzen Papierkram erledigen, der noch offen steht. Das schaffst du doch sicherlich ohne mich, oder?", er ging zu einem Karton und fing an ihn auszuräumen. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte ruhig zu bleiben, "Türlich´ schaff ich das auch allein! Wann bist du denn dann wieder zurück?", "Wahrscheinlich übermorgen, irgendwann!" sagte er mit tiefer Stimme. Ich nickte nur. Er drehte sich zu mir um, starrte auf den Boden sagte in einem schärferen und strengerem Ton: "Bitte versuch dich bei den Mitschülern und Lehrern zusammenzureißen, du weißt ja, dass du dich noch nicht unter Kontrolle hast! Denk daran was beim letzten Mal passiert ist und weswegen wir wegziehen mussten!". Ich nickte zögernd wieder.

Am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich fand die Schule schnell, nachdem mein Vater mir den Weg erklärt hat. Ich betrat das Schulgebäude und drehte mich in alle Richtungen, bis ich ein Schild im weiten Flur sah, auf dem Sekretariat stand. Die Tür quietschte, als ich sie öffnete und beim reingehen hätte ich mich beinahe erschrocken wie sauber und fein alles aussah. Die Sekretärin und ich unterhielten uns und ich erkundigte mich bei ihr über die Klassenräume, Zusatzkurse, Bibliotheken und meinem Klassenlehrer.

Ich fand den Klassenraum und betrat ihn, doch gleich mein erster Blick fiel auf den Lehrer und dann geschah es. Als er mich im gleichen Moment anstarrte, spürte ich wie sich meine Pupillen weiteten und sich jeder Muskel in meinem Körper anspannte. Ich wusste, dass ich es nicht hätte tun dürfen, aber ich konnte es nicht unter Kontrolle halten. Meine Augen besaßen nicht mehr diese graublaue Farbe, sie waren pechschwarz und spiegelten nur noch meinen Lehrer. Auf einmal sah ich Bilder die aus seiner Vergangenheit stammen mussten. Bilder die er gesehen hat und Stimmen die er in seinem Leben gehört hatte. Mein Körper zitterte. Und auf einmal hatte ich mich wieder im Griff und konnte mich beruhigen. Selbst meine Augen fühlten sich wieder normal an. Aber mir war bewusst, dass ich einen Fehler gemacht habe. Selbst die Schüler bekamen mein zittern mit. Als ich zu den Schülern sah und auf sie zuging war es so still. Niemand traute sich etwas dazu zu sagen, was sie gesehen hatten. Vielleicht war es auch gut so. Nur noch mein Lehrer war wie geschockt, man sah vom weiten dass seine Augen auf den Boden starrten. Er hatte sich nach ein paar Minuten zwar wieder beruhigt, wie es aussah, aber ich spürte seine Verwirrung. Die Schüler fingen an miteinander zu flüstern und sich gegenseitig Zettel zu schrieben, bis er aufstand und an die Tafel schrieb, dass die Klasse für den Rest des Tages frei bekommt.

Als alle Anderen dabei waren das Schulgebäude zu verlassen, war ich bereits einmal durch die Schule gegangen und habe mir alles angeschaut. Ich wusste zwar immer noch nicht genau wo Alles war, aber das krieg ich schon noch hin. Der Schulhof war sehr groß und sehr schön. Die Ränder und Eingänge waren bepflanzt, und überall standen Bänke. Die gesamte Schule war ziemlich sauber und nirgends lag Müll auf dem Boden, von Kleinigkeiten mal abgesehen. Die Glocke war auch nicht zu überhören, was ich mitbekam als ich beim läuten direkt daneben stand.

Ich saß auf eine freie Bank, packte mein Notizblock raus und fing an mir einen umriss der Schule zu machen und die jeweiligen Räume. Doch ich spürte etwas in meinem Rücken.

Dann fühlte ich ein hand auf meiner Schulter und ich schreckte auf. Zwei Jungs standen hinter mir und lächelten mich neugierig an. "Eh…ja?", fing ich an zu stottern und starrte die Beiden misstrauisch an. "Hey ich bin Akito und das ist Tamaji! Sag mal du bist neu hier stimmt´s?" sagte Akito zu mir und versuchte mit mir ein Gespräch zu beginnen. Ich antwortete ihm kurz "Ja". Die Beiden guckten sich verdutzt an und versuchten das Gespräch weiterzuführen. "Also…wie heißt du eigentlich und in der Klasse von welchem Lehrer bist du?" fragte wieder Akito. Ich gab nach, legte meine Notizen zur Seite und antwortete: "Ich bin Nodare. Mein Lehrer ist Mr. Renshin". "Bei dem solltest du lieber vorsichtig sein, der zeigt nicht oft Mitleid oder überhaupt Gefühle!", fiel Tamaji ein und schaute entsetzt in die Luft.

` Wenn du wüsstest! ´ "Naja, der ist noch gar nichts im vergleich zu Mrs. Kakuzawa!" flüsterte Akito und setzte ein breites Grinsen auf. Tamaji musste sich anscheinend auch das Lachen verkneifen. Ich sah kurz in den Himmel und packte dann meine Sachen in die Tasche. Als die Beiden Mich wieder anstarrten sagte ich: "Ich muss jetzt …nach Hause!", ich wiederholte im Kopf meine Worte und versuchte mich innerlich daran zu gewöhnen. Akito und Tamaji fragten mich gleichzeitig: "Sollen ich dich begleiten?", sie starrten sich böse an. Ich versuchte das zu ignorieren und antwortete "Nein danke!". Als ich mich umdrehte und losgehen wollte hörte ich ihre Schritte hinter mir herlaufen, dann drehte ich mich um und Tamaji wäre fast gegen mich gelaufen. "Ihr müsst mich wirklich nicht begleiten!", "Bist du sicher?" fragte er besorgt. "Ja, keine Sorge. Bis morgen!" sagte ich ihnen hinterher und winkte noch rasch.

Ich legte mich sofort schlafen, denn ich war ziemlich kaputt. Nicht viel später war ich bereits eingeschlafen. Im Schlaf schlug ich um mich, ohne es zu merken. Der Blick und die Reaktion von meinem Lehrer gingen mir nicht aus dem Kopf, vor allem die Bilder seiner Vergangenheit sah ich wie ein Deja Vu immer wieder aufblitzen. Jede Sekunde erschienen die Bilder vor meinen Augen, ohne dass ich sie öffnete. Die ganze Nacht ging es so weiter, bis ich am morgen schweißgebadet und mit einem schnellen Zucken aufwachte.

Am Morgen stand ich im Flur und war am grübeln ob ich dieser Person nochmals begegnen kann, ohne dass so etwas noch einmal geschieht. Wie lang ich darüber nachdachte? Ich weiß es nicht. Jedoch begab ich mich irgendwann auf den Weg in die Schule, mit der Vorahnung, dass sich Mr. Renshin mit mir unterhalten will.

Noch auf meinem Weg begegnete ich Tamaji und Akito. Ich musterte sie, und sie musterten mich! Sie lächelten und winkten mich zu sich, aber ich hatte keine Zeit mehr. Ich war sowieso schon spät dran wegen der Grübelei. Auch als ich weiterging folgten sie mir mit schnellen Schritten. "Hey...Nodare!", rief Akito mich im hetzen, "Nodare!". Als mich Tamaji eingeholt hatte, legte er seine Hand auf meine Schulter, ein Fehler in meinen Augen. Ich sackte innerlich zusammen und zuckte äußerlich mit meinem ganzen Körper von ihm weg. Er erschrak bei meinem Zucken und warf sofort eine Entschuldigung hinterher: "Tut mir leid!", dann fragt er mich zögernd: "Hast du mich denn nicht gehört?"

Ein Achselzucken war nun das Einzige was ich tun konnte.

"Nodare Haze! Hier entlang." rief mir Mr. Renshin zu und winkte mich in einen der leeren Räume. Konzentriert versuchte ich den Blicken auszuweichen. "Nodare, ich habe ein paar fragen bezüglich…des gestrigen Vorfalls.", "Und wie lauten sie?" fragte ich ohne ihn anzusehen. "Nun ja, ich weiß nicht genau was Gestern vorgefallen ist, aber ich weiß, dass es was mit dir zu tun hatte!", "Das ist wohl wahr. Ich möchte mich auch gern entschuldigen für das Versehen. Es wird nicht wieder vorkommen!", mit einer respektvollen Verbeugung entschuldigte ich mich, auch wenn ich es nicht unbedingt für notwendig hielt. "Verstehe. Können sie mir denn sagen, für was genau sie sich entschuldigen?", fragte er mit prüfendem Blick auf mich. "Nein", obwohl ich versuchte verständnisvoll und höflich zu klingen, schien er beleidigt zu sein. Er muss meinen prüfenden Blick auf die Uhr bemerkt haben, oder er hat einfach nur ein sehr gutes Zeitgefühl. Jedenfalls machte er eine ernste Geste und zeigte mir die Richtung in der mein Klassenraum war.

In der Hofpause ging ich wieder zur Bank und verkabelte mich mit den Musikkopfhörern. Ich hatte nicht geglaubt dass ich ignoriert werde und ich in ruhe die klänge meiner Lieblingslieder zu lauschen, jedoch war keine weitere Person zu spüren, die mir näher gekommen wäre. Dieser stille Moment tat gut, mal was Anderes, als der tägliche Stress mit allerlei noch unbekannten Leuten. So ähnlich verlief der Rest des Tages auch ab. Hier und da mal ein paar Fragen zu meinem Namen und ansonsten pure Ignoranz. Es kam mir grade Recht. Ich wunderte mich trotzdem die ganze Zeit wo Akito und Tamaji geblieben, sie waren keine Personen die jemand Bekanntes ignorieren würden, dazu waren sie zu neugierig! Aber sie waren nirgends auffindbar. Ich machte mir zwar keine Sorgen, aber ein gutes Gefühl hatte ich bei der Sache auch nicht.

Zu Hause entdeckte ich wiederum, dass noch 3 Kartons nicht ausgepackt waren. Und so sehr ich es auch nicht ausstehen konnte, wenn mein Vater seine Sachen vergas, so sehr konnte ich auch seine Sachen nicht einfach liegen lassen. Es war leichter gedacht, als getan, denn die Kartons waren ein wenig schwerer als meine gewesen. Ich schleppte mühsam die Kisten in sein Zimmer und versuchte Plätze für die jeweiligen Gegenstände zu finden. Ein Glück, dass er die Regale bereits angebracht hat. Unter seinen Sachen waren viele dicke Akten und Ordner, Büroartikel, Stifte, ein Drucker und dann noch alte Fotos von der Familie, von Freunden, Bekannten oder eben von seinen Projekten. Er war zwar sehr viel mit seinem Bus auf Tournee aber seine kleinen Hobbys hat er niemals aufgegeben. Bote und Angeln, das war sein Hobby. Und vor seinem neuen Job war er auch öfters ans Meer mit uns gefahren und es gab jedes Mal selbst gefangenen Fisch! Obwohl ich nicht gerade der Fischesser bin. Aber wir konnten immer viel unternehmen. Ich wünschte es wäre noch immer so.

Seit meine, -mittlerweile erwachsene- Schwester diesen Kerl geheiratet hat sehe ich sie nur noch sehr selten, vielleicht einmal im Jahr, oder weniger. Der Kerl ist ganz in Ordnung und meine Schwester ist einfach nur etwas ungezügelt. Aber solange er die Zügel noch in der Hand hat streiten sie sich auch nicht. Nun ja, irgendwie ist nichts mehr wirklich einfach. So wie damals.

Das Wiedersehen!

Ein regnerischer Himmel über der Stadt. Es schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Ich nahm mein Regenmantel, meine festen Schuhe und ging meinen Weg zur Schule in schnellen Schritten. Plötzlich rannte jemand aus der Seitenstraße gegen mich. Ich fiel auf den Boden und er auf mir. Kurze Zeit bekam ich keine Luft mehr und dachte mein Herz hätte aufgehört zu schlagen. Mein Schrei war so leise, dass es niemand gehört hat. Perplex blickte ich zum Himmel und wartete darauf, dass diese schwere Person von mir runter ging. Mit einem schnellen Ruck hat er sich von mir gerollt und ich habe mich gefühlt als könne ich schweben! Ich drehte meinen Kopf auf dem nassen Boden zu ihm und erschrak. Es war Akito! Er starrte mich an und beugte sich dann über mich um zu überprüfen ob ich OK war. "A-Akito? ", frage ich ihn mit leicht benommener Stimme. "Es tut mir so leid, ich war in eile, ist alles in Ordnung? ", seine Worte schienen sich beinahe zu überlappen. "Eh…schon OK. Mir ist nichts passiert… glaub ich. War nicht so dolle!", ich war noch ein wenig überrascht über diesen Überfall, dennoch wusste ich dass ich aufstehen sollte, weil ich ansonsten wirklich klatschnass war. Er half mir aufzustehen und wir sind dann gemeinsam zur Schule gegangen, und langsamer!

In der Schule angekommen fiel mir etwas wieder ein, "Akito? Sag mal, wo warst du und Tamaji eigentlich, ich habe euch gestern nicht in der Schule gesehen?". Er musste anscheinend kurz überlegen aber schließlich hat er doch noch geantwortet. "Wir waren krank.", selbst überzeugt von der Ausrede war er anscheint nicht. Ich sah ihm in die Augen und dann spürte ich etwas eiskaltes was meinem Rücken hinunterlief. Er will nicht darüber reden. Ich lies ihn in ruhe und sprach nicht weiter auf das Thema ein.

Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und die Sonne hat beinahe alles wieder getrocknet. In der Hofpause setzte ich mich wieder auf die Bank und hörte Musik. Tamaji und Akito kamen auf mich zu und gesellten sich mit auf die Bank. Ich schaltete meine Musik aus und begrüßte die Beiden. "Hey na wie geht’s?" fragte mich Tamaji. "Eh…gut soweit, aber ich glaube ich habe von Akito n blauen Fleck!". Er starrte Akito verdutzt an und fragte ihn dann nach wobei ich einen blauen Fleck bekommen habe. "Tja weißt du ich hab die Abkürzung genommen weil ich spät dran war…und dann bin ich gegen Nodare gelaufen und hab sie umgeworfen!" Akito begann leicht zu lächeln und selbst ich musste ein lächeln aufsetzten als er das erzählt hat. "Und wie war der unterricht bei dir, Nodare?" fragte mich Tamaji. Ich schaute kurz zum Himmel und antwortete ihm: "Klasse! Miss Kakuzawa macht den Unterricht spannend!". "Soll das dein Ernst sein? Allein ihre strenge Art! Also ich finde Chemie und Biologie bei ihr total langweilig und kompliziert!", sagte Akito und auch Tamaji hatte etwas beizutragen. "Ich kann mich in ihrem Unterricht gar nicht konzentrieren! Sie ist so einschläfernd!", "Kann das vielleicht daran liegen, dass ihr die Fächer an sich blöd findet?" fragte ich die Beiden. Sie schauten sich um und zucken beide nur mit ihren Schultern. "Wisst ihr eigentlich wo man in dieser Stadt Kampfsport betreiben kann?", sie guckten mich musternd an und lächelten. "Ja klar! Tamaji und ich sind seid 3 Jahren an der Taketso Kampfsport Schule. Wenn du nach der Schule noch nichts vor hast kannst du gleich mit uns kommen, dir die Kampfsportschule genauer anschauen!" schlug mir Akito vor und ich nickte. "Ja, danke!".

Tamaji beobachtete mich den ganzen Weg zur Kampfsportschule und schwieg. Akito zeigte auf eine kleine Halle weiter auswärts, neben einem Fluss. Als wir näher rangingen erkannte ich einen Garten hinter der Halle und viele Stämme und einen Korb mit langen Holzstangen. Am Eingang stand ein Schild auf dem die Angebote der Schule zu sehen waren und die unterschiedlichen Kampfsportarten. Judo, Ju-jutsu, Gen-jutsu, Nin-jutsu, Karate, Taekwondo, Boxen… Ich betrachtete den Bau der Halle und überlegte wie viele Leute darin wohl Platz hatten, denn besonders groß war sie nicht und auch der Garten war nicht unbedingt wie in einer Schule mit viel Platz besehen. Akito ging voraus und ich dahinter, Tamaji hielt etwas abstand von mir. Der Flur war gemütlich und beruhigend eingerichtet, darin standen eine Bank und ein kleiner Tresen, der eher einem Schreibtisch ähnelte. Es war still bis Akito auf eine kleine Klingel auf dem Tresen drückte. Aus der Tür hinterm Tresen kam ein Mann raus mit Joggingkleidung und einem Energydrink in der Hand. Er begrüßte Akito und Tamaji als wären sie Familienmitglieder oder dicke Freunde. Dann kam er auf mich zu und hielt mir die Hand hin. "Willkommen in meiner kleinen Kampfsportschule! Wie kann ich dir weiterhelfen?". Ich lächelte leicht und begann zu fragen: "Guten Tag! Ich würde gern an ihrem Taekwondo teilnehmen." Er lächelte, "Da weiß anscheinend jemand, was sie will. Das ist gut! Du kannst gern mitmachen, ich gebe dir nach dem Probetraining einen Flyer mit, dann kannst du dich zu Hause noch mal in Ruhe informieren! Mein Name ist Tsuketo Taketso, freut mich! Und wie heißt du?" ich antwortete ihm höflich, "Danke. Ich heiße Nodare Haze". Er lachte diesmal lauter und ging voraus in den Nebenraum, "Dann bitte ich die Herrschaften und die Dame hinein zutreten!"

Ich folgte Akito und Tamaji in den Raum und mir stieg ein holziger Geruch in die Nase. Es standen überall Matten und Bänke rum, zwei Boxsäcke hingen am Rand und neben den Türen, worauf UMKLEIDE stand, war ein Ständer speziell für Schwerter. Die Halle innen hatte eine graue Wand und Fußboden aus Holz. Akito und Tamaji verschwanden bereits in den Umkleiden und Meister Taketso ging zu den Schwertern. Er winkte mich zu sich und zog ein Holzschwert aus dem Ständer. "Als Anfänger wirst du vorerst mit diesen Holzschwertern üben, wenn du tatsächlich Schwertkampf lernen möchtest!" informierte er mich und reichte mir das Holzschwert. Ich nahm es in die Hand und hob es mehrmals hoch und runter um mich daran zu gewöhnen. Er begann mich lächelnd zu mustern und zeigte mir, dass ich ihm folgen sollte. Er ging zu einem großen Stamm der weiter in der Mitte der Halle stand. "So, nun nimmst du das Holzschwert einmal mit beiden Händen in die hand und schlägst von der Seite auf den Stamm so fest ein wie du kannst!", sagte er mir und ging zur Seite. Ich fixierte den Stamm und hielt das Schwert fest in meinen Händen. Ich schlug zu. Und das Holzschwert knackte laut und spaltete sich. Ich senkte das gespaltene Holzschwert und drehte mich zu Meister Taketso. Er starrte das Schwert ungläubig an und blinzelte kurz. Akito und Tamaji standen steif hinter mir. "Eh, n-na gut. Das war sehr…beeindruckend!", "Es tut mir leid, dass das Holzschwert kaputt ging. Wie kann ich den Schaden beheben?" fragte ich mit schuldigen Blick zu Meister Taketso. Er blinzelte wieder, "Du musst ihn nicht beheben! Ich habe im Keller noch viel mehr von diesen Schwertern. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass ein Mädchen so etwas auf Anhieb schafft!" Akito kam näher und klopfte mir auf dir Schulter. "Wow! Das war einfach klasse!". Ich zuckte leicht zusammen und fing an zu lächeln. Meister Taketso ging zu den Matten und rief Akito und Tamaji zu sich. Die Beiden wussten anscheinend bereits was sie zu tun hatten. Sie gingen in Kampsposition. Meister Taketso korrigierte manchmal ein paar Haltungen und erklärte ihnen ein paar Abläufe. Tamaji nahm Akito´s Faust und zog sie hinter sich, trat aber gleichzeitig mit seinem Knie gegen Akito´s Bauch. Ich beobachtete ihren Kampf und prägte mir die einzelnen Schritte und Bewegungen ein. Akito griff nach Tamaji´s Schulter und zog ihn an sich. Er schwang sein Bein um seine und brachte Tamaji zu Fall. Meister Taketso half Tamaji aufzustehen und klappte Tamaji auf die Schulter. Akito stand nun ganz normal da. Tamaji hockte sich leicht und trat Akito die Beine weg und half mit einer raschen Bewegung mit seinem Ellbogen noch einmal nach. Akito fiel zu Boden und rutschte noch etwas nach hinten. Man konnte die Stärke von ihnen bei diesen Kämpfen genau sehen. Sie waren einander ebenbürtig. Zumindest hatte es den Anschein.

Nachdem sich Akito und Tamaji wieder umgezogen hatten und ich mir alle weiteren Informationen bei Meister Taketso geholt habe gingen wir vor das Tor der Schule. Tamaji brach das Schweigen, "Und, wie hat die das Training gefallen? Wirst du mitmachen?", "Ich überleg es mir. Ich muss zuerst mit meinem Vater darüber reden.!. Wir gingen weiter zu einer Straßenkreuzung und blieben stehen. "Wir müssen in die Richtung!", Akito zeigte in Richtung Süden. "Und ich muss dort hin." Ich zeigte in Richtung Norden und zum Stadtrand. !Na gut. Dann sehen wir uns morgen wieder in der Schule. Bis dann!" "Ja, bis morgen!", auf dem Weg nach Hause überlegte ich, ob mein Vater mir das Training in der Kampfsportschule erlauben würde. Und wenn nicht, was dann?

Familie!

Als ich zuhause angekommen bin, saß mein Vater bereits in der Küche vor seinem Laptop. Er stand auf und umarmte mich. "Na Mottemaus, alles OK? Wie war´s in der Schule?", fragte er mich. "Mir geht’s gut! Ich habe schon welche kennen gelernt und die Lehrer scheinen auch sehr gut zu sein. Äh…als ich in den Klassenraum ging, am ersten Tag, ist es wieder passiert. Der Lehrer hat mit mir nach dem Unterricht geredet. Er wollte eine Erklärung oder so was. Ich hab es aber geklärt bekommen. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht noch mal vorkommt und mehr wollte er nicht.", ich schaute ihn musternd an, ob er einen finsteren Blick bekommen hatte, aber er schien recht normal darauf zu wirken. Er zögerte bevor er mir darauf etwas erwidern konnte, "Konntest du es nicht kontrollieren?", ich schloss meine Augen und versetzte mich kurz in den Augenblick zurück, "Nein, leider nicht. Aber es war nicht so schlimm, zumindest nicht so schlimm wie bei…wie damals!" Er wartete einen Moment und überlegte, saß sich wieder auf seinen Stuhl und seufzte, "Na gut. Dann bleiben wir hier! Gibt es denn noch weitere Vorfälle oder war das der einzige?" "Er war der Einzige!" antwortete ich ihm mit einem leichten lächeln im Gesicht. Ich wartete bis wir wieder klarer denken konnten und berichtete ihm dann von der Kampfsportschule Taketso. Er war sich nicht sicher was ein Mädchen in einer Kampfschule zu suchen hatte, dennoch hat er es erlaubt und will sogar zu einem der Trainingsstunden zugucken. Wenn er die nötige Zeit dafür findet!

Nach dem Gespräch und dem Abendessen ging ich in mein Zimmer an meinen Computer und machte mich über Bibliotheken in der Stadt schlau. Es gab tatsächlich eine! Sie lag in der Stadtmitte und war eigentlich sehr groß, wenn man sie auf dem Foto genauer betrachtete. Ich suchte nach einem Umriss der Stadt und schaute mir die Stadt genau an. Sie war gar nicht so klein. Es gab eben nur nicht so viele Häuser und Läden. Den meisten Platz nahm eine große Wiese ein die nahe von einem Wald lag. Selbst den Fluss, den `Aurora Fluss`, fand ich wieder und folgte seinem Lauf. Er ging durch den Wald, durch die Wiese entlang und endete nicht weit von der Taketso- Schule entfernt. Er war nicht besonders breit und auch nicht besonders lang, aber er war mit klarem Wasser gefüllt. So stand es zumindest im Internet! Ich loggte mich bei einer Internetseite ein, auf der ich Bücher lesen oder kaufen konnte. Ich suchte mir ein Buch aus und las es bis in die Nacht. Als ich das buch fertig hatte schaute ich auf meine Uhr und erschrak. Es war nach 1 Uhr morgens! Ich schaltete meinen PC aus und legte mich sofort schlafen.

Wieder erschienen mir die Bilder von der Vergangenheit meines Lehrers. Diesmal bewegten sie sich nur leicht und die einzelnen Figuren waren nicht mehr so stark zu erkennen. Und dann sah ich nur noch ein helles Licht und Personen in Weiß. Der eine hielt ein Skalpell in der Hand, das Blutverschmiert war. Eine Andere Person rannte aus dem Bild und kam mit einer riesigen Spritze wieder. Dann wurde alles unscharf und dunkel. Die Bilder kamen immer wieder, es hörte meinen ganzen Schlaf lang nicht auf. Nur die Bilder wurden immer undeutlicher und immer dunkler bis ich nichts mehr sah. Ich träumte von nichts mehr. Alles war schwarz!

Mein Wecker klingelte mich aus meinen halbtraumlosen Schlaf und fing an mich zu nerven. Ich drehte mich langsam zu dem klingelndem Wecker und schubste ihn vom Nachttisch runter. Es hörte auf zu piepen, jedoch schien mir nun die Sonne direkt ins Gesicht. Ich konnte nicht mehr einschlafen, also stand ich auf. Ich lief mit schweren Augenliedern ins Bad machte mich für die Schule fertig und weckte meinen Vater. Er drehte sich um und schlug mit seiner Hand auf seinen Wecker, der nicht klingelte. Ich stieß ihn vorsichtig an und flüsterte ihm ins Ohr, dass seine Arbeit beginnt. Uhrplötzlich stand der auf und ging ins Bad. Ich bereitete in der Küche bereits das Frühstück vor und setzte mich hin. Mein Vater kam mit seinem Anzug an den Tisch und Packte seine Tasche neben den Stuhl. "Ich hab leider nicht mehr viel Zeit, aber ich werde heute Nachmittag wieder zu hause sein." Sagte er gähnend. Ich nickte nur und trank Tee, damit ich wach werde mit viel Zucker. Mein Vater setzte sich zwar und trank etwas Kaffee aber war zu sehr damit beschäftigt seine Tasche zu ordnen, dass er vergessen hatte was zu essen. Ich war bereits fertig und machte ihn ein Brötchen für unterwegs, steckte es in seine Tasche und drückte ihn bevor er losgefahren ist. Ich machte mich langsam auf den Weg zur Schule und begann zu überlegen was Akito und Tamaji den einen Tag wohl zu tun hatten. Dass die Beiden wirklich krank waren, war es nicht. Vielleicht war es besser es nicht zu wissen, aber irgendwas hatten die Beiden an sich was mich faszinierte. Oder sie waren mir nur sehr sympathisch. Ich hielt mich dennoch zurück, es auf eigene Art zu erfahren. Noch mehr von diesen Träumen will ich nicht unbedingt haben.

Man könnte meinen ich bin eine Art Wahrsagerin oder aber auch eine Irre die aus der Anstalt entlaufen ist. Auf jeden Fall kann ich Dinge die manche Leute nicht einmal für möglich halten. Und die die es am eigenen Leib erfahren sind wie verwandelt. Die Leute die das große Pech erfahren dürfen in ihre Vergangenheit zurück, egal, ob sie gut war oder schlecht. Sie erleben wieder was ihnen wieder fahren ist und sie fühlen gleichzeitig auch wie es ihnen dabei ging. Manche wären bei so einem Vorfall beinahe gestorben, Andere fühlen sich wie neu geboren. Es gab nur einen dieser Vorfälle, bei dem jemand ein Herzinfarkt bekommen hat. Sie hat mich so wütend gemacht, dass es so ausgeartet ist.

Diese Person war meine Mutter.

Vorgeschichte!

Wenn ich an den Moment zurückdenke, wo alles begann, müsste ich zum Anfang des Kindergartens beginnen. Ich war 3 Jahre alt und habe mich nirgends wo angeschlossen oder habe Kontakte gesucht. Ich habe viel mehr beobachtet wie Andere mit Bauklötzen oder mit Puppen spielten. Auch wenn es mir damals nie aufgefallen ist, war ich meistens allein und bin die meiste Zeit nur hin und hergegangen. Ein Jahr später kam jemand auf mich zu, wollte mit mir spielen. So fand ich meine erste Freundin, und auch meine einzige.

In der Grundschule war ich immer noch mit ihr befreundet. Wir gingen in die gleiche Klasse hatten gemeinsame Interessen und uns konnte niemand die Laune verderben. Bis sie irgendwann mehr Freunde fand und sich mit ihnen beschäftigt hat. Sie wandte sich immer mehr von mir ab und wir verloren mit der Zeit den Spaß. Irgendwann gingen wir nicht mehr auf die gleiche Schule und von dort an wurde es immer komplizierter. Ich begann wieder mich nur aufs beobachten zu konzentrieren. Und irgendwann wurde mir klar, dass ich mich so fühlte wie die Personen die ich beobachtete. Ich hatte immer Abstand von den Leuten und dennoch spürte ich diese Kälte die mir den rücken hinunterlief. Und dann kamen sie auf mich zu, wollten auf mich einschlagen und hätten es beinahe getan. Ich fing an sie anzustarren und auf einmal fühlte ich Angst. Es war aber nicht meine. Sie standen im Halbkreis um mich herum, ich presste mich an die Wand. Ich starrte jeden Einzelnen an. Zuerst den Anführer der Gang. Er wusste nicht mehr was er tun sollte, in seinen Augen wieder spiegelte sich Ratlosigkeit. Er fing an zu schwanken und ging zurück, aber nach ein paar Schritten, fiel er in Ohnmacht. Ihm wusste nicht wie ihm geschieht und die Anderen kümmerten sich um ihn. Ihnen fiel nicht einmal auf, dass ich inzwischen weggelaufen war. Der Junge hat ganze 15 Stunden in Ohnmacht verbracht. Ich hatte gedacht es sei Zufall gewesen. Doch es wiederholte sich im laufe der Zeit. Ich beobachtete immer mehr Leute und fühlte ihre Gefühle. Es war wie Telepathie. Mit der Zeit lernte ich es zu kontrollieren und verwendete es nur noch im Notfall. Ich beobachtete sie zwar weiterhin, aber ich hielt soviel Abstand, dass sie selbst es nicht mitbekamen. Ich wusste, ich kann das nicht verbergen, zumindest nicht für immer. Also ging ich zu meiner Mutter. Ich hatte kein richtiges Verhältnis zu ihr, sie war mir unsympathisch. Ich fing an zu erzählen, jedoch glaubte sie mir nicht und versuchte mir weiß zu machen, dass so etwas nicht möglich ist. Ich verteidigte dennoch meine Meinung, weil ich wusste, dass es die Wahrheit war. Sie wurde sauer und fing an zu schreien. Ich wurde lauter und fing an ihre Wut zu fühlen. Ich provozierte sie immer weiter und immer weiter. Ich konnte mich nicht beherrschen und wusste nicht wieso ich so eine Mordswut hatte. Wir gingen von einem Thema zum Nächsten. Dass ich etwas Unnormales kann, war nicht mehr das Hauptthema. Ich habe sie so weit getrieben, dass sie mich schlug. Doch ich fing nicht an zu weinen und ich hörte auch nicht auf. Diese Wut staute sich in mir und mein Herz klopfte so laut, dass ich meine Gedanken überhörte. Und auf einmal war sie still. Ich zitterte plötzlich am ganzen Körper und meine Augen juckten höllisch. Vor mir verschwamm alles und ich sah nur noch Umrisse. Der Umriss meiner Mutter sackte zusammen, fiel zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Ich beruhigte mich wieder und hörte auf zu zittern. Ich sah wieder ganz normal. Und dann sah ich sie da liegen. Ich rannte aus dem Haus und zerrte den nächsten Erwachsenen auf der Straße in das Zimmer, wo sie lag. Der Mann sah sie und wählte die Nummer vom Notruf. Er untersuchte meine Mutter, nach seinem Anruf genauer und stellte fest, dass sie tot war.

Mein Vater bekam einen Anruf von der Polizei und ist sofort nach Hause gefahren. Er und meine Mutter waren zwar kein Paar mehr, wohnten jedoch noch zusammen. Ich war sieben.

Als ich am Grab meiner Mutter stand, hörte ich ihren letzten Schrei. Ohne je eine Träne über sie zu vergießen lebte ich weiter, als sei nie etwas vorgefallen. Ich hatte nie eine Mutter. Es gab für mich nur noch meinen Vater und der Rest meiner Familie, die wir zum größten Teil, kaum besuchten. Meine Schwester lebte vor dem Tod meiner Mutter seit 2 Jahren bei meiner Großmutter. Sie stand mit am Grab und verhielt sich wie wahrscheinlich jeder normale Mensch es tun würde. Sie und ich hatten nicht den selben Vater. Sie konnte also nicht mit mir und meinem Vater die Welt ansehen. Das ganze Jahr über, konnte ich meine Fähigkeiten nicht kontrollieren. Es geschah zu jederzeit bei jedem, den ich anstarrte. Sie starben nicht, aber manche fielen doch wiederum ins Koma. Manche jedoch, waren dagegen unempfindlich. Einer davon war mein Vater. Ich wollte ihm es demonstrieren, aber ich konnte es bei ihm kontrollieren, es nicht zu tun. Er hat es damals nicht verstanden, aber er glaubte mir und half mir es zu kontrollieren. Ich erzählte ihm alles darüber. Dass die Menschen es nicht mitbekamen, wenn sie weiter weg waren. Und dass ich es dadurch merkte, dass meine Augen jucken. Er gab mir Ratschläge wie zum Beispiel, dass ich die Augen schließen soll, wenn sie juckten. Oder, dass ich von Menschen etwas Abstand halten sollte, die ich nicht kenne. Es hat mir über all die Jahre geholfen. Aber dadurch war ich immer allein. Ich hatte Niemanden, außer meinen Vater.

In der Zeit wo ich es nicht kontrollieren konnte, war ich ein halbes Jahr in einer geschlossenen Klinik und bei einem Psychologen. Es brachte mich aber nur auf andere Gedanken. Ich verhielt mich ruhig und gesittet, damit sie mich schnellstmöglich wieder zu meinem Vater bringen. Ich bekam innerhalb und nach meiner Therapie Beruhigungstabletten. Ich schluckte sie aber nie. Ich war nicht krank, hatte die Therapie nicht nötig. Und ich war auch kein schwerer Fall. Ich war nur anders.

Als ich wieder zur Schule ging, schloss ich mich immer noch nicht an irgendjemanden an. Ich arbeitete lieber allein und ich ging meinen Weg zur Schule immer allein. Doch ich beobachtete die Leute weiter und trainierte so meine Fähigkeiten weiter. Ich konnte mir manchmal denken, was andere dachten. Und ich konnte Menschen in eine Art Trance hineinversetzten. Ich brachte ihnen ihre Vergangenheit zurück, ob sie es wollten oder nicht.

Es war ab einem bestimmten Zeitpunkt für mich normal so etwas bei Menschen auszulösen und ich ignorierte die Gedanken Anderer mit der Zeit. Ich lernte es in den Hintergrund zu stellen und so zu tun als wäre ich ganz normal. Doch es funktionierte nicht immer. Ich war 2 Jahre wieder in der Schule, gewöhnte mich an den Gedanken: Ich bin normal! Tja…es sollte nicht vorbei sein, noch nicht. Ich ging ins Klassenzimmer setzte mich, jedoch kam mir der Lehrer zu nah und ich versetzte ihn in Trance. Er war still. Man hörte nicht einmal mehr seinen Atem und auf einmal fing er an seine Hände in die Luft zu strecken und zu schreien. Er kniete vor Schmerzen auf den Boden und schrie so unerträglich laut. Es war nicht er, der diesen Schmerz gespürt hat. Er kam mir näher weil ich mir mit der Schere in den Arm geschnitten hatte. Ich hatte einen tiefen Schnitt, aber die Schere verfehlte jede Ader und Sehne. Mein Lehrer jedoch schrie meinen Schmerz hinaus. Er wusste nicht was passierte und nach seinem Schrei fiel er ins Koma. Er schlug mit dem kopf auf den harten Boden und auf einmal lag eine Blutpfütze da. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und seine Kopfwunde wurde genäht. Doch er konnte sich an nichts erinnern. Sein Gedächtnis war vollkommen gelöscht. Er erinnerte sich nicht einmal mehr an seine Frau die weinend bei ihm am Bett kniete und betete. Ich war schuld daran. Seit diesem Vorfall ist mein Vater mit mir weggezogen. In eine Neue Stadt. Doch es geschah wieder und wieder. Ich zählte irgendwann nicht mehr wie viele Umzüge wir hinter uns hatten. Aber auch wenn wir ewig weggezogen sind, kamen mir tausende von Alpträumen und Gedanken in den Kopf. Ich habe keiner meiner Taten jemals vergessen können. Mit dem Alter wuchs auch die Kontrolle. Ich wollte es nicht mehr, nicht mehr umziehen und ich wollte keine Menschen mehr verletzten. Der Grund warum wir in diese Stadt gezogen sind war, weil ich einen dieser Anfälle aus Notwehr getätigt habe. Ein Mann hatte mich von Weg gezerrt und mir den Mund zugehalten. Ich schlug und trat ihn doch er nahm die Hand nicht weg. Dann sah er mich an und ich versetzte ihm einen Schock. Er fühlte die Angst, den Hass und die Verwirrung von mir. Er ließ mich los, ging rückwärts und rannte weg. Er rannte weiter und weiter, bis ihn ein Auto auf der Straße erfasst und umgebracht hatte. Wir zogen in die kleine Stadt, in der mein Vater endlich eine Festanstellung bekam und ich meine Kräfte wieder vollkommen kontrollieren konnte.

Und wo ich endlich Freunde gefunden habe.

Training!

Nach dem Unterricht sind wir Drei gemeinsam zur Taketso Schule gegangen. Ich hatte meine Sportkleidung bereits in der Hofpause angezogen gehabt. Ich hatte mir das Training schwer vorgestellt und es bewahrheitete sich auch. Meister Taketso wollte, dass ich meine Ausdauer weiter trainierte, was ich nicht besaß und scheuchte mich in der Halle herum. Ich musste Runden für Runden und Linien für Linien laufen. Draußen bauten wir auch einen Hindernisparkuhr auf, wo ich mehrfach aufgegeben habe. Aber Meister Taketso hat mich immer wieder und immer weiter gefordert. Er trieb mich bis an meine Grenzen. Immer wieder musste ich bei seinem Training pausieren oder mitten drin abrupt aufhören. Ich konnte einfach nicht mehr. "Willst du wirklich schon schlapp machen, Nodare?" sagte er mir immer wieder. Ich konnte meistens nichts mehr erwidern. Tamaji und Akito haben ständig zu mir geschaut und haben sich zwischendurch unterhalten. Sie haben aber auch öfters mal Meister Taketso abgelenkt und ihn Dinge befragt, nur damit ich kurz stoppen und mich ausruhen konnte. Es hatte zwar nicht immer geklappt aber manches Mal hat es mich vor Schwindligkeit bewahrt. Er hat mich an dem Tag ziemlich außer Atem gebracht und ich begann zu zweifeln ob ich dem gewachsen war, was er von mir verlangte. "Na schön. Schluss für Heute! Vergesst eure Sachen nicht und dann sehen wir uns morgen wieder!" sagte er nach 3 Stunden hartem Training. Tamaji und Akito verschwanden in der Umkleidekabine und Meister Taketso winkte mich noch einmal zu sich. "Du hast dich gut geschlagen, ich hatte nicht erwartet, dass du das durchstehst. Nicht einmal Akito oder Tamaji haben solch ein Training mitgemacht! Ich bin stolz auf dich. Aber morgen werde ich dich anders trainieren, also ruh dich aus und versuch nicht darüber nachzudenken." Sagte er mir mit leichtem Lächeln. "Danke Meister Taketso!" antwortete ich ihm. "Hm, du scheinst die Höflichkeit mit Löffeln gegessen zu haben. Nenn mich doch Tsuketo oder einfach nur Keto!" er lächelte mich wieder an und schaute mich herzlich an. Ich ging in die Umkleide und zog mich schnell um.

Akito und Tamaji warteten bereits am Eingang auf mich. Ich kam zu den Beiden und winkte Meister Taketso noch zum Abschied zu. Als wir etwas von der Schule entfernt waren fingen Tamaji und Akito an mich auszufragen, "Sag mal was hast du denn noch mit ihm geredet?" fragte mich Tamaji und Akito gleich hinterher. "Ich dachte immer, er würde Mädchen nicht so Hart trainieren. Es war ja beinahe schlimmer als bei uns damals!". Ich blieb ruhig und drehte mich erst zu Tamaji um ihm seine Frage zu beantworten, "Er sagte mir, dass er normalerweise nicht so streng ist und dann hat er mir noch angeboten ihn Keto zu nennen.", dann drehte ich mich zu Akito und begann ihm etwas auf seine Kommentare zu sagen. "Er wollte meine Ausdauer trainieren. Ich hab auch bestimmt weniger Ausdauer als ihr!", "Kann schon sein. Aber so schlecht bist du nicht!" sagte mir Tamaji. Akito fing an zu seufzen, "Sag mal Nodare, wie hast du es hingekriegt, dass das Holzschwert gespalten wurde? Die Schwerter sind aus festem Holz!", er schaute mich unglaubwürdig an und gleichzeitig musterte er mich. "Ich hab zugeschlagen. Meister Take…eh Tsuketo hat gesagt, ich soll so doll zuschlagen, wie ich kann.", erwiderte ich ihm mit unschuldigem Blick. Tamaji stimmte Akito zu, dass es ungewöhnlich sei und fügte noch eine Frage hinzu. "Mich würde es interessieren, was er morgen vor hat. Er meinte wir sollen uns die Zähne gründlich putzen. Und er hat uns gefragt ob wir im Moment Zahnschmerzen haben.", Akito überlegte kurz und zuckte einen Moment zusammen. "Was ist los Akito?" fragte ich ihn. Akito war zuerst stumm, antwortete mir dann aber, "Ich glaube ich weiß was er vor hat. Das Selbe hat er doch mal mit uns gemacht Tamaji, weißt du noch? Das Schmerztraining? Ich hoffe für dich, dass er nicht Das machen will.", mir lief ein Schauder über den Rücken. Akito und Tamaji wussten noch nicht was ich für Kräfte besaß, deswegen hielt ich mich zurück und machte nichts. Auch wenn ich unbedingt wissen wollte, was sie genau damit meinten. Sie sagten mir nichts mehr dazu, jedoch waren beide wie versteinert. Ihre Gesichtsausdrücke wurden eiskalt und starr. Ich wollte zuerst sehen, was sie sahen, aber die Gefahr, es nicht kontrollieren zu können war größer. Ich schwieg und ging mit ihnen weiter auf die Kreuzung zu. "So, da wären wir. Also ich wünsch dir für morgen viel Glück. Ich hoffe du kannst Schmerzen ertragen, denn wenn nicht, wird es hart für dich.", mit tiefer und dunkler Stimme sprach Akito zu mir und ich begann zu schlucken. Tamaji sagte nichts mehr dazu, er verabschiedete sich nur noch und ging mit Akito die Straße entlang. Ich begann mir vorzustellen was sie meinten. Schmerztraining? Zähne? Das war vielleicht nur eine dumme Vermutung, aber… ich glaube sie sollen mich beißen. Ich verlor diesen Gedanken leider nicht, so sehr ich es auch wollte. Als ich zuhause ankam hatte ich immer noch dieses Bild vor Augen wie sie mich in die Schulter und in den Hals beißen. Es ging mir nicht aus dem Kopf! Wenn es sich bewahrheitet, wie wird es wohl sein? Schmerzen? Damit hatte ich nie zu tun. Zumindest nicht mit körperlichen Schmerzen. Ich machte alles fertig, doch durch dieses Bild bekam ich keinen Bissen von meinem Brot runter. Mein Vater war in seinem Arbeitszimmer und bekam nicht mit, wie ich mich verhielt. Selbst beim Hausaufgaben machen, konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich nahm mir ein Blatt Papier und einen Stift und zeichnete drei Personen. Die eine stand da mit verzogenem Gesicht, der Andere biss ihr in den Arm und zerrte daran. Der Dritte war kurz davor ihr in den Hals zu beißen. Der Körper war an manchen stellen schraffiert und mit dunklen wellenförmigen Strichen versehen, das Blut darstellen sollte. Die Personen sahen aus wie Tamaji und Akito und die Person in der Mitte, war ich!

Schmerzen!

Am Morgen war ich so müde, dass ich beinahe meinen Chemie-Kurs verschlafen hätte. Ich kam in der letzten Minute in den Klassenraum rein wo Miss Kakuzawa bereits mehrere Aufgaben an die Tafel geschrieben hatte. Sie schaute mich böse an und musterte mich. Mehrmals. Ich setzte mich neben Tayura. Tayura war größer als ich und hatte struppiges, braunes Haar, das seine Augen beinahe ganz verdeckte. Er sah irgendwie immer gelangweilt aus, aber er schrieb immer gute Noten. Ich holte hatte die Aufgaben schnell fertig. Ich begann wieder an Akito´s Worte zu denken und an meine Zeichnung. Ich hatte diesen Gedanken wieder so stark vor meinen Augen als würde ich hautnah dabei sein. Auf einmal fühlte ich ein leichtes pieksen auf meiner Schulter, genau an der stelle wo die Person in meiner Vorstellung zugebissen hatte. " Hast du Aufgabe 6.2. schon fertig?" fragte mich Tayura und weckte mich aus meinen Gedanken. Ich blinzelte ihn kurz an um ihn zu erkennen, da bei mir noch alles verschwommen aussah. " Ja, warum?" fragte ich Tayura leise. " Ich hab die Frage nicht verstanden, kannst du mir erklären wie ich die Reaktionsgleichung lösen muss?" bittet er mich und zeigte mit seinem Finger auf mein Ergebnis. Ich schaute zu Miss Kakuzawa, aber sie war mit dem Klassenbuch beschäftigt. Ich fing an mir meine Aufgabe noch mal durchzulesen und ihm sie zu erklären. " Bei der Aufgabe musst du von den Ausgangsstoffen die Anzahl der Stickstoffatome zu den Reaktionsprodukten hinzufügen. Und die Anzahl der Sauerstoffatome von den Reaktionsprodukten zu den Sauerstoffatomen bei den Ausgangsstoffen hinzufügen. Du musst es so ausgleichen, dass du auf beiden Seiten die gleiche Anzahl an Sauerstoffatomen und Stickstoffatomen hast. Dann bekommst du auch die richtige Formel von Stickstofftrioxid raus." Ich schaute zu ihm und bemerkte, dass er Kontaktlinsen trug. Es waren aber keine normalen Kontaktlinsen. Er starrte neben das Blatt und hörte mir nur zu wie ich es erklärte. Dann bemerkte ich dass er auf seinem Blatt mit einen dicken roten Stift geschrieben hat. Er hat wohl was mit seinen Augen. Vielleicht sieht er nur schlecht, aber auch seine Augenfarbe bewunderte mich. Sie war hellgrau, fast weiß und hatte eine weite schwarze Pupille und einen breiten schwarzen Rand. Hinter seinen Strähnen die ihm ins Gesicht fielen, versteckte sich seine lange Narbe, die über sein Auge verlief. Er sah auf mein Blatt. " Jetzt habe ich es auch verstanden. Danke.", er drehte seinen kopf wieder zu seinem Blatt und seine Haare verdeckten mir nun wieder die komplette Sicht. Irgendwas war mit dem Jungen, ich wusste nur noch nicht was. Ich setzte aber meine Kräfte nicht ein und widmete mich wieder den Aufgaben.

Auf dem Schulgelände ist es ziemlich ruhig, wenn man mal von den jüngeren Klassen absieht. Tamaji und Akito waren an dem Tag auch ziemlich ruhig, als wollen sie mir was verschweigen. Ich genoss diese Ruhe bevor das Training losging, immerhin würde es dann laut genug sein. Wir waren die ganze Zeit still und erzählten kaum. Wenn, dann ging es um den Unterricht bei Miss Kakuzawa oder Mr. Hatazeshi. Doch als wir dann endlich bei der Taketso- Schule ankamen ging es bereits mit der Begrüßung los. "Hey, Hey, Hey! Na ihr Drei! Habt ihr euch ausgeruht und seid bereit für das heutige Training?" fragte Keto in unsere kleine, stumme Runde. "Meister Taketso…", begann Akito leise und fuhr fort "…muss das wirklich sein? Ich meine bei uns war es doch was Anderes!". " Sie ist bereit!" sagte er nur mit ernster Stimme und einem leicht lächelndem Gesicht. Wir gingen in die Umkleidekabine und Keto brachte mir ein Oberteil. Es war kurz und bedeckte nur die Brust, fast wie ein breiteres langes Band das aber fest saß. Ich war zwar ungern so leicht bekleidet, aber Meister Taketso lies auch nicht mit sich reden und meinte nur, dass es notwendig sei. Ich kam raus und Tamaji´s und Akito´s Gesichter liefen rot an. Mir war das so peinlich. Aber wir gewöhnten uns schnell an die Situation. Die Zwei schauten einfach sich an und nicht mich. Und ich legte meine Hände schützend vor meinem freien Bauch. " So. Nun stellst du dich genau hier her!" befahl er mir und zeigte neben sich. Ich ging zu ihm und stellte mich hin, wie er es verlangt hatte. "Gut. Also, Vielleicht hast du dir bereits Gedanken über das heutige Training gemacht und sicherlich haben Tamaji und Akito bereits ein wenig geplaudert. Bist du bereit eine schmerzhafte Erfahrung fürs Kämpfen zu machen?" fragte mich Meister Taketso trocken. Ich sah ihn ins Gesicht, dann in die Augen. Sein Blick war so ernst. Er wollte mir tatsächlich alles beibringen was ich zum Kämpfen benötige. Darunter zählt auch, Schmerzen einer Niederlage einzustecken. Ich nickte.

Er ging hinüber zu Tamaji und Akito und berat sich mit ihnen, ich verstand kein Wort. Ich atmete tief ein, blendete das leise Getuschel aus und versetzte mich selbst in eine Art Trance. Ich war quasi wie in einem Traum an einem ganz anderen Ort. Es war mir egal wo ich war, Hauptsache, ich war nicht dort. Tamaji und Akito kamen auf mich zu. Sie klopften mir gegen die Arme, gegen den Rücken, gegen die Beine und auf den Bauch. Dann wurden sie fester. Sie fingen an mit Wucht gegen meine Muskeln zu schlagen. Und nach einer Weile benutzen sie Techniken des Aikido- Stils. Einer rammte mich an, der Andere streckte nur noch seine Faust in meine Bauchgegend. "Genug. Nun ist sie vorbereitet. Ihr könnt beginnen. Oder willst du aufgeben, Nodare?" sprach Meister Taketso mit ernster Stimme. Ich senkte einmal meinen Kopf um zu überlegen. Das ist meine letzte Chance zu sagen, aufhören, aber was würde dann geschehen? Bin ich zu schwach um diese paar Schmerzen auszuhalten? Wollen sie mich wirklich beißen? Ich tue es! " Fangt an!" sagte Meister Taketso zu den Beiden als er sah, wie ernst mein Blick auf ihn fiel. Er begann leicht zu lächeln und nickt zu mir. Tamaji begann. Er zerrte mich an sich und biss mir in die Schulter. Ich zuckte vor Schmerz zusammen und versuchte nicht los zu schreien. Es war ein Stechender Schmerz der an meinem gesamten Körper Gänsehaut hervorrief. Akito fasste meinen Arm, beugte sich zu ihm runter und biss hinein. Ich schloss die Augen um nicht hinsehen zu müssen, wie mein Körper derart gequält wird. Die Stellen an denen sie mich bissen, waren rot unterlaufen und hatten deutliche Bissspuren hinterlassen. Sie wechselten die Stellen. Tamaji biss mich nun weiter am Nacken und Akito mir in die noch unversehrte Schulter. Es ist Folter! Ich halte das nicht durch! Tut das weh! Ich kann nicht mehr! Es schmerzt so sehr! Ich zittere! Macht doch jemand, dass es aufhört!? Bitte! Es tut so weh!

Sie hörten nicht auf. Sie bissen weiter zu. Schneller, kräftiger und die Wunden gingen unter die Haut. Ich fing an manchen Stellen an zu Bluten. Es war zwar nicht viel, dennoch lief es meinen Armen und meinem Bauch hinunter. Tamaji zögerte vor jedem Biss und versuchte es so angenehm wie möglich für mich zu machen, indem er mit leichtem Druck zubiss und danach immer doller wurde. Akito konzentrierte sich darauf, dass er keine Sehnen oder Adern traf. Es half beides nichts. Sie trafen Venen, Nerven, bissen auch mal auf die Knochen und rissen an den Bissstellen mit ihren Zähnen. Es tat so unglaublich doll weh, doch ich vergaß keine Träne und schrie nicht auf. Ich zuckte des Öfteren mit meinem Körper, doch Tamaji und Akito ließen sich davon nicht stören. Sie hörten auch nicht auf oder machten eine Pause. Sie bissen einfach zu. Sie haben ihre Zähne in meine Haut gebohrt und rissen diese dann auf -zogen an meiner Haut mit ihren Zähnen. Ich erlitt höllische Schmerzen unter absoluter Ruhe. Nur die Schritte und einzelne leise Stöhngeräusche von mir hallten durch die Halle. Mein Körper pulsierte, ich spürte wie mein Herz raste und mein Oberkörper und meine Beine, in denen sie mich auch bissen kribbelten. Unter mir waren Matten und als ich nicht mehr spürte, dass ich gebissen werde fiel ich auf ihn und lag reglos da. Nur meine Augen schauten zur Hallendecke und einzelne Finger und Beine zuckten ab und zu. Ich spürte eine unerträgliche Hitze und zu gleich auch eine eisige Kälte. Ich spürte wie das warme Blut meinen Körper überfloss und spürte wie mein Körper kalt wurde. Das Gefühl, wenn man stirbt, ich stellte es mir genau so vor. Doch ich starb nicht. Ich bemerkte nach einer Weile Tamaji und Akito neben mir hockend. Ihre Gesichter waren starr. Ihr Mund mit Blut verschmiert und ihre Körper zitternd. "Gut gemacht. Wirklich erstaunlich für ein Mädchen. Du besitzt eine unglaubliche Willenskraft und eine kräftige Leidenschaft fürs Erlernen der Kampfkunst. Du hast bestanden, es ist vorbei!" sagte mir mein Meister. Ich hörte seine Worte und kurz darauf schlief ich ein. Eine Stunde später wachte ich wieder auf. Ich lag auf einer Liege, wie sie die Ärzte in ihren Praxen hatten. Ich sah meinen Körper endlich ohne Blut. Meine Wunden wurden verbunden und man hat mir leicht eine Decke übergelegt. Tamaji saß auf dem Stuhl neben mir und senkte seinen Blick. "Tut mir leid.", sagte er zu mir im flüsterndem Ton. "Ich wollte dir nicht Weh tun. Aber Meister Taketso hat es uns befohlen. Es tut mir wirklich sehr Leid!" Ich wusste nicht was man auf so etwas erwidern sollte also schwieg ich und suchte meinen Körper unter dem Schmerz. Er sah ziemlich müde aus und dennoch besorgt. Man sah ihm an, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und dass er es bereute. Ich blinzelte als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte, ich spürte die Kopfschmerzen nun auch. Er sah mich erwartungsvoll an und blinzelte dann ich alle Richtungen. Er wusste nicht was er sagen sollte, also sagte er gar nichts. Ich sah ihm in die Augen, er hatte hellblaue Augen. Sein Augenmuster war wie Wasser, das wie in einem Wasserfall nach innen lief. Um seine Pupillen waren grüngraue, feine Striche die nicht weit nach außen gerichtet waren. Ich fand seine Augen wunderschön. Doch dass ich ihm in die Augen sah sollte nichts gutes heißen. Seine Augen wurden größer und gleichzeitig spürte ich meine Pupillen größer werden. Ich versuchte meine Augen zu schließen. Doch es war bereits zu spät. Ich sah einen weißen Raum. In diesem Raum standen nur ein Bett, ein Schrank und ein Stuhl. Mehr nicht. An den Wänden waren ein paar Kratzer von Fingernägeln. Dann kam ein Mann ins das Zimmer. Er trug einen Anzug und hatte eine Brille. Ich hörte eine tiefe Stimme. Ich glaube es war die des Mannes.

Tamaji stand auf und hielt sich den Kopf fest. Er kniete auf den Boden und schloss seine Augen so fest zu wie er nur konnte. Ich wurde ohnmächtig.

Ein neuer Morgen!

Das Telefon klingelte im Büro von Meiser Taketso. „Guten Abend! Hier die Taketso Akademie für Asiatische Kampfkünste!“, sprach er ins Telefon. „ Oh, Herr Haze. Ja ihre Tochter ist noch hier. Kein Grund zur Panik, ihr geht es gut. Sie ist leider ohnmächtig geworden, das Training hier war wohl zu viel für sie. Ich entschuldige mich dafür. Es wird nie wieder vorkommen, da bin ich mir sicher.“ Herr Haze sprach zu Meister Taketso ins Telefon. „Eh, ja ist gut.“ … „So?!“ … „Finden sie nicht, dass es sie nur stärken könnte?“ … „Das sollten sie lieber mit ihrer Tochter bereden, Herr Haze.“ Meister Taketso verabschiedete sich noch und legte auf. Ich wusste genau was zu hause auf mich warten würde. Ein besorgter Vater der Angst um seine Tochter hat, dass ihr etwas zustoßen könnte. Und eine lange Diskussion darüber, dass Kampfsport nichts für Mädchen ist. Mein Vater ist seit dem Tod meiner Mutter so besorgt um meine Schwester und mich. Meine Schwester hat Glück, dass sie nicht mehr bei uns wohnt. Doch ich muss weiterhin unter seiner Aufsicht stehen und er passt besser auf mich auf, als ich es mir wünsche.

Ich fragte mich wo Tamaji ist. Was hält er jetzt nur von mir? Was weiß er jetzt? Hat er meine Augen gesehen? Ich hoffe, dass er sich nicht daran erinnern kann. Aber ich konnte ihn nirgendwo finden in der ganzen Akademie nicht. Und es gab nicht viele Orte innerhalb und außerhalb der Akademie. Er war nicht in der Halle und auch nicht im Wartezimmer. Ich streckte den Kopf in die Umkleidekabinen, doch dort war er auch nicht. Ich ging hinter den Tresen zu Meister Taketso´s Büro. Ich blieb davor stehen, als ich Akito sprechen hörte. „… ihn gesehen, dann ist er hinaus gerannt. Er meinte nur noch er müsste nach Hause.“, sagte er. Ich konnte mir eigentlich auch selbst denken, dass Tamaji weggelaufen ist. So etwas passiert einem nicht im normalen Leben. So etwas ist vollkommen unmöglich. Ich habe seine Vorstellungen von einem normalen Leben umgestellt, nun ja, zumindest glaube ich das. Nachdem, was ich gesehen habe, glaube ich nicht mehr, dass Tamaji normal ist. Ich hatte dieses Gefühl von Angst und Verwirrung. Bei Anderen waren es nur die Gefühle, die sie in den Augenblicken hatten, die ich mit ihnen wiederholt sah. Entweder hatte Tamaji vor diesem Mann Angst oder er hatte diese Angst vor mir. Ich stand da wie angewurzelt. Mein Blick war fest auf den Boden und ich hatte wieder das Bild von dem gefolterten Jungen im Kopf. Die Tür des Büros ging auf und vor mir stand Akito. Er griff mir unter den Arm um mich etwas zu stützen. „Es geht schon Akito!“ sagte ich zu ihm und er ließ mich alleine laufen. „Hast du Tamaji gesehen?“ Er starrte mich ungläubig an. Ich glaube er weiß, dass die ganze Sache was mit mir zu tun hatte. „Nun, ich habe ihn nur noch aus der Akademie rennen sehen. Er sah aus als hätte er einen Geist gesehen!“ erzählte mir Akito. Ich lies meinen Blick senken. Akito wusste also auch nicht, was mit Tamaji los war! „Sag mal Akito, wo wohnt Tamaji eigentlich?“ fragte ich ihn, doch noch bevor er antworten konnte kam Meister Taketso aus dem Büro. „Ach du lieber Himmel! Du solltest dich lieber noch etwas hinlegen und dich ausruhen! Und dein Vater hat mich angerufen. Er klang sehr besorgt und wütend zugleich, als ich ihm sagte, dass du ohnmächtig geworden bist vom Training.“ Er senkte den Kopf und fügte dann noch hinzu: „Nodare, es tut mir sehr leid! Ich hätte erst auf die Einwilligung deiner

Erziehungsberechtigten fragen sollen, ob du dieses harte Training überhaupt mitmachen darfst!“ Ich starrte ihn fragend an und musste mir selbst eingestehen, dass diese Aktion nicht gerade gut bedacht war. „Nein, Meister Taketso! Es tut mir leid, dass ich meinem Vater nicht alles über diese Akademie erzählt habe. Ich bin selbst daran schuld, weil ich nicht wollte, dass er es mir verbietet. Aber ich werde noch heute mit ihm darüber reden, ich verspreche es!“ Meister Taketso schwieg eine weile und lächelte mich stützend an. „Das ist wirklich ausgesprochen verantwortlich von dir, jedoch befürchte ich dich hier nicht mehr wieder zu sehen. Dein Vater klang nicht gerade so, als ob er es für gut befindet, dass seine kleine Tochter einen Kampfsport betreibt. Er scheint mir ein liebevoller und zugleich überfürsorglicher Vater zu sein, hab ich Recht?“ fragte er mich und ich war erstaunt über seine gute Menschenkenntnis! „Jawohl!“ Akito stand schweigend neben uns und hörte aufmerksam zu. Er schaute abwechselnd zu mir und Meister Taketso hinüber.

„Ich denke, dann werde ich jetzt nach Hause gehen. Nochmals vielen Dank für das Training und für die Versorgung! Auf Wiedersehen, Meister Taketso!“ ich reichte ihm die Hand und Verabschiedete mich nochmals mit einer Verbeugung.

„Ich würde es bevorzugen, wenn Akito dich nach Hause geleitet, sofern du nichts dagegen einzuwenden hast, natürlich?“ Er wandte sich Akito zu, der ihn verständnisvoll ansah. „In Ordnung! Ich passe auf sie auf! Dann sehen wir uns morgen zum nächsten Training, Meister Taketso!“ auch er verbeugte sich zum Abschied vor Meister Taketso. Akito packte noch schnell seine Sachen zusammen und dann gingen wir los.

Es war bereits Nachtanbruch und wir liefen die dunkle Straße entlang. Vorbei an jeglichen Häusern und einem wunderschönen großen Garten, der beblühter nicht sein konnte. „Ich hoffe es macht dir nicht zu viele Umstände mich nach Hause zu bringen!“ „Mach dir darum keine Gedanken! Ich begleite dich gern nach Haus. In welcher Straße wohnst du noch mal genau?“ fragte er mich und ich antwortete ihm. „Nymphenstraße IV.“ Er lief etwas langsamer und begann zu überlegen. Irgendwas war nicht in Ordnung mit ihm. Irgendetwas ging in seinem Kopf vor. Er blieb stehen. „Was hast du?“ fragte ich ihn. Er blickte auf den Boden und schwieg vorerst. Der Wind peitschte nun um uns herum und der Mond schien hell über uns. Die Laternen und Fenster von Häusern spendeten und Licht. Bis er begann die Straße weiter entlang zu gehen und zu erzählen. „Du hast dich doch neulich gewundert, weshalb wir nicht in der Schule waren und wir meinten, wir wären krank gewesen. Nun, wir waren nicht wirklich krank. Wir haben uns gestritten. Und das recht heftig! Es ging dabei sogar um dich!“ Ich erschrak und schaute ihn fragend an. Also das war es warum ich so ein merkwürdiges Gefühl hatte!

„Wir waren an dem Tag im Wald, nahe der Nymphenstraße. Wir waren bis in die Nacht dort und haben gestritten und auch gekämpft. Es ging um dein Training. Er war dagegen, er wollte es nicht machen. Er wusste was dich erwartet hat und ich ebenfalls. Wir haben schon einmal jemandem dieses Training angetan. Einmal waren wir beide an dieser Folterung schuld. Diese Person ist jedoch danach nicht mehr bei der Akademie aufgetaucht und hat nur noch einen Brief dagelassen, dass wir Monster wären und dass so etwas verboten sein sollte. Das andere Mal war ich nicht dabei. Ich war mit meiner Familie im Urlaub, also musste Tamaji das ganz allein durchziehen. Doch Tamaji war an diesem Tag schlecht drauf. Er hatte eine große Ansammlung an Aggressionen gesammelt, meinte damals Meister Taketso.“ Er seufzte und schwieg wieder eine weile. Bis ich sein Schweigen brach und ihn dazu überredete mir alles darüber zu erzählen. Nebenbei versuchte ich in seinem Kopf Bilder davon abzurufen. Doch ich hielt mich zurück und versuchte mich im Zaun zu halten.

Er erzählte also weiter über das Geschehen von damals. „Es war schrecklich für ihn. Er war wohl so aggressiv bei dem Training, dass er dem Jungen mehr antat, als er aushalten konnte.“ Mir stockte der Atem und mein Herz fing an zu rasen. „Seit dem Tag wurde er immer sanfter und immer vorsichtiger. Dein Training ist das erste seither.“ Ich konnte es kaum glauben. Die Bilder die ich sah. Also ist es wahr!

„Das ist schrecklich. Das ist einfach nur schrecklich. Das soll Tamaji getan haben? Wer war denn der Junge überhaupt und was wurde mit ihm?“ fragte ich Akito, jedoch drehte er den Kopf von mir weg und meinte nur noch: „Wir sind da. Wir sehen uns morgen in der Schule. Ich muss nun auch los. Ach und es wäre besser du erzählst Tamaji nichts davon!“ Er war bereits auf dem Rückweg und ich drehte mich um. Richtung zu Hause!



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