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the Garden

Kyo Story
von

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Kapitel I

Seufzend stand ein etwa vierzehn jähriger Junge vor dem Hygieneregal in einer Drogerie.

Er starrte konzentriert auf den Zettel in seiner Hand. Ein Wort machte ihm besondere Schwierigkeiten. Nicht, weil er es nicht verstand, sondern weil er diesen Gegenstand noch nie hatte kaufen müssen. Bis jetzt war seine Mutter immer einkaufen gewesen, doch sein Vater hatte sich eine ganz besondere Strafe für ihn ausgedacht.

Vor in paar Tagen hatte der Junge nämlich mal wieder die Schule geschwänzt, um lieber auf seiner neuen Konsole zu spielen.

Daraufhin hatte ihn sein Vater dazu verdonnert für seine Mutter und Schwester die Hygieneartikel kaufen zu gehen. Zuerst war Tooru nicht klar, warum seine Strafe so merkwürdig ausfiel, doch nun wurde es ihm schmerzlich bewusst.

Das Wort auf dem Zettel war „Tampons“. Es befand sich noch ein weiteres darauf „Einlagen“.

Seine Mutter hatte auch kleinlichst Sorte und Größen dazu geschrieben, was die ganze Sache noch ein wenig peinlicher gestaltete.

Tooru atmete tief durch und sah auf, betrachtete die verschiedenen Packungen und verglich die Aufschrift mit seinem Zettel.

An seinem rechten Arm baumelte ein kleiner Einkaufskorb.

Er griff nach einer Packung und kontrollierte noch einmal genau nach, bevor er sie in den Korb legte, danach wandte er sich den Binden zu. Nach einer ähnlich langen Prozedur hatte er endlich auch hier die richtigen ausfindig gemacht.

Was er nicht bemerkt hatte war, dass er die ganze Zeit amüsiert von einer Verkäuferin beobachtet wurde, die eigentlich gerade damit beschäftigt war die Regale neu aufzufüllen.

Allerdings hatte Tooru so ein niedliches Bild abgegeben, dass sie ihre Arbeit ganz vergessen hatte.

Tooru drehte sich um und tappte langsam weiter. Nach einer geschlagenen Stunde hatte er dann tatsächlich alles zusammen, was auf dem Zettel stand. Bei Shampoo und Pflege war es noch mal sehr kompliziert geworden. Nicht nur, dass er ein paar mal echt ratlos gewesen war, weil er die betreffende Marke nicht gefunden hatte, hatte er sich auch fast jedes Etikett genau angesehen und durchgelesen. Es faszinierte ihn, wie viele Möglichkeiten der Haarpflege es doch gab.

Nun aber machte er sich auf den Weg zur Kasse, wo er an dem Regal mit den Haarfarben vorbei kam. Sein Blick schweifte über die verschiedenen braun- und schwarztöne, über alle Möglichkeiten von rot und blieb schließlich bei den Blondierungen hängen.

Er blieb stehen und betrachtete die verschiedenen Blondtöne. Das sah schon recht interessant aus. Abwesend strich er sich durch seine wuscheligen, schwarzen Haare. Vielleicht könnte er sich ja auch mal die Haare blondieren. Dann ging sein Blick wieder zu den roten Farben und auch so etwas könnte er ja mal versuchen.

Er war gespannt auf die Strafe, die ihn erwarten würde, wenn er sich die Haare färben würde.

Tooru drehte sich wieder zum gehen und blieb aber abrupt stehen. Direkt vor ihm stand eine Verkäuferin, die ihn breit angrinste. Auf der Stelle wurde der Junge Tomatenrot. Hatte sie ihn etwa die ganze Zeit beobachtet? Das wäre wirklich sehr peinlich.

„Einkaufen für die Frauen im Haus?“, fragte sie freundlich und deutete auf den Korb. Tooru nickte nur schüchtern und sah auf den Boden. „Ja, das ist die Strafe fürs Schule schwänzen.“

Die Frau musste lachen. „Na schön. Hast du denn jetzt alles, oder sollst du auch eine Haarfarbe kaufen?“, fragte sie ihn und lächelte lieb.

Tooru schüttelte den Kopf und grinste verlegen. Diese Verkäuferin war nicht nur sehr nett, sondern auch noch sehr hübsch. Die hatte schöne, lange Haare, die gelockt waren. Sie trug zarten rosanen Lidschatten und ihre Lippen waren in dem gleichen rosa angemalt.

Sie ging mit Tooru nun zur Kasse und tippte alles ein. Er beobachtete sie fasziniert dabei.

„Hast du schon eine Freundin?“, fragte sie interessiert, während sie das Shampoo eintippte.

Wieder wurde Tooru ganz verlegen. „Nein.“, meinte er leise. In seinem Alter war das schon recht ungewöhnlich, aber bis jetzt hatte sich noch nichts ergeben. Er war auch viel zu selten in der Schule, als dass er dort eine hätte finden können. Eigentlich fand er das nicht so schlimm, aber manchmal wünschte er sich schon eine Freundin. Neben dem Anwesenheitsproblem war aber auch noch die Tatsache, dass sich kein Mädchen für ihn interessierte, so war zumindest seine Wahrnehmung.

„Wirklich nicht? Dabei bist du so ein süßer Kerl.“, sagte die Frau lieb und packte alles in eine Tüte und nahm das Geld von Tooru entgegen.

„Ich glaube nicht, dass ich jemandem gefalle.“, sagte er dann etwas angeschlagen und sah betroffen auf sein Wechselgeld. Irgendwie war ihm dieses Gespräch unangenehm, auch wenn es mit so einer netten, hübschen Frau war.

„Ach was. Du brauchst nur mehr Selbstvertrauen.“, meinte sie und sah ihn aufmunternd an.

Tooru nickte leicht und verbeugte sich kurz, verließ dann langsam den Laden.

„Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“, rief die Verkäuferin ihm nach und Tooru lächelte freudig in sich hinein.

Auf dem Weg nach Hause kam er an einem kleinen Sportplatz vorbei. Ein paar Jungs aus seiner Klasse spielten dort gerade Fußball und er blieb ein paar Minuten stehen, um ihnen dabei zu zusehen.

Er war nicht der Beste im Sport und deshalb weigerte er sich auch regelmäßig daran teil zu nehmen.

Das machte ihn bei den Jungs nicht gerade beliebt, aber eigentlich war ihm das egal. Er ging schließlich nicht in die Schule, um besonders beliebt zu sein. Im Grunde ging er nicht Mal in die Schule um etwas zu lernen.

Einer der Jungs auf dem Sportplatz entdeckte Tooru und kam auf ihn zu.

„Na sieh mal einer an.“, meinte er recht laut, sodass auch die anderen ihn bemerkte und sich ebenfalls auf den Weg zu Tooru machten.

„Tagelang nicht in der Schule, aber krank scheinst du ja nicht zu sein. Wann beehrst du uns denn mal wieder? Ich hab neulich was durchsickern hören, dass du von der Schule verwiesen werden sollst, wenn du noch länger schwänzt.“

Eigentlich interessierte Tooru nicht dafür, ob er auf der Schule war, oder geschmissen wurde. Allerdings würde das seine Mutter sicherlich sehr enttäuschen.

„Ich komm ab morgen wieder…“, nuschelte der kleinere und sah sich um. Die anderen standen nun in einem Halbkreis um ihn rum und nickten erstaunt.

„Ach du kommst? In welcher Stunde? Du hältst es doch keinen ganzen Tag in der Schule aus. Entweder du kommst erst Mittag, oder bleibst nur zwei Stunden, oder so. Ich könnte wetten, dass du das nie schaffen würdest.“

Mit diesen Worten hatte der athletische Typ namens Takuya an Toorus nicht vorhandener Ehre gekratzt und das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

„Pf~“, machte er desinteressiert und winkte ab, doch Takuya wollte nicht so leicht aufgeben.

„Dann lass uns doch wetten. Wenn du es schaffst zwei ganze Wochen regelmäßig in die Schule zu kommen und auch aktiv am Unterricht teil nimmst…einschließlich den Sportstunden, dann gebe ich dir 10000yen.“

Der Knabe konnte sich das durchaus leisten, denn seine Eltern waren nicht gerade die ärmsten.

Das klang doch schon verlockend und Tooru dachte einen Moment drüber nach.

„Was ist, wenn ich es nicht schaffe?“, fragte er dann skeptisch.

„Dann….“, Takuya überlegte kurz „dann musst du einen Monat lang alles machen, was ich will.“, meinte er breit grinsend und hielt Tooru die Hand hin.

Tooru dachte nicht lange nach und schlug auch schon ein. Dann würde er die nächsten zwei Wochen also brav in die Schule gehen und bekam dafür sogar noch so viel Geld. Damit hätte man ihn doch öfter locken können, seiner Meinung nach.

Er verabschiedete sich von seinen Klassenkameraden und ging auf dem direktesten Weg nach Hause.
 

Seine Mutter kontrollierte akribisch seinen Einkauf und verkündete stolz, dass er alles richtig gekauft habe und sogar nichts vergessen hatte.

Sein Vater bekam das allerdings nicht mit, da er noch arbeiten war, doch auch seine größere Schwester beglückwünschte ihren Bruder für diese Glanzleistung. Tooru kam sich zwar ein bisschen veräppelt vor, aber das machte nichts. Er lachte einfach mit und nahm es locker. Er wusste ja, dass die beiden so etwas nicht böse meinten.
 

An diesem Abend erwartete ihn noch ein ernstes Gespräch mit seinem Vater. Wie solle denn seine Zukunft aussehen, wenn er es nicht mal schaffte einen ordentlichen Abschluss zu machen. Tooru blieb einfach nur stumm und nickte immer fleißig. Die Hälfte von dem, was sein Vater predigte ignorierte er. Er wusste eben nichts mit sich anzufangen. Er hatte keine besonderen Interessen, oder Berufswünsche. Im Moment war er einfach nur existent und das war schon anstrengend genug. Logischer Weise befahl sein Vater ihm natürlich auch, dass er jetzt wieder zur Schule gehen musste, ob er nun wollte oder nicht. Die Wette erwähnte Tooru bei seinem Versprechen die Schule regelmäßig zu besuchen jedoch mit keinem Wort.

Er durfte auch sofort nach dem Essen schlafen gehen und bekam die Warnung, dass es krachen würde, wenn er ihn dabei erwischte, dass er nicht im Bett lag und schlief, sondern irgend einen anderen Käse machte und sich seinem Vater somit widersetzte.

Leicht betrübt und kein Bisschen müde ging Tooru in sein Zimmer und ließ sich aufs Bett plumpsen. Er schaute zur Tür. Sein Bett stand längs an der Wand gegenüber der Tür. Richtung Bettende standen an der Wand Regale mit Mangas und Spielen und anderem Kram, den er schon ewig hatte und noch nicht dazu gekommen war das ganze mal zu sortieren. Bestimmt würde er mehr als die Hälfte davon weg schmeißen, aber das konnte noch warten.

Er schaute nach links, Richtung Kopfteil des Bettes. Hier befand sich ein kleiner Schreibtisch vor dem einzigen Fenster in diesem Raum. Zum Glück wurde es wenigstens gerade dunkel, so würde es ihm nicht so schwer fallen einzuschlafen.

An seinem Kleiderschrank, der gegenüber an der Wand mit der Tür stand hing seine Schuluniform. Tooru seufzte. Die nächsten zwei Wochen würde er also wieder wie ein Roboter in Einheitskleidung rumlaufen. Ein gutes hatte das allerdings. Man konnte ihn nicht auf seine Kleidung reduzieren, die zwar eigentlich nicht so ungewöhnlich war, aber es waren eben keine überteuerten Markenklamotten. Dennoch gab es auf der Schule einen ziemlich blöden Typen, der sich wirklich überaus toll vorkam, aber nicht merkte, dass alle ihn auslachten, weil er dumm wie Brot war. Seine Zensuren waren im Durchschnitt bei 6,0 und auch seine außerschulischen Äußerungen trieften nur so von rotziger Dummheit.

Zum Beispiel hatte er Tooru einmal auf dem Kiker gehabt und zu ihm gesagt, dass seine Sachen hässlich seien. Daraufhin hatte Tooru ungläubig an sich hinunter gesehen und gedacht, das ganze sei ein Scherz gewesen. Sichtlich verwirrt meinte er dann, dass diese Schuluniform jeder trug, auch er. Alle, die das mitbekommen hatten mussten lachen und der Knabe stand mal wieder als Volldepp da und er ging tatsächlich davon aus, dass sie Tooru ausgelacht hatten. Dieser Junge tat ihm einfach nur Leid, aber vielleicht tat er auch nur so dumm.

Nichts desto trotz mochte er die Uniform nicht. Sie war unbequem und jeder trug sie. „Na wenigstens ist sie schwarz…“, murmelte er sich selbst zu und stand auf.

Er ging zu seinem Schreibtisch, auf dem sein ganzer Schulkram lag, den er seid mindestens einer Woche keines Blickes mehr gewürdigt hatte. Er schnappte sich seine Schultasche, die auf dem Stuhl lag und kramte seinen Stundenplan hervor, fing dann an alles was er brauchte einzupacken. Als er fertig war, hörte er Schritte im Flur und er betete, dass es nicht sein Vater war.

Die Tür öffnete sich mit einem Ruck und Tooru fuhr erschrocken zusammen, als sie gegen ein Regal prallte. „Du bist ja noch nicht im Bett!“, sagte sein Vater streng und aufgewühlt und funkelte seinen Sohn böse an.

„Ich hab nur mein Schulzeug eingepackt.“, meinte dieser daraufhin Kleinlaut und versuchte es unter allen Umständen zu vermeiden seinem Vater in die Augen zu schauen. Schnaufend nahm dieser es dann hin und verließ das Zimmer wieder, ließ aber die Tür offen stehen.

Tooru ging zu seinem Bett rüber und schlug schon Mal die Decke zurück, bevor er sich ins Bad verzog um sich die Zähne zu putzen und auszuziehen.

Mit seinen Klamotten im Arm und seiner Boxershorts bekleidet ging er zurück in sein Zimmer und schloss die Tür. Seine Sachen pfefferte er in eine Ecke, wo seine Mutter vorsorglich schon einen Wäschekorb platziert hatte. Seid Jahr und Tag hatte Tooru die Angewohnheit seine getragenen Sachen in jene Ecke zu schleudern.

Aus dem Schrank angelte er sich noch ein abgetragenes Shirt, das mal seinem Vater gehört hatte und zog es an. Zum draußen anziehen war es schon zu ausgebottelt und zerschlissen, aber zum schlafen eignete es sich noch ganz gut.

Tooru nahm sich noch einen Manga mit ins Bett und stellte seinen Wecker. Seiner Meinung nach war um halb sieben ja viel zu früh, aber was sollte er schon machen. Er hatte sich ja auf die Wette eingelassen und die schloss Pünktlichkeit mit ein. Er hatte noch schnell sein Fenster an geklappt, damit ein wenig kühle Nachtluft herein strömen konnte, nachdem die Hitze des Tages relativ erfolgreich ausgeschlossen worden war.

Mit seiner Schreibtischlampe als Lichtquelle kuschelte er sich nun ins Bett und fing an seinen Manga zu lesen. Nach etwa zehn Minuten hörte er wieder Schritte im Flur und kurz darauf war sein Vater wieder im Zimmer. Er machte ein ernstes Gesicht. „Licht aus.“, meinte er ruhig und wartete, bis Tooru den Manga weg gelegt hatte und das Licht ausgeknipst hatte.

Es kam kein „Schlaf gut“, oder sonstiges. Es wurde nur die Tür geschlossen. Tooru war sich sicher, dass er in einer halben Stunde, oder so wieder im Zimmer stehen würde. Außerdem war er sich noch sicher, dass es Senge geben würde, wenn Tooru noch nicht schliefe, also legte er sich hin und schloss die Augen.

Er dachte noch ein wenig über die Wette nach und was er mit so viel Geld anstellen könnte, bevor er einschlief.

Wie sein Vater noch einige Male Kontrollen machte bekam er gar nicht mehr mit.

Kapitel II

Punkt halb sieben Uhr Morgens klingelte Toorus Wecker nervtötend und lautstark und versuchte mit aller Macht ihn zu wecken, doch der schwarz Haarige zeigte keine Reaktion.

Nachdem der Wecker nun schon geschlagene zehn Minuten damit vergeudet hatte den Jungen aus dem Schlaf zu holen, öffnete sich seine Zimmertür. Eine hübsche, junge Frau kam herein und stellte den Wecker ab. Zunächst schloss sie das Fenster und zog den Vorhang zurück. Sie blickte zum Bett und lächelte. Alles, was sie von ihrem kleinen Bruder zu sehen bekam war sein schwarzer Haarschopf, der unter der Decke hervor lugte.

Behutsam zog sie diese ein Stück zurück. Tooru lag mit dem Rücken zu ihr und mit dem Gesicht halb auf dem Kissen. Er konnte wohl grade noch so Luft bekommen.

Sie sagte ein paar Mal sein Namen und rüttelte ganz vorsichtig an seiner Schulter, aber er regte sich nicht. Eigentlich kein Wunder, wenn er zuvor auch schon den nervigen Wecker ignoriert hatte, den man sogar am anderen Ende des kleinen Häuschens, in dem sie lebten hören konnte.

Toorus Schwester sah sich gezwungen zu härteren Maßnahmen zu greifen und sie beugte sich ein wenig über ihren Bruder, holte Luft und pustete ihm leicht ins Ohr. Sie wusste selber, wie unangenehm das war und das man auch fast jeden so aus dem Schlaf holen konnte. Auch bei Tooru schien das zu funktionieren, denn schon nach wenigen Sekunden hörte sie ein genervtes Grunzen und sie hatte gesehen, wie er zusammen gezuckt war.

Sie stand nun wieder aufrecht und lächelte. „Na komm schon. Wenn du nicht bald aufstehst hast du keine Zeit mehr zum essen.“, meinte sie und zog seine Decke noch etwas weg.

Tooru fand es ja wirklich reizend, dass seine Schwester sich so bemühte ihn aus dem Bett zu bekommen, aber musste sie dabei so Penetrant sein?

„Ja ich bin wach.“, nuschelte er verschlafen halb in sein Kissen und streckte sich.

„Na schön. Wenn du in zehn Minuten noch kein Lebenszeichen von dir gegeben hast, komme ich mit einem Eimer Wasser. Kaltes…Wasser!“, meinte sie gut gelaunt und ging aus dem Zimmer.

Tooru seufzte schwer und drehte sich auf den Rücken. Er schaute auf den Wecker. Schon dreiviertel sieben, oder besser gesagt ‚erst’.

Er schwang, noch immer liegend, sein linkes Bein aus dem Bett, gefolgt von seinem rechten. Er ließ sich langsam aus dem Bett gleiten und saß schließlich mit angezogenen Knien davor auf dem Boden.

Soweit, so gut.

Er schwang sich zaghaft nach vorne und befand sich nun auf allen Vieren und so krabbelte er behutsam zu seinem Schrank rüber. Wie gut, dass sein Unterwäschefach ganz unten war, denn das suchte er sich zuerst raus. Nachdem er Shorts und Socken ausgewählt hatte, was eine Sache von zwei Handgriffen war, machte er sich nun doch daran sich in die stehende Position zu begeben. Recht schwerfällig stemmte er sich auf seine Beine und stand auf. Er nahm seine Schuluniform und tappte im Schleichgang ins Bad. Früh aufstehen war einfach nicht seine Stärke. Unter der Dusche drehte er einmal das Wasser spontan auf einkalt, damit er nicht den ganzen Tag wie eine Schlaftablette herum lief und es erzielte das gewünschte Ergebnis. Mal abgesehen davon, dass ihm fast das Herz stehen geblieben war, war er nun soweit wach, dass er ohne Probleme ein schnelleres Tempo einlegen konnte.
 

Frisch geduscht und relativ wach begab er sich dann auch nach unten und setzte sich an den Frühstückstisch. Die Uhr zeigte nun schon viertel acht an. So lange hatte er sich also Zeit gelassen? Er hatte doch gar nicht so viel gemacht. Das duschen hatte ja nicht so lange gedauert, aber er musste sich die Haare föhnen. Das muss wohl eine ganze Weile gedauert haben.

Jedenfalls fing er jetzt an zu essen. Sein Vater war schon zur Arbeit gegangen und die Mutter der beiden räumte die Küche auf. Toorus Schwester hatte ihn löblich begrüßt, als er rein gekommen war und sich für die rabiate Weckaktion entschuldigt. Tooru konnte es ja verstehen. Man bekam ihn eben nicht so leicht wach. Krach machte ihm sehr selten etwas aus und wenn man es mit Rütteln versuchte, musste man schon ein brutales Vorgehen an den Tag legen, um eine Reaktion von ihm zu bekommen.

Nach dem Frühstück war es auch schon fast Zeit sich auf den Weg zu machen. Tooru hatte die Wahl mit dem Fahrrad, zu Fuß, oder dem Bus zu fahren und er entschied sich fürs Laufen. Zeitlich würde er das locker schaffen, also holte er seine Tasche, packte das Bento ein, das seine Mutter für ihn zubereitet hatte und machte sich auf den Weg zur Schule.

Es war halb acht gewesen, als er sich auf den Weg gemacht hatte und der Unterricht begann um acht. Tooru brauchte zur Schule etwa fünfzehn bis fünfundzwanzig Minuten, je nachdem wie schnell er ging und heute ließ er sich, wie eigentlich sonst auch recht viel Zeit.

Zehn vor acht kam er dann auch an der Schule an. Der ganze Vorhof war voller Schüler, die sich unterhielten, oder sich grade auf den Weg in ihre Klassen machten.

Schnurstracks ging auch Tooru in das Gebäude und in Richtung seines Klassenzimmers. In der ersten Stunde hatte er Englisch. Nicht grade sein Lieblingsfach, aber wenn man das so betrachtete hatte er nicht ein einziges Fach, das ihm auch nur annähernd Spaß machte.

Er betrat das Klassenzimmer und schaute auf seinen Platz. Selbstverständlich war dieser nicht besetzt und so ging er lächelnd hin und setzte sich. Die verwunderten Blicke seiner Klassenkammeraden ignorierte er. Anscheinend hatte Takuya noch keinem von der Wette erzählt, mal abgesehen von den Jungs, die dabei gewesen waren.

Tooru setzte sich auf seinen Platz, direkt am Fenster und genoss die Aussicht auf den Schulhof und Sportplatz.

Der Raum wurde langsam voller und Tooru erblickte ein Gesicht, das ihm neu war. Hinter Takuya kam ein Mädchen mit herein. Entweder nur ein Fangirl, die sich an Takuyas Fersen heften wollte, oder eine neue Schülerin. Taku kam direkt zu Tooru und stützte sich mit den Händen auf seinem Pult ab. „Schön, dass du gekommen bist.“, meinte er breit grinsend und bemerkte Toorus fragenden Blick, den er dem Mädchen zuwarf, die sich auf den Platz neben ihn setzte. „Das ist Himito, unsere neue. Sie ist seid ein paar Tagen hier, aber irgendwie ist sie recht eigen. Kaum Freunde und strengt sich auch nicht sonderlich an sich welche zu suchen.“, erklärte er ihm und Tooru nickte nur.

Takuya begab sich dann auf seinen Platz, der sich zwei Bänke weiter vorne befand und Tooru packte sein Schreibzeug und sein Englischbuch aus.

Während der Stunde war ihm recht langweilig, wie zu erwarten war. Dennoch schrieb er alles von der Tafel ab und hörte mit einem Ohr dem Lehrer zu. Himito schien das ganze noch weniger zu interessieren, denn sie malte die ganze Zeit auf ihrem Block herum. Seid einigen Minuten schrieb am laufenden Band einen Namen. Sie hatte schon das halbe Blatt voll gekrakelt, als sie aufschaute und ihren Blick Tooru zuwandte, der fasziniert auf das Blatt starrte. Dadurch, dass sie den Namen immer wieder wiederholte und dazwischen keine Lücken ließ und zudem noch saumäßig und furchtbar klein schrieb, versuchte er krampfhaft zu entziffern, um welchen Namen es sich handelte.

Erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass sie nicht mehr schrieb und er sah sie an.

Er schluckte und wurde auch ein bisschen rot um die Nase.

Himito schaute kurz zu dem Lehrer, der in euphorischer Weise erklärte, wie man Verben beugte und dann beugte sie sich leicht zu Tooru rüber und flüsterte ihm etwas zu.

„Bist du auch neu?“

Tooru schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab nur geschwänzt.“, sagte er ehrlich und flüsternd.

„Achso. Kennst du den?“, fragte sie dann und deutete auf den tausendfach geschriebenen Namen. Tooru schüttelte den Kopf. „Ich kann den nicht mal Lesen. Wo hört denn der auf und fängt wider an?“

Himito kicherte leise und riss von ihrem Zettel vorsichtig ein Stück ab und schrieb fein leserlich den Namen auf, dann faltete sie ihn einmal und gab ihm Tooru, als ihr Lehrer sich der Tafel zugewandt hatte.

Tooru war schon gespannt, um welchen Namen es sich wohl handelte und faltete den Zettel auseinander und las, doch mit diesem Namen konnte er auch nicht wirklich viel anfangen.

Atsushi Sakurai?

Er schaute Himito an und zuckte mit den Schultern.

Sie nahm sich einen weiteren Zettel und schrieb nun etwas mehr. Während dessen kritzelte Tooru schnell ab, was neu auf die Tafel gekommen war und bekam dann einen weiteren Zettel von Himito.

Es stand drauf: „Der Sänger von Buck Tick? Kennst du die Band nicht? Ich liebe diese Band, du solltest sie dir mal anhören.“

Tooru hatte eigentlich kein Interesse an Musik, aber er fragte sich, was die für Musik machten, wenn dieses komische Mädchen so darauf stand.

Tooru war kurz in Gedanken versunken, als er wieder einen Zettel bekam. Es handelte sich um ein ausgeschnittenes Bild aus einer Zeitschrift. Darauf waren fünf Männer zu sehen die relativ düster gekleidet und auch geschminkt waren. Zunächst wirkte das Bild recht suspekt auf Tooru, doch nach längerem betrachten fand er den Anblick doch ganz angenehm.

Leider konnte er sich jetzt nicht weiter damit beschäftigen, da an der Tafel nun eine Aufgabenstellung stand und der wehrte Englischlehrer durch die Klasse spazierte und dem einen oder anderen Mal über die Schulter schaute.

Tooru hatte keine Chance Himito das Bild zurück zu geben, also stopfte er es schnell irgendwo in seinen Block und machte sich daran diese Aufgabe zu bearbeiten.

Ehe er sich versah ertönte auch schon die Schulglocke und die Zettel mit den Aufgaben wurden eingesammelt. Tooru hatte nicht das Gefühl besonders gut abgeschnitten zu haben, aber das kümmerte ihn nicht. Wozu brauchte er schon Englisch, dachte er sich.

In der Pause gab er Himito das Bild zurück. Sie sah ihn freudig strahlend an. „Und? Magst du mal was von denen hören? Sie haben bis jetzt sieben Alben und drei Singles draußen.“, erzählte sie ihm flott und strahlte weiter. Man merkte ihr an, dass sie diese Band liebte, denn sie redete ohne Punkt und Komma.

Tooru nickte leicht und fühlte sich etwas unsicher. Er könnte sich das ja wirklich mal anhören. Er glaubte zwar nicht daran, aber vielleicht fand er ja gefallen an dieser Band.

„Hast du denn eine CD, die du mir leihen könntest?“, fragte er dann und holte seine Trinkflasche aus der Tasche, nahm ein paar Schlücke und beobachtete den nächsten Lehrer, wie er den Raum betrat.

Sie schaute ihn geschockt an und Tooru bekam das Gefühl grade etwas wirklich fatal Falsches gesagt zu haben.

„Ich….Ich verleihe meine Buck Tick CD’s nicht….“, meinte sie dann und schnappte leicht nach Luft. Tooru seufzte. Er wollte sich nun aber auch nicht extra eine CD kaufen gehen, wie sollte er sich das also anhören? Er könnte den Fernseher anschalten und den ganzen tag den Musiksender laufen lassen, in der Hoffnung, dass ein Lied lief, aber da er hatte er wahrlich besseres zu tun.

„Hm, du könntest ja mal zu mir kommen und dann spiel ich dir was vor.“, schlug sie daraufhin vor und strahlte wieder über beide Ohren.

Diesmal war es Tooru, der nach Luft schnappen musste. Er sollte mit zu ihr gehen? Einfach so ein Mädchen besuchen? Dann vielleicht sogar noch in ihr Zimmer?

„Geht das denn einfach so? Ich meine, haben deine Eltern nichts gegen Besuch?“

Sie schaute ihn betroffen an und winkte dann leicht ab.

„Die arbeiten bis spät in die Nacht, die bekommen das nicht mit, wenn ich mal eine Stunde oder so Besuch habe.“, meinte sie und kicherte leise.

„Was hast du denn mit mir vor, dass du dich darum sorgst, was meine Eltern dazu sagen würden?“

Diese Frage brachte Tooru komplett aus der Fassung. „Was? Ich..gar nichts….“, stotterte er los und Himito kicherte nur noch mehr. Da hatte er sich ja schon in eine Sackgasse geredet.

Er wusste schließlich, wie sein Vater drauf war, wenn seine Schwester männlichen Besuch bekam und das war nicht sehr angenehm.

Wenn Himito nun auch so einen Vater hatte würde Tooru es sich sicherlich dreimal überlegen, ob er sie besuchen sollte. Anders herum wäre es wahrscheinlich auch nicht besser, wenn sie zu ihm kommen würde.

Im Inneren fluchte er, dass Himito ein Mädchen war. Das machte alles so kompliziert und jede Aktion könnte wie eine Anmache aussehen, auch wenn es gar nicht so gemeint war.

„Keine Sorge. Also morgen Nachmittag kannst du nach der Schule gerne mal mitkommen. Dann hören wir ein paar Lieder und ich erzähl dir ein Bisschen was von denen und du kannst auch zum Essen bleiben, wenn du möchtest. Alles ganz locker?“

Der Vorschlag klang doch schon sehr angenehm, dachte sich Tooru und nickte.

Dann war das jetzt also beschlossene Sache. Die nächste Stunde begann und den restlichen Schultag über verbrachte Tooru damit Himito dabei zu beobachten, wie sie ihren Atsushi Sakurai Zettel auf beiden Seiten fertig schrieb, wofür sie ganze drei Unterrichtsstunden brauchte. Nebenbei brachte er das Tafelbild immer fleißig zu Papier und mit der Arbeit, die sie in der vierten Stunde schrieben war er in fünf Minuten fertig. Seinen Namen hatte er immerhin gewusst und eine Frage konnte er sogar auch so beantworten. Es war zwar mehr eine Schlussfolgerung, aber es war doch besser als nichts.

In der größeren Pause hatte er ein ausgedehntes Gespräch mit Takuya über die Wette und noch ein paar anderen Dingen. Außerdem erklärte dieser ihm, dass er Tooru ganz gerne in seinem Freundeskreis aufnehmen würde und auch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen wollte.

Tooru fand das schon ein wenig seltsam, da Takuya nicht der Typ zu sein schien, der sich krampfhaft Freunde suchen musste. Allerdings waren unter seinem Heer an potenziellen Freunden auch genug darunter, die sich nur wegen seiner Beliebtheit an ihn hangen und das tat Tooru nicht. Vielleicht veranlasste das Takuya dazu ihn als Freund haben zu wollen.

Zwar hatte der Kleinere ein eher geringes Interesse an Freunden, aber schaden konnte es ja wohl auch nicht und wenn ihm der beliebteste Junge der Schule schon so ein Angebot machte, nahm er es doch gerne an.

Die restliche Pause redeten sie über gemeinsame Interessen, die sie gefunden hatten, die unter anderem diverse Spiele beinhalteten.

Die verbleibenden zwei Stunden waren Mathe und Geschichte. Die Geschichtsstunde war recht entspannend, da Tooru sein Hirn nicht sonderlich anstrengen musste, aber die Mathestunde machte ihm zu schaffen und als er endlich nach Hause konnte hatte er Kopfschmerzen von den ganzen Zahlen und Formeln.

Außerdem hatte er auch noch Hausaufgaben bekommen und zu dem Deal zählten die auch dazu.
 

Zu Hause angekommen, machte er sich erst einmal etwas zu essen und setzte sich eine Weile vor den Fernseher. Seine Mutter hatte einen Zettel geschrieben, auf dem stand, dass sie mit einer Freundin in den Park gegangen sei. Sein Vater war noch arbeiten und seine Schwester war noch in der Schule und danach hatte sie noch Klavierstunden. Tooru hingegen hatte ja keine Hobbies, außer den Videospielen und konnte sich deshalb beim essen von den ganzen Gameshows berieseln lassen.

Als es gegen sechs war ging die Tür auf und seine Schwester rief nach anwesenden Personen.

Tooru antwortete ihr und daraufhin kam sie ins Wohnzimmer und setzte sich neben ihn.

„Und wie wars in der Schule?“, fragte sie ihn und schaute interessiert auf den Fernsehbildschirm.

Tooru zuckte mit den Schultern. „Kennst du ne Band namens Buck Tick?“, fragte er dann und schaute ebenfalls zum Fernseher.

„Ja klar kenn ich die, aber ich mag sie nicht so gerne. Ich mag lieber so pop Musik.“, erklärte sie und stupste ihn an. „Ist das alles, was du heute gemacht hast? Über Buck Tick geredet?“

Nein….Aber wir haben eine neue Schülerin, die voll Fan von denen ist und ich soll mir die mal anhören.“

„Ah, also gibt sie dir Musik von denen?“

Tooru schüttelte den Kopf und schluckte leise.

„Morgen nach der Schule geh ich mit zu ihr und hör mir das mal an.“

Das Mädchen drehte langsam ihren Kopf und schaute ihren Bruder eine ganze Weile stumm an.

„Du gehst zu einem Mädchen nach hause?“

Tooru nickte leicht, sagte aber nicht dazu.

„Magst du sie denn?“, fragte sie dann trocken und blinzelte leicht.

„Was? Nein, ich meine. Naja ich mag sie nicht nicht, aber ich mag sie auch nicht so, dass man sich über irgend etwas Sorgen machen müsste, okay?“

Tooru redete recht schnell und wirr und er schien sich selbst auch wenig verwirrt zu haben.

Sie konnte allerdings nur lachen.

„Schon gut kleiner Bruder. Ich dachte nur, da du ja langsam in ein Alter kommst, wo sich Jungs nun mal für Mädchen interessieren…Aber wenn du an ihr kein solches Interesse hast is ja alles okay.“

„Sags auf jeden Fall weder Mam, noch Vater, okay?“

Sie nickte nur und schaute grinsend zum Fernseher. Tooru war sich sicher, sein Vater würde es ihm verbieten, aber er wollte wirklich einfach nur diese Musik mal hören und nichts weiter. Zudem hatte Himito sicherlich absolut kein Interesse an ihm, so oft wie sie den Namen des Sängers geschrieben hatte.

Tooru beschloss jetzt doch seine Hausaufgaben machen zu gehen und ging nach oben. Während er angestrengt über einer Aufgabe grübelte, hörte er wie seine Mutter wieder kam und ein Stunde später auch sein Vater.

Er hatte inzwischen schon fast alle Aufgaben gelöst und war einem Nervenzusammenbruch nur knapp entgangen. Gegen halb acht kam sein Vater in sein Zimmer und staunte nicht schlecht, als er seinen Sohn über Schulaufgaben sitzen sah.

„Komm zum essen.“, meinte er dann und schien Tooru richtig erschreckt zu haben, da dieser zusammen zuckte. „Sag mal, machst du da tatsächlich Hausaufgaben?“, fragte er dann und Tooru nickte nur und stand auf.

„Na dann…will ich mal hoffen, dass du sie auch richtig hast.“, meinte er barsch und ging runter. Tooru hatte das Gefühl soeben eine Drohung bekommen zu haben. Was passierte denn, wenn er sie falsch hatte?

Das sein Vater nicht mal ein lobendes Wort für ihn hatte war schon ziemlich verletzend. Immerhin hatte Tooru seid Monaten, oder besser Jahren das erste Mal seine Hausaufgaben gemacht.

Tooru ging zum essen und danach auch gleich ins Bett. Er war sehr müde, da er ja nicht ausschlafen konnte und sich auch noch anstrengen musste. Er hoffte, dass er morgen früh nicht so einen Zombieverschnitt abgeben würde.

Kapitel III

Der nächste Tag begann nicht anders, als er vorherige. Der Wecker machte eine ganze Zeit lang einen Höllenlärm und Toorus Schwester musste ihn wieder wecken. Da das mit dem Pusten so gut funktioniert hatte, machte sie das auch wieder und es half. Tooru wurde mit einem Grummeln wach und verfluchte innerlich die Uhrzeit.

Auch das Aufstehen und die Zeit bis zum Frühstück war in etwa die gleiche Prozedur. Das sanfte aus dem Bett gleiten und zum Schrank krabbeln, dann der Schock unter der Dusche mit dem kalten Wasser.

Allerdings verlief das Frühstück ein klein wenig anders. Anstatt seinem Tee stand eine andere Tasse mit einem anderen Inhalt auf dem Tisch. Skeptisch nahm Tooru das Gebräu unter die Lupe und roch daran. Er war sich nicht sicher, ob er sich das nur einbildete, aber das Zeug in der Tasse, die an seinem Platz stand roch ganz verdächtig nach Kaffee.

Vielleicht saß er ja heute woanders? In dem Moment kam seine Schwester rein und lächelte, setzte sich und sah Tooru fragend an. „Was ist? Keinen Hunger?“

Tooru schaute auf die Tasse in seiner Hand und dann wieder zu seiner Schwester, die das anscheinend als Frage deutete, warum um alles in der Welt er Kaffee bekommen hatte.

„Achso. Naja, ich dachte mir…da du ja morgens immer so schlecht aus dem Knick kommst, solltest du es mal mit Kaffee versuchen. Milch und Zucker steht auch hier.“, erklärte sie und grinste ihn daraufhin breit an.

Tooru setzte sich nun doch hin und schaute auf den Kaffee. Er hatte noch nie welchen getrunken und er war doch erst vierzehn.

„Hast du Mama gefragt, ob das okay ist?“

Sie nickte leicht. „Na klar. Sie hat ihn schließlich gekocht und sie meinte eine Tasse morgens wird jetzt auch nicht die Welt sein.“

Tooru nickte leicht und schlürfte einen Schluck. So ein bitteres, ekliges Zeug hatte er echt selten getrunken. Da war ihm sogar Grüntee noch lieber und der schmeckte ihm schon nur gezwungener Maßen.

Er stellte die Tasse auf den Tisch und tat ein paar Löffel Zucker und einen Schluck Milch dazu, kostete noch mal und jetzt war der Geschmack nicht mehr so ekelhaft bitter.

Er mischte so lange Milch und Zucker dazu, bis es angenehm schmeckte. Allerdings hatte er nun mehr Milch und Zucker, als Kaffee, aber das machte auch nichts. Seine Schwester hatte ihn belustigt dabei beobachtet und ihren eigenen Kaffee getrunken. Sie war zwar auch noch nicht so alt, aber sie hatte auch ein kleines wach wird Problem, dem sie mit einer Tasse Kaffee am Tag Herr werden konnte.

Tooru hatte sich so lange mit dem Kaffee beschäftigt, dass er ganz vergessen hatte etwas zu essen. Noch merkte er auch nichts von dem angeblichen Koffein und nachdem er sein Bento erhalten hatte, machte er sich auch schon auf den Weg zur Schule.

Heute hatte er Sport in der dritten Stunde und deshalb hatte ihn seine Schwester auch noch mal an seine Sportsachen erinnert. Es wäre fatal gewesen, wenn er sie vergessen hätte. In dem Fall hätte er die Wette nun leider verloren und das hatte er beim besten Willen nicht vor.

Damit sich seine Eltern, insbesondere seine Mutter keine Sorgen machten, weil er ja länger weg bleiben würde, hatte er ihr gesagt, dass er nach der Schule noch mit zu einem Freund gehen wird. Das blöde Grinsen seiner Schwester hatte er allerdings gekonnt ignoriert. Sie hatte ihm ja versprochen nichts zu sagen. Immerhin wollte er ja nichts von diesem Mädchen, also musste auch kein überfälliges und unnötiges Aufklärungsgespräch her. Tooru wusste schon seid geraumer Zeit, wo der Frosch seine Schenkel hatte und ein aufklärendes Gespräch hatte damit wirklich wenig zu tun.

Während er den Weg in die Schule meisterte, fragte er sich, wie Kaffee wohl wirkte und ob bei ihm überhaupt etwas passierte und wenn ja, wann das wohl wäre.

Als er in der Schule ankam und in sein Klassenzimmer ging, wurde er schon von Himito begrüßt. Anscheinend hatte sie schon die ganze Zeit auf ihn gewartet, denn sie redete gleich drauf los, als hätte sie seid gestern keinen Piep mehr von sich gegeben und müsste das nun alles los werden. Tooru kam gar nicht so schnell mit dem gedanklichen Verarbeiten der Informationen hinterher, wie sie schon beim nächsten und nächsten Thema war.

Er hatte auch noch nicht mal die Gelegenheit gehabt zu seinem Platz zu gehen, da sie aufgeregt vor ihm herum hopste.

Irgendwie nahm Tooru sie in Hypergeschwindigkeit wahr, aber er verstand nur die Hälfte von dem, was sie sagte. Man musste es ihm auch angesehen haben, denn sie blieb plötzlich stehen und schaute ihn schmollend an.

“Du hörst mir ja gar nicht zu.“

„Du redest so schnell….“

Tooru nutzte die Gelegenheit, da sie gerade still stand und huschte auf seinen Platz, Himito natürlich hinten dran.

„Also, geht das klar mit heute? Du kommst nach der Schule mit zu mir?“

Tooru nickte leicht und schaute nach vorne, wo Takuya saß, der sich gerade verwundert guckend zu ihm umgedreht hatte. Himito hatte nicht wirklich leise gesprochen und so bekam das natürlich jeder mit, allerdings auch in den falschen Hals.

Himito schien das allerdings genauso egal zu sein, wie es Tooru war und das beruhigte ihn. Er lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster und erst jetzt bemerkte er, wie schnell sein Herz eigentlich klopfte.

Er war kein bisschen mehr müde und er hatte den Drang zu rennen.

Die ersten beiden Stunden verliefen wirklich sehr merkwürdig für Tooru. Er saß da und schaute die ganze Zeit den Lehrer an, oder schrieb im Akorttempo alles von der Tafel ab.

Das merkwürdige war auch noch, dass er dem Lehrer zwar überaus aufmerksam zuhörte, er aber gar nicht mit bekam, was der da eigentlich erzählte. Himito krakelte wieder ihre Namen, oder malte Bilder ihres angebeteten Atsushi. Tooru hatte auch gar nicht die Geduld ihr zuzusehen und auch der Lehrer wurde nicht spannender. Dennoch saß er mit weit geöffneten Augen da und starrte ihn an, trotz des Leerlaufs in seinem Kopf.

Es war schon merkwürdig, dass er zwar sah, wie sich sein Mund bewegte, aber die Wörter, die da heraus kamen nicht hörte. Als ob sie unterwegs verloren gegangen wären. War das etwa die Wirkung des Kaffees? Das Herzklopfen und die hyperaktive Wahrnehmung? Wenigstens hatte er jetzt nicht mehr den Drang zu schlafen. Er fragte sich, wie sein Vater nur ganze Kannen von dem Zeug trinken kann und dann nicht herum schwirren wie ein Kolibri.

Nachdem Tooru nun endlich auch die zweite Stunde hinter sich gebrachte hatte, war es höchste Zeit etwas zu essen, denn sein Magen knurrte schon seid geraumer Zeit. Er hatte ja nun leider keine Gelegenheit mehr gehabt früh etwas zu essen, da er sich die ganze Zeit mit dem Kaffee beschäftigt hatte. Schnell kramte er sein Bento heraus und fing auch sofort an zu essen. Er brauchte zudem noch eine Stärkung, denn gleich hatte er Sport und auf leerem Magen war das noch unschöner, als mit vollem Magen. Er wollte ja nicht die Peinlichkeit erleben und aus den Latschen kippen.

Während er also sein Bento innerhalb von fünf Minuten restlos leerte, hörte er nebenbei dem Geschnatter von Himito zu, die ohne Unterlass von Atsushi redete. Muss ja ein wahnsinns Kerl sein, dachte sich Tooru und packte sein Bento wieder zurück. Schnell trank er noch einen Schluck aus seiner Flasche und stand dann auf. Einige der anderen aus seiner Klasse waren schon zur Turnhalle gegangen, um sich umzuziehen und andere saßen noch da und genossen die Pause.

Himito hatte sich auch schon erhoben und folgte Tooru nach draußen. Er fragte sich, wieso sie schon so tat, als wenn er auch ein so großer Buck Tick Fan war und was sie wohl machen würde, wenn ihm die Musik von denen nicht so gefallen würde. Bestimmt würde sie über ihn her fallen und unter Tränen seine Augen heraus kratzen, oder schlimmeres.

Er hoffte nun einfach mal, dass ihm das Ganze doch zusagen würde. Andernfalls müsste er vielleicht lügen und er sah das Drama jetzt schon auf sich zu rollen. Er müsste so tun, als ob und das fand er nun auch nicht wirklich cool, also würde er die Wahrheit sagen, so bitter sie auch sein möge.

Auf dem Weg zur Turnhalle lief Takuya vor ihnen und unterhielt sich mit seinen Freunden. Tooru fragte sich, ob Taku wusste, dass die Leute, die ihm auf Schritt und Tritt folgten nicht wirklich seine Freunde waren, sondern sich nur einschleimen wollten? Im Grunde konnte es ihm allerdings egal sein. Er war eben nicht wie die anderen und er rannte auch keiner Freundschaft hinterher.

Er wandte seinen Blick zu Himito, die gerade nicht redete, was Toorus Meinung nach schon an ein Wunder grenzte. Sie tappte nur lächelnd neben Tooru her und schaute nach vorne. Wie sie wohl über Taku dachte? Er beschloss sie einfach mal zu fragen, doch als er seinen Mund öffnete, tat sie das Gleiche in selben Moment. Tooru blieb keine Gelegenheit sie zu fragen und so verschob er diese Frage auf den Nachmittag, wo er doch sicherlich auch mal mehr als drei Worte sagen konnte.
 

Beim Umziehen seufzte Tooru recht hörbar. Das letzte mal hatte er sich in der dritten Klasse zum Sport umgezogen und den anderen sonst immer nur zugeguckt und innerlich ihre Körper bewertet. Takuya hatte dabei stets die Bestnote erzielt. Da konnte Tooru bei weitem nicht mithalten. Er würde sich selbst auf einer Skala von eins bis zehn, wobei die zehn das Beste und die eins das Schlechteste wäre, sicherlich eine zwei, oder so geben. Obwohl er ja eigentlich gar nicht so moppelig war, aber gut gebaut war er eben auch nicht, also eine schlechte Bewertung.

„Was ist? Warum ziehst du dich nicht um?“

Tooru hatte gar nicht bemerkt, dass Takuya zu ihm gekommen war. Er erschrak richtig, da er aus seinen sehr tiefsinnigen Gedanken gerissen wurde.

„Ähm, ich war nur gerade etwas abwesend…“

„Ja, hab ich gemerkt.“, lachte er und betrachtete Tooru, schien darauf zu warten, dass dieser sich wohl endlich mal umzog.

„Wenn du dich nicht beeilst, kommst du noch zu spät.“, mahnte er dann und ließ einen leicht ungeduldigen Unterton mitschwingen.

Tooru nickte nur gehetzt und zog sich erst mal die Hose aus und die Turnhose an. Er hasste diese kurzen, schwarzen Hosen, die, wenn man sich richtig dumm anstellte so ungünstig saßen, dass alle die Unterwäsche sehen konnten. Lange Unterwäsche tragen war an solchen Tagen auch unmöglich, also mussten es die kurzen sein. Unter Beobachtung zog er sich also um. Das Shirt war in Rekordzeit gewechselt und die Schuhe waren auch schnell an den Füßen. Es konnte also losgehen.
 

Zunächst gab es vom Sportlehrer eine Anwesenheitskontrolle und er staunte nicht schlecht, als er auch neben Toorus Namen ein Häkchen machen konnte, wo seine Spalte voll mit Querstrichen und roten Kreuzen war. Anschließend erzählte er, was sie heute alles machen würden und bevor es an die 60m Rennen gehen konnte, sollten alle erst mal zehn Minuten Ausdauer lauf machen.

Tooru hatte jetzt schon keine Lust mehr, doch sein Bewegungsdrang von den zwei Stunden vorher war noch immer vorhanden und außerdem MUSSTE er ja mitmachen, also lief er los. Leider pfiff er schon nach fünf Minuten aus dem letzten Loch.

„Na, machst du schon schlapp?“, stichelte einer der Takuya Mitläufer und lachte hämisch.

Tooru grummelte nur etwas sehr unverständliches und lief weiter. Er hatte seine Geschwindigkeit zwar gedrosselt, aber dennoch lief er die ganzen zehn Minuten, wenn auch mit stechenden Schmerzen in der Brust. Zeitweise hatte er auch Blutgeschmack im Mund, aber er hatte sich überwunden, was ihm ein zusprechendes Nicken vom Lehrer und Takuya einbrachte.

Als nächstes wunden Dreiergrüppchen gebildet. Taku konnte es sich auch nicht nehmen lassen Tooru mit in seine Gruppe zu nehmen.

Als sie an der Startlinie standen, sah Tooru ihn an. „Du willst mich wohl bloß stellen…“, murmelte er genervt.

„Ach was. Versuch einfach so schnell du kannst zu rennen und nicht auf die Fresse zu fliegen. Kleiner Tipp am Rande. Immer schön die Knie hoch ziehen beim rennen, dann kann nichts schief gehen.“

Tooru nickte leicht verwirrt und schaute wieder nach vorne und wartete auf das Startsignal, was auch nicht mehr lange auf sich warten ließ. Als es dann endlich ertönte, gab Tooru Gas und befolgte sogar Takus Rat, Knie hoch.

Schon kurz nach dem Start drehte seine Pumpe voll auf und ließ ihn flitzen wie ein Rennpferd. Seine Beine bewegten sich so schnell, dass er Probleme hatte die Knie jedes Mal hoch zu ziehen und er war froh, als er endlich im Ziel ankam. Er war hinter Taku ins Ziel gerauscht, aber auch nur ganz knapp. Den anderen Hansel hatte er weit hinter sich gelassen. Tooru schob das ganze wissend auf den Kaffee. Er wusste, dass er eigentlich nicht so schnell rennen konnte, aber seid der Kaffee angefangen hatte zu wirken, verspürte er den Drang Energie abzubauen, was ihm hiermit gelungen war. Das Ausdauerlaufen hatte ja schon seinen Tribut gefordert, aber jetzt war er richtig alle.

Dennoch bekam er für seine Leistung eine eins.

„Man, was war das denn?“, fragte ihn Taku erstaunt und ging mit Tooru zurück zur Startlinie, während die nächsten liefen.

„Ich hab heute früh Kaffee getrunken…“, meinte dieser nur Schulter zuckend und schaute auf den Boden.

„Man…Kaffee hat so eine Wirkung auf dich? Aber okay. Mein erster Kaffee war auch nicht ohne. Ich bin dann glaube ich erst mal zwei Stunden Tennis spielen gewesen wie ein Irrer.“

Tooru musste lachen bei dieser Vorstellung.

„Den nächsten trink ich mit noch mehr Milch…“, murmelte er und nickte sich selber zu. Vielleicht sollte er seiner Mutter auch sagen, dass sie ihn vielleicht nicht so stark kochen sollte.

Während sie warteten, dass alle anderen fertig wurden, schaute er sich ein wenig um und entdeckte die Mädchen, die mit Kugelstoßen beschäftigt waren. Das kam ja auch noch auf ihn zu, diese Woche und er war sich sicher, dass auch der stärkste Kaffee ihm nicht helfen würde die Kugel auch nur anzuheben.

Auch die Mädchen waren scheinbar maßlos überfordert mit dem Gewicht dieser Kugel, aber irgendwie schafften sie es doch sie zu heben und zu werfen, auch wenn sie nicht wirklich weit flog.

Takuya setzte sich neben ihn und schaute auch zu den Mädchen. „Sag mal. Du und Himito…geht da was?“

Von dieser Frage halb erschlagen stotterte Tooru drauf los.

„Was? Ich…äh…nein…wir…ich, ich meine wir sind nur Freunde…denk ich, aber…nein nur Freunde, aber eigentlich sind wir nicht mal das…“

Taku nickte nur grinsend.

„Was denn dann? Sie folgt dir doch auf Schritt und Tritt und du schickst die nicht weg, also dachte ich, dass du sie magst.“

Tooru schüttelte den Kopf. „Nein, so ist das nicht. Ähm…sie hat da so eine Band, die sie mag und versucht mich auch für die zu begeistern, ich höre sie mir heute mal an. Ich denke, wenn sie mir nicht gefallen lässt sie mich wieder in Ruhe.“

Taku lachte. „Und wenn sie dir gefallen, dann heiratet sie dich?“

Tooru warf ihm einen genervten Blick zu. Es war ja schon klar, dass es nicht so einfach wäre zu erklären, dass er eigentlich kein Interesse an ihr hatte. Zumindest nicht solches. Sie redete ihm eben ein bisschen zu viel und als Freundin würde sie ihm eindeutig auch ein bisschen zu viel über andere Typen vor schwärmen, also lieber nur Bekannte, oder Freunde, aber sicherlich nicht mehr.

Die letzten 15 Minuten der Stunde teilten sich die Jungs in zwei Teams auf und spielten Fußball. Tooru wollte sich drücken und hoffte keiner würde ihn nehmen, aber da Takuya einer der Teamchefs war, wählte er natürlich Tooru. Nachdem Man ihm erklärt hatte wo er zu stehen hatte und welche Aufgabe er hatte, konnte es losgehen. Unter tiefen Seufzen und Grummeln gab Tooru sein Möglichstes sich nicht bis auf die Knochen zu blamieren und half seinem Team sogar ein Tor zu machen. Dennoch hielt er sich wirklich sehr zurück, da er mit den Regeln nun auch nicht so sehr vertraut war. Zwar hatte er sonst immer brav zugesehen, aber wirklich aufgepasst hatte er nicht. Er war eigentlich mehr in Gedanken versunken.

Die fünfzehn Minuten vergingen zu Toorus Verwunderung schneller als gedacht und er konnte sich nun endlich wieder umziehen. Doch vorher ging es noch unter die Dusche. Zwar war ihm das nicht so unangenehm, wie das Umziehen, aber er duschte dennoch in Windeseile. Gemeinschaftsduschen waren eben nichts für junge Kerle, die nicht so schön mit ihrem Körper glänzen konnten. Wie gesagt, war Tooru zwar nicht dick, aber Muskeln waren bei ihm keine zu sehen und ein wenig Babyspeck hatte er auch.

Nachdem aber auch das geschafft war und er sich wieder schön erfrischt fühlte, ging es in die nächsten Stunden. Da seine Überdrehtheit schon ein wenig abgeklungen war, konnte er dem Unterricht sogar folgen und starrte nicht nur gebannt, aber mit Leerlauf im Kopf an die Tafel.
 

Um halb drei war es dann auch endlich geschafft und alle konnten den Heimweg antreten. Außer Tooru, der ja mit zu Himito ging und jene, die noch ihre Clubs hatten. Auch Takuya war so einer. Er konnte erst in einer Stunde gehen. Er winkte Tooru zum Abschied, bevor dieser, Himito im Schlepptau den Raum verließ.

Auf dem Weg zu ihr gingen sie eine Weile schweigend nebeneinander her und stiegen dann in einen Bus. Nach zehn Minuten Fahrt stiegen sie wieder aus und liefen noch ein Stück, bevor Himito an einem hübschen, kleinen Häuschen anhielt. Tooru betrachtete es und lächelte leicht. Sah ja schon sehr süß aus, das Häuschen. Es war in etwa so groß wie das, in dem er lebte, aber eine andere Bauart, wie er feststellte. Sie hatten hier sogar Platz für einen kleinen, traditionellen Garten, den Tooru erstmal in Augenschein nahm. Auch einige Kois schwammen in dem kleinen Teich, in dessen Mitte ein kleiner, weißer Pavillon stand.

„Komm, wir gehen in mein Zimmer.“

Himito war schon halb die Treppe hinauf gegangen und beugte sich über das Geländer. Tooru folgte ihr nach oben in ihr Zimmer. Wie erwartet hingen ihre Wände voll mit Postern von Buck Tick und ihre Schränke waren voll gestellt mit Figuren und Plüschtieren von diversen Kitschmarken.

„Am besten wir gucken uns die Videos an.“

Die saß auf ihrem Bett und schaltete den Fernseher ein, pattete die Stelle neben sich und schaute zu Tooru. Dieser nickte leicht und setzte sich neben sie, betrachtete gebannt den blauen Bildschirm. Himito schob eine Videokassette in den Rekorder und drückte auf Play.

Anscheinend hatte sie alle verfügbaren Videos aufgenommen, als die mal irgendwo liefen.

Es waren vier Stück, die alle nacheinander abgespielt wurden und als der letzte Ton verklungen war, drückte sie auf Stop und schaute Tooru gespannt an. „Und?“ Gut, nicht gut?“

Tooru blieb noch einige Sekunden in der Starre, die er die ganze Zeit über hatte, bevor er sich regte und sie ansah. Zu seinem Unglück hatte er nach dem zweiten Video schon wieder auf Durchzug geschaltet, aber die ersten beiden hatte er zum Glück vollständig mitbekommen.

„Etwas ungewohnt, aber eigentlich find ich’s ganz gut.“, meinte er dann und lächelte beschwichtigend.

„Wirklich?“ In ihren Augen spiegelte sich die pure Freude und er hatte das Gefühl, sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.

Den Rest des Nachmittags verbrachten die beiden damit sich die Videos noch einige Male anzusehen und alle CD’s zu hören, die sie hatten. Außerdem musste Tooru sich die Namen von den Membern merken, damit er bei Himitos unendlichem Geplapper nicht auf der Strecke blieb. Nun kannte er ja schon Atsushi, den Sänger. Dazu kamen dann noch die zwei Gitarristen Hisashi und Hidehiko. Der Bassist nannte sich Uta und lustiger Weise hieß der Drummer Toru.

Himito saß ihm ganz euphorisch gegenüber und schnatterte unentwegt. Sie klamüserte jede Bewegung von jedem der Männer aus jedem Video auseinander. Tooru ließ sie reden und nickte einfach von Zeit zu Zeit. Wenn man sich daran gewöhnt hatte, war es gar nicht mehr so schwer zu ertragen, dass die den Mund keine zwei Minuten geschlossen halten konnte.

„Magst du nicht auch ein Instrument lernen? Ich würde ja super gerne Gitarre spielen, aber meine Mama will, dass ich Klavier weiter mache.“

Tooru sollte ein Instrument lernen? Seine Eltern hatten ihn zwar mal gefragt, ob er nicht auch Klavier, oder Geige lernen wollte, aber er hatte wie immer keine Lust drauf gehabt und natürlich noch weniger Interesse.

Allerdings fand er diesen Gitarrensound recht anregend. „Weiß nicht, vielleicht. Ich kann es ja mal versuchen.“

Er schob den Versuch in Gedanken ziemlich weit hinaus. Er war ja noch jung und hatte noch ewig Zeit ein Instrument zu lernen. Außerdem müsste er erst mal seine Eltern davon überzeugen, dass Gitarre auch ein schönes Instrument war. Zwar nicht wirklich klassisch, aber schön.

Vielleicht würde er das bald mal in Angriff nehmen.

„Okay, also gehen wir am besten morgen, oder wann du Zeit hast CD’s einkaufen.“

Himito war so gut gelaunt, dass sie gleich mal eine Liste erstellte mit CD’s und Zeitschriften, die Tooru sich doch bitte möglichst bald zulegen sollte. Eigentlich war das ja nicht so seine Art, aber er bekam das Gefühl, dass sie weinen würde, wenn er sie jetzt bremste, also ließ er sie machen. Was sprach auch gegen CD’s kaufen. Sein Taschengeld hab er sonst für neue Spiele aus und in der nächsten Zeit kam nichts Interessantes raus und die neuen hatte er ja jetzt schon alle.

„Sicher, können wir gerne morgen machen.“, meinte er während sie gerade schrieb.

Nachdem auch der Einkaufsplan fertig erstellt wurde, gingen die beiden in die Küche und kochten ein wenig. Tooru assistierte zwar nur, aber dennoch war er eine Hilfe. Das Essen schmeckte auch sehr gut, fast so gut, wie das seiner Mutter, aber eben auch nur fast. Nach dem Essen stellte Tooru fest, dass es schon recht spät war und er auch bald nach Hause müsste. Immerhin wohnte er doch ein ganzes Stück weit weg und es wurde schon langsam dunkel.

Er verabschiedete sich von Himito und machte sich auf den Weg nach Hause. Grade erwischte er noch den Bus, der zu seinem Glück fast bis vor seine Tür fuhr, allerdings dauerte die Fahrt eine knappe halbe Stunde, da er einen recht großen Umweg fuhr. Diesen Bus könnte er auch morgens nehmen, aber wenn er lief, konnte er Abkürzungen nutzen und brauchte in etwa die gleiche Zeit.

Als er zu Hause ankam wurde er gleich von seinem Vater belagert. Tooru konnte ihn allerdings recht schnell ruhig stellen, in dem er sagte, dass er ja nur bei einem Freund gewesen war und die zeit vergessen habe. Seine Schwester hatte vorher natürlich auch schon gesagt, dass Tooru bei einem Freund war, aber sein Vater wollte es noch mal aus dem Munde seines Sohnes hören. Da er ja auch bei besagtem ‚Freund’ gegessen hatte, ging Tooru gleich auf sein Zimmer. Er hatte es zwar gar nicht so mitbekommen, aber eigentlich war er hundemüde. Er nahm sich seinen Manga und legte sich auf sein Bett, aber er kam gerade mal bis zur dritten Seite, bevor er ihm aus den Fingern glitt und Tooru tief und fest schlief. Natürlich war das Licht noch an und er noch nicht mal umgezogen. Nach einer Weile Wurde er von einem leichten Rütteln wieder wach. Seine Schwester war in seinem Zimmer und meinte, er solle sich vielleicht erst umziehen, bevor er schlafen ging. Tooru befolgte müde diesem Rat und wechselte seine Klamotten, fiel ins Bett und schlief augenblicklich wieder ein.

Kapitel IV

Die nächsten Tage verliefen in etwa so wie zuvor auch. Tooru bekam morgens jetzt immer einen Kaffee, nur dass er weniger stark war und mehr Milch beinhaltete als Kaffee, aber es reichte um ihn wach genug zu machen, dass er den Unterricht auch halbwegs mitbekam.

Er war, wie versprochen mit Himito in einem Musikladen gewesen und hat sich alle möglichen Platten von Buck Tick gekauft. Anschließend hatte sie ihn noch zu den Zeitungen geschleppt und er musste sich dort alle holen. Darauf hätte er zwar verzichten können, aber sie hatte ihn so genervt, dass er es einfach gemacht hatte. Er wusste jetzt schon, dass sie eh bei ihm im Regal landen und dort fröhlich vor sich hin verstauben würden.

Als er die erste Woche geschafft hatte und er am Freitag nach Hause kam, erwartete ihn eine kleine Überraschung von seiner Schwester.

Sie wartete in seinem Zimmer und durchblätterte grade jene Zeitschriften und las einige Artikel, als Tooru rein kam und sie verwirrt anblickte.

„Was machst du in meinem Zimmer?“

Sie sah ertappt auf und grinste. Eilends legte sie die Zeitung weg und schnappte sich einen kleinen Karton, der neben ihren Füßen stand und hielt ihn ihrem Bruder hin.

„Ein Geschenk.“, meinte sie nur und versteckte ihre Arme hinter ihrem Rücken, als Tooru den Karton entgegen nahm.

Skeptisch beäugte er ihn und dann stellte er ihn auf sein Bett und öffnete ihn.

„Wecker…“, meinte er etwas entgeistert und drehte sich zu seiner lieben Schwester um, die von einem Ohr zum anderen strahlte.

„Oh ja. Ich dachte mir, wenn einer nicht reicht, dann vielleicht mehrere…sind auch alle schon gestellt. Musst sie nur noch an machen.“

Tooru seufzte, drehte sich zurück zu den Weckern und packte einen nach dem anderen aus. Alles in einem waren es ganz sieben Stück, seinen nicht mitgerechnet.

„Die klingeln auch alle unterschiedlich…“, fügte sie noch schnell hinzu und wippte stolz auf ihren Fußballen vor und zurück.

Tooru war mehr als sprachlos. Es war ja nett, dass sie an ihn dachte, aber gleich sieben Wecker?

„Ähm…danke. Und wenn das auch nicht klappt?“

Immerhin war es ein schweres Unterfangen ihn wach zu bekommen und sein einer Wecker war schon sehr nervig und laut. Den konnte er ohne Probleme komplett ignorieren.

„Ach! Für den Fall hab ich noch eine Idee~“

Die allerdings wollte sie ihm nicht verraten. Stattdessen half sie ihm die ganzen tickenden Dinger auf seinem Nachtschränkchen zu verstauen. Natürlich passten da nicht alle rauf und so landeten ein Paar neben dem Bett auf dem Boden.

„Sag mal Bruderherz. Die Band scheint dir ja doch zu gefallen, wenn du dir sogar Zeitungen holst, wo die drin sind.“

„Hm….Naja. Sie gefallen mir schon, aber das mit den Zeitungen war eher notgedrungen. Sie ist mir so auf den Zeiger damit gegangen, dass ich sie einfach gekauft habe….“

Sie musste lachen und wuschelte ihrem Bruder durch die Haare. „Magst du die nicht mal wieder schneiden?“

Er schüttelte nur leicht den Kopf und zog eine Grimasse.

„Ich lass sie jetzt so lang wachsen, wie du sie hast. Dann weiß Dad nicht mehr wer von uns nun das Mädchen und wer der Junge ist.“

Von dieser Aussage bekam sie einen halben Lachanfall. „So lang? Echt?“

Sie betrachtete ihre Haare, die ihre bis zur Brust gingen.

„Da musst du aber eine ganze Weile züchten…und pflegen.“

Tooru war sich sicher, dass das ja bestimmt nicht so schwer war und er das sicher schaffen würde, doch seine Schwester sah das etwas anders.

„Ich glaube nicht, dass du das schaffst. Ich meine….Du bist kurze Haare gewöhnt und lange Haare erfordern viel Pflege und Aufmerksamkeit….Außerdem bist du ein Kerl. Willst du etwa, dass die Jungs auf deiner Schule dich auslachen, weil du aussiehst wie ein Mädchen?“

Die tätschelte seinen Kopf und lächelte lieb.

„Ist mir doch egal ob sie mich auslachen, oder nicht. Außerdem schaff ich das. Kann ja nicht so schwer sein. Einfach nicht mehr schneiden…“

Sie beließ es erstmal dabei und nickte nur grinsend. Sie war sich sicher, dass er spätestens, wenn ihm die Haare auf den Schultern waren zum Friseur rennen würde.

„Oder willst du wie die Kerle in der Zeitung aussehen?“, fragte sie dann interessiert. Immerhin hatte er ja Interesse an dieser Band. Ging es vielleicht soweit, dass er sie sich als Vorbild nahm?

„Weiß nicht. Mir ist grade einfach danach…“

Sie nickte leicht und stand dann auf, verließ das Zimmer und Tooru war wieder allein.

Er machte ein Bisschen Musik an, natürlich Buck Tick und legte sich auf sein Bett. Er nahm sich den Manga, über dem er am ersten Abend eingeschlafen war und las ihn. Er war jeden Tag so müde von der Schule und den Hausaufgaben, dass er es nicht mehr geschafft hatte ihn zu lesen, doch er hatte ja nun das ganze Wochenende Zeit und morgen würde er sich mal wieder vor seinen SNES schmeißen und The ledgend of Zelda: A Link to the Past endlich mal durch spielen.

Doch für den Rest des Tages würde er sich nur noch vom Bett bewegen, um aufs Klo und essen zu gehen. Eine ganze Reihe neuer Mangas stand zum lesen bereit. Vor Wochen hatte er sie sich schon gekauft und jedes Mal ist was dazwischen gekommen.

Schon nach dem ersten Band hatte er aber keine wirkliche Lust mehr den Manga zu lesen und nahm sich stattdessen eine Zeitschrift raus und durchstöberte die Buck Tick Artikel. Diese Band machte sich immer interessanter für ihn. Außerdem las er noch andere Artikel über andere Bands, wie X Japan und Luna Sea.

Nach dieser Zeitung folgte die nächste und so weiter und schon nach kurzer Zeit hatte er nun doch alle Membernamen dieser Band im Kopf.

So verbrachte er den ganzen Abend. Nachdem er die Zeitungen durch geschaut hatte, nahm er sich noch Mal den Manga vor und diesmal schaffte er ganze sechs Bände, bevor er zu Abend essen ging. Danach folgten weitere fünf Bände, bevor er beschloss schlafen zu gehen.

Die Wecker musste er zum Glück nicht anstellen, denn morgen war keine Schule.

Die Anstrengung und der wenige Schlaf der letzten Woche ließen ihn sehr schnell ins Land der Träume gleiten und gleich mal bis Mittag durch schlafen.

Als er dann doch endlich wach wurde, blickte er in das grinsende Gesicht seiner Schwester, was ihn erschrocken zusammen fahren ließ.

„Was…Ich meine, wie lange stehst du schon da….?“

„Bin grade erst rein gekommen. Kommst du essen, oder willst du noch länger schlafen?“

„Ich bin gleich unten…“

Sie verzog sich wieder und kurze Zeit später folgte Tooru ihr. Das Essen stand schon auf dem Tisch und alle warteten nur auf ihn.

Seine Mutter sah ihn an. „Sag mal, was machst du eigentlich in letzter Zeit so lange nach der Schule? Du kommst ja immer recht spät nach Hause.“

Tooru schluckte schwer. Er wollte seine Mutter nicht anlügen.

„Ich…treffe mich mit…einem Freund.“

Nun schaute ihn sein Vater an und stellte seine Bewegung ein.

„Ein Freund? Oder eine Freundin?“ Seine Stimme war misstrauisch und wissend zugleich. Aber er konnte es nicht wissen, es sei denn seine liebe Schwester hatte gequatscht, aber sie hatte ihm ja versprochen nichts zu sagen.

Tooru war in einer Zwickmühle. Wusste sein Vater es und Tooru leugnete, das es sich um ein Mädchen handelte, dann wäre das echt ein vataler Fehler mit schweren Folgen.

Wusste er es nun aber doch nicht und vermutete es nur und Tooru gestand es, dann gab es genau so Ärger. Er entschied sich jetzt lieber für eine Gegenfrage.

„Warum ist es so wichtig, ob Mädchen oder Junge?“

Er schaute auf seinen Reis und hoffte, sein Vater würde nun aufgeben.

„Weil ich dein Vater bin und noch bin ich auch verantwortlich für dich und das was du tust. Solltest du dich also mit einem Mädchen herum treiben und mit ihr schlafen und sie dann auch noch schwängern, was ich dir durchaus zutraue, dann muss ich den ganzen Ärger ausbaden.“

Tooru hätte am liebsten seinen Kopf im Reis versenkt. Sein Vater dachte wirklich nur das Schlimmste von ihm, dabei war er doch gar nicht diese Sorte von Typ.

„Du denkst also, ich wäre so dumm einfach so ein Mädchen zu schwängern?“

Das bedrückende Schweigen, das nun folgte hätte nicht deutlicher sein können.

„Tooru. Wir machen uns doch nur Sorgen.“, sagte nun seine Mutter und schaute ihn lieb an.

Tooru jedoch stellte seine Schüssel hin und stand auf. „Mit einem Menschen, der mir, seinem eigenen Sohn nicht vertraut, will ich nicht an einem Tisch sitzen.“

Er hatte es seinem Vater direkt ins Gesicht gesagt und dieser stand nun auch auf.

Tooru machte sich auf die Senge seines Lebens gefasst, doch das was folgte verletzte ihn mehr, als jede Prügel es tun könnte.

„Na schön. Dann geh.“

Das ließ Tooru sich nicht zwei Mal sagen. Obwohl sein Herz zu zerreißen drohte, angesichts dieses Verrates, nahm er sich zusammen und verschwand in seinem Zimmer. Er zögerte keine Sekunde und schnappte sich eine Tasche. Schnell hatte er ein paar Sachen eingepackt und sein restliches Geld genommen, das doch übrig war und es war nicht wirklich viel.

Das sein Vater ihm so etwas antat war ihm unbegreiflich. Sorgen machte der sich bestimmt nicht, da war Tooru sich sicher. Um seine Mutter und seine Schwester tat es ihm leid, denn sie hatten damit nichts zu tun.

Als er sich umdrehte und grade zur Tür hinaus wollte, stand natürlich seine Schwester da und blickte ihn traurig und aufgebracht an.

„Du willst doch nicht wirklich gehen. Du kennst ihn. Er lässt sich so leicht provozieren. Genau wie du.“

„Vergleich mich nicht mit ihm! Ich gehe, so wollte er es doch.“

Sie bekam wässrige Augen.

„Und wo willst du hin? Bitte geh nicht, was ist mit Mum?“

Tooru ging auf sie zu und nahm sie in den Arm.

„Tut mir leid. Wenn mich einer aufhalten kann, dann der, der mich weg geschickt hat.“

Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn und blickte sie lieb an, dann ging er nach unten und ohne einen Blick zu seinen Eltern, die noch immer am Tisch saßen, erstarrt vor Wut und Trauer, verschwand er durch die Tür.

Eine ganze Weile ging er aufgebracht drauf los. Er achtete nicht darauf, wo er hin ging. Er wollte einfach nur noch weg.

Irgendwann wurde das Atmen schwerer und Tooru ging ein bisschen langsamer. Außerdem fing er schon an zu schwitzen und nebenbei musste er ja noch seine Tasche schleppen.

Er blieb kurzer Hand stehen und sah sich um. Wo genau war er denn nun eigentlich hin gegangen.

Er konnte einen Park sehen, der ein paar Straßen weiter war und jetzt wusste er auch wieder, wo er sich befand.

Langsam ging er zu dem Park und als er da war, setzte er sich erst Mal auf eine Bank und verschnaufte etwas. Er sollte vielleicht doch ein wenig mehr Ausdauersport betreiben, oder besser gesagt, sollte er überhaupt mal damit anfangen.

Er sah sich um, betrachtete die Kirschbäume, die jetzt im Frühling besonders schön waren, wie er fand. Er schaute sich die Rasenflächen an, die vor sich hin wuchsen und die kleinen Blümchen, die einen angenehmen Duft aussandten.

Ein Stück weit den Weg runter, in Richtung eines kleinen Sees, kamen ihm ein paar Frauen entgegen. Es waren drei und sie trugen traditionelle Kimonos.

Die eine einen zartrosanen mit dunkleren, rosanen Blumen drauf. Dazu einen weißen Obi und einen rosanen Bund dazu. Im Haar trug sie ein aufwändiges Gesteck aus weißen und rosanen Blumen. An der Seite fielen kleine, rosane Perlen hinunter und rundeten das Bild ab.

Die zweite trug einen golden schimmernden Kimono, der nach unten hin leicht orange wirkte. Er hatte Schmetterling Stickereien, die schwarz waren. Hier und da waren noch ein paar exotische Blumen um die Schmetterlinge rum. Der Obi war in einem dunklen braun und der Bund war golden, mit kleinen Perlen. Im Haar trug sie nur eine Spange mit kleinen, goldenen Perlen, die ebenfalls nach unten hingen. Außerdem hatte sie einen schön bemalten Papierschirm, der sie vor der Sonne schützte. Die dritte Frau hatte einen weißen Kimono an, der über und über mit rosanen und ‚schmutzigen’ rosanen Blumen übersäht war. Der Obi war sehr bunt gemustert und hatte einen Bund aus weißen Perlen. Auch sie hatte ein Blumengesteck im Haar und einen weißen Schirm.

Die beiden Frauen mit dem Schirm warfen so viel Schatten, dass die mit dem rosanen Kimono keinen eigenen benötigte.

Sie gingen spazieren und genossen das Wetter. In der Sonne war es zwar sehr warm, aber die Kirschbäume trugen Blüten und schützten teilweise vor den Sonnenstrahlen. Auch Tooru saß im Schatten eines Baumes. Ein Windstoß wehte einige Blütenblätter von den Ästen und rundeten das Bild der Frauen in den Kimonos noch ab. Sie gingen wie durch einen zart rosanen Regen aus weichen Tropfen, dachte Tooru verträumt.

„Wie aus einem Bilderbuch…“, flüsterte Tooru kaum hörbar und betrachtete die Frauen.

Als würden sie aus eine längst vergangenen Zeit stammen. Als gäbe es noch keine Hochhäuser und Autos und Elektronik.

Die Frauen kamen näher und zogen schließlich an ihm vorbei. Sie hatten ihm ein kleines, freundliches Lächeln geschenkt und Toorus Kummer war auf einmal wie dahin geschmolzen.

Er überlegte, ob er nicht wieder nach Hause gehen sollte, aber sein Vater hatte ihm gesagt, dass er gehen soll und mit einem Mal schienen die Sorgen wieder da zu sein, doch Tooru hatte noch keine Lust sich damit auseinander zu setzen. Er beschloss selbst ein bisschen umher zu wandern und stand auf.

Er ging in die Richtung, aus der die Frauen gekommen waren. Er tat seine Schritte sehr langsam und sog die warme Luft ein. Wenn ein leichter Windstoß kam, schloss er die Augen und spürte, wie seine Haare durchweht wurden.

Er ging durch eine kleine Passage aus Kirschbäumen und durch den Wind wurden Die Blüten wie leichter Regen auf die Erde geleitet. Es regnete Blüten.

Am ende der Passage war ein kleiner Bogen und dahinter war der See. Es waren einige Leute hier, doch das interessierte Tooru nicht. Er blendete sie aus und betrachtete das Bild. Auf dem See schwammen Entenfamilien und durch den Wind war fast alles bedeckt mit zart rosanen Blütenblättern.

Es kam ihm vor, als würde er träumen und in einer sorgenfreien, perfekten Welt existieren.

Auch die Geräusche um ihn rum, nahm er nur noch dumpf war.

Er war so sehr in diesen Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie eine vertraute Person auf ihn zu ging und immer wieder seinen Namen sagte.

Er bemerkte auch erst nach einigen Sekunden, dass jene Person mit der Hand vor seinem Gesicht herum wedelte und sachte an ihm rüttelte.

Verwirrt blinzelte Tooru umher und mit einem Schlag preschte das laute Getümmel der Leute auf ihn ein. Alles war voll mit Menschen, die sich unterhielten und lachten. Toorus Meinung nach, störten sie den Frieden an diesem Ort und er wäre lieber allein gewesen.

Dann sah er sich aber doch um und erblickte Takuya, der ihn anscheinend ins hier und jetzt zurückgeholt hatte. Tooru hätte ihm am liebsten eine Kopfnuss für diese Heldentat verabreicht.

„Hey Tooru. Alles okay? Ich meine…Du stehst hier rum und starrst auf den See und reagierst nicht auf mein Rufen. Ich hab schon deinen Namen gerufen, als du unter dem Torbogen durch bist, aber du hast dich nicht mal umgesehen.“

Takuya sah besorgt aus und auch in seiner Stimme schwamm leichte Besorgnis mit.

Tooru aber zuckte Schultern. „Ich war in Gedanken.“

Takuya nickte verstehend, sah dann die Tasche, die Tooru in seiner linken Hand hielt und legte den Kopf schief.

„Verreist du?“

Tooru sah auf die Tasche und seufzte. „Nein, oder doch. Ich weiß nicht. Ich bin raus geflogen zu Hause…“

Er ging ein paar Schritte auf den See zu. Am liebsten hätte er sich auf den Blütensee gelegt und ein wenig geschlafen, aber Taku ließ ihn ja nicht in Ruhe.

„Was? Du bist geflogen? Und wo gehst du jetzt hin? Ich meine, du kannst ja nicht draußen übernachten. Hast du denn jemanden?“

Tooru schüttelte leicht den Kopf. Er hatte niemanden hier.

Stille trat ein und kurz darauf ging Takuya ohne jedes Wort wieder zurück seiner Decke. Mutter und Vater saßen auch da. Es Familienidyll passend zu der Umgebung. Anscheinend war auch seine ältere Schwester da, die eigentlich auf ein Internat in einer anderen Stadt ging.

Takuya diskutierte mit seinen Eltern und kam anschließend breit grinsend wieder.

„Okay, also du kannst heute Nacht bei uns schlafen, wenn du möchtest und morgen redest du noch Mal mit deinen Eltern, wie wär das?“

Tooru sah ihn ungläubig an. Wieso war dieser Typ so nett zu ihm. Sie kannten sich kaum und man konnte auch nicht grade behaupten, dass sie Freunde waren. Genau genommen hatte Tooru ja keine Freunde, mal abgesehen von Himito.

Die Vermutung lag allerdings nahe, dass Taku aus Mitleid handelte, immerhin war er ja kein herzloses Monster, sondern nur ein eingebildeter Wicht.

Auf Mitleid hätte Tooru wirklich gerne verzichtet, aber er wollte nicht im Park schlafen, so schön er auch war.

Tooru nickte leicht und folgte Takuya zu der Decke, wo sie und seine Schwester grade kleine Bentos hielten und daraus aßen.

Taku stellte seinen Klassenkammeraden ordnungsgemäß vor.

Sie baten ihn höflich sich zu setzen und boten ihm sogar etwas zu essen an. Tooru nahm es natürlich. Wie unhöflich wäre wohl andernfalls gewesen. Allerdings war es doch ein sehr beklemmendes Gefühl hier zu sitzen. Takuyas Mutter unterbrach die Stille und fragte ihn aus. Wie ihm die Schule so gefiel und was seine Eltern beruflich machten. Wie alt seine Schwester war und was sie mit ihrer Zukunft anstellen wollte und dann kam die Frage, auf die Tooru lieber gerne nicht geantwortet hätte. Was wollte er in seiner Zukunft machen. Darauf hatte Tooru nur drucksend irgendeinen nichts sagenden Mist zusammen gestammelt und Takuyas Mutter belächelte diese Unbeholfenheit ein wenig. Tooru war das richtig peinlich und zu allem Überfluss schien seine Schwester das urkomisch zu finden, so wie sie sich einen ab kicherte.

Allerdings war sie wieder ganz still, nach einem tadelnden Blick von Mama, was Tooru wirklich faszinierend fand. In dieser Familie schien die Frau die Hosen an zu haben.

Tooru bedankte sich gleich mal für das nette Angebot, dass er bei ihnen übernachten durfte.

„ach, schon okay. Unser Haus ist so groß, da wirst du auf die Suche nach jemandem gehen müssen.“, meinte Takuya lachend und seine Schwester kicherte wieder. „Du bekommst sogar ein eigenes Gästezimmer.“, meinte er prahlend und wieder kicherte sie. Tooru war schon richtig verwirrt. Seine Schwester kicherte doch auch nicht so viel. Allerdings tat Himito das, also war dieses Mädchen hier wohl auch so, aktiv.

Tooru hatte nun sein Bento geleert und die Familie beschloss den gemeinsamen Ausflug zu beenden. Immerhin hatten die Eltern von Takuya noch eine Menge zu arbeiten. Der Ausflug schien eine große Ausnahme gewesen zu sein. Der Vater von ihm hatte während der ganzen Zeit immer mal wieder ein wichtig aussehendes Heft hervor geholt und darin gelesen und etwas rein geschrieben und er sah zutiefst konzentriert aus.

Ein Arbeitstier, dass immer brav jeden Tag ins Büro rennt, genau so, wie sein eigener Vater. Nur, dass dieser hier scheinbar ein bisschen mehr verdiente.

Tooru half nun auch alles zusammen zu packen und zurück zum Auto zu tragen. Seine Tasche konnte er auch im Kofferraum verstauen. Das Auto sah ziemlich teuer aus und es war blitzeblank geputzt. Tooru traute sich gar nicht sich auf die Echtleder Sitze zu setzen und als er dann saß, bewegte er sich so wenig wie möglich, obwohl es wirklich sehr bequem war.

Nach ungefähr fünfzehn Minuten Fahrt, bogen sie in ein gesondertes Gebiet ab, wo nur Prachtvillen und Luxushäuser standen.

Tooru kam sich jetzt schon mehr als fehl am Platz vor und mit offen stehendem Mund schaute er aus dem Fenster.

Sie fuhren durch eine kleine Allee und an den Seiten standen Pappeln, die grade ihre ersten Blätter bekommen hatten. An ihrem Ende stand ein Haus, das nicht so protzig wirkte und scheinbar eines der kleineren war.

Dennoch erschien es ihm riesig, denn das Haus, in dem er wohnte war im Vergleich winzig.

„Guckt nicht so….Es ist viel kleiner als die anderen. Meine Eltern meinten, dass wir nicht unnötig Geld für Platz bezahlen müssen, den wir sowieso nicht nutzen.“, erklärte Takuya scheinbar ein bisschen beleidigt und zog Tooru mit ins Haus. Eigentlich wollte er beim auspacken helfen, doch sofort kam ein vornehm wirkender Mann im Smoking aus dem Haus, verbeugte sich sehr tief vor den beiden Jungs und dem Mädchen und machte sich daran das Auto auszuräumen. Toorus Tasche beäugte er sehr skeptisch und sah dann Fragend zu Takus Mutter, die nur sanft lächelte. „Von unserem Gast…“, und sie deutete auf Tooru „Machen sie ihm doch ein Zimmer fertig. Er wird hier übernachten.“, fügte sie hinzu und begab sich ins Haus. Tooru beobachtete, wie sie ging und er empfand es als sehr vornehm und leichtfüßig. Er dachte daran, wie seine Mutter im Vergleich durchs Haus trampelte, obwohl auch sie sehr kleine, zarte Schritte machte. Vielleicht hatte ihr Rock einen verstärkenden Effekt. Immerhin trug sie einen weißen, langen Rock, der um ihre schlanken Beine wehte, wenn sie ging.
 

Als Tooru durch die Tür ging, wunderte er sich schon sehr. Im Inneren des Hauses sah alles furchtbar japanisch aus, wobei man von außen eher den Eindruck hatte, dass es sich um ein amerikanisches Haus handelte. Jedoch waren es Schiebetüren mit der typischen Papierverkleidung und auch die Wände und die Treppe sahen nach japanischer Machart aus.

„Bitte hier entlang.“, sagte der Mann im Anzug, der nun neben ihm stand, mit der Tasche in der Hand. Er schaute Tooru kurz abschätzend an und ging dann voraus, die Treppe hinauf.

Tooru erwachte aus seiner Starre und folgte ihm eilig und einige Sekunden später waren auch Takuya und seine Schwester hinter ihm. Sie wollten anscheinend in ihre Zimmer, die sich auch oben befanden.

Der Anzugmensch bog nach links auf den Flur ab und Takuya und seine Schwester nach rechts.

Tooru fiel ein, dass er ihren Namen noch gar nicht kannte und beschloss später zu fragen, wie der lautete.

Tooru wurde also in ein Zimmer gebracht. Der Mann im Anzug stellte die Tasche ab und wandte sich dem Jungen zu, verbeugte sich leicht. „Mein Name ist Kenji. Wenn sie etwas brauchen, stehe ich zur Verfügung.“

Er verbeugte sich ein weiteres Mal und ging hinaus, schloss dabei die Tür hinter sich.

Tooru schaute sich nun im Zimmer um. Es fehlten wirklich nur noch die Frauen in den Hauskimonos, die Tee und Gebäck brachten. Ein wadenhoher Tisch stand in der Mitte des Raumes, der außer der Tür zum Flur noch eine weitere Hatte. Genau dieser gegenüber war eine Tür und diese wollte Tooru nun öffnen. Er ging also um den Tisch herum, der abgesehen von einer kleinen Kommode das einzige Möbelstück war und öffnete die Tür.

Sie führte auf eine Schmale Terrasse, die sich um den ganzen Innhof zog. Das Außengemäuer des Hauses war also doch nur Fassade, denn auch hier sah alles sehr traditionell aus. Tooru stellte sich ans Geländer und sah nach unten. Im Erdgeschoss war auch so eine Terrasse und in der Mitte war ein kleiner Garten, wie bei Himito. Nur war dieser hier um einiges aufwändiger bepflanzt und die Kois in dem Teich sahen aus, als ob sie unbezahlbar waren.

Tooru hatte seine Arme auf das Geländer aus Holz gestützt und betrachtete die Fische. Sie sahen aus, wie kleine Drachen, die ihre Kreise durch das Wasser zogen, als wären sie in der Luft.

„Gefällt dir dein Zimmer?“

Erschrocken sah er sich um und entdeckte Takuya, der auf ihn zukam. Tooru nickte leicht. Und wartete, bis Taku neben ihm stand.

„Wieso diese komische westliche Fassade, wenn im Inneren alles so japanisch ist?“, fragte er leise und sah wieder zu den Kois.

Taku zuckte nur mit den Schultern.

„Meine Eltern sind manchmal so spleenig. Willst du mit essen? Mum und Dad haben zwar zu tun werden daher nicht mit essen, aber Kagome und ich sind da.“

„Kagome?“, fragte Tooru verwirrt und sah Taku fragend an.

„Ja, meine Schwester…“

„Achso. Ich kannte ihren Namen noch nicht.“

„Ah, na ja, sie ist manchmal sehr unhöflich. Ich werde sie nachher mal zurecht weisen. Geht ja nicht, dass sie sich nicht mal vorstellen kann.“

Taku schüttelte ärgerlich den Kopf.

„Nein, lass mal. Ist schon okay.“ Tooru wollte nicht, dass sie wegen ihm noch Ärger bekam. Sie schein hier sowieso ziemlich unerdrückt zu werden, wenn sie nicht mal lachen darf.

„Na schön. In einer halben Stunde gibt es Essen. Ich geh dann mal. Wenn was ist, mein Zimmer ist da hinten.“

Und schon verschwand Taku wieder und ließ Tooru allein mit sich und seinen Gedanken und den Kois.

Er dachte über Kagome nach und wie passend ihr Name doch war.
 

Tooru ging natürlich auch zum Essen und auch hier wurde wieder allzu deutlich, wie sehr sich dieses Mädchen kontrollieren ließ. Was wohl passieren würde, wenn sie nicht das tat, was ihr Bruder, oder ihre Mutter, oder ihr Vater von ihr verlangten. Er wollte es lieber nicht wissen.

Nach dem Essen beschloss Tooru schlafen zu gehen. Der Stress mit seinem Vater hatte ihn sehr erschöpft und dann noch das schnelle gehen und die Grübelei.

Er sah sich in seinem Gästezimmer um und öffnete ein paar Schränke und in einem fand er die Futon Rollen, nach denen er gesucht hatte, aus welchen er sich jetzt eine gemütliche Liegestadt baute.

Zwischendurch kam Taku rein und half ihm etwas. „Du warst so still beim essen. Nicht, dass du sonderlich viel reden würdest, aber du kamst mir so eingeschüchtert vor.“, sagte er und breitete die Decke aus. Tooru schaute ihn nur ratlos an. Er war doch nicht anders als sonst. „Hätte ich auch über ihre Manieren klagen sollen, so wie du? Ich meine, du hast sie ja quasi die ganze Zeit vollgemeckert.“

Darauf war Taku recht sprachlos und glotzte ihn an. „Du denkst über sie nach? Gefällt sie dir?“

Jetzt war Tooru wirklich verwirrt. „So meinte ich das nicht. Schon okay.“

„Nein ehrlich….Willst du die Nacht mit ihr verbringen? Das ließe sich einrichten, aber du darfst es meinen Eltern nicht erzählen.“

Tooru blieb der Mund offen stehen. Taku klang wie der hinter letzte Zuhälter, der sogar seine eigene Schwester zur Prostitution zwang. „WAS?!“

Taku hob die Hände. „SCHHH!! Nicht so laut. Ist ja gut, dann nicht….“

Er wollte eilends verschwinden, aber Tooru hielt seinen Arm fest. „Bietest du das jedem Besucher an?“

Ein langes Schweigen trat ein, was Tooru nur noch fassungsloser machte.

„Wie kannst du das machen? Sie ist deine Schwester….Hast du keine Skrupel? Wie würdest du dich denn an ihrer Stelle fühlen?“ Er konnte es echt nicht fassen, wie abartig Taku sein konnte.

Doch nun veränderte sich dessen Gesichtsausdruck und er befreite sich von Toorus Griff, kam ein bisschen näher und grinste frech.

„Willst du lieber mich?“

„Vielleicht sollte ich gehen.“, sagte Tooru leise und emotionslos.

„Nein, bleib. Es war ja nur eine Frage. Ich bin dann mal weg. Bis morgen…Schlaf gut.“

Doch Tooru schlief nicht. Zumindest nicht gleich und auch nicht lange. Er lag eine ganze Weile wach, wälzte sich hin und her. Er stellte sich vor, wie Kagome sich hingeben musste, obwohl sie nicht wollte. Vielleicht sogar an solche ekligen Geschäftsmänner, die schon fast hundert waren. Oder womöglich sogar an seine Klassenkammeraden. Taku hatte einige Freunde, die auch sicherlich schon hier waren. So, wie die sich immer bei den Mädchen in der Schule benahmen, würde es ihn nicht wundern, wenn es hier mit Kagome schon ordentlich pervers geworden wäre. Wie konnte sie das nur zulassen. Tooru verstand das nicht. Das konnte ihr doch unmöglich gefallen….Tooru hatte diese Gedanken ein paar Stunden, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel.

Kapitel V

Als Tooru aus einem verwirrenden Traum aufwachte, schien draußen schon die Sonne. Die Nachwirkungen des Traumes waren so stark, dass er sich erstmal orientieren musste.
 

Er war durch diesen Park gelaufen, aber er war gestaltet, wie ein riesiger japanischer Garten. Die Kois in dem See waren blau und grün und einer, der größte war golden und in der Sonne schimmerten seine Schuppen in einem kräftigen Lilaton.

Tooru stand am Ufer des Sees und beobachtete, wie die Kois langsam ihre Bahnen zogen. Der Anblick machte seine Augen träge und die verschiedenen Farben verschwammen langsam miteinander. Der goldene Koi steckte seinen Kopf aus dem Wasser und schaute Tooru mit seinen schwarzen Augen an.

„Willst du mich?“, sagte er mit einem vulgären Unterton und seine Stimme klang wie Takuyas. Tooru erschrak davor und taumelte zurück, fiel schließlich hin. Der Koi kam langsam aus dem Wasser und verwandelte sich in eine menschliche Gestalt. Er wurde zu Kagome. Sie kam noch immer auf ihn zu und ihr Gesicht war schmerzverzerrt. „Hilf mir, Tooru. Mein Kopf tut so weh…“ sie hatte die Arme nach Tooru ausgestreckt und ihre Finger waren verkrampft.

Ihre Stimme war zerbrechlich leise und aus ihren Augen tropfte langsam Blut.

Tooru stand auf und ging auf sie zu, um ihr zu helfen, doch mit jedem Schritt blutete sie mehr und dann auch aus der Nase und dem Mund. Das Blut färbte sich schwarz und Kagome lachte laut auf. Sie fing an ein Lied von Buck Tick zu singen und ihre Stimme klang so böse, dass Tooru ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief. Er drehte sich um und lief weg. Er lief durch den Bogen und den Weg entlang und dann wurde es dunkler und es fing an zu regnen. Tooru blieb stehen und sah sich um. Niemand war da, aber er hörte Kagome noch immer singen. Das letzte, bevor er wach wurde war eine Angstattacke die ihn überkam. Alles in ihm zog sich zusammen und er krümmte sich auf dem Boden, wälzte sich in einer Pfütze und schrie.
 

Nachdem er sich wieder erinnert hatte, wo er war und dass er eben nur geträumt hatte, stand er auf und zog sich langsam an. Er war ein bisschen benommen und es war, als würde ein nebliger Schleier über seinen Augen liegen. Er ging nach draußen und sah den langen Flur entlang. Er hörte Stimmen von unten. Frauen unterhielten sich. Tooru wollte fragen gehen, ob er mal telefonieren dürfe und lief los.

Er sah zu spät, dass neben ihm eine Tür auf ging und rempelte gegen jemanden. Stolpernt taumelte er zurück und sah Takuya an.

“Hey….Schon wach? Ich meine. Es ist schon elf. Wir wollten dich nicht wecken.“

Tooru wollte etwas sagen, aber etwas in ihm ekelte sich vor diesem Typen und hinderte ihn am reden, also stand er einfach nur da und sah ihn an.

„Was? Alles okay? Bist du sauer wegen gestern?“ Tooru schwieg noch immer, schaute nur etwas betroffen zu Boden.

„Ach komm, das war nicht so ernst gemeint. Ich wollte nur mal sehen, ob du so ein kleiner Perverser bist, für den dich alle halten.“

„Wie bitte?“ Tooru hatte seine Stimme wieder gefunden und starrte seinen Gegenüber nun fassungslos an. Es glaubten Leute, dass er ein Perverser solchen Ausmaßes war?

Takuya nickte leicht. „Ja, die Jungs aus unserer Klasse und die aus den anderen Klassen denken so über dich. Sie kennen dich ja nicht und so kommen eben die interessantesten Theorien über dich zustande.“ Taku zuckte teilnahmslos mit den Schultern und ging langsam los. Tooru blieb noch kurz stehen und ging ihm dann hinterher.

„Zum Beispiel?“

Taku hatte ja zwei Angebote gemacht und letzteres ließ darauf schließen, dass es das Gerücht gab, Tooru sei wohl schwul.

„Naja. Also einer hatte mal die Vermutung geäußert, du stehst auf Nutten und SM und son kram und dann noch was von wegen, du seist schwul. Ich glaube, das ist das Gerücht, was wohl jeder in der Schule kennt. Manche denken auch, du hast was mit deiner Schwester….“

Taku sagte das alles, ohne irgendwelche Emotionen in der Stimme und Tooru wurde immer ungehaltener. Sein Herz klopfte immer doller und am liebsten wäre er komplett ausgerastet, hätte rumgeschrien, oder etwas zerschmissen. Wie konnten sich diese Idioten nur erdreisten, so etwas ungeheuerliches über ihn zu verbreiten.

„Hey komm. Sei nicht sauer. Wenn man sich so zurück zieht wie du, dann denken die Leute eben, dass du Geheimnisse hast. Wenigstens kann ich ihnen jetzt sagen, dass du weder auf Nutten stehst, noch schwul bist und ich denke mal nicht, dass du und deine Schwester….naja….“

Tooru blieb stehen und hielt Taku am Arm fest.

„Du kannst deinen tollen Freunden sagen, dass ich mit ihnen nicht rede und mich zurück ziehe, weil ich an ihnen keinen Bedarf habe. An solchen Mistkerlen, die solche Märchen erzählen. Wer will schon mit so jemandem befreundet sein…“

Tooru klang gereizt und traurig zugleich. Taku nickte nur verwundert.

„Hast du mir das echt zugetraut?“

Er lächelte. „Nein. Zumindest nicht, dass du auf das Angebot mit meiner Schwester eingehst. Aber es hätte ja sein können, dass du eine Schwäche für Typen hast, oder? Ich meine…“

Taku schaute sich um, ob auch niemand in der Nähe war und sprach dann ganz leise.

„Ich persönlich habe nicht nur Interesse an Mädchen.“

Diese Ehrlichkeit überrumpelte Tooru ein Bisschen. Allerdings könnte das auch wieder nur Geflunker und ein weiterer Test sein. Wie sicher konnte sich Tooru sein, dass Taku dieses Mal die Wahrheit sagte.

„Und mal ehrlich. Woher weißt du, dass du kein Interesse an Jungs hast, wenn du es noch nie mit einem Versucht hast.“

Taku ging nun wieder weiter und ließ Tooru dort stehen, allein mit sich selbst.

Eigentlich hatte Taku ja Recht. Über seine Sexualität war er sich nicht wirklich im Klaren. Immerhin hatte er an Mädchen bisher nicht wirklich Interesse gezeigt, genau wie bei Jungs. Die Vorstellung allein war ihm aber so suspekt, dass seine Hemmung so groß war, es auch nie herausfinden zu wollen.

Er ging langsam weiter und sein Magen knurrte leise. Taku hatte von Erfahrungen geredet. Anscheinend hatte er schon welche gemacht.
 

Nach dem frühstück, wollte Tooru grade zu Hause anrufen, als Kagome in den Raum kam.

„Du musst das nicht mehr tun.“

Tooru sah sie verwirrt an und sie lächelte sanft. Sie ging wieder raus und er folgte ihr. Dort stand seine Schwester und sah ihn besorgt an.

„Was machst du denn hier? Wieso weißt du, wo ich bin?“

„Takuyas Mutter hat gestern Abend bei uns angerufen und bescheid gesagt, dass du hier übernachten wirst. Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Bitte komm wieder nach Hause. Es tut ihm Leid, dass er so was gesagt hat….“

Sie klang genau so verzweifelt, wie sie aussah. Ein ‚nein’ würde sie wohl nicht kampflos hinnehmen.

“Hat er nicht. Das würde er nie machen…Dazu hasst er mich zu sehr.“

Kagome hatte sich schon verzogen und auch Takuya, der grade kurz mit ihr gesprochen hatte, war nun raus gegangen.

„Er hasst dich doch nicht, Tooru. Er weiß nur nicht, wie er mit dir umgehen soll. Das wissen wir alle nicht und ich glaube auch du weißt nicht wirklich etwas mit dir anzufangen…“

Wie wahr ihre Worte doch waren, dachte er sich.

Sie kannte ihn besser, als er dachte und auch besser, als er sich selbst.

Sie kam ein paar Schritte näher.

„Du weißt doch, wie er ist. Du bist sein Sohn und er liebt dich. Er kann es nur nicht so gut zeigen, wie er vielleicht gerne wollte….Das heißt aber nicht, dass er dich nicht bei sich haben will. Außerdem seid ihr beide Dickschädel. Der eine rennt gegen die Wand des anderen und umgekehrt.“

Sie lächelte beschwichtigend und aufmunternd. Sie hatte Tooru nun schon fast überzeugt. „Was passiert denn, wenn ich mitkomme? Bekomm ich eine gescheuert?“

„Ich hab mich gestern mit ihm unterhalten, nachdem du weg warst. Er weiß, dass er falsch reagiert hat, auch wenn er es nicht sagen wird. Er wird dich nicht schlagen, keine Angst. Ich glaube es ist besser, wenn wir das ganze Wochenende unter den Tisch fallen lassen und viel Erde und Grassamen drüber schütten.“

Tooru lachte leicht. Interessante Idee und er stellte sich das Ganze grade bildlich vor.

„Na schön, ich hol meine Sachen.“
 

Nachdem er alles zusammen und das Futon weggeräumt hatte, was nicht nötig gewesen wäre, da diese Familie einen Butler bezahlte diese Arbeit zu tun, bedankte sich Tooru bei Takuya und Kagome für die Gastfreundlichkeit. Bei den Eltern der beiden konnte er sich ja nicht bedanken, da beide Arbeiteten, auch am Wochenende.

Er fuhr schweigend mit seiner Schwester im Bus nach Hause und wenn er ehrlich war, war er auch froh darüber, dass sie gekommen war. Er wäre wohl verloren ohne sie. Zu Hause angekommen wurde er von einer herzerwärmenden Umarmung seiner Mutter begrüßt.

Tooru ging gleich auf sein Zimmer und packte seine Sachen wieder aus. Er ließ sich aufs Bett sinken und seufzte leise. Insgeheim hoffte er, dass er sich nie wieder so mit seinem Vater streiten würde, doch wahrscheinlich war eher das Gegenteil.

Er dachte an den Streit und wie sauer und traurig er war. Er dachte an Taku und Kagorme und diesen ganzen Test, über die Gerüchte in der Schule dachte er nach und über das Thema, über das er noch nie so wirklich nachgedacht hatte. Mädchen, Jungs, oder beides? Vielleicht war er auch an keinem der beiden Geschlechter interessiert. Gab es überhaupt so einen Fall?

Toorus Augen waren nun geschlossen und er rollte sich auf die Seite. Er dachte an den Traum und wie abstrakt er gewesen war. Dann dachte er an diesen Park und die Frauen in den Kimonos, die in der Sonne einen Spatziergang gemacht hatten und dann schlief er ein.

Er befand sich an diesem schönen Ort und keiner war dort, nur er. Die Sonne wärmte sein Gesicht und brachte kleine Schattenspiele durch die Baumwipfel auf den Boden. Tooru setzte sich in das grüne Gras und strich mit den Händen über die zarten Halme.

Warmer Wind wehte ihm sanft um die Nase und er spürte eine Zufriedenheit in sich, wie noch nie zuvor. Er ließ sich fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Träge beobachtete er die Wolken am Himmel, die langsam an ihm vorbei zogen. "Wie schön es hier ist", sagte eine zarte Mädchenstimme. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Himito lächelte ihn erst an und wandte ihren Kopf dann wieder dem Himmel zu. Tooru tat es ihr gleich. Die fing an eine sanfte Melodie zu summen. Tooru schloss die Augen und lauschte. Es klang so schön, dass er Gänsehaut bekam. So hatte er sich noch nie gefühlt. Es war warm und schön und er hatten einen wundervollen Klang im Kopf. Das sonst so redefreudige Mädchen war nun still und summte nur leise und er fühlte sich wohl. So konnte es immer bleiben.
 

Tooru öffnete seine Augen und schaute auf sein Kopkissen. Das Gefühl war weg und die Wärme auch. Er fröstelte etwas, obwohl es eigentlich warm in diesem Zimmer war. Das Atmen fühlte sich ein bisschen schwerer an und ihm war ein wenig schwinlig. Vermutlich lag das an dem Traum.

"Nicht zu fassen, dass du schon wieder eingeschlafen bist...."

Er sah auf und blickte in das verwirrte Gesicht seiner Schwester. "Ich hab nicht gut geschlafen letzte Nacht.", sagte Tooru leise und setzte sich wieder hin.

"Möchtest du reden?", fragte sie leise und kam einen Schritt näher. Sie war immer für ihn da gewesen und jetzt erst bemerkte er es. Was hatte seine Wahrnehmung so verändert? "Ich weiß nicht, ich bin so verwirrt."

Sie nickte und setzte sich neben ihn. "Wir müssen auch nicht reden, wenn du nicht weißt was, oder wie du es sagen sollst. Ich will nur, dass du weißt, dass du immer mit mir reden kannst und über alles. Du bist schließlich mein Bruder." Tooru schaute auf den Boden. Es gäbe so viele Dinge, über die er reden wollen würde, doch wo sollte er anfangen.

"Danke.", sagte er zunächst und lächelte sie lieb an. Er hatte das Bedürfnis etwas zurück zu geben und das einzige, was er hatte, war sein Lächeln.

Sie schtrich kurz durch seine Haare und ging wieder aus dem Zimmer. Tooru ging zum Fenster und sah nach draußen. Das Wetter war sehr schön und bei dem Anblick der Bäume, die sich leicht im Wind wogen, erinnerte er sich an die Melodie, die Himito gesummt hatte. Gab es diese Melodie eigentlich? Sie war so schön, doch er konnte sich nicht erinnern, sie schonmal irgendwo gehört zu haben.
 

Er ging zurück zum Bett und machte es sich nun doch mit den Mangas bequem und las einen nach dem anderen. Die Melodie ging ihm allerdings die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf, was auch gut war.



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Shisui
2011-11-14T19:34:29+00:00 14.11.2011 20:34
Ich würde zu Beginn das "einer," (der den Koi meint) weglassen. Daran hing ich kurzzeitig fest.

Takus Angebot hatte also seinen Grund. Ich war geneigt zu glauben, er meinte das tatsächlich ernst.
Bei Takus Aussage (woher Tooru wissen wolle, nicht auch auf Jungs zu stehen) musste ich schmunzeln.

Es ist interessant zu sehen, wie du Toorus Gedankenwelt nach und nach erweiterst. Immer mehr schwirrt in seinem Kopf, immer weitere Dinge beschäftigen ihn.
Ein ingsesamt "ruhiges Kapitel", in dem du deinen guten Stil weiter führst und uns immer wieder etwas zum grübeln hinterlässt, z.B.: Was wird wohl noch weiter mit Taku passieren ?
Und man mag kaum eine Prognose wagen, was in naher Zukunft weiter geschehen wird.

Weiter so !
Von: abgemeldet
2011-10-16T20:21:20+00:00 16.10.2011 22:21
die Träume waren interessant
und auf die Rolle der Melodie bin ich auch gespannt :)

...aber mal ehrlich...
Taku ist in meiner Gunst nich so wirklich hoch platziert...
auch wenn er das jetzt als "test" abgetan hat... ~__~
Von:  Honeytetsu
2011-10-16T18:00:55+00:00 16.10.2011 20:00
Yeah neues Kapitel ^^
Also ich muss sagen, es ist mal ein wenig ruhiger geworden :)
Mir gefällt die Aufklärung der Situation mit Taku (wäre blöd,wenn die sich jetzt zoffen würden haha) und ich mag die Träume.
Und...mal sehen, was es mit dieser Melodie auf sich hat^^
Von:  Morumotto
2011-04-28T18:34:12+00:00 28.04.2011 20:34
i-wie ist takuya seltsam und diese kagome...ich weis noch nicht was ich von ihr halten soll
ist sie wichtig? xD
nun gut egal..war wieder seeeehr spannend =)
lg mariko <3
Von: abgemeldet
2011-04-28T18:28:17+00:00 28.04.2011 20:28
wow...
nach dieser ausführlichen kritik, traut man sich gar nich mehr, was zu sagen ;)

spaß... also ich fand den ganzen teil im park echt schön... verträumt...

aber das er überhaupt so direkt geht, fand ich echt... unerwartet! o.O
genauso diese angebotsgeschichte von Takuya...

mal schaun, wies weitergeht ^^
Von:  Shisui
2011-04-28T16:23:13+00:00 28.04.2011 18:23
Wow. Bis zu den letzten 1,2 Seiten hatte ich das Wort noch nicht in meinem Kopf, aber jetzt. (Du liebst Alttp auch ? Das Spiel ist der Hammer, habs schon mindestens 5x durch!)

Beginnen wir mit verbesserungswürdigem:
Du machst immer noch gerne kleine Flüchtigkeitsfehler (ledgen, Innhof). Es wäre nicht schlecht, wenn du es vorab jemandem zum Betalesen geben würdest.
Was ich gerne etwas ausführlicher gehabt hätte, war die Reaktion von Tooru's Vater. Sie hätte mehr imponiert, wenn du die bedrückende Stimmung und Tooru's Schmerz detailierter umfasst hättest. Das hätte Eindruck gemacht und man könnte ihm nachempfinden.
Und was nicht so wild ist, aber sich meines Erachtens besser liest, ist "rosafarben(d)" statt "rosane(n)". Aber das kannst du handhaben wie du magst.

Die Szene mit den Kimonofrauen hast du schön beschrieben. Man kann sich dieses verträumte Schauspiel wirklich gut vorstellen.
Du vermagst es, Tooru's Gedanken unauffällig in die Geschichte miteinfließen zu lassen, und es durch ihn zu erleben. Das beste Beispiel dafür ist die Verwendung des Begriffs "Anzugmensch".
Es ist von allen Kapiteln dein bisher eindruckvollstes. Was Takuya Tooru plötzlich eröffnet, lässt einen größere Augen bekommen. Du hast diesen Moment exakt dosieren können. Ab dem Zeitpunkt war die Geschichte nicht "jetzt erst" zu Ende, sondern "schon"!

Ich hoffe, meine Kritik konnte dir zusagen, und erwarte ungeduldig mit Spannung dein nächstes Kapitel!
Von:  -aftermath-
2011-04-28T14:47:33+00:00 28.04.2011 16:47
Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt!
Von:  Shisui
2011-04-17T11:05:55+00:00 17.04.2011 13:05
Auch ohne Gepoppe lesenswert.
Du gibst der Geschichte einen leicht zu folgenden Verlauf. Auch überschüttest du den Leser nicht mit Informationen, so dass man sich die Namen der Charaktere merken kann. Dennoch ist es für mich an manchen Stellen etwas detailarm, und auch über den Vater Tooru's erfährt man nicht so viel, dass man seine Erwartungshaltung ihm gegenüber zu hundert Prozent "verstehen" könnte. Zudem finden sich einige, wenige Flüchtigkeitsfehler, die du beim lesen ausmerzen könntest.
Gut und einfach beschrieben hast du Tooru's Gedankenwelt. Als Leser kann man sich leicht in ihn hineinversetzen, weiß aber zugleich, dass er in seinem inneren komplexer ist, als es auf dem ersten Blick den Anschein haben mag.

Du hast eine leicht verständliche, liebevolle Erzählung zu Papier (oder besser zu bits?) gebracht, die erahnen lässt, dass auf Tooru noch ganz andere Probleme zukommen werden. Wie mögen gewisse Punkte in der Zukunft laufen ?
Mein Interesse ist geweckt.
Von:  Morumotto
2011-04-12T17:33:09+00:00 12.04.2011 19:33
hehe das ist i-wie total knuffig
ich mag die FF sie ist i-wie anders und das mag ich
auch dein schreibstil ist net schlecht angenehm zu lesen =)
lg mariko
Von: abgemeldet
2011-03-23T21:09:53+00:00 23.03.2011 22:09
^^ das mit dem kaffee is total niedlich...

...und ehrlich gesagt bekomme ich den auch nur so runter... xDDD


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