Weg des Abtrünnigen von Cortes (Berserkerdämonenprinz 1) ================================================================================ Kapitel 66: Blutnacht --------------------- "..." Reden <...> Denken Viel Spaß^^ Hier ist es. Das Kapitel der Kapitel^^ Und nach Beendigung des letzten Kapitel noch mal von Grund auf neu geschrieben^^ Das nächste oder spätestens übernächste dürfte wohl schon der Epilog werden. --------------------------------------------------------------------------------- Es war seltsam. Seltsam was ich empfand. Auf der einen Seite Freude, Vorfreude und Aufregung. Auf der anderen Seite fühlte ich eine Art schwermütige Endgültigkeit. Ich wusste, dass es Miranda neben mir ebenso ging. Wir hatten nun mal Jahrhunderte an diesem Ort gelebt. So etwas lässt einen nicht los. Azrael und Lilith würden sich nur einmischen, wenn wir sonst draufgehen würden. Das war fest ausgemacht. Die neue Rüstung klirrte mit jedem Schritt, den ich tat, als ich auf einen großen und flachen Felsbrocken stieg, der diagonal vor uns stand. Bei Miranda klirrte gar nichts, was aber auch kein Wunder war. Es gab nichts, was hätte klirren können. Ganz ehrlich? Ich könnte sie einfach nur stundenlang ansehen, während sie das trägt. Sie holt es heute noch ab und zu raus. Zurück zum Thema. Ich wandte mich um. Sah über meine Armee hinweg. Eine halbe Million Soldaten, die heute Nacht über die Stadt herfallen würden. Eine halbe Million Soldaten, die heute Nacht für mich kämpfen würden. Eine halbe Million Soldaten, die mir heute Nacht den Sieg bringen würden. Von meinem Großvater hatte ich noch immer nichts erfahren, was darauf schließen konnte, was er vorhatte. Doch ich konnte nicht länger warten. Kala war bereits im 9. Monat und das Baby hatte schon ordentlich auf sich aufmerksam gemacht. Mir lief die Zeit davon! Doch Zeit für eine kleine Rede war trotzdem. "Heute Nacht ist es soweit! Heute Nacht endet der Krieg mit meiner Familie! Heute Nacht gelten für euch keine Beschränkungen! Niemand in der Stadt soll überleben! HEUTE NACHT SIEGEN WIR!" Ich streckte meine Axt empor und die Soldaten jubelten. Der Jubel und das Gebrüll von insgesamt einer halben Million Soldaten ist verdammt laut. Das musste auf jedenfall bis in die Stadt zu hören sein. Ich nickte Miranda zu. Sie schrie die ersten Befehle. "Gesandte! Angriff!" Die gewaltigen, insektenähnlichen Wesen setzten sich kreischend in Bewegung. Ihre Aufgabe war es, die Mauern einzureisen. Danach wurden die Berserker in Bewegung gesetzt. Zunächst noch marschierend, doch bald wieder rennend. Die Gesandten wurden inzwischen von Feuerschützen und Finsternismagiern gedeckt, die die Wälle unter Beschuss nahmen. Die ersten Gesandten durchbrachen die Mauern und arbeiteten sich durch die Stadt. Jetzt war es Zeit. Ich streckte meine Axt in die Luft und senkte sie dann langsam nach vorne. "ANGRIFF!" Fast fünfhunderttausend Soldaten setzten sich in Bewegung. Die Erde erbebte und die Luft dröhnte vom Geschrei, das aus ihren Kehlen brach. Miranda und ich sahen uns an, küssten uns kurz, breiteten unsere Flügel aus und flogen auf die Stadt zu. Wir überflogen die heftig umkämpften Wehrgänge auf den Mauern. Die Champions und auch einige Berserker hatten sich mit ihren Teleportationsfähigkeiten auf die Mauern begeben. Auch erste Brände waren aufgeflammt. Im nächtlichen Feuerschein waren Mirandas Schneeweiße Flügel besonders schön. Wir landeten auf dem Torhaus und töteten die überraschten Wachen. Danach blickten wir über die Stadt. "Ein seltsames Gefühl, nicht?" Miranda Frage traf mich nicht unvorbereitet, doch ich brachte trotzdem nur ein Brummen zustande. Normalerweise hätte sie jetzt die Augen verdreht, doch sie ignorierte es. "Belial, du hör mal, wir...Hmmm?" Ich hatte sie einfach unterbrochen, indem ich sie küsste. Sie erwiderte ihn beinahe sofort. Nach einer gefühlten Ewigkeit, mussten wir wegen Luftmangel abbrechen. Auch wenn wir es nicht aussprachen, überraschte es uns beide ein wenig, dass wir nicht von jemanden unterbrochen wurden. Tatsächlich war überhaupt keiner hier hochgekommen. Wir blickten wieder über die Stadt, in der unsere Armee inzwischen in Straßenkämpfe mit den Soldaten meiner Familie verwickelt war. Meine Soldaten waren zwar in der Überzahl, doch die meiner Familie konnten das Terrain nutzen, kannten sich aus, wussten, wohin sie marschieren mussten. In schweigender Übereinkunft warteten wir. Warteten auf die Mitglieder meiner Familie, die kommen mussten. Und wir wurden nicht enttäuscht. Die Zweige des Nordens und des Süden zeigten sich, in dem sie mehrere Hundert Soldaten einfrierten bzw. verbrannten. Miranda und sahen uns an. Wir verstanden uns wortlos. Sie breite ihre Flügel aus und flog zum Zweig des Südens. Ich flog zum Zweig des Nordens. Miranda: Unsere Soldaten im Rücken, landete ich vor Lyra und Sylphia. Beide starrten mich höhnisch an. Anders als Snow, deren Feindschaft mit mir darauf beruhte, dass ich dafür gesorgt hatte, dass sie nicht Belials Verlobte wurde, war ich für die beiden immer nur das "Straßenmädchen" gewesen. Ganz anders als Sylphias jüngste Tochter, Bylewa. Was aber wohl daran lag, dass Bylewa körperlich recht schwach war und bei jedem Fremden insgeheim die Hoffnung hegte, dass er ihr Freund werden könnte und sie so ihre Schwäche zumindest hin und wieder vergessen konnte. Ich weiß heute noch, wie ich Belial eine Stunde lang beknien musste, damit er Bylewa am Leben lässt. Was ich mir aber hätte sparen können: Bylewas schwacher Körper konnte die Last des Lebens letztlich nicht mehr ertragen. Aber egal. "Na? Hat das Straßenmädchen ein paar Jungs gefunden?" "Mit wie vielen musstet du ins Bett steigen, damit sie dir folgen?" Doch jetzt war ich dran mit Lächeln. Nicht höhnisch, so wie sie! Überlegen. "Ihr habt es nie verstanden. Für euch war ich immer nur das Straßenmädchen. Die kleine, die Belial nur aus einer Laune heraus zu sich geholt hat." Ich machte eine Pause und betrachtete ihr Gesichter eingehend. In Sylphias Gesicht war nichts als Hohn und Arroganz zu lesen. Doch in Lyras Gesicht, tief verborgen unter einer Maske von Gefühlen, die sie von ihrer Mutter kopiert zu haben schien, war noch etwas anderes. Plötzlich traf mich die Erkenntnis mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Ich wandte mich an die Soldaten hinter mir. "Sucht euch einen anderen Weg. Das hier mache ich alleine." "Jawohl." "Du liebst ihn." Lyras Maske zerbrach wie eine Fensterscheibe unter einem Steinwurf. Sylphia starrte ihre Tochter an. Langsam wuchsen Erkenntnis und Unglauben. "Sag mir nicht..." "ER HAT MICH NIE ANGESEHEN! EGAL WAS ICH GETAN HABE! NIE MIT DIESEM VERTÄUMTEN BLICK! NIE WIE ER DICH VOM ERSTEN TAG AN GESEHEN HAT!" Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Lyra hatte etwas angesprochen, an was ich mich nicht gerne erinnerte. Damals, kurz nach der Rettung durch Belial, war er für mich so eine Art Überwesen gewesen und ich verehrte ich beinahe wie einen Gott. Doch Belial hatte schon immer das Talent, zu zerstören. So wurde meine Vorstellung von ihm sehr schnell zunichte gemacht und ich sah den Trinker, Schläger, Frauenheld und Spieler, der Belial damals war. Er verschwand fast dreimal die Woche in irgendeinen Schuppen, wo es Alkohol, billige Weiber und Wettkämpfe gab. Ob legal oder illegal interessierte ihn nicht. Korruption und Verbrechen erlebten mit seiner Mithilfe goldene Zeiten und manch ein ehemaliger Bandenchef wurde Opfer seiner ehemaligen Kollegen, weil er zu reich wurde. Dann eines Tages ging ich mit dem Körper eines jungen Mädchens ins Bett und wachte am nächsten Morgen mit dem Körper auf, den ich noch heute habe. Zumindest kam es mir so vor. Diese neue Körper beendete den "Frauenhelden" Belial. Er war noch immer ein Trinker, Schläger und Spieler, doch er sah andere Frauen nie wieder so an wie mich. Auch wenn er sich seiner eigenen Gefühle sehr lange Zeit nicht bewusst war und ich meine, reine unverfälschte Liebe trotz allem, gut versteckte. Und irgendwann trat Kala auf den Plan. Lyra riss sich ihr rotes Gewand runter und stand nun nackt vor mir. Ich war sehr froh, die Soldaten weggeschickt zu haben. "BIN ICH DENN NICHT SCHÖN? ICH HABE ES SOOFT VERSUCHT! NIE HAT ER SICH AUF ETWAS EINGELASSEN! ICH DACHTE ZUERST ER WÜRDE ES TUN, WEIL ER EINFACH NICHT SO SEHR MIT IRGENDEINEM AUS SEINER FAMILIE IN KONTAKT TRETEN WOLLTE! UND DANN KAMST DU!" Ich konnte den Zwang, Lyra einen mitleidigen Blick zu schicken, nicht unterdrücken. Sie war schön! Daran gab es keine Zweifel. Ihr langes, feuerrotes, gelocktes Haar reichte ihr bis zur Hüfte, ihr schlanker Körper war makellos und ihre Lippen waren einladend. Doch es fehlte ihr ganz einfach etwas. Etwas, auf das Belial großen Wert legte. "NUR WEIL MIR AN DER BRUST ETWAS FEHLT!" Fehlen war nicht ganz das richtige Wort. Belial wollte Melonen, doch Lyra konnte nur Orangen bieten. In der Sekunde nahm ich mir fest vor, Belial noch eine runterzuhauen. Lyra zuckte unter meinem Blick zusammen, als ob ich sie geschlagen hätte. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Ihre Mutter trat unwillkürlich näher und nahm sie in die Arme. "Ach Tochter." Lyra flüsterte es nur, doch selbst ich konnte es hören. "Er gehört mir. Ich bin eine Prinzessin. Ich nehme mir was mir gefällt. Ich bin eine Prinzessin. Ich beseitige, was mir im Weg steht." "Ich töte alles, was mir missfällt." Bevor ich reagieren konnte, hatte Lyra ihrer Mutter die, zu Krallen gewachsenen Fingernägel, durch den Bauch gerammt. Als sie sie wieder rauszog, hatte sie die Essenz ihrer Mutter in der Hand. Ich starrte sie an. Belial riss immer das Herz heraus um die Essenz zu bekommen. Als ich sah, was für Qualen sich auf Sylphias Gesicht widerspiegelten, begriff ich, warum Belial es so machte: Er war gnädig. Lyra legte die Essenz ihrer Mutter auf ihre ausgestreckte Zunge und rollte diese dann wieder ein. Sie schloss die Augen, als sie die Essenz schluckte und die Temperatur um sie erhöhte sich Augenblicklich um mehrere Dutzend Grad. Sie bückte sich und faste ihr Gewand an. Es ging von der bloßen Berührung in Flammen auf. Dann richtete sich der Blick ihrer, vor Wahn, fiebrigen Augen auf mich. Sie lächelte irre. "Wenn ich dich und das Menschenmädchen töte, wird Belial endlich mir gehören." Dann brach sie in hysterisches Gelächter aus. Plötzlich schossen zwei glutrote Flügel aus ihrem Rücken, ebenso glutrote, gedrehte Hörner aus ihrer Stirn, ein langer dünner Teufelsschwanz wuchs ihr, ihre Augen begannen zu glühen und ihre Lippen wurden voller. Ein Succubus. Sie schoss mit einem irren kreischen auf mich zu. Ich breitete meine Flügel aus und stieg mehrere Meter in die Höhe. Gleichzeitig schoss ich mehrere Kugeln aus Wasser gegen sie, die sie mit ebenso vielen Feuerbällen beantwortete. Eine gigantische Dampfwolke entstand. Meine Augen huschten umher, wollten einen Schatten sehen und versagten. Lyra schoss unvermittelt heraus und ihre Krallen streiften meinen rechten Oberarm. Ich zischte und verpasste ihr einen Tritt in die Seite. Sie knurrte und packte mein rechtes Bein, bevor ich es wieder wegziehen konnte. Schnell versenkte sie ihre Krallen in der relativ ungeschützten Rückseite und ich schrie vor Schmerz. Indem ich sie frontal mit einem Hochdruckwasserstrahl traf, schleuderte ich sie mehrere Dutzend Meter weg. Ich stieg noch höher hinauf. Von meinem verletzten Bein tropfte unaufhörlich Blut auf den Boden. Instinktiv drehte ich mich und schwang eine Wasserpeitsche. Lyra heulte auf, als die Peitsche ihr über die Brüste fuhr. Sie holte tief Luft und spie flüssiges Feuer in meine Richtung, dem ich aber gut ausweihen konnte. Ich schwebte über ihr und schoss aus meinen ausgestreckten Händen wieder mehrere Kugeln ab. Lyra schrie, als ich zu Boden geschleudert wurde. Plötzlich schoss ein gigantischer Feuerball auf mich zu. Bevor ich reagieren konnte, wurde ich getroffen und brannte. Ich schrie, konnte das Feuer aber rechzeitig löschen, bevor ich ernsthaft verletzt wurde. Mit einem gellenden Schrei schoss Lyra wieder auf mich zu. Sie hatte sich in eine Rüstung aus Feuer gehüllt, von der meine Wasserbälle wirkungslos verdampften. Ich fluchte und einige Minuten jagte sie mich über der Stadt umher. Dabei schoss sie immer wieder mit Feuerbällen nach mir. Den meisten konnte ich gut ausweichen, doch ein oder zwei Streiften mich und ich musste mir einen Teil meiner Haare abscheiden. Einer Idee folgend schoss ich nach unten und Lyra folgte mir natürlich. Ich sammelte in meinen Händen magische Energie. "Die unendlichen Tiefen des Ozeans und die eisigen weiten des Nordens." Um meine linke Hand sammelte sich Wasser, um meine rechte Schnee. Kreischend rauschte Lyra heran. Ihre Krallen gierig vorgestreckt. Sie war da, bevor ich fertig war, doch ich konnte ausweichen. Trotzdem schnitt sie mir mit den Krallen ihrer linken Hand quer über die Brüste. Ich zischte und feuerte die gesammelte magische Energie ab. Ein gewaltiger Blizzard bahnte sich seinen Weg nach unten, erfasste Lyra und riss sie mit sich. Ihr Schmerzensschrei gellte in den Ohren. Dann war es vorbei. Der Blizzard hatte Lyra zu einer Eisskulptur werden lassen. Müde landete ich auf dem Boden und sofort durchzuckte mich ein brennender Schmerz. Ich blickte an mir herunter. Was ich damals noch nicht wusste war, dass ich von allen Verletzungen von Lyra Narben behalten sollte. Sie sind allerdings kaum zu sehen und genauso wenig zu spüren. Irgendwann sind sie mir sogar egal geworden. Ich trat zu der Eisskulptur und zerschlug sie. Dann wandte ich mich zu Sylphia. Die Königin der südliche Hölle lebte noch, wenn auch knapp. Als sie mich sah röchelte sie. "Ich bin schrecklich. So sehr war ich damit beschäftigt, Königin zu sein, dass ich vergaß eine gute Mutter zu sein." Sie schien nicht mal gemerkt zu haben, das ich ihre Tochter umgebracht hatte. Vielleicht. "Das stimmt nicht. Du bist eine wesentlich bessere Mutter, als manche die ich kenne." "Danke. Miranda." Damit starb Sylphia, die rothaarige Königin. Ich wandte mich ab und ging. Eine einzelne Träne rann mir über die rechte Wange. Belial: Ich hielt so schnell es ging, auf meinen Onkel und seinen ältesten Sohn zu. Schließlich sank ich herunter und wies meine Soldaten an, zu verschwinden. Dann landete ich vor den beiden. "Cousin. Onkel." Mein Onkel, Hakon, schwieg. Sein Sohn, Mirrodin, allerdings nicht. "Ach? Jetzt willst du höflich sein?" "Höflichkeit ist die Seele eines guten Umgangs miteinander." "Verarsch mich nicht! Ist es höflich, die eigene Heimat zerstören zu wollen?" "Das hat in der Tat nichts mit Höflichkeit zu tun, sondern mit einer Entscheidung." "Ach?" "Ja! Die Entscheidung, meine ganze Familie zu vernichten." "Nur wegen zwei Frauen, Neffe? Zwei Frauen, die man an jeder Straßenecke finden könnte!" Ich hatte Mühe, mir meinen Zorn nicht anmerken zu lassen, wollte mich nicht provozieren lassen. So lächelte ich. "Sollte ich dann Dutzende wie sie haben?" "Was?" "Na, wenn es sie doch an jeder Straßenecke zu finden gibt! Sollte ich dann nicht Dutzende von ihnen haben?" "Unsinn!" "Dann redet nicht so. Von so etwas versteht ihr nichts." Ich betrachtete die beiden geringschätzig. Sie hatten in etwa dieselbe Statur. Groß, breit, mit blonden Haaren, in Mirrodins Fall Schulterlang, Hakon hatte sie zu einem Zopf gebunden, der ihm bis auf die Hüfte ging und trug Vollbart und beide hatten blaue Augen, Hakon Eisblau, Mirrodin sogar noch heller. Plötzlich fiel mir etwas ein. Etwas, was ich bei einem Besuch im Nordpalast erlebt hatte. Ich grinste meinen Cousin an. "Ich hoffe, du hattest nicht zu sehr zu leiden." "Was?" "Na, du weißt schon. Ich hab euch beide gesehen!" Mirrodins Augen weiteten sich. Dann wurden sie förmlich mit Hass überschwemmt. "Sei ruhig." "Weis dein Vater es etwas nicht?" "Was weiß ich nicht?" "Sei ruhig!" "Von den innigen Gefühlen zwischen Mirrodin und Snow." Mirrodin schrie und schoss auf mich zu. Er formte aus seiner Eismagie zwei Schwerter. Ich streckte meine linke Hand vor und hatte meine Axt in der Hand. Ich trat einen Schritt nach vorne und schwang die Axt horizontal. Mirrodin stieß sich ab und vollführte eine Schraube in der Luft. Er landete hinter mir und schwang seine beiden Schwerter. Ich ließ meine Flügel rausschießen und schleuderte ihn so mehrere Meter weg. Instinktiv drehte ich mich und fing den Schlag eines großen Zweihänders ab, der von Hakon geführt wurde. Ich sprang in die Luft und konnte so gerade noch dem Angriff von Mirrodin entgehen. Ich landete einige Meter hinter Hakon. "Sie war mehr. Snow war so viel mehr für mich, als eine Schwester. JETZT IST SIE TOT! Ermordet von deiner weißhaarigen Schlampe!" Ich streckte meine rechte Hand aus und schoss mehrere Stränge schwarzer Energie ab. Sie wirbelten wild umher und zerstörten Häuser, Fenster und die Straße. Hakon und Mirrodin sprangen zurück und schossen ihrerseits Eisspeere auf mich. Mit einem Schlenker meines Arms änderte ich die Richtung und meine Stränge trafen auf die Eisspeere. Die Speere zerbrachen und ihre Splitter fielen zu Boden. Plötzlich schossen die Splitter auf mich zu! Einzig meiner Rüstung verdankte ich es, nicht als Nadelkissen zu enden. Lediglich ein Splitter, der auf mein Gesicht zuhielt, verpasste mir einen Kratzer an der rechten Wange. Ich fluchte und stieg mehrere Meter in die Luft. Hakon und Mirrodin breiteten ihre hellen Flügel aus, die dieselbe Farbe wie ihre Augen hatten. Mirrodin schoss direkt auf mich zu, während Hakon nach oben rauschte. Ich lachte und schoss auf Hakon zu. Unter mir konnte ich meinen Cousin wütend aufschreien hören. Ich drehte mich in der Luft mehrmals um mich selbst und entfachte einen schwarzen Wirbel, der auf Hakon zuhielt. Dieser starrte mich an und holte tief Luft. Im nächsten Moment spie er einen Schneesturm aus. Gleichzeitig schoss Mirrodin Dutzende von Vögeln aus Eis auf mich. Mit einem von beiden wäre ich fertig geworden doch zwei waren zu viel. Der Eissturm und meiner zerstörten sich gegenseitig. Die Vögel trafen mich und ich zischte. Ich drehte mich einmal um mich selbst und schoss aus meinen Flügeln hunderte von schwarzen Federn ab. Hakon und Mirrodin versuchten sich mit Wänden aus Eis zu schützen, doch es waren zu viele. Die Schilde zerbrachen unter der Masse und die nachfolgenden Federn bohrten sich umbarmherzig in ihre Körper. Beide schrieen. Plötzlich zerfielen beide Körper zu Eis. Gleichzeitig hörte ich etwas von hinten heranrauschen. Ich drehte mich und fing mit meiner Axt drei Schwerter auf einmal ab. Beide zischten und Hakon drückte mit aller Kraft gegen mich. Mirrodin tauchte unter mich und zielte auf mich. Ich ließ mich zurückfallen und Mirrodin spießte seinen eigenen Vater auf. "Nein. Nein! NEIN!" Mein Cousin sank langsam mit seinem sterbenden Vater zu Boden. Ich landete ebenfalls, wenn auch mehrere Dutzend Meter weg. Geduldig wartend, beobachtete ich, was sich da vor mir abspielte. Mirrodin wiegte seinen sterbenden Vater in seinen Armen und flüsterte etwas, was ich nicht richtig verstehen konnte. Hakon streckte eine Hand zum Gesicht seines Sohnes und lächelte. Dann fiel sein Kopf zur Seite, seine Augen wurden leer und seine Hand sank herab. Hakon Eiskönig war tot. Mirrodin stand schwankend auf, den Blick noch immer auf seinen Vater gerichtet. Dann hob sich sein Kopf und mordlüsterne Augen starrten mich an. Ich konnte nicht anders, als höhnisch zu lächeln. Mein Cousin knurrte, nahm den Zweihänder seines Vaters und schoss auf mich zu. Ich packte meine Axt. Mirrodin schwang sein Schwert vertikal, ich meine Axt horizontal. Beide Klingen knallten aufeinander. Für ein paar Sekunden passierte nichts. Beide stemmten wir uns dagegen und Mirrodin starrte mich zähnefletschend an. Ich lächelte nur zurück. "Ich werde dich töten!" "Kannst gerne versuchen, Mirrodin. Vielleicht hast du ja mehr Glück als dein alter Herr. Moment, das warst ja du!" Unvermittelt wurde ich von einer schneidend kalten Brise erfasst und zurückgedrängt. Ich starrte Mirrodin an. Seine Züge veränderten sich. Er wurde größer, seine Haut verfärbte sich in ein eisiges Blau. Der Boden gefror um ihn herum und seine Haare färbten sich weiß. Zwei gigantische Widderhörner schossen aus der Stirn und ein langer dicker Schwanz schlug hinter ihm auf dem Boden auf. Mirrodin atmete aus und ich spürte, wie sich die Luft abkühlte. Fensterscheiben setzten Raureif an und Frost breitete sich über dem Boden aus. Ich musste fast fünf Meter in die Höhe fliegen, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Mein Cousin holte tief Luft und spie eiskalte Luft aus. Er vereiste eine ganze Straße. Ich schoss nach oben und ließ meine Axt wirbeln. Mehrere Bummerrangförmige Projektile schwarzer Energie schossen auf Mirrodin zu. Dieser entfaltete zwei gigantische Flügel und hob langsam ab. In der Luft streckte er einen Arm aus und ließ einen Schneesturm los. Nur durch ein Schnelles nach oben rauschen, konnte ich ausweichen. "Hab wohl keine Wahl." Ich ließ alle sechs Flügel erscheinen und schoss auf Mirrodin zu. Sein riesiger Körper war jedoch schneller als erwartet und ich konnte gerade noch so ausweichen. Trotzdem konnte er die Spitzen meiner linken Flügel vereisen. Ich fluchte und musste landen. Von oben hörte ich, wie er ein tiefes donnerndes, rollendes Geräusch machte. So lachte er offenbar. Dann ließ er sich einfach über mir fallen. Ich wollte ausweichen, doch ich konnte nicht. Ein rascher Blick nach unten. Ich war am Boden festgefroren! Lachend kam Mirrodin näher. Plötzlich schossen überall aus meinem Körper schwarze Flammen, die sich zu einem Turm vereinigten, der blitzschnell in die Höhe wuchs. Der Turm erfasste Mirrodin, der vor Schmerz und Überraschung aufheulte. Er stürzte mehrere Dutzend Meter vor mir zu Boden und zerstörte dabei noch einige Häuser. Das Feuer hatte mich auch vom gefrorenen Boden befreit. Langsam ging auf Mirrodin zu. Dieser erhob sich keuchend und ließ brüllend seine rechte Faust auf mich fallen. Ich hob meine Axt und eine schwarze Stichflamme trennte die Hand vom dazugehörigem Arm ab. Jaulend ging Mirrodin in die Knie. Ich sprang hoch und schwebte einen Moment vor ihm. In seinen Augen lag nichts als Hass. Plötzlich sperrte er sein Maul auf und ich spürte, wie die Luft sich abkühlte. "Oh Nein!" Ich holte aus und schlug zu. In letzter Sekunde wurde meine Axt von einem Eissturm, der direkt aus seinem inneren kam, von Mirrodin gehindert. Für ein paar Sekunden nur, herrschte ein Gleichgewicht zwischen uns beiden. Dann entzündete ich noch mal das Feuer und schlug zu. Ich teilte Mirrodin der Länge nach in zwei Hälften. Langsam sank ich zu Boden. Ich streckte mich und wandte mich um. Jetzt wollte ich erstmal Miranda sehen. Der ganze Rest konnte warten, käme sowieso später noch. Miranda: Ich ging langsam durch die leeren, zerstörten Straßen. Soldaten, sowohl unsere als auch die seiner Familie lagen teilweise dicht an dicht, so das mir gar nichts anderes übrig blieb, als über die Leichen zu steigen. Das war sogar für mich etwas viel. Gerade, als ich die Leiche eines Minotaurus umrundete, fiel mir etwas auf. Ich weiß nicht, wieso mir das nicht schon früher aufgefallen ist oder warum ich nicht darauf geachtet hatte: Es gab nirgendwo die Leichen von Zivilisten in der Stadt. Das gab mir zu denken. War es möglich, dass sie schon vorher aus der Stadt gebracht worden waren? Wenn ja, wann? Vom Zeitpunkt an, als wir durch das Tor schritten, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Gesandten die Mauern einrissen, war höchstens eine halbe Stunde vergangen. Das konnte unmöglich reichen, um alle von hier fliehen zu lassen. Auch der schnell organisierte Widerstand, der sich innerhalb der Stadt geregt hatte, erregte jetzt meinen Argwohn. Einer plötzlich Idee folgend, besah ich mir einige der feindlichen Soldaten genauer. Ich nahm einem, dem ein Hieb eines Hammers, die Brust zermalmt hatte, den Helm ab. Als ich das Gesicht sah, stolperte ich erschrocken rückwärts. Das Gesicht war mir nicht unbekannt. Es gehörte einem jungen Dämon, der mir recht unbeholfen mal seine Liebe gestanden hatte. Ich hatte ihn mitleidig weggeschickt. Auf einmal ahnte ich, wo so viele der Bewohner dieser Stadt waren und tatsächlich. Unter den Leichen der feindlichen Soldaten erkannte ich manch ein Gesicht wieder. Jetzt wusste ich, was mit den Stadtbewohnern passiert war. Die Alten, Frauen und die Kinder hatte man evakuiert und die Männer wurden Zwangsrekrutiert. In den Armeen der Hölle herrschte zu der Zeit, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Wurde doch sogar das südliche Königreich von einer Frau regiert, die auch nur Mädchen gekriegt hatte. Damals gab es sogar einen Orden, dem nur Frauen beitraten. Doch sobald es an Evakuierungen wegen einer feindlichen Armee ging, war die Sache klar: Nur Männer wurden zwangsrekrutiert. Frauen, soweit sie nicht in der Armee waren, Söldnerinnen, Magierinnen oder in einem Orden, mussten ebenfalls evakuiert werden. "Es ist dir auch aufgefallen." "Ja." Ich erhob mich und ließ mich von Belial von hinten umarmen. Unwillkürlich murrte ich und entzog mich ihm, dann drehte ich mich um. "Keine Umarmungen mehr, bis du das Ding da ausgezogen hast." "Was?" Er starrte mich an wie ein Kind, dem man den Loli weggenommen hat. Ich seufzte. "Wenn ich dich wegen der blauen Flecke die nächsten zwei Wochen aus dem Bett verbanne, wirst du dich noch mehr beklagen." Belial zuckte zusammen. Ich kicherte und streichelte ihm über die Wange. "Oh? Wer hat denn da getroffen?" Mir war die Verletzung auf der anderen nicht entgangen. Belial knurrte. "Mirrodin. Du bist aber auch nicht unverletzt." Als er das sagte, viel mir wieder alles ein. Ohne nachzudenken, holte ich aus. Das war das erste mal, das ich Belial eine Ohrfeige gab. Und ich lernte, dass mir eine Ohrfeige vermutlich mehr wehtat als ihm. Wie konnte ein Wesen aus Fleisch und Blut nur so einen harten Schädel haben? "Für was war das denn jetzt?" "Für deine Blindheit." "Äh?" "Lyra." "Was ist mit ihr?" "Sie ist tot." "Gut! Aber wieso Ohrfeigst du mich deswegen?" "Weil sie dich geliebt hat." "Ich weiß." Das brachte mich aus dem Konzept und ich starrte Belial mit offenem Mund an. Dann holte ich aus und ohrfeigte ihn noch mal. "OK. Das sollten wir nicht zu Gewohnheit werden lassen." "Nenn mir einen Grund warum." Statt zu antworten, trat er an mich heran, packte mich grob und küsste mich. Instinktiv erwiderte ich ihn und bemerkte zu spät, dass wir uns von der Straße in ein leeres Haus entfernten. Ich stöhnte und starrte Belial an. Er hockte auf einem Stuhl, während ich noch immer auf dem Tisch saß, auf den er mich bugsiert hatte. "Das war das erste und letzt Mal in Rüstung. Die blauen Flecke werden Wochenlang nicht weggehen." "Ich massier dich, wenn wir wieder daheim sind." "Oh! Das ist ein Angebot." Ich legte den Kopf schief und sah ihn an. "Also?" "Ich merkte Jahrelang nicht, was Lyra von mir wollte. Das erste mal merkte ich es vor etwa 400 Jahren. Also etwa 200 Jahre, bevor wir uns das erste mal begegneten. Ich hielt damals noch nicht viel von Frauen und mein Leben bestand aus kämpfen, studieren und lernen. Das meiste von dem Zeug hab ich schon wieder vergessen, kaum dass die Stunde vorbei war. Die Lehrer für magische Kräfte waren noch schlimmer." "Warum?" "Weil ich von Anfang an über Azrael Bescheid wusste." Das überraschte mich jetzt. Er lachte leise. Offenbar hatte er die Reaktion erwartet. "Er war ein wesentlich besserer Lehrer, als es die anderen je waren." "Und Lyra? Nein, warte! Ich ahne es. Du wusstest damals schon, dass wir kommen würden." "Ich ahnte es. Azrael sagte nichts gegen die Frauen, die ich mir für eine Nacht oder so suchte. Sobald ich es aber vorzog, über eine längere Verbindung nachzudenken, protestierte er." "Du dachtest wirklich bei Lyra über eine längere Beziehung nach?" "Sie ist, war, schön. Das dürfte dir nicht entgangen sein." "Allerdings nicht." Ich beschloss, Lyras...Erscheinung in unseren Kampf nicht zu erwähnen. Belial musste nicht alles wissen. Stöhnend streckte ich mich und bedachte meinen Ehemann mit einem finsteren Blick. Dann trat ich aus dem Haus. In der Ferne waren die Kampfgeräusche zu hören. Ich wandte mich um. "Wir müssen. Zeigen wir unseren Soldaten unsere Präsenz, sonst hauen die uns am Ende noch ab." "Ist gut." Belial kam aus dem Haus gestapft. Er küsste mich kurz, dann breitete er seine Flügel aus und stieg in die Luft. "Was ist?" "Ist ja gut." Auch ich stieg in die Höhe. Dann hielten wir beiden auf die Front zu. Belial: Um ehrlich zu sein, hätte ich freiwillig niemals so ohne weiteres über Lyra geredet. Oder über überhaupt irgendetwas, was vor dem ersten Treffen mit Miranda in meinem Leben passiert ist. In gewisser Weise, hatte ich erst angefangen zu leben, nachdem ich sie getroffen hatte. Aber wie auch immer. Wir näherten uns der Front und ließen uns knapp hinter den befehlshabenden Offizieren nieder. Ich wandte mich an einen General. Kaum sah er uns, ging er, wie auch alle Umstehenden, in die Knie. "Bericht." "Herr. Unser Vorankommen ist zäh aber erfolgreich. Der Widerstand ist hart, doch letztlich haben sie unserer zahlenmäßigen Überlegenheit nichts entgegenzusetzen." "Gut." "Herr?" "Ja?" "Die Kämpfe..." Es schien ihm unangenehm zu sein, zu fragen. Ich hob eine Augenbraue. Miranda kam mir aber zuvor. Oder erbarmte sie sich ihm? "Unsere Kämpfe waren erfolgreich." Er schien erleichtert. Dachte er vielleicht, wir wären Geister? Oder das wir davongelaufen wären? Er schien denselben Gedankengang verfolgt zu haben. denn plötzlich wurde er bleich. "Ich meinte nicht, also, ich würde niemals,.. verzeiht mir,... ." Ich hob eine Hand und brachte ihn so zum schweigen. "Das reicht jetzt. Entschuldigungen werden durch Taten und nicht durch Worte gezeigt." "Ja Herr. Ich habe verstanden Herr." Der General rappelte sich auf, verbeugte sich noch mal und eilte an die Front. Ich hörte, wie Miranda hinter mir schnaubte. "Warst du nicht etwas hart zu ihm? Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass du jede Entschuldigung mit Taten untermauert hättest." "Ach nein?" "Nein." "Ups." Miranda: Es dauerte zwar sehr lange, doch letztlich gelangten wir an das Tor der Festung. Hinter uns ließen wir eine Stadt aus Ruinen und Leichen zurück. "Wie passend." Ich sah Belial fragend an. Er blickte in den Himmel. Neugierig geworden, tat ich es ihm nach. Als wir heute Nach herkamen, war der Mond weiß. Jetzt leuchtete er in einem blutigen Rot. Ich verstand sofort, worauf Belial hinaus wollte. So etwas kam seinen Sinn für Theatralik zugute. Doch auch ich musste zugeben, dass es nicht unpassend war. Der Anblick wurde leider gestört, als sich zwei Gesandte stampfend auf uns zu bewegten. Ich rätselte, wie sie in ihrer Gestalt eigentlich ein solches Beben auslösen konnten. Vielleicht war Belial einfach nur ein kleiner Fehler unterlaufen. Oder ich bei so was zu empfindlich. Wer weiß. Belial hob eine Hand und die beiden Gesandten senkten ihre Köpfe. "Reißt das Tor ein." Kreischend machten sich die beiden Gesandten an die Arbeit. Als ich mich umdrehte erhaschte ich einen kurzen Blick darauf, dass die Kämpfe in der Stadt noch nicht vorbei waren. "Lass sie. So oder so, sind die Kämpfe für uns nur von Vorteil." "Ich weiß!" Mein Tonfall war beißender, als ich eigentlich wollte. Für ein paar Sekunden funkelten wir uns an, bis wir schließlich beide nervös lachten. "Entschuldige, ich bin ein bisschen nervös." "Geht mir genauso." Krachend und von den Anwesenden Feuerschützen und Finsternismagiern gedeckt, rissen die Gesandten das Tor ein. Plötzlich breitete sich eine dunkelgrüne Wolke aus, die aus dem Tor quoll. Ich hörte, wie Belial neben mir fluchte und auch mir schossen einige Ausdrücke durch den Kopf, ich sprach sie aber nicht aus. Tatsächlich hat mal jemand erwähnt, dass ich wesentlich würdevoller und erhabener sei, als Belial. Obwohl er eigentlich ja ein Prinz ist. Ehrlich gesagt hatte diese Person recht. Allerdings musste ich mich auch erst davon überzeugen lassen. Aber, wenn ich mir so mehrere direkte Vergleiche vorstelle, dann ja, doch, bin ich wirklich so. Genug der Selbstschmeichelei. "Zieht euch zurück!" Fürs erste hatte seine Familie uns den Weg versperrt. "Was tun wir jetzt?" "Ich überlege noch. Wenn ich wüsste, durch was diese Wolke am laufen gehalten wird, würde ich Champions und Berserker reinschicken. So macht das aber keinen Sinn." "Es gibt keinen, der uns von drinnen weiterhelfen könnte?" "Ich überlege noch." Ich zögerte. In meinem Kopf formte sich eine Idee, die vielleicht gelingen mochte. Andererseits würde sie Belial in den Wahnsinn treiben. Aber vielleicht würde es funktionieren. "Ich werde gehen." "Nein!" "Es ist..." "NEIN!" Ich zuckte zusammen uns starrte Belial an. Er sah mich mit einem Blick an, der Wahnsinn recht nahe kam. Dabei hatte ich es nicht mal ernst gemeint, als ich sagte, dass diese Idee ihn in den Wahnsinn treiben würde. Aber da war noch etwas anderes. Angst. Pure Angst. Aber wovor? "Wenn du erwischt wirst..." "Traust du mir das nicht zu?" "Weißt du, was sie mit Gefangenen machen?" "Die werden gerne mal für schwere körperliche Arbeiten hergenommen." "Die Männlichen." Ich schluckte. Das Gespräch nahm eine Wendung, die mir nicht wirklich gefiel. "Und die Weiblichen?" Insgeheim hoffte ich auf Hausarbeiten. "Spielzeug für die Soldaten." Mir klappte der Mund auf. Außerdem beschlich mich ein leiser Verdacht. "Nach Wunsch auch für Prinzen?" Er zuckte zusammen. Volltreffer. Ich wusste nicht, ob ich wütend, enttäuscht oder froh sein sollte. Letztlich entschloss ich mich zu von allem ein wenig. "Wie oft?" "Acht- oder Neunmal." "Bitte?" "Na ja, Satan nur siebenmal oder so." Einzig die Anwesenheit der Soldaten, auch wenn uns grade keiner zusah, verhinderte, dass ich ihm noch mal eine scheuerte. "Darüber reden wir, wenn wir daheim sind. Und glaub ja nicht, dass ich Kala irgendetwas verschweigen werde." "Ist gut Schatz." Plötzlich, wie aus dem nichts, überfiel uns beide das Bild einer, im Bett liegenden, schreienden Kala, während mehrere Frauen um sie herum standen. Kala schwitze und spreizte die Beine. Genauso schnell war es wieder verschwunden und wir sahen uns an. "Es kommt." "Ja." "Wir müssen..." "Wir können nicht." "Verdammt!" Auf einmal erhob sich von innerhalb der Burg lautes Geschrei. In nächsten Moment gab es eine Explosion und die grüne Wolke verschwand. Wir sahen uns unsicher an. Durch den Qualm der Explosion schoss etwas und grub sich vor uns in den Boden. Es war ein Pfeil, an dem eine Nachricht befestigt war. Belial beugte sich runter und nahm die Nachricht, las sie durch und grinste. "Gute Nachrichten?" "Ja." Er wandte sich um. "ALLES BEREITMACHEN! WIR STÜRMEN JETZT DIE BURG!" Ich sah ihm nach und bemerkte, dass er die Nachricht fallengelassen hatte. Neugier ist vielleicht nicht schön, aber ich konnte mich noch nie dagegen wehren. Auf der Nachricht waren nur fünf Worte: Für all die goldenen Jahre. Ich starrte die Nachricht an. Nach ein paar Sekunden kam mir die Erleuchtung und ich seufzte. Die Nachricht stammte von den Bandenchefs, die mit seiner Hilfe mal goldene Jahre gefeiert hatten. Natürlich lange bevor ich da war. Hab nie einen von denen getroffen, glaub aber, dass sie mich nicht mochten. Schließlich schmälerte mein auftauchen den Gewinn, den sie mit Belial machen konnten. Ich seufzte noch mal und eilte Belial nach. Belial: Mit Miranda an meiner Seite, stürmte ich an der Spitze meiner Männer durch das zerstörte Torhaus. Innerhalb herrschte Chaos. Offenbar hatten unsere Wohltäter so einiges angestellt. Bevor die feindlichen Soldaten wussten, wie ihnen geschah, hatten wir schon die Hälfte erledigt. Auf Mirandas Rat hin, stellte ich die übrig gebliebenen vor die Wahl zu sterben oder aufzugeben. Die Wahl war einstimmig und ich stelle knapp zwei Dutzend Soldaten ab, um die Gefangenen zu bewachen. Dann stürmten wir durch das Tor des Palastes. Dort war man allerdings auf uns vorbereitet. Knapp zwei dutzend Schützen unterschiedlichster Art, warteten auf uns. Ich fasste das gesehene noch ins Auge, da hörte ich schon den Feuerbefehl und handelte instinktiv: Ich schnappte mir Miranda und wir suchten hinter einer Säule Deckung. Davon gab es in der Eingangshalle sechs Stück. Sie waren alle quadratisch, grau und reichten bis zur Decke. Der Boden war schwarz-weiß Kariert und ein dünner, hellroter Teppich ging vom Eingangstor aus. Nach etwa zwei Dutzend Metern führten fast 100 Stufen nach oben. Von diesen Hundert Stufen kam der fliegende Tod. Noch ein paar weitere Soldaten waren so flink und nutzten die Säulen. Für die meisten allerdings, war an diesem Punkt das Leben beendet. Plötzlich stürmten zwei Minotauren herein und rannten, brüllend und ihre Hämmer schwingend auf die feindlichen Schützen zu. Die Magier darunter teleportierten sich davon, die anderen wurden unter den Hämmern zu Muss geklopft. Ich ignorierte die Schreie und sprang aus der Säule. "WEITER!" Miranda knapp hinter mir und einige Dutzend Soldaten hinter uns, rannte ich durch die Gänge. Mein Ziel war der Thronsaal. Miranda: Ich rannte knapp hinter Belial durch die Gänge. Ein kleiner Teil von mir war aber immer noch geschockt, denn, wenn Belial mich nicht rechtzeitig weggezogen hätte, wäre ich wohl von einem Geschoss erwischt worden. Plötzlich spürte ich eine leichte Erschütterung im Boden, die von links, aus den Zimmern, an denen wir vorbei rannten, kam. Unsere Soldaten schwärmten in der Festung aus und weitere drängten durch das Haupttor. Die Erschütterungen wurden stärker. "Belial!" Ich beschleunigte und machte einen Hechtsprung. Auf diese Art brachte ich Belial und mich zu Fall. Er starrte mich überrascht an. Zweifellos war ihm nicht klar, warum ich das getan hatte. Genau in diesem Moment brach eine gigantische Axt durch die Wand. Wenn wir weiter gerannt wären, wären in glatt in zwei Hälften geteilt worden. Hinter der Wand erklang heißeres Gebrüll und ich erspähte einen plumpen Kopf mit großen Reiszähnen und einem wütenden, roten Auge. Ein Zyklop. Plötzlich hörte ich weitere Brüllen. Belial und ich starrten uns an. Der Zyklop schnaufte und schwang wieder seine Axt. Wie aus dem nichts brach ein Gesandter durch die rechte Seite, die Außenmauer und rammte den Zyklopen aus vollem Lauf. Beide Kreaturen schwankten und fielen zu Boden. Belial rappelte sich auf und auch ich erhob mich. "Weiter!" Hinter uns konnte ich die beiden riesigen Wesen miteinander kämpfen hören. Wir rannten um eine Biegung und vor uns erschienen die großen, vergoldeten, schwarzen Türen zum Thronsaal. Ich drehte den Kopf zur Seite, um einen Blick nach hinten zu werfen. Wir waren allein auf weiter Flur. "Belial! Warte!" Belial blieb schnaufend stehen. Auch ich atmete schwer. Er sah mich fragend an. Ich wieß lediglich mit dem Daumen nach hinten. Seine Augen weiteten sich. "Wir sind allein!" "Allerdings." Einen kurzen Moment lang sahen wir uns an. Dann trat Belial plötzlich an mich ran, nahm mein Gesicht sanft in seine Hände und küsste mich. "Ich liebe dich." Meine Sinne bekam ich erst wieder beisammen, als Belial knarrend die großen Türflügel aufstieß. Belials Liebe drückt sich durch Taten, nicht durch Worte aus. Jetzt so einfach gesagt zu bekommen, dass, also wie aus dem Nichts diese drei Worte gesagt zu bekommen, ist bei ihm...! Machen wir weiter. Die große Halle war schwach beleuchtet. Trotzdem war Belials Vater auf dem großen, Obsidian- und Goldverzierten Thron aus Marmor, gut zu erkennen. Plötzlich befiel mich ein ungutes Gefühl. Ich sah, wie Belials Vater seinen rechten Fuß leicht bewegte. Der Boden brach unter mir weg und ich rauschte mit einem Aufschrei in die Tiefe. Der Schacht war zu eng, um meine Flügel zu entfalten und bevor ich auf die Idee kam, irgendwie anders meinen Fall zu stoppen, war ich schon unten angekommen. Ich landete auf einem großen Haufen alter Knochen und zischte durch die zusammengebissenen Zähne, als ein alter, Morscher Knochen an meiner rechten Hüfte streifte und einen blutigen Striemen hinterließ. Murrend richtete ich mich auf und sah mich um. Zumindest, wenn es etwas zu sehen gegeben hätte. Tatsächlich war alles Dunkel. Auf einmal hörte ich ein Kichern. Ich erstarrte. Dieses Kichern war mir nicht unvertraut. Ganz im Gegenteil. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie hier wäre. Hier unten irgendwo, lauerte Belials zuletzt von seiner Familie bestimmte Verlobte. Belial: Ich fuhr herum, als ich Miranda schreien hörte und sah das Loch im Boden. Gerade da, wo sie vorher noch gestanden war. Aber bevor ich irgendetwas tun konnte, schloss sich das Loch wieder. Wütend fuhr ich zu meinem Vater herum. Doch bevor ich etwas sagen konnte, ertönte schon seine Stimme. "Spar dir das Sohn. Niemand wird uns stören. Außerdem wird sie, wenn du zu Recht so große Stücke auf sie hältst, kein großen Probleme mit ihr haben." "Ihr?" "Sie war nicht gerade erfreut, als sie erfuhr, dass du statt ihr, zwei andere Frauen geheiratet hast." "Woher wisst ihr das denn?" "Eine Frau war da. Ich habe sie nie gesehen, doch sie sprach mit solcher Überzeugung, dass wir ihr glauben mussten. Sie redete von der Heirat, von der Schwangerschaft des Menschenmädchens und von deinem Versprechen, deine Familie auszulöschen, bevor das Kind geboren wird. Obwohl du nicht mal weißt, ob es deins ist oder das deines Bruders." Ich knurrte. Mein Vater ignorierte es. Doch schien er auf einmal von was anderem zu sprechen. "Alle meine Söhne sind missraten. Der eine würde alle tun, um König zu werden. Zwei sind Feiglinge und fliehen, anstatt sich zum Kampf zu stellen. Doch der Schlimmste von allen bist du. Du mordest wegen zwei Frauen, die deiner nicht würdig sind, deine ganze Familie. Dein ganzes Volk! Schließlich ist eine von ihnen nicht mal eine von uns!" "Das stimm, Kala wurde als Mensch geboren. Doch inzwischen ist mehr Dämon als Mensch. Doch, was muss ich hören? Leviathan und Lucifer sind geflohen?" "Ja. Als sie hörten, dass es zum Angriff kommen würde, waren die beiden keine Woche später weg. Ich hätte es wissen müssen. Von Anfang an waren sie gegen die Maßnahme, Satan zu diesem Mädchen zu schicken." Eine Augenbraue von mir wanderte nach oben. Wenn das, was er sagte stimmte, würde ich mir das mit dem Tod der beiden noch mal überlegen. Vielleicht würde ich ja ein Auge zudrücken. Bei der ersten Begegnung. Meinem Vater schien die Lust auf ein Gespräch vergangen zu sein. "Genug jetzt. Es wird Zeit, dass der Vater den aufmüpfigen Sohn bestraft, so wie es sich gehört." Er erhob sich von seinem Thron klopfte mit seinem allgegenwärtigen Gehstock auf den Boden. Ich ließ meine Axt erscheinen und ging in Stellung. Miranda: Das Kichern ertönte wieder und mir fiel siedendheiß ein, dass ich nicht wusste, ob und was für magische Kräfte seine Verlobte besaß. Aber offenbar bereitete es ihr keine Schwierigkeiten, hier unten zu sehen. Ganz anders als mir, die hier unten, im Finstern, so ganz ohne jegliche Lichtquelle praktisch blind war. Es kicherte wieder. Diesmal näher. "Ich werde dich töten." Ich wusste für ein paar Sekunden nicht. ob ich antworten sollte. Tat es dann aber doch. "Das haben schon andere versucht." "JA! Aber ich werde Erfolg haben!" "Wie kommst du darauf?" Als Antwort spürte ich plötzlich einen stechenden Schmerz im rechten Oberarm. Ich tastete und fand einen alten, abgebrochenen Knochen. Ich hörte es wieder Kichern. Plötzlich flammten Lichter auf und ich sah, dass der Ort, wo ich war, in Wahrheit eine Halle war, die es an Größe durchaus mit dem Thronsaal, der bei einer Quadratmeterzahl von 2500 doch schon beinahe gigantisch war, mithalten konnte. Gestützt wurde das ganze von fünf Säulen, die erst beim zweiten Blick freimachten, dass sie Pentagrammförmig aufgestellt waren. In der Mitte stand noch eine sechste Säule, doch die war abgebrochen und darauf hockte sie. Ihr langes, grünes Haar war verfilzt, ihr Körper dürr und ihre Kleidung bestand bloß noch aus ein paar Lappen. In ihren Augen brannte der Wahnsinn und ihre Finger- und Zehennägel waren gut und gerne an vier Zentimeter lang. Sie schnippte einmal mit den Finger, keine Ahnung, wie sie das bei den Fingernägeln hinbekam und ein halbes Dutzend Knochen erhob sich hinter ihr in die Luft. Ich schluckte. Sie grinste und deutete auf den Boden. Ich linste hinunter und erschrak. Der ganze Boden der Halle war übersäht mit Knochen jeglicher Art. Sie kicherte wieder und kratzte. mit ihren Fingernägeln an der Säule, auf der sie saß. Putz ging ab und darunter sah ich ebenfalls Knochen schimmern. Und nirgendwo Wasser mit dem ich arbeiten könnte. Es erst aus der Luft zu holen dauerte ein, zwei Sekunden. Zeit, die ich unter Umständen nicht hatte. Belial: Mein Vater klopfte einmal mit seinem Stock auf den Boden. Mehrere Fließen lösten sich und schossen auf mich zu. Ich errichtete eine Kugel aus Dunkelheit. Die Fließen tauchten hinein und schossen auf der anderen Seite wieder hinaus. Mich hatten sie nicht berührt. Ich peitschte meinen rechten Arm nach vorne. Die Kugel teilte sich in mehrere Scheiben und alle schossen auf meinen Vater zu. Er klopfte wieder mit seinem Stock auf den Boden und eine dicke Steinwand schoss aus der Erde hoch. Plötzlich teilte sich die Steinwand in Dutzende von Blöcken auf, die auf mich zuschossen. Ich erschuf wieder die Kugel, als plötzlich der Boden nachgab. Die Kugel flackerte und löste sich auf. Nur ein Hechtsprung aus dem Stand rettete mich vor dem Beschuss. Die Blöcke rissen die große Tür aus den Angeln und die Flügel fielen donnernd zu Boden. Aus dem Hechtsprung heraus, schoss ich auf meinen Vater zu, die Flügel hinter mir ausgebreitet. Er nahm seinen Stock und schwang ihn nach mir. Ich ließ meine Axt erscheinen und schwang sie ebenfalls. Beide Waffen krachten aufeinander und erzeugten eine Druckwelle. Fenster wurde zerstört, zwei Säulen fielen um und im Boden bereiteten sich Spinnennetzartig tiefe Risse aus. Ich stieß mich ab und landete mit einem Rückwärtssalto knapp zwölf Meter von meinem Vater entfernt. Dieser lies seinen Stock wie ein Rad kreisen und all die kleinen Gesteinsbrocken sammelten sich an den beiden Enden. Dann ließ mein Vater den Stab los. Er schwebte und drehte sich weiter in der Luft. Ich sammelte Energie an den Spitzen meiner sechs Flügel. Dann nahm ich meine Axt in beide Hände und hielt sie vor mich. Die Energie ging auf direktem Weg von den Enden zu den beiden Spitzen meiner Axt und sammelte sich dort. Zwei schwarze Kugeln entstanden. Mein Vater holte mit der rechten Hand weit aus. Er setzte sogar den rechten Fuß zurück. Ich hob meine Axt über meinen Kopf. Ich schwang meine Axt und im selben Augenblick schlug mein Vater zu. Von seinem Stab löste sich ein Tornado aus kleinen Felsbrocken, der mit der Energie von meiner Axt zusammenprallte. Eine gewaltige Explosion entstand, die Turmhoch in den Himmel stieg. Sie fegte ein Loch durch das Dach und die Druckwelle schleuderte uns beide davon. Meine Axt hieb ich in den Boden und bremste so. Als ich wieder aufschaute merkte ich, dass ich mit meiner Axt gut und gerne einen zwölf Meter langen Spalt gerissen hatte. Mein Vater erhob sich und schob den umgestürzten Thron beiseite. Ein dünnes Rinnsal Blut floss über sein rechtes Auge. Er knurrte und streckte die Hand aus. Sein Stab kam zu ihm geflogen und er nahm ihn so, dass die beiden Enden in einer flachen Hand lagen. Dann presste er seine Hände zusammen und zerstörte so den Stab. Ich starrte ihn verwirrt an und spannte mich an. Falls jetzt irgendetwas kommen sollte, musste ich bereit sein. Tatsächlich kam etwas, wenn auch anders, als ich gedacht hatte. Mein Vater änderte seine Haltung. Seine Muskeln spannten sich, wurden größer. Alles, was er am Oberkörper trug, zerriss und er zog die Hände langsam auseinander. Adern traten hervor. Die magische Energie, die seinem Körper entströmte, war deutlich zu sehen. Plötzlich wusste ich, was kommen würde. Mein Vater setzt seine andere Gestalt frei. Er legte seinen Kopf in den Nacken und brüllte. Dann begann er größer zu werden. Ein Kranz aus Hörnern wuchs aus seiner Stirn wie eine Krone. Sein ganzer Körper wurde von einer Schicht grauen Felsens überzogen und er durchbrach die Decke. Auf einmal riss er die Arme hoch und fegte so das halbe Dach weg. Der leuchtend rote Mondschein flutete herein. Ich stieß mich vom Boden ab und rauschte auf meinen Vater zu. Plötzlich wurde ich von links getroffen und trudelte mehrere Dutzend Meter weit weg. Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, ich schwebte so zwei Meter übe dem Boden, sah ich, wie mein Vater grade einen Teil der Mauer wegfegte. Das war schon immer sein Problem gewesen: Wenn er wütend wurde, zerstörte er erstmal ein paar Sachen. Bloß hatte ich ihn noch nie so wütend erlebt. Er stampfte einmal mit dem Fuß auf, das Beben war wohl in der ganzen Stadt zu spüren und über mir beugten sich die Häuser zu mir. Wie ein Pfeil schoss ich nach oben. Mehrere Dutzend Meter über dem Boden blieb ich stehen. Dort fasste ich meinen Vater ins Auge. Nebenbei hoffte ich inständig, das Miranda bei den ganzen Erschütterungen nichts passiert war. Mein Vater breitete die Arme aus, die Handflächen nach unten. Ich hörte, wie er summte und mehrere hausgroße Trümmerstücke erhoben sich vom Boden. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Magische Energie durchflutete mich und sammelte sich in meiner Axt. Ich hob sie über meinen Kopf. Mein Vater riss die Arme nach vorn und die Stücke flogen auf mich zu. Ich schlug mit den Flügeln, raste nach vorne und drehte mich um mich selbst. Dadurch entstand ein gigantischer schwarzer Wirbel, auf den die Trümmerstücke trafen. Mein Wirbel durchbrach die Barriere und die Trümmer wurden Meilenweit verstreut. Bevor mein Vater reagieren konnte, traf ihn der Wirbel an der Brust und er setzte gerade mal mit dem rechten Fuß zurück. Ich befand mich jetzt genau vor seiner Brust und holte noch mal mit der Axt aus. Im Moment wünschte ich mir aber viel mehr einen Pickel oder etwas in der Art. Vor allem, da meine Axt nicht viel mehr als einen Kratzer zurückließ, der meinen Vater gerade mal auf mich aufmerksam werden ließ. Ich starrte nach oben und beging den Fehler, seinen rechten, zurückgesetzten Fuß zu vergessen. Der schnellte nach oben und beförderte mich in ungeahnte Höhen. Bevor ich Kontrolle wieder erlangen konnte, hatte ich schon gut mehrere Hundert Meter zurückgelegt. Ich war soweit oben, dass es sogar schwer fiel zu atmen. Ich sank tiefer und vergrößerte meine Flügel. Mein Vater hob einen Arm und bildete einen dicken Schild aus Fels, der sich wie eine Kuppel formte. Meine Flügel bogen sich nach hinten. Dann ließ ich sie nach vorne schnellen. Tausende von schwarzen Federn schossen davon. Ihre pure Masse durchbrach den Schild und zwang meinen Vater zu Boden. Ich packte meine Axt mit beiden Händen, sauste auf ihn zu und begann mich zu drehen. So entfachte ich einen gewaltigen Sturm, der auf meinen Vater zubrauste. Doch mit einer Schnelligkeit, die ich bei ihm nie für möglich gehalten hätte, kam mein Vater aus einer liegenden Position in den Handstand, sprang ab und kam fast hundertfünfzig Meter weiter wieder auf. Außerhalb der Stadt. Sein Aufprall erzeugte ein Beben und ich sah, wie ein Teil des Palastes einstürzte. Alles in meinem inneren verkrampfte sich. Aber ich hatte keine Zeit, mich um Miranda zu kümmern. Zuerst musste mein Vater sterben. Ich stieg wieder in die Höhe, mein Wirbel hatte einen großen Krater in der Stadt verursacht und schoss auf meinen Vater zu. Der holte mit seiner rechten Faust aus. Ich steigerte meine magischen Energien soweit, dass ich wie ein schwarzer Komet dahin schoss. Die Faust meines Vaters schoss nach vorne. Wir trafen uns in der Luft. Für einen kurzen Moment waren wir gleich. Dann begann die Faust meines Vaters zu bröckeln. Ich schoss durch die Faust und dann durch seine Brust. Mein Vater brüllte, das ich glaubte, mir würde das Trommelfell platzen. Erschöpft verlor ich für einen Sekunde die Kontrolle. Bevor ich es merkte, war ich fast fünf Meter nach unten gesackt. Meine Rüstung war ziemlich ramponiert worden. Ich schüttelte den Kopf und fing mich wieder. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass es vorbei war. Doch das konnte ich nicht. Ich fühlte mich nicht traurig oder so. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich, nun, es ist nicht wirklich zu beschreiben. Wie jemand, der eine Aufgabe zum Teil erledigt hat, der aber noch nicht mal weiß, dass es nur ein Teil war. Er weiß aber, dass noch irgendetwas fehlt. Oder so ähnlich. Ich schoss zum Palast zurück. Hoffend, dass es Miranda gut ging. Hinter mir zerbrach mein Vater in hunderte von Teilen. Miranda: Sie schnippte noch mal und die Knochen schossen auf mich zu. Ich brachte mich mit einem Hechtsprung hinter einer Säule in Sicherheit. Zumindest vorübergehend. Die Knochen schlugen neben mir in der Wand ein und ich spürte eine Erschütterung in meinem Rücken. Ich ließ mich fallen und nur Zentimeter über meinem Gesicht schoss ein Knochen aus der Säule. Sie kicherte wieder. Ich rollte mich Seitwärts ab und schoss auf sie zu. Meine linke Hand zur Faust geballt. Sie zog nur gelangweilt eine Augenbraue hoch und wedelte mit einer Hand. Mehrere Dutzend Knochen bildeten vor ihr eine Wand. Ich lächelte und sie starrte mich an. "Ich hatte gar nicht vor, dich zu schlagen." "Äh?" In der Sekunde schlug ich auf den Boden. Knochen flogen umher, die Erde bebte und der Boden riss auf. Mit einem gewaltigen Rauschen versanken Hunderte von Knochen in der Tiefe. Wir starrten ihnen beide ungläubig hinterher. Ich hatte nicht erwartet, dass mein Schlag soviel Wirkung zeigen würde. Plötzlich kam etwas nach oben geschossen. Etwas leuchtendes, Oranges und heißes! Sie sprang mit einem Kreischen von der Säule und ich stolperte rückwärts. Eine gewaltige Magmafontäne schoss empor und tausende von winzig kleinen Tropfen verteilten sich im Raum. Ich konnte sie vor Schmerzen schreien hören, doch auch ich schrie. Mehrere Tropfen landeten auf meinem Körper und es war pures Glück, dass ich nichts im Gesicht abbekam. Plötzlich bebte die Erde wieder und noch mehr risse bildeten sich. Ehe ich reagieren konnte, brach der Boden weg und ich stürzte mit ihr und einigen Hundert Knochen, in die Tiefe. Schon wieder konnte ich meine Flügel nicht ausbreiten, diesmal wegen den ganzen fallenden Knochen. Aus irgendeinem Grund wurde es wärmer. "Das gibts nicht." Als ich sie hörte, wandte ich mich um. Mir klappte der Mund auf. Wir fielen in eine gigantische Höhle. Genauer gesagt, war es ein riesiger Magmasee, aus dem einige Säulen heraufragten. Plötzlich fiel mir etwas auf und ich runzelte die Stirn. Die Säulen waren Pentagrammförmig angelegt und eine weitere in der Mitte, war gesprungen. Konnte es sein? Plötzlich rauschte die Gesprungene Säule an mir vorbei und fiel genau auf die andere. "Verstehe." Ich breitete meine Flügel aus und wich den fallenden Gegenständen aus. Dann flog ich aus dem Fallbereich hinaus. Neben den Säulen gab es noch mehrere schwimmende Felsplatten, die auf dem See trieben. Inzwischen war sie auf der abgebrochenen Säule gelandet. Ich hörte ihre Schreie bis hier oben. Plötzlich war es mir klar: Sie konnte nicht fliegen. Was sie allerdings nicht daran hinderte, mich nicht Knochen zu bewerfen, von denen sie immer noch sehr viele hatte. Jetzt allerdings, war das ausweichen für mich kein Problem mehr. Plötzlich führte sie ein Art Tanz auf. Dazu intonierte sie einen seltsamen Gesang. Ich fragte mich ernsthaft, ob sie jetzt komplett verrückt geworden war. Dann veränderte sich ihre Gestalt. Knochen traten hervor, Haare fielen aus. Ihre Kleidung viel runter und ihre Haut platzte auf. Mir klappte der Mund auf. Vor mir erhob sich eine geflügelte Schlange mit vier Armen, die nur aus Knochen bestand. Sie hob ab und schoss auf mich zu. Ich ließ mich fallen und sie flog über mir vorbei. Doch ich übersah den langen Schwanz, der mir schmerzhaft in den Rücken krachte. Ich knirschte mit den Zähnen. Die Schlang wendete und schoss wieder auf mich zu. Sie sperrte ihr Maul auf und schoss eine Luftkugel heraus. Ich schoss nach oben und die Schlang kam mir nach. Nicht mal auf eine größere Beweglichkeit konnte ich bauen. So schnell wie ich war sie auch. Auf einmal kam mir eine Idee, die vielleicht funktionieren konnte. Ich drehte um und schoss auf die Lava zu. Die Schlange brüllend hinterher. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein fragte ich mich, wie ein Vieh, dass nur aus Knochen bestand, brüllen konnte. Plötzlich machte ich kehrt und schoss auf die Schlange zu. Die sperrte ihr Maul auf und ich schoss durch sie hindurch. Sie brüllte und wandte sich um. In der Sekunde schoss ich wieder nach unten, den rechten Fuß gestreckt und den linken gewinkelt. Ich traf die Schlange auf dem Kopf und beförderte sie in den See. Bei der Aktion wäre mein rechter Fuß auch beinahe Baden gegangen. Ich raste auf die abgebrochene Säule und landete dort. Die Schlang versank mit einer Fontäne im See. Die Flutwelle ließ mehrere Steinplatten kurzzeitig untergehen. Wer denkt, ich hätte gewonnen, der freut sich zu früh. Auf einmal erbebte die Säule und stürzte zusammen. Ich erhob mich fluchend und sah zu, wie die Säule versank. Plötzlich schoss etwas aus dem See auf mich zu und ich konnte nur im letzten Moment ausweichen. Dieses etwas schoss auf eine Säule zu, schlängelte sich herum und ich starrte es an. Die Schlange war überzogen von einer Schicht aus Lava. Sie öffnete den Mund und schoss mehrere Magmabälle. Das ausweichen wurde wesentlich schwieriger für mich. Ich streckte meinen rechten Arm aus. Wasser sammelte sich. Zwar war es größtenteils eher mein Schweiß, ich war wirklich schweißnass, aber es funktionierte trotzdem. Ich richtete die Kugel auf die Schlange und schoss ab. Die Schlange schoss einen Magmaball ab. Beide trafen aufeinander und explodierten. Plötzlich rauschte etwas durch die Explosion heran. Die Schlange traf mich mit voller Wucht und meine Rüstung wurde komplett zerfetzt. Mir blieb die Luft weg und ich konnte nichts tun, als sie mich in den Magmasee schmiss. Über mir konnte ich gluckerndes Schreien hören dann tauchte ich ein. Langsam öffnete ich die Augen. Ich trieb in Magma! Aber es machte mir nichts aus! Ich brachte mich in senkrechte Position und sank langsam tiefer. Irgendwann kamen meine Füße auf dem Grund auf. Ich ließ mit einem Schlag sämtliche magische Energie, die ich hatte aufflammen. Der See explodierte. Die Schlange kreischte und starrte mich an. Ich starrte zurück und für einen kurzen Moment sah ich, wie sie mich jetzt sah. Ich sah aus wie immer. Nur meine Augen waren zwei rotglühende Flächen und ich war nackt. Dann war es vorbei und ich sah die Schlange wieder. Ich winkelte meine Knie leicht an und stieß mich ab. Ich rauschte auf die Schlange zu, streckte meine Arme aus und drehte mich. Magma schoss auf mich zu und wirbelte wie bei einem Tornado um mich. Die Schlange kreischte wieder und wandte sich um. Offenbar in der Absicht zu fliehen, doch plötzlich stoppte sie. Ich hielt die Lava um ihren Körper mit einem Gedanken fest. Ich holte mit der linken Faust aus. Ich traf sie am Kopf und der gesamte Körper barst. Die Magma schoss weiter wirbelnd davon, durchbrach eine Säule und bohrte sich in die Felswand. Bevor ich es merkte, war ich nach unten gesackt. Ich schüttelte den Kopf und schwebte langsam nach oben. Irgendwann kam ich im Palast wieder raus. Dort schnappte ich mir einen noch halbwegs heilen Vorhang, schlang ihn um mich und setzte mich auf einen Stein. Dann kam Belial schon angeflogen. Er sah ziemlich ramponiert aus. Er landete neben mir. "Alles in Ordnung?" Wortlos wies ich neben mich. Er setzte sich, ich lehnte mich an, die Rüstung war mir egal und schloss die Augen. Belial: Ich sah durch das zerstörte Dach des Palastes nach oben in den Himmel. Es waren keine Wolken zu sehen und die Sterne funkelten. Ich konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Verdammt, ich war müde! Instinktiv packte ich Miranda und riss sie mit mir nach vorne. Sie ließ einen überraschten Aufschrei ertönen und dort, wo wir uns gerade noch befanden, stand er. Mein Großvater. Aber er war nicht mehr der alte, dicke und perverse Kerl, den ich kannte. Er trug eine schwarz-rote Plattenrüstung und stützte sich auf einen großen, zweihändigen Hammer. Der Hammerkopf erinnerte mich an ein 10 Liter Fass. War vermutlich ein dicker Metallbrocken. Seine einst schwarzen Haare waren wieder weiß und sein riesiger Wanst hatte sich auf riesige Muskeln verteilt. Anders konnte ich mir die Veränderung nicht erklären. Hinter mir hielt sich Miranda stöhnend den Kopf. "Belial! Warn mich das nächste mal vor, bevor du...!" Sie starrte meinen Großvater an. "Wer bist du?" "Luciffer." "Der ist alt, fett und pervers." Ich sollte mich vielleicht mal einmischen. Auch wenn das hier im Moment wirklich Spaß machte. "Er ist es wirklich. So hat er früher ausgesehen." "Verstehe." Sie setzte sich auf einen anderen Stein. Ich sah sie verwundert an. Ob ihrs glaubt oder nicht, ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. Das sah ich fast nie! "Ich hab unter der Decke nichts an." Stille. "Echt?" Sie funkelte mich an. "Glaubst du, das sag ich zum Spaß? Ich werd doch nicht nackt kämpfen!" "Verstanden!" "Unglaublich." "Was meinst du?" "Unglaublich, dass ihr soweit gekommen seit. Aber." "Aber?" "GENAU DAS HAB ICH VON DEMJENIGEN ERWARTET DER SCHON IMMER STÄRKER WAR ALS DIE ANDEREN!" "Was?" "Glaubst du denn, ich hätten nicht mitbekommen? Glaubst du denn, ich hätte mich von der Welt abgewendet? Nein! Ich habe das Treiben meiner Kinder genau verfolgt! Ihre Gier, ihre Selbstsucht, ihre Unfähigkeit!" "Unfähigkeit?" "JA! Unfähig mit einem rebellierenden Kind fertig zu werden! Gestritten haben sie sich! Gezankt als ob sie selbst Kinder wären! Aber das wusste ich schon vor langer Zeit. Also begann ich mich darum zu kümmern." Ich wollte nichts sagen. Konnte nichts sagen. Er sollte weiterreden. "Es fiel mir nicht sonderlich schwer, die Personen ausfindig zu machen, die ich brauchte. Ich wusste, wie ich die Steine setzen musste, damit sie rollten wie sie sollten. Ich wusste was es brauchte, um das zu erreichen was ich wollte. Ich suchte und suchte und fand zwei Personen, doch es waren nicht alle. Und sie kannten sich nicht. Ich musste dafür sorgen, dass ihre erste Begegnung bindend war!" Mir kam ein Verdacht. "Ich musste dafür sorgen, dass bestimmte Personen sich trafen!" Er hielt inne und atmete schwer. Es schien, als ob er das schon lange loswerden wollte. "Deinen Vater zu überreden, dich zu schicken war nicht schwer. Es passte ohnehin, würde es dich doch für einige Wochen aus der Stadt fernhalten. Doch ich ging auf Nummer sicher. Die Streuner zu bezahlen, damit sie ein bestimmtes Mädchen entführten war nicht schwer. Nur zu gern wurden sie für etwas bezahlt, was sie ohnehin gerne taten." Ich hörte Mirandas Knurren. In mir selbst machte sich etwas wie Fassungslosigkeit breit. Doch das war es noch nicht. "Ihr zwei habt euch getroffen, doch etwas stimmte nicht. Es lief alles anders, als es geplant war. Ihr habt eure Gefühle füreinander verborgen! Jahrhunderte ging es so und ich verzweifelte langsam. Dann tauchte unvermittelt sie auf. Doch an einem völlig falschen Ort!! In der Welt der Menschen! Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um euch zusammenzuführen! Schließlich erfuhr ich von den Prüfungen der Dämonenbeschwörer. Da hatte ich meine Chance. Ich gab einem der Beschwörer deinen Namen und es war ein Erfolg! Du wurdest gerufen und der Pakt trat in Kraft! Dann hast du sie getroffen und das Trio war komplett! Ich wartete und wurde nicht enttäuscht. Letztlich kam es zum Bruch und ich bereitete mich vor. Mir war klar, dass nur ihr es schaffen konntet. Ihr musstet beweisen, wie stark ihr seid." "Was soll das heißen?" "Doch eure Zeit ist abgelaufen Meister. Ich werde diese Körper töten und eure Macht aufnehmen. Ich werde über alle Welten herrschen, so wie es schon immer hätte sein sollen!" In meinem inneren brüllte Azrael vor Zorn. "Eine Frage." "Hm?" "Ich habe heute meine beiden jüngeren Brüder vermisst. Wollten sie sich nicht an dem Spaß beteiligen?" "Was glaubst du, wie ich mich verjüngt habe?" ich knurrte wieder. Dann lächelte ich. "Nun, wenn das so ist, gibts ja keine Probleme mehr." "Ach ja?" "Aber ja! Ich muss nur noch dich töten, dann können wir nach Hause." "Und du glaubst, das ist so einfach?" "Ich glaube nicht. Ich weiß." Er sah mich an und lachte. Er lachte bis ihm die Tränen kamen, er fast in die Knie ging und sich den Bauch hielt. Dann sah er mich grinsend an. "Glaubst du denn, ich bin so leicht zu schlagen? Aber, warum nicht? Lassen wir es darauf ankommen." Er ging leicht in die Hocke und schoss auf mich zu. Im Flug drehte er sich und schwang seinen Hammer. Ich schoss in die Höhe und Luciffer rauschte unter mir vorbei. Einen Rückwärtssalto machend, schoss ich im Sturzflug auf ihn zu. Er rammte seine Füße in den Boden, drehte sich und schwang den Hammer wieder. Meine Axt und sein Hammer prallten aufeinander. Eine gewaltige Druckwelle fegte alles in der Umgebung weg. Miranda ging auf Abstand. Großen Abstand. Wir drückten mit aller Kraft gegen den anderen und brachen langsam im Boden ein. Plötzlich ließ er sich zur Seite fallen und ich rauschte an ihm vorbei. Sein Knie schoss nach oben, rammte meinen Magen und ließ die ohnehin schon ramponierte Rüstung zerbrechen. Ich schoss nach oben und mein Großvater streckte seinen Arm aus. Ich wurde mitten in der Luft festgehalten. Er grinste. "Fall." Ich schoss auf den Boden und mein Aufprall erzeugte einen riesigen Krater. Plötzlich war der Druck, mit dem er mich festhielt weg und ich rollte mich zur Seite. Nur eine Sekunde später landete der Hammerkopf da, wo eben noch mein Kopf war. Ich streckte einen Arm aus und schoss mehrere Kugeln Dunkelheit auf ihn ab. Luciffer stieß seinen Hammer noch mal in den Boden und die Kugeln wurden von einem schwebenden Felsbrocken abgefangen. Der Felsbrocken raste auf mich zu und ich zerteilte ihn mit meiner Axt. Wie aus dem nichts schoss mein Großvater plötzlich von hinten an mich ran. Ich spürte, wie sein Hammer meinen Rücken traf. Ich schoss nach vorne und überschlug mich mehrmals. Dann blieb ich liegen. Miranda schrie auf und stand auf. Plötzlich hockte sie sich wieder hin. Ich erhob mich und spuckte einen Schwall Blut. Meine Sicht verschwamm. Wie aus weiter ferne hörte ich die Stimme meines Großvaters. "Weißt du, mir wurde erst klar wer ich wirklich bin, als ich mich bereits in den Ruhestand zurückgezogen hatte. Am Anfang waren es nur willkürlich vorkommende Bilder, die ich nicht kannte. Dann wurden es Träume. Irgendwann dann, überflutete mich die Erinnerung an mein Altes Leben. Mein Leben an der Seite von Azrael. Aber genug davon! Ich glaube, wenn ich dich getötet habe, knöpfe ich mir als nächstes deine beiden Frauen vor. Ich weiß, dass sie Liliths Seele teilen. Es wird mir ein Vergnügen sein, ihren Willen zu brechen. Ich erwarte mir viele gesunde Kinder von euch beiden." Er lachte. Bei den letzen Worten passierte etwas, was lange nicht mehr geschehen war: Irgendwo in mir legte sich ein Schalter um. Mein Blickfeld wies plötzlich nur noch verschiedene Farben von Rot auf und ich erhob mich. Miranda: Seine Haut färbte sich schwarz und ein netzartiges Goldenes Geflecht überzog seinen Körper. Seine Haare begannen schwarzgold zu brennen und aus seiner Stirn wuchs eine Rubinfarbene Krone aus Hörnern. Seine Flügeln wurden größer und verschmolzen zu einem Paar, das gut und gern zwei Dutzend Meter Durchmesser hatte. Schwarzer Dampf stieg überall aus dem Boden. Er hob seine Axt und goldene Blitze zuckten aus Pechschwarzen Wolken. Seine Zähne wurden schwarz mit einem roten Strich in der Mitte und sie wurden länger, spitzer. Dann öffnete er seine Augen. Es waren schwarze Klumpen mit einem goldenen Ring, in dem eine geschlitzte, rot glühende Pupille erkennbar war. Er ließ seine Axt nach vorne Fallen und ich sah, wie sich alles spaltete. Wolken, Blitze, Häuser, Erde. Auch sein Großvater. Belial spaltete ihn mitsamt dem Hammer der Länge nach. Ich schluckte und zum ersten mal flammte etwas auf, von dem ich nicht dachte, dass es je möglich wäre. Angst. Ich hatte für eine Sekunden nur, einfach nur Angst vor Belial. Dann war es vorbei. Belial nahm wieder seine Alter Gestalt an und stützte sich für einen Moment auf seine Axt. Dann ließ er sich auf einen Hintern fallen und streckte die rechte Hand nach mir aus. Ich erhob mich, etwas was ich vorher auch schon tun wollte, auch wenn Lilith mir gesagt hatte, ich solle mich wieder hinsetzen und ging zu ihm. Von seiner Rüstung war der Brustteil komplett zerstört, so das er dort jetzt nichts anhatte. Ich ließ mich neben ihm nieder. Irgendwann kamen die ersten Soldaten. Sie schienen fast ängstlich zu sein. Ich sah sie an. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Beltanras nickte. "Gehen wir nach Hause. Wir sind fertig hier." Mit fünfhunderttausend Mann waren wir gekommen. Fast zwanzigtausend führten wir wieder zurück. Offenbar hatte Luciffer noch fast zweihunderttausend Mann mitgebracht. Insgesamt stand es so: Belials Armee: 500.000 Mann Armee der Vereinigten Höllenreiche: 300.000 Mann Luciffers Armee: 200.000 Mann Wir versammelten die restlichen Soldaten hinter uns. Ich hatte mir inzwischen etwas richtiges zum anziehen besorgt. Dann schritt ich an Belials Arm durch das Tor nach Hause und zu Kala. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)