Alteration von TaraPhoenix ================================================================================ Kapitel 2: Traum ---------------- Traum Wie lange er nun schon flog, konnte er nicht sagen, aber wohin er auch kam, es war immer dasselbe Bild leerer Ödnis, hier und da kahle Berge und zwischendurch die letzten Überreste verdorrter Bäume. Ihre Rinde war weiß und die blattlosen, verzweigten Äste erinnerten an Knochengerippe. Ein wahres Trauerspiel von Natur. Auch der Himmel änderte sich nicht. Überall, wohin er auch kam, war nur dieses triste, graue Einerlei. Kein Wind wehte, der die Wolken fort trieb, nirgendwo brachen sie auf und ließen die Sonne durchscheinen, und Regen fiel auch keiner. Es war, als wäre die Apokalypse über diese Welt hereingebrochen und hatte nicht nur alles vernichtet, was lebte, sondern auch gleich die Zeit ausgelöscht und somit alles zum Stillstand gebracht, verdammt dazu, auf ewig zwischen ärmlichem Leben und dem völligem Absterben zu wanken. Und von Wasser gab es weit und breit keine Spur. Vegeta seufzte und sah auf seinen Kampfgefährten herunter. Kakarott war natürlich immer noch ohnmächtig, aber wenigstens hatte sich sein Zustand nicht verschlimmert. Im Gegenteil, er atmete zwar immer noch flach, aber dafür wieder regelmäßiger. Sterben würde er also wohl vorläufig nicht, und das beruhigte Vegeta ungemein. Eben gerade flog er an einem dieser rießigen Tiere vorbei, wegen denen sie überhaupt erst hierher hatten kommen können – sie erinnerten ein wenig an Gürteltiere, nur das ihre Beine und Füße nicht zu sehen waren, weil sie so nah am Boden kauerten und das sie ungefähr die Größe eines Berges besaßen. Er betrachtete das Tier aus den Augenwinkeln, wollte schon daran vorbei ziehen – als er plötzlich abstoppte und genauer hinsah. Grün! Dort, auf dem Rücken des Tieres wuchs Grün in rauhen Mengen – Gras, Büsche, Bäume, sogar vereinzelte Farbtupfer von Blumen und Blüten, vielleicht sogar Früchten. Fast wie ein Wald, oder eher eine Art Mischung aus Wald und Steppenlandschaft. Aber es war Grün. Und wo Grün war, da konnte auch Wasser nicht weit sein! Aber ein Tier ...? Konnte er das wirklich riskieren, auf einem vollkommen unbekannten Tier zu landen und auf dessen Rücken nach Wasser zu suchen? Zusammen mit Kakarott, der schwer verletzt und völlig wehrlos war? Er blickte nach unten, zum Kopf der Kreatur, und sah in ein rießiges Auge, das ihn mäßig neugierig und träge anstarrte und begutachtete. Dann, als es das Interesse an dem Neuling verloren zu haben schien, durchwanderte die gigantische Pupille unter dem halb geschlossenen Lid langsam das ganze Auge und blickte wieder nach vorn. ´Für einen Feind hält es mich nicht. Wenn es sowas wie Feinde hier überhaupt kennt.´, dachte er bei sich und schätzte die Situation dann schließlich als ungefährlich ein. Vorsichtig, immer in Erwartung des Unerwarteten (auch wenn diese Viecher fürchterlich träge und langsam aussahen – der Schein konnte immer trügen) kam er dem Tier näher und ließ sich schließlich zwischen einigen Bäumen auf dem begrasten Panzer nieder, wartete kurz ab – aber nichts passierte. Anscheinend war es dieser Kreatur echt egal, wenn er – der für sie nicht größer war als ein Insekt – sich auf ihr bewegte. Vermutlich bemerkte sie ihn nicht mal. Umso besser. Er seufzte recht erleichtert auf, legte Kakarott auf den „Boden“ neben einem der Bäume, riss selbigem sein oragenes Hemd vom Leib (das, was davon noch übrig war, jedenfalls) und funktionierte es in ein Kissen um. Schließlich wusste selbst er, das es ungesund war, eine offene Wunde mit Dreck und Erde in Berührung kommen zu lassen. Nachdem er davon überzeugt war, das Kakarott hier in Sicherheit war, begann er schnell, den kompletten Rücken nach Wasser abzusuchen, nahm jeden Zentimeter unter die Lupe, schob Büsche beiseite, hoffte – und wurde bitter enttäuscht. Nichts, gar nichts gab es hier. Diese Pflanzen schienen einfach so zu wachsen. Oder aber sie lebten einfach in Symbiose mit dem Tier. Vielleicht war es ihr Wirt, und sie wurden ausreichend mit allem versorgt, was sie brauchten, ohne das man sie bewässern musste. Genau genommen war das sogar am wahrscheinlichsten. Vegeta kam wieder zurück zu Kakarott und ließ sich neben ihm nieder, über alle Maßen frustriert. „Natürlich, was hab ich auch erwartet? Einen Teich? Einen See? Am besten noch einen Fluss mit einem Wasserfall. Irgendwo hier ein Springbrunnen. Verdammt, ich bin doch so ein ...“ Er sprach es nicht weiter aus, sondern legte sein Gesicht in seine Hände, ließ dann die Handballen zu seinen Schläfen wandern und sie dort massierend kreisen. „Scheiße.“, murmelte er vor sich hin. „So eine verdammte Scheiße. Kakarott wird sterben und ich werde hier noch so lange vor mich hinvegetieren, bis ich verhungert und verdurstet bin. Und dann komme ich in die Hölle und auch mich wird kein heiliger Drache wieder erwecken können, geschweige denn, das jemand sein Leben für mich opfern würde. Und weswegen das alles? WEIL DIR DER VERDAMMTE GRAVITATIONSRAUM JA NICHT GUT GENUG GEWESEN WAR!!!“ Den letzten Satz hatte er gebrüllt, sprang auf und trat zornentbrandt gegen den nächsten Baum. „DU MUSSTEST JA UNBEDINGT WEG VON DER ERDE, IRGENDWOHIN WO PLATZ IST, VERDAMMT. ALS GÄB´S DEN AUF DER ERDE NICHT GENUG!!!“ Bei jedem Wort trat und schlug er auf den Baum ein, die Rinde brach auf, Holz splitterte und flog davon. Das er die Idee mit dem fremden Planeten, auf dem sie ihre Ruhe hatten, ziemlich gut gefunden hatte, übersah er dabei. Das auch ihm der GR viel zu klein gewesen war, ebenfalls. „UND NUR, WEIL DU SO EIN SCHEISS-SCHWÄCHLING BIST, WERDEN WIR JETZT BEIDE HIER KREPIEREN! ICH HOFFE, DU BIST GLÜCKLICH, DU MIESER BASTARD!!!“ Er stoppte schließlich in seiner Schreierei und ließ die Arme langsam wieder sinken. Er gab es auf, sich aufzuregen, die Luft war eh raus, die Resignation überfiel ihn und er ließ sich wieder zurück ins Gras fallen. „Wenn´s schon kein noch so übles Monster geschafft hat, uns zu töten, müssen wir uns eben gegenseitig den Rest geben. Tse. Nichts leichter als das.“, gab er mit einem bitteren Grinsen von sich und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken. Dann stoppte er, als ihm etwas auffiel. Seine Hand war ... nass? Verwundert hielt er sie sich vor sein Gesicht. Das Blut war es nicht, das war schon lange getrocknet. Aber der Stoff seines Handschuhs war dunkler, getränkt von einer farblosen Flüssigkeit, und zwar seid gerade eben, als er ... auf den Baum eingeschlagen hatte! Er riss seinen Kopf so schnell rum, das sein Nacken knackte, und starrte auf den zerstörten Stamm. Die ganze Zeit hatte er nicht darauf geachtet, und eben, während seines Wutausbruchs, natürlich erst recht nicht, aber jetzt fiel ihm auf, das diese Bäume recht merkwürdig aussahen. Das heißt, sie sahen schon wie Bäume aus, aber an ihren Stämmen wuchsen überall dicke Geschwulste, fast wie Eiterbeulen oder Blasen oder Taschen ... oder Behälter – Wasserbehälter! Vegeta schöpfte mit einem Mal neue Hoffnung, er sprang auf, ging zum nächsten, intakten Baum, zog seine Handschuhe aus und stieß seine Finger von oben durch die Rinde in eine der Blasen. Und tatsächlich – Flüssigkeit! Er fühlte Flüssigkeit! Diesen verdammten Bäumen wuchsen doch tatsächlich Wasserreservoire, als Vorsorge für schlechtere Tage. Wie bei Kamelen. Er riss ein Stück von der oberen Rinde ab, tauchte seine Hand in das kühle Nass, formte sie zu einer Schale und trank davon – und es schmeckte herrlich. Es war bestes, kaltes, klarstes, reinstes Wasser. Erleichterung überkam ihn und ohne das er es merkte oder das er auch nur was dagegen tun konnte, breitete sich ein Grinsen, eines jener seltenen, tatsächlich fröhlichen Grinsen auf seinem Gesicht aus. ´Scheiße, hab ich ein Schwein.´ Hoffnung, das doch noch nicht alles verloren war, stieg in ihm auf. Schließlich konnte er damit nicht nur Kakarotts Wunde reinigen, sondern musste selbst auch keine Angst haben, zu verdursten. Er konnte sich kaum ein jämmerlicheres Ende für einen Krieger wie ihn vorstellen. Denn wenn er schon sterben musste, dann in einem echten, erbarmungslosen, gewaltigen Kampf, und nicht, weil er kein Wasser fand. Er seufzte erleichtert auf, trank noch mehr, denn wie ihm jetzt auffiel, hatte er einen ziemlich trockenen Mund. Als sein Durst schließlich gestillt war, ging er auf die Knie, drehte Kakarott auf den Bauch und betrachtete die Wunde. Sie sah beileibe nicht gut aus. Schnell schöpfte er noch mehr von dem Wasser ab und ließ es auf die ausgefranste und fetzenartige Haut träufeln. Das angetrocknete Blut schwemmte langsam auf, vermischte sich mit der Flüssigkeit und verschwand in Kakarotts Haar. „Das gibt ne Narbe, Mann ...“, murmelte er, schöpfte fast geistesabwesend noch mehr Wasser darauf, solange, bis alles richtig sauber schien. Die Verletzung anzufassen und richtig auszuwaschen traute er sich nicht. Dann trennte er sich einen langen Streifen seines eigenen Hemdes ab, was dazu führte, das er bauchfrei dasaß (nicht, das ihn das interessierte), tunkte auch den Stoff ins Wasser, um ihn zu säubern, und band ihn Kakarott dann um den Kopf. Und dann ... hatte er nichts mehr zu tun. Außer zu hoffen. Zu hoffen und irgendwie dafür zu sorgen, das Kakarott wieder gesund wurde, wenigstens soweit, das sie beide wieder nach Hause gehen konnten. Aufseufzend lehnte er sich nach hinten, legte sich in das Gras und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Missmutig starrte er das graue Einerlei über sich an und fragte sich, wie es weiter gehen sollte. Was, wenn Kakarott nun nicht einfach nur ohnmächtig, sondern ins Koma gefallen war? Er wusste, das es Monate, sogar Jahre dauern konnte, bis man wieder aufwachte. Und manch einer war nie wieder zurück gekommen. Und was sollte dann aus ihm werden? Darüber wollte er lieber gar nicht erst nachdenken. Wütend bis er die Zähne aufeinander und scholt sich selbst für derartige Gedanken. ´Kakarott ist nicht ins Koma gefallen, und basta! Der wird spätestens Morgen wieder aufwachen und dann werde ich ihm in seinen verdammten Arsch treten und wir werden wieder nach Hause gehen können!´ Über ihm gerieten die Wolkenmassen in sanfte Unruhe, watteweiche, helle und dunkelgraue Unebenheiten wirbelten darin auf und verschwanden wieder. Es war ziemlich faszinierend, das seltsame Schauspiel zu betrachten. Vegeta starrte weiter nach oben und seine Gedanken trifteten ab. Kurz zog es ihn nach Hause, zeigte ihm, wie gut er es doch all die Jahre gehabt hatte, mit einem Bett und einem immer vollen Kühlschrank. Trunks´ lachendes Gesicht tauchte vor ihm auf und verschwand wieder, Bulmas Gesicht, das seines Vaters ... Kakarotts ... Freezers Gesicht, das sich zu einer seltsam unförmigen Fratze gewandelt hatte, grinsend, zähnebleckend ... und merkwürdige, schillernde, irritierende Farben waren da ... Über ihm wirbelten die Wolken immer mehr, ganze Fetzen, die sich ausbreiteten wie die Arme eines Kraken, sich wieder zusammenzogen, verschwanden ... schwarze Löcher im dunklen Grau... und ein Strudel aus Wolken, der sich lang und länger zog, sich dem Erdboden näherte ... ein Tornado ohne Luft ... ... der auf ihn zukam, ihn umwirbelte und die Welt um ihn herum verschwimmen ließ. Er lag auf dem Rücken und es war dunkel um ihn herum. Kälte kroch ihm in seinen Leib, fraß sich in seine Knochen und wollte ihn an den Boden binden. Schnell stand er auf, erhob sich von der Erde und die dunkle Welt um ihn herum wandelte sich. Er stand nun auf unförmigen, glatten, schwarzen Steinplatten, die jemand wie ein Puzzle ineinander geschoben hatte, die sich aufwarfen und wieder abfielen, die sich krümmten und zu Hügeln und Tälern wurden. Ihm schien es wie ein erstarrtes, schwarzes Meer, auf dem er stand, und es bereitete ihm Unwohlsein. Er sah sich um, erblickte zerstörte und vom Wind abgetragene Säulen längst vergangener Epochen. Sie mochten die Stützpfeiler für etwas gewesen sein, das es nie gegeben hatte, und über ihnen waberte ein sandfarbener Himmel. Er blickte zu Boden und dort hinten lag jemand, die Augen geschlossen, den Mund geöffnet. Er kannte ihn, kannte ihn gut, schon seit vielen Jahren, und er mochte ihn auch, doch ihm fiel sein Name nicht ein. Langsam ging er zu ihm hin, seine Beine setzten sich ohne sein Zutun in Bewegung, und wollte ihn fragen: „Warum liegst du da?“ Er ging und ging, aber er kam nicht näher; lief auf der Stelle. Lief immer schneller, doch der andere Mann blieb ihm so fern. Dabei wollte er doch so gerne zu ihm, wollte seinen Namen rufen, um ihn zu wecken und ihm zu sagen, das er zu ihm kommen sollte; aber welchen Namen sollte er rufen? Plötzlich stoppten seine Beine. Da regte sich etwas. Der Mann regte sich ... Oder? Er sah genauer hin, kniff die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen, um besser erkennen zu können. Sein Kopf ... Da war etwas mit seinem Kopf ... an seinem Kopf? Wieder begann er, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und diesmal klappte es. Er kam näher, ganz langsam, als müsste er noch tausend Jahre laufen, aber er kam näher. Und er sah besser. Da war etwas Weißes an dem Kopf des anderen Mannes, der so reglos da lag.Weiß und klein. Er kam immer näher und auf einmal lief ihm ein Schauer den Rücken herunter, sein Magen verkrampfte sich und er wollte nicht mehr weiter laufen; doch seine Beine stoppten nicht mehr. Weiß und klein ... bewegte sich ... breitete sich aus ... unter seinem Kopf ... es zuckte und zappelte, wimmelte ... Und plötzlich war er nah genug, um all die Maden sehen zu können, die sich wie ein Kissen unter dem Kopf des anderen ausbreiteten. Sie krochen in alle Richtungen, krochen ihm über die Füße und ihm wurde schlecht. Krochen über den Körper des Mannes, in seinen Mund, in seine Nase, bohrten sich einen Weg durch die geschlossenen Augenlider, und er wollte wegrennen. Er starrte auf das grausige Schauspiel und wollte nur noch weg; doch er schien wie angewurzelt, konnte sich nicht rühren. Dann öffneten sich die Augen des Mannes, ganz langsam, und er wollte gar nicht sehen, was dort war; aber nicht einmal seinen Kopf konnte er wegdrehen. Und dann waren die Augen auf, starrten hoch zu ihm, ohne Pupillen, nur der weiße Augapfel, übersäht mit kleinen Löchern und Schächten, die die Biester hineingefressen hatten. Der Körper des anderen löste sich auf, in Sekundenschnelle wurde die Haut zu Papier und blätterte ab, verwehte in der unendlichen Weite, die Muskeln trockneten aus und faulten herab und zurück blieb ein blankes, von Löchern zerfressenes Skelett. Und er wollte schreien. Das Entsetzen brach sich bahn, er riss seinen Mund auf ... ... und schrie. Schrie, so laut er konnte. Seine Hände krallten sich in Gras und Boden, und sein Herz schlug so laut und heftig, als wollte es seine Brust sprengen. Der Schrei verklang, doch der Schock saß noch immer in Vegetas Gliedern. Schwer atmete er und zitterte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)