Alteration von TaraPhoenix ================================================================================ Kapitel 3: Nacht ---------------- Nacht Die Dunkelheit war über sie hereingebrochen, während er eingeschlafen war, aber tatsächlich dunkel war es nicht. Um ihn herum schwirrten kleine Insekten und in den Büschen hatten sich Blüten geöffnet, und sie alle leuchteten in einem hellen Blau und fungierten ihm als natürliche Nachttischlampen. An sich war es ein schönes Schauspiel, aber dafür hatte er jetzt keinen Sinn. Er stützte sein Kinn auf seine angewinkelten Knie und starrte auf Kakarott herunter, der noch immer schlief, ruhig atmend, und kein noch so kleiner Wurm kroch durch sein Gesicht. Vegeta war verflucht erleichtert, so echt, wie der Traum gewirkt hatte. Er hatte den widerlichen Anblick noch immer vor Augen, und sogar der süßliche Geruch von Verwesung hing noch in seiner Nase und schlug ihm unangenehm auf den Magen. „Verdammte Scheiße!“, murmelte er vor sich hin. Plötzlich hatte er ein überaus unangenehmes Gefühl, die Nacht auf diesem Planeten war drückend, trotz der fluoreszierenden Flora und Fauna um ihn herum, und trotz der Tatsache, das ihn Erschöpfung und Müdigkeit fest im Griff hatten, tat er kein Auge mehr zu. Er lehnte sich an einen Baum, die Arme vor der Brust verschränkt und starrte vor sich hin. Aus den Augenwinkeln betrachtete er Kakarott. Er hatte echt Angst gehabt in dieser Nacht, und der grausame Tod des anderen hatte ihn zutiefst schockiert. Zumindest im Traum. Aber warum? Es war noch gar nicht allzu lange her, da hatte Vegeta selbst ihn noch töten wollen. Aber seit er sich eingestanden hatte, das Kakarott die Nummer Eins war, hatte sich ihr Verhältnis erheblich gebessert. Und er selbst war auch entspannter. Und hieß das, man konnte sie beide jetzt als Freunde bezeichnen? Vegeta grinste ein wenig. Ja, vermutlich konnte man das tun. Auch, wenn er es nie vor anderen zugeben würde. Und wenn er es recht bedachte, war es sogar ganz angenehm, einen Freund zu haben, einen richtigen Freund. Aber auch das würde er niemals vor anderen zugeben. Das war sein kleines Geheimnis, und das würde es auch immer bleiben. Er lehnte den Kopf zurück, die Augen halb geschlossen und beobachtete einige der Insekten, die ihren blau leuchtenden Körper durch die Gegend flogen, einander umsummten und sich im Blattwerk der Büsche drapierten wie Lichterketten. Plötzlich erinnerte er sich an eine Situation zurück, die noch gar nicht allzu lang her war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kakarott trug die untergehende Sonne im Rücken, und der Schweiß auf seiner Haut leuchtete so feuerrot, als perlte ihm Magma von der Stirn. Sein Körper getränkt von Endorphinen, getrieben von unbändiger Kampfeslust, grinste er ein diabolisches und zugleich seltsam glückliches Grinsen. Und dieses Grinsen jagte einen freudigen Schauer durch Vegetas Körper, denn es zeigte das Tier in Kakarott. Und er, nur er, bekam es zu sehen! Während sie kämpften, während sie sich gegenseitig alles abverlangten und dabei die Welt um sich herum vergaßen. „Na?“, rief er. „Schon außer Puste?“ Vegetas hämischer Blick fiel dabei auf Kakarotts Brust, die sich schnell und schwer hob und senkte. „Von wegen.“, rief Kakarott zurück. „Aber ich werd dafür sorgen, das du gleich nicht mehr zum Luftholen kommst!“ Mit dieser Aussage griff er an, holte zum Schlag aus, unter dem Vegeta sich wegduckte. Seinerseits wollte Vegeta angreifen, doch Kakarott war bereits verschwunden, tauchte hinter ihm wieder auf und ließ eine Energiekugel in seiner Hand aufleuchten. Blitzschnell packte Vegeta die Hand, drückte sie zusammen und die Energie explodierte in der aufgezwungenen Faust. Noch lange kämpften die beiden letzten, reinrassigen Saiyajin, verbissen, auspowernd, bis sie beide nicht mehr konnten. Die Dämmerung war bereits über sie hereingebrochen, die Wärme des Tages verschwunden und die Schatten tiefdunkel und lang, und diesmal war Kakarott derjenige, der die Hand hob. Vegeta, schwer keuchend und bereits wieder einen Angriff vorbereitend, stoppte verwundert. „Was ist? Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, das du nicht mehr kannst?“ „Das nicht.“ Kakarott richtete seinen Körper auf und streckte sich ausgiebig. „Aber Chichi mags nicht, wenn ich zu spät nach Hause komme.“ Missbilligend zog Vegeta eine Braue hoch. „Solltest du nicht langsam alt genug sein, um selbst entscheiden zu können, wann du heim kommst?“ Ihm passte es gar nicht, das so ein Erdenweib Kakarott derart einfach herumkommandieren konnte. Kakarott hingegen zuckte nur lächelnd die Schultern und legte in einer üblichen Geste die Hand an seinen Hinterkopf. „Was soll ich machen? Sie hat unbestritten die Hosen an, fürchte ich.“ „Na und?“ Langsam aber sicher wurde Vegeta wirklich wütend. Wie konnte es sein, das ein stolzer Saiyajin wie Kakarott, den er mit Mühe und Not zu respektieren gelernt hatte, so dermaßen unter der Fuchtel einer einfachen Frau stand? „Du bist ein Krieger, verdammt! Hau auf den Tisch! Zeig ihr, was Sache ist!“ „Das kann ich nicht.“, gab Kakarott gelassen zurück und ließ sich von der luftigen Position, in der sie sich befanden, in Richtung Erde absinken. „Warum nicht?“ Vegeta kam ihm hinterher, und die seltsame Wut über diese dreiste Frau stieg in ihm an. „Weil sie mir dann nie wieder was kocht.“, grinste Kakarott gutgelaunt zu ihm hoch. Vegeta war drauf und dran, etwas zu erwidern, ließ es dann doch sein, weil er dann vermutlich zu ausfallend geworden wäre. Also verschränkte er einfach in typischer Geste die Arme vor der Brust und knurrte leise vor sich hin. „Außerdem“, gab Kakarott zurück. „bist du auch nicht besser.“ „Ich lass mir aber keine Befehle erteilen!“, fauchte Vegeta giftig. Er mochte es überhaupt nicht, wenn man auch nur andeutete, er könnte ein Pantoffelheld sein. „Ja. Und das ist auch grad der einzige Unterschied zwischen uns.“ Beide waren gelandet und Vegeta wollte bereits wieder wütend etwas erwidern als der Abend um sie herum plötzlich hell aufleuchtete, blinkte und schimmerte. Sie standen nun zwischen Bäumen und Büschen und im ersten Moment schien es, als regnete es Sterne, aber tatsächlich stiegen gerade tausende und abertausende von Glühwürmchen um sie herum empor und erhellten die Dunkelheit. „Wahnsinn ...“, murmelte Kakarott und beobachtete das Schauspiel fasziniert. „Ich hab noch nie so viele auf einmal gesehen.“ Vegeta brummte nur. Er musste sich selbst eingestehen, auch er fand es schön. Aber das würde er natürlich nie laut ausprechen. „Ist mir ein bisschen zu kitschig, wenn du mich fragst.“, gab er von sich, die Arme noch immer verschränkt und beobachtete eins der Insekten, das ihm dreister Weise direkt vor der Nase schwebte und zurück starrte. „Du siehst in allem aber auch immer nur das Schlechte, was, Vegeta?“ Ein seltsam betrübtes Grinsen umspielte Kakarotts Mundwinkel, das Vegeta zugebener Maßen etwas irritierte. „Pah. Geh lieber schnell nach Hause zu deinem Feldwebel, bevor sie noch den Rohrstock auspackt.“ Kakarott lachte auf. „Ja, das sollte ich wohl besser tun. Bis dann, Vegeta.“ Er hob die Hand zum Gruß, den der Prinz nicht erwiderte, hob vom Boden ab und flog durch die Heerscharen von Glühwürmchen davon in die dunkle Nacht. Vegeta blieb noch eine ganze Weile stehen und sah ihm hinterher, bevor auch er sich abwandt und sich auf den Weg nach Hause machte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Diese Nacht war irgendwie schön gewesen und er hatte sich seltsam zufrieden gefühlt. Er fühlte sich in Kakarotts Nähe gegen seinen Willen in letzter Zeit fast immer zufrieden und entspannt, und das fuchste ihn. „Shit. Manchmal gehst du mir echt auf den Keks, weißt du das?“, brummte Vegeta und bedachte den ohnmächtigen Kakarott mit einem schlechtgelaunten Blick. „Selbst mich kriegst du mit deiner Art ...“, flüsterte er sehr leise, aus Angst, der andere Saiyajin könnte just in diesem Moment aufwachen und sein Selbstgespräch mit anhören. Eng zog er die Beine an seinen Körper, schlang die Arme darum und stützte sein Kinn auf die Knie. „Und jetzt bin ich auch noch mit dir allein ...“, murmelte er weiter in den Stoff seiner Hose hinein und fühlte sich mit einem Mal ganz merkwürdig. „Aber“, sprach er mit dem Anflug eines Grinsens. „diesmal bin ich es wenigstens, der dich beschützen muss. Diesmal werde ich der große Held sein, und du derjenige, der sich dankend vor mir auf die Knie schmeißt.“ Er grinste noch ein Weilchen vor sich hin, dann verging ihm auch das. „Was, zum Teufel, quatsch ich hier eigentlich?“ Mit einer Hand rieb er sich über die Stirn. Das war einfach viel zu abstrus. „Scheiße. Ich hab definitiv zu viel Zeit zum Nachdenken. Das bringt mich noch um den Verstand.“, murrte er. Wieder starrte er wütend auf Kakarott hinab. „Komm schon.“ Mit dem Handrücken schlug er den anderen gegen die Schulter. „Tu uns beiden einen Gefallen und wach endlich auf! Die Atmosphäre hier tut mir nicht gut. Und außerdem hab ich seit Stunden nichts mehr zu beißen bekommen. Wahrscheinlich bringt mich das so durchei ...“ Er stockte plötzlich und wand seinen Kopf. Er hatte seit einer ganzen Weile nicht mehr auf seine Umgebung geachtet, sondern nur noch auf sein eigenes irritierendes Gedankenmuster. Aber jetzt viel ihm auf, das es viel dunkler geworden war als vorhin. Die blauen Leuchtkäfer schwirrten nicht mehr um ihn herum, sondern waren völlig in den Schatten der Nacht verschwunden. Nur noch einzelne Blüten an den Büschen leuchteten und verströmten Licht. Es war gerade noch genug, das er die Umrisse der kleinen Welt um ihn herum in einem Radius von vielleicht fünf Metern sehen konnte. Und dort hinten, außerhalb des Lichts in der Finsternis – war da nicht etwas gewesen? Etwas, das sich geregt hatte? Er war sich nicht sicher. Angestrengt starrte er in die schwarzen Schatten hinein und war sich nicht einmal sicher, ob er etwas gesehen hatte, ob er etwas gespürt hatte oder ob ihm nur sein Verstand einen Streich spielte. Das passte ihm gerade alles gar nicht. Und die schwarze Nacht war durch die Stille, die die summenden Käfer mit ihrem Verschwinden hinterlassen hatten, noch drückender geworden. Er kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt auf diesen dunklen Punkt, bis er aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Wieder riss er den Kopf herum und wieder war da nur Schwärze. Aber diesmal hatte er ganz sicher was gesehen. Nur was? Das machte ihn langsam nervös. Er saß noch ein paar Sekunden reglos da, merkte gar nicht, das er die Luft anhielt – dann stöhnte er auf und klatschte sich die flache Hand vor die Stirn. „Gott, ich bin doch so ...“ Plötzlich durchbrach gleißendes Licht die Finsternis und ließ die gesamte Umgebung in einem hellen Gelb erstrahlen, als die Energie um Vegeta aufflammte und er sich in einen Super-Saiyajin verwandelte. Es war nun fast wie am hellichten Tag, zumindest auf dem Rücken des Tieres, und er stand auf, um sich umzusehen. Langsam ging er zu den Stellen rechts und direkt vor ihm, wo er die Bewegungen gesehen hatte; oder zumindest glaubte, sie gesehen zu haben. Aber natürlich war da nichts mehr, außer Gras und einigen niedrigen Sträuchern. Das hieß, entweder war da nie etwas gewesen oder die plötzliche Helligkeit hatte es vertrieben. Vegeta blieb noch ein paar Sekunden stehen und sah sich um, dann wandte er sich wieder ab und ging zu Kakarott zurück. Ihm behagte es gar nicht, sich in dieser Nacht auf diesem merkwürdigen Planeten von dem anderen zu entfernen, und seien es nur zehn Meter. Wieder hockte er sich an seinen Platz direkt neben dem anderen Saiyajin an den Baum, und noch immer als Super-Saiyajin. Obwohl er keine Angst in der Dunkelheit hatte, mochte er die Nacht hier nicht. Sie war ihm einfach unheimlich und machte es ihm unmöglich, die Situation richtig einzuschätzen. Und diese Bewegung eben ... da war was gewesen, ganz sicher, aber das Merkwürdigste war nicht, das er es nicht wirklich gesehen hatte, sondern das er nichts gepürt hatte. Das einzige, was er fühlte, war Kakarotts schwache Energie und die des Tieres unter ihm. Und die fernen Energien all der anderen rießenhaften Gürteltiere auf dem Planeten. Und das war alles. Sonst gab es hier nichts, außer nacktem Stein, verdorrtem Gras und dem Tod, der seine klamme Hand über dieser ganzen Welt ausgestreckt zu haben schien ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)