Sommernachtstraum von Taku_goes_Rawrr (Der Sommer der großen Gefühle) ================================================================================ Kapitel 11 – Sommersturm – … und es wurden immer mehr Wolken... --------------------------------------------------------------- WICHTIG: Song einschalten - er passt perfekt zu der Stimmung ;D Vor allem gegen Schluss^^ --------------------------------------------------------------------------------- Am nächsten Tag wachte ich wirklich spät auf – ich hatte die halbe Nacht kaum geschlafen, war andauernd wieder aufgewacht und später wieder eingeschlafen. Doch der Schlaf blieb unruhig. Im ersten Moment wusste ich nicht mal mehr wo ich war, bis ich die weißen Wände wieder erkannte und genervt auf seufzte. Immer noch auf der Krankenstation. Ich hätte kotzen können. Ich wollte weg – mich endlich wieder bewegen und einem gewissen jemand aus dem Weg gehen. Irgendwie zumindest. Ein Teil von mir wollte es und den anderen schwieg ich recht erfolgreich tot. Mein Blick wanderte durch das Zimmer und blieb dann an den frischen Blumen hängen die neben meinem Bett lagen, zusammen mit einem farblich passenden Umschlag mit meinem Namen oben. Na ja, wenn man das -le weg lassen würde. Trotzdem war er an mich gerichtet. Mein Herzschlag beschleunigte sich für einen kurzen Augenblick wieder, während ich im nächsten Moment schon die Hände über meinen Kopf zusammen schlug und mich mit einem genervten Seufzer wieder zurück in die weichen Federn fallen ließ. Das gab es einfach nicht. Wie konnte er nur? Er war wirklich gekommen heute. Er hatte sein Versprechen nicht gebrochen. Obwohl wir uns auf irgendeine Art gestritten hatten – stillschweigend zumindest. Ich atmete schwer ein. Wir waren beide eigentlich die Typen, die vor Problemen weg liefen. In diesem Fall wohl nur noch ich. Das machte das Ganze auch nicht leichter – kein bisschen. Es verwirrte mich nur mehr und für meine Gefühlswelt war es auch nicht wirklich entspannend, jetzt zumindest nicht, obwohl ich genau das gebraucht hätte. Denn mein Pulsschlag war alles andere als normal. Ich hatte das Gefühl bald zu ersticken oder zu zerspringen. Irgendetwas von beidem auf jeden Fall – ich konnte mich nur noch nicht entscheiden. Dieser verdammte Idiot!? Was fiel ihm überhaupt ein? Er hatte doch tatsächlich den Mut wieder zu kommen. Er hielt sein Wort … Wieso war er nur so verdammt ehrlich und vertrauenswürdig? Wieso? Wieso machte er es mir auch so schwer, ihn einfach wieder in Ruhe zu lassen? Nicht mal mehr in meinen Träumen – er war überall. Gott. Aber eigentlich mochte ich genau das an ihm. Ich mochte seine ganze Art. Es machte ihn interessant … extrem interessant mit den 2 unterschiedlichen Gesichtern … auch wenn mir nur eines wirklich gefiel. Ich nahm meine Hände wieder runter und linste wieder auf die Seite, auf das rechteckige Quadrat. Ich wollte den Umschlag nicht an mich nehmen, also betrachtete ich ihn nur – und ich betrachtete ihn wirklich lange. Überlegte was ich damit machen sollte. Lesen? Fürs Erste wohl nicht … ich wollte nicht wissen was er zu sagen hatte. Jetzt nicht. Also legte ich ihn wieder weg und versuchte wieder zu schlafen. Ich wollte einfach aufwachen – aufwachen aus diesem Albtraum, aus meinen scheiß Gefühlen und diesen verwirrenden Gedanken. Wieso konnte es nicht einfach ein Traum sein? Ich musste jedoch zugeben, die nächsten 3 Tage hatten 3 gute Dinge. Das Erste war, dass ich immer viel schlief. Ich fühlte mich ausgepowert, obwohl ich gar nichts tat außer mein Bett zu hüten. Also übermahnte mich der Schlaf immer sehr schnell und ich schlief immer genau so, dass ich Shane nicht sehen musste – und dieses Mal schlief ich wirklich. Welch ein Glück. Ich wusste nur immer, dass er da war, weil er mir die Unterlagen vom Unterricht vorbei brachte oder weil frische Blumen neben meinem Bett standen. Und ich verfluchte ihn nicht nur einmal – eigentlich alle paar Minuten wenn ich wach war und dann auch nur in Gedanken. Aber eigentlich meinte ich es nicht wirklich ernst. Irgendwie zumindest. Das 2te war die Nachricht, dass ich endlich entlassen wurde. Der Doc meinte ich sei wieder fit genug und das ein Verband jetzt reichen würde, jedoch musste ich auch weiterhin erstmals mit nur noch einer Krücke laufen, um den verbundenen Fuß zu schonen. Aber das war mir egal – was zählte war, dass ich wieder raus gehen konnte und endlich wieder etwas anderes sehen würde außer diesem beschissenen Weiß. Und das 3te … tja, das zählte ich ungern dazu. Es war nämlich Shanes Brief … Er war weitaus ungefährlicher als ich dachte und er hob meine Laune extrem – was mich eigentlich eher anpisste. Wortwörtlich – ich zitiere – stand darin: „Hey Joelle, ich weiß das du mich die nächsten Tage sicher nicht sehen willst – so gut kenne ich dich mittlerweile. Ich muss dich jedoch enttäuschen. Ich halte meine Versprechen. Und wegen dem Brief … Na ja, du hast geschlafen, ich wollte dich nicht wecken, also entschied ich mich für die altmodische Methode. Ich wollte nur noch einmal betonen, dass ich das Gestern ernst gemeint habe – wir sind Freunde. Gute Freunde, okey? Und es war echt ein Scherz … vielleicht kein guter, aber ja, das ist Ansichtssache nehm ich an? Ich mag dich echt gern und ich will dich nicht verlieren. Ich weiß, wie schmalzig das klingt und ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie du dein Gesicht verziehst. Das ist ja offensichtlich nicht so deine Welt … Na ja, meine eigentlich auch nicht, aber egal. Tja, ansonsten was gibt es sonst noch zu erzählen? Im Unterricht ….“ Der Rest ist nicht wirklich relevant. Nur allgemeine Sachen, die mich zum Lachen bringen sollten und es erfüllte seinen Zweck. Wir schrieben uns seither nur Briefe hin und her. Was irgendwie noch witziger war – vor allem etwas distanziert. Natürlich war es nur belangloses Zeug, aber es gab mir eine Beschäftigung, wenn ich mal nicht schlief. Und darüber war ich froh, da ich ansonsten viel zu viel nach gedacht hätte. Meine Antwort auf diesen einen Brief war einsichtig. Ich sagte, dass ich ein wenig überreagiert hatte. Immerhin war es nur ein Song und das sei Interpretationssache und wenn es eh nur ein Scherz war, dann war es irrelevant. Danach ließ ich das Thema fallen und näherte mich Shane anderweitig wieder an … Und ab da an verlief alles normal – so normal wie mit Alice oder Nate. Was man eben als normal bezeichnen konnte, wenn man mit jemandem schrieb. Wie auch immer, was heute zählte war, dass ich endlich wieder raus kam. Der Arzt laberte mich gerade noch etwas voll, auf was ich achten sollte und so, aber ich beachtete ihn kaum. Wer würde das auch schon? Ich nickte zwischenzeitlich nur immer wieder brav, bis er mich endlich gehen ließ. Für heute war ich noch vom Unterricht frei geschrieben, ab Morgen würde es wieder richtig los gehen. Und ich freute mich riesig. Denn das würde bedeuten: Langeweile ade. Aber erstmals machte ich mich auf zu meiner Hütte, bei der ich auch relativ schnell ankam (ich war schon wieder viel fitter & somit schneller). Dort angekommen legte ich mich auf mein Bett und atmete angestrengt aus. Lächelnd. Wow, fühlte es sich wieder gut an frische Luft einzuatmen, nachdem man ein wenig draußen war. Und ich konnte den Camplärm wieder hören. Als erstes griff ich natürlich zu meiner geliebten und treuen Six-string und ließ meine Hände über die Seiten fahren. Yes, Jackpot – zumindest für mich nach dieser ganzen Abstinenz. Ich fühlte mich wie auf Entzug, da ich schon lange nichts mehr gespielt hatte. Und im nächsten Moment erklang schon einer meiner Lieblingssong. Die Hütte war von Musik erfüllt und ich sog es richtig auf. Musik war eben doch mein Leben – alles. Eigentlich wollte ich ja zu Nate oder Alice, aber da die beiden Unterricht hatten, blieb ich in Hütte 66, und verschob meinen Plan auf später. Stattdessen spielte ich ein bisschen und versuchte mich an einem neuen Song, was mir jedoch nicht ganz gelang, da mir zu viel im Kopf rum schwirrte und endete schlussendlich damit, dass ich meinen Dad wieder einmal anrief. Alles in allem sehr entspannenden. Und zum ersten Mal seit Tagen, dachte ich nicht an Shane. Doch die Konfrontation mit ihm kam etwas früher als gedacht. Was vielleicht gar nicht so schlecht war, andernfalls wär ich wohl total nervös gewesen und hätte mich vielleicht auch aus dem Staub gemacht frühzeitig, um noch ein bisschen Zeit zu schinden … Ich meine immerhin hab ich ihn nicht mehr gesehen seit dem Picknick (für mich eindeutig sehr abwertend ausgedrückt). Wir hatten uns nur in altmodischen Briefen unterhalten. So war es also kein Wunder, dass er total überrascht war mich zu sehen. Genau so wie ich. Ich saß gerade auf meinem Bett und summte vor mich hin, als er reinkam. Er wollte vor dem Abendessen noch kurz duschen. Normalerweise ging er nach dem Unterricht zu Nevio, chillte am See oder arbeitete wie ein Wilder fürs Camp oder seine Firma. Also rechnete ich auch diesen Abend wieder damit, dass er später kommen würde. So wie sonst auch und so wie es davor eben war. Tja, falsch gedacht. Er kam pünktlich zur Tür herein spaziert und blieb erstmals perplex stehen, als er die Tür hinter sich schloss. Mein Zimmernachbar erstarrte buchstäblich in seiner Bewegung, als er mich entdeckte. Vor allem war er überrascht mich zu sehn – sehr überrascht. Wen wundert’s? Ich hatte ihm auch nicht gesagt, dass ich heute raus kommen würde. „Ähm … Joelle?“ „Hey …“, meinte ich etwas schüchtern und konnte nicht vermeiden, dass ich knallrot anlief, da ich ihn nicht bemerkt hatte. Er hielt in seiner Bewegung weiterhin inne. Okey, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung, versuchte ich mir selbst klar zu machen. Das war es ja auch. Also warum sich unnötig so unsicher aufführen? „Ähm du kannst ruhig weiter machen.“, sprach ich das aus, das mich gerade aus dem Konzept gebracht hatte. Nicht das ich jemals eines gehabt hätte, aber egal. „Wie bitte?“, kommentierte er nur – er schien nicht zu verstehen, was ich meinte. „Na ja, du stehst da wie eine Salzsäure.“ „Ach so … ähm ja.“, meinte er nur und bewegte sich wieder ein bisschen. Na ja, er machte die Tür richtig zu und verschränkte die Arme vor seiner Brust, blieb aber weiterhin dort stehen. Also richtig Bewegen war doch etwas anderes. „Was machst du hier? Sag nicht du bist aus der Krankenstation abgehauen?“, fügte Shane dann noch in seinem ganz normalen Tonfall hinzu. „Nein. Das trifft es nicht wirklich. Ich wurde entlassen – ganz offiziell.“ „Ohw … und warum weiß ich davon nichts?“ Mittlerweile hatte er sich aufs Bett mir gegenüber gesetzt (was sein Eigenes war), aber er lächelte. Okey? Da versteh einer diesen Typ. Als Erstes war er wie vom Donner getroffen und dann war alles wieder normal … „Ähm … das war ganz spontan. Der Arzt hat es immer nur angedeutet und ja, es war nie richtig sicher.“ „Ach so.“ Er legt eine kurze Pause ein – hing wohl seinen eigenen Gedanken nach. „Und was machst du gerade?“, fragte er irgendwann einfach. „Nichts. Musik hören.“, erwiderte ich nur trocken und hob als Beweis meine Kopfhörer auf, die vor kurzem noch meine Ohren bedeckt hatten. Aber meine Aussage stimmte nicht ganz. Ich hielt den Zettel weg auf den ich bis vor ein paar Minuten noch geschrieben hatte. Und er wusste es auch. Er sah nämlich geradewegs auf den Zettel, aber er sah drüber hinweg. Bevor er noch irgendwelche unangenehmen Fragen stellen konnte, ergriff ich lieber das Wort wieder. „Und was machst du hier? Normalerweise bist du im die Zeit am See, am Arbeiten oder bei Nevio.“ Langsam ging es wieder, stellte ich nebenbei fest. Meine Nervosität legte sich wieder – es war wie immer. Wie vor dieser ganzen Scheiße im Wald. Irgendwie. Nur meine Gefühle waren nicht mehr dieselben … die wussten nämlich gar nix mehr, drehten und wendeten sich – je nachdem wie der Wind gerade flog und wie meine Stimmung war. „Ähm ja stimmt. Aber ich wollte noch Duschen und mich etwas frisch machen bevor ich bei Nevio nochmal vorbei schaue …“, antwortet er simpel auf meine vorherige Frage und zog nebenbei seine blauen Converse aus. Diese kleine Geste passte eigentlich nicht wirklich zu seinem besagten Plan – ich folgte ihr trotzdem anteilslos, als ich diese Feststellung machte. „Ach so.“ „Ja, aber…“ „Aber?“, unterbrach ich ihn fragend. Er hatte abgebrochen. „Ich glaube, das lass ich erst mal bleiben.“, kam es schulterzuckend zurück. Er lächelte dabei das Lächeln das ich so liebte. Ich musste es einfach erwidern. Irgendwie hatte ich es doch vermisst – das alles. Ein ganz kleines bisschen zumindest. Briefe waren einfach nicht das gleiche. Sie waren eher langweilig – nicht so interessant, weil man die Regungen des anderen nicht wahr nahm. In einem Brief konnte man auch mehr als gut Lügen, fiel mir auf. Aber seine Augen konnten das nicht. Und ich liebte es den Glanz darin zu verfolgen und wie sie sich änderten. Je nach Stimmung und Lichteinfall … Eigentlich mochte ich die Farbe Grün nie. Sie war mir nie aufgefallen. Aber jetzt schien sie mir doch ganz schön und frisch. Wie hatte ich jahrelang Leben können ohne dieser Farbe nicht mal 5 Minuten meiner Zeit zu schenken? Sie hatte potenzial und mir schien es plötzlich unmöglich, dass ich nie auch nur ansatzweise die Schönheit dieser Farbe erkannt hatte. Eigentlich traurig … Super. Jetzt wurde ich langsam auch noch philosophisch. Seit wann machte ich mir Gedanken um Farben und warum ich sie nie mochte? Ähm ja, Kurzschluss? Wohl möglich. Überdosis an Gefühlen die ich nicht kannte? Sehr wahrscheinlich. Zu viel Stress? Definitiv. Zu wenig Schlaf? Wahrscheinlich. Auch wenn ich die letzten Tage fast nur geschlafen hatte … ich sollte einfach ein wenig abschalten. Leichter gesagt, als getan. „Und warum, wenn ich fragen darf?“, erwiderte ich also strahlend. Ich konnte nicht anders. Vor allem weil ich die Antwort eigentlich schon wusste und sie brachte mich nur noch mehr zum Grinsen – obwohl ich das gar nicht wollte. „Na warum wohl?“, fragte er neckisch. „Du bist wieder da – das müssen wir feiern. Zwar nicht gerade mit Sekt oder so, aber ich geh gleich in die Küche und hol uns was zu essen. Ich habe Hunger. Außerdem glaub ich kaum das du schon bereit für die Essenshütte bist.“ „Wohl kaum.“, erwiderte ich grinsend. Eigentlich war es echt leicht. Leichter als gedacht. Meine Angst war vollkommen unbegründet. Es war alles ganz normal. Ab da an wieder. So als hätte es die Tage davor nicht gegeben, zumindest die schlechten. Normal an einem sommerlichen Abend… … doch die Nacht war grauenhaft! Der Abend war wunderschön sommerlich bis schwarze Wolken aufzogen und den Himmel und den Sonnenuntergang trübten. Ich dachte mir nichts dabei – das würde sich schon wieder verziehen. Da hatte ich mich wohl gründlich getäuscht … den es wurden immer mehr Wolken. Zu dem Zeitpunkt an dem ich es bemerkte, war es mir egal. Shane und ich aßen zusammen und er erzählte mir diverse Sachen die ich verpasst hatte wie zB. das Alice und Nevio sich endlich näher gekommen waren und er Shane gegenüber zugegeben hatte, Alice ganz anziehend zu finden. Es wunderte mich wirklich, dass die Blondine mir DAS noch nicht mitgeteilt hatte … obwohl, wenn ich so nach dachte, hatte ich die letzen 3 Tage auch fast nur geschlafen. Wann hätte sie auch gekonnt? Ansonsten spielten wir auch noch ein paar Runden UNO und ich gewann fast immer (ja ich weiß ein uraltes und einfaches Spiel, aber es machte Spaß). Mein Gewinn? Jede Menge Schokolade, die eigentlich unser Nachtisch werden sollte … jetzt war es nur noch meiner. Ja ich weiß, eigentlich sollte mir das Wetten vergangen sein, aber an UNO in Kombi mit Schokolade war ja nichts verkehrtes, geschweige denn riskantes. Na ja, jedenfalls entschieden wir uns danach beide früh ins Bett zu gehen. Shane war auch recht k.o. und müde, was mir bis dato gar nicht aufgefallen war. Er sah echt ein wenig fertig aus und hatte ein Gähnen mehr als nur einmal unterdrückt. Wir legten uns also hin und sowohl er, als auch ich schliefen schnell ein – er vor mir wohl gemerkt. Bis dahin hatte es nur angefangen zu regnen. Eigentlich alles okey. Worin lag also mein Problem? Tja, ganz einfach es blieb nicht nur beim Regen. Mitten in der Nacht fing es an zu Donnern, richtig laut und ohrenbetäubend, sowie zu Blitzen. Der ganze Nachthimmel wurde innerhalb von ein paar Sekunden total beleuchtet. Der Himmel war zeitweise von weißen Rissen gesäumt, die genauso schnell wieder kamen und verschwanden, wie sie gekommen waren. Ein Gewitter zog auf – zu dem noch ein richtig starkes. Ein Sommersturm der tobte, Gott musste einen Anfall haben. Es stürmte – und genau das weckte mich. Wir hatten das Fenster offen und ich hatte generell eher einen leichten Schlaf. Und was war der Witz an der ganzen Sache? Ich hatte panische Angst vor Gewittern, hatte ich das schon erwähnt? Ich weiß, peinlich auch noch in meinem Alter und dann auch noch als Junge. Ich nehme an, man konnte sich trotzdem vorstellen wie ich mich fühlte. Ich hatte mir die Decke über den Kopf gestülpt und betete, dass die Geräusche verstummen würden und das Licht verschwand. Es sollte einfach gehen und mich wieder in Ruhe lassen. Stattdessen wurde es immer stärker – Ich hatte fast das Gefühl das es mich verhöhnte und das Ganze sehr witzig fand. Ich hingegen zitierte. Mir war nicht nur kalt, sondern ich verkrampfte mich richtig und zog sogar meine Füße an. Das hatte ich definitiv schon lange nicht mehr gemacht. Das ich nicht wimmerte war alles. Ich hasste Gewitter nicht immer. Ich hatte immer großen Respekt davor, aber richtige Angst bekam ich erst, als ich einmal im Urlaub meine Eltern verlor in einem Wald, weil ich einem Tier nach gelaufen war. Wir wollten gerade zurück ins Ferienhaus, da eben ein Gewitter aufzog – und das auch ziemlich schnell. Ich dachte daran natürlich nicht als kleines Kind. Meine Eltern hatten mich nur eine Sekunde aus den Augen gelassen, weil Opa angerufen hatte und sie nun wegen irgendetwas diskutierten, und schon war ich weg. Ich fand sie natürlich nicht mehr und das Gewitter zog auf. Somit war ich alleine in einem in schwarz getunkten Wald mit den dunklen Bäumen, dem Blitz und Donner, der über mir hallte und den Geräuschen der Nacht. Dass mich das geprägt hatte, versteht wohl jeder. Vor allem weil der Höhepunkt kam, als ein Blitz in einen Baum einschlug, der mich fast erschlagen hätte. Danach sackte ich weinend neben diesem zusammen und schrie nach meinen Eltern. Ein paar Stunden später fand mich dann eine Gruppe von Polizisten, die nach mir gesucht hatten, da meine Eltern natürlich diese alarmiert hatten. Das Fazit aus diesem Horrorszenario für einen 7-jährigen? Ich war ziemlich unterkühlt und musste ein paar Tage im Krankenhaus verbringen und zog zusätzlich für die Zukunft ein Trauma mit mir nach. Also kein angenehmer Urlaub – Gewitter und Ärzte. Und beides hasste ich. So lag ich nun in meinem Bett, das mir plötzlich viel zu klein vorkam, und zitierte wie Espenlaub. Ich hatte das Gefühl das die Dunkelheit sich nach mir verzehrte. Ich traute mich kaum, meine Augen auf zu machen, da ich jedes Mal zusammen zuckte, wenn es donnerte. Eigentlich unsinnig. Es erhellte sich auch vor meinem inneren Auge – Licht konnte man nicht entfliehen. Und es donnerte ziemlich oft. Die Erde bebte. Und ich war echt kurz vor einem Herzstillstand, als sich Shane plötzlich in seinem Bett umdrehte und irgendetwas grummelte. Diese simple Bewegung ergatterte meine gesamte Aufmerksamkeit. Es lenkte mich für einen kurzen Augenblick ab. Ich zog die Decke etwas runter und blinzelte raus – ich wollte mich einfach ablenken, egal mit was. Auch wenn es nur ein grummelnder Shane war. Dann donnerte es wieder und ich zuckte regelrecht zusammen und verkroch mich sogleich auch wieder unter meiner Bettdecke. Wie oft den noch? Ich wollte doch nur schlafen! … Das ich dabei irgendwelche Geräusche von mir gab, war mir gar nicht bewusst. Diese Geräusche mussten Shane jedoch geweckt haben, denn ich hörte wie er aufstand und das Fenster zu machte, das ich mich nicht getraut hatte zu schließen, obwohl es über dem Ende meines Bettes lag. Er drehte sich schon wieder in Richtung Bett und gähnte wieder mal, als seine Schritte plötzlich verstummten. Egal wie verschlafen er auch war, ihm musste wohl aufgefallen sein, wie sehr ich zitterte, denn genau in dem Moment erklang wieder ein Donner. Echt scharfsinnig – sogar im Halbschlaf. Ich zuckte so sehr zusammen, dass ich gar nicht wahrnahm, dass er nun an der Seite meines Bettes stand. „Hey, Joelle, alles klar bei dir?“, erklang seine sanfte und etwas verschlafene Stimme über mir. Ich zog mir die Decke weiter ins Gesicht und murmelte irgendetwas vor mich hin. Es war mir total peinlich, vor allem weil ich schon leichte Tränen in den Augen hatten – ich steigerte mich total in was hinein, ich weiß. Ich glaubte, in dem Moment schien ihm erst aufzufallen wie sehr ich überhaupt zitterte, denn er kniete sich hin und zog mir die Bettdecke leicht vom Kopf. „Hey, es ist alles gut. Du brauchst keine Angst zu haben. Das ist nur ein Gewitter, das gleich wieder vorbei ist.“ Das war leicht gesagt, wenn man keine Angst hatte! Vor allem konnte man nicht behaupten dass ‚es gleich vorbei war‘, da das schon die halbe Nacht so ging. Ich zog mir die Decke noch weiter aus dem Gesicht und sah direkt in diese Smaragde, die selbst bei Nacht ihren Glanz nicht verloren. In dem Moment donnerte es wieder und ich zuckte erbärmlich zusammen. „Hey …“ Er legte mir beruhigend eine Hand auf dem Kopf und drängte mich wenig später gegen die Wand, so dass er auf dem Bett Platz nehmen konnte. Ich rappelte mich ebenfalls auf, jedoch in der Bettdecke eingewickelt. „Ich hab panische Angst vor Gewittern.“, beichtete ich leise und mit schwacher Stimme das offensichtliche und konnte nicht vermeiden wie ich leicht rot wurde. Na toll. Das war die Beichte des Jahrhunderts. Er sah mich jedoch nicht spöttisch an, sondern leicht lächelnd. „Hätte ich echt nicht gedacht.“ „Sehr witzig.“, meinte ich nicht weniger sarkastisch, dabei erklang der nächste Donner. Ich kniff die Augen wieder zusammen. „Hey, es ist echt alles in Ordnung.“, erklang es neben mir und dabei legte er seine Arme um mich. Seine Stimme war nun noch sanfter – ging das überhaupt? Zum ersten Mal sträubte ich mich nicht gegen eine Berührung von ihm, sondern hieß sie sogar willkommen. Es donnerte wieder und ich zuckte in seinen Armen leicht zusammen. Er drückte mich noch mehr an sich. „Es ist alles okey, dir kann nichts passieren. Das lasse ich nicht zu, das verspreche ich, okey?“ Und obwohl die Worte eigentlich albern waren, wirkten sie. Ich fühlte mich etwas weniger einsam, nicht so rastlos und ich fing an weniger zu zittern und mich langsam wieder zu beruhigen. Er drückte mich wieder etwas von sich weg, um mich besser ansehen zu können. Er sah mir dabei direkt in die Augen und fügte noch hinzu: „Du weißt, dass ich meine Versprechen halte.“ Ich nickte nur und ich wusste, dass er es ernst meinte. Es war die Wahrheit. Ich hätte ihm nicht mehr vertrauen können, als in diesem Moment und so lächerlich es auch klang, meine Angst verschwand für einen kurzen Augenblick. Shane war da. Was sollte mir schon groß passieren? Er war da … Er strich mir sanft über den Rücken, um mich noch mehr zu beruhigen. Es wirkte – und wie es wirkte. Er tat das so lange bis ich gänzlich aufhörte zu zittern und bis ich nicht mehr zusammenzuckte, wenn es donnerte. Dabei flüsterte er mir beruhigende Worte zu und ich war extrem froh, dass er bei mir war. Nate hätte jetzt geschlafen wie ein Stein und mich mir selbst überlassen. Shane hingegen war an meiner Seite und es fühlte sich gut an, an seiner Schulter. Ich weiß nicht wie lange wir so da saßen, aber es schien wie eine Ewigkeit und ich schätzte es sehr, den ich wusste wie müde er eigentlich war. Er versuchte mich abzulenken und erzählte mir von Ryan und ihm, wie auch er früher Angst vor Gewittern hatte und Ryan immer für ihn den Clown spielte, damit er lachen musste und seine Angst vergaß. Er blieb die ganze Nacht bei ihm. Ich musste unweigerlich lächeln, weil das einfach so gut zu Ryan passte. So war er schon immer gewesen – für alle da und immer ein Lächeln auf den Lippen. Und Shane war ihm in manchen Punkten gar nicht so unähnlich – zumindest auf eine erwachsenere Art. Als es mir soweit wieder gut ging, drückte er mich wieder sanft weg. Ich sah ihn verschlafen an – auch ich wurde langsam wieder müde. „Geht’s wieder?“, fragt er. Ich nickte nur. „Gut, dann probieren wir jetzt beide wieder zu schlafen, okey?“ Ich nickte obwohl sich in mir alles verkrampfte. Ich wollte nicht dass er ging, auch wenn es nur bedeutete, dass er mein Bett verließ und in seines schlüpfte. Doch er stand schon auf. Bevor er jedoch wieder dort ankam, wo er eigentlich hin wollte (sein Bett), schnappte ich reflexartig nach seiner Hand. Ich wollte nicht allein sein. Ich fühlte mich schon wieder von der Dunkelheit verschlungen. Er war für mich, in diesem Moment, wie ein Licht und sobald er sich entfernte, kehrte die Angst zurück. Er sah mich überrascht an. „Was-?“, doch weiter kam er nicht. Ich sah ihn bittend an und brachte, etwas angeschlagen, folgende Worte raus: „Bitte, geh nicht. Bleib hier.“ Ich sah ihn direkt an und der Schwarzhaarige schien meine Angst zu spüren – keine Ahnung, vielleicht auch zu sehen. Ich hatte schon wieder leicht angefangen zu zittern. Es war als hätte man mir meine Wärme entzogen und jetzt wurde es wieder kalt. Im nächsten Moment wurde mir erst klar, was ich da getan und gesagt hatte und ich ließ seine Hand los. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh im Moment ein Mädchen zu sein, denn andernfalls wäre die ganze Aktion mehr als peinlich. Aber als Mädchen konnte man Schwäche zeigen und so offensichtlich um Hilfe bitten. Ich dachte schon, er würde sich wieder seinem Bett zuwenden, doch erst mal strich er mir sanft über den Kopf und ging erst dann zurück zu seinem Bett. Im ersten Moment stieg Panik und Enttäuschung in mir hoch, vor allem weil er nichts gesagt hatte. Doch anstatt sich wieder hinzulegen, schob er sein Bett zu meinem rüber. Ich folgte der Szene vor mir kommentarlos. Im ersten Moment kapierte ich auch gar nichts, sah ihn nur hoffnungsvoll an ehe er dann sagte: „Ich geh nicht weg, okey? Ich bleib die ganze Nacht bei dir, wenn du willst. Aber jetzt leg dich erst mal hin und versuch zu schlafen, ja?“ Ich tat wie mir geheißen und legte mich hin, kämpfte jedoch den Drang hinunter meine Bettdecke wieder über den Kopf zu ziehen. Trotzdem fühlte ich mich schon wieder ein wenig besser. Obwohl ich Angst hatte, dass er vor mir einschlafen würde und ich wieder alleine sein würde. Doch stattdessen setzte er sich auf, knipste die Bettlampe, die links neben meinem Bett hang, an und nahm ein Buch zur Hand. Ich sah ihn fragend an. Er antwortete lächelnd. „Was denn? Sieh mich nicht so an als wär ich verrückt, klar? Ich dachte ein bisschen Licht, nimmt dir ein wenig die Unsicherheit.“ „Aber-“, wollte ich erwidern. Er schien zu wissen was ich sagen wollte. Er war doch selbst total müde. „Kein aber, es ist okey, klar? Und jetzt versuch zu schlafen. Ich bleib solange wach bis du wieder eingeschlafen bist und lese derweil ein wenig. Ich wollte eh wissen wie es mit Kyle weiter geht. Außerdem könnte ich eh nicht schlafen, wenn ich weiß, dass du neben mir tausend Tote stirbst.“, fügte er sanft und neckisch hinzu. Ich streckte ihm meine Zunge entgegen, lächelte dann aber. Während er das sagte, strich er mir beruhigend über den Handrücken, mit dem ich meine Decke umklammerte, und was soll ich sagen? Er war echt … unbeschreiblich. Seine Berührung beruhigte mich extrem, weil er mir damit zeigte, dass er da war und durch die Nähe konnte ich ihn sogar atmen hören. Ich schloss meine Augen – lächelnd – und eine geraume Zeit darauf geleitete mich seine Berührung sanft in einen traumlosen Schlaf, der auch bis zum Morgengrauen anhielt. Den ich hatte das Gefühl neben mir würde ein Licht schweben, das mich beschützte und mich nicht los lassen würde, egal wie stark es draußen windete und wehte, egal wie sehr es donnerte und Blitze. Ich war in Sicherheit. Ich war nicht allein – Er war bei mir und würde es fürs Erste auch bleiben. -------------------------------------------------------------------------------- Sooo Endstation mit dem ganzen Kitsch :P Tja, was soll ich sagen? Ein wirklich nettes Filler-Kapitel, aber ich wollte es unbedingt rein bringen als mir letztens die Idee kam und ich liebe es. Irgendwie^^ Ich liebe dieses Wort, ist das jemandem schon aufgefallen? Kommt sehr oft vor … xD Außerdem widme ich dieses Kapitel jemand ganz bestimmten … nämlich meiner wirklich treuen und wundervollen Kommentarschreiberin, die ein Fan der ersten Stunde dieser Geschichte war: . Du hast mich mit deinen ganzen Kommentare, Lob und weiß ich was alles letztens wirklich motiviert zum weiter schreiben. Ich war echt baff, als ich zurück kam nach einer Woche und sah wie viel du nach kommentiert hast! Hammer :D Vielen lieben Dank & sorry dass ich keine Zeit hatte deine Kommis zu kommentieren – das gilt auch für die restlichen tollen Kommentare zum letzten Kapitel. Ihr seid genau so toll Mit diesem Gedanken verabschiede ich mich erst mal & kann euch schon sagen, dass ihr euch auf das nächste Kapitel freuen könnt, dass nach meinem letzten Urlaub für diese Ferien geschrieben wird ;D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)