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Korean Vacation

von

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Kapitel 1

Kapitel 1

Was ist eigentlich mit dieser Stadt los?

Egal wo man hingeht, immer gibt es an jeder Straßenecke Ärger.

Außer Atem blieb ich an einer Straßenkreuzung stehen.

Na super!

Wohin jetzt? Verdammt! In welche Richtung soll ich jetzt rennen?

Gehetzt schaute ich über die Schulter, nur um sicher zu gehen, dass mich die Straßengang noch nicht eingeholt hat. Schnell überlegte ich welche Richtung ich nehmen sollte.

Na ja, viele Möglichkeiten blieben mir da nicht. Rechts, links oder geradeaus. Wieder zurück zu rennen wäre natürlich unlogisch.

„Ya!“, hörte ich hinter mir.

Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um.

Oh nein, die Schlägertruppe. Sie haben mich eingeholt. Panisch rannte ich einfach drauf los. Ich denke, ich bin einfach geradeaus gelaufen oder so.

Sicher wollt ihr wissen weshalb ich verfolgt werde. Na gut, wie ihr wollt. Kehren wir also zu der Zeit zurück, an dem ich noch nicht wusste, dass mein Asiatrip zu einem Tohuwabohu wird.
 

Vor etwa zwei Jahren hatte meine Schwester die Idee gehabt nach Asien zu fahren. So eine Art Kombitrip. Zehn Tage Asien, stand es auf dem Prospekt, fünf Tage Korea, fünf Tage Japan. Meine Schwester am denken, wow voll cool. Prompt weihte sie unsere beste Freundin und mich ein. Diese Idee pflanzte sich ihn ihrem Gehirn ein und sie konnte an nichts anderes mehr denken. Schließlich überredete sie uns dazu. Wir wollten sowieso irgendwann einmal zusammen Urlaub machen, ob es jetzt in Asien oder sonst noch wo war, war egal. Das Problem war nur: sie hatte uns am Anfang verschwiegen wie teuer dieser ganze Spaß sein wird. Ganze viertausend Euro und plus Taschengeld. Ich war geschockt und entsetzt zu gleich. In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht mal eintausend Euro gespart, geschweige denn davon von etwa fünftausend Euro. Aber uns blieb nichts anderes übrig und die Devise hieß: SPAREN!!! Fünfzehntausend Euro insgesamt.

Nach etwa zwei Jahren hatten wir die besagte Summe aufgekratzt, ich habe bis jetzt noch keine Ahnung wie wir es geschafft haben, aber wir haben es. Dann haben wir uns im Reisebüro für den Asiatrip angemeldet und den ganzen dazugehörigen Papierkram erledigt, uns zwei Wochen Urlaub vom Chef geholt und los ging unsere Reise.

Zuerst mussten wir mit dem Zug nach Frankfurt zum Flughafen fahren. Easy. Wir drei waren noch nie in unserem Leben so aufgeregt. Am Flughafen trafen wir auf unsere Reiseführer und auf den Rest der Gruppe. Dann ging es ab in das Flugzeug. Siebzehn Stunden Flug waren kein Zuckerschlecken. Wir hatten das Glück die Plätze in der Mitte abbekommen zu haben, so saßen wir neben einander. Wir erzählten uns lustige Geschichten, haben Witze gerissen, hatten viel Spaß, waren bestens gelaunt. Alles lief nach Plan.

Irgendwo mussten wir in ein anderes Flugzeug steigen „Corean Airline“ und ab da ging alles schief was nur schief gehen konnte.

In diesem Flugzeug saßen wir nicht mehr neben einander. Ich weiß, an dieser Tatsache ist nichts Tragisches dran, aber ich will es nur erwähnt haben. Diesmal saß ich an der rechten Fensterseite neben einem echt gut Aussehend Asiaten. Er saß am Fenster und blätterte in irgendeiner amerikanischen Zeitschrift rum und ich saß zum Gang hin. Ich nahm mal an, dass er ein Koreaner war. Es gibt verschiedene Merkmale an denen man Asiaten unterseiden konnte. Zum einem waren es ihre Namen. Aber ich konnte schließlich nicht einfach so nach seinem Namen fragen, wäre ja unhöflich. Ein anderer Unterschied zwischen den Asiaten ist es: Koreaner sehen schlicht und einfach besser aus als Japaner oder Chinesen. Natürlich gib es auch unter Japanern und Chinesen gut Aussehende Typen, aber die Wahrscheinlichkeit liegt bei eins zu einer Million.

Dazu später noch mehr.

Anna, meine Schwester und Tatjana, unsere beste Freundin und (übrigens sie hat den gleichen Namen wie ich), die beiden saßen etwas schräg hinter mir, also in der Mitte wieder. Nichts schlimmes, oder? Ist es auch. Die Stunden im Flugzeug waren angenehm. Zumindest bis zu dem Punkt an dem ich herausgefunden habe, wer neben mir saß.

Jetzt denkt ihr bestimmt, es saß irgendeiner von der Mafia neben mir oder so. Nicht?

Ganz im Gegenteil!

Ich meine, wie hoch kann die Wahrscheinlichkeit sein neben einen Schauspieler zu sitzen? Und ich hatte den coolsten und geilsten Schauspieler schlechthin neben mir sitzen.

Rain.

Sagen wir mal so, jede koreanische Frau steht auf ihn. Uns drei eingeschlossen!

Der Traum aller schlaflosen Nächte.

Woher ich ihn kenne? Gute Frage. Ich kenne ihn einfach. Übrigens, Anna fährt voll auf ihn ab.

Und ich sitze neben diesem Prachtexemplar von einem Schauspieler. Sofort fing mein Herz an zu flattern und Schmetterlinge schwirrten in meinem Bauch. Wie viel Glück kann man haben? Hätte niemals gedacht, dass er mit der Business-Classe fliegt. Bestimmt nur zur Abwechslung.

Ich beugte mich in meinem Sitz etwas vor und starrte ihn von unten nach oben an. Im Sinne von als ob ich mich für das Magazin interessieren würde. Dabei schaute er ganz langsam vom Magazin auf und sah mich fragend an.

Mein Hirn setzte aus. Jetzt mal im Ernst. Als hätte man alles aus meinem Gehirn heraus gefegt. Der einzige Gedanke der mir noch in den Sinn kam war: Oh mein Gott! Es ist wirklich Rain.

Ich lächelte ihn schwach an und setzte mich wieder zurück in den Sitz. Unbelievable!

Ich drehte mich zu meiner Schwester um, die schräg hinter mir saß. Jemanden musste ich es ja schließlich sagen.

„Anna“, flüsterte ich laut.

Sie schaute in den Gang hinein.

„Was ist?“

„Regen auf Englisch?“

„Was willst du?“, fragte sie mich verwirrt.

„Regen auf Englisch?“, fragte ich sie nochmal.

„Bist du blöd! Pabo!

„Du sollst mir die Frage beantworten“, flüsterte ich genervt zu ihr rüber. Sie verdrehte die Augen.

„Rain“.

Daraufhin lächelte ich sie schelmisch an und wackelte mit den Augenbrauen.

„Er sitzt neben mir!“

Sprachlos sah sie mich an.

„Jetzt im Ernst.“

„Ja!“

Plötzlich tauchte ein Schatten vor mir auf und ich fuhr erschrocken auf. Eine schöne und sympathische Stewardess blieb vor mir stehen. Und wie ich es mir gedacht habe, ist sie nicht zu mir, sondern zu dem geilen Mann neben mir gekommen. Denn als ich zu ihr hoch schaute, sah sie nicht mich an, sondern ihn.

Und schon fing sie an auf Koreanisch zu sprechen. Das kann man leicht herausfinden. Denn genau wie beim Aussehen ist die Sprache ebenfalls unterschiedlich und klingt anders.

Ich selbst kann zwar Koreanisch nicht sprechen und noch weniger verstehen, dafür aber kenne ich die Schriftzeichen und verstehe das ein oder andere Wort.

Fasziniert hörte ich den beiden zu, wie sie sich auf Koreanisch unterhielten und so viel ich verstanden habe, fragte sie ihn, ob er etwas zu trinken haben möchte.

Ich habe nur das Wort „mul“ heraus gehört. WASSER!

Mal ehrlich, blöde Frage.

Eine volle Wasserflasche stand vor ihm. Ich glaube nicht, dass er zwei Falschen Wasser braucht, oder?

Lächelnd und leicht enttäuscht, dass sie ihm nichts anbieten konnte, wollte sie schon gehen bis ihr einfiel, dass ich auch noch da saß.

Übertrieben freundlich, lächelte sie mich an.

Meine Skepsis wurde geweckt und ich sah sie misstrauisch an.

„Möchten sie etwas zu trinken haben?“, fragte sie mich auf Englisch.

„Ja“, sagte ich amüsiert, „ einen Wodka, bitte!“

Entsetzt sah sie mich an, selbst Rain schaute von seinem Magazin auf.

Man sind die Leichtgläubig.

„Nur ein Scherz!“, sagte ich lächelnd. „Ich hätte gerne eine Coca Cola, bitte.“

Erleichtert nickte sie mir zu und ging davon.

Kopfschüttelnd setzte ich mich richtig in den Sitz und fuhr erschrocken wieder zusammen. Was zur Hölle…? Wieso vibriert es auf einmal?

Ach ja stimmt, mein Handy. Das gibt es auch noch.

Manchmal vergesse ich sogar, dass ich eines habe. So selten klingelt er bei mir. Bemitleidenswert, nicht wahr? Bei mir dient das Handy nur als Accessoire.

Während ich mir meine Schuhe auszog, holte ich mein Handy raus und las die SMS. Von Anna. Natürlich, von wem den sonst! Ich soll ihr am Ende alles haargenau erzählen. Lachend drehte ich mich zu ihr um und gab ihr das ok Zeichen.

Die Saftschubse von vorhin kam wieder zurück und brachte mir meine Coca Cola. Natürlich kam sie nicht umhin meinen Sitznachbar wieder nach seinem Befinden zu fragen.

Wie hohl kann man sein? Wir sitzen noch nicht mal eine Stunde in dem Flieger und sie fragt ihn wieder ob er was zu trinken haben möchte. Will sie ihn abfüllen oder was?

Dem armen Rain blieb nichts anderes übrig als wieder einmal freundlich zu lächeln und verneinen.

Ich konnte nur die Augen verdrehen.

Was man nicht alles tut, um nur die Aufmerksamkeit eines berühmten Star auf sich zu lenken.

Ich meine, er ist schließlich auch nur ein Mensch. Und sollte man diese Menschen in so einem Moment nicht doch lieber in Ruhe lassen. Irgendwann brauchen die ja auch eine Pause. Oder? Wenn dann noch so ein bekloppter Fan neben einen sitzt, dann ist seine Stimmung doch sicherlich im Bach.

Ich bin kein Fan! Ehrlich. Ich weiß nur wer er ist. Von meiner Seite aus, lasse ich ihn lieber in Ruhe. Mir reicht es, dass ich ihn in Person gesehen habe. Jetzt weiß ich definitiv Bescheid: Er ist echt und in Persona sieht er viel besser aus als auf Bildern.

„Brauchen sie vielleicht eine Decke und ein Kissen?“

Ich, immer noch in meinem Sitz nach der richtigen Sitzposition suchend, schaute zu der Saftschubse auf, die wiederum mich fragend ansah.

Ich blickte erst sie an, dann schaute ich zu Rain und dann wieder zurück.

„Ach, sie reden mit mir?“, fragte ich sie verwundert.

Verwirrt starrte sie mich an, während Rain anfing zu lachen.

„Wenn ja, dann hätte ich gerne diese beiden Dinge.“

Wieder ging sie davon, um mir Kissen und Decke zu holen.

Schließlich kam sie zurück und reichte mir die beiden Sachen. Fragend sah ich sie an, weil sie nicht gehen wollte.

Wie kann man nur so hartnäckig sein?

Als sie merkte, dass sie für mich, beziehungsweise für ihn, nichts mehr tun konnte, ging sie davon.

Dann fing das Drama an.

Alle zehn Minuten oder so kam dann irgendeine von den Saftschubsen und fragten ihn nach belanglosen Dingen, wie ob er wieder etwas zu trinken haben möchte oder etwas zu knabbern bis hin zu einem Dreigänge Menü.

Sagt mal, ticken die noch richtig.

Ich, die mich in den Sitzt ein gekugelt habe, das Kissen an die Armlehne und die Decke um mich gewickelt, mit dem Rücken zu der Saftschubse und mit dem Gesicht zu Rain, war kurz davor auszurasten. Aber ich zwang mich die Kontrolle zu behalten. Ich musste wenigstens nur ein paar Stunden schlafen. Doch es klappte ganz schlecht, wenn alle zehn Minuten jemand auftauchte und meinen Schlaf störte. Wenn ich zu wenig geschlafen habe, dann werde ich zum Tier.

Selbst Rain ging es langsam auf die Nerven. Aber er kann ja wohl schlecht die Saftschubse zurechtweisen, oder? Der arme Kerl.

Als wieder in den letzten dreißig Minuten, jemand dreimal zu uns gekommen ist, platzte mir der Kragen.

„YA!“ Ich fuhr auf dem Sitz hoch.

Erschrocken zuckte die Stewardess zusammen, genauso wie Rain, der mich dann überrascht anschaute.

„Sagen sie mal, haben sie nicht mehr alle Tassen im Schrank? Sie können nicht alle zehn Minuten hier auftauchen und erwarten, dass er jedes Mal etwas haben will. Wenn sie schon mir auf die Nerven gehen, dann will ich gar nicht wissen wie blank seine Nerven liegen müssen. Nur ist er etwas taktvoll und will ihre Gefühle nicht verletzen, was sie von mir nicht zu erwarten haben. Lassen…sie…ihn…endlich…ihn…Ruhe! Denken sie nicht auch, dass er zurzeit bestens versorgt ist. Wenn er etwas benötig, dann ruft er sie.

Und jetzt“, ich winkte ihr mit der Hand, dass sie gehen soll, „gehen sie. Sie können gerne in drei Stunden wieder kommen. Nicht früher.“

Sofort entschuldigte sich die Stewardess bei mir und ging wie ein begossener Pudel davon.

„Also ehrlich. Taucht einfach alle zehn Minuten hier auf und spielt dann noch die beleidigte Leberwurst…“, murmelte ich vor mich hin und wickelte mich wieder in die Decke und wollte mich wieder in meine vorherige Position hinsetzen.

„Danke!“

Immer noch vor mich her am murmeln, schaute ich um mich herum. Hat da jemand gerade „Danke“ gesagt? Ich sah Rain an.

„Hä!“ Es kann ja gar nicht sein, dass er mit mir gesprochen hat. Hat er aber anscheinend.

„Danke!“, sagte er nochmal und lächelte mich freundlich an.

Wie ein dummes Huhn starrte ich ihn an, musste aber danach doch noch lächeln.

Ich winkte mit der Hand ab.

„Ach, quatsch. Gar kein Problem!“

Damit war unser Gespräch auch schon zu ende.

Nicht, das ich ihm viel zu sagen hätte.

Ich legte mein Kopf auf die Rückenlehne und starrte sein Profil an.

In Gedanken verloren holte ich mein Handy raus und schrieb Anna eine SMS.
 

„Weißt du, er ist irgendwie wie ein normaler Mensch. Wie du und ich!

Einfach normal“

Sofort kam die Antwort:

„Ist dir das erst jetzt aufgegangen?“
 

„Ich mein ja nur. Aber irgendwie ist er auch noch von einer besonderen

Aura umgeben. So ‘ne Art Ich-bin-ein-Schauspieler-Aura.“
 

„Du sollst mir etwas schreiben was ich noch nicht weiß.“
 

„Zicke! Ok, wenn ich mir selber darüber im Klaren bin, dann schreibe ich dir.“
 

„PABO!“
 

Damit fielen mir die Augen zu und den Rest des Fluges habe ich verpennt.

Erst kurz vor der Landung wurde ich von der Stewardess geweckt damit ich mich richtig hinsetzen und anschnallen sollte.

Ich sage euch, ich fühlte mich als wäre ein Lastwagen über mich hergefahren. Ich war müde und total ausgelaugt.

Jetlag nennt man so etwas, oder?

Nachdem wir gelandet sind stand ich benommen auf und holte meine Tasche aus dem Gepäckschrank über mir raus, nicht ohne mich gründlich zu blamieren. Natürlich musste mir die Tasche noch auf den Kopf fallen.

Wie peinlich!

Aber für peinliche Momente bin ich bekannt. Manchmal bin ich tollpatschig. Ab und zu auch schwer von Begriff.

Rain fing meine Tasche auf, die ihm schon entgegen kam. Ich ging in die Hocke und hielt mir meinen schmerzenden Kopf.

„Du bist so ein Tollpatsch, wusstest du das?“, sagte Tatjana zynisch während Anna den Kopf schüttelte.

Mit einem weinenden Gesichtsausdruck schaute ich auf.

„Hätte kein Schwein ahnen können, oder? Keiner schreibt ja drauf: „Vorsicht! Taschen können einem entgegen fliegen. Schützen sie ihren Kopf oder ducken sie sich“.“

„Du bist einfach nur peinlich. So etwas nennt man Fremdschämung. Los, steh auf! Du hältst den ganzen Betrieb auf.“

Schon zerrte sie mich auf die Beine und bugsierte mich zum Ausgang.

„Meine Tasche!“

„Mach kein Stress! Anna holt sie.“

„Das ist aber keine gute Idee.“

So haben wir Anna zurück gelassen.

Wie sie meine Taschen von Rain bekommen hatte, weiß ich nicht! Aber ich hoffe, dass sie es uns erzählen wird.

Die Hoffnung stirbt zu letzt.

Kapitel 2

Kapitel 2

Tatjana und ich warteten schon mit unseren Koffern auf Anna, die mit einem breiten Grinsen auf uns zukam. Doch nachzufragen hatte ich keine Zeit, denn ich war zu sehr von dem Flughafen abgelenkt und von der Tatsache, dass ich jetzt in Seoul bin.

Zusammen mit dem Reiseführer und dem koreanischen Fremdenführer (den wir am Flughafen getroffen haben) gingen wir aus dem Flughafen zu unserem gemieteten Reisebus.

Im Reisebus wurde uns erklärt, dass wir erst zum Hotel gebracht werden und den Rest des Tages frei bekommen, was heißt uns von dem langen Flug zu erholen. Oder wer Abenteuerlustig ist, konnte außerhalb des Hotels sich ein bisschen umsehen, „die Gegend erkunden“.

Anna, Tatjana und ich bekamen große, runde, leuchtende Augen.

ASSA!

Großstadt wir kommen!

Voller Begeisterung stellten wir unser Gepäck im Hotel ab, gingen nach unten um uns bei unserem Reiseführer abzumelden und dann begann unsere eigene Exkursion.

Oder aber auch die Katastrophe.

Mal im Ernst: Wie viel kann an einem Tag noch alles schief gehen? Eins sage ich euch, wir drei Topen die Grenze.

Draußen auf den Straßen war echt viel los. Es war gerade mal erst 10 Uhr morgens und Seoul bietet uns gerade das Beste vom Berufsalltag in der Großstadt.

LKWs, PKWs, Luxus Karossen, Busse, Taxen, Lieferanten, Mofas und Motorräder, alles tummelte auf den Straßen rum. Gehupe hier, Polizeisirenen da, Lärm überall. Amazing! Genauso wie auf den Straßen, war auch auf den Gehwegen viel los.

Fast zu viel schon.

Bei so einer Menschenmasse müssten die sich doch gegenseitig auf die Füße treten, oder? Aber das war nicht so. Geschickt wichen sie aus um nicht ineinander zu rennen. Respekt! Ich bin schon drei Personen auf die Füße gestampft und in zwei andere rein gerannt und dabei war ich kaum aus dem Hotel raus.

Von den Skylines war ich begeistert. Mein lieber Schwan! Die sind ja sooooo hoch. Ich habe noch nie in meinem Leben welche gesehen. Da komme ich mir ja noch mickriger vor als ich es schon bin.

Verschiedene Fressbuden, Restaurants und Klamottenläden waren offen. Juwelier, Buchläden und viele mehr.

Menschen verschiedenen Berufsrichtungen liefen an uns vorbei. Der Business man im Anzug, der Straßenarbeiter in Uniform und der Fensterputzer in normalen Alltagskleider. Sogar Schüler und Studenten habe ich gesehen.

Schüler in Schuluniformen ^^. Voll cool.

Beim Schaufenster bummel auf der Einkaufspassage unterhielten wir uns angeregt ohne dabei auf den Weg zu achten. Blöd nicht!

So kam es, dass wir dann mitten irgendwo im nirgendwo standen.

„Na super!“, kam es entrüstet von Tatjana. „Wo sind wir den jetzt gelandet?“

„Ist das nicht irgendeine Wohngegend?“, fragte Anna umschauend.

„Lasst uns mal die Treppe da hoch gehen“, schlug ich vor und deutet zu der besagten Treppe vor uns. „Da oben sehen ich Bäume. Vielleicht ist da ein Park oder so. Wir setzen uns dort irgendwo hin und überlegen was wir dann machen.“

Vor der Treppe blieben Anna und Tatjana stehen, während ich schon mal hochging.

„Man, das sind aber viel Stufen!“, sagte Tatjana, jetzt schon total müde.

Natürlich hatte Anna schon eine Antwort parat.

„Couchpotato!“

„Lass mich!“

„Ya!“, rief ich ihnen von oben zu, „wollt ihr da unten Wurzelschlagen?“

„Wir kommen ja schon.“

Schon versuchten wir die Treppe zu erklimmen.

Irgendwann in der Mitte legten wir eine Pause ein.

„Ok, ich sterbe. Das ist ja wie Bergsteigen“, sagte Tatjana schwer atmend, während sie sich ans Treppengeländer lehnte. Anna, die Hände in die Hüften gestemmt, atmete ebenfalls schwer. Währenddessen setzte ich mich auf die Stufen und sah Anna an.

„Apropos. Wie hast du meine Tasche aus den Fängen von Rain bekommen?“

Augenverdrehen und genervt sah sie mich an, ging an mir vorbei und stieg die Treppe wieder hoch.

Damit endete unsere kleine Pause.

Verwirrt sah ich Tatjana an, die mich ebenfalls verwirrt ansah. Habe ich was Falsches gesagt?

Schweigend folgten wir Anna die Treppe hoch.

„Hey, ich habe dich was gefragt.“

Total genervt drehte sie sich zu uns um und sah zu uns runter.

„Wie hätte ich sie wohl sonst noch bekommen können?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ja keine Ahnung! Deswegen frage ich ja.“

„Ganz normal eben. Er lächelte mich charmant an und überreichte sie mir. Meinte noch, dass wir ein echt tolles und lustiges Trio sind. Ich soll dir übrigens schöne Grüße von ihm bestellen und …“, sie lächelte mich schief an bis es im lauten Gelächter endete. Fassungslos sahen Tatjana und ich uns an.

„Lässt du uns auch mal an dem Spaß teilhaben“, fragte Tatjana schließlich.

„Ich soll dir auch noch ausrichten …“, wieder fing sie an zu lachen, „das er froh darüber sei, dass du weder gesabbert noch geschnarcht hast.“

Fassungslos ging ich an Anna vorbei weiter hoch.

„Na super. Ist das alles was ihm dazu einfällt? Aber das erklärt immer noch nicht weshalb du so blöd am Grinsen warst.“

„Das ist schon eine andere Geschichte“, wie ein schüchternes Schulmädchen fing sie an zu kichern. Tatjana sah sie von der Seite her an.

„Hast du es bald!“

„Er hat mir ein echt vieldeutiges und breites grinsen gegeben und gesagt wir sollten viel Spaß in Seoul haben.“

„Was er wohl mit Spaß gemeint hat?“, fragte Tatjana zweideutig.

„Ganz bestimmt nicht das, was du denkst“, antwortete ich ihr zurück.

Schließlich erreichten wir die Spitze der Treppe.

Und hier startete unsere eigentliche Katastrophe. Um ehrlich zu sein weiß ich eigentlich gar nicht wie sie passiert ist. Irgendwie ist diese Erinnerung nicht hängen geblieben. Ich weiß nur noch, dass wir oben angekommen sind und uns über Tatjanas zweideutiges Denken unterhielten. Dabei ging ich rückwärts und sah nicht, dass jemand hinter mir war. Ehrlich. Ich habe die Gruppe nicht gesehen und sie angerempelt. Ausversehen! Ich schwöre es!

Es ist ja nicht so, dass ich die Gruppe gesehen habe und dachte, „ach rempele ich doch mal die Typen da an“.

Als ich zwei von denen angerempelt habe, drehte ich mich um und erstarrte zu Eis. Eine Gruppe Jungs, ziemlich gutaussehende Jungs, wenn ich das mal erwähnen darf, in Schuluniformen und mit Eisenschlägern standen vor mir.

Oh nein! Eine Gang!

Sofort fing ich an mich zu entschuldigen. Natürlich auf Koreanisch und mit verbeugen dabei. Ich wollte sie schließlich nicht noch mehr verärgern.

Panisch ging ich rückwärts und ganz langsam zu Anna und Tatjana.

Leute! So viel schieß hatte ich noch nie vor irgendeinem. Die sahen echt gut aus, aber auch ziemlich furchteinflößend.

Einer von denen, den ich natürlich angerempelt habe, brabbelte etwas auf Koreanisch und ging dabei langsam auf uns zu.

„Verdammt, Tatjana!“, schrie Tatjana mich leise von hinten an. „Du blöde Kuh. Du bringst nichts als Unglück.“

„Bin ich Hellseher oder was?“, gab ich gereizt zurück.

Während wir langsam zurück gingen, nur um ja keine ruckartigen Bewegungen zu machen, kamen die Jungs, ich habe an die 12 gezählt, auf uns zu, schief grinsend und mit dem Schläger drohend.

Na wunderbar! Warum sind die nicht in der Schule? Die müssen lernen!

Bestimmt haben die nur auf eine Gelegenheit gewartet um jemanden verprügeln zu können und wir waren nur zur falschen Zeit am falschen Ort und Ausländer (die verprügelt man doch am liebsten) und etwas ungeschickt.

Ok, ok, bzw. war ich mal wieder der Trampel. Ich hatte nur noch die kleine Hoffnung in mir, dass sie keine Mädchen verprügeln, das macht man schließlich nicht, oder? Aber na ja, für die machte es anscheinend keinen Unterschied, ob wir Mädchen oder Jungen sind.

„Mach was?“, sagte Tatjana leise wimmernd.

Mir fiel dazu nur eins ein.

„Lauft!“

Das ließen sich Anna und Tatjana nicht zweimal sagen. Den Göttern sei Dank, dass die beiden schnell von Begriff sind, sonst wäre es etwas problematisch. Noch während ich ihnen zuschrie, dass sie laufen sollten, drehten sie sich um und rannten, die schwer erklimmte Treppe, wieder runter.

Natürlich, die Jungs sind ja nicht blöd, rannten wie die bekloppten hinter uns her.

„Wir müssen uns trennen!“, schrie ich, damit die beiden mich hören konnten.

„Bist du verrückt!“, kam es von Anna zurück. „Wir verirren uns noch in dieser Stadt.“

„Willst du sterben? Du sollst wie in Filmen denken. Und außerdem haben wir uns sowieso schon verirrt.“

„Aber ich kann doch kaum Englisch, geschweige denn von Koreanisch“, schrie Tatjana mir zu.

„Asiaten sind generell sehr freundlich. Wenn du nett zu ihnen bist, dann sind sie auch nett zu dir.“

„Sehen die für dich aus, als seien sie freundlich?“

„Na ja, Ausnahmen bestätigen die Regel, oder?“

„TATJANA!“

„Trennt euch!“

Und so kam es, dass Anna und Tatjana nach rechts und ich nach links liefen mit jeweils vier Jungs und einem Eisenschläger im Schlepptau.
 

Seit etwa zwei Stunden habe ich schon die Orientierung verloren.

In dem einen Moment war ich noch mitten in der City (ich habe es irgendwie geschafft in die Stadt zurück zu rennen), umgeben von sehr vielen Menschen und in dem anderen Moment war ich in einer hübschen Wohngegend (im übertragenen Sinne: wieder da wo ich weggerannt bin).

Ich bin rechts und links und links und rechts gerannt, egal welche Richtung, Hauptsache weit weg von der Gang. Das Ende vom Lied war nur, dass ich nicht wusste, wo ich war.

Beim Laufen blickte ich mich um. Irgendeine Orientierung musste ich schließlich haben. Links und rechts nur hohe Mauern, so viel ich erkennen konnte Gartenmauern.

Ich riskierte einen Blick nach hinten. Keiner da!

Gott sei Dank.

Erleichtert lehnte ich mich an eine Mauer an um Atem zu holen. Ich war müde, verschwitzt, in meiner Seite setzte sich ein Stechen ein und total verloren.

Na wunderbar! Was jetzt? Ich brauche ein Versteck. Und zwar sehr schnell. Wenn die Gang gleich um die Ecke kommt, ist es aus für mich.

Eindeutig!

Nicht weit von mir sah ich eine Reihe von Hochhäusern. Super! Ich habe mein ideales Versteck gefunden. Langsam bewegte ich mich in diese Richtung.

Und genau in dem Moment musste ich natürlich nach hinten gucken. Genau da wo die Gang um die Ecke kam. Ich sah die an. Die sahen mich an, einer deutete mit dem Finger auf mich und fing wieder an zu laufen.

Eh, wann lassen die endlich von mir ab? Es kann doch nicht so den ganzen Tag lang gehen, oder? Ich lief was das Zeug hielt und kam langsam den Hochhäusern näher.

Vor mir entdeckte ich einen großen schwarzen Van. Ein Mann, der sich angeregt auf seinem Telefon unterhielt, lehnte sich an den Van.

Ein Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. Aber als ich sah, dass er sich am Telefon unterhielt, verschwand meine Hoffnung.

Was hieß, ich konnte keine Hilfe von ihm erwarten. Er schaute noch nicht mal vom Boden auf. Als wäre es ganz normal, dass ein Mädchen von vier Jungs verfolgt wird.

Er schenkt mir keine Beachtung und ich ignorierte ihn vollständig.

Gegenüber von dem Typen entdeckte ich eine Eisentür durch die ich schlüpfen konnte.

Gedacht, getan. Aus dem Augenwinkel nahm ich war, dass der Typ von seinem Handy kurz aufschaute (mittlerweile schrieb er eine SMS).

Doch es interessierte mich kein Stück.

Ich musste mich retten.

Na holla die Waldfee. Ein hübscher Eingang zu den Hochhäusern muss ich ehrlich zugeben. Zu je beiden Seiten des Weges waren Blumenbeete angefertigt worden. Sah total hübsch aus und vor allen dingen gepflegt.

Im Laufschritt ging ich um die nächste Ecke, warf einen Blick nach hinten, ob die Gang noch hinter mir war und sah wieder nach vorne.

Abrupt blieb ich stehen.

Keine Nasenlänge von mir entfernt stand ich vor einem Typen. Unsere Schuhspitzen berührten sich fast.

Woher ich weiß, dass es ein Typ war?

Er hatte keine Brüste (hahahaha), sondern eine flache muskulöse Brust.

Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott!

Eine Männerbrust. Ich schmelze! Ich stehe auf Männerbrust. Und bei dem hier konnte ich genau darauf gucken, denn er war ein kleines Stück großer als ich. Ungewöhnlich für Asiaten aber nicht für Koreaner. Viele von denen waren über eins siebzig groß. Genau wie dieser hier.

Ich schaute ihm erst auf die Schuhe, dann wanderte mein Blick langsam nach oben und bei seinem Gesicht fiel mir die Kinnlade runter.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Es darf doch einfach nicht wahr sein.

Kim Junsu! Von 2PM.



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