Khajiit Instinct von Tali-Zorah ================================================================================ Kapitel 1: Durch Schnee und Feuer --------------------------------- Ich schrieb diese Story, als ich vor Jahren zu diesem Spiel kam. Ich habe nun meinen Ordner durchgesehen und bemerkte, dass ich bereits einiges daran getan hatte und folglich entschied ich mich es hochzuladen. Nun wünsche ich viel Vergnügen damit ^^ Ein eiskalter Wind fegte über die schneeweißen Berge. Pfeifend zog er sich über die Felder, Wege, bis um die kahlen Bäume und über die Stadtmauern des Ortes Bruma hinweg. Es war Winterzeit. Obwohl es gerade erst Mittag war, schneite es bereits dicht. Hin und wieder fiel es einem schwer die Sicht beizubehalten. Das störte die Brumaeinwohner kaum, denn sie kannten dieses Schauspiel bereits von den vorigen Jahren. Bruma war schon immer eine verschneite und weiße Gegend. Der gemütliche Ort horchte auf, als die Torwache rief. »Macht das Tor auf!« Knarrend öffnete sich das hölzerne Gebilde und eine Khajiit-Frau schritt hindurch. Ihr brauner Wintermantel war völlig verschneit und stapfend trat sie an die Seite des Wachmanns. Die Khajiit selbst war selbst so schneeweiß wie die Umgebung und ihre silbernen Katzenaugen tasteten die Umgebung ab. Diese richteten ihr Interesse zum Wachmann, als er die Frau in der Stadt willkommen hieß. »Hallo Herrin. Willkommen in Bruma.« Ihr kaputzenbedecktes Haupt senkte sich respektvoll und sie erwiderte. »Vielen Dank Wachmann.« Schwerfällig schulterte sie ihr Gepäck. Blickend durchforstete sie die Schneestadt der Nord. Die Kriegszeit zwischen Thalmor und dem Kaiserreich hinterließ zu viele Narben im Land und in den Herzen. Es war erst 20 Jahre her, dass das Weißgold Konkordad abgeschlossen wurde und die Stadt sah aus, als wenn sie niemals berührt wurde. Ihr Lebensweg führte sie zu oft an blutige Orte und ein Pfad davon hatte sie erst vor kurzem hinter sich gelassen. Ihre Kräfte waren inzwischen erschöpft von ihrem letzten Auftrag. Folglich suchte sie das nächste Gasthaus auf. Das war auch schnell gefunden, denn es lag direkt neben dem Haupttor. Es war ein Haus, ganz nach Nord-Art gebaut. Das hängende Schild davor machte den Namen bekannt. `Tendras Bräu und Streu`. Als sie die Tür öffnete, strömte ihr der Geruch von Essen und Rast entgegen. Der Kamin brannte bereits und erfüllte den Raum mit einem warmen Licht und ebenso warmer Atmosphäre. Das Knistern des Kaminfeuers war das einzige Geräusch das man wahrnehmen konnte. Der Wirt, ein stämmiger Nord, schürte gerade das praselnde Geäst. Er vernahm das Eintreten des Gastes und begrüßte sie mit einem freundlichen Nordmannsgruß. »Hallo schöne Dame. Mein Name ist Tendras. Was kann ich euch denn Gutes tun?« Erst schüttelte sich die Weißpelzige den Schnee von ihrem Mantel und ihrer Kapuze. Daraufhin stülpte sie ihre Kopfbedeckung nach hinten und zum Vorschein kam ihr schneeweißes Gesicht, woraus ihre silbernen Augen hervorstrahlten. »Ich würde mich sehr gerne niederlassen. Eine warme Speise und ein heißes Getränk würden mir wohl auch nicht schaden.« »Sehr wohl. Ich habe eine Kammer frei. Einfach die Treppe rauf. Erste Tür rechts. Soll ich ihnen ihr Mahl auf ihr Zimmer bringen?« »Ich wäre ihnen dafür sehr dankbar. Natürlich werde ich sie entsprechend entlohnen.« »Also ich weiß nicht ob das bei euch Khajiits so üblich ist so dürr zu sein, aber erst mal kümmern wir uns darum, dass ihr wieder was auf die Rippen bekommt. Über Bezahlung reden wir später.« »Ich danke ihnen.« Mit diesen Worten ging sie an den viel größeren Mann vorbei und begab sich gleich in ihr Quartier. Dort angekommen, begutachtete sie erst mal diesen Raum. Es war eine simple Kammer. Nichts Großartiges. Aber es hatte ein Bett und die Decke schien sehr dick und wärmend zu sein. Der Mantel wurde ausgezogen und sie stand nur noch ihrer leichten Kampfkleidung dort. Die Schuhe wurden ebenfalls abgestreift, ebenso wie ihre dicken Handschuhe und ihren Rucksack packte sie auch bei Seite, worauf sie sich schnellstens ins Bett legte. Wie erwartet war das Bett wohlig und angenehm. Wärme machte sich schnell breit und so wie sie dort lag, kam binnen von 20 Minuten der Wirt an die Tür und klopfte an. »Ich habe euer Essen bei mir. Kann ich eintreten?« Mit einer Kopfwende zur Tür hin antwortete sie »Natürlich. Treten sie ein.« Die Holztür öffnete sich und der Nord trat ein. In der rechten Hand hielt er einen Teller mit einem, noch dampfenden Mahl aus Fleisch, Reis und Soße, obendrein in einer großen Portion. In der anderen Hand hielt er einen Krug, den er auf den Nachttisch, welcher neben dem Bett stand, stellte. Aus dem Gefäß stiegen kleine Rauchschwaden auf. Das Essen hingegen überreichte er sofort der Khajiit und meinte. »Lasst es euch schmecken.« Die Weißpelzige nahm den Teller dankend entgegen und richtete sich dabei auf »Haben sie vielen Dank. Ich verhungere. Übrigens, das Getränk ist nichts alkoholisches, oder?« Kurz und knapp entgegnete Tendras. »Nein nein, aber es wird ihnen wieder Feuer in die Brust treiben.« Der stämmige Mann verließ dann den Raum und merkte noch beim Verlassen an. »Und schlafen sie gut.« Klackend schloss die Holztür und der Wirt war verschwunden. Endlich war es Zeit für Frieden und Ruhe. Gemächlich begann sie zu essen und es tat gut, etwas Warmes im Magen zu haben; sehr gut sogar. Jeder Happen schien sie zu stärken und ihre Ermattung schwand. Die Wärme des Bettes ließ sie zur Ruhe kommen und als sie satt war, von diesem großzügigen Mahl, nahm sie die Flasche vom Nachttisch und wollte alles mit einem kräftigen Schluck nachspülen. Sie öffnete das Behältnis und trank daraus. Leider war sie ein solches Getränk nicht gewohnt. Schmerzend und brennend drang die Flüssigkeit durch ihre Brust. Es schien so, als ob sich das Getränk ihre Speiseröhre runterbrennen würde. Hustend und schwer atmend klopfte sie sich gegen ihr Dekolleté. Als der Schmerz nachlies, fiel sie stöhnend ins Kissen. Eigenartig war, dass sie sich wirklich besser fühlte. Dieses Getränk schien einen positiven Effekt gegen Erschöpfung und Unterkühlung zu haben. Nach dieser letzten Anstrengung glitt sie wohl verdient in den Schlaf… Einige Stunden später: Abend Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein und sie fühlte sich fast wie neugeboren. Ihre silbernen Augen sahen flüchtig an die Decke und sie ließ sich beim Aufwachen Zeit. Gemütlich richtete sie sich auf und rekelte sich genüsslich. Ja; das war genau das, was sie nach so einer Reise gebrauchen konnte. Die Decke wurde zur Seite geworfen und die Beine aus dem Bett gehievt. Sitzend betrachtete sie flüchtig ihre Kammer, stand auf, streckte sich noch einmal und begab sich zu ihren Klamotten. Unter ihrem, auf dem Boden liegenden Mantel, lagen ebenfalls ihre Schuhe. Großartig anderes musste sie sich nicht anziehen, da sie bereits mit ihrer Kleidung eingeschlafen war. Nachdem sie ihre Kammer verlassen hatte, ging es schreitend zum Treiben im Gasthaus. Es schien aber so, als ob Tendras viel zu tun hätte. Ein Nord und seine Frau hatten sich anscheinend betrunken und feierten ausgiebig den Feierabend. Dies steckte offenbar auch andere an, denn noch drei bis vier Leute schlossen sich noch der kleinen Feier an. Man sah aber nicht nur Nord, sondern auch ein zwei oder drei Kaiserliche und sogar den einen oder anderen Rothwardonen. Spielte aber keine Rolle, da Tendras wohl genug Zeit übrig hatte, um die Khajiit, die nichts tuend im Raum stand, anzusprechen. »Hey, auch endlich wach?« Eine Antwort folgte zwar nicht, aber dafür ein kurzes Ansehen, ein kurzes Nicken und der neutrale Gesichtsausdruck welcher irgendwie suchend wirkte. Sie begab sich zu den Tischen und setzte sich dazu. Auch wenn sie alle anderen ignorierte, schien die Gesellschaft im Raum sie zu mustern. Keiner aber sagte großartig etwas. Alle waren zu sehr mit ihrem Auskosten des Feierabends beschäftigt. Nach einigen Minuten begab sich Tendras zum weißen Katzenmädchen und fragte. »Kann ich irgendetwas für dich tun?« »Nein danke. Ist alles in bester Ordnung.« »Ich habe übrigens vergessen dich nach deinem Namen zu fragen.« »Und ich habe versäumt euch meinen zu nennen. Mein Name ist Kyara.« »Aha. Übrigens brauchst du nicht so förmlich zu sein. Du bist unter Nord. Wir sehen das alles nicht so eng.« »Das ist mir bekannt. Ich hab bereits viel Erfahrung mit Nord und ihren Bräuchen. Doch lieber ist mal einmal mehr höflich als einmal zu wenig.« »Das ist wahr. Trifft aber hier nicht zu.« »Solltest du dich nicht lieber um deine Gäste kümmern?« »Ach was… die meisten kenne ich sowieso schon länger als mir lieb ist. Somit kann ich sicher sein, dass jeder von denen mich schon fragen wird, wenn er oder sie was haben will.« »Du bist schon lange in Bruma? « »Fast 35 Jahre.« »Du warst zu Kriegszeiten in Cyrodiil?« »Natürlich. Ich habe selbst gegen die Thalmor gekämpft. Hätte mich fast mein Leben gekostet.« »Wie kam es dazu, dass du hier gelandet bist? Dir scheint es mit deiner Taverne gut ergangen zu sein.« »Das stimmt wohl. Diese Taverne ist älter als du vermuten würdest. Sie ist schon ewig hier. Den Namen habe ich fast original beibehalten.« »Zumindest etwas Gutes, was man aus dieser Zeit zu hören bekommt.« Langsam aber sicher, kamen die beiden richtig ins Gespräch. Über alles und nichts wurde gesprochen. Somit zog sich der Abend hin bis zur Nacht. Sogar bis in den frühesten Morgen. Dann war auch der trunksüchtigste Nord nach Hause gegangen, bis nur noch Kyara und Tendras im Gasthaus saßen. Er setzte sich erschöpft vor seinem letzten Gast hin und seufzte »Ach ja… was treibt dich überhaupt hier hin? So weit im Norden sieht man euch Khajiit so gut wie nie.« »Ich muss da etwas der Gräfin abliefern. Es hat höchste Priorität.« »Und was soll das sein?« »Das kann ich dir sagen, wenn ich es heute abliefere.« »Ja ja, schon gut. Ich frag ja schon nicht mehr. Nun, dann will ich auch mal das Bett hegen. So lange bleiben die normal nie. Ich brauch eine Pause davon. Gute Nacht Kyara.« »Gute Nacht.« Schlendernd verließ der Mann den Raum und zurück blieb eine ruhig sitzende Kyara, welche über vieles nachdachte. Nicht nur über ihre Mission, sondern über ihr Leben im Allgemeinen. Ihr Leben war schon immer bestimmt durch Wunder und Ereignisse, von denen viele noch nie gehört hatten und wenn überhaupt, dann nur aus Legenden und Sagen. Sie war bereits berüchtigt und es kam nicht selten vor, dass sie bereits von diversen Person erkannt wurde. Sie trug viele Namen: ‘Der weiße Tod‘, ‘Die Mörderin von Senchal‘, und noch viele andere, weniger stolze Titel, hingen an ihr. Und obwohl sie bereits weite Teile Tamriels erkundet hatte, empfand sie eine Leere. Tief in ihr lag diese Leere und weder Reichtümer, noch schöne Speisen oder diverse Götter schienen diese Leere füllen zu können. Wenn sie Gesellschaft hatte, ging es ihr meiste Zeit besser, doch diese Bekanntschaften begleiteten sie nur selten sehr lang. Eines ihrer größeren Leiden. Sowie sie dort saß und nachdachte, verging die Zeit rapide. Letztendlich wurde sie aus den Gedanken gerissen, als Vogelgezwitscher den Raum durchdrang. Verwundert begab sich Kyara zum Fenster und erkannte, dass der Himmel sich langsam erhellte. Leise sprach sie in sich. »Schon Sonnenaufgang…« Sie schätzte die Zeit auf ungefähr sechs Uhr. Auch wenn sie etwas früh war, so wollte sie sich bereits nach Draußen begeben. Nicht um ihre Mission zu erfüllen, sondern viel mehr um den Sonnenaufgang an diesem frischen Wintermorgen mitzuerleben. Schon war sie auf den Weg in ihr Zimmer. Dort angekommen nahm sie ihren Beutel und schulterte ihn. Mehr als das brauchte sie auch nicht, denn immerhin schneite es nicht mehr und folglich war der Mantel überflüssig geworden. Kaum war die Tasche auf den Rücken, ging sie eilends zur Ausgangstür und trat hinaus. Gleich darauf spürte sie die Frische des Morgens und wie ihr die saubere Bergluft über ihr Fell strich. Tief atmete sie ein und wieder aus. Der kühle Wind in ihren Lungen erfrischte sowohl Geist, wie auch Körper. Spazierend ging sie durch die Wege und traf hin und wieder eine patrouillierende Wache, die sie jedes mal ansprach mit den Worten »Guten Morgen Bürger.« Und Kyara grüßte natürlich mit einem Nicken und einem Lächeln zurück. »Guten Morgen Wachmann.« Zu der Zeit schienen auch die einheimischen Gemüter zu erwachen. Man hörte in einigen Häusern schon das morgendliche Treiben und wie sich die Bürger auf den Tag vorbereiteten. Freundlichkeit lag in der Luft und die Gewissheit eines neuen Tages erhellte das Wesen. Den ersten Bürger den Kyara traf war der Schmied. Er brachte gerade einige fertiggestellte Schwerter rein, die er zum Kühlen am gestrigen Abend rausgestellt hatte. Als Kyara an ihn vorbeiging, sah er rüber, hob grüßend seine linke Hand und verkündete. »Einen schönen guten Morgen wünsche ich.« Charismatisch entgegnete die weiße Khajiit. »Den wünsche ich ihnen ebenso.« In dieser Stadt war es wahrhaftig ein guter Augenblick um spazieren zu gehen. Im Laufe stellte sie jedoch fest, dass sie den Sonnenaufgang unter diesen Umständen nicht so genießen konnte, wie sie es eigentlich vor hatte. Denn leider waren die Stadtmauern sehr hoch. Ehrgeizig lief sie zu der höchsten Ebene der Stadt und suchte sich das höchstgelegene Haus. Dort blieb sie mit dem Rücken an der Wand stehen und fasste mit beiden Händen an das Ende des Daches. Sie benutzte all ihr Khajiittalent und stieß sich mit den Füßen nach vorn, während sie sich an dem Dachende festhielt. Geschickt schwing sie ihre Beine auf das Dach und zog ihren Oberkörper hinterher. Triumphierend stand sie auf der Schräge und schnaufte einmal höhnisch, wobei sie lächelte. »Das soll mir mal ein Argonier nachmachen.« Vorfreudig sprang sie auf die höchste Stelle des Daches und setzte sich an das oberste Dachende, welches in Richtung Sonnenaufgang ragte. Ja, die Mühe hatte sich wahrlich gelohnt. Der Anblick war atemberaubend. Eine Morgenröte, wie sie es nur selten gab. Lange saß Kyara dort oben, betrachtete den Horizont und genoss die frische Brise. Ihre silbernen Augen glänzten wie zwei funkelnde Glaskörper im Scheine der Morgensonne. Ein seltener Moment der Ruhe und des Friedens. Ja, dieser Moment bedeutete Freiheit. Keine Verpflichtungen, keine Aufgaben, keine Verantwortung. Nichts was einen noch abhängig von irgendetwas machen könnte. Der Kampf, den sie in ihrer Vergangenheit viel zu oft gesucht hatte, ließ zumindest für solche Momente von ihr ab und ein wenig mehr Frieden kehrte in ihr ein. Die Katzenfrau baumelte noch mit einem Bein hin und her, bis sie immer mehr Stimmen um sich herum vernahm. Überrascht sah sie nach unten und ohne Notiz davon zu nehmen, war die Stadt erwacht. Ein Hochelf brachte gerade einige Schriften, welche er unter den Arm trug, zu seinem Geschäft. Dabei ärgerte er sich, dass diese 'Wucherblätter' tatsächlich 50 Septime kosteten. Woanders trugen zwei Nord zwei Fässer in ihre Herberge. Schienen wohl Vorräte zu sein. Hingegen woanders ein Hauptmann über Vorkommnisse mit seiner Wache redete. Überall war etwas los. Jeder hatte was zu tun. Nun war es, dachte sich Kyara, wohl an der Zeit, dass auch sie ihren Part erledigte. Sie sprang vom Dach und landete neben einer Kaiserlichen, die sich natürlich zu Tode erschreckte. Kyara erhob sich aus ihrer Hocke und sprach mit einem neutralen Kopfnicken »Verzeihung.« Und ging weiter ihres Weges. Verblüfft sah die Frau im blauen Gewand ihr hinterher. Störte die Khajiit aber wenig. Sie hatte andere Pläne und ging zur Burg der Gräfin. Sie näherte sich dem Eingangstor, doch die zwei postierten Wachen grinsten sich kurz an und einer der beiden stellte sich demonstrativ vor die Khajiit »Halt. Wer seid ihr und was wollt ihr?« »Mein Name ist Kyara und ich habe eine wichtige Lieferung für die Gräfin.« »Seid ihr bewaffnet?« »Sicher mehr als ihr es seid.« Kam es schlagfertig entgegen. Das gefiel dem Wachmann gar nicht und er spielte weiter mit seiner Autorität. »Tut mir Leid, sie müssen all ihre Waffen abgeben.« Der andere Wachposten grinste schelmisch, doch Kyara ließ sich das nicht gefallen. »Gar nichts werde ich. Und ich habe auch keine Zeit für euren Mist. Also aus dem Weg.« Sie stieß die Beiden bei Seite und ging durch das Eingangstor. Erbost folgten ihr umgehend die Wachen in die Eingangshalle und ihr Ruf erhallte. »Halt! Keinen Schritt weiter!« Der Wachmann, welcher eben noch mit Kyara gesprochen hatte, fasste ihr von hinten an die Schulter, um sie aufzuhalten. Was er sich aber einfing, war ein äußerst gereizter Blick seitens der Khajiit. Sie sah über ihre Schulter und sprach so beherrscht wie es nur ging. »Lass sofort los…« »Oder was?« »Ich werde mich nicht wiederholen…« »Jetzt hör mal zu du Katzenvieh! Ich bin hier-« Ehe der Mann sich versehen konnte, zog die Weißpelzige seine Hand mit ihrer rechten Pfote nach vorn und mit der Linken schlug sie ihren Ellenbogen in seine Seite. Dorthin, wo seine Rüstung ihn nicht schützte. Bestimmend ließ sie von der Hand des konfusen Mannes nicht ab und ihre linke Hand fasste ihn an seine Achsel. Mit einem Hebel warf sie ihn nach vorn über, wonach er schreiend und krachend die Steintreppen der Eingangshalle hinunterstürzte. Alles ging so schnell, dass die zweite Wache gar nicht reagieren konnte und mit, vor sich haltenden Schild, die Angreiferin ansah. Gereizt sträubten sich ihre Haare, als sie die zweite Wache fragte. »Und? Willst du auch dein Glück versuchen?« Der Soldat rief alamierend durch die Halle »Alarm! Wir haben einen Eindringling!« Wenige Sekunden später sprangen die Türen der Schlosskaserne auf und von überall stürmten Wachen herbei. Sie umzingelten die Khajiit und richteten ihre Schwerter auf sie, wobei sie Ihres schon gezogen hatte. Mit ihrem Elfenkurzschwert gen Feinde gerichtet rief sie »Na los doch! Wer von euch kann es mit mir aufnehmen?« Doch eine Männerstimme im Hintergrund rief »Was ist denn hier los!?« Zum Vorschein kam Kolt, der Hauptmann der Wache. Er schritt zwischen den Wachenkreis durch und sah die Angreiferin. »Wer seid ihr Fremde? Erklärt euch jetzt.« »Ich könnte freier sprechen, wenn eure Männer ihre Schwerter senken würden.« Der Hauptmann hob seine Hand zur Seite und senkte sie wieder. Alle Wachen gehorchten und senkten ihre Waffen. Kyara sprach »Geht doch. Mein Name ist Kyara. Ich bringe etwas äußerst Wertvolles für die Gräfin.« Kolt überlegte eine Weile und erinnerte sich wieder »Ihr seid es! Ich wusste doch, dass ihr mir bekannt seid. Männer, wieder zurück auf eure Posten. Fehlalarm.« Sogleich verließen die gerüsteten Soldaten die Halle wieder und kehrten auf ihre Posten zurück. Zurück blieben nur noch Kyara, Kolt und noch die zwei anderen Wachen, wovon der eine immer noch bewusstlos war. Kolt fragte »Ihr hättet aber nicht gleich so einen Radau machen müssen. Was genau ist hier überhaupt geschehen?« Die Katzenfrau erwiderte »Ihre zwei Wachen dachten, sie könnten sich mit mir einen Spaß erlauben.« Kolt rieb sich die Stirn. »Bei den Acht… Wie auch immer. Um die beiden kümmere ich mich später. Wir bringen euch jetzt erst mal zur Gräfin. Sie wartet schon ungeduldig auf ihre Lieferung.« Beide schritten den Gang entlang, der durch die große Halle führte. Man konnte schon am Ende des Ganges den Thronsaal bzw. auch den Thron sehen. Bei dem blieben sie stehen und Kolt sprach zur Khajiit. »Nun wartet bitte hier. Die Gräfin kommt gleich.« Hastig war er entschwunden, um seine Herrin zu holen. Nach ein wenig Warten und ein wenig Zeitvertreib, kam die Kaiserliche in einem blauen Kleid die Treppen herunter und begrüßte ihren Gast. »Es ist wirklich schön euch wieder zu sehen, Kyara.« »Es freut mich ebenfalls Gräfin Castias Ilva.« »Verzeiht, dass ich nun so voreilig bin, doch ich warte schon so lange auf dieses Artefakt. Konntet ihr es besorgen? Habt ihr mir mitgebracht, was ich so sehr ersehne?« Kyara nahm ihren Beutel und fasste hinein. Heraus holte sie ein wunderschönes und glänzendes Medaillon, welches an einer goldenen Kette hing. Ein Juwel war darin unsagbar fest eingebettet und die Verzierungen waren mit einer Liebe gefertigt, wie man sie heute nur noch selten antreffen würde. Gravuren und Schriften schmückten in einer uralten Sprache dieses Kleinod. Starrend und bewundernd wurde dieses Medaillon von der Grafin entgegengenommen. Fast schon unglaubwürdig betrachtete sie es. Sie wendete es hin und her. Jeden Ecke und jedes Detail prägte sie sich ein. Irgendwann musste Kolt sie mit einem Räuspern auffordern. » Gräfin…« Sie reagierte erst gar nicht. Er musste noch einmal anfangen »Gräfin Ilva.« Nun reagierte sie endlich und sah zu ihrem Hauptmann. Der jedoch wies mit einem Blick auf Kyara hin. Sofort sah Gräfin Ilva wieder ihren Gast an und entschuldigte sich »Bitte verzeiht mir meine Unhöflichkeit. Aber ihr wisst gar nicht, wie wertvoll das für mich ist. Das ist ein uraltes Medaillon aus den Zeiten des Reiches Akavir. Ich habe schon sehr viel darüber gelesen, doch ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich es jemals in der Hand halten würde.« Belustigt meinte Kyara »Also für den Aufwand, um dieses Ding zu kriegen, kann ich mir schon vorstellen, wie wertvoll es sein muss. Ich musste ganz Leyawin, Skingrad und Bravil auf den Kopf stellen um endlich rauszufinden, welcher Schwarzhändler es wohl hatte. Im Übrigen gab es auch ein oder zwei hässliche Situationen die aber, und das versichere ich euch, notwendig waren.« »Ich denke, so genau will ich das gar nicht wissen. Aber nun gut. Ich brachtet mir dieses Artefakt und habt euer Leben aufs Spiel gesetzt. Ihr habt den langen Weg von hier bis durch ganz Cyrodiil unternommen, damit dieses Medaillon sicher bei mir angelangt. Ich danke euch. Ihr sollt für euren Mut entlohnt werden. Und das großzügig genug. Da bin ich mir sicher. Kolt.« »Ja Herrin?« »Stellen sie ein Pergament im mit dem Wert von 10.000 Goldstücken aus, auf den Namen von Kyara.« »Was!? Aber, Herrin!« »Hauptmann Kolt! Sie haben eben ihre Befehle erhalten. Ich erwarte, dass diese ausgeführt werden. Dieses Medaillon ist auf dem Schwarzmarkt mindestens die Hälfte wert und der Aufwand dieser jungen, tapferen Frau ist allemal 5.000 Septime wert« »Aber... ja Herrin…« Die Khajiit konnte es selber kaum glauben. Dass dieses Amulett teuer war wusste sie. Aber 10.000 Septime? Das war wirklich eine mehr als nur angemessene Summe. Als Kolt das nächste mal wiederkam, hatte er ein Schreiben in der Hand, wo drauf der Wert der Belohnung stand und die Bürgung der Gräfin. Dies unterschrieb Gräfin Ilva noch und das Geschäft war getan. Freudig entgegnete sie »Es war mir eine Freude.« Und Kyara verabschiedete sich in aller Form »Mir ebenfalls. Auf Wiedersehen.« Sie kehrte den beiden Schlossbewohnern den Rücken und verließ das Anwesen. Gerade als sie rausgehen wollte, sah sie noch, wie sich die eine Wache aufrichtete und sich wandt vor Schmerzen. Immerhin fiel er die ganze Eingangstreppe runter. Beide sahen die Katzenfrau an und als sie an den beiden vorbeiging, zuckte sie einmal bedrohlich ihren Kopf zu den Wachen hin, sodass die beiden vor Schreck umfielen. Lachend verließ darauf den Saal durch das Tor und selbst nach dem Schließen des Tors, hallte ihr Lachen noch weit darüber hinaus. Nun stand sie da. Um 10.000 Septime reicher. Und keine Arbeit. Schlendernd fing sie an, durch die Straßen zu gehen. Sah sich die Leute an. Sah sich an, was gemacht wurde, wer wo arbeitete, was für verschiedene Rassen es hier alles gab, welche Berufe hier alle ausgeübt wurden, welche Geschäfte es alles gab, welche Themen besprochen wurden und allerlei derartige Dinge. Kyara unterhielt sich gerade mit einer Kaiserlichen vor der Kapelle. Sie standen bei der Statue auf dem Hauptplatz, welche zentral in Bruma stand. Sie redeten über Dieses und Jenes, als plötzlich das Geschrei eines Mädchens die Wege durchhallte. Ebenfalls hörte man zwei Männer am schimpfen. Der Lärm kam näher und der Tumult erreichte wenige Momente später auch den Hauptplatz. Eine Wache fasste ein Dunmermädchen an der Hand und zog sie hinter sich her. Darauf folgte ein äußerst verärgerter Hochelf, der fluchende Kommentare dem Dunmermädchen hinterherwarf. Kyara erkannte diesen Hochelfen. Es war derselbe, der sich heute morgen über seine überteuerten Schriften geärgert hatte. Das blauhäutige Mädchen beteuerte die ganz Zeit. »Ich sagte doch, es tut mir Leid!« Maulend entgegnete der gelbliche Mann. »Na und? Davon kriege ich meine Schriften auch nicht ersetzt! Die hab ich erst heute Morgen bekommen!« Dabei zeigte er drei halb verbrannte Pergamente und zwei angesengte Bücher. Die Wache musste dem Hochelfen leider zustimmen. »Tut mir leid Kleines, aber wir hatten dich gewarnt das bleiben zu lassen. Nun kannst du nicht zahlen und dafür musst du ins Kittchen.« Und wieder schrie die Dunkelelfin. »Nein! Nein bitte nicht!« Kyara konnte sich das nicht mit ansehen und mischte sich ein. Sie ging auf das Trio zu und sprach die Wache an. »Was geht hier vor sich?« Patzig kam es seitlich vom Hochelfen. »Das geht dich nichts an Khajiit! Geh und bürste dir dein Fell anstatt den guten Wachmann von seiner Arbeit abzulenken.« Drohend erwiderte Kyara »Ich wäre vorsichtig, mit dem was du sagst, Hochelf. Deine Arroganz wird dir nichts nützen, wenn ich meine Krallen in deine Kehle schlage…« Umgehend verstummte der eben noch lautstarke Gelbling. Die Wache hingegen tat so, als ob er es nicht gehört hätte und antwortete. »Diese kleine Dunkelelfin spielt ständig mit Zaubern rum. Nun hat sie einen Feuerzauber auf die Schriften vom Herrn Benaas gewirkt. Diese brannten natürlich auf. Nun kann sie die Strafe aber nicht zahlen. Ebenso wenig die Schriftstücke.« Die kleine wiederholte sich. »Es war doch ein Versehen. Tut mir doch leid.« Erneut funkte der Hochelf dazwischen. »Das bringt mir meine Sachen auch nicht wieder! Sperrt sie weg. Dieses Gesindel braucht die Stadt nicht. Typisch, so sind doch alle Dunmer. Zurückgebliebene Wilde. Genau so schlimm wie Orks.« Es war wohl davon abzusehen, dass sich der arrogante Gelbling wieder einen messerscharfen Blick der Khajiit einfing, worauf er erneut verstummte. Kyara wandte sich wieder der Wache zu. »Wie hoch ist die Strafe?« »Für Sachbeschädigung und Gefährdung anderer beträgt die Strafe 10 Septime.« Meinte der Soldat Lauthals verkündete der Hochelf. »Plus den 75 Goldstücken für meine geliebten Schriften!« Nun war er zu weit gegangen. Kyara stellte sich direkt vor ihn hin und sah zu ihm auf. »75 Septime, hm?« »Ja, ganz genau Khajiit. 75 Septime haben die gekostet!« »Ehrlich? Ich könnte schwören, dass sie heute morgen noch 50 Septime kosteten.« Der Hochelf schrak zurück. Doch Kyara kam wieder einen Schritt näher, packte ihn am Kragen, zog ihn runter und flüsterte. »Jetzt hör mal zu du aufgeblasener Hochelfenverschnitt. Entweder du nimmst nur 40 Septime dafür und bezahlst 10 Septime für die Strafe, oder du beharrst auf deine 75 und ich bezichtige dich des Betrugs. Dann bist du hier überall als Betrüger vorgemerkt und dann kannst du deinen Laden dicht machen. Haben wir uns verstanden? Wenn nicht, können meine Krallen nachhelfen. Du wärst nicht der erste arrogante Bastard deiner Art, den ich meine Krallen in die Kehle schlagen würde… Und deine dreckigen Thalmor Freunde können dich auch nicht vor mir beschützen, das versichere ich dir. Klar so weit?« Sie ließ ihn wieder hoch und sein gelblicher Teint verblich vor Angst. Die einzigen Worte die er noch zu sprechen vermochte, waren. »Ist… ist schon gut Wachmann. Ich will nur 40 Septime. Mmehr w-will ich nicht.« Erstaunt klärte der Wachmann weiterhin die Situation. »Eh… na gut. Also ich weiß nicht wie ihr euch vereinbart habt, aber so lange alles bezahlt wird geht mich der Rest nichts an. Jedoch bezweifle ich, dass die Kleine 40 Septime für die Schriften und noch 10 für die Strafe hat.« Die Khajiit wusste auch darauf eine Antwort. »Das ist kein Problem. Ich komme für die 40 Septime auf. Die 10 würde der gute Herr selbst zahlen.« Die Wache fragte nach. »Stimmt das?« Bejahend nickte der hochgewachsene Gelbe. Der kaiserliche Soldat verkniff sich mit aller Kraft sein Grinsen. Nur ein unterdrückter Lacher stieß aus ihm, als er kommentierte. »Na wenn das so ist.« Kyara überreichte die 40 Septime und die Sache war geklärt. Der Wachmann ließ die Dunmer los, welche erstaunt zur Khajiit blickte. Das Trio löste sich auf. Der Hochelf ging wieder zu seinem Laden und die Wache ging wieder auf Patrouille. Folglich standen nur noch die Khajiit und das Dunkelelfenmädchen dort. Die Kleine fragte. »Wieso haben sie das gemacht?« Mit hochgezogener Augenbraue entgegnete die Khajiit. »Gern geschehen.« Und drehte sich um. Gerade als sie weiterlief, folgte ihr umgehend die kleine Dunmer und stellte sich vor ihre Retterin. Dabei verneigte sie sich schnell. »Vielen Dank, dass sie mich vor dem Gefängnis bewahrt haben.« »Schon gut Kleines. Pass das nächste mal einfach auf wenn du zauberst.« »Ja, das werde ich ganz bestimmt.« »Sag mal, sagen deine Eltern da gar nichts zu? Immerhin müsste die Wache dich doch zu denen bringen und dich nicht gleich ins Kittchen werfen, oder?« »Nein, das ist was anderes bei mir. Denn, ich habe keine Eltern.« »Wie du hast keine Eltern?« »Ich habe einfach keine. Ich lebe seitdem ich denken kann in der Magiergilde.« »Magiergilde? Die wurde doch schon vor langer Zeit aufgelöst.« »Stimmt wohl, aber die meisten dort nennen es immer noch so. Das ist wohl so eine Gewohnheitssache. Auf jeden Fall lebe ich dort mit vielen anderen Magiern und wir bekommen immer noch Unterricht.« »Alte Leute, die noch an veralteten Werten hängen. Nun gut. Trotzdem hätte dich der Wachmann zu einer zuständigen Person überstellen müssen.« »Normalerweise schon, aber ich wollte das nicht. Ich will nicht noch mehr Ärger nach Hause bringen. Wallanur schimpft immer mit mir, wenn ich was anstelle. Und das letzte mal wurde er richtig laut. Ich bekam so viel Arbeit, dass ich die Septime noch heute abarbeite. Da konnte ich doch nicht schon wieder mit einer Strafe nach Hause kommen« »Ja, wäre weniger lustig… Und was machst du nun?« »Ich weiß es noch nicht. Wenn ich nicht zaubern kann, langweile ich mich sowieso die meiste Zeit.« Schlagartig ertönte ein grummelndes Geräusch. (Brrrgrrrmmm) Beschämt sah das Mädchen an sich runter und hielt sich den Bauch. Mit einem peinlich berührten Lächeln blickte sie zu der Frau vor ihr. »Oh, ich scheine noch gar nichts gegessen zu haben.« Die weiße Khajiit sah sie an und sprach. »Willst du mit mir was essen gehen? Ich wohne gleich hier in Tendras Bräu und Streu.« »Nein nein, ist schon gut. Ich möchte ihnen nun wirklich nicht noch mehr zur Last fallen. Abgesehen mal davon, gibt’s auch in der Magiergilde gewiss gleich was zu essen.« »Das heißt, du lehnst meine Einladung ab?« verschränkte die weiße Katze die Arme. Aufgeregt versuchte die Blauhäutige sich zu erklären »Eh… nein! So war das nicht gemeint! Es war wirklich nett von ihnen, aber ich kann ihnen doch nicht noch mehr abverlangen. So meinte ich das. Ich finde sie ja sehr nett und ich würde auch gerne mit ihnen was essen gehen, aber-« »Na dann sagt das doch alles. Komm mit. Jetzt essen wir zusammen etwas.« »O... okay…« Drehend wandte sich Kyara in Richtung des Gasthauses und machte sich mit ihrer neuen Bekanntschaft auf den Weg dort hin. Ende des Kapitels Kapitel 2: Tamriel wartet schon ------------------------------- Als beide ankamen und eintraten, war Tendras gerade dabei den letzten Tisch zu decken. Er sah die beiden an und begrüßte sie »Oh, hallo. Hab mich schon gefragt wo du gesteckt hast.« Die Khajiit sagte. »Ja, ich musste noch der Gräfin ihre Lieferung bringen. Hab dafür auch ordentlich was bekommen. Könntest du uns vielleicht Frühstück machen?« »Aber selbstverständlich. Wenn die Damen sich bitte setzen würden. Essen kommt gleich.« Der Aufforderung wurde Folge geleistet und die beiden setzten sich an einen Tisch. Das junge Mädchen hakte nach. »Das müssen sie wirklich nicht für mich tun. Ehrlich.« Doch Kyara beachtete diese Aussage gar nicht. Ihre silbernen Augen musterten die Blauhäutige wonach sie zur Frage ansetzte. »Du hast mir noch gar nicht gesagt, wie du heißt.« »Mein Name ist Tallia. Und dürfte ich nun den Namen meiner Retterin erfahren?« »Hab ich mich noch gar nicht vorgestellt? Entschuldige. Ich bin Kyara. Sag mal, hast du keinen Nachnamen?« »Ich sagte doch, dass ich meine Eltern nie kannte. Überall kennt man mich nur als Tallia. Und du hast ja gut reden. Deinen Nachnamen hast du mir nicht gesagt, obwohl du sicher Eltern hast.« »Na und? Namen sind Schall und Rauch. Ich wüsste auch nicht, wofür du ihn kennen müsstest.« »Reine Neugier.« »Davon scheinst du wohl zu viel zu haben. Schon in deinem Alter mit Zerstörungszauber zu hantieren ist gefährlich.« »Ja ja, ich kann es nicht mehr hören. Mir wird das wirklich von jedem vorgehalten. Ich bin 15 Jahre! Ich bin kein Kleinkind mehr.« »Naja, mir soll`s egal sein.« Das Gespräch wurde kurz von Tendras unterbrochen, welcher Käse, Brot, Schinken, Salat und eine gut gefüllte Obstschale auf den Tisch stellte. Seine maskuline Stimme ertönte. »Lasst es euch schmecken.« Er verließ die beiden wieder und kümmerte sich um andere Arbeiten. Die zwei Damen fingen an zu essen, während sie sich zwischendurch weiter unterhielten. Tallia hatte noch ein paar Fragen an die weißpelzige Khajiit »Was treibt dich überhaupt in diese Stadt?« »Ach, eine kleine Mission, die die Gräfing mir aufgab.« »Und was war das für eine?« »So viel zum Thema Neugier…« »Ja, tut mir leid. Mich interessiert es einfach.« »Im Grunde musste ich für sie ein Amulett besorgen. Ein recht wichtiges Amulett. Du weißt ja sicherlich, dass Gräfin Ilva eine Schwäche für Akaviri Dinge hat. Und dies war so ein Akaviri Amulett. War verdammt schwer aufzutreiben.« »Wo war es denn schließlich?« »Naja… nachdem ich in Leyawin und auch Skingrad war, wurde mir von einem Händler gesagt, dass er mal mit einem Typen aus Bravil über so etwas gehandelt habe. Also reiste ich nach Bravil und dort fragte ich nach dem Kerl. Als ich ihn fand, meinte er, ich solle mich nachts mit ihm in einem unterirdischem Versteck treffen. Als ich dort ankam, war er schon dort. Und er hatte noch ein paar Freunde eingeladen, die mich ebenfalls sehr herzlich begrüßt haben. Die wollten mir nur das Geld aus den Taschen nehmen und das Amulett für sich behalten. Aber die brauchen mehr als drei Orks und zwei Rothwardonen um mich unter zu kriegen. Die waren nicht schlecht, aber letztendlich doch nur einfache Söldner.« »Was!? Du hast fünf Söldner fertig gemacht!?« »Sechs, denn der Händler war später auch noch dran. Ich fand dann bei ihm eine Notiz, in der er den Weg durch dieses unterirdische Labyrinth aufgeschrieben hatte. Damit kam ich dann zum Versteck dieses Medaillons. Problem war nur, dass der verdammte Händler anscheinend ein paar mehr Männer engagiert hatte. Die kamen später hinterher und ich durfte mich mit vier weiteren Kerlen rumschlagen. Letztendlich hatte ich ja was ich wollte. Somit kehrte ich nach Bruma zurück.« »Woooooow! Ich wünschte ich könnte so ein Leben führen wie du!« »Wieso? Deins ist doch auch nicht schlecht. In eurem Magierhaus bist du gut aufgehoben.« »Ja schon aber… Es ist hier einfach zu langweilig. Du als Abenteurerin hast es viel besser. Du bist an nichts gebunden. Du reist wohin du willst, du machst was du willst, du lässt was du willst. Einfach ein freies Leben führen.« »So toll ist es auch wieder nicht. Immerhin hast du einen festen Platz wo du hingehörst.« »Ich bin mir aber sicher, wenn ich alt genug bin und genug zusammen habe für eine Reise, dann werde ich auch Abenteurerin. Durch die Welt ziehen und frei sein.« »Ich warne dich aber. Die Welt kann gefährlich sein. Wenn du dich nicht wehren kannst, dann wirst du als Leiche in irgendeinem Wald enden. Es gibt Dinge in dieser Welt; von denen du vermutlich niemals hören wirst und deine Pfade können dich an dunkle Orte führen.« »Dafür lerne ich ja jetzt schon Zerstörungszauber. Damit ich mich auch wehren kann.« »Zerstörungszauber sind schon nicht schlecht. Du solltest aber auch noch etwas anderes können.« »Wieso das denn?« »Stell dir mal vor, du kommst an einen Feind, der eine verzauberte Rüstung hat. Eine, die ihn vor Zaubern schützt.« »So etwas gibt es!?« »Aedra, steht mir bei… du lebst nur unter Magiern und weißt so etwas nicht?« »Nun ja, ich muss gestehen, ich höre nicht immer zu, wenn die Theorie gefragt ist. Ich mag lieber die Praxis.« »Tja, und genau deswegen verbrennst du die halbe Stadt.« Tallia seufzte »Jaaaaaa, halt mir das noch weiter vor…« Lächelnd vergnügte sich Kyara daran, wie Tallia sich darüber ärgerte. Gleich darauf war ihr Frühstück beendet und die Khajiit bezahlte den Wirt für den ganzen Aufenthalt samt Verpflegung und Trinkgeld. Tallia und Kyara standen nun voreinander und die Dunmer bedankte sich. »Vielen Dank für das Essen. Das war wirklich sehr nett von dir. Ich hoffe wir sehen uns noch.« Lächelte das schwarzhaarige, kleine Mädchen. Doch als Tallia gerade gehen wollte, fasste Kyara ihr an die Schulter und sagte »Nicht so schnell« Tallia sah sich über die Schulter. »Hm?« »Komm mal mit.« Die weißpelzige Khajiit ging zu ihrem Zimmer und verwundert folgte ihr das Mädchen. Als beide im Zimmer standen, stellte sich Kyara in die Mitte des Quartiers und zog ihr Elfenkurzschwert. Es wirkte so golden und so hell. Vor allem für die kleine Dunkelelfin. Sie war wie hypnotisiert von dieser Klinge. Nicht allein von der außergewöhnlichen Elfenschmiedekunst, sondern viel mehr von der Aura die davon ausstrahlte. Sowie Kyara es in die Hand nahm, sah sie sich selbst das gute Stück noch einmal an und es wirkte, als ob diese Waffe bei ihr viele Erinnerungen weckte. »Dieses Kurzschwert besitze ich schon seit meiner Kindheit.« Sie blieb stehen und hielt die Klinge vor sich während ihre silbernen Augen dieses Meisterstück der elfischen Schmiedekunst fixierten. Das Antlitz Kyaras veränderte sich. Es wurde trist und sie wirkte kurzzeitig abwesend. »Diese Waffe nahm ich an mich, als es noch zum Kampf bestimmt war. Doch ich sorgte dafür, dass niemals wieder jemand damit kämpfen sollte...« Kyara fasste ihren Rucksack, der auf den Boden lag und griff mit ihrer Hand hinein. Sie holte einen silbernen Dolch heraus, der Inschriften in der Sprache des Ta'agra trug. Es war eine alte Klinge, schien aber noch gut erhalten zu sein. Kyara drehte sich zu Tallia und reichte ihr den Dolch. »Bitte sehr. Dies hier ist für dich. Ich benötige es nicht mehr.« Staunend nahm die Kleinere das Geschenk entgegen und sah wie gebannt auf dieses glitzerne und meisterlich gefertigte Stück der Schmiedekunst. Ihre roten Augen sahen wieder zur Khajiit hoch und sie sagte. »Aber das kann ich doch nicht annehmen.« »Natürlich kannst du das. Dieser Dolch steht für einen Abschnitt in meinem Leben. Einen Abschnitt, mit dem ich abgeschlossen habe. Ich hoffe, dass dir dieser Dolch ebenso helfen wird wie mir.« »Ich weiß gar nicht wieso sie das alles für mich tun.« Ein müdes Lächeln brachte Kyara dem Magiermädchen entgegen. »Na weil du mich an mich selbst erinnerst, als ich so alt war wie du.« »Ehrlich?« »Ja. Nur, dass ich die Leute gerne mit Pfeilen getroffen habe, anstatt mit Feuerzaubern.« »Heißt das, wir sind Freunde?« »Etwa nicht?« zwinkerte sie. Verdutzt sah die Kleinere hoch und antwortete noch rechtzeitig. »Doch doch! Nur… Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…« Ihre blauen Wangen wurden röter und verlegen sah sie auf dieses großzügige Geschenk in ihren Händen. »Am besten gar nichts. Wie ich gerne sage: Genieße und schweige. Und jetzt komm. Ich will noch ein wenig in der Stadt rumgucken.« »Okay.« Beide verließen die Herberge und Tallia zeigte Kyara vieles von der Stadt. Kleidergeschäfte, Gemischtwarenhändler, Waffen- und Rüstungsschmiede, die Handelsgilde, die Kapelle, ihre Belegschaft und noch vieles mehr. Es gab so viel zu sehen und so viele Personen, mit den man sprechen konnte. Der Tag ging vorrüber und Stunden vergingen wie Minuten. Erst als die Sonne anfing unterzugehen, bemerkten sie, wie spät es wahr. Dabei standen sie gerade vor der Kapelle und Tallia verlieh ihrer Überraschung Ausdruck. »Was? Schon Abend?« »Wie die Zeit vergeht« Musste auch Kyara sich eingestehen. Aber genau dann kam Kyara ein Einfall. Sie zog Tallia hinter sich her und ging wieder zum höchsten Haus auf der höchsten Ebene. Als sie stehen blieben fragte die Dunmer »Hey, was hast du vor?« »Wirst du dann schon sehen.« Der gleiche Trick wie heute morgen wurde angewandt und als Kyara gerade auf dem Dach stand, staunte das dunkelblaue Mädchen voller Begeisterung. »Wie hast du das denn gemacht!?« Zwinkernd antwortete die weiße Khajiit. »Wir Khajiits sind berühmt dafür. Und nun gib mir deine Hand.« Tallia streckte sich hoch und wurde mit einem Ruck hinaufgezogen. Letztlich standen beide Freundinnen auf dem Dach und der gleiche Platz wurde aufgesucht, wie der, wo Kyara heute morgen saß um den Sonnenaufgang mitzuerleben. Sie setzten sich hin und machten es sich bequem. Ihre Augen richteten sich gen Horizont und sie sahen dem Sonnenuntergang zu. Leise murmelte die Schwarzhaarige. »Das ist wirklich wunderschön…« »Du sagst es. Dafür lohnt es sich jeden Tag aufzustehen.« Nun war für Tallia der Moment gekommen, an den sie die absolute Freiheit spürte. Ein Gefühl, welches Kyara nur zu gut kannte, aber für Tallia war es etwas völlig Neues. Schon dort wusste die Dunkelelfin, dass sie diesen Augenblick nie mehr vergessen würde. Es gab nichts zu sagen oder zu tun. Es war einfach ein Moment der Freiheit. Als aber die Sonne langsam am Horizont zu verlöschen drohte, drängte sich dem Dunmermädchen eine Frage auf. »Kyara?« »Hm?« »Kann… kann ich mit dir kommen?« »Du willst was?« »Mit dir kommen. Ich möchte nicht mehr hier bleiben. Hier mögen mich die meisten auch nicht. Hier ist es auch zu langweilig und Ärger mit den Wachen werde ich sowieso wieder bekommen. Abgesehen mal davon hält mich hier nichts mehr.« »Ich würde dich gern mitnehmen, aber…« »Aber was? Wäre ich dir eine Last? Das muss ich nicht sein. Ich kann auch dein Gepäck tragen. Du zeigst mir auch einfach wie man gewisse Dinge macht. Dann kann ich dir auch bei anderen Sachen helfen. Ich kann auch kochen. Anspruchsvoll bin ich auch nicht. Ich brauche nur ein wenig Essen und meinen Schlaf. Ich würde wirklich alles tun, so lange ich mit dir mitreisen dürfte.« »Tallia… ich wünschte wirklich, dass ich dich mitnehmen könnte. Doch es ist so, dass ich mit vielen gefährlichen Dingen zu tun habe. Von Waldkreaturen, bis Höhlenbestien, bis hin zu den üblichen Leuten die mich umbringen wollen und den restlichen Abschaum, mit denen du besser nichts zu tun haben solltest. Vertrau mir, es wäre viel zu gefährlich.« »Aber ich kann mich schon alleine wehren. Ich brauche keine Beschützerin.« »Und warum gehst du dann nicht selbst los? Immerhin brauchst du mich dann ja gar nicht.« Schmollend und auch ein wenig nachdenklich meinte Tallia »Nein… ich will auch nicht alleine sein.« »Als Abenteurerin musst du dich aber daran gewöhnen für lange Zeit allein zu sein. Auf Reisen kommen nur selten welche mit. Und die Reisen sind lang und die Nächte des Rastens noch länger. Sehr oft lag ich allein unter dem Sternenzelt.« Erneut kniffen sich ihre Augen etwas zu und verträumt murmelte Kyara. »Naja, zumindest... eine Zeit lang...« »… das könnte ich nicht. Ganz allein… niemand da, nur ich.« Kyara konzentrierte sich wieder aufs Gespräch und schüttelte ihre vorigen Gedanken ab. »Dann solltest du diese Sache vielleicht noch einmal überdenken.« »Hmm…« Langsam war die Sonne hinter den Bergen verschwunden und es wurde dunkel. Das war Kyaras Stichwort. »Es wäre glaube ich ein guter Zeitpunkt, dass du jetzt nach Hause gehst.« Nur ein leiser Seufzer von Tallia bestätigte diese Aussage. Gezwungenermaßen stand sie ebenfalls auf. Kyara sprang einfach so runter, währenddessen Tallia langsam runterkletterte. Als sie unten ankamen, setzten sie ihren Weg fort um Tallia nach Hause zu bringen. Kyara konnte das betrübte Gesicht von der Dunmer nur schwerlich ertragen. Tallia begann erneut ein Gespräch. »Wie lange wirst du denn hier bleiben?« »Das hatte ich mir noch gar nicht überlegt. Aber normal bis morgen Mittag. Danach gehe ich weiter Richtung Süden. Wahrscheinlich Anvil.« »Werde ich dich zumindest wiedersehen?« »Na daran besteht doch gar kein Zweifel. Mich wird es wieder hier hin verschlagen. Ganz sicher.« »Na gut, ich nehme dich beim Wort. Aber…« »Aber was?« »… es wäre trotzdem ganz schön, wenn du mich mitnehmen könntest. Ich will hier nicht mehr sein.« »Ich wünschte es wäre so einfach Tallia. Ich war dem Tod öfter nahe als ich zählen kann. Ich weiß nicht ob du das schaffen könntest und ich will nicht für den Tod eines kleinen Mädchens verantwortlich sein.« Es folgte keine Antwort seitens der Schwarzhaarigen. Ich blutroten Augen sahen nur betrübt auf den Boden vor sich. Als sie an der Türschwelle der Magierunterkunft ankamen, hob Kyara das Kinn von der betrübten Dunkelelfin hoch und sah ihr ins Gesicht. »Hey, deine Zeit wird noch kommen. Wenn du stark genug bist, werde ich dich auch mitnehmen, okay?« Umgehend hoben sich die Mundwinkel Tallias. »Okay. Ich werde auch trainieren bis ich umfalle und wenn du wiederkommst, dann werde ich bereit sein!« »Aber kein Eigentum oder Personen in Asche setzen, klar?« »Ich? Niemals.« Lächelte sie ironisch. Während sie voneinander Abschied nahmen, bemerkten die beiden gar nicht, dass sie von zwei Männern beobachtet wurden. Es waren die zwei Wachen, die die Burg bewacht hatten. Sie flüsterten sich zu. »Elendes Miststück. Sie hatte nur Glück, weiter nichts. Aber nun ist vorbei mit lustig.« Der andere meinte besorgt. »Bist du sicher, dass wir das machen sollen? Ich meine, wir sind doch Wachen, keine Mörder.« »Ach halt die Schnauze. Die hat mich vor meinen ganzen Kameraden blamiert. Und außerdem, sieh sie dir mal an. Die provoziert doch sicher überall nur Ärger. Die Welt wäre eine bessere ohne sie.« Er spannte einen Pfeil in die Sehne seines Bogens und zielte auf die Khajiit, die sich noch im Gespräch mit ihrer kleinen Freundin befand. Obwohl es so dunkel war, bemerkte Tallia etwas in der Ecke. Sie sah dort etwas blitzen im Licht der Sterne und des Mondes. Sie erkannte die Spitze eines Pfeiles. Kyara fragte nach. »Wonach guckst du denn so ernst?« Sofort zog Tallia ihre Freundin zu sich hin. Gerade im richtigen Augenblick, da man schon das Schwirren des Pfeiles hörte, welcher an den beiden vorbeisauste. Kaum war Kyara auf die Schwelle gefallen, ließ die Dunmer umgehend einen Feuerball in die Richtung des Schützen fliegen. Die ganze Nachbarschaft bekam den Schrei des Wächters mit. »AAAH!! Scheiße tut das weh! Dieses Miststück hat mir die Hände verbrannt!« Er sah an sich runter und merkte, dass sogar seine Uniform brannte »Ich brenne! ICH BRENNE!!!« Er wälzte sich im Schnee hin und her und sein Kamerad versuchte ihn zu löschen. Als die Flammen endlich aus waren, stand bereits das Duo vor ihnen. Die Khajiit setzte einen Ebenerzdolch an den Hals der einen Wache, hingegen Tallia einen weiteren Feuerball drohend in der Hand hielt. »Erklärt euch! Jetzt!« Tallia drängte den anderen, indem sie den Feuerball noch heller lodern ließ. Er jedoch schwieg weiterhin. Kyara bat ihre Freundin um ihre Überredungskünste. »Tallia, würdest du bitte?« Die Angesprochene hielt ihre lodernde Hand näher an die beiden Wachen. Drohend wirkte das rote Licht von dieser feurigen Kugel. Erst jetzt erkannte Kyara die Unholde, die ihr Leid zufügen wollten. Das Licht des Feuers zeigte ihr das Gesicht ihres Gegenübers und sie schrie ihm entgegen. »Du!« Erstaunt fragte Tallia nach »Du kennst ihn?« »Ja! Und ob ich ihn kenne! Das ist dieser Wichtigtuer, der mich erst nicht ins Schloss lassen wollte. Den hab ich heute die Treppe runterkullern gelassen.« »Kein Wunder, dass der hinter dir her ist.« »Na dann gibt es ja nur eines, was wir mit Leuten wie euch tun können.« Sie packte den Mann beim Kragen und schubste ihn vor sich mit den Worten . »Los! Nun mach schon! Wir statten der Gräfin einen kleinen Besuch ab.« Auch Tallia folgte mit ihrer Geisel. Die vier gingen hoch zum Schloss und traten ein. Die Gräfin saß gerade auf ihren Thron und las ein Buch, unterbrach ihr Treiben aber als Kyara und Tallia, die beiden Männer vor die Thronschwelle hinschubsten. Die anderen Wachen kamen sofort hinzu und drohten bereits mit ihren Schwertern. Ilva aber befahl ihnen sofort. »Haltet ein Wachen! Kyara, was geht hier vor sich?« Die weißpelzige Khajiit sah zur Gräfin auf und sagte. »Diese beiden Männer haben versucht mich umzubringen!« »Was?« »So ist es. Es sind die beiden Männer, die mich schon heute Morgen belästigt haben, als ich zu euch wollte.« »Ist das wahr?« Die kniende Wache vor Kyara sagte. »Das ist eine Lüge!« Leider fing er sich dabei einen Schlag auf den Hinterkopf ein, da sich die Katzenfrau von so einem Widerling nicht auch noch als Lügnerin bezichtigen lassen wollte. »Halts Maul! Gräfin Ilva, falls ihr einen Beweis braucht, dann seht an dem Gebäude neben der ehemaligen Magiergilde nach. Dort muss noch der Pfeil stecken, den er nach uns schoss.« Sofort ordnete Ilva an. »Wachen, prüft das.« Zwei andere Wachen erwiderten sofort. »Jawohl Herrin.« Und entschwanden, währenddessen noch mehr Wachen eintrafen, um die Beschuldigten in Gewahrsam zu nehmen. Als die beiden abgeführt wurden, ließ sich Ilva erneut in ihren Thron gleiten und hielt sich ihre Finger an die Stirn. Erschöpft entschuldigte sie sich. »Kyara, wie kann ich das nur wieder gut machen? Meine eigenen Wachen... Es beschämt mich so sehr, dass ihr euer Leben hättet verlieren können, nur weil ich diese zwei unter meinen Wachmännern hatte.« »Bitte, auch der Hund eines Schäfers kann ein Schaf reißen. Dafür könnt ihr aber nichts.« »Und dennoch! Sagt mir, wie ich das wieder gut machen kann.« »Ich sagte euch, dass es nichts wieder gut zu machen gäbe. Sorgt einfach dafür, dass diese beiden dafür bezahlen.« »Das steht außer Frage. Aber ich, als die Gräfin von Bruma, bestehe darauf, dass ich euch das irgendwie entgelte. Ihr habt einen Wunsch bei mir offen. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um euren Wunsch Folge zu leisten.« »Daran werde ich denken, wenn es so weit ist, Gräfin. Ich danke euch.« Somit verschwanden Tallia und Kyara aus dem Thronsaal und gleich danach auch aus dem Schloss. Als beide auf der Türschwelle zum Schloss standen, sahen sie zum Sternenzelt hinauf, wobei Tallia einmal tief ein und aus atmete. Versunken in den Sternen fing Kyara an zu reden »Du, Tallia…« »Hm?« »Du hast mir eben das Leben gerettet.« Verlegen schmunzelte sie. »Japp. Damit wären wir wohl Quitt, was?« Mit ernster Mime sah Kyara ihre Freundin an. »Nein. Du verstehst das nicht. Ich habe ausnahmsweise keine Rüstung getragen und der Pfeil hätte schrecklichen Schaden anrichten können. Ich war nachsichtig und du hast mir verholfen, dass ich das überlebe.« »Ach was, lass gut sein.« Die Augen ruhten noch eine Weile auf dem 15 jährigen Mädchen, bis sich beide letztlich zum Anwesen der Magier aufmachten. Nachdenklich stapfte Kyara mit ihrer Freundin durch den Schnee. Als sie an dem Magierhaus ankamen, verabschiedete sich Tallia. »Vielen Dank für den schönen Tag heute.« Schon eigenartig. Ein solches Gefühl war für die ach so erfahrene Abenteurerin etwas völlig Neues. Sie hatte oft den Beischlaf mit vielen Frauen, doch dieses Gefühl mit Tallia war etwas anderes. Es ging nicht um Lust oder Leidenschaft. Bevor Kyara darüber weiter nachdachte, ließ Tallia bereits los und verschwand hinter der Tür des großen Hauses. Fast fünf Minuten lang stand sie noch dort. Konfus über das eben Geschehene. Danach murmelte sie. »Gute Nacht… Tallia…« Schweren Herzens verließ sie die Türschwelle und machte sich auf den Weg zurück nach ‘Tendrass Bräu und Sträu‘. Sie ging hinein und ersuchte ohne Umwege ihr Quartier. Sie legte sich auf ihr Bett und dachte nach. Tallia schien Kyaras Leben mehr in Aufruhe gebracht zu haben, als sie sich jemals hätte erträumen können. Als sie sich ihre Situation reiflich überlegte, fasste sie optimistischerweise einen Entschluss. Vorfreudig ließ sie sich in ihren Träumen nieder. Der nächste Morgen Am nächsten Morgen hörte man im Haus der Magier ein Rumpeln und das Geräusch von ausräumenden Schubladen. Es kam aus Tallias Zimmer. Die kleine Dunmer wachte langsam auf und sah verschwommen auf eine schneeweiße Person, die gerade ein paar Kleider und Nahrung in einen Rucksack packte. Danach verschwand sie wieder aus dem Zimmer und man hörte, wie der Hausbesitzer Wallanur mit jemanden redete. Scheinbar in einem schimpfenden Ton. Tallia rieb sich die Augen und konnte endlich klar sehen. Sie sah einen gepackten Rucksack mitten in ihrem Zimmer. »Huh? Was ist denn hier los?« Die aufgebrachte Stimme von Wallanur kam näher und als Tallias Zimmertür aufging, kam Kyara mit Wallanur im Schlepptau. Dieser schimpfte in aller Wut. »Das ist ungeheuerlich! Tallia gehört zur Magiergilde und ist eine Schülerin. Das heißt, sie kann hier nicht weg. Sie ist dem Leben der Magie verschrieben. Und dies findet hier statt und nicht in der Wildnis, zwischen Stock und Stein!« All dies ignorierte Kyara und packte weiterhin die Sachen. Als Kyara gerade beim Rucksack kniete und noch letzte Nahrungsmittel einpackte, stellte sich Wallanur wieder daneben und demonstrierte dagegen. »Lassen sie das bleiben! Sie werden Tallia hier nicht wegkriegen!« Wütend entgegnete die Khajiit, wobei sie aufstand und dem Kaiserlichen ins Gesicht sah »Sie wird bei mir besser aufgehoben sein, als sie jemals hätte bei euch aufgehoben sein können!« »Aber mit welchen Recht maßt ihr euch an, dieses Kind mitzunehmen!?« Dabei holte die Weißpelzige ein Schreiben heraus und zeigte es dem Magier vor. »Das ist ein Schreiben von der Gräfin Ilva selbst, die mich dazu bemächtigt, diese Person mit mir zu nehmen. Ich werde euch für eure Dienste, die ihr für die Ausbildung Tallias aufgewendet habt, sicherlich entlohnen. Aber nun steht sie unter meiner Erziehung. Und da ihr nicht mit Tallia verwandt seid, habt ihr auch keine volle Bemächtigung über sie. Abgesehen mal davon, ist sie bei mir wesentlich besser aufgehoben, als bei euren Taschenspielerzaubereien. Ihr seid keine Magiergilde mehr und das wisst ihr ganz genau. Also hört auf euch wie eine aufzuspielen. Die Magiergilde wurde schon längst aufgelöst. Das heißt das Einzige, was ihr seid ist nichts weiter als ein Privatlehrer.« »Was fällt ihnen ein!« »Was mir einfällt? Fragen sie das Gräfin Ilva. Hier, unter dem Schreiben steht ihr Wappen und ihre Unterschrift. Bitte sehr.« Sie reichte es ihn in die Hand und er las sich zornig das Pergament durch. Er wusste bereits, dass er geschlagen war. Er konnte gegen dieses Schreiben nichts sagen. Es kam von der Gräfin selbst und war somit Rechtens. Er als ‘Nichtverwandter‘ hatte keine Macht mehr über Tallia. Kyara bemerkte erst jetzt, dass die Dunkelelfin wach war. Das Antliz der Khajiit verzog sich zu einer freundlichen Erscheinung und sie ging zum Bett der Schwarzhaarigen hin mit den Worten. »Hey, morgen Kleines. Na? Gut geschlafen?« »Ja, schon, aber... Kyara, was geht hier vor?« »Du kommst mit mir. Wir reisen noch heute ab. Ich war so frei deine Sachen schon zu packen.« »Das heißt, ich darf mit dir kommen?« »Ganz genau.« Freudig sprang sie aus dem Bett und umarmte die Khajiit mit einem freudeerfüllten Ausruf. Selbst die weißpelzige Khajiit legte ihre Arme um die Dunmer und konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen. Als Tallia wieder in das Gesicht der Katzenfrau blickte, fragte sie. »Und dieses Schreiben? Wo hast du das her?« »Du weißt doch, dass mit die Gräfin einen Gefallen geschuldet hat. Ganz egal welchen.« »Und den hast du für mich geopfert?« »Natürlich. Also? Willst du dich nun fertig machen oder hier weiter Fragen stellen?« »Bin schon unterwegs!« Das enthusiastische Mädchen sprang umgehend aus dem Bett und suchte ihre wichtigsten Dinge zusammen. Als sie alles in ihre Tasche verstaute, ging sie zu Wallanur hin und schob ihn aus ihrem Zimmer. Er patzte nur. »Hey hey! Tallia! Was, was tust du denn? Hör auf zu schubsen!« (Klack!) Schon war die Tür geschlossen und verschlossen. Der stänkernde Wallanur wurde überhaupt nicht mehr zur Kenntnis genommen und die Schwarzhaarige begab sich sofort zu ihren Kleiderschrank. Schnell umgezogen und abzugsbereit stand sie dar und sprach. »Jetzt bin ich fertig.« Dabei lächelte sie als ob sie jeden Moment etwas Süßes bekommen würde. Doch Kyara musste noch was anmerkten. »So kannst du nicht rausgehen. Es ist eiskalt und es schneit. Verdammt windig noch dazu. Hier, den hab ich dir mitgebracht. Hab ich heute von diesem Laden Nordwinde bekommen.« Neugierig holte sie einen hellbraunen, gefütterten, dicken Stoffmantel raus. Speziell für kalte Zeiten angefertigt. Genau so einen, wie Kyara auch hatte. Dazu gab es natürlich auch die passenden Stiefel und Handschuhe. Staunend und wissend darüber wie viel so ein Mantelset kostete, starrte die Dunmer ihr neues Winterequipment an. »Ooooh… Das war doch alles bestimmt teuer, oder?« »Ach was, ich bin gut im Feilschen. Hab mir vieles von so einem Kerl in der Kaiserstadt abgeguckt. Er ist zwar ein Halsabschneider, doch er weiß immerhin wie es geht.« Zwinkerte sie. Noch einige Zeit später lauschte Wallanur an der Tür, bis sie aufgezogen wurde und der Magier fast in den Raum fiel. Er richtete sich noch mal auf, kurz bevor er von der Khajiit beiseite gestoßen wurde. Im Schlepptau war die kleine Blauhäutige. Beide gingen geradezu demonstrativ hinaus und verließen somit das alte Magierheim. Kurz bevor sie die Tür des Magierhauses schließen konnten, hallte die Stimme des Magiers ihnen hinterher. »Tallia, wenn du jetzt gehst gibt es für dich kein Zurück mehr!« Tallia blieb stehen und drehte sich dem Magier entgegen. Kyara sah ebenfalls den Magier an und wartete auf Tallias Reaktion. Eine Weile standen die beiden gleichgekleideten dort, bis die Dunmer die Tür einfach zuschlug und diesem Mann keinen einzigen Ton mehr würdigte. Nicht mal ein Wort verschwendete sie an diesen Ort. Einmal atmete sie tief ein und wieder aus. Die Rauchschwaden entwichen ihrem Mund in die kalte Morgenluft. Der Schnee rieselte auf sie hernieder. Die Khajiit fragte langsam und bedächtig. »Brauchst du noch einen Moment?« Eine kurze Pause hielt die Schwarzhaarige ein, senkte den Blick und sah weiterhin die Tür an. Es schien ihr doch sehr nahe zu gehen, den Ort zu verlassen, an den sie aufwuchs. Und auch wenn sie diesen Ort nicht leiden konnte, so hing er ihr immer noch ein wenig am Herzen. Alle Erinnerungen streiften durch ihre Gedanken. Letztendlich antwortete sie ihrer Freundin. »…Ja. Ich bin bereit. Wir können jetzt gehen.« Ein gedankenerfülltes Schmunzeln zierte ihr blaues Antlitz als sie sich zu Kyara drehte. Ihre glutroten Augen waren noch in Erinnerungen vertieft. Die Khajiit konnte es ihr ansehen und nickte verständnisvoll. Kyara legte einen Arm über die Schulter der Dunmer und tröstete sie mit Hoffnung. »Komm. Deine Zukunft hat angefangen.« Das blaue Gesicht von Tallia erhob sich um der Weißpelzigen in die Augen zu sehen. Umgehend lächelte Tallia aus voller Überzeugung. »Ja, du hast Recht. Und ich freue mich schon darauf.« Ohne noch weitere Worte auszusprechen, setzten die beiden ihren Weg fort. Über den Steinweg hinweg, der belegt mit dem Schnee war, bis über den Platz an der verschneiten Statue vorbei. Sie erreichten das Haupttor und Kyara sprach zur Wache. »Wachmann, wir würden gerne Bruma verlassen.« Die Wache sah die beiden flüchtig an und sprach »Jawohl, Herrin. Öffnet das Tor!« Das große Holztor öffnete sich und beide schritten hindurch mit dem Wunsch der Wache. »Und eine sichere Reise. Mögen die neun... eh, ich meine acht Göttlichen bei euch sein.« Die Khajiit und die Dunmer gingen weiter, bis sie aus dem Steintor hinaustraten. Genau dann hörten sie hinter sich das Schließen des Tores. Dies war der Punkt für Tallia, an dem das Abenteuer für sie beginnen konnte. Bestätigend wandte sich die Katzenfrau ihrer neuen Begleiterin zu. »Nun kann es ja anfangen.« »Ja. Nun fängt es an.« Aufgeregt schritten sie ins Abenteuer. Ende des Kapitels Kapitel 3: Die Angst der Gruft ------------------------------ Die alten Ruinen der Ayleiden und deren Grabkammern ruhten vor sich hin. Die Höhle ging bis tief unter die Erde und verbarg Geheimnisse, die besser auch verborgen bleiben sollten. Dieser Ort der Totenruhe wurde durch Gepolter und eiskalte Aura gestört. Diese Störung musste von zwei Personen auf den Grund gegangen werden. Eine schneeweiße Khajiit, gehüllt in ihrer alten, nordischen Rüstung ging vorsichtig vorran, während eine junge Dunmerfrau folgte. Die Dunkelelfin erschauderte es bei der Kälte in dieser dunklen Ruhestätte und nicht mal ihre Lederrüstung konnte sie davor schützen. Überall schienen noch Lichter von den Steinen, die unter der Erde leuchteten. Sie spendeten aber lediglich Zwielicht. Nicht einmal gut genug um den Raum ganz wahrzunehmen. Vor einer weiteren Grabkammer hielten die Zwei. Wie bei den ganzen anderen Grabkammern zuvor ging die Khajiit voraus. Schleichend durchging sie die Schatten und erkundete den Raum. Sie stellte sich schnell hinter einer Säule und sah von dort aus in den Rest der Halle. Sie schien etwas zu sehen und gab dabei den Befehl mit ihren Fingern, dass Tallia ihr folgen sollte. Die Kleinere folgte ihr ebenfalls unmerklich. Versteckend blieb die Schwarzhaarige hinter einer Mauer, gleich neben der Säule wo Kyara stand. Nach zwei Jahren intensiven Training und Reisen mit Kyara, wusste Tallia bereits, wie ihre Ausbilderin arbeitete. Sie waren bereits ein gut eingespieltes Team. Mit einer Kopfbewegung deutete die Weißpelzige der Dunkelelfin an, dass sie dort hinsehen sollte. Als Tallia ebenfalls in den Raum sah, erkannte sie vier tote Goblins, jedoch keinen Feind. Beide musterten weiter den Raum. Immer noch keine Feinde zu sehen. Langsam näherten sie sich dem Goblinleichen. Von Schatten zu Schatten schlichen sie, bis sie sich völlig sicher waren, dass keine Feinde im Raum seien. Auch Fallen konnten nicht entdeckt werden. Somit gab Kyara das Zeichen, dass alles okay sei. Wundernd über diese toten Wesen, betrachteten sie das kleine Goblinlager mit den ehemaligen Bewohnern, welche drum herum verstreut waren. Mit leiser Stimme fragte Tallia nach. »Was ist denen wohl zugestoßen?« Bedenklich kniete sich die weit aus erfahrenere Kyara zu einer Leiche herunter und analysierte das Wesen. »Kein natürlicher Tod. Das steht schon mal fest. Kampfspuren sehe ich aber keine. Die Wunden auf den Goblins sind zu alt. Die fingen schon an zu heilen.« »Vielleicht haben sie ja was giftiges gegessen. Sieh mal was über dem Lagerfeuer gebraten wurde. Eine Ratte. Wer weiß was die für Krankheiten hatte.« Die Khajiit richtete sich auf. »Unwahrscheinlich. Diese Kreaturen haben einen Magen der weitaus mehr aushält als unser zartes Gemüt. Das solltest du nach zwei Jahren Training bei mir schon wissen. Abgesehen mal davon, selbst wenn die Ratte eine Krankheit gehabt hätte, wären nicht alle vier Goblins gleichzeitig gestorben. Außerdem solltest du dir mal die Leichen in Bezug auf das Lager ansehen. Die sind noch kein bisschen verwest. Nicht einmal Kleintiere haben angefangen an denen zu nagen. Die sind also noch nicht lange tot. Jedoch ist die Feuerstelle eiskalt. Ebenso die Ratte. Allgemein ist es hier viel kälter als in den anderen Teilen der Gruft.« »Und was soll das heißen?« »Das heißt, wir müssen unsere Silberpfeile rausholen. Denn wir haben es nun mit einem Geist zu tun. Und ich glaube, dass wir diesmal sogar einen Lichkönig haben.« Ohne weitere Worte zu verschwenden gingen die Frauen weiter durch den nächsten Gang. Je tiefer sie kamen, desto kälter wurde es. Später kamen sie an einer Eisentür an. Sie schien verschlossen zu sein. Das Eisen war eiskalt und man merkte, wie ein eisiger Wind aus dem Raum drang. Ganz leise und äußerst ruhig benachrichtigte Kyara ihre Partnerin. »Hier sind wir richtig. Sei also vorsichtig.« Ein Dietrich wurde aus der Tasche geholt und mit äußerster Präzision und Achtsamkeit knackte die Katzenfrau das Schloss. Langsam stieß sie die Tür auf und ein Kälteschauer entwich der eisigen Grabkammer. Erneut gab es viele Deckungsmöglichkeiten. Rechts von der Tür war ein großer Steinwall und im Raum selber türmten weitere Säulen. Wie vergangenes Mal auch ging zuerst Kyara vor. An der Mauer streifte sie entlang und sah um die Ecke in den Raum hinein. Überall sah man offene Särge mit deren Verstorbenen drin. Schon erkannte die Khajiit das Ziel. In all seinem Schrecken präsentierte sich ein großer Lichkönig mitten im Raum, jedoch schien er niemanden wahrzunehmen. Leise folgte Tallia und ihre roten Augen weiteten sich, als sie dieses große Gespenst sah. Aus dem Beutel holte Kyara die Silberpfeile, wobei einer sogar mit einem Zauber belegt war. Das silberne Geschoss glänzte in eine gelben Schimmer und Tallia fragte leise. »Was für ein Zauber hat dieser Pfeil?« »Der vertreibt Untote. Das heißt, er wird uns nicht angreifen, sondern er wird versuchen uns zu meiden. Nimm deine silbernen Pfeile und wenn ich diesen Pfeil auf ihn geschossen habe, dann durchlöchern wir ihn mit allen silbernen Pfeilen die wir haben.« »Verstanden.« Und so wurde der Plan auch ausgeführt. Tallia versteckte sich hinter einer Säule. Ihr Vulkanglasbogen befand sich bereits in ihrer Hand und die Silberpfeile waren schon geschultert. Einen dieser Pfeile hielt sie bereit um ihn in die Sehne zu spannen. Kyara spannte bereits die Sehne ihres Ebenerzbogens mit dem verzauberten Pfeil und zielte neben der Mauer genau auf den Lichkönig. Tallia hielt den Atem an, ebenso wie Kyara. Sie zielte… spannte den Bogen so weit es ging… versicherte sich, dass der Lichkönig sich nicht bewegt… und schoss! Der Pfeil traf genau in den Geist, der mit einem grellen Schrei die Hallen mit Furcht erfüllte. Das war das Startzeichen für die beiden. Sie spannten beide die Pfeile in die Sehnen. Tallia kam hinter der Säule hervor und auch ihr Pfeil traf das Ziel und sie zeigte, was sie in der Zeit bei ihrer Meisterin gelernt hatte. Kyara präsentierte ebenfalls all ihr Können mit dem Bogen. Die Bestie hingegen hielt ihre Arme vor sich und wollte nur, dass die beiden verschwinden. Eine Art der Angst packte die Kreatur. Tallia rief nach ihrer Meisterin, während die Frauen ihren Pfeilhagel entfesselten. »Der Zauber wirkt!« »Dann machen wir ihn fertig, so lange wie er wirkt!« Dieses Gespenst zu besiegen war wahrhaft nicht einfach. Fast alle Pfeile von Tallia und Kyara wurden bereits verschossen. Anscheinend ließ auch langsam der Zauber nach. Der Lichkönig fing an zornig zu schreien und seine erste Attacke erfolgte. Ein Kältezauber entsandte er, der direkt auf Tallia zuflog. Die Dunkelelfin sah ihn erst gar nicht kommen, bis Kyara zur ihr hin sprang »Tallia, Vorsicht!« In letzter Sekunde packte sie das Mädchen und rollte mit ihr weg. Der Zauber des Geistes traf den Boden und der eiskalte Schauer ließ Steine auf den Boden vereisen. Völlig konfus darüber sah Tallia wieder auf und musste Kyara dabei zusehen, wie sie die Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Khajiit sprang schnell weg und schoss ihre letzten Pfeile auf das Biest. Die Kreatur ließ sich das nicht gefallen und wirkte in ihrer Raserei weitere Zauber. Es donnerten auf Kyara Blitz- und Lähmungszauber hinab, aber Kyara war geschickt und reich an Erfahrung. Flink und katzenartig entwich sie mit all ihren akrobatischen Künsten den Zaubern des Feindes. Zu tiefst beeindruckt über eine solche athletische Leistung, schüttelte Tallia ihre Verwirrung ab und packte sich erneut ihren Bogen. Auch sie schoss konzentriert ihre Pfeile auf den Gegner. Man merkte, dass dieses Ungeheuer schwächer wurde. Als Tallia nach einem weiteren Pfeil greifen wollte, griff sie nur noch in einen leeren Köcher. Verschreckt sah sie nach vorn und der Lichkönig kam direkt auf das Mädchen zu. Mit einem schrillen und grollenden Schrei entbreitete er seine Klauen. Voller Angst erstarrte das Mädchen. Gelähmt vom Anblick und der Kälte des Monsters vor ihr, starrten ihre blutroten Augen ins Gesicht des Feindes. Plötzlich erhallte Kyaras Stimme. »Tallia!« Durch den Geist hindurch erkannte die Blauhäutige, wie Kyara von der Mauer neben dem Eingang sprang. In ihren beiden Händen hielt sie ihre zwei Ebenerzdolche. Mit gekreuzten Klingen sprang sie auf den Geist hinunter und durchzog ihn mit ihren Dolchen. Dabei fiel sie durch ihn durch und landete auf den Boden und sah zu der Bestie auf. Diese schrie mit den Blick an die Decke gerichtet auf. Rauch und Seelen entwichen ihrem Atem beim ohrenbetäubenden Schrei. Was übrig blieb war ein Häufchen Geisterasche. Natürlich freute sich Tallia über den Erfolg und lächelte Kyara entgegen, als diese noch vor ihr hockte und in der Endbewegung ihres Schnittes verweilte. »Du hast es geschafft Kyara!« Die Angesprochene jedoch verweilte noch in ihrer Pose, bis sie ihre Schneiden fallen ließ und zur Seite kippte. Voller Schreck und Panik nahm Tallia ihre Partnerin in ihre Arme und rief. »Was ist mit dir!? Kyara! Was ist los!? Hey! Wach auf!« Erst jetzt fühlte die Blauhäutige das Fell der Khajiit. Es war eiskalt. Der ganze Körper fühlte sich an, als ob sie durch den nördlichsten Punkt von Skyrim gelaufen wäre. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, so bekam Tallia immer einen elektrischen Schlag, wenn sie Kyara länger anfasste. »Bitte! Bitte wach auf Kyara! Was ist nur passiert!?« Geschwächt flüstert die Weißpelzige. »Bist… bist du schon mal… durch einen Lichkönig… geflogen?... Nicht so… angenehm…« Es dauerte zwar ein paar Minuten, doch irgendwann überwand sich die Katzenfrau endlich aufzustehen. Sie hielt sich die Arme fest und ging so mit Tallias Unterstützung die Gänge wieder hinauf. Das Steintor öffnete sich, als das Duo in die Dunkelheit der Nacht hinaustrat. Tallia hatte schreckliche Angst, dass ihre Partnerin vor Schock starb. Und die Temperaturen bei Nacht waren nicht gerade förderlich für ihr Wohlbefinden. Tallia lehnte ihre Freundin an eine zerbröckelten Steinwand, welche direkt an dem Weg lag. Die Dunmer konnte ihre Meisterin unmöglich zur nächsten Herberge tragen. Bevor sich aber die Dunkelelfin noch mehr Sorgen machte, beruhigte die Khajiit ihre Schülerin. »Mach dir… keine Sorgen Kleines. Das wird schon wieder. Ist nicht das erste Mal. Ich werde jetzt ein paar Stunden etwas gelähmt sein. Die Kälte ist nicht das Schlimmste, sondern der Schock.« »Der Schock?« »Ja. Wenn du dem Lichkönig zu nahe kommst, oder gar durch ihn durchgehst, dann klammert sich eine Art Krampf um dein Herz. Diese Klammer hält sich noch Sekunden später. Es sind schreckliche Schmerzen und du kannst noch so stark sein wie du willst… dein Herz kannst du nicht trainieren.« »Was heißt das jetzt?« »Das heißt, dass ich jetzt ein wenig Zeit zum Erholen brauche.« »Aber wie kommen wir nun von hier weg?« »Ich weiß es nicht. Allein das Gehen hat mir die letzte Kraft geraubt und zum kämpfen bin ich nun nicht mehr fähig. Wenn wir also unterwegs auf Feinde treffen, bist du auf dich allein gestellt. Und das lasse ich nicht zu.« Deprimiert sah Tallia auf ihren Schoß. »Das ist alles meine Schuld… Ich hätte nicht so ein Angsthase sein sollen. Wäre ich weggesprungen, wärst du jetzt okay. Dabei war ich mir so sicher, dass ich mich nach all der Zeit endlich unter Kontrolle hätte… es tut mir so Leid…« Mit aller Kraft hob die erschöpfte Khajiit ihren Arm und strich Tallia über ihre blaue Wange. »Unsinn. Das hätte jedem passieren können. Und wir reden hier nicht von einem Wolf oder einem Bären… sondern von einem Lichkönig. Also mach dir keine Vorwürfe.« »Ohne mich hättest du ihn aber besser erledigen können. Du hättest immer ausweichen können und der Lichkönig hätte keine Chance gehabt. Doch du musstest stattdessen mich retten…« »Hör zu Tallia. Ich mag es, dass du bei mir bist. Allein das ist für mich Grund genug dich dabei zu haben. Abgesehen mal davon bist du mir eine große Hilfe. In vielen Situationen hast du deinen Mut und dein Gelerntes bewiesen.« Immer noch niedergeschlagen sah die Dunmer auf ihren Schoß hernieder. Tränen lagen in ihren rubinroten Augen und tröpfelten auf ihren Schoß. Kyara hob mit allerletzter Kraft das Gesicht der Schwarzhaarigen an und sah in ihre verweinten Augen. »Hey Kleines… Ich bin mächtig stolz auf dich. Du hast heute einem Lichkönig die Stirn geboten und lebst noch. Viele mutige Krieger haben das nicht geschafft. Aber du schon. Darauf kannst du dir was einbilden Liebes« Blinzelte sie. Dies beantwortete die Dunkelelfin mit eine Kopfnicken und einem Schmunzeln. Sie wischte ihre Tränen weg und umarmte ihre Meisterin. Die weiße Klaue Kyaras legte sich auf den Hinterkopf von Tallia und strich fürsorglich darüber. Plötzlich hörte Kyara etwas. Sie lauschte nach rechts und hörte Hufgetrappel. Auch Tallia hörte es und wandte ihren Blick gleich zum Ende der Straße hin. In der Ferne sah man zwischen den Bäumen eine Fackel und einen Mann auf einem Pferd antraben. Die Dunmer dachte sofort mit und zog Kyara an den Achseln hinter der Mauer. Dabei flüsterte sie beim Ablegen. »Ich werde nachsehen wer das ist. Bleib du hier Kyara.« »Nein Tallia! Das ist zu gefährlich für dich! Es könnte ein Bandit sein!« »Mach dir keine Sorgen, ich bin gleich wieder da.« Eilig lief Tallia dem Reiter entgegen. Kyara rief noch mit schmerzhaft gedämpfter Stimme hinterher. »Nein Tallia! Nicht!« Vergeblich versuchte sich die Weißpelzige aufzurichten. Ihre Arme trugen sie nicht mehr und ihr Herz schmerzte noch. Auch ihre Beine waren wie gelähmt. Unkontrollierbar zitterten ihre Arme, als sie versuchte sich aufzustützen. Immer wieder fiel sie zu Boden, doch sie gab nicht auf. Letztendlich nahm sie all ihre Willenskraft zusammen und stellte sich auf. Dabei lehnte sie sich an der Mauer ab und sah keuchend vor sich hin. Inzwischen hatte sie schon das Pferd und den Reiter vor sich wahrgenommen. Ihr Blick hob sich und auf dem Pferd saß ein Soldat der kaiserlichen Armee. Ein kaiserlicher Reiter. Neben dem Pferd stand Tallia welche sofort zu Kyara hinschnellte um sie zu stützen. »Kyara, es ist ein Kaiserlicher Reiter! Wir sind gerettet!« Erleichtert ließ sich die Khajiit auf die Knie fallen. Nicht mal Tallia konnte sie mehr daran hindern. Schnellstens stieg der Reiter ab um der Khajiit zu helfen. Er lief zu ihr hin. »Meine Güte, was ist euch widerfahren?! Bei den acht Göttlichen, ihr seid ja dem Tode gerade von der Schippe gesprungen! Kommt, ich bringe euch umgehend nach Skingrad!« Er half ihr aufs Pferd und als sich beide aufs Pferd gesattelt hatten, setzte sich Tallia gleich hinter Kyara um sie von hinten zu stützen, damit sie nicht vom Pferd fiel. Ganz nach vorn setzte sich der Kaiserliche und fragte. »Ist alles sicher dort hinten? Haltet euch gut fest, ich werde mich beeilen!« »Ja, bitte beeilen sie sich!« Antwortete die Blauhäutige. »Jawohl! Heya!« Heroisch trat der Kaiserliche seine Sporen und der Hengst wieherte in all seiner Kraft. Hastig ritt der Soldat los. Es durfte keine Zeit vergeudet werden und das wusste der Reiter. Er ritt so schnell es nur ging auf der Straße nach Skingrad um das Leben der Bürgerin zu retten. Auf dem Weg dorthin hielt Tallia ihre Meisterin fest. Sie schien eingeschlafen zu sein. Die Schwarzhaarige umschling ihre Partnerin mit ihren Armen und war weites gehend froh, dass sie nun sicher waren. Natürlich war es Tallia ein wenig peinlich ihre Herrin so eng zu umarmen, doch so lange Kyara nicht runterfiel war es ihr egal. Während des Rittes war Kyara bereits völlig weggetreten und ihr Kopf lehnte gegen die linke Schulter von Tallia. Die Dunkelelfin betrachtete das schneeweiße und schlafende Gesicht ihrer Herrin. So friedlich war ihr Gesicht nur, wenn sie schlief. Kyara bekam natürlich nichts davon mit, aber ihre Schülerin kam der Wange von ihr immer näher. Ihre roten Augen bewunderten die Schönheit der Frau. Sis schlossen sich und die blauen Lippen Tallias berührten das weiche Fell. Tallia küsste ihre Herrin auf die Wange und flüsterte danach. »Werde bitte wieder gesund Kyara…« Ende des Kapitels Kapitel 4: Skingrad ------------------- Hektisch gallopierte der Hengst durch die Nacht. Die Sichelmonde signalisierten die Tore der Stadt Skingrad. Die zwei Wachen davor sahen den Reiter kommen und hielten bereits die Hände an ihren Schwertern. Kurz vor den Wachen hielt der Reiter inne und trabte authoritär vor den Wachmännern. Eine Wachte trat mit seiner Fackel vor und sah sich die drei Personen auf dem Pferd an. »Was gibt es für ein Problem Martius? Warum die Eile? Gibt es Schwierigkeiten?« Das Pferd drehte sich und der kaiserliche Reiter zeigte die zwei Damen die hinter ihn saßen. »Ich habe eine Verletzte die mit dem Tode ringt! Lasst mich sofort durch!« In aller Hektik rief die eine Wache. »Macht das Tor auf! Macht sofort das Tor auf! Na los schon! Öffnet das Tor!« Schnellstmöglich öffnete sich das Stadttor und wie der Wind ritt der Soldat hindurch. Er ritt sofort zur Kapelle, stieg ab und nahm Kyara auf seine Arme. Mit ihr ging er auf das Kapellentor hin und trat es auf. Seine kräftige Stimme durchhallte die Kapelle. »Kommt schnell! Ich brauche Hilfe!« Augenblicklich sprangen die Türen der Priesterräume auf und sie eilten herbei. Der Soldat legte Kyara auf den Boden und Tallia kniete sich genau daneben. Ein Priester kniete sich ebenfalls hernieder und fragte. »Was ist mit ihr geschehen?« Der Soldat erklärte. »Ich fand diese zwei im Wald vor einer Ayleiden-Ruine.« Der Priester fragte erneut. »Junge Dame, was ist mit dieser Frau geschehen?« Die Dunmer antwortete panisch. »Wir sollten einen Lichkönig vertreiben, der die Ruhe einer Ruine störte. Als mich der Lichkönig angreifen wollte, sprang Kyara durch ihn durch und zerschnitt ihn.« Erstaunt hakte der Soldat nach. »Einen Lichkönig sagt ihr? Ist das euer Ernst?« Keine weiteren Fragen wurden gestellt, da der Geistliche genau wusste was zu tun war. »Sie leidet vermutlich unter einem Fluch. Und der eines Lichkönigs ist besonders grausam. Er lässt einen fast erfrieren und lässt alle Kraft entschwinden. Berichte besagen, dass er auch das Herz mit seinem Fluch umklammert, wenn man ihm zu nahe kommt.« Besorgt sahen die roten Augen der Dunkelelfin den Priester an. »Können sie ihr helfen?« Beruhigend sprach er. »Mach dir keine Sorgen mein Kind. Wir kriegen sie wieder hin. Ich weiß auch schon, was zu tun ist. Bitte geht beide ein wenig zur Seite.« Dem kamen die zwei nach und der Geistliche ballte zwei Fäuste auf seiner Brust. Er sprach altsprachige Formeln und seine Hände glühten in einem hellen Schein. Kurz darauf legte er seine Handflächen direkt auf die Fläche unter Kyaras Hals. Weiterhin flüsterte er angestrengt. »Entweiche Dämon…« Er fing an zu zittern und sah entschlossen auf seine Hände. »Entweiche sofort! Lass ab von dieser Person und geh in die Schatten zurück!« Leise hörte man einen Hauch durch aus Kyara kommen. Mit einem letzten Ausrufer vollbrachte der Priester sein Werk. »Verschwinde!« Sofortig gingen die hellen Lichter der Hand in Kyaras Brustkorb über und platzen in ihn wie eine Seifenblase. Aus ihrem Mund entwich ein kleiner, schwarzer Schauer, der sich in der Luft verflüchtigte. Besänftigt seufzte der Priester. »Es ist vollbracht. Nun kümmere ich mich um den Rest. Noch ein Heilungszauber und ein Ausdauerzauber sollten das Problem lösen.« Gesagt, getan. Diese zwei Zauber ließ er auf die Katzenfrau wirken, danach verwies er die beiden auf ein ruhiges Zimmer in der Kapelle. Jedoch schien Kyara alles mitgehört zu haben. »Das können sie gleich vergessen… Ich schlafe nicht in einer Kapelle…« Mit Erstaunen freute sich Tallia riesig über das Erwachen ihrer Freundin. »Kyara! Du bist wach! Was bin ich froh, dass es dir gut geht!.« »Schon gut Kleines. Dennoch, ich bleibe auf keinen Fall hier.« Leider musste Tallia einen kleinen Makel ihrer Meisterin preisgeben. »Oh je. Ich hatte ganz deine Abneigung gegen andere Götterhäuser als die von Dibella oder Mara vergessen.« Inzwischen konnte die Weißpelzige wieder aufstehen. Wenn auch nur sehr wacklig. Tallia stützte sie erneut. Trocken und undankbar sprach Kyara. »Komm Tallia, gehen wir in eine Herberge.« Das Duo verließ das geistliche Gemäuer, aber bevor sie die Kapelle schließlich verließen, zeigte die Dunmer ihre Höflichkeit und bedankte sich. »Haben sie vielen Dank für alles. Sie haben ihr das Leben gerettet. Dafür bin ich euch ewig dankbar.« Schließlich befanden sie sich auf den nächtlichen Straßen Skingrads und trotteten vorran. Mit Kyaras Arm über Tallias Schulter gingen sie durch die Gassen und Straßen, in der Hoffnung eine Herberge zu finden. Dass Skingrad eine relativ große Stadt war, musste sich Tallia bald eingestehen. Kyara verwunderte das gar nicht. »Gehe dort geradeaus. Dann die zweite Straße links. Dann immer weiter über die Brücke, zwei mal links und wir sind da.« »Okay.« »Du warst so oft hier und doch verirrst du dich ständig.« Bemerkte die Khajiit. Während des Gehens fragte die Blauhäutige. »Warum bist du so gereizt Kyara?« »Was meinst du?« »Du hättest dich ja wenigstens bei den beiden bedanken können.« »Ja ja, das hole ich irgendwann mal nach. Ich hasse es nur auf solche Leute angewiesen zu sein.« »Das sind wir doch irgendwann alle. Also nicht so grimmig sein.« Lächelte die Schwarzhaarige. Als sie am Lokal ankamen, gingen sie hinein und es schien ordentlich was los zu sein. Es war sehr spät und die Leute der Stadt feierten. Skingrad war sehr groß und das schlug sich auch auf die üppige Belegschaft in der Taverne nieder. Kyara und Tallia kamen zum Tresen hin und die Dunmer fragte die Orkfrau. »Könnten wir bitte ein ruhiges Zimmer haben?« Mit skeptischen Blick betrachtete die gläserwaschende Orkfrau die beiden. Dabei sah sie vor allem die geschwächte Khajiit an. »Wo kommt ihr denn her? Die eine in Leder und die andere halb tot. Was ist euch denn zugestoßen?« Fast schon fauchend entgegnete die Weißpelzige. »Das geht dich nichts an, Ork!« Erst wollte sich Tallia darum bemühen, das Fehlverhalten ihrer Herrin zu entschuldigen, doch da antwortete bereits die Orkfrau. »Na sieh einer an. Das nenn ich mal Kampfeswillen. Selbst kurz bevor du die Bretter umarmst legst du dich noch mit einem Ork an… wirklich nicht schlecht. Geht nach oben. Einfach die Treppe rauf und das hinterste Zimmer. Aber Vorsicht, ich will am nächsten Morgen meine Laken noch sauber sehen. Also wehe ihr blutet mir alles voll, habt ihr verstanden?« Als sie weggingen antworte die Dunkelelfin. »In Ordnung.« Doch von der Khajiit kam eine weniger zufriedene Antwort. »Ich zeig dir gleich mal wer hier bluten wird!« Die anderen im Gasthaus kümmerten sich kaum um die Versehrten. Jedoch lag das wohl mehr am Genuss des Alkohols. Oben angekommen ließ Tallia von ihrer Herrin ab. Kyara setzte sich sofort aufs Bett und seufzte einmal laut. Im Gegensatz dazu blieb die Dunkelelfin im Raum stehen und stöhnte ebenfalls aus. »Puh… Endlich geschafft. Nun muss ich aber aus der Rüstung raus. Ich möchte jetzt nur noch schlafen.« »Wem sagst du das Kleines.« Während sich Tallia vor ihrem Beutel langsam daran machte ihre Rüstung zu öffnen, sprach sie weiter. »Ich weiß gar nicht, warum du mich immer noch Kleines nennst. Ich bin nur noch ein paar centimeter kleiner als du.« Wonach sie das Haarband rausnahm und ihre langen, tiefschwarzen Haare herunterfielen. »Für mich wirst du immer Kleines bleiben. So hab ich dich damals genannt und so nenne ich dich heute immer noch.« Kyaras Neugier weckte sich, als sich Tallia anfing auszuziehen. Ihre silbernen Augen sahen interessiert zu der entkleidenden Tallia hin und was alles von ihrem Körper zu sehen war. Langsam öffneten sich die Verschlüsse der engen, ledernen Rüstung und Tallia nahm diese behutsam ab, mit dem Rücken zu Kyara gerichtet. Fixiert auf den Anblick der Dunmer, enthüllten sich erst die blauen Schultern des Mädchens. Ihre langen, pechschwarzen Haare strichen seidig über ihren wunderbar blauen Rücken, als sie sich ihres Oberteils entledigte. Sie war gerade dabei ihre Hose auszuziehen, da sah sie sich über ihre Schulter und meinte verlegen. »Beobachtest du mich etwa?« Umgehend richteten sich die silbernen Katzenaugen woanders hin und Kyara antwortete. »Nein. Tue ich nicht. Nur… mir ist gerade klar geworden, wie… sehr du gewachsen bist. Das ist alles.« »Findest du?« »Ja. Du bist viel reifer. Sowohl geistig, wie auch körperlich. Vor…vor allem körperlich« »Das liegt wohl an dem Training.« »Wahrscheinlich…« Es war Kyara sehr peinlich, dass sie ihrer Schülerin so hinterhersah. Es war nicht das erste mal, dass sie ihrer Freundin Tallia einen lüsternen Blick zuwarf. Zwanghaft unterdrückte sie ihre Begierden, was aber untypisch für die Natur der Khajiit war. Umso schwerer fiel es Kyara, ihre Blicke nicht an Orte wandern zu lassen, an denen sie nichts zu suchen hatten. Glücklicherweise hörte Kyara nach ihrem Gedankenzug, wie Tallia sich ein Tuch als BH am Rücken noch festknotete. »So, bin fertig.« Staunend erblickte die Khajiit ihre Schülerin. Lediglich bekleidet mit einer kurzen Leinenhose und einem Tuch als BH. Ihre azurblaue Figur schimmerte im Licht und die Rundungen ließen die Blicke ihrer Herrin auf sich ziehen. Das Verlangen wuchs immer mehr und so sehr sich Kyara dafür schämte, sie konnte nicht leugnen, dass die kleine Tallia zu einer waren Schönheit herangewachsen war. Die Elfin richtete noch ihr Top, wonach sie fragte. »Soll ich dir helfen beim… Umziehen?« Die Wangen des Dunmermädchens wurden röter. Erschrocken entgegnete Kyara. »Nein nein, das ist nicht nötig. Ich übernehm das schon.« Die Schwarzhaarige ließ sich auf einer Seite des Bettes nieder und legte sich in die weichen Laken. Mit den Augen an die Decke gerichtet, freute sie sich unendlich darüber ein wenig Frieden zu finden. Ihre Augen wandten sich schließlich zu ihrer Meisterin hin, da diese ebenfalls begann sich zu entkleiden. Kyara richtete sich auf und saß auf der anderen Bettkante. Sie machte sich daran ihre alt-nordische Rüstung zu öffnen und genoss die Erleichterun dadurch. Es war fast schon belustigend wie sehr sich der Blick von Tallia, dem von Kyara ähnelte. Auch sie beobachtete sofort die, mit weißem Fell bedeckten, Schultern. Mit Faszination verfolgte die Dunkelelfin mit ihren roten Augen jede Bewegung ihrer Herrin. Cenimeter für Centimenter tastete ihr Blick den Rücken ihrer Meisterin ab. Als dann das Oberteil der Rüstung unten war, musste Tallia anfangen verlegen zu lächeln. Das gehörte nämlich zu den Seiten von Kyara, die sie am meisten liebte. Das, leicht ins Violett gehende Muster, auf dem Rücken von Kyara war äußerst ästhetisch. Es verzog sich über den ganzen Rücken und schmeichelte dem hellen, weißen Fell. Zur Überraschung der Schülerin stand die Katzenfrau auf und ließ die Rüstung niedergleiten. Da die altertümliche Nordrüstung keine Hose besaß, stand neben dem Bett die völlig entblößte Kyara und vor Faszination sah sich Tallia an der Rückseite ihrer Herrin satt. Die wunderschönen, langen Beine, der graziös und anmutig wirkende Rücken, welcher sich kurvig an den Po anschloss. Von diesem schwing ein graziler Katzenschwanz umher und spielte schwingend in der Luft herum. Völlig verzaubert verfolgte Tallia die anmutigen, graziösen Katzenschritte, die Kyara bis zu ihrer Tasche machte. All die Zeit konnte die Dunkelelfin nie die Vorderseite ihrer Herrin sehen, was sie persönlich als äußerst schade empfand. Als sich Kyara nach den Rucksack auf dem Boden bückte, explodierte das Schamgefühl in Tallia und sie hätte fast die intimsten Bereiche ihrer Herrin gesehen. Zum Glück kam es nicht so weit, da Kyara wusste, dass sie beobachtet wurde. Somit legte sie ihren Katzenschwanz zwischen ihrem Po und der darunter liegenden Zone. Dennoch war dieser Anblick zu viel für die unerfahrene Schülerin und sie sah schnellstens zur Decke hinauf. Leise kicherte Kyara und flüsterte in sich hinein. »Sie ist so süß.« Als Kyara sich endlich für die Nacht einkleidete, legte sie sich neben ihrer Schülerin hin und deckte sich zu, womit sie auch ihre Partnerin zudeckte. Beide machten es sich bequem. Kyara blieb mit den Augen an die Decke gerichtet liegen und atmete einmal tief ein und wieder aus. »Endlich…« flüsterte sie. Tallia beschäftigte noch etwas, was sie einfach nicht zur Ruhe kommen ließ. »Du, Kyara…« Die Angesprochene war gerade dabei sich zur anderen Seite hinzudrehen und ihren Kopf auf das Kissen zu betten, als sie antwortete. »Was ist denn?« kam es gemurmelt. Eine kleine, leise Pause folgte, bis die Dunmer erwiderte. »Ich mache mir immer noch Vorwürfe. Ich hab mich doch wie ein Anfänger verhalten…« »Du bist nervös gewesen. Das ist alles…« Murmelte Kyara weiter. »Das darf mir aber nicht passieren. So viel hab ich gelernt und ich bin beinahe so gut wie du. Wieso ist mir das dann heute passiert?« Noch einmal atmete die Khajiit scharf aus, bis sie etwas lauter murmelte. »Zwei Dinge möchte ich erst mal klarstellen. Erstens, du bist nicht mal annähernd so gut wie ich. Zweitens, keiner ist perfekt und du hast einen Fehler gemacht. Das Wichtige nun ist, daraus zu lernen.« »Aber ich hatte heute so viel Angst um dich Kyara! Du hättest sterben können!« »Kleines, merk dir eines. Unkraut vergeht nicht. Und ich gehöre zur ganz üblen Sorte Unkraut. Du wirst mir nie glauben was ich alles überlebt hab. Und jetzt reicht’s mit diesem Unsinn. Sei einfach das nächste mal konzentrierter. So wie beim Training. Dann kann dir und mir nichts geschehen, verstanden? Und jetzt wird gepennt…« Folglich schlief die Meistern ein währenddessen Tallia noch eine ganze Weile wach blieb. Erst spät in der Nacht drehte sie sich um und sah beim Liegen auf Kyaras Hinterkopf. Unter der Decke merkte Tallia, wie der Katzenschwanz ab und zu mal an ihren Beinen entlangglitt. Leise atmete die Khajiit beim Schlafen. Die Dunkelelfin sah immer noch in Gedanken versunken auf ihre Herrin. Dabei rückte sie ganz nah an den weiß-violetten Rücken ihrer Ausbilderin. Sie spürte die Wärme von ihr und rückte nah genug heran, damit sie ihr Gesicht an das weiche, weiße Fell schmiegen konnte. Kurz darauf fand sie endlich Ruhe und sie schlief ein. Ende des Kapitels Kapitel 5: Entgeld ------------------ Der nächste Morgen war fast schon vorbei als Tallia aufwachte. Der Sonnenschein durch das Fenster und das Zwitschern Vögel sagten ihr, dass es ein guter Tag werden würde. Die großen, roten Augen öffneten sich allmählich und ihre spitzen Ohren vernahmen bereits Sprunggeräusche im Zimmer. Als ihre Elfenaugen sich der Khajiit vor ihr zuwandten, brach Unverständnis aus. Ihr fragender Blick beobachtete eine im Raum hüpfende, schneeweiße Khajiit. Bekleidet von einem eng sitzenden Tuch mit der Funktion eines BH´s und einer weiten, hellblauen Hose welche sich unter den Knien bereits zuschnürte. In ihrer weißen Klaue befand sich ein Elfendolch und mit diesem übte sie Kampfbewegungen aus. Sie sprang von der Bettkante, machte einen Salto, stach in die Leere, wich einem imaginären Gegner aus, parierte, stach und schnitt weiterhin ins Nichts, wonach gleich ein Sprungtritt in die Luft folgte. Mit einem Schnauben landete sie und richtete sich auf. Es folgten Dehnübungen, wonach Tallia einfach nicht lassen konnte ihre Frage zu stellen »Was tust du da?« Erstaunt über das Erwachen der Kleineren erwiderte Kyara »Na ich mache mich warm. Mir geht’s wesentlich besser. Ich bin erholt, gesund und befreit. Und ich weiß schon ganz genau, was wir noch machen werden.« Interessiert hakte die Dunmer nach »Und was?« »Na wir holen uns die Belohnung von dem Kerl ab, der wollte, dass wir diese Gruft von diesem Lichkönig befreien.« »Wie weit ist denn sein Geschäft von dieser Stadt entfernt?« »Es liegt zwischen hier und Kvatch. Ungefähr in der Mitte des Weges.« »Na dann sollten wir uns gleich auf den Weg machen, oder?« »Du sagst es. Nun aber los.« Die Sachen waren schnell gepackt, die Rüstungen schnell angelegt und die Waffen bereits in allen Halterungen. Wieder in ihren gewohnten Rüstungen gingen sie aus dem Zimmer und schritten die Treppe hinab. Als sie das Erdgeschoss durchschritten, war niemand mehr da. Alle Gäste vom gestrigen Abend waren schon lange fort und die Orkfrau an dem Tresen wischte gerade alles sauber. Als sich Kyara und Tallia zur Ausgangstür begaben, fragte die Orkfrau noch höhnisch hinterher »Ah, hat sie also die Nacht überlebt, hm?« Kyara sah sich über die Schulter und schnaufte nur verachtungsvoll. Danach verließen die beiden Frauen die Herberge und erblickten draußen das Treiben auf der Straße. Die Sonne strahle hernieder und ein erfrischender Wind wehte. Auf den Straßen gingen alle Arten von Rassen vorbei. Allesamt sehr beschäftigt. Tallia merkte an »Wow. Wir haben es ja schon Vormittag. Wir scheinen lange geschlafen zu haben.« »Ist ja nicht so, als wäre das nicht nötig gewesen. Nun sollten wir uns auf den Weg zu diesem Bosmer machen. Ich will endlich das Geld für diesen verdammten Auftrag kriegen. Wenn da nicht mindestens 300 Septime drin sind, dann hat der ein riesen Problem.« Während sie sprachen, gingen sie in die Straßen und folgten dem Weg, welcher sie zu den Ausgang der Stadttore bringen sollte. Die Dunkelelfin entgegnete »Er meinte doch 300 Septime. Warum sollte er die nicht zahlen?« »Ich traue dem Kerl nicht. Er wirkt immer so nervös und ängstlich, doch ich bin mir sicher, dass er ein gewiefter Händler ist.« »Also ich weiß nicht… Der sah mir dafür viel zu nervös aus, als dass er die Nerven hätte großartig zu feilschen.« »Hier kommt eine neue Lektion für dich. Der Schein ist oft trügerisch. Ich traf in Valenwald auf einen Kaiserlichen der Rüstungsschmied war. Offensichtlich ein Mann des Handwerks und des Metalls. Als ich dann später am Tag durch die Stadt ging, sah ich, wie dieser Rüstungsschmied hinter seiner Rüstungsschmiede Zauber sprach. Als letztes hätte ich von einem Rüstungsschmied erwartet, dass er die arkanen Künste beherrsche. Er zeigte mir später sogar seine immense Sammlung an Büchern über Magie, vor allem im Bereich Veränderungsmagie.« »Glaubst du also wirklich, dass es auch auf unseren Auftraggeber zutrifft?« »Ja. Ich darf mich dafür rügen ein gutes Auge für solche Personen zu haben. Ich meine, hast du dich nie gefragt wie ein Bosmer einen erfolgreichen Alchemieladen an der Straße zwischen Kvatch und Skingrad haben kann?« »Nun, wenn du es so sagst…« An den Toren von Skingrad angekommen, stellte sich Kyara vor den Wachmann und sagte »Könnten sie bitte das Tor öffnen? Wir möchten nun Skingrad verlassen.« Die Wache entgegnete »Sehr wohl Herrin.« Das große, hölzerne Stadttor öffnete sich und die zwei Frauen setzten ihren Weg fort. Das Tor schloss sich hinter ihnen und sie folgten dem Pfad. Vögel zwitscherten und die kühle Brise der ersten Saat wehte ihnen sachte entgegen. Voller Pracht strahlte die Mittagsonne und man merkte, dass der Wald nun völlig wach war. Erst sagte keiner einen einzigen Ton. Dies änderte sich aber, als Tallia über die Wiesen und durch die Wälder neben dem Pfad sah. »Ist das nicht wunderschön?« Kyara spitzte ihre Ohren und sah in die gleiche Richtung wie Tallia »Was denn?« »Na, die Natur. Sieh nur! Da hinten. Eine Rehfamilie.« Schmunzelnd antwortete Kyara »Ja. Ich sehe sie. Wirklich süß.« »Wirklich unglaublich.« »Was?« Tallia lächelte ihre Meisterin an und sprach »Was ich bereits erlebt hab und immer noch erlebe. Stell dir mal vor, du hättest mich nicht aus Bruma geholt. Dann würde ich wohl immer noch Predigten von meinem Magiermeister anhören müssen. Aber stattdessen bin ich hier mit dir und entdecke die ganze Schönheit Tamriels.« Die Begeisterung der Kleinen hatte sich in all der Zeit nur wenig geändert. Schon lange beobachtete Kyara ihren Kampflehrling und es schien nie langweilig zu werden, ihr bei ihren Ausschweifungen zuzusehen. Kyara konnte es noch nie abwarten auf hellen, freundlichen Wegen zu gehen, da sich dann die glänzenden Mädchenaugen der Dunmer zeigten und das narbige Herz der Khajiit in der Sonne badete. Während die beiden Freundinnen den Weg entlangschritten und sich wie gewohnt unterhielten, kam das Haus des Auftraggebers immer näher. Aus dem Kamin stieg Rauch auf, den man schon aus weiter Ferne erkannt hatte. Das Häuschen schien friedlich zu sein und als sie unter dem Schild ‘‘Bromis Bosmer Beutel‘‘ standen und die Tür vor sich sahen, traten sie ein. Als beide im Geschäft standen, beobachteten die Frauen einen hektischen, kleinen und auch etwas pummeligen Bosmer. Seine gekräuselten Haare wurden von seinen kurzen Fingern aufgewuschelt, als er sich durch die Haare strich, während er scheinbar seine Inventur machte und vor sich hinfllüsterte. »Das kann nicht stimmen. Das geht nicht. Aber meine Unterlagen stimmen immer. Was ist hier los? Moment. Oder? Klar, meine Unterlagen sind korrekt. Meine Unterlagen sind immer Korrekt. Ich hatte die Lieferung ja bereits machen lassen.« Bevor sich dieser kleine Waldelf nocht tiefer in seinen Listen hineinlas, schritten die Frauen an die Theke, die übersäht war von Ingredenzien verschiedenster Art. Als sich die beiden Damen daran abstützten, begann Kyara das Gespräch. »Hallo Herr Bromi, wie ich sehe seid ihr schon wieder schwer beschäftigt.« Das schmale Elfenauge weitete sich, als der Alchemist die Khajiit und ihre Dunmerbegleitung vor seiner Theke stehen sah. Sofort legte er seine Listen und Bücher zur Seite und begab sich ebenfalls an die Theke um seine Gäste verwundert zu beäugen. Seine Worte fielen daraufhin nur so aus ihm heraus. »Die Damen? Die zwei Damen von vor drei Tagen richtig? Ihr lebt noch? Oder noch gar nicht in der Gruft gewesen? Nah, so wie ich euch Söldnerpack kenne stellt ihr sicher noch irgendwelche Forderungen. Was wollt ihr hier? Geld gibt es erst bei Erfüllung. Verstanden? Keine Diskussion.« Mit beruhigenden, vorgehaltenen Klauen unterbrach die weiße Katzenfrau den Bosmer. »Ganz ruhig bleiben, wir sind nur hier um zu sagen, dass wir den Auftrag erfüllt haben.« Während Kyara dem Alchemisten die Einzelheiten erklärte, verzog Tallia ihre Augenbraue. Ihr war der Händler viel zu unsympathisch und bei weitem zu hektisch. Als die Khajiit mit dem Erklären der Lage fertig war, verschränkte Bromi seine Arme und verzog die Lippen zu einem nachdenklichen Schmollen. »Nun... ich weiß nicht.« Kyara und Tallia wussten nicht genau was der Waldelf meinte und Tallia fragte patzig nach. »Was wisst ihr nicht?« Der Händler rieb sich das Kinn und schmollte weiter. »Also dafür, dass die Höhle nur einen ein paar Stunden entfernt ist, habt ihr aber ganz schön lange gebraucht. Ich weiß nicht ob ich mit eurer Leistung zufrieden bin.« Nun wurde auch Kyara etwas gereizter. »Ich hoffe ich habe mich da gerade verhört.« Überzeugt von sich erwiderte Bromi. »Nein habt ihr nicht. Ihr habt viel zu lange gebraucht dafür. Drei Tage für einen Auftrag in einer Höhle die ein paar Stunden entfernt liegt. Eindeutig zu viel. Ich gebe euch wenn überhaupt nur 150 Septime.« Das Knurren der Khajiit war deutlich zu hören und voller Empörung schlug Tallia auf den Tisch, wonach sie den Händler anschrie. »150 Septime!? Kyara wäre fast gestorben sie elender-« »Tallia!« Fauchte es von der Katzenfrau. Umgehend sahen die blutroten Augen des Mädchens zu ihrer Meisterin hin. Kopfschüttelnd wies die Khajiit ihre Schülerin in ihre Schranken zurück, ließ aber diese Dreißtigkeit nicht auf sich sitzen. Somit verschränkte auch sie ihre Arme, sah mit ihren silbernen Katzenaugen den Bosmer an und sprach gesittet weiter. »Also möchtet ihr uns für unseren Auftrag nur 150 Septime geben, hab ich das richtig verstanden?« Fast schon triumphierend hob er seine Nase und gab eine Antwort. »Wenn überhaupt.« Anstatt, dass Kyara wütend wurde, fing sie nur an zu lächeln und erläuterte in aller Ruhe die Lage. »Na wenn das so ist, dann kann ich ihnen wohl keinen Vorwurf machen. Natürlich war unser Auftrag auch viel zu leicht, als dass so eine Summe gerechtfertigt wäre. Meine Schülerin Tallia war auch vollkommen unterfordert. Nicht wahr Tallia?« Erst sah Tallia ihre Herrin ganz verwundert an, doch als Kyara sie ansah und lächelnd eine Augenbraue hob, da wusste sie ungefähr, was Kyara vor hatte. Folglich spielte die Dunmer in diesem Spielchen mit. »Jawohl Herrin, ich konnte mich gar nicht richtig austoben.« Darauf führte die Khajiit ihr Vorhaben weiter aus. »Sehen sie Herr Bromi? Sie konnte kaum irgendwelche Feuerzauber wirken. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut ein paar brennende Dinge zu sehen. Wollen sie sich mal davon überzeugen?« Verwirrt sah der Händler die Frauen an dem Tresen vor sich an und wusste überhaupt nicht, worauf seine Gäste hinaus wollten. Weiterhin beobachtete er das Treiben mit größter Skepsis. Kyara nickte einmal höflich zu ihrer Dunmerschülerin und schwing langsam ihren Arm, als wenn sie jemanden ins Haus bitten würde. Dabei sprach sie. »Tallia? Wenn ich bitten dürfte? Ich glaube du wolltest deine Künste dem Herrn Bromi mal vorstellen.« Grinsend ging die Dunkelelfin einen Schritt von der Theke zurück, öffnete ihre Hände, die sie links und rechts anwinkelte und gab nur eine kurze Bestätigung. »Aber gerne Herrin.« Ihr erster Feuerzauber traf die Utensilien auf dem Tisch, die sofort in Rauch und Flammen aufstiegen. Der Ladenbesitzer schrie vor Schreck. »Was tut ihr denn da!? Nein! Nicht! Einiges davon musste ich kaufen, weil man es nicht so leicht bekommt! Hört auf!« Das interessierte die Khajiit herzlich wenig und sie fragte. »Wirklich? Wie viel kosten sie denn? Ungefähr 150 Septime? Die müsstet ihr aber doch locker über haben, nachden ihr uns über den Tisch ziehen wolltet.« »Ihr seid verrückt! Ich werde alles den Wachen sagen!« »Also zahlt ihr uns nicht den vollen Betrag?« »Wahnsinnige wir euch sollte man in den Kerker werfen! Ihr werdet alles zahlen was ihr zerstört!« Desinteressiert neigte Kyara ihr Antlitz zu ihrer Schülerin Tallia und sie brauchte kaum etwas zu sagen. »Tallia?« Enthusiastisch ließ das Dunmermädchen den Feuerball in ihrer anderen Hand auf einen kleinen Stapel Bücher fliegen, worauf auch diese größtenteils verschmorten. Aufgeregt lief der Alchemist zu diesen Schreibstücken und versuchte das Nötigste zu retten. »Nein! Nicht! Da waren einige ganz neu gekaufte Stücke drunter! Spinnt ihr!? Seid ihr noch bei Trost!? Bei Akatosh, ihr Feuerteufel!« Weiterhin desinteressiert für das Gejammer, stellte sich die Katzenfrau vor dem knienden Waldelfen, der immer noch panisch versuchte, die versengten Alchemiebücher zu retten. »Ihr hättet euch den ganzen Ärger ersparen können, wenn ihr uns unser Geld gegeben hättet. Nun gebt ihr uns unser Geld und legt noch mal 50 Septime drauf, oder wir legen den ganzen Laden in Schutt und Asche.« Bromi blieb keine Wahl und verachtend nahm er einen Geldbeutel aus der Kommode hinter sich und warf ihn der Katzenfrau in die Hand. »Hier! Nehmt euer verdammtes Geld! Da sind 400 Septime drin. Die restlichen 50 sind dafür, dass ihr euch meinem Laden nie wieder nähert! Und nun raus hier!« Den Geldbeutel steckte Kyara in ihren Rucksack und beim Umdrehen merkte sie noch bedrohlich an. »Ich werde nachzählen und wenn auch nur ein Septim fehlt, dann komm ich wieder und dann wird sich nicht meine Schülerin, sondern ich mich um euch kümmern. Schönen Tag noch.« Die Frauen verließen das, nach Feuer riechende, Geschäft und machten sich auf den Weg in Richtung Kvatch. Sie folgten weiterhin der Straße und sie waren keine Minute aus dem Haus raus, da fing Tallia sofort an zu lachen. Sie lachte so sehr, dass sie sich ihren Bauch halten musste. Kyara liebte dieses Geräusch. Sie liebte es so sehr ihrer Schülerin beim Lachen zuzuhören. Fast bei jedem Rasten, wenn sie nachts am Feuer saßen, versuchte sie Tallia zum Lachen zu bringen. Das Lachen ihrer Freundin war so ansteckend, dass es auch Kyara packte und sie mitmachte. Wenn auch nicht so sehr wie ihre kleine Tallia. Ende des Kapitels Kapitel 6: Vergangenheit ------------------------ Ihre Freude hielt noch eine Weile und während sie in aller Ruhe der Straße folgten, kehrte schießlich die normalen Gespräche wieder ein. Die Zeit verging wie im Fluge und es war bereits Nachmittag, als sie an der Kreuzung von Kvatch ankamen. Tallia betrachtete das Schild und fragte ihre Meisterin. »Wollen wir nach Kvatch? Oder welche Pläne haben wir jetzt?« »Nein nein, nicht nach Kvatch. Ich hasse die Stadt.« »Wieso das denn?« »Jeder hat doch irgendeine Stadt die er oder sie nicht leiden kann. Bei mir sind es immer ein paar in den verschiedenen Regionen. In Cyrodil sind es Kvatch und Chorrol.« Peinlich berührt stubste Tallia mit ihrer Fußspitze auf dem Boden rum und musste nachfragen. »Ist es... wegen mir? Du weißt schon, wegen damals in der Taverne...« Kyara versuchte mit allen Mitteln sich das Lachen zu verkneifen. »Nun ja, es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass ein 16 jähriges Dunmermädchen drei Dirnen die Kleider versenkt und die dann halb nackt und kreischend durch die ganze Taverne rennen. Ich glaube selbst die Wachen haben das nicht so schnell vergessen. Und mein Geldbeutel auch nicht...« »Das ist jetzt ein Jahr her. Können wir das nicht einfach vergessen?« Die Khajiit stellte sich ganz nah vor ihre Schülerin, lehnte sich etwas vor damit ihre Gesichter ganz dicht voreinander waren und legte ihre Klaue auf den Kopf ihrer Schülerin. Diese wurde sofort rot auf den Wangen und ihr war diese plötzliche Gesichtsnähe zu ihrer Herrin äußerst peinlich. Während Kyara ihr in die Augen sah, sprach die Katzenfrau. »Nie und nimmer werd ich das vergessen. Will ich auch gar nicht, weil mir dein schockiertes Gesicht mir jeden Septim wert war, den ich der Wache dafür geben musste.« Es weiteten sich die großen, roten Augen des jungen Mädchens, als sie in die Katzenaugen ihrer Meisterin sah. Bevor sie diesen Moment überhaupt verstehen konnte, wandte sich ihre Freundin schon ab und ging bereits weiter in Richtung Anvil. Bevor sie weiterging, blieb sie noch einmal stehen, drehte sich kurz um und fragte. »Kommst du oder willst du den ganzen Tag dort mit offenem Mund stehen?« Erst jetzt bemerkte Tallia, wie doof sie wohl gerade ausgesehen haben musste. Umgehend lief sie ihrer Herrin hinterher und rief. »Ja, ich komme schon!« Beide liefen weiter und Tallia suchte Gespräche mit Kyara, damit sie nicht wieder anfing über ihre Gefühle nachzudenken. Sie hatte Angst davor, sich darüber Gedanken zu machen. Im Grunde ihres Herzens wusste sie bereits, dass da mehr war als nur Bewunderung und Freundschaft, doch sich diese Tatsache vor Augen zu halten erfüllte sie mit Scharm. Auf halber Strecke nach Anvil blieben sie stehen, da es bereits zu dunkel geworden war. Kyara zündete eine Fackel und forderte ihre Partnerin auf. »Sammle du schon mal Feuerholz. Ich stelle so lange das Zelt auf und gucke mal was unsere Ration noch hergibt.« Kurz genickt bejahte Tallia ihren Auftrag und nahm sich den Beutel mit der kleinen Axt. Sie ging in den Wald, der ringsherum war und verschwand zwischen den Bäumen. Langsam durchstöberte sie den Boden nach Ästen und Zweigen, womit man das Feuer entzünden konnte. Das führte sie tiefer und tiefer ins Dickicht. Nachdem sie vorerst genug gesammelt hatte, nahm sie noch einen letzten Ast auf. Plötzlich drang eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit her. »Sie ist nicht immer das gewesen, was du nun siehst.« Der Schrecken ging Tallia durch Mark und Bein und instinktiv griff sie nach ihrem Stahldolch in ihrem Stiefel, den sie drohend umherschwing. Sie konnte aber niemanden zwischen den Bäumen erkennen. Das einzige was ihr überhaupt das Sehen ermöglichte war ihre Fackel und die erhellte nur bedingt. Tallia erkannte eine Silouette, die hinter einem Baum hervorkam. Sofort richtete sie ihren Dolch in die Richtung und sie drohte dieser Person. »Erklärt euch jetzt! Wer seid ihr!?« Ein hämisches Gekicher drang von dieser scheinbar weiblichen Person. Ihre Stimme ertönte erneut. »Deine Freundin, Kyara, sie ist nicht so unschuldig wie sie aussieht.« »Ihr hört sofort auf über sie zu reden. Ihr habt kein Recht dazu. Nun strapaziert nicht weiter meine Geduld und sagt mir sofort wer ihr seid und was ihr wollt.« Tallia hatte bereits durch die Stimme und die Sillouette erkannt, dass es sich ebenfalls um eine Khajiit handeln müsse. Diese Vermutung bewahrheitete sich, als die unbekannte Frau in den Lichtkegel der Fackel schritt. Es war eine Khajiit die vom Aussehen her erschreckend viel Ähnlichkeit mit Kyara hatte. Nur war ihr Fell aschschwarz mit weißen Mustern und ihre Augen waren grausam gelb wie der Sommermond. Sie trug schwarze Kleidung und strahlte förmlich aus, dass sie eine Attentäterin war. Die Dunmer erkannte einen schwarzen Köcher mit Ebenerzpfeilen auf ihrem Rücken und einen rot-schwarzen Bogen der daran heftete. An ihrer Hüfte waren gebogene Dolche, die scheinbar aus dem gleichen Material bestanden, wie ihr Bogen. So etwas hatte sie noch nie gesehen und allein der Anblick dieser Waffen, ließ sie den Tod erahnen, der bereits durch diese unheilvollen Gegenstände vermittelt wurde. Beeindruckt von dieser bedrohlichen Aufmachung, gaffte Tallia an dieser Frau entlang und vernachlässigte ihre Deckung. Die Attentäterin entwaffnete das Dunmermädchen mit nur einem einzigen Klingenhieb ihres Dolches und bevor Tallia in der Lage war das zu registrieren, spürte sie eine Klinge an ihrer Kehle und sah in die furchteinflößenden, gelben Augen der Katzenfrau. Angst erfüllt dachte Tallia, dass nun ihr Tod kommen würde und sie wagte es sich nicht auch nur eine einzige Bewegung zu machen. Ruhig führte die Khajiit ihre Aussage fort. »Du bist wirklich hübsch meine Süße. Da hat sich Kyara aber wirklich ein Prachtstück zugelegt. Um deine Frage zu beantworten, mein Name ist Nor‘Jai. Ehemalige Assassine der dunklen Bruderschaft, aber ich hab mich schon vor sehr langer Zeit selbstständig gemacht.« Scheinbar versuchte diese Frau gar nicht Tallia umzubringen. Zumindest vorerst nicht. Als das dem Dunmermädchen klar wurde, fing sie ein Gespräch an. »A...aber was willst du von mir?« Schmunzelnd kam Nor‘Jai mit ihrem Mund an die blaue Wange der Dunkelelfin. Sie setzte ihre Zunge an und leckte bis zur Schläfe hoch. Beschämt und geschockt über diese Tat starrten die blutigen Augen von Tallia vor sich hin und sie hörte weiterhin was Jai ihr sagte. »Mmmhh... du bist köstlich meine Süße. Ra’Jinay hatte sicher schon viel Spaß mit dir. Fast schon beneidenswert. Sie hatte schon immer ein Talent dafür die jungen, unschuldigen Dinger rauszusuchen.« Errötet von diesem Kommentar stammelte Tallia nur unverständlich vor sich hin. Davon ungestört sprach Jai weiter. »Ich bin nur hier weil ich mir die neuste Anschaffung meiner alten Partnerin ansehen wollte.« »P-Partnerin?« Konfus stand Tallia dar und wurde langsam spitzöhrig. »Wie ich schon gesagt habe mein Kirschchen. Deine achso geliebte Ra’Jinay, oder Kyara wie sie sich heute nennt, war nicht immer das, wofür sie sich heute ausgibt. Du solltest aber geehrt sein, mit so einer Legende reisen zu dürfen. Ihr beiden seid wirklich goldig. Ich beobachte euch schon eine Weile und ich find es amüsant wie verliebt du doch bist. Du solltest aber Sex nicht mit Liebe verwechseln, Goldstück.« Wütend darüber, dass diese Fremde es wagte den Namen ihrer Herrin in den Schmutz zu ziehen, wurde Tallia langsam patzig. »Wie kannst du es wagen so über meine Meisterin zu sprechen? Sie lehrt mich nur das Kämpfen, sonst nichts. Und eine Mörderin ist sie auch nicht!« Überrascht erwiderte Jai. »Oh. Ach was ist das süß. Sie hat dich noch nicht rumgekriegt? Wie ungewöhnlich. Dabei müsst ihr doch schon seit mindestens einem Jahr miteinander reisen. Ich hab euch nämlich seit eurem Aufenthalt in Rifton zum ersten mal zusammen gesehen.« »Zwei Jahren und ich weiß nicht wovon du redest. Sie will mich nicht ‚rumkriegen‘ und mit Leuten wie dir hatte sie sicher nie zu tun.« Die schwarze Katzenfrau brach in Gelächter aus und musste umgehend ihre Meinung kund geben. »Hahaha! Wie naiv du doch bist Kirschchen. Wenn du mir nicht glaubst, dann frag sie doch mal selber über ihre Vergangenheit. Ich wette mit dir, dass sie noch kein einziges Wort über ihre Vergangenheit fallen gelassen hat. Sprich sie mal mit ihrem richtigen Namen an und sieh mal wie sie reagiert.« Jai steckte den Dolch wieder weg und ging rückwärts in die Dunkelheit zurück und während sie wieder zwischen den Bäumen verschwand sagte sie. »Wenn du alles wissen willst, dann triff mich in Anvil im verlassenen Haus um Mitternacht im ersten Stock. Komm durch die Hintertür.« So schnell sie gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden und aufgelöst stand die Dunmer im Nirgendwo. Perplex griff sie nach ihrer Tasche voll Holz und der Axt und ging im Eiltempo zurück. Ihr Herz pochte und ihr Stresspegel stieg und war kaum noch messbar. Ihre Nervosität legte sich erst als sie das Licht des Lagers an der Straße sehen konnte. Die Bäume lichteten sich und sie blieb hastig am Straßenrand stehen, wovon sie runter sah und die zwei Zelte erkannte, wovor Kyara das Gestell für den Kochtopf bereits errichtet hatte. Sie legte noch den letzten Stein in den Steinkreis, worin das Feuerholz kommen sollte, bis sie zu ihrer gehetzten Freundin hochsah und belustigt sprach. »Na sieh einer an. Dafür, dass du so gehetzt aussiehst hast du dir aber ganz schön Zeit gelassen. Ist irgendetwas passiert?« Kindlich schüttelte Tallia den Kopf und wusste nicht einmal, wieso sie log. Ehe sie sich dazu äußern musste, sprang sie den kleinen Absatz runter und legte eifrig das Feuerholz in den Steinkreis. Besorgt sah sich Kyara ihre verschreckte Freundin an und hakte nach. »Tallia? Hey, Kleines. Sprich mit mir. Tallia? ... Tallia?« Kyara griff nach der Hand ihrer Schülerin und sah ihr ins Gesicht. »Tallia!« Die Frauen sahen sich an und mit einer etwas sicheren Stimme antwortete Tallia »Es ist nichts. Ich dachte nur ich hätte da was im Wald gesehen.« Beruhigt fragte Kyara nach. »Ist es wegen dem Lichkönig? Tallia, wie oft soll ich es dir noch sagen? Gespenster gibt es nur in Gräbern oder auf Friedhöfen. Ausnahmeregelungen gibt es nur für alte Schlachtplätze und Totenbeschwörer, sonst nicht.« Tallia erinnerte sich wieder an all die Zeit und die Lehrern ihrer Meisterin. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihre Herrin doch kannte und egal was sie vorher gewesen war, nun war sie eine andere. Eine freundliche, gütige Frau, die wunderschön, geschickt und das Beste war, was Tallia widerfahren konnte. Beruhigt entgegnete die Dunmer. »Ja. Tut mir leid, das vergesse ich manchmal.« Das freundliche Grinsen von Kyara ließ die Aufregung verschwinden und die weiße Hand legte sich auf das pechschwarze Haar. »Nun leg dich besser hin. Ich kümmere mich um alles weitere. Du solltest dich von deinem Schreck erholen. Nicht, dass du mir noch umkippst.« Schmollend sah Tallia ihrer Herrin ins Gesicht, doch überraschenderweise setzte Kyara ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr über den Kopf. »Jetzt weg mit den Geistergeschichten und her mit dem Essen. Ich mache Eintopf. Du machst so lange das Feuer an.« Sofort stand die Khajiit auf und holte alle Ingredienzien raus, während sich Tallia völlig verlegen daran machte, sich auf ihren Feuerzauber zu konzentrieren. Ihr schwirrte immer noch der Kuss durch den Kopf. Mit aller Mühe bekam sie noch den Zauber hin und fachte das Feuer an. Kyara platzierte das Gestell für den Topf und bereitete ihren Eintopf vor. Der Abend ging schnell vorbei und als Tallia im Zelt lag und die schlafende Kyara neben sich liegen sah, dachte sie darüber nach was diese Fremde im Wald gesagt hatte. - Kenne ich Kyara wirklich? Ist sie nicht die gütige Meisterin? Aber sie hat sich all die Zeit so verhalten. Waren diese zwei Jahre nur gespielt? Das glaube ich nicht. Viel anders kann Kyara doch nicht gewesen sein. Ich muss es aber wissen. Was weiß ich denn schon über sie? Sie hat niemals über ihre Vergangenheit gesprochen. Genauso, wie es diese Fremde gesagt hat. Ich werde dort hingehen. Selbst wenn es nur ein übler Scherz sein soll. Ich will Klarheit. – Mit den letzten Gedanken an diesem Mysterium, schob sich Tallia an ihre Herrin und kuschelte sich fest an ihr. Ende des Kapitels Kapitel 7: Wir können nicht --------------------------- Der nächste Tag: Mittag Die Frauen standen inmitten von Anvil und Kyara handelte gerade mit dem Schmied um günstigere Pfeile. Währenddessen lehnte Tallia an eine der Säulen vor der ehemaligen Kämpfergilde. Sie war völlig gedankenverloren und dachte immer noch an das Geschehnis des gestrigen Abends. Als ein bärtiger Kaiserlicher an ihr vorbeiging, hielt sie ihn an und fragte. »Verzeihung, können sie mir helfen?« Der Bürger blieb stehen. »Kommt drauf an.« »Ich suche ein verlassenes Haus in Anvil. Wissen so eins stehen könnte?« Er runzelte die Stirn. »Suchst du ein Haus zum Kaufen oder das alte Geistergemäuer? Denn falls es letzteres ist, dann rate ich dir davon ab. So ein zartes Kindchen sollte nicht an solche Orte gehen.« Die alte Schwäche des Mädchens trat hervor. Ihre Angst vor Geistergeschichten ließ sie unsicher sprechen. »G-Geistergemäuer? Es spukt darin?« »Natürlich tut es das. Dieses Haus ist furchtbar alt. Es stand schon vor dem Krieg dort und reicht sogar bis vor der Zeit der Oblivion Kriese. Trotz all der Jahrhunderte steht es dort noch unversehrt. Zugewuchert, veraltet und verlassen, aber dennoch unversehrt.« »Aber wie kommt ihr darauf, dass es darin spukt?« Der Ausdruck des Mannes wurde ernster. Er kam näher und fing an leiser zu sprechen und Tallia wurde nervös. »Man sagt dort soll eine Gestalt leben, die aber noch nie jemand gesehen hat. Dieses Haus steht leer und niemand sieht jemanden rein- oder rausgehen. Dennoch hört man bei Nacht seltsame Geräusche daraus… Man hört wie Möbel bewegt werden und manchmal hört man sogar eine Frauenstimme…« Bibbernd hörte sich Tallia diese Horrorgeschichte an und hielt sich vor Zittern die Fäuste vor ihrer Brust. Gespannter hörte sie zu und sie wusste nicht, ob sie mehr hören wollte oder lieber weglaufen sollte. Der Mann sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an und führte weiter fort. »Vor einiger Zeit bin ich vom Schloss gekommen, weil ich einige Kleider für die Bediensteten des Grafen anfertigen sollte. Das dauerte sehr lang wie du dir denken kannst. Also kam ich spät nachts vom Schloss wieder und kam an diesem verfluchten Haus vorbei. Ich schritt nichtsahnend die Straße entlang, als ich plötzlich eine Frau am Fenster sah. Sie war so schwarz wie die Dunkelheit selbst und ihre Augen waren greller als jeder Stern. Sie starrte mir direkt in die Seele und bei Akatosh ich schwöre dir, dass ich diese Frau gesehen habe. Vor lauter Angst gefror mir das Blut und erstarrte. Ich blinzelte ein einziges Mal und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Ich lief nach Hause und seitdem kann ich diese grässliche Gestalt nicht mehr vergessen.« Tallia ertrug diese Vorstellung nicht und ihr lagen fast die Tränen in den Augen. Es lief ihr eiskalt den Rücken runter und sie wagte es kaum nachzufragen, doch sie musste es wissen. »U-u-u-u-und… wwwo befindet sich dies-ses Haus?« Emotionslos blickte der Kaiserliche nach rechts und sah in Richtung des zugewucherten Gebäudes am Ende der Straße. Er zeigte darauf und eindringlich sagte er. »Dort. Das ist es.« Er packte wieder seine Sachen und ging weiter mit den Worten. »Halte dich davon fern Täubchen. Das ist kein Platz für Mädchen wie dich.« Immer noch paralysiert von diesem Schock sah sie in das kaputte Fenster im ersten Stock. Konzentriert starrte sie und hatte Angst, dass sie jeden Moment wen erblicken könnte. Alles um sie herum wurde leiser und sie stierte in dieses schwarze Loch. Plötzlich stockte ihr der Atem, als sich irgendetwas darin bewegte. Sie wollte schreien, doch sie konnte nicht. Der Schreck saß zu tief. Gerade als sie losschreien wollte, horchte sie einer vertrauten Stimme, die hinter näher kam. »Ha! Guck mal Kleines! Zwei Köcher voll Pfeile! Einmal Stahl und einmal Silber und wenn du wüsstest was ich dafür bezahlt hab, dann würdest du-« Kyara konnte ihren Satz nicht zu Ende führen, da sie ihre Hand auf Tallias Schulter legte und das Dunmermädchen daraufhin hochschreckte. Sie stieß einen Schrei aus und drehte sich um, während sie wegschritt. Schwer atmend stand sie mit dem Rücken an der Wand und sah verschreckt ihre Herrin an. Die Khajiit blickte nur verdutzt ihre Schülerin an und fragte nach. »Tallia, ich bins. Was ist nur los mit dir? Seit gestern Abend benimmst du dich eigenartig.« Beschämt drehte Tallia ihren Kopf weg und kam wieder näher an ihre Meisterin. Sie tat etwas, was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Sie umarmte ihre Herrin und presste sich fest an sie. Überrumpelt realisierte Kyara die Situation und sah auf ihre verschreckte Freundin. Fürsorglich fing die Khajiit an zu lächeln und umarmte das Mädchen. Beruhigend streichelte sie den Kopf ihrer Gefährtin und flüsterte in ihr Ohr. »Shhh… ist schon gut Süße. Dir kann keiner was. Egal was es ist, es muss dir keine Angst machen. Ich bin doch hier. Dir wird niemals etwas geschehen, solange ich in der Nähe bin.« Liebevoll küsste sie die Schläfe und sah ihr ins Gesicht. Das verschreckte Antlitz der Elfin war verschwunden und sie sah ihrer Herrin erleichtert ins Gesicht. Als sich die roten Augen der Dunmer und die silbernen Augen der Khajiit trafen, entstand ein kurzer Moment, der nur den beiden gehörte. Es fühlte sich alles so richtig an und die starke Zuneigung, die die beiden schon länger füreinander hatten, schien genau in diesen Moment einen Höhepunkt erreicht zu haben. Sanft streichelte die weiße Hand Kyaras über die azurblaue Wange ihrer Freundin. Niemand wagte es etwas zu sagen. Niemand wollte diesen Moment zerstören. Verlegen sahen sie einander an und spürten die Nähe des anderen. Tallia nahm ihren ganzen Mut zusammen und streckte sich zur Wange ihrer Meisterin. Sie küsste die Stelle neben den Mund der Khajiit und hielt beschämt ihre Hand. Die Frauen verspürten tiefste Verlegenheit, da diese Handlung eindeutig über das Verhältnis von Freundin zu Freundin überstieg. Um diese Situation nicht noch unangenehmer zu machen, schmunzelte Kyara verlegen und drehte sich um, um sich auf dem Weg zur Herberge zu machen. Sofort folgte Tallia auf und beide gingen nebeneinander her, ohne das vorige Geschehnis anzusprechen. Vor allem Tallia war das alles sehr unangenehm. Sie hatte ihre Meisterin auf die Wange geküsst. -Ich war vorschnell. Ich hätte so nicht handeln dürfen. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Natürlich sieht sie mich nicht so, wie ich sie sehe. Ich bin nur das ungeschickte, kleine Mädchen und sie die erfahrene Kämpferin. Sie würde niemals Interesse an mir zeigen. Und dennoch… es tat so gut. Außerdem hat sie mich einfach gelassen. Sie hat sich nicht einmal gewehrt oder etwas Schlechtes darüber gesagt. Vielleicht hab ich ja Chancen bei ihr… - Die Frauen gingen in die Herberge und mieteten ein Zimmer für eine Nacht. Der Weg führte sie die Treppe hinauf und sie betraten ihren Raum. Es war eine noblere Herberge, das sah man sofort. Das Bett sah weich und die Laken sauber aus. Auch das Inventar schien von einem guten Zimmermann zu stammen. Als sie vor dem Bett standen, brach als erstes Kyara die Stille. »Wir sollte es uns gemütlich machen. Ich nehme die Kommode links und den großen Kleiderschrank.« Ohne irgendein Wort über das vorige Ereignis zu verlieren, antwortete Tallia erleichtert. »Gut, ich nehme dann die zwei Kommoden auf der rechten Seite.« Sie gingen zu ihren jeweiligen Schränken und räumten ihre Gegenstände ein. Tallia machte sich weiterhin über ihre Tat Sorgen und räumte geistig abwesend ihre Kleider in die geräumigen Schubladen. -Wieso sagt sie nichts? War es ihr egal? Ist sie vielleicht wütend? Das Schweigen darüber macht mich sogar noch mehr fertig, als wenn sie mich dafür angeschnauzt hätte. Wüsste ich doch nur, wie sie darüber denkt. Und vor allem wie sie über uns denkt. Vermutlich bin ich für sie immer noch das kleine Kind... sie wird mich niemals so lieben wie ich sie liebe.- Ironischerweise beschäftigte sich zur gleichen Zeit auch Kyara mit ihren Gefühlen. Sie hängte ihre Rüstungs- und Kleidungsstücke auf, wobei sie zugleich ihre Gefühle ordnen musste. -Komm schon Kyara, reiß dich zusammen! Sie ist immer noch Tallia, deine kleine Schülerin. ... ach was mache ich mir vor? Sie ist inzwischen eine erwachsene Frau und dass sich da bei mir was tut ist doch wohl klar. ... und... was für eine Frau sie geworden ist. Sie ist so viel reifer und schöner geworden. Wer hätte gedacht, dass aus dem begabten Mädchen von damals so eine wunderschöne, junge Dame werden würde? Hätte ich das geahnt, hätte ich sie nie mitgenommen. Wieso mache ich mich eigentlich verrückt? Dieser Kuss hatte rein gar nichts zu bedeuten. Ich interpretiere da viel zu viel rein. Wenn dieser Kuss nichts zu bedeuten hatte, dann sollte ich mich auch nicht selbst verrückt machen. Sie ist meine Schülerin und ich sollte dieses Verhältnis nicht wegen meinen Schwächen gefährden. Sie ist nicht irgendeine Magd, die ich für ein warmes Bett überzeugen kann. Das ist Tallia, meine Freundin und Schülerin... Ich sollte etwas suchen, was mich davon ablenkt. Wenn ich heute Nacht ein weiteres Mal neben ihr liege, weiß ich nicht ob ich mich beherrschen kann. Hmm... oh man, ich brauche dringend was zu Trinken... mein Kopf explodiert fast.- Fast zeitgleich wurden die Freundinnen mit dem Einräumen fertig und beide zogen sich ihre bequeme Kleidung an. Synchron ließen sie sich auf ihr Bett fallen. Seufzend starrten sie an die Decke und Tallia ließ plötzlich genüsslich einen Stöhner entfliehen. »Mmmmhhh... das Bett ist so weich... ich hab selten so gut gelegen...« Ebenfalls angetan von dem federnen Schlafplatz, stimmte Kyara zu. »Ist schon ein ganz anderes Gefühl, als wenn man zwischen Stock und Stein rastet. Ich glaube ich gönne mir ein kleines Päuschen...« »Ich haue mich auch ein wenig aufs Ohr...« Aus dem Dösen wurde Schlafen und ehe sich die Frauen versahen, schliefen sie bereits tief und fest. Stunden später: Nacht Langsam und genüsslich öffneten sich die silbernen Augen Kyaras und wohl erholt rekelte sie sich, wonach ein katzenartiges Gähnen folgte. Seufzend wandte sie ihre Augen zur Seite und blickte ins schlafende Antlitz ihrer Schülerin. Ihr friedliches, samtblaues Gesicht war dicht an Kyaras und ohne irgendeine Bewegung zu machen, betrachtete die Khajiit ihre Freundin. Tallia lag auf der Seite und ihre Kurven ließen die wollüstigen Blicke von Kyara auf sich ziehen. Die silbernen Augen tasteten sich von vom Gesicht herunter bis zu den weichen, glänzenden Lippen, die langsam atmende Geräusche von sich gaben. Immer weiter strichen die Katzenaugen an Tallia herunter wanderten über die zarten Schultern und fuhren schließlich die Kurve zwischen Taille und Hüfte entlang. Das Bein der Dunmer war nach vorn angewinkelt und glänzte zart im Kerzenlicht. Es gab keine Stelle, die Kyara nicht mit ihrem Blick abtastete und ihr Verlangen ließ sie wieder eine Wollust verspüren, die sie schon länger plagte. In einem schwachen Augenblick rückte Kyara näher an ihre Schülerin und sie strich mit ihrem weißen Zeigefinger erst über das Kinn ihrer Freundin. Sie strich langsam und sanft, damit Tallia nicht aufwachte. Das Herz der Khajiit klopfte stärker und sie wurde nervöser. Vorsichtig umfasste sie das Kinn der Dunmer mit ihrem Zeigefinger und ihrem Daumen, worauf sie sich mit ihrem Gesicht näherte. Die Lippen der Freundinnen waren ganz dicht voreinander und Kyara spürte bereits den flachen Atem Tallias an ihren Mund. Gerade als sie ihre silbernen Augen schließen und zum Kuss ansetzen wollte, flüsterte Tallia im Schlaf. »Kyara...« Der Schreck durchjagte den Verstand Kyaras und sie riss schockiert die Augen auf. Umgehend ließ sie das Kinn ihrer Freundin los und rückte weg. Sie vergewisserte sich, dass Tallia noch schlief und setzte sich scharmerfüllt auf die Bettkante. Vor lauter Vorwürfe stützte sie ihre Ellenbogen auf ihre Knie und hielt sich die Handflächen an ihren Schläfen, um ihren Kopf zu stützen. Ernst sah sie zu Boden und sie konnte nicht fassen, was sie da gerade tun wollte. -Dibella steh mir bei... was ist in mich gefahren? Ich bin doch das verlogenste Miststück in ganz Tamriel. Fast hätte ich es getan... Ich hätte mir das nie verziehen. Und sie mir vermutlich auch nicht. Ich bin doch das Letzte! – Voller Wut über sich selbst, schlug sie mit der Faust auf den Nachttisch neben dem Bett. Von diesem Lärm wurde auch die Dunkelelfin wach und mit reibendem Auge sah Tallia zu Kyara hoch. »Mrrmm... Kyara? Was ist denn los?« Murmelte sie schläfrig. Ernst drehte sich das Haupt der Khajiit zur Seite und sprach emotionslos. »Gar nichts. Ich brauche was zu Trinken. Du kannst so lange Schlafen. Ich komme nach.« Bestimmend stand sie auf und ging in Richtung Tür. Bevor sie raus schritt sagte sie »Warte nicht auf mich. Das wird vermutlich spät.« Und mit einem Klacken schloss die Khajiit die Tür hinter sich. Verdutzt sah Tallia auf die verschlossene Tür und murmelte. »Was? Spät?« Noch zwei-, dreimal blinzelte sie, bis sie voller Panik aufsprang und zum Fenster sah. »Waaah! Nein! Nein nein nein nein! Ich komme zu spät! Wie spät haben wir es? Ist es schon Mitternacht? Oh nein! Ich muss doch die Eine da treffen.« Ende des Kapitels Kapitel 8: Das Treffen Teil I ----------------------------- Hastig lief sie runter und folgte ihrer Herrin. Als sie unten ankam, saß Kyara bereits mit einigen anderen Leuten an einem Tisch und trank. Tallia stellte sich an den Tisch und sah ihre Meisterin an. Aufgeregt fragte sie. »Kyara, weißt du wie spät wir es gerade haben?« Die Leute, die mit Kyara am Tisch saßen, guckten die Dunmer ebenfalls an. Einer von ihnen, ein verwitterter Kaiserlicher, lachte nur hämisch und fragte in die Runde. »He! Die Dirnen werden auch immer jünger was? Haha!« Wutentbrannt zog Kyara einen Stahldolch aus ihrem Stiefel und stieß ihn zwischen den Fingern des lästernden Kaiserlichen, direkt in den Holztisch. Dabei maulte sie. »Nenn meine Schülerin noch einmal eine Dirne und schneide dir so schnell den Kopf ab, dass du es erst dann merken wirst, wenn dir dein Gesöff in den Kopf zurückläuft!« Verschreckt zog der Kaiserliche seine Hand weg und zählte alle seine Finger um sicher zu gehen, dass noch alle da waren. Seine schmierige Stimme passte zu dem feigen Unterton, mit dem er antwortete. »Jaja, ist ja gut. Ganz ruhig bleiben. War doch nur Spaß. Ich geh mal besser an die Theke.« Als der Mann aufstand, rief der rothwardonische Wirt hinterm Tresen durchs Gasthaus. »Hey! Macht hier keinen Ärger oder ihr fliegt alle raus, verstanden! Das hier ist keine Hafentaverne für Matrosen und Piraten. Das ist ein Gasthaus und so solls auch bleiben.« Knurrend sah Kyara in ihren Becher und kippte den Rest in sich hinein, wonach sie beleidigt antwortete. »Weniger reden, mehr trinken. Ich hab nen vollen Geldbeutel und nen trockenen Hals, also kümmer dich um das Problem , Wirt!« Mürrisch kam der Rothwardone um den Tresen mit einer Kanne Honigmet. Er stellte den Krug auf den Holztisch und würdigte Kyara kein weiteres Wort mehr. Doch er neigte sich zu Tallia und sprach sie stattdessen an. »Und zu dir junges Fräulein, du wolltest wissen wie spät es ist. Die Kerze auf dem Tresen ist fast runter gebrannt. Das heißt wir haben es ungefähr elf.« Erstaunt über das aggressive Verhalten ihrer Meisterin, wandte sich Tallia lieber dem Wirt zu und bedankte sich. »Oh, Mara sei Dank. Danke dafür.« Er jedoch wandte sich desinteressiert ab und ging wieder zum Tresen um die Becher zu reinigen. Tallia gab noch schnell ihrer Herrin über ihren Ausflug Bescheid. »Kyara, ich wollte mir ein wenig die Sterne ansehen. Ich bin aber bald wieder da, ja?« »Viel Spaß Kleines. Wenn du mich suchst, ich bin hier oder oben im Bett.« Mit einem schlechten Gewissen, weil sie gelogen hatte, lief Tallia wieder hoch ins Zimmer und rüstete sich. Sie legte ihre Lederrüstung an, steckte ihre Dolche ein und nahm eine Fackel mit. Als sie alles gegurtet und bereit hatte, lief sie erneut die Treppen zum Erdgeschoss hinunter und sah noch ein letztes Mal in den Empfangsbereich. Dort warf sie noch einen letzten Blick auf Kyara und wie sie gerade ein Trinkspiel mit einer Bretonin machte. Belustigt schmunzelte Tallia und schritt durch die Tür. Sie bog nach links ab und machte sich auf den Weg zum Verlassenen Haus. Die Nacht war verhältnismäßig kühl und überall hörte man das Zirpen der Pfeilschwänze. Die Sterne waren kaum zu sehen, da Wolken schon vor einiger Zeit aufgezogen waren. Es sah nach Regen aus und die ersten vereinzelten Tropfen benetzten bereits den gepflasterten Weg, auf den Tallia ging. Die Nacht und die Geistergeschichte vom Mann auf dem Markt, machten das Vorhaben ins verlassene Haus zu gehen äußerst schwierig. Das einzige was Tallia gerade Trost spendete, waren die Fackeln und vereinzelte Wachen auf der Straße. Ihr Weg führte sie an den Baum am Marktplatz vorbei und ehe sie sich versah stand sie vor dem alten Gemäuer. Bei Nacht sah es sogar noch wesentlich unheimlicher aus, da die Ranken und das Gestrüpp so aussahen, als ob es die Adern des Hauses wären und bei dem aufkommenden Wind drangen knatschende Geräusche von den Möbeln aus dem Haus. Die roten Augen sahen an der Holztür des Eingangs, die mit Brettern zugenagelt wurde. Kein besonders gutes Zeichen, wie Tallia fand. Genau in den Moment, in den sich Tallia nichts Schlimmeres hätte vorstellen können, donnerte es einmal so stark, dass das wackere Herz der Dunmer ihr bis zum Hals sprang. Überall fing es an zu prasseln, da der angekündigte Regen eintraf. Durchnässt und angsterfüllt bibberte Tallia vor dem Geisterhaus und spielte bereits mit dem Gedanken, das ganze Vorhaben bleiben zu lassen. Doch sie erinnerte sich plötzlich, was ihre Herrin ihr gesagt hatte. Sie musste ohnehin früher oder später ihre Angst bewältigen. Und wenn sie es jetzt nicht täte, dann würde sie es bis an ihr Lebensende bereuen. Also fasste sie sich ein Herz setzte ihre Mission fort. Sofort fing sie an, die Hintertür des Hauses zu suchen. Als sie einmal ums Haus herumging, fand sie eine Kellertür, die nicht abgeschlossen war. Vermutlich meinte die Fremde diese Tür und wie erwartet kam Tallia durch diesen Eingang in den Keller. Umgehend schloss sie die Kellertür hinter sich und zündete ihre Fackel an. Sie leuchtete das Gewölbe aus und versuchte sich zurecht zu finden. Überall waren Spinnweben und alles an diesem Haus sah furchtbar alt aus. Das Handwerk womit die Möbel gemacht wurden schien sehr schlicht zu sein, was darauf hindeutete, dass sie furchtbar alt sein müssten. Tallia riss sich zusammen und setzte tapfer einen Schritt nach dem anderen. Sie erreichte die Tür, die ins eigentliche Haus führte und öffnete sie langsam. Ihre Panik einen Geist anzutreffen ließ sie beinahe wahnsinnig werden. Erneut hielt sie die Fackel voraus und sie musterte alles im Raum. Scheinbar war das der Eingangsbereich. Es führten zwei Treppen hoch und weitere drei Türen zu Zimmern im Erdgeschoss. Leise nuschelte sie in sich hinein. »Okay, ganz ruhig Tallia. Das schaffst du. Hier gibt es keine Geister. Hier ist kein Grab, kein Totenbeschwörer, keine Gruft und auch kein Schlachtfeld. Alles ist okay. Sie sagte im ersten Stock. Dann wollen wir mal hoch...« Sicherheitshalber zog das Mädchen bereits ihren Dolch und winkelte ihn an, damit sie sofort einen Angriff parieren konnte. Die knatschenden Stufen verrieten jede ihrer Bewegungen. Bei jeder Stufe biss sie ihre Zähne zusammen, weil sie sich so über diesen taktischen Faux Pas ärgerte. Der Wind pfiff durch die offen stehenden Fenster und das Gewitter nahm an Stärke zu. Nach und nach erhellte ein Blitz nach dem anderen das finstere Haus und selbst die Fackel in ihrer Hand schien gegen die Dunkelheit, die in diesem Haus herrschte, nicht ankommen zu können. Als sie ihren letzten Schritt nach oben setzte, bemerkte sie, dass sie nun vor dem Raum war, in den sie heute Mittag durchs Fenster geguckt hatte. Schlotternd vor Angst griff sie nach dem Türknauf. Langsam zog sie die veraltete Holztür auf, die mit knackenden Scharnieren Einlass gewährte. Zu ihrem Erstaunen schritt sie in eine Art Studierzimmer. Es standen einige Bücherregale im Raum und auch ein Schreibtisch samt Stuhl. Außerdem lagen überall Lektüren und in den Regalen waren viele Bücher drin. Darunter auch einige nicht verstaubte Exemplare. So manche sahen sogar sehr neu aus. Zumal waren in diesem Raum keinerlei Spinnenweben, obgleich es fast ebenso staubig war. Tallia traute sich weiter in den Raum und durchleuchtete die einzelnen Bereiche des Zimmers mit ihrer Fackel. Sie beugte sich über den Schreibtisch und erblickte geöffnete Briefe, ein Tintenfässchen, eine Schreibfeder, Pergamente, Wachs zum versiegeln, eine erloschene Kerze und vieles mehr was man zum Schriftverkehr benötigte. Tallia beugte sich vor um sich einen geöffneten Brief näher anzusehen, doch da geschah es bereits. Sie spürte eine Klinge an ihrer Kehle und den heißen Atem an ihrem Ohr. »Welch ein unartiges Mädchen. Einfach bei fremden Sachen beizugehen. Hat dir Ra’Jinay denn keine Manieren beigebracht? Wenn nicht, ist wohl doch noch mehr von ihrer Vergangenheit über als ich dachte.« Beschämt über diesen Amateurfehler seufzte Tallia. Angst hatte sie keine, da sie wusste, dass Nor’Jai nicht ihren Tod wollte. Jai kam näher an das Elfenohr des Mädchens und flüsterte eher erotisch, als bedrohlich. »Dar’Tallia, lösche die Fackel und gib mir deine Dolche.« Tallia wusste, dass es keinen Zweck hatte. Somit gab sie den Dolch aus ihrer Hand ab. Doch Nor’Jai war nicht dumm. »Und nun gib mir deinen anderen Dolch. Den in deinem Stiefel.« Genervt von der Überlegenheit dieser Fremden zog Tallia auch diesen Dolch hinaus und gab ihn ab. Daraufhin löschte sie die Fackel und warf sie in die Ecke. Einen kleinen Lacher stieß Jai aus und nahm die Klinge vom Hals der Dunmer weg, worauf sie zur Tür hinter sich ging und sie abschloss, während sie sagte. »Bitte, beleidige nicht meine Intelligenz. Außerdem hätte er dir sowieso nichts genützt. Du reichst an mein Können nicht ran.« Tallia drehte sich um und sah endlich die Katzenfrau, die immer noch an der Tür stand und sich zu Tallia umgedreht hatte. Sie sahen einander an, wonach die Dunkelelfin ernst Parole bieten wollte. »Ich glaube du überschätzt dich. Du magst vielleicht eine Attentäterin sein, aber Kyara hat mich viel gelehrt. Also unterschätze mich nicht.« Amüsiert über diese scheinbar naive Einstellung, kicherte Nor’Jai verstohlen und lehnte sich an die Tür an, während sie sprach. »Oh nein mein Mädchen, ich weiß was ich kann, doch du bist Ja’Tallia. Diejenige, die nicht weiß wo ihre Grenzen sind. Denn ich bin nicht nur gut, sondern...« Kess griente die Katzenfrau und ließ ihre gestreckte Hand vor ihrem Gesicht vorbeigleiten. Sie löste sich in den Schatten auf und voller Verwunderung sah Tallia dieses Schauspiel an. Nervös blickte sie umher und blinzelte aufgeregt. Bevor sie aber darauf reagieren konnte, spürte sie den kräftigen Griff um ihre Brust und erneut die Klinge an ihren Hals. Hinter ihr war Jai wieder aufgetaucht und hielt sie fest. Ihre Lippen waren so dicht an Tallias Elfenohr, dass sie sie bereits mit den Lippen kitzelte. Verführerisch beendete Jai ihren Satz. »...viel besser als du.« Schockiert über diese Situation starrte die Dunmer vor sich hin und fühlte weiterhin den heißen Atem an ihrem Ohr. Nor’Jai strich mit ihrer Nase über das Elfenohr und roch an der Halsseite entlang, wonach sie in Tallias Ohr flüsterte. »Du riechst so gut... du riechst nach ihr... nach ihrem Fell...« Wie ein Stechen bohrten sich diese Worte in Tallias Herz. -Was hat sie da gesagt!? Waren Kyara und sie etwa mal zusammen!? Nein, nein das kann nicht sein. Vermutlich irgendeine Verrückte. Ich weiß bis jetzt nicht einmal, ob die beiden sich überhaupt kennen. Ich muss es endlich rausfinden!- Aber allzu sehr konnte sich Tallia nicht auf ihre Gedanken konzentrieren, da sie immer mehr von dieser Frau bedrängt wurde. Der Griff um Tallias Brust wurde fester und der Mund der Khajiit strich weiter an der Ohrspitze entlang. Jai stieß einen kleinen Lacher aus, wonach sie ihre Zunge über das Klingenohr zog. Überrascht und beschämt davon, stockte Tallia der Atem. Sie versuchte sich loszureißen, doch die Klinge am Hals ließ ihr nicht viel Spielraum und auch ihren Körper vermochte sie nicht zu bewegen, da sie durch den Griff und die Klinge dazu gezwungen wurde, weiterhin ihre Körperspannung beizubehalten. Nor’Jai war sich über diesen Vorteil bewusst und biss sanft ins Ohrläppchen der Dunmer. Wehrend versuchte sich Tallia nun verbal zu verteidigen. »Nein! Nng! Lass das! Was tust du da!?« Vorfreudig biss sich Jai auf die Unterlippe und flüsterte. »Das wirst du gleich sehen. So einen Appetithappen wie dich lasse ich nicht einfach so gehen.« »Halt! M-Moment, das war nicht die Abmachung! Du wolltest mir etwas über Kyara sagen.« »Erst der Spaß, dann reden wir weiter... Ganz ruhig meine Kleine. Vabazeri zahbi. Ich will nur spielen…« Jai biss sanft in die Halsseite und strich dabei mit der Zunge an Tallias Hals entlang. Jeder Versuch sich zu wehren wurde sofort von Nor’Jai unterbunden und in einer so hilflosen Lage hatte sich Tallia nur selten wiedergefunden. »Nng! Nein! Ich will das nicht!« Langsam schenkte Jai der jungen Frau ihr Gehör. Jai hörte mit allem auf und fragte sie von der Seite. »Wieso denn? Gefällt es dir nicht? Ich hatte noch niemals jemanden, die hinterher gesagt hatte, dass es ihr nicht gefallen hätte. Du wirst sicher auch noch überzeugt. Vertrau mir mein Goldstück.« »Nein! Ich will das nicht. Nicht mit dir.« Nun wurde es interessanter für Jai. »Nicht mit mir? Mit wem dann?« Verlegen sah Tallia zur Seite und schwieg. Sie konnte diesen Satz einfach nicht sagen, da sie sich selbst zu sehr dafür schämte. Aber einer listigen Person wie Jai konnte Tallia nichts vormachen. »Du hebst dich für Ra’Jinay auf? Nein ist das niedlich. Ma’Tallia rabi Ra’Jinay. Eine Jungfrau ganz für meine ehemalige Partnerin. Ich bin so eifersüchtig. Noch nie der Lust erlegen?« Gereizt und ein wenig scharmerfüllt schnaufte Tallia und musste die spöttische Worte des Ta’agra, die Sprache der Khajiit, ertragen. Nor’Jai lockerte ihren Griff etwas, damit das Dunmermädchen bequemer stehen konnte, aber dennoch beherrschte die Khajiit Tallia. »Das verstehe ich nicht. Du möchtest mit Jinay schlafen, aber nicht mit mir. Dabei sind sie und ich sehr ähnlich. Wir teilen die gleiche Geschichte. Den gleichen Lebensweg. Die gleichen Taten. Sogar das gleiche Verlangen. Außerdem sollen wir auch viele äußerliche Ähnlichkeiten haben. Außerdem kannst du mir glauben, dass ich mindestens eine genauso gute Liebhaberin bin wie Jinay. In unserem Leben haben wir viele junge, hübsche Mädchen wie dich verführt. Du hast ja keine Ahnung was wir können...« Nun hatte sie maßlos übertrieben. Das durfte Tallia, als die Schülerin von Kyara, nicht durchgehen lassen. Wütend drehte sie den Kopf zur Seite und schnitt sich dabei am Dolch. Doch das bemerkte sie gar nicht in ihrer Rage, da sie voller Zorn widersprach. »Wie kannst du es wagen!? Kyara ist eine ehrenwerte Person und würde niemals so schändliche Dinge tun und schon gar nicht für Geld Unschuldige umbringen. Sie ist keine Attentäterin so wie du. Also wage es nicht meine Herrin mit deinen Worten zu beflecken!« Imponiert von dieser Loyalität, befreite Nor’Jai Tallia aus ihrem Griff und die Dunmer schritt sofort weg. Sie drehte sich um und sah zornig ins Gesicht der Katzenfrau. Doch die Verwunderung über diesen großen Mut verflog schnell und Nor’Jai lachte. Denn sie kannte die Wahrheit. »Jajo va Ja’khajiit! Du bist noch ein Kätzchen und hast keine Kenntnis von dem was du sagst. Jinay ist ebenso wie ich. Jihatt Khajiit, Dar’Jinay vaba! Var var var! Sie ist eine Mörderin und eine Diebin. So war es, so ist es und so wird es auch immer sein! Sie ist genau wie ich!« Erneut verschwand Jai in den Schatten und einen Augenblick später hörte Tallia hinter sich auf dem Regal die Stimme der Katzenfrau. Das Dunmermädchen drehte sich um und sah auf das Bücherregal. Dort oben saß Jai und hatte ein Buch in der Hand und noch einen ganzen Stapel Bücher hinter sich. Sie warf das Buch in ihrer Hand runter zu Tallia und sprach weiter. »Und wenn du mir nicht glaubst, dann überzeuge dich selbst!« Tallia fing das Buch und sah es sich genau an. Sie las leise den Titel vor. »Der Überfall auf die Senchal Botschaft? Ich kenne das Buch gar nicht.« Rechthaberisch entgegnete Jai. »Dann lies es jetzt. Es ist ein Bericht. Lass dir Zeit. Ich warte hier so lange.« Ende des Kapitels Kapitel 9: Das Treffen Teil II ------------------------------ Skeptisch öffnete sie den Bericht und fing an zu lesen. Die Senchal Botschaft 4Ä, 192 Verfasser: Pelin Bol Diese Zusammenfassung der Geschehnisse wurde aus Berichten und der logischen Rekonstruktion des Vorfalls zusammengestellt. Alle Beweise und Zeugenaussagen führten zu der, von mir höchst persönlich zusammengestellten, Interpretation der Ereignisse. Meine Thalmor Herren wurden vor zwei Tagen Opfer eines feigen und gut durchgeplanten Attentats. Die Senchal Botschaft im Süden von Elsweyr galt als eine der größten und war ein Knotenpunkt für alle Operationen die in Elsweyr stattfanden. Geführt wurde diese stolze Bastion der wahren Herrscher Tamriels von der ehrenwerten Kommandantin Anureel. Möge sie in Frieden ruhen und ihren Weg zu Akatosh Flammen gefunden haben. Dieses abscheuliche Attentat zeugt von einer Raffinesse, wie sie nur Großmeister der Assassinenkunst vollführen könnten. Nach Abschluss aller Ermittlungen, konnte der Vorfall rekonstruiert werden: Am besagten Tag herrschte belebtes Treiben in der Senchal Botschaft, da Lady Anureel entschied alle Kräfte neueste Instruktionen zukommen zu lassen, um die tückischen Khajiit zu durchsuchen und nach Hinweisen zu suchen, die eine Verschwörung gegen die thalmorischen Herren, beweisen. Diese Unruhe nutzten zwei Attentäter, die durch ein Abwasserschacht in die Gewölbe unter der Botschaft gelangt waren. Sie meuchelten dort die ersten zwei Wachen nieder und befreiten verhaftete Khajiit Sträflinge aus den Katakomben, die daraufhin durch den Abwasserschacht fliehen konnten. Als sie aus den Katakomben traten um in die Botschaft zu gelangen, schlitzten sie abscheulicherweise die Hälse der zwei Wachen vor der Tür auf und zerrten sie in den Keller um sie dort ausbluten zu lassen. Ihr Weg führte sie an der Kaserne vorbei und somit umgingen sie den Großteil der Wachen, was mich darauf schließen lässt, dass sie sich ausgekannt haben müssen. Sie betraten die Küche und überwältigten den Koch, der nach seinen Angaben von »Schatten und Licht« niedergeschlagen wurde. Die Meuchelmörder nahmen den Essensaufzug nach oben und nachdem die oberste Ebene erreicht wurde, öffnete einer der Diener die Klappe des Aufzugs. Er wurde bewusstlos mit schweren Kopfverletzungen und Krallenspuren im Essensaufzug wiedergefunden. Was daraufhin geschah sind wage Vermutungen, doch alles deutet daraufhin, dass Lady Anureel ihr Büro aus unersichtlichen Gründen verlassen haben muss. Die Mörder nutzten ihre Gelegenheit und schalteten mit Kopfschüssen gleichzeitig die Wachen vor Anureels Büro aus und versteckten die Leichen im Kleiderschrank im Büro. Dort warteten sie verborgen auf ihr unwissendes Opfer. Als die Kommandantin den Raum misstrauisch, aufgrund ihrer fehlenden Wachen, betrat, überraschten diese Bestien die wehrlose Frau und schlugen sie nieder. Die Leiche der Kommandantin wurde angebunden und geknebelt an der Wand gefunden. Zahllose Kratzspuren, Prellungen, Stiche und Schnitte weisen auf eine unnatürlich lange Folterung hin. Der Tod trat durch zwei Klingen ein, die in ihre Brust drangen. Nach der Tiefe des Einstoßes ist anzunehmen, dass es sich entweder um Dolche oder Kurzschwerter gehandelt haben muss. Es wurden noch geheime Dokumente, Aufzeichnungen und einige wertvolle Gegenstände aus dem Büro entwendet. Auf dem Rückweg töteten die Täter noch 9 weitere Wachen und einen Magier. Mit hoher Wahrscheinlichkeit taten sie dies aus reiner Befriedigung, da diese Wachen nicht auf der Route lagen, die die Mörder nach draußen benutzt haben. Auffällig ist die Tatsache, dass jedem Opfer lediglich ein Gegenstand genommen wurde. Priorität hatten Helme und Waffen. Es ist anzunehmen, dass die Mörder die Gegenstände als Trophäen mitnahmen. Verwirrt klappte sie das Buch zu und sah mit böser Vorahnung zur Katzenfau hoch, die triumphierend auf dem Bücherregal saß. Auch wenn Tallia Angst vor der Antwort hatte, fragte sie. »Was... was hat das zu bedeuten?« »Was denkst du denn, Ma’Tallia? Dieser Bericht ist erst vor einigen Jahren entstanden. Zwei Khajiit wie Licht und Schatten. Jinay hat weißes Fell und ich schwarzes. Es geschah in unserer Heimatsstadt Senchal und die Opfer waren die Thalmor. Genau die Gruppierung, die Jinay am meisten hasst.« »Nein, ich glaube dir immer noch nicht. Das könntest du alles an den Haaren herbeigezogen haben! Ich glaube dir kein einziges Wort!« »Ach wirklich? Dann versuch es mal damit!« Nor’Jai packte den Stapel Bücher, der hinter ihr stand und warf allesamt vor die Füße der Dunkelelfin. Tallia sah sich einen Titel nach dem anderen an: Imperialer Bericht 212 – Überfall auf die Karawane an Pells Tor, Massaker in der Thalmor Kaserne, Das Verschwinden der Thalmorischen Magier in Cyrodiil, Segen oder Fluch?, Imperialer Bericht 188 – Vergiftetes Bankett in Chorrol, Freies Cheydinhal, Brandmord, Überfall auf Lieferungen der Thalmor, Versorgungsengpässe der Elfen, ... Unglaubwürdig betrachtete Tallia diese zerstreuten Schriftstücke und vor lauter Schreck musste sie sich setzen. Sie nahm sich den Stuhl vor dem Schreibtisch und setzte sich drauf um sich zu sammeln. Hämisch lächelte Jai dem Mädchen entgegen und sprang runter, um danach auf sie zuzugehen. »Vasa jijri, yajira, Jinay va renrijri, naba jajo Ra. Unter ihrer Haut, ihrem Getue, ist Jinay eine Verbrecherin, sie ist nicht so ehrwürdig wie du vielleicht glaubst. Sie hat schreckliche Dinge getan.« Mit verschränkten Armen blieb Nor’Jai vor dem zerrütteten Mädchen stehen, doch auch jetzt noch wollte es Tallia nicht wahr haben. Wuttränen lagen ihr in den Augen, als sie wieder erbost hochsah und Nor’Jai ins Gesicht schrie. »Ich glaube dir kein Wort! Alles Lügen! Das könntest du und sonst wer gewesen sein! Es gibt so viele Mörder die Khajiit sind! Das könnte irgendeine andere Khajiit gewesen sein!« Ihre Stimme wurde schwächer und Jai merkte, dass es dem Dunmermädchen schwer fiel ihre Meisterin so zu sehen. Deswegen hatte sie sich ihren letzten Beweis für den Schluss aufgehoben. Sie zog die Schublade am Schreibtisch auf und holte zwei alte Pergamente raus. Sie gab diese zwei Blätter Tallia und verwirrt nahm sie die entgegen. Ängstlich mehr zu erfahren, drehte sie das erste Blatt um und sah einen Steckbrief mit der Abbildung von Nor’Jai darauf. Leise las sie vor. »18. Der Zweiten Saat, 4Ä192. Name Unbekannt. Rasse, Khajiit. Eingestuft als höchst mögliche Bedrohung. Vergehen: Mord an Thalmorischen Soldaten, Mord an Thalmorischen Offizieren, Überfall auf Thalmorische Lieferungen, Diebstahl von geheimen Dokumenten des Altmeri-Bundes, Diebstahl von militärischen Eigentum des Altmeri-Bundes, Diebstahl von Sklaven des Altmeri-Bundes, Befreiung von Verbrechern und Kriegsgefangenen, Befreiung von zum Tode verurteilten Gefangenen, Einbruch in militärisches Gelände des Altmeri-Bundes, Vernichtung Thalmorischer Außenposten, organisiertes Verbrechen gegen den Altmeri-Bund, Aufwiegelung der Bevölkerung, Folterung von Offizieren des Altmeri-Bundes, Tötung eines Abgeordneten der Thalmor, schwere Körperverletzung, Diebstahl von Geld aus der Schatzkammer des Altmeri-Bundes, Vereitelung und Behinderung von militärischen Operationen der Thalmor... ... ... 110.000 Goldstücke!?« Tallia hatte noch nie einen solchen Steckbrief gesehen. Sie wusste bis dahin nicht einmal, dass eine Person so viele Verbrechen begehen könne, ohne vorher geschnappt worden zu sein. Nor’Jai setzte sich stolz auf die Tischkante und verschränkte wieder die Arme. »Jaji Krin. Da muss ich einfach lächeln. Da kommen so viele Erinnerungen hoch. Waren das Zeiten. Das jetzt alles allein zu machen, macht gar kein Spaß. Außerdem muss ich zugeben, dass es ohne meine geliebte Ra’Jinay wesentlich schwerer ist. Vor einem halben Jahr hätten mich diese Jekosiit fast gehabt. Wie gut, dass ich mit einem Dietrich durch jede Tür komme, sonst wäre ich wohl einen Kopf kürzer.« Während Nor’Jai in Erinnerungen schwelgte, sah Tallia wieder auf die zwei Blätter und nahm den anderen Zetteln in die Hand. Sie traute sich kaum ihn umzudrehen. Ihre Hände zitterten und sie fühlte sich, als ob sie sich übergeben müsse. Einmal atmete sie tief durch und nahm noch ein letztes Mal ihren ganzen Mut zusammen. Mit einem Ruck drehte sie das Blatt um und ihre Horrorvisionen wurden wahr. Es war kaum zu leugnen. Diese Frau auf dem Bild war Kyara. Diese Ähnlichkeit war zu stark. Leider war die Liste der Verbrechen fast identisch. Ihr fiel eine Träne aufs Blatt Papier und mit weinerlicher Stimme las sie vor. »120.000 Goldstücke...« Verbittert legte sie die Zettel auf den Schreibtisch und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie weinte, weil sie all die Zeit nicht bemerkt hatte, was ihre Herrin wirklich war. Eine Mörderin. Tallia machte sich schwerste Vorwürfe und fühlte sich plötzlich so naiv. Auf einmal war sie wieder das kleine Mädchen, das diese fremde Khajiit nicht kannte. Es war nicht Jais Art zu trösten, doch zumindest einige Worte konnte sie spenden. »Fusozay, Ja’Khajiit... Fusozay. Mach dir keine Sorgen Kätzchen. Vor mehr als zwei Jahren hat sie mich im Stich gelassen, um jemand anderes zu werden. Sie wollte nicht mehr eine Renrijri sein. Sie wollte keine Verbrecherin mehr sein und entschied sich mich zu verlassen, weil ich es ein wenig anders gesehen hatte als sie. Ich blieb dabei, sie aber nicht. Und du siehst ja was sie tat. Scheinbar ist sie nach unserer letzten gemeinsamen Aktion wieder zurück in den Norden gegangen. Dann muss sie wohl einige Monate später dir begegnet sein.« Aufgelöst sahen die verweinten, blutroten Augen zur Khajiit hoch und mit weinerlicher Stimme fragte Tallia. »Aber wieso habt ihr diese Dinge getan? Wieso solltet ihr all diese schrecklichen Dinge tun?« Der hämische Blick der Khajiit verschwand und sie wurde ernster. Ihr Lächeln verzog sich zu einem bitteren, emotionslosen Ausdruck und ihre listigen Augen wurden trübe. »Du musst wissen Goldstück, dass wir nicht immer so waren. Es hat einen Grund warum wir zu dem wurden, was wir später waren.« »Und... der wäre?« Nor’Jai antwortete nicht mehr und sie sah nur noch vor sich hin. Tallia fragte noch einmal nach. »Nor’Jai?« Langsam drehte sie den Kopf zu Tallia. »Gewisse Dinge sollte sie dir selbst erzählen. Das ist alles was ich ihr noch schuldig bin. Frag sie nach Senchal. Unserer Heimatstadt. Stelle sie zur Rede und sie soll dir Cheydinhal zeigen. Den Keller des alten Hauses. Seid in 3 Tagen dort.« Wie gewohnt löste sich Jai in Schatten auf und war erneut verschwunden. Doch diesmal war sie ganz weg und ließ eine zerbrochene Tallia zurück. Das Leben der Dunmer lag in Trümmern. Ihr Leben unter ihrer geliebten Herrin und Meisterin war eine Lüge. Noch eine halbe Stunde saß sie dort und sah sich das eine oder andere Buch an. Danach fasste sie den Entschluss, dass sie Kyara zur Rede stellen musste. Somit nahm sie sich eine verstaubte Tasche aus der Ecke und packte einige Bücher und Kyaras Steckbrief ein. Entschlossen marschierte sie hinaus und stapfte die Straße zurück zur Herberge. Als sie vor der Tür stand packte sie erneut die Angst. Sie wusste nicht, ob sie Kyara nun ins Gesicht sehen könnte. Es war ein seltsames Gefühl ihre über alles geliebte Meisterin in diesem Licht zu sehen. Dennoch musste sie reingehen und das wusste sie. Also griff sie mutig nach der Klinke und drückte die Tür auf. Man hörte laute Musik, polternde Geräusche und Tallia erblickte das Lachen, Singen und Tanzen der Belegschaft. Die feine Herberge wurde schnell zu einer richtigen Taverne und man sah sogar eine Tänzerin auf der Theke, während der Wirt mit zwei anderen Männern daneben stand und Bier trinkend die Frau anfeuerte. Einige Nord, Kaiserliche, Bretonen und Bosmer lachten und scherzten Laut an den Tischen. Drei Rothwardonen machten Armdrücken an dem anderen Tisch und keiner von der ganzen Belegschaft schien Tallia zu bemerken. Suchend ging Tallia weiter zwischen den Gästen durch, doch sie konnte ihre Meisterin einfach nicht finden. Erst als sie näher an die Theke kam sah sie, wie Kyara mit einer jungen Bosmer an der Wand stand. Kyara hatte sich vor ihr gestellt und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, während das fremde Mädchen rotwangig an der Wand stand und sich das Umwerben Kyaras anhörte. Das Leiden in Tallias Herz schien an diesen Abend kein Ende zu nehmen. Sie wusste nicht was ihr mehr das Herz brach. Der Umstand, dass Kyara sich gerade für ein anderes Mädchen interessierte, oder die Tatsache, dass Nor’Jai auch damit recht hatte und dass Kyara wirklich viele junge Frauen verführt hatte. Vor Wut kochend stürmte das Dunmermädchen durch die Menge und packte ihre Meisterin an die Schulter. Unsanft zog sie sie zurück und sah der beschwipsten Khajiit ins Gesicht. In diesem Affekt und unter dem Einfluss des Alkohols schrie Kyara sofort los. »Jekosiit! Jajo tohei!« Überrascht sah Tallia ihre Meisterin an. Es war das allererste Mal, dass Kyara mit ihr in ihrer Muttersprache sprach. Sie hatte ihre Herrin noch niemals in Ta’agra sprechen hören. Sie kannte das bisher nur von Nor’Jai und es machte ihr Angst mehr und mehr Ähnlichkeiten zu erkennen. Als der kurze Schock überwunden war, dämpfte sich die kochende Wut in beiden Frauen und das Gesicht Kyaras verzog sich zu einem verstörten Ausdruck. »Tallia? Was machst’n du hier? Du solltest doch bei den Sternen sein. Oder’m Bett.« Ihre Meisterin so zu sehen war wahrlich kein schönes Erlebnis. So betrunken war sie selten und so aggressiv war sie noch nie. Zumindest nicht Tallia gegenüber. Bestimmend antwortete die Dunmer. »Wir gehen schlafen. Jetzt. Du hattest genug Spaß für heute.« »Wuas? Wieso das?« »Wer ist überhaupt dieses Mädchen?« »Oh, das is.. eh... Kendral? Richtig? Sie ist eine Näherin. Nein, warte, Strickerin. Auf jeden Fall macht sie Kleider und sie findet mich als Anprobeobjekt ganz passend. Da wollten wir später in meinem... eh, unserem Zimmer nachgucken ob mir auch ihr Kleidchen passen würde.« Beschämt sah das junge Bosmermädchen nach unten und kicherte verlegen. Entsetzt und mit brodelnder eifersüchtig packte Tallia ihre Herrin am Handgelenkt und zog sie durch die Menge. Kyara wusste gar nicht wie ihr geschah und brachte nur unverständliches Gestammel raus. Das kümmerte die Dunmer wenig und sie zog ihre Meisterin weiter die Treppe hoch bis sie in ihrem Zimmer ankamen. Dort warf sie die Katzenfrau aufs Bett und schloss das Zimmer ab. Die Motorik ließ bei Kyara sehr zu wünschen übrig und trunken versuchte sie sich einigermaßen aufzurichten, während sie sagte. »Was’solln das. Warum bist’n du so zickig. Das’s nich meine kleines, großes Mädchen.. eh, Frau. Mit Brüsten und… so.« Als sich Tallia vor das Bett stellte und sich ihre Herrin genauer ansah, konnte sie es nicht fassen, wie niederträchtig diese Frau nun wirkte. Kyara saß wie ein kleines Kind mit glasigem Blick und äußerst unbeholfen auf dem Bett und guckte Tallia an, als ob sie etwas falsch gemacht hätte. Das Elfenmädchen wusste nicht was sie fühlen sollte. Wut und Enttäuschung wegen diesem trunkenen Verhalten, der scheinbar grässlichen Vergangenheit von Kyara und wegen diesem Mädchen, das ihre Herrin unten verführen wollte. Oder sollte sie Mitleid und Liebe fühlen, weil es immer noch die Katzenfrau war, in die sie sich verliebt hat und die gerade in einem Zustand ist, den sie selbst sicher ebenso wenig gut heißen würde. Das Gefühlschaos wurde kurz unterbrochen, als Kyara mit der Hand gestikulierte, als ob sie jemanden zu sich rufen würde. »Kleines, komm mal her.« Neugierig was Kyara wohl zu sagen hatte, kam das Dunmermädchen näher. Erneut sprach die Katzenfrau. »Noch näher, ich muss dir da was flüstern.« Skeptisch näherte sich Tallia bis vor das Gesicht ihrer Freundin und sie fragte. »Was willst du mir denn sagen?« Die Frauen sahen sich in die Augen und auch wenn Tallia nun Wut empfinden sollte, so schlich sich Verlegenheit in ihr hoch. Plötzlich packte Kyara ihrer Freundin an den Kragen und zog sie ins Bett. Sie zog Tallia auf die linke Seite des Bettes und legte sich direkt neben ihr. Als Tallia realisierte was da gerade geschehen war, fand sie sich neben Kyara wieder, die sich an Tallias Körper festklammerte und ihren Kopf auf die Brust der Dunmer legte. Darauf flüsterte sie. »Ich hab dich so lieb Kleines. Dich gebe ich nie wieder her. Du machst mich so glücklich… Ich bereue keinen einzigen Tag der letzten zwei Jahre…« Das Herz der Dunkelelfin schlug so schnell wie noch nie. Ihre Brustkorb tat weh von diesen Gefühlsexplosionen, die durch sie drangen und dennoch war er warm und behaglich, weil Kyara ihren Kopf darauf gelegt hatte. Die Aufregung machte ihr so sehr zu schaffen, dass sie ihr Zeitgefühl völlig verlor und gar nicht bemerkte, dass sie dort bereits eine halbe Stunde mit ihrer Freundin zubrachte. Sie bemerkte es erst, als sie an sich runtersah und das schlafende Gesicht der Katzenfrau entdeckte. Nichts in ganz Tamriel könnte sie dazu bringen, nun wütend auf diese wunderschöne Khajiit zu sein. Verlegen setzte sie einen Kuss auf die weiße, pelzige Wange ihrer Freundin und flüsterte. »Ich liebe dich Kyara…« Auch wenn ihre Meisterin das nicht hörte, so tat es gut diese Worte zu sagen. Es war befreiend für ihre Seele und es machte ihr Angst, wie gut sich es anfühlte, das zu sagen. Diese vier Worte gaben ihr genug Seelenfrieden um endlich ein wenig Müdigkeit zu verspüren. Sie legte Kyara auf die andere Seite und stand auf um sich ihre Schlafsachen zu nehmen. Danach legte sie sich zu ihrer Herrin, umarmte sie von hinten, deckte sich zu und schlief mit ihrer Freundin im Arm ein. Ende des Kapitels Kapitel 10: Der nächste Morgen ------------------------------ Der Morgen war beschwerlich. Die schweren Augenlider hoben sich kaum und mühseelig versuchten die silbernen Katzenaugen etwas zu erkennen. Stöhnend wälzte sich der steinschwere Körper Kyaras um und sie legte sich auf den Rücken. Ein unangenehmes Drücken vom gestrigen Alkohol plagte ihren Kopf und ihr war noch leicht schwindelig. Erschöpft sah sie auf die Raumdecke und seufzte schwer. »Ooooh... was für eine Nacht... Notiz an mich selbst: Wenn der Wirt sagt du hattest genug, dann hattest du auch genug.« Bei näherer Überlegung der gestrigen Geschehen, wurde Kyara auf einmal bewusst, dass sie keinerlei Ahnung hatte, wie sie überhaupt ins Bett gekommen war. Sie wusste nur noch fetzenweise was vorgefallen war. Ihr Haupt ließ sie nach links zur anderen Seite des Bettes kippen. Sie entdeckte Tallia, die in zusammengerollter Haltung noch schlief. Als sich Kyara dieses schlafende Gesicht ansah, fiel es ihr wieder ein. »Oh. Deswegen hab ich mich gestern vollaufen lassen... War wohl doch ganz gut, dass ich länger getrunken habe, als es dem Wirt lieb war.« Sicherheitshalber guckte Kyara noch einmal nach. Sie sah an sich runter und bemerkte, dass sie keine Schlafkleidung, aber dafür Hauskleidung trug. Somit hatte sie vermutlich nichts mit ihrer Schülerin im Bett gemacht. Erleichtert und besorgt richtete sie ihre Augen wieder zur Decke. »Puh... Ich hoffe, dass ich das bald in den Griff kriege. Ich kann mich nicht jede Nacht volllaufen lassen...« Plötzlich ertönte Tallias Stimme sehr leise und müde. »Noch mal so eine Nacht brauche ich auch nicht...« Kyara drehte ihr Gesicht erneut zu Tallia. »Du bist wach?« Die roten Augen öffneten sich schüchtern. »Ja. Seit ein paar Minuten schon.« »Na dann guten Morgen. Gut geschlafen?« »Besser als befürchtet. Und du?« »Um ehrlich zu sein weiß ich nicht mal wie ich ins Bett gekommen bin. Ich bin ein wenig verkatert. Ich sollte demnächst Honigmet meiden... Ich glaube wenn ich noch einen einzigen Tropfen von dem Zeug sehe, dann würge ich alles hoch was ich die letzten Tage gegessen habe...« Kaltherzig stand Tallia auf und verließ das Bett, um sich zu ihrer großen Kommode zu begeben und daraus ihre Lederrüstung zu nehmen. Darauf begab sie sich aus den Raum währenddessen sie emotionslos sagte. »Geschieht dir ganz recht. Wer sich so betrinkt muss auch mit den Konsequenzen zurechtkommen. Nun entschuldige mich, ich gehe mich jetzt waschen und anziehen.« Die Tür klackte zu und zurück blieb eine verwunderte Khajiit, die zur geschlossenen Tür hinsah und in sich sprach. »Hab ich was Falsches gesagt?« Tallia befand sich bereits im Keller und wie von einer nobleren Herberge erwartet, hatte der Wirt bereits einen Bottig kochendes Wasser bereitgestellt. Tallia füllte es in den anderen Behälter und rührte es, damit es kälter wurde. Darauf verschloss sie die Tür hinter sich und entkleidete sich. Sie nahm die bereitgestellten Tücher und tauchte sie darin ein, wonach sie sich damit abwaschte. Während sie das tat, starrte sie in das dampfende Wasser vor sich und rieb weiter das nasse Tuch über ihren azurblauen Körper. -Diese Worte von Nor’Jai... sie gehen mir einfach nicht mehr aus den Kopf. Kyara ist vollkommen anders. Sie hat gemordet und gemeuchelt. Ich will gar nicht wissen, wie viele Leben sie erloschen hat... Aber wie soll ich sie zur Rede stellen? Ich kann sie nicht einfach darauf ansprechen... – Um sich ihrem Gedankenwirr zu entziehen, nahm sie den Behälter mit Wasser und kippte das abgekühlte Wasser über sich. Erfrischt schüttelte sie den Kopf und atmete aus. Danach flüsterte sie. »Zuerst nach Cheydinhal. Danach sehen wir weiter. Ich habe drei Tage. Die Reise bis dahin dürfte vielleicht zwei Tage dauern. Das heißt wir müssen heute noch los.« Nachdem sie sich ein weiteres Handtuch genommen hatte und sich abtrocknete, legte sie ihre Rüstung an und packte ihre Sachen ein. Sie verließ den Keller und gab dem Wirt Bescheid, worauf sie erneut in ihr Zimmer zurückkam, wo auch Kyara es bereits aus dem Bett geschafft hatte. Die Khajiit stand vor ihrem Kleiderschrank und holte ihre alt-nordische Rüstung heraus, worauf sie Tallia ansah. »Ah, du bist fertig? Ich hoffe, es ist noch genug heißes Wasser übrig.« Ohne sich etwas anmerken zu lassen, nickte Tallia kurz und ging zum Bett um sich mit der Bürste von ihrem Nachttisch den Haare zu bürsten. Kyara stellte keine weiteren Fragen mehr und verließ den Raum, um es Tallia nachzumachen und sich für den Tag vorzubereiten. Erneut war Tallia allein und weiterhin plagten sie die Gedanken an die vorige Nacht. Bürstend saß sie auf der Bettkante und dachte nach. -Aber will ich es wirklich wissen? Was soll ich in Cheydinhal erfahren? Noch mehr dunkle Geheimnisse? Wieso muss ich das überhaupt wissen? Kyara hat sich doch scheinbar geändert. Was macht es für einen Sinn in alten Wunden zu stochern? Was sie auch immer war, sie ist doch nun eine andere... oder? Vielleicht ist sie immer noch so, doch sie unterdrückt es nur. Gestern Abend war sie so betrunken, dass ich mir gut vorstellen kann, dass sie mal eine solch niederträchtige Frau gewesen sein kann. Sie war dabei ein unschuldiges, junges Mädchen zu verführen... diese verdammte.... Nein, nein, das Mädchen kann da nichts für. Ich sollte meine Eifersucht zügeln. Kyara hatte kein Interesse an ihr. Das war nur der Alkohol. Das geschah nur, weil sie betrunken war. Wieso mache ich mir denn jetzt eher Gedanken darum, anstatt dass ich mir Sorgen mache, dass Kyara wirklich noch so ist wie früher? Oh man... dieses Chaos... Ich sollte mich nicht so verrückt machen. Ich will wissen, was Kyara früher war. Ich will wissen, ob ich wirklich diese Frau liebe, oder ob ich mir nur Illusionen über eine Mörderin mache, die jedes beliebige Mädchen nimmt.- Tallia legte die Bürste weg und machte sich daran ihre Tasche zu packen. Sie räumte all ihre Gegenstände aus und verstaute sie ordnungsgemäß in ihrem Gepäck. Als sie ihre Tasche zuschnürte, betrat Kyara frisch und erholt den Raum. Wie ausgewechselt lächelte sie und stand in ihrer nordischen Rüstung im Raum. »Hach was tut das gut! Ich fühl mich wie ein junges Kätzchen!« Bei dem Wort Kätzchen schreckte Tallia auf und sprach aus dem Affekt. »Ja’Khajiit...« Erstaunt hob Kyara eine Augenbraue und fragte. »Ja’Khajiit? Wo hast du dieses Wort aufgegriffen?« Erschrocken sahen die geweiteten, blutroten Augen zur Khajiit am Eingang und vor Schreck fragte sie noch mal nach. »W-Was?« »Das Wort, Ja’Khajiit. Woher kennst du das?« »K-k-keine Ahnung. Hab ich mal so aufgeschnappt. Vielleicht aus einem Buch. Warum? Stört es dich?« »Stören? Ehm... nein, alles okay. Das ist übrigens Ta’agra. Es bedeutet ‚Kätzchen‘.« »In welchem Zusammenhang wird es denn verwendet?« Kyara machte sich daran, Gepäck vorzubereiten und räumte ihre Gegenstände aus den Schränken und verstaute sie in ihrer Tasche, während sie weitersprach. »Man bezeichnet bei den Khajiit jemanden als Kätzchen, wenn sie oder er sehr unerfahren ist. Meist kleine Kinder und Jugendliche. Es gibt noch andere Formen. Um es auf eine Person zu beziehen, die sehr jung ist und keine Erfahrung hat, sagen wir Khajiit Ja‘ und daraufhin folgt der Name. Zum Beispiel Ja’Tallia oder Ja’Kyara. Das macht man im Ta’agra häufig, wenn man jemanden mit einem Wort bezeichnen will. Man hängt es als Vor- oder Nachsilbe an seinen oder ihren Namen.« Vorsichtig tastete sich Tallia mit ihrem Wissen voran. »Und was bedeutet die Vorsible Ra‘ ?« Auf einmal wurde Kyara stutzig. »In welchen Buch sollst du denn diese Bezeichnungen gelesen haben?« Um weiterhin unwissend zu wirken, setzte sich Tallia aufs Bett und tat völlig unscheinbar. »Weiß ich nicht mehr. Du kennst mich ja. Ich lese so viele Bücher, da kann ich mir nicht alle merken. Weißt du denn was es heißt?« Nach einer kurzen Pause antwortete Kyara. »Ja, ich weiß was es heißt... die Silbe Ra‘ signalisiert einen hohen Rang. Ra‘ spricht man Khajiit mit einem hohen Adelsgeschlecht oder hohen Status in einer Gemeinschaft an. Sind damit all deine Fragen beantwortet?« Um nicht weiter aufzufallen beendete Tallia dieses Gespräch. »Ja, schon gut. Ich wollte es nur mal gewusst haben. Wenn wir mal in deine Heimat kommen wäre so ein kleiner Ta’agra Kurs gar nicht mal verkehrt.« Auch Kyara schnürte ihre Tasche zu und hing sie sich um, während sie in gewohnter, freudiger Verfassung sagte. »Na wenn das deswegen ist, dann kann ich dir gerne Nachhilfe geben. Ich spreche aber relativ selten meine Heimatsprache. Dafür treffe ich zu selten meine Landesbrüder und Schwestern. So, nun aber mal bei Seite damit. Wir müssen gucken wohin wir als nächstes gehen. Wir haben uns mit Vorräten eingedeckt, das heißt wir können unser nächstes Ziel ansteuern. Ich habe da eventuell noch was in Weißlauf zu erledigen. Eine gute, alte Freundin besuchen. Du solltest aber vielleicht all deine Silberpfeile verstecken. Die hat sie nicht so gern in ihrer Nähe. Außerdem solltest du dir auf den Weg dort hin ein wenig Mumm aneignen. Die Leute in ihrem Freundeskreis sind sehr ehrversessen.« Kyara drehte sich bereits um und machte sich auf den Weg nach draußen. Tallia folgte auf und beide gingen ihre Zimmer samt Verpflegung bezahlen. Während sie alles an dem Tresen erledigten, sprach Kyara weiter zu ihrer Freundin. »Du wirst sie lieben. Sie gehört zu den wenigen Nord, die vom Jagen mit Pfeil und Bogen was verstehen. Vor allem aber ist sie aber eine Augenweide. Von ihr habe ich auch meine Rüstung bekommen.« Die Frauen drehten sich um und verließen das Gasthaus, um in den verregneten Vormittag zu gehen. Sie liefen in Richtung Ausgang der Stadt und Kyara schwärmte weiter von ihrer Bekannten. »Ich rede schon wieder so viel von ihr. Das passiert mir immer, wenn es um sie geht.« Angenervt und fast grün vor Eifersucht, merkte Tallia missgünstig und leise an. »Und mit ihr hast du sicher auch schon geschlafen...« Angeberisch antwortete Kyara im Affekt. »Tallia, wenn du wüsstest, was zwischen Aela und-« Erst jetzt registrierte Kyara, was ihre Schülerin für eine Dreistigkeit besaß. Beide blieben vor der Schmiede stehen und die Katzenfrau sah ihre Freundin beleidigt und verwundert an. »Tallia!?« Entrüstet von dieser, noch nie da gewesenen, Frechheit, musste Kyara sich doch schwer wundern. Das Dunmermädchen bereuhte ihre Aussage bereits und sie neigte ihre Haupt. Ergebens bat Tallia um Entschuldigung. Sie fasste die Hand ihrer Herrin und hielt sie fest in ihrer Hand »Es tut mir wirklich leid Kyara. Das ist mir so rausgerutscht. Ich weiß auch nicht woher das auf einmal kam.« Aber Kyara war nicht wütend. Im Gegenteil. Sie wurde viel mehr traurig. Sie senkte ihren Kopf und sprach schuldbewusst. »Ist es wegen gestern Abend?« Erstaunt sah Tallia zu ihrer Herrin. »We-we-wegen gestern Abend? Was soll denn gestern Abend gewesen sein?« Mit aller Kraft versuchte die Dunkelelfin auf keinen Fall auffällig zu wirken. Kyara entgegnete. »Wegen dem Mädchen. Ich hab mich wieder daran erinnert, als ich mich im Keller gewaschen hab. Es tut mir so leid Tallia, das war nicht beabsichtigt.« Kyara kam einen Schritt auf Tallia zu und fasste sie an der Schulter, um ihr wehleidig ins Gesicht zu sehen, bevor die Katzenfrau weitersprach. »Du musst mir aber glauben, dass das keine Absicht war. Ich hab nun mal so eine Seite an mir, die sich nur zeigt, wenn ich betrunken bin. Ich würde doch nicht einfach so ein blutjunges, unschuldiges Mädchen in einer Taverne verführen. Bitte glaube mir, dass das nicht so gemeint war…« Doch genau dann wollte Tallia es wissen. »Nur wenn du betrunken bist, passiert das? Sonst hast du niemals ohne betrunken zu sein junge Mädchen verführt?« Die Frage war äußerst gewagt, doch Tallia hatte es bereits verdrängt, dass Kyara ihr auf die Schliche kommen könnte. Aber die Neugier und die Eifersucht trieben den Wissensdurst der Dunmer voran. Ihre blutigen Augen sahen ernst in die silbernen Katzenaugen der Frau vor sich. Kyara blickte, als wenn sie überlistet wurde, doch ohne sich weitere Ausreden einfallen zu lassen, seufzte sie schuldig, schloss beschämt ihre Augen und sah daraufhin erneut ihre Schülerin an. »Ich… also, du musst wissen, dass ich damals... damals ein wenig anders war. Ich war sehr umtriebig und habe Dinge getan auf die ich nicht stolz bin. Bitte verstehe, dass ich dir nichts Genaues erzählen möchte, doch bitte glaube mir wenn ich dir sage, dass diese Tage vorbei sind.« Mit diesen Worten beendete sie dieses Gespräch und drehte sich erneut um, um das Haupttor wieder anzusteuern. Verblüfft darüber, dass Kyara tatsächlich nicht mehr die Frau war, die einst gewesen sein soll, folgte Tallia schnell auf und folgte ihrer Herrin. Nun fühlte die Dunmer sich beschämt, weil sie ihre Meisterin in eine solch schwierige Lage gebracht hatte. Kyara sprach mit dem Wachmann, der daraufhin das Tor öffnete und die Frauen verließen die Stadt. Sie folgten dem Weg runter bis zu Anvils Ställen, während Tallia dicht neben ihrer Freundin Kyara herlief. Betrübt sprach Tallia. »Wohin gehen wir denn jetzt?« Emotionslos antwortete die Khajiit, ohne ihrer Freundin auch nur einen Blick zu schenken. »Wir gehen nach Weißlauf. Ich möchte Aela besuchen und noch einige Geschäfte in Weißlauf abschließen.« »Könnten wir… also, könnten wir nach Cheydinhal?« Konfus runzelte Kyara die Stirn. »Cheydinhal? Was willst du denn da?« »Naja… mir gefällt die Stadt.« »Dann müssten wir aber einen riesen Umweg nehmen. Das wird uns mindestens einen Tag kosten.« »Ja schon, aber… ich wollte nach unserem letzten Besuch dort unbedingt mal wieder hin.« »Warst du nicht diejenige, die sich über gruseligen Friedhof neben der Kapelle beschwert hat?« »Ich möchte dort einfach hin. Können wir bitte dorthin reisen? Bitte bitte.« Als die Frauen bei den Ställen ankamen, blieb Kyara genervt stehen und rieb sich ihre zwei Finger zwischen den Augen. Sie seufzte aus und sprach weiter. »Na gut, na gut. Ich denke nach der Sache von gestern Abend schulde ich dir das wohl. Soweit ich mich erinnern kann musstest du mich immerhin dort wegziehen…« »Das heißt wir gehen!?« »Ja, wir gehen. Aber dann musst du von deinen Lohn auch die Kutsche dorthin bezahlen.« »Ist gut. Mieten wir die Kutsche beim Stallbesitzer?« »Wenn du keinen anderen Ort kennst wo man eine Kutsche mieten könnte, dann ja.« Grimmig drehte sich Tallia zur Stallhütte hin und murmelte. »Witzbold…« Kess schmunzelnd folgte Kyara auf und die Frauen gingen zu einem grimmbärtigen Nord mit langen, braunen Haaren, der gerade dabei war, die Plane von der Kutsche auszutauschen. Das Dunmermädchen stellte sich hinter den hochgewachsenen Stallhalter und fragte. »Verzeihen sie mein Herr, wir möchten gerne mit ihrer Kutsche nach Cheydinhal.« Ohne auch nur einen Blick an das Elfenmädchen zu verschwenden, arbeitete der Mann weiter und sprach sehr geschäftsorientiert. »Cheydinhalt kostet 25 Goldmünzen. Verpflegung kostet noch mal extra 15 Goldmünzen. Für Überfälle haften wir nicht und es gibt auch kein Geld zurück. Die Fahrt wird ungefähr einen Tag dauern. Für schnellere Reisen musst du extra zahlen, denn dann müssen wir ein anderes Pferd einspannen.« Überrumpelt von so vielen Informationen, sahen die blutroten Augen verdutzt dabei zu, wie der Stallmeister die alte Plane runternahm und die neue draufspannte. Gefasst antwortete Tallia. »Ist gut. Bitte bringen sie mich und meine Freundin nach Cheydinhal. Verpflegung brauchen wir nicht und die Dauer der Fahrt ist auch okay. Bei Überfällen können wir uns selbst behelfen.« Die Plane war schon an einer Seite befestigt, als der Nordmann zum Haus brüllte. »Cornelius! Beweg deinen faulen Hintern hier her und mach diese vermaledeite Plane dran! Wofür bezahle ich eigentlich so einen nichtsnutzigen Rothwardonen wie dich!?« Prustend musste sich Kyara im Hintergrund halten, da sie die Show einfach zu köstlich fand. Die völlig verdutzte Tallia war im Angesicht eines wütenden Stallmeisters und seines faulen Stallburschen. Tallia fand das aber alles gar nicht witzig. Sie verschränkte ihre Arme und guckte finsterer, während sie sagte. »Was ist denn nun? Wann wird die Plane fertig sein?« Endlich wandte sich der Stallhalter Tallia zu und sah sie skeptisch an, während der eben erwähnte Stallbursche hektisch zum Karren lief und weiter die Plane bespannte. Der Nord schien seinen Kunden gar nicht richtig ernst zu nehmen und stellte sich fast schon belehrend vor dem wesentlich kleineren Dunmermädchen hin. »Jetzt mach mal halblang du zu klein geratener Skeever. Wenn du es so eilig hast, kannst du ja mithelfen.« Um noch einmal demonstrativ seinen Stalljungen anzuspornen, drehte der Nordmann seinen Kopf zum hurtig arbeitenden Rothwardonen und schrie. »Und wer weiß, wenn du besser bist als dieser Reinfall den ich meinen Stallburschen nenne, kannst du gleich bei der Gelegenheit seinen Platz einnehmen!« Sein Gesicht wandte sich wieder Tallia zu und er bemerkte zum ersten Mal die Khajiit hinter der Dunmer. Seine tiefe Stimme wurde ruhiger und weniger gereizt, als er wieder anfing zu sprechen. »So, nun aber zum Geschäft. Zwei Passagiere, das heißt zwei mal 25 Goldstücke, ohne Verpflegung. Ist in Ordnung. Die Kutsche wird gleich fertig sein. Mein Kutscher wird euch ulkiges Duo schon sicher nach Cheydinhal bringen.« Der Nord drehte sich um und ging ins Haus, während der Rothwardone weiterarbeitete. Beleidigt drang es aus Tallia. »Komisches Duo? Sagt der Mann, der nicht mal seinen Lehrling im Griff hat. Die beiden sind wohl eher ein komisches Duo. Idiot.« Kyara stellte sich kichernd neben Tallia hin und legte ihr eine Klaue auf die Schulter. »Nun mach dir da nichts draus. Du weißt ja wie Nord und Colovianer sind. Die können sich gegenseitig nicht leiden und da gerät auch mal ein Elfenmädchen wie du dazwischen.« Grummelnd verzog Tallia genervt ihren Mund und die Frauen warteten darauf, dass die Fahrt losgehen konnte. Das sollte auch nicht lange dauern, da der Kaiserliche Kutscher bereits aus dem Haus kam und sich drauf setzte. Der ältere, verwitterte Mann nahm die Zügel und der Lehrling hatte just das letzte Band festgezogen. Somit war auch die Plane endlich montiert. Der ungeduldige Kutschersmann steckte sich seinen Hut auf um sich vor dem Nieselregen zu schützen und sah die Khajiit und die Dunmer neben dem Karren an. »Wollt ihr den ganzen Tag da stehen? Benethor sagte ihr beiden wollt nach Cheydinhal. Wenn wir das noch vor morgen Abend erreichen wollen, sollten wir uns auf den Weg machen.« Seine Stimme klang schwächlich, obgleich auch lustig, was ebenso zu seiner hageren Statur passte. Um nicht noch mehr Zeit verstreichen zu lassen, betraten die Frauen das Gefährt und setzten sich rein. Das Knallen der Zügel und der schwache Ruck nach vorn signalisierten den Start der Reise. Kyara saß ihrer Freundin Tallia gegenüber und beide wackelten still im Rhytmus des Wagens. Das Prasseln des Regens auf der Plane nahm zu und als es von einer Sekunde auf die andere anfing wie aus Eimern zu schütten, sahen die Frauen aus dem Wagen hinaus und betrachteten das Schauspiel. Hinter sich ließen sie das verregnete Anvil, das immer kleiner und kleiner wurde. Ehe man sich versah, war die Stadt hinter Bäumen verschwunden, die sich vom Regen peitschen ließen. Ende des Kapitels Kapitel 11: Kutschersfahrt -------------------------- Die Stille zwischen den Frauen kehrte wieder ein und während der Fahrt, konnte niemand vor Scham etwas sagen. Kyara schämte sich noch zu sehr für den vorigen Abend und dachte nach, damit ihr einige Lücken wieder einfielen. Tallia hingegen beschäftigte weiterhin das Treffen mit Nor’Jai. Misstrauisch sahen die roten Augen vom Boden hoch und stierten direkt auf Kyara, die gerade ihre Augen geschlossen hatte und nachdachte. Das Dunmermädchen musste sich diese friedfertige Frau, die stets versuchte den guten Pfad zu wählen, als eine brutale, mordende Attentäterin vorstellen. -Es passt einfach nicht. Sie ist so friedfertig. Das kann einfach nicht sein. Ich muss mehr erfahren, sonst wird mir das mein Leben lang keine Ruhe lassen. Ich sollte aber dringend mit Kyara darüber reden. Ich sollte nichts hinter ihrem Rücken machen... Das schulde ich ihr. – Zittrig und leise ertönte Tallias mädchenhafte Stimme. »Kyara?« Scheinbar hatte die Khajiit nichts gehört und döste weiter vor sich hin. Erneut versuchte es die Dunmer. »Hey, Kyara. Ich müsste dich da etwas fragen. Es ist wichtig.« Immer noch keine Reaktion. Tallia runzelte die Stirn und kam näher an ihre Meisterin ran. Sie bemerkte, dass ihre Herrin leise vor sich hin atmete und scheinbar erneut eingeschlafen war. Das war nur allzu gut zu verstehen, da der letzte Abend ihr noch immer im Mark saß. Erleichtert lehnte sich die Dunkelelfin wieder zurück und freute sich insgeheim darüber, dass sie es noch nicht fragen musste. Während sie im Rhytmus des Karrens mitschwing, erinnerte sie sich an etwas. Die Bücher und den Steckbrief hatte sie mitgenommen und in ihre Tasche gepackt. Somit öffnete sie ihren Rucksack und durchsuchte ihn nach den Schriftstücken. Nach einigem Umräumen fand sie schließlich eines der Bücher, das sie eingepackt hatte und legte es auf ihren Schoß. Noch einmal vergewisserte sie sich, dass Kyara am schlafen war und öffnete daraufhin die Lektüre. Ihre Angst noch mehr über Kyaras schreckliche Vergangenheit zu erfahren wuchs an und sie fürchtete sich davor, etwas so grausames zu finden, dass sie ihrer Meisterin nie wieder in die Augen schauen könnte. Einmal atmete sie tief durch, schloss kurz die Augen, entspannte sich und bereitete sich aufs Lesen vor. Ihre Augen richteten sich auf die erste Seite des aufgeschlagenen Buches. Kochendes Herz – Band 4 Von: Val’karaì Maraels feurig rotes Fell rieb sich an die glatte Haut ihrer nordischen Freundin. Lüsternd leckte sie den zitternden Hals hinauf, der sich begierig und doch widerspenstig zu sträuben begann. Die Bettlaken rauschten bei jeder Bewegung und die leisen Seufzer ließen das Schlafgemach zu einem Liebesnest werden. Marael wusste, dass ihre Freundin Barain nicht mehr in der Lage war sich zu wehren und sich ihr ohne große Gegenwehr hingeben würde. Ihr Stöhnen und ihre Bewegungen verrieten sie. Barain hätte sie ganz leicht von sich runterschubsen können, da eine so leichte Khajiit, wie Marael es war, kein Hindernis für eine solch mutige Kriegerin war. Doch sie tat es nicht und so hielt sich die Wüstenkatze nicht mehr länger zurück. Sie griff mit ihrer Klaue nach den blonden, schulterlangen Haaren der Nordfrau und sah in ihre blauen, verträumten Augen. Marael grinste kess und zwang die Kriegerin dazu, ihr in die Augen zu sehen. Als Barain das tat, griff die Khajiit mit ihrer anderen Klaue weit nach unten, drang mit einem Handgriff in die bereits gelockerte Lederhose der Frau unter ihr und fasste an ihre kochende Feuchtigkeit, zwischen ihren… KLAPP Zitternd und roter denn je hatte Tallia das Buch zugeschlagen. Sie war so rot angelaufen, dass von ihrer dunmerischen Abstammung nicht mehr viel zu erkennen war. Sogar ihr Atem war zittrig und ihr Herz schien sich gar nicht mehr zu beruhigen. Sie hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Schmuddellektüre. Scheinbar hatte sie ein falsches Buch mit eingepackt. Wobei es ihr hätte klar sein müssen, dass diese Nor’Jai auch so etwas in ihrer Sammlung haben müsste. Umgehend packte sie das Buch weg und blieb verschüchtert sitzen, während sie weiter ihre Meisterin anstarrte. Die hingegen schlief seelenruhig vor sich hin. Als der größte Schrecken vergangen war, stieß Tallia wieder mit ihrem Kopf an die Planenhalterung hinter sich und döste wieder. Nur das Prasseln des Regens erfüllte die Umgebung. Die nasse Luft zog von den Bäumen her und selbst die Tiere suchten Schutz im Dickicht des Waldes. Das Schaukeln im Wind und das Ruckeln des Karren waren gerade zu hypnotisch und es war einer der seltenen Momente, in denen man gezwungen war, nichts weiter tun zu können, als sich in seinen Gedanken zu verlieren. Das war vielleicht auch nötig, da momentan viel um Tallia herum passierte. Viele Dinge veränderten sich und traten in ein neues Licht. -Wie soll das nur weitergehen? Was erhoffe ich mir von diesem Treffen? Finde ich wirklich die Antworten die ich suche? Und welche Antworten suche ich überhaupt? Auf welche Frage? Ob Kyara einst eine Attentäterin war? Ob sie damals wirklich gemordet hat und eine berüchtigte Meuchelmörderin war? Und selbst wenn es so ist, wie habe ich mich danach zu verhalten? Was ändert es? Wieso muss ich es so dringend wissen? Alles was ich jetzt wissen muss ist doch, wie meine Meisterin jetzt ist. Welche Person sie heute ist und nicht, was sie mal war. Aber… gestern war sie so anders. Was wenn sie noch diesen Dämon in sich trägt? Und diese Nor’Jai, was kann ich von ihr erwarten? Sie ist gefährlich, doch antun möchte sie mir nichts. Kann ich ihr trauen? Sie ist so geheimnisvoll… aber sie scheint die Wahrheit zu sagen.- Stunden vergingen und irgendwann hatte auch der scharfe Verstand der Magierin zu wenig Konzentration um noch eine klare Sicht der Dinge zu behalten. Tallia sah mit mangelnder Konzentration vor sich hin, bis sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Kyara seufzte nämlich leise und machte es sich bequemer, als sie sich zurechtrücken wollte. Beim Anblick ihrer schlafenden Herrin, konnte Tallia nicht anders als von allen schlechten Gedanken über sie abzulassen. Somit konnte sie ihre Freundin dort nicht einfach so sitzen lassen. Das Mädchen kniete sich vor die schlafende Khajiit und fasste an die Seite des Halses und ihre andere Hand legte sie auf die Schulter. Damit drückte sie ihre Herrin zur Seite und stützte sie am Hals vor dem Fall. Langsam ließ sie die Katzenfrau auf die Bank gleiten und Tallia hob die schlanken Beine ihrer Meisterin ebenfalls hoch, damit Kyara nun auf der Bank liegen konnte. Aus ihrem Rucksack nahm Tallia ihre Decke und deckte Kyara sachte zu. Als die Dunmer auf ihre Freundin heruntersah, kam wieder das Gefühl auf, das sie einfach nicht loswerden konnte. Ihr Herz schlug intensiver und ihre blauen Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. Tallia beugte sich runter und streichelte die warme, sanfte Wange ihrer Herrin, während sie flüsterte. »Schlaf gut Kyara.« Sie kraulte die Khajiit noch ein paar Mal hinter ihren Katzenohren und über die Wange, bis sie schließlich von ihr abließ und sich wieder auf ihre eigene Bank setzte. Eines wurde ihr danach erneut bewusst. Egal was Kyara auch damals gewesen war, es konnte kaum so schrecklich sein, dass es ihre Liebe für sie erlöschen würde. Diese Frau kam nach Bruma um ein kleines Dunmermädchen aus den Händen von Tristheit, drohenden Gefängnis, Einsamkeit und einem verwirkten Leben zu befreien. Ohne diese Frau, säße Tallia immer noch im Magierhaus von Bruma fest und würde die alten Lehren ihres ungerechten Meisters lesen und zu hören bekommen. Sie wäre niemals zu wahrer Größe aufgestiegen und wäre als alte, einsame Jungfer geendet. Die Nostalgie kam kurzzeitig über das Elfenmädchen und sie nahm aus ihren Rucksack den Dolch, den sie damals von Kyara geschenkt bekam. Am Griff zog sie den Dolch hinaus und zog die Scheide von der Klinge. Erneut sah sie sich diese Waffe genau an. Die Insignien des Ta’agra waren noch deutlich zu lesen und die Schneide hatte noch nichts an ihrer Schärfe verloren. Erst nach einigen Monaten begriff Tallia, dass das keine gewöhnliche Waffe war. Es war ein Silberdolch, worunter hochfester Stahl eingearbeitet war. Nichts vermochte diese Klinge so leicht zu zerstören und im Kampf gegen Untote, Daedra und Werwölfe war diese Schneide vermutlich das beste Mittel. Jedoch fand Tallia nach all den Jahren nicht heraus, was genau auf diesen Dolch geschrieben stand. Aber ohne Zweifel war diese Waffe von Meisterhand geschmiedet. Vielleicht sogar von edler Herkunft. Tallia benutzte sie zu ihrer Anfangszeit sehr häufig, doch inzwischen war dieser Gegenstand eine Art Geheimwaffe für sie geworden. Denn seltsamerweise schützt sie dieser Dolch vor genau dem, wovor sie sich am meisten fürchtete. Gespenster und allem Unheiligen. Um nicht der Nostalgie zu sehr zu verfallen, steckte sie es zurück in die Scheide und legte alles zurück in den Beutel. Seufzend lehnte sie weiter an der Planenhalterung und sie spürte das kalte Metall des Gestells an ihrem Hinterkopf. Was sollte sie nun tun? Es sollte eine ganztägige Reise werden. Womit sollte sie sich derzeitig ablenken? Das Dunmermädchen hatte zwar noch weitere Bücher von Nor’Jai eingepackt, doch nach dem letzten Reinfall zögerte sie eine neue Lektüre zur Hand zu nehmen. Doch bei der Aussicht auf einer ganztägigen Sitzfahrt, erschien ihr das Risiko einer weiteren erotischen Überraschung als annehmbar. Also griff ihre blaue Hand wieder in ihre Tasche und sie zog eine dünne Mappe heraus. Es sah mehr wie ein Berichtsheft aus, als ein Buch. In der Eile hatte Tallia gewiss nicht bemerkt, dass sie so einiges eingepackt hatte. Doch dieser Umstand ließ ihre Neugier nicht erlöschen. Somit öffnete sie die Fäden am Verschluss der Mappe, die das Kaiserliche Siegel trug und erblickte beim Aufschlagen die Überschrift der eingehefteten Pergamente. Kaiserlicher Bericht 142 – Überfall an Pells Tor 14. Fr. Zweite Saat, 4Ä 191 Präfekt Corus Eine Versorgungslieferung für thalmorische Verwundete, die Nahrung, Arznei, Kleidung und Befehle enthielt, wurde an Pells Tor angegriffen. Der Angriff erfolgte vermutlich morgens. Die Angreifer versteckten sich in den Bäumen und schossen mit Pfeilen die Elfen nieder. Gezielt wurden erst die Offiziere und danach die Soldaten getötet. Insgesamt starben 12 Soldaten und zwei Offiziere. Keinerlei Opfer oder Spuren von den Angreifern. Die Karawane wurde von beiden Seiten angegriffen und es wurden ausschließlich Ebenerzpfeile verwendet… Tallia blätterte neugierig weiter und sah sich die weiteren Details des Berichts an. Im Anhang standen die Zustände der Toten, Beurteilung des Präfekts, Ermittlungsergebnisse, Theorien und Querverweise auf andere Überfälle und dergleichen. Die Dunmer wusste nicht genau was sie suchte, aber das hinderte sie nicht daran weiterzusuchen. Leise nuschelte sie während sie mit ihrem Zeigefinger über die Wörter und Zeilen auf dem alten Pergament strich. »… Treffer im Kopf- und Brustbereich… … Ebenerzpfeile… … nur wenige Angreifer… … Ähnlichkeiten zu… … es fehlen jedem Opfer nur ein Gegenstand?« Urplötzlich traf es das Elfenmädchen wie ein Blitz. Erschrocken blickte sie starr nach vorn, worauf sie umgehend das Buch auf die Bank neben sich legte und die Geschichte von der Senchal Botschaft raussuchte, die Nor’Jai ihr gegeben hatte. Die Seiten wurden aufgeschlagen und auch dort setzte sie ihren Finger an und tastete die Zeilen ab, während sie nuschelte. »… Abscheuliche Attentat… … Kommandantin… … da, da ist es. Auffällig ist die Tatsache, dass jedem Opfer lediglich ein Gegenstand genommen wurde. Priorität hatten Helme und Waffen. Es ist anzunehmen, dass die Mörder die Gegenstände als Trophäen mitnahmen.« Um sich ganz sicher zu sein, las Tallia noch einmal in den Unterlagen des kaiserlichen Berichts nach. Sie blätterte die Details zu den Toten auf und las leise vor. »…dem Opfer fehlte der Helm.« Die nächste Seite schlug sie auf und las wieder leise vor. »…dem Opfer fehlte sein Schwert.« Allen Opfern fehlte genau ein Gegenstand. Und auch bei diesem Fall fehlten die Befehle der Thalmor und auch einige Hilfsgüter fehlten, die erstaunlicherweise in Cheydinhal wieder auftauchten. Scheinbar ergaben die Untersuchungen, dass aus unerklärlichen Gründen die Thalmorlieferung an Bedürftige und Verletzte in anderen Städten eingesetzt wurde. Tallia konnte schnell herauslesen, dass es diesem Präfekt Corus nur allzu recht war, dass die Thalmor getötet wurden. Obwohl er in seinen Ausführungen sehr detailliert war, so konnte man bei näheren Betrachten der Seiten feststellen, dass einige Papiere fehlten. Nach einigen Theorien, die Tallia sich zusammengesponnen hatte, kam sie zum Schluss, dass dieser Bericht aus diplomatischen Gründen sicher an die Thalmor weitergereicht werden mussten und deswegen einige Ermittlungsergebnisse natürlich abhanden kommen mussten. Die Recherchen brachten mehr als erhofft und auch weiterhin versuchte das Elfenmädchen zwischen den beiden Berichten Verweise zu erstellen. Sie markierte mit einem Kohlestift einige Textstellen und brachte sie in einem Zusammenhang. Als sie fertig war, heftete sie alle Blätter wieder zurück in die Mappe und legte alle Utensilien wieder zurück in ihre Tasche. Als sie aus dem Wagen schaute, erkannte sie, dass der Regen bereits aufgehört hatte und sehr viel Zeit verstrichen war. Die Straße war eine völlig andere und auch die Gegend sah keineswegs mehr nach der Umgebung von Anvil, Kvatch oder Skingrad aus. Sie mussten schon weiter sein. Ermittlungsarbeit machte ihr scheinbar mehr Spaß als sie sich überhaupt bewusst war. Ihr müder Verstand, der erschöpft vom Nachdenken und Erarbeiten war, schien sich zu rächen und das Wetter ließ sie auch nicht wacher werden. Genervt flüsterte sie. »Da steht man gerade auf und wird trotzdem nicht wach bei dem Wetter. Geschweige denn von diesem ewigen Rumgesitze…« Unerwartet gab es von der angeblich schlafenden Khajiit eine Antwort. Schläfrig murmelte Kyara. »Jetzt stell dich mal nicht so an. Wir haben die Hälfte der Strecke doch schon hinter uns. Heute Abend sind wir sicher da. Außerdem werden wir heute Abend genug Unterhaltung haben, wenn wir erst mal Seralas wiedersehen.« Mehr über die Tatsache erstaunt, dass Kyara wach war, war Tallia wesentlich erstaunter darüber, dass ihr völlig entfallen war, dass dort Seralas ihre Herberge hatte. Es war fast zwei Jahre her, dass die Dunmer die Wirtin gesehen hatte. Seralas war eine alte Freundin von Kyara und Tallia war von ihr begeistert, weil diese Bosmerfrau eine so ruhige und friedliche Ausstrahlung hatte, dass man gar nicht anders konnte, als sich in ihrer Gegenwart wohl zu fühlen. Als Tallia noch 15 war, traf sie diese Frau das aller erste Mal und ihre Freude, die sie damals bei der ersten Begegnung spürte, kam wieder hoch. »Stimmt ja! Seralas wird auch da sein! Wie konnte ich das vergessen?« »Ganz einfach, indem du deinen Kopf wie immer in den Wolken hast. Weiß Dibella was in deinem Köpfchen vorgeht.« Beleidigt zog Tallia eine schnute. »Na du hast ja gut reden. Wer von uns beiden saß gestern völlig verdutzt auf dem Bett und hat seine Schülerin angesprochen wie ein kleines Kind?« Das ließ sich selbst die autoritäre Kyara nicht gefallen und ebenfalls etwas pikiert richtete sich die Katzenfrau auf, legte die Decke von sich weg und setzte sich hin um zu antworten. »Hey, das ist etwas vollkommen anderes! Ich war betrunken und das gilt nicht!« Auch Tallia rückte näher mit ihrem Gesicht und streckte sich zu ihrer Meisterin hin. »Ja und das machst du viel zu häufig!« »Stimmt doch gar nicht!« »Stimmt ja wohl!« »Nein tut es nicht!« »Doch!« »Wann hab ich bitte davor das letzte Mal was getrunken?« »Vielleicht betrinkst du dich nicht so häufig, aber für mich ist es trotzdem zu viel.« »Ich darf doch wohl noch meinen Spaß haben.« »Aber doch nicht auf meine Kosten.« »Du könntest ja auch Spaß haben, aber du willst ja nie.« »Du erlaubst mir ja nie zu trinken.« »Ist auch richtig so. Du bist 17 und solltest die Getränke für Erwachsene lieber stehen lassen.« »Ich bin schon erwachsen!« Zu ihrem Unglück streckte Tallia zur Bestätigung ihrer letzten Aussage ihre Zunge raus, wobei sie gar nicht bemerkte, dass es sie nur noch kindischer darstellte. Umgehend machte Kyara einen Vorschlag. »Na wenn du so erwachsen bist, dann kannst du ruhig das nächste Mal was trinken. Mal sehen wie sehr du dann noch reden schwingst.« »Abgemacht.« Überlegen verschränkte Kyara die Arme, mit einem störrischen Ton. »Hm! Frecher Feuerteufel.« Tallia tat es ihr gleich und verschränkte auch ihre Arme, als sie sich wieder zurück auf ihre Bank setzte. »Hm! Weißpelzige Oma.« Das nahm sich Kyara zu Herzen und erbost zog sie Tallia an der Wange und knurrte ihr entgegen. »Na hör mal, wie redest du mit deiner Meisterin?« Sofort entschuldigte sich das Dunmermädchen mit schmerzender Stimme. »Auaaa! Ja, tot mer looit!Aua aua aua!« Widerwillig ließ die Khajiit von ihrer Freundin ab und hatte sich ein wenig beruhigt. Lediglich angenervt verschränkte sie nochmals ihre Arme und sah aus dem Karren hinter sich, während Tallia ihre Wange rieb. »Und nur damit das mal klar ist, ich bin keine Oma. Ich bin 27 also lass besser solche Aussagen. Sonst lasse ich dich die nächsten drei Monate das Lager alleine aufbauen und abbauen.« Grimmig sahen die blutigen Augen zu Tallias Herrin rüber. »Ist ja gut. Hättest ja nicht gleich so ziehen müssen.« Solche Streitigkeiten kamen häufiger vor und waren ebenso schnell vergangen wie sie kamen. Völlig ungeachtet der letzten Situation, sprach Kyara wieder mit der altgewohnten, sanften aber autoritären Stimme weiter. »Es scheint so, als wenn es nicht mehr lange dauert. Ich erkenne die Straße und es wird bereits dunkel. Wir müssten bald da sein. Und die Luft sagt mir, dass es bald schon wieder regnen wird.« Auch Tallia blickte nach hinten aus dem Wagen hinaus. Ihr wurde klar, dass nun ein Moment gekommen war, in den sie ihre Freundin fragen konnte, was es mit allem auf sich hat. Ihr Gewissen nagte so sehr an ihr, dass sie nicht abwägen konnte, was wohl schlimmer sein würde. Wenn sie es verschweigt oder wenn sie direkt nachfragen würde. Ängstlich flohen die Worte über die blauen Lippen des Elfenmädchens. »Kyara, ich muss dir da was sagen.« Sofort schenkte die Katzenfrau ihrer Schülerin ihre volle Aufmerksamkeit und sie sah das Mädchen mit ihren silbernen Blick an. »Was ist denn?« Erst stockte dem Dunmermädchen der Atem, doch es musste raus. »Nun, was ich dir sagen wollte war…« Wieder eine Pause. Alles schien wesentlich schwerer als erwartet. Die Worte zu finden war wahrlich kein einfaches Unterfangen. Erst jetzt bemerkte Tallia, dass sie überhaupt nichts vorbereitet hatte, wie sie es ihrer Freundin beibringen sollte. Aus schlechter Vorbereitung wuchs Panik und ihr Mut verließ sie im Handumdrehen. Also wich sie aus und sagte etwas, das ihr ebenso sehr auf dem Herzen lag. »Ich bin glücklich mit dir. Ich will mich niemals von dir trennen. Ich will so lange ich lebe mit dir befreundet sein.« Tallia wusste nicht, ob es die Verwirrung durch den Aussetzer von gerade eben war oder ob es versteckter Mut war, aber sie setzte sich unbeholfen neben ihrer Meisterin hin, die sie völlig verdutzt ansah und nahm ihre weiße Katzenhand. Erwartungsvoll sahen die blutroten Rubine zu den silbernen Katzenaugen hoch und die Dunmer sprach weiter. »Ich will dich niemals verlieren. Ich… ich…« Das Adrenalin schoss durch ihren Körper und die letzten und wichtigsten Wörter sollten noch folgen, doch je länger sie ihrer wunderschönen Freundin ins Gesicht sah, desto schneller verließ sie der Mut wieder und sie sagte nur die halbe Wahrheit. »Ich… ich hab dich lieb.« Vor Freude, dass sie zumindest einiges ihrer Gefühle sagen konnte und vor Ärgernis, dass sie es nicht ganz zum Ende gebracht hatte, umklammerten ihre weiblichen Arme die Khajiit neben sich. Tallia hielt sich fest an den geschmeidigen Katzenkörper und roch an den Fell des Dekolletés ihrer Herrin. Kyara war überrumpelt davon. Wenn auch sehr entzückt. Ihr Herz wärmte sich und freudig seufzend legte auch sie ihre sehnigen Arme um den kurvigen Dunmerkörper. Lächelnd sah sie auf die schwarzen Haare des Mädchens nieder und sagte. »Ich werde immer bei dir sein, meine kleine Tallia. Du gehörst zu mir.« Fürsorglich setzte Kyara einige gefühlvolle Küsse auf das Haupt ihrer Freundin und drückte sie weiter an ihre Brust. Aber als sie wieder die Augen öffnete sah sie Trist in die Ecke des Karrens und wiederholte in Gedanken. -Ich hab dich lieb? … verdammt… Reiß dich zusammen Kyara. Tallia hegt nicht deine perversen Gedanken. Sie ist rein und unschuldig. Verdirb sie nicht mit deiner Art. Vermutlich liegt das alles daran, dass ich schon so lange nicht mehr…- Um nicht noch mehr auf falsche Gedanken zu kommen, schüttelte Kyara den Kopf und genoss weiter den Moment. Der Karren ruckelte weiter rhythmisch im Wind Cyrodiils und der Nachmittag fand sich ein. Und zwischen all dem kalten, nassen Unbekannten war eine Gewissheit die Richtung Cheydinhal fuhr und nicht mehr lange, dann sollte sie das Ziel erreicht haben. Ende des Kapitels Kapitel 12: Das Geheimnis in Cheydinhal Teil I ---------------------------------------------- Cheydinhal war genauso wie Tallia es in Erinnerung hatte. Der Nachmittag verstärkte den süßlich milden Duft der Blüten, die noch ein wenig nass vom vorherigen Regen waren. Die feuchte Luft füllte die Lungen der Frauen und sie schritten weiter durch die Straßen und gingen an den verhassten Friedhof vorbei. Voller Abscheu wechselte die Dunkelelfin sogar die Straßenseite, damit sie so weit wie möglich von dieser Totenstätte entfernt war. Amüsiert davon stieß Kyara nur einen Kicher aus und zog Tallia wieder an ihre Seite. Sie kamen bei der Herberge an, die auf der linken Seite neben dem Buchgeschäft war. Das Duo trat ein und der Umschwung zwischen kühler, feuchter und frischer Luft zu der stickigeren und warmen Atmosphäre drinnen, war buchstäblich erdrückend. Das Dunmermädchen brauchte einen Moment um sich zu akklimatisieren, hingegen Kyara putzmunter zwischen den Gästen und Tischen herging und die Bosmer-Bardame ansprach. »Hey, wir hätten da gern was für heute Nacht.« Die Frau mit den goldenen, schulterlangen Haaren sah von dem Glas hoch, das sie gerade reinigte und wollte bereits zu reden ansetzen. Doch als ihre glasgrünen Elfenaugen erkannten wer da vor ihr stand, lehnte sie sich nur rüber und stützte sich auf die Theke vor sich, um ihren Gast anzuschmunzeln. Ihre sanfte Bosmerstimme erklang weich und ruhig. »Na sieh einer an. Wenn das nicht Kyara ist. Und ihre kleine Freundin Tallia ist auch dabei. Du bist aber groß geworden. Als du das letzte Mal hier warst, da warst du nicht viel größer als unser Huthalter. Meine Güte bist du in die Höhe geschossen.« Verlegen lächelte Tallia der Bosmerfrau entgegen. »Da-danke schön.« Kyara war natürlich stolz auf ihre Schülerin und prahlte mit ihrem Lehrling. »Und wie sie das ist. Eine junge Frau ist sie inzwischen. Und sie hat in all der Zeit so viel gelernt. Glaub mir Sera, wenn du wüsstest was wir vor einigen Tagen erlegt haben, dann würdest du aber staunen was die Kleine alles inzwischen kann.« Neugierig und erstaunt entgegnete die Bosmer. »Ach wirklich? Da bin ich ja mal gespannt. Lasst ja nichts aus bei euren Geschichten. Ich will alles wissen.« Kess grinste Kyara. »Das wird dich aber mindestens einige Krüge von deinem Jagga kosten. Ich weiß, dass du regelmäßig Lieferungen aus Valenwald bekommst. Und Tallia möchte heute ebenso den Genuss von deinem Gebräu kennenlernen.« Seralas zog nur ihre Augenbrauen belustigt hoch und hielt ihren Zeigefinger vor ihre Lippen. »Psst, muss doch keiner von diesen Trunkenbolden wissen, dass ich auch so was führe. Denn ich trinke den selbst so gerne, dass ich den nur ungern mit solchen Gestalten teile. Aber nun setzt euch erst mal. Wenn das Wetter vor den Stadttoren genauso schlimm ist wie dahinter, dann müsst ihr es ja sehr nötig haben etwas zu Trinken zu bekommen. Nehmt schon mal Platz ihr zwei. Ich bringe euch gleich was.« Die Frauen folgten der Einladung und setzten sich an einen freien Tisch. Sie legten ihre Rucksäcke nieder und machten es sich bequem. Die Herberge war nicht schlecht belegt. Das Geschäft schien zu laufen und die Gäste waren zufrieden. Tallia erinnerte sich noch daran, wie sie das letzte Mal hier war. Seralas hatte ihr damals viel von ihrem zu Hause in Valenwald erzählt. Sie mochte Seralas. Die Wirtin war nett, freundlich und vor allem war sie eine gute Freundin von Kyara. Besonders gefiel Tallia an der Waldelfin, dass sie so beherrscht und reserviert wirkte. Sie war stets elegant und hielt ihre Form, was bei ihrem ersten Besuch in der Taverne für Verwunderung bei der Dunmer sorgte. Es passte nicht zu ihrer Arbeit als Wirtin. Bei ihrem ersten Besuch war Tallia sehr schüchtern und war ziemlich erstaunt, dass Seralas so eng mit Kyara befreundet war. Aus irgendeinem Grund wirkten ihre Meisterin und diese Bosmerfrau ebenbürtig. Als wären sie Schwestern. Kyara legte ihre feinen Arme auf den Tisch und setzte sich bequem hin, wonach sie ihre Schülerin ansah und fragte. »Es war eine gute Idee herzukommen. Ich hab Seralas schon so lange nicht mehr gesehen. Eigentlich eine Schande.« Triumphierend hob Tallia die Nase und lächelte. »Sag ich doch. Ich mag die Stadt. Woher kennst du Seralas überhaupt? Das hattest du mir nie erzählt.« »Oh, das ist eine lange und schwierige Geschichte. Ich glaube nicht, dass sie dich interessieren würde.« Tallia war erneut ein wenig erbost. Denn wie so oft verriet Kyara nichts über ihre Vergangenheit. Somit hakte Tallia erneut nach. »Wieso magst du mir es nicht sagen? Du weißt doch überhaupt nicht, ob ich es interessant finden würde oder nicht. Versuch es doch einfach mal.« Passiv entledigte sich Kyara von ihrem nassen Mantel und hing ihn über den Stuhl. Als Tallia keine Antwort erhielt, merkte sie, dass ihre Herrin keinerlei Interesse daran hegte, ihr von der Bekanntschaft mit Seralas zu erzählen. Bockig tat das Dunmermädchen es ihrer Meisterin gleich und hing auch ihren Mantel über den Stuhl. Die Wärme des Kamins sollte dem Trocknen ihrer Kleider dienlich sein. Kyara gefiel es ebenfalls nicht, vor ihrer Schülerin so viele Geheimnisse zu haben, doch sie erachtete es oft genug als falsch, alles von ihrer Vergangenheit preiszugeben. Somit warteten die Damen in ruhiger Behaglichkeit. Tallia sah sich während des Wartens um und erkannte vieles wieder, obwohl es bereits eine Weile her war, dass sie dieses Ambiente genießen konnte. Kyara hingegen hatte keinerlei Probleme sich zu gedulden, da sie keine Eile hatte, diesen Abend schnell vorrübergehen zu lassen. Es behagte ihr ausnahmsweise ohne großartige Aufträge oder Arbeitsdruck in einer Herberge zu sitzen und die Anwesenheit guter Freunde zu genießen. Das Warten machte sich schnell bezahlt, als kurz darauf Seralas mit einem Tablett und drei Bechern darauf, samt Flasche zurückkehrte. Sie servierte den beiden Damen ihre Getränke und stellte auch einen Becher für sich selbst auf den Tisch. Das Tablett stellte sie zurück auf die Theke und rief nach ihrer Angestellten Bura-Gral. »Hey Bura! Komm eben zur Theke und übernimm bitte für mich. Kyara und Tallia sind hier. Kümmere du dich so lange um die anderen hier.« Aus dem Zimmer hinter der Theke kam eine junge Orkfrau, die für Ihresgleichen sehr dünn und weniger abstoßend war. Wenn sie nicht diese markante Nase und spitzen Eckzähne hätte, könnte man meinen, dass sie eine normale junge Frau mit einem starken Grünstich wäre. Tallia war sofort klar, dass diese Frau eindeutig keine reinrassige Ork war. Ihre heisere Stimme entgegnete der Wirtin. »Ja Seralas. Mach ich ja schon. Ich hoffe nur, dass diese Echsenfrau ausnahmsweise ohne mich in der Küche zurechtkommt.« Beleidigt zischte eine Argonierstimme aus der Küche. »Wennnn hier jemand Hil-fe gebraucht dannnn ja wohl du ssss.« Genervt rief die Orkfrau zurück. »Ach geh wieder Karrotten schneiden Silb-Schwanz.« Belustigt wandte sich Seralas ab und setzte sich zu ihren wartenden Gästen. »Tut mir leid, aber die beiden sind manchmal wie kleine Mädchen. Zicken sich nur noch an.« Damenhaft setzte sich die reservierte Waldelfin hin und schenkte sich ein. Tallia war ganz interessiert an dieser Frau und sie fragte aufgeregt. »Wie ist es dir so ergangen? Was gibt es Neues? Gab es wieder Probleme mit Raufbolden? Erzähl mir deine neuen Rauswerfgeschichten.« Sanft lachte die Bosmerfrau und sah zu Kyara rüber. »Deine Schülerin ist ja immer noch voller Enthusiasmus. Entweder ist das angeboren oder sie hatte bei einer guten Meisterin Unterricht.« Kyara war schon immer sehr stolz auf ihre kleine Tallia und bei jeder Gelegenheit prahlte sie natürlich mit ihr. Auch in dieser vergeudete sie keinen Atem um über andere Angelegenheiten zu sprechen. »Na wenn du das schon gut findest, dann solltest du mal sehen wie sie kämpft. Wir haben vor einigen Tagen sogar einen Lichkönig in seine Gruft zurückbefördert. Und Tallia war mir dabei eine große Hilfe. Nicht war Kleines?« Überrascht, was völlig untypisch für die reservierte Natur der Bosmer war, blickten ihre Elfenaugen zur Dunmer rüber und sie musste nachfragen. »Ach wirklich? Na sieh einer an. So ist aus dem kleinen Mädchen eine große Kriegerin geworden. Wie die Zeit uns verändert ist wahrlich... erstaunlich.« Die Pause, die Seralas eingelegt hatte, fiel Kyara natürlich auf. Sie bemerkte, dass die Bosmer dabei sie angesehen hatte und mit einem verstohlenen Schmunzeln wohl nicht nur auf Tallia anspielte. Die Katzenfrau tat natürlich so, als ob sie überhaupt nicht gemeint worden wäre und sah unbeeindruckt zu Tallia rüber. Die Sorge, dass Tallia etwas mitbekommen hatte verflog schnell, da das Dunmermädchen scheinbar bekümmert war. Ihr war nicht nach prahlen zu Mute. Beschämt senkte sie den Kopf zu ihrer Tasse und sprach kleinlaut. »Ich war keine Hilfe. Ich hab nur ängstlich in der Ecke gehockt und Kyara wäre meinetwegen fast-« Die Katzenfrau ergriff die Initiative und fiel ihrer Schülerin ins Wort, damit die Stimmung nicht gleich zu Anfang die Herzen verzagen ließ. »Richtig, wäre sie nicht gewesen, müsste ich nun mit einem Herzinfarkt in Dibellas Armen liegen.« Seralas wusste, dass da etwas nicht stimmte, doch um Tallia nicht noch mehr Sorgen und Vorwürfe zu machen, beließ sie es dabei und tat beeindruckt. Was sie im Grunde auch war, da sie das Dunmermädchen als kleines, wehrloses Mädchen kannte. Damit das Thema nicht noch unangenehmer wurde, lenkte Seralas schnell ab und fragte erneut nach. »Nun? Ich habe euch eure Getränke gebracht. Nun erfüllt euren Teil und erzählt mir alles von euren Abenteuern.« Diese Herausforderung ließ sich Kyara nicht entgehen und fing sofort an zu erzählen, was die beiden Frauen nach dem letzten Besuch in Cheydinhal alles erlebt hatten. Das brachte im Laufe der Geschichten auch Tallia aus der Reserve und gespannt hörte Seralas den beiden Frauen zu. Lachend, hoffend, mitfiebernd und verzweifelnd hörte die Bosmerfrau alle Geschichten an und nach zwei Krügen Jagga schienen die wichtigsten Begebenheiten erzählt worden zu sein. »- und dann brannte der ganze Bücherhaufen nieder! Der hat uns unseren ganzen Lohn gegeben samt Bonus, nur damit wir verschwinden!« Angetrunken lachten die Dunkelelfin und die Khajiitfrau mehr darüber, als die beherrschte, wenn auch beschwipste Wirtin. Stöhnend und seufzend bequemten sich alle drei Frauen in ihre Stühle zurück und sahen vor sich hin. Nostalgisch schwärmte Kyara. »Ja, so ist das alles gewesen. Schon nicht schlecht. Unglaublich. Schon zwei Jahre sind um. Kaum zu fassen, dass ich dich mit 15 aus Bruma geholt habe und nun bist du eine richtige Frau.« Geschmeichelt wurde Tallia ein wenig rot um die Wangen und die Komplimente hörten nicht auf. Auch Seralas musste es zugeben. »Und da muss ich deiner Meisterin recht geben. Damals warst du ein süßes zierliches Ding. Doch nun bist du eine kurvige junge Frau geworden. Was zwei Jahre nicht alles ausmachen können. Ich bin wirklich erstaunt. Du solltest aufpassen wohin du gehst. Bei so einem Schätzchen wie du es bist kommen die Männer schnell auf üble Gedanken.« Heißrot angelaufen fummelte Tallia an ihren Fingern rum und sah auf sie hernieder, während sie gerade zu unmerklich nickte. Bevor sie es aber vergaß, wollte sie noch etwas nachgefragt haben. Also sah sie die beiden älteren Frauen vor sich an und fragte kleinlaut. »Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?« Blitzschnell durchfuhr der Schreck Kyara, als sie diese Frage vernahm. Seralas hingegen war eher verwundert, dass ihre Katzenfreundin scheinbar noch nichts von ihrer Bekanntschaft preisgegeben hatte. Unbekümmert wollte die Bosmerfrau anfangen von der gemeinsamen Vergangenheit mit Kyara zu reden, doch Kyara kam ihr zuvor. »Ach, Seralas und ich sind einfach alte Freunde. Wir haben uns mal zufällig kennengelernt und wir verstanden uns von Anfang an gut. Diese Freundschaft hält also schon ein paar Jahre.« Natürlich war das eine sehr magere Antwort und es war wenig verwunderlich, dass die Dunkelelfin Genaueres wissen wollte. »Und wie und wo ist das zu Stande gekommen?« Diesmal richtete sie die Frage der Wirtin, doch die hatte bereits begriffen, dass Kyara nichts verraten wollte. Um nicht in die Verlegenheit zu geraten, eine Freundin anlügen zu müssen, stand sie lieber auf und entschuldigte sich. »Das kann dir besser Kyara erzählen. Ich sollte so lange meine zwei Lieblingsgäste mit einigen Speisen versorgen. Ich bin gleich wieder da.« Trotz ihrer leichten Beschwippstheit, stand Seralas elegant wie immer auf und verließ den Tisch in Richtung Theke. Erleichtert fiel Kyara zurück an ihre Stuhllehne und versuchte so schnell wie möglich ein anderes Thema anzubrechen. »Und Kleines? Hast du noch Hunger oder Durst?« Ohne diese Frage überhaupt zu beachten, sprach Tallia ungewöhnlich bestimmend weiter. »Was soll das? Warum will mir keiner etwas verraten?« Kyara kam in Bedrängnis und wusste, dass sie früher oder später ihrer Schülerin alles erzählen musste. Jedoch war ihr später lieber als früher, somit befreite sie sich aus ihrer Erklärungsnot. Sie stand auf und hielt sich einen Moment am Stuhl fest, weil sie aufgrund des Alkohols ein wenig schwankte. »Ich sollte besser Seralas helfen gehen. Es wäre unhöflich sich einfach hier hinzusetzen, kein einziges Goldstück zu zahlen und sich bedienen zu lassen. Ich bin gleich wieder da.« Um nicht noch irgendwelche Fragen anhören zu müssen, machte die Katzenfrau sofort kehrt und schlängelte sich zwischen den Tischen her um an die Theke zu kommen. Dort angekommen, ging sie drum herum und an der Orkfrau vorbei. Somit gelangte sie in die Küche wo sie die Argonierin erblickte, die gerade einen Eintopf zubereitete. Weiter hinter ihr stand Seralas an einem Tisch und schnitt etwas Lauch. Kyara schwankte dort hin und stellte sich direkt daneben, lehnte sich an und sah ihrer Freundin von der Seite ins Gesicht. Die Bosmerfrau schnitt eifrig weiter und wusste, dass sie nun endlich frei sprechen konnte. »Ich denke du solltest mir das von eben erklären Jinay.« Wesentlich ernster als zuvor verzog sich die Mime der Khajiit und sie verschränkte ihre Arme, während sie auf den Boden vor sich sah. »Nenn mich nicht so. Die Tage von Ra’Jinay sind zu lange her und ich will nicht, dass Tallia davon weiß. Sie sieht mich als Vorbild und ich will nicht, dass sie in ihrer Meisterin etwas sieht, was schon lange nicht mehr existiert. Wann lernst du es endlich, dass ich nun Kyara bin?« Verwundert schnitt die Bosmer langsamer und fragte nach. »Nicht mehr existiert? Ich rede nicht davon. Ich rede von uns. Seit du hier bist hab ich noch keinerlei Annäherung von dir gesehen. Weiß deine Schülerin überhaupt wie es zwischen uns ist?« Ende des Kapitels Kapitel 13: Das Geheimnis in Cheydinhal Teil II ----------------------------------------------- Seralas hörte ganz mit dem Schneiden auf und legte das Küchenmesser weg. Sie drehte sich zu Kyara und legte einen Arm um die sehnige Taille. Mit ihrem bekannten, koketten Blick sah sie der Katzenfrau ins Gesicht und wartete auf eine Antwort. Verlegen und leise bekam die Wirtin eine Antwort von ihrer Freundin. »Ich will das nicht. Nicht vor ihr. Sie soll auch das nicht wissen.« Es gab wenig, das diese Waldelfin wirklich aus der Ruhe bringen könnte. Doch diese Neuigkeit ließ selbst sie nicht unberührt. »Was ist seit deinem letzten Besuch passiert? War es das letzte Mal nicht mehr schön für dich? Es kam mir so vor, dass du es sehr genossen hattest. Da war bereits Tallia bei dir und du hattest keinerlei Einwände sie in ihrem Zimmer schlafen zu lassen und mit mir-« Ehe Seralas weitersprechen konnte, unterbrach die Khajiit. »Bitte! … bitte… es tut mir leid.« Die Bosmerfrau konnte es nicht verstehen, was ihre alte Freundin dazu bewegen könnte, nicht mehr ihre körperliche Nähe zu suchen. Aber als die Waldelfin einen Augenblick nachdachte, kam ihr ein Geistesblitz. Sie stellte sich vor der verbitterten Kyara und sah in ihr tristes Gesicht. Ihre mildbraune Hand legte sich auf die Wange ihrer Katzenfreundin und ihre jadegrünen Augen blickten sie an. Die Khajiit roch noch das geschnittene Lauch an den weichen Elfenhänden und es erinnerte sie an die Zeit in den Wäldern Cyrodiils, als sie mit Seralas in den Baumhäusern des Dunkelforsts lebte. Damals machte die Bosmerfrau ihren köstlichen Eintopf, der immer ein wenig nach Lauch roch. Ein leises Wispern drang von Seralas zarten Lippen. »Bist du etwa mit deiner Schülerin…« Damit ihre Freundin auf keine falschen Gedanken kam, verneinte Kyara sofort. »Nein, nein. Wofür hältst du mich? Ich bin kein ungestümes Tier.« »Aber du empfindest etwas für sie?« Die Scham kroch in Kyara hoch und ein wenig genervt drehte sie ihr Gesicht weg. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ja nichts. Vielleicht… ach ich weiß doch auch nicht.« »Jinay, ich möchte mich nicht in dein Liebesleben einmischen, aber dennoch ist es keine gute Idee. Ich glaube ich brauche dir nicht zu sagen, dass ein Meister, Schüler Verhältnis als ein solches belassen bleiben sollte. Es gibt kaum ein stärkeres Band, das auf Vertrauen, Schutz und Verantwortung baut.« Kyara drehte ihren Kopf ganz weg und entfernte sich ein paar Schritte. »Das brauchst du mir nicht zu sagen Sera. Aber es ist schwer sich zu beherrschen. Gestern habe ich mich in Anvil betrunken, weil ich mein Verlangen ertränken musste, damit ich nicht auf falsche Gedanken komme. Es ging nicht so gut wie ich dachte, also nahm ich mir ein junges Bosmermädchen, das eigentlich nur eine Lieferung für ihre Mutter zum Gasthaus bringen sollte. Ich fing sie am Tresen ab und…« Vor Schuld machte die Khajiit eine Pause, bevor sie weitersprechen konnte. Beschämt sah sie auf den Boden und redete beherrscht weiter. »Es kam nicht dazu. Tallia ging den ganzen Abend lang die Sterne beobachten und kam nach einer Weile wieder. Hätte sie mich nicht zurückgehalten…« Seralas schritt weiter an ihre Freundin heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Es ist doch nur natürlich Jinay. Wenn ich mich daran erinnere, wie viele junge Mädchen du damals hattest, so war es doch unausweichlich, dass so etwas irgendwann geschieht. Jeder hat doch Bedürfnisse.« Erbost drehte sich Kyara um. »Genau das meine ich. Genau das ist es, was mich so entsetzt hat. Ich war so wie damals. Ich wollte ein blutjunges Mädchen mit auf mein Zimmer nehmen.« Die Stimme der Bosmer hielt sich weiterhin sehr beruhigend. »Mache dir keine Vorwürfe. Im Gegensatz zu damals bist du eine ganz andere Person.« Eine dritte Person klinkte sich in das Gespräch ein. Eine zischende Stimme drang von der Argonierin, die mit drei leeren Schalen und einem kleinen Metallkessel voll Eintopf in den Händen neben den Freundinnen stand und sie hin hielt. »Mach dir kei-ne Sorgen darum Ra’Jinay. So wahr ichch hier stehe, bezeuge ichch, dassss du dich wahrlich gewandelt hast. Und damit du endlich auf andere Gedanken kommssst habe ich mir erlaubt bereitsss den Lauch zzzu nehmen und den Eintopf für euch zzzuzubereiten. Bitte ssehr.« Auch die Orkfrau hatte ihre Meinung dazu Kund zu geben. Denn diese lehnte bereits seit einiger Zeit am Türrahmen und lauschte. Ihre heisere Stimme erklang bestimmend. »Silb-Schwanz und Seralas haben recht. Du bist viel zu weich geworden. Ich persönlich war besser mit Ra’Jinay zufrieden, als mit Kyara. Aber das musst du ja wissen. Und falls du es dir nicht aufgefallen ist, wir haben uns auch ganz schön gewandelt. Ist schon Ewigkeiten her, dass ich einem Thalmor den Schädel mit einer Axt gespalten hab.« Silb-Schwanz und Seralas sahen skeptisch zu Bura’Grak rüber, doch die zuckte mit den Schultern und war sich keiner Schuld bewusst. »Was denn? Habt ihr ernsthaft was anderes von mir erwartet?« Belustigt fingen alle in der Küche an zu lächeln und leise zu kichern. Ihre Kampfschwestern gaben ihr neuen Mut und die Stimmung hob sich allmählich. Kopfschüttelnd und lachend sprach Kyara. »Wie man sieht ist es doch nicht so schlecht, wenn einiges gleich bleibt. Danke euch allen. Ich bin froh hier hergekommen zu sein.« Seralas erwartete nicht, dass die Katzenfrau sie plötzlich umarmte. Und schon gar nicht, dass sie es so innig tat, doch abgeneigt war sie keinesfalls. Umgehend umarmte sie auch den geschmeidigen Körper ihrer Freundin und schwelgte in der Zärtlichkeit die ihr schon so oft zu Teil wurde. Mild flüsterte Kyara ihrer Bosmerfreundin ins Ohr. »Und vor allem danke ich dir Sera. Auf dich konnte ich immer zählen.« Dieses Lob nahm Seralas nur allzu gern an. Trotzdem musste auch sie ihrer Freundin noch etwas mitteilen. Somit flüsterte sie ins Katzenohr. »Und du hast bereits genug Buße getan. Du hast sie verlassen und hinter dir gelassen. Genug Zeit ist vergangen. Quäle dich nicht mehr und lass es gut sein. Genieß dein Leben. Der Krieg ist vorbei und nun müssen andere Schlachten geschlagen werden.« Der Satz tat irgendwo noch weh, doch Kyara wusste, dass Seralas recht hatte. In Kyaras Gedanken wiederholte sie noch einmal die Stelle, die ihr am meisten Kummer bereitete. -Ich hab sie verlassen und hinter mir gelassen…- Sie lösten sich voneinander und die Bosmerfrau sprach munter. »Und nun raus mit dir. Lass deine Schülerin nicht warten.« Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und verließ umgehend die Küche. An der Küchentür ging sie an Bura’Grak vorbei, die ihr noch einmal kameradschaftlich auf den Rücken schlug und moralisch angefeuert hinterherrief. »Und nun Kopf hoch. Du winselst ja bereits mehr als so manche Beute.« Lächelnd empfing Kyara diese Geste und sah bereits Tallia, wie sie allein am Tisch saß. Wie erwartet, war der erste Becher Jagga noch gar nicht wirklich leer, doch es reichte scheinbar bereits, damit das Dunmermädchen bereits angetrunken war. Kyara wusste, dass es eine ihrer ersten Erfahrungen mit starkem Alkohol war, somit nahm sie Rücksicht und setzte sich zu ihrer Schülerin und nahm ihren Becher. Ermahnend fragte das Mädchen nach. »Hey, was soll das? Ich war noch gar nicht fertig.« Einen Lacher stieß die Khajiit aus und trank den Rest des Bechers aus. »Du hattest da gerade einen halben Becher Jagga. Das ist ein guter und starker Alkohol aus Valenwald. Es macht dich schnell betrunken und nur weil ich dich heute ausnahmsweise etwas trinken lasse, heißt es nicht, dass ich dich viel trinken lasse. Und ich glaube wenn du wüsstest woraus das gemacht wird, würdest du sowieso alles wieder ausspucken.« Die blutigen Augen sahen mit böser Vorahnung zur schneeweißen Katzenfrau hin. »Woraus wird es denn gemacht?« Kess grinste Kyara und beugte sich vor. Sie hielt es für eine gute Idee es Tallia zu erzählen. Das sollte eine Lehre sein, damit sie so schnell nicht noch mal Alkohol anfasst. »Wenn du es wirklich wissen willst…« »Ja, bitte.« »Nun, Jagga ist so süß und stark, weil die Bosmer ganz bestimmte Zutaten verwenden. Aber Hauptsächlich besteht es nur aus zwei Komponenten. Schweinemilch und Honig. Durch den Zucker in den beiden, wird es nach der Gärung alkoholisch.« Unglaubwürdig wiederholte das verschreckte Dunmermädchen. »Schw-Schw-Schweinemilch!?« Man konnte gar nicht so schnell gucken, wie Tallia sich eine kleine Karaffe mit Wasser vom Tresen nahm und nach draußen stürmte. Zu hören war nur noch das Aufschlagen der Tür und das sofort Knallen, als sie schloss. Lachend konnte sich Kyara kaum noch auf den Stuhl halten. Sie wusste, dass es vielleicht eine sehr harte Lektion war, aber sie wusste, dass die härtesten Lektionen am längsten in Erinnerung bleiben würden. Vermutlich wusste es keiner so gut wie sie. Als sie sich wieder fasste, trank sie noch den letzten Rest aus ihrem Becher und seufzte schwer. Während sie in den Becher sah, der vor ihr stand und den sie in der Hand hielt, wollte sie erst in Schwermut verfallen. Denn was Seralas gesagt hatte, hatte sie zwar wieder aufgebaut, jedoch erwähnte sie jemanden. Jemand, den Kyara bereits vor langer Zeit hinter sich gelassen hatte. Ehe aber Schwermut und Nostalgie ihren Tribut forderten, bekam die Khajiit überraschenderweise eine Massage von zwei femininen Händen. Sie griffen zwischen den Schultern und ließen die Verspannungen des sehnigen Katzenkörpers erst richtig deutlich werden. So wurde Kyara schon lange nicht mehr berührt. Stöhnend legte sie ihren Kopf nach hinten und spürte wie Daumen sich in ihre Verspannungen drückten und sie linderten. Vergnügt sprach Seralas. »Dir scheint es genauso gut wie damals zu gefallen.« Genießend und mit geschlossenen Augen bejahte die weißpelzige Katzenfrau. »Mh hmmm…« »Wo wollte deine Schülerin denn so schnell hin? Sie schien es ja sehr eilig zu haben.« »Ich hab ihr gesagt woraus Jagga gemacht wird.« »Scheint ihr nicht zu gefallen. Du hattest das geplant, nicht wahr?« »Irgendwer muss sie doch erziehen. Sie soll zu keinem Trunkenbold werden.« »Ich hab mich schon gewundert, warum du ein 17 jähriges Mädchen solch starken Alkohol trinken lässt. Und diese Lektion solltest du auch besser wiederholen. Ich kann ja verstehen, dass du in letzter Zeit in großer Bedrängnis wegen deiner Schülerin gerätst, aber dich gestern und heute zu betrinken ist etwas, dass ich noch nie bei dir gesehen habe. Nicht einmal… in deinen anderen Zeiten…« Entspannt und deswegen auch nicht wirklich verstimmt von diesem Kommentar, antwortete die genießende Khajiit. »Ja ich weiß. Ich werde gleich einfach was von deinem Laucheintopf essen und keinen einzigen Tropfen mehr trinken. Ich meine, das letzte Mal vor dem gestrigen Abend habe ich vor knapp einem Monat Alkohol getrunken. Und das war nur ein Glas Tamika Wein, weil der mir von einer Plantage angeboten wurde. Also mach dir mal keine Sorgen darum. Worum ich mir mehr Sorgen mache ist, was ich wegen Tallia tun sollte. Ich merke, wie sich in mir das Verlangen anstaut.« Die sonnengeküssten Lippen näherten sich den Katzenohren und erotisch flüsterte Seralas. »Wie lange ist es denn nun her, dass du den Beischlaf mit jemand hattest?« Langsam schlossen sich wieder die silbernen Augen und der Kopf von Kyara lehnte sich wieder entspannt zurück, als sie genüsslich ausstöhnte. »Sieben oder acht Monate.« Fast schon entsetzt musste die sonst so ruhige Seralas nachsprechen. »Sieben oder acht Monate? Da ist es doch kein Wunder, dass jemand wie du sich nicht mehr beherrschen kann. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo sieben oder acht Tage bereits zu viel war. Wieso suchst du dir nicht irgendwo eine reizende Dame und genießt Dibellas Gaben? Das sollte einer solch verhungerten Raubkatze wie dir sicher dienlich sein.« »Nein, es hat schon seinen Grund, warum ich es schon seit so langer Zeit nicht mehr getan habe. Seitdem ich diese Gefühle für Tallia erst richtig bemerkt habe, fühlte ich mich schuldig solche Dinge mit anderen Frauen zu machen. Ich habe auch immer dafür gesorgt, dass sie nichts mitbekommt. Es fühlt sich einfach falsch an.« Verständnisvoll erhob sich Seralas wieder vom Ohr ihrer Katzenfreundin und massierte sie weiter. »Ich verstehe.« Als die Eingangstür wieder aufging, hörte die Bosmer sofort mit der Massage auf, da sie nun wusste, dass Kyara nichts von alledem preisgeben wollte. Sie blieb einfach hinter Kyaras Stuhl stehen und hielt sich an der Lehne fest. Amüsiert darüber fragte die Waldelfin nach. »Was ist passiert? Schlägt dir die Spezialität meiner Heimat auf den Magen?« Weniger erfreut darüber stellte Tallia die Karaffe auf den Tisch und blieb davor stehen. »Naja, ich denke ich bleibe vorerst bei Wasser.« Kyara sprach siegesgewiss. »Gutes Mädchen.« Seralas nahm sie Karaffe vom Tisch und brachte sie zurück in die Küche. Die Abwesenheit der Wirtin nutzte Tallia und sie schlug ihrer Meisterin etwas vor. »Kyara? Ich wollte kurz zur ehemaligen Magiergilde. Da gibt es doch immer Zauberbücher und ich wollte mal nachsehen ob ich nicht ein paar nützliche Zauber finden könnte.« Verwundert musste die Khajiit nachhaken. »Jetzt noch? Die hat doch mit Sicherheit schon zu. Wir haben bereits Abend.« »Ja, frühen Abend. Die hat aber noch auf, das weiß ich. Ich hab mit einem Magier von dort gerade draußen gesprochen. Scheinbar haben die bis Mitternacht offen, weil sie gerade die Bibliothek neu ordnen.« »Ehm… nun ja… gut, da spricht sicher nichts gegen. Aber sei bitte vorsichtig. Wer weiß welche Gestalten sich nun auf den Straßen rumtreiben.« Lächelnd wedelte Tallia diese Bemerkung ab. »Ach was, Cheydinhal ist nun wirklich nicht so groß und hat nicht viele dunkle Gassen. Ist ja nicht so, als wäre das hier Skingrad oder Einsamkeit. Könnte aber eine Weile dauern. Du weißt ja, ich und Bücher.« »Sei trotzdem vorsichtig. Nimm sicherheitshalber immer einen Unsichtbarkeitstrank mit und sei nicht später als Mitternacht hier. Verstanden?« Bockig, weil sie wie ein kleines Kind behandelt wurde, sagte die Dunkelelfin in einem adretten Ton. »Jawohl Meisterin.« Tallia nahm ihren Mantel und ihre Tasche, um damit aus dem Gasthaus zu gehen und ins feucht, duftende Cheydinhal zu verschwinden. Als sie die Tür hinter sich schloss, lehnte sie sich kurz dagegen, neigte beschämt ihr Gesicht und sah sich den Zettel in ihrer Hand an. Ende des Kapitels Kapitel 14: Das verlassene Haus ------------------------------- Der frauliche Rücken lehnte schuldig an der Tür der Herberge. Beschämt über ihre viele Lügen sah Tallia auf ihre Hand und der Zettel, der darin ruhte, war schwerer zu halten als erwartet. Erneut öffnete sie die Nachricht und las ein zweites Mal den Inhalt. Wie ich sehe seid ihr früher angekommen. Treffe mich im verlassenen Gebäude. In einer Stunde im Keller. Nun fürchtete sie, was auf sie zukommen würde. Sie bereute es bereits, dass sie sich eben alleine vor die Tür getraut hatte. Denn so hatte Nor’Jai eine Chance ihr den Zettel bereits zu geben und sie so früh in ihr Versteck einzuladen. Das ging der Dunkelelfin alles zu schnell. Dabei war es nur ein kurzer Moment. Sie war nach draußen gegangen, weil ihr übel von dem Jagga war und als sie genug Wasser getrunken hatte und würgend dieses Bosmergetränk wieder los wurde, schoss ein Pfeil neben ihr in den Balken der Taverne. Drum herum war die Nachricht gebunden gewesen und Tallia konnte nicht anders, als diesen Zettel durchzulesen. Daraufhin war sie zurück in die Taverne gegangen um ihre Meisterin anzulügen und zu behaupten, dass sie die Magiegilde besuchen würde. Die Erinnerung an diesen kurzen Moment ließ ihr erneut klar werden, dass sie aufs Schlimmste ihre Meisterhin hinterging. War es das wert? Gewissheit gegen Freundschaft? Jedoch musste die Dunmer wissen, ob sie ihrer Meisterin vertrauen konnte. Ob sie einer Mörderin diente oder nicht. Blinder Gehorsam gehörte in die Armee aber nicht zu einem Mädchen, das gelernt hatte, ihren Verstand zu benutzen. Also tat sie das, was ihr beigebracht wurde. Sie setzte zögernd einen Fuß nach den anderen und durchkämmte die Stadt nach einem verlassenen Haus. Währenddessen in der Herberge: Die dunkle Ecke neben der Treppe bot ausreichend Schutz vor den Blicken der Gäste, von denen ohnehin keiner mehr etwas von seiner Umgebung mitbekam. Der feminine Katzenkörper wurde von dem sanften Druck der Elfenhände an die Wand gepresst und die goldbraunen Lippen flüsterten dem Khajiitmund entgegen. „Na wenn Tallia gegangen ist, dann kannst du doch nun ohne schlechtes Gewissen deinen Begierden nachgeben.“ Willig, aber unsicher verneinte die Katzenfrau in ihrem leicht beschwipsten Zustand. „Nein Sera… das ist trotzdem falsch. Wenn ich wirklich Tallia mehr als nur mag, dann ist es doch falsch wenn ich nun… ‘das‘ mit dir mache. Ich glaube nicht, dass es richtig wäre.“ Lächelnd legte Seralas ihren Zeigefinger auf die Lippen ihrer Freundin und hauchte ihr verführerisch entgegen. „Sei nicht albern. Du bist nicht vergeben und weißt vermutlich nicht mal mehr, wie sich wahre Leidenschaft anfühlt. Komm, ich bringe es dir wieder bei. Vielleicht erinnerst du dich dann wieder.“ Die warmen, sanften Lippen der Bosmer pressten sich auf Lippen der Katzenfrau und überwältigt, aber nicht abgeneigt, erwiderte Kyara den Kuss. Erst zögerlich, dann ein wenig mehr. Um es nicht zu übertreiben, löste Seralas sich bereits von den Lippen der Khajiit und sah in die silbernen, verträumten Augen, während sie fragte. „Und? Erinnerst du dich wieder ein wenig?“ Überraschenderweise fühlten sich diese Berührungen nicht schlecht an. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich nicht. Entweder war der Jagga Schuld, der noch eindeutig den Verstand der Katrztenfrau vernebelte, oder es war vielleicht doch in Ordnung, wenn Kyara sich der Fleischeslust nach so langer Zeit hergab. Damit sie diese Entscheidung nicht selber treffen musste, übernahm das Seralas für sie. Bestimmend griff die Elfenhand nach der Katzenpfote und zog sie mit die Treppe hinauf. Die Bosmer führte ihre Freundin in ihr Privatzimmer im zweiten Stock. In den Raum, in den sie bereits seit langer Zeit den Beischlaf zusammen hielten. Kyara verschwand mit ihrer Freundin in dem Zimmer und wurde aufs Bett gesetzt. Ihre Katzenaugen folgten den Bewegungen ihrer Gastgeberin und beobachteten sie. Die Bosmer eilte nicht und zündete gemächlich einige Kerzen im Raum an und sorgte mit einigen Räucherstäbchen für eine angenehme Stimmung. Sie wusste, dass Kyara eine große Vorliebe für solche Dinge hatte und somit setzte sich Seralas in aller Ruhe zur Khajiit aufs Bett. Nebenbeinander saßen die Freundinnen auf dem großen Schlafgemach und die Stimmung war warm und schüchtern. Die leidenschaftliche Stimme der Bosmerfrau drang an das Katzenohr. „Hab keine Bedenken Jinay. Es wird wunderschön sein. So wie immer... Du hast dich so sehr gezüchtigt, dass du dir ruhig einen Abend frei nehmen darfst. Lass dich einfach fallen und genieß das Leben so, wie Dibella es für uns vorgesehen hatte.“ Beherrscht und bestimmend fassten die Elfenhände nach der nordischen Rüstung ihrer Freundin. Knopf für Knopf und Riemen für Riemen wurden gelockert. Die Schulterplatten wurden auf den Boden gelegt und die Ärmel abgenommen. Kyara ließ es mit sich machen und es fühlte sich so gut an, nach so langer Zeit verführt zu werden. Seralas hatte keine Scheu dabei und kniete sich vor der sitzenden Khajiit hin um zu ihr raufzusehen und langsam die Stiefel auszuziehen. Der weiße, weiche Pelz wurde mehr und mehr enthüllt und letztendlich saß Kyara nur noch mit bekleidetem Torso auf dem Bett. Währenddessen legte Seralas kniend die Stiefel zur Seite und sah zur ihrer Freundin erneut hoch. Ihre sonnengeküssten Hände strichen über die weißen, weichen Oberschenkel und die zarten Waden der Katzenfrau. Es war nicht zu leugnen, dass auch die Waldelfin die Berührung des flauschigen Körpers von Kyara sehr genoss. Dieses weiche Fell brachte sie immer dazu den Körperkontakt zu suchen und somit rieb Seralas ihre Wange an den Oberschenkel ihrer Freundin entlang. Für beide war es ein schönes Gefühl und während sich Seralas an dem Oberschenkel entlang rieb, strich Kyara ihre Pfote über das goldene Haar der Bosmer. „Jinay, es ist einfach zu lang her… Dibella sei Dank, dass du vorbeigekommen bist. Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt…“ Seralas ließ vom Katzenbein ab und richtete sich auf, um auch sich selbst zu entkleiden. Ihre Robe war leicht zu öffnen und auch ihre Stiefel standen schnell neben denen von Kyara. Fallend landete die Robe neben dem Bett und mit freiem Oberkörper saß Seralas erneut neben ihrer Freundin. Die Khajiit erinnerte sich wieder an die Lust und die Erotik. Ihre silbernen Augen tasteten den gold-gebrannten Oberkörper ab, der im Kerzenlicht zu schimmern schien. Jede kleine Stelle erregte Kyara mehr und mehr. Der Hals, das Dekolleté, die Brüste, der Bauch, die Seiten, egal welche Vorzüge Seralas bot, sie wurden alle von ihrer Freundin wahrgenommen. Verführerisch sahen die jadegrünen Elfenaugen in Kyaras Gesicht und die Bosmer vernahm die aufsteigende Begierde im Körper ihrer Freundin. Kyara gestand sich ein, dass sie nervös und erregt war. Ihr Herz pochte und das Verlangen wuchs von Sekunde zu Sekunde. Erneut wurde Seralas aktiv und entkleidete Kyara gänzlich. Sie knöpfte das nordische Leinen auf und entfernte sowohl Beckenschutz wie auch das Oberteil, um es zu den anderen Kleidungsstücken auf den Boden zu legen. Als sich Seralas auch ihrer Hose entledigte, saßen die Frauen nackt nebeneinander und eine letzte Vorbereitung musste noch abgeschlossen werden. Eine Tradition, die Kyara und Seralas ganz für sich behielten. Die Bosmer öffnete die Schublade ihres Nachttisches und nahm zwei Dibella Amulette heraus und setzte sich wieder neben der entkleideten Khajiit. Es benötigte keine Worte und Kyara hob den Kopf, damit Seralas ihr die Kette anlegen konnte. Auch sich selbst legte die Waldelfin das Amulett an und somit waren die letzten Vorbereitungen abgeschlossen. Ihre grünen Augen sahen ihre Katzenfreundin an und das goldene Lächeln ließ das Herz der Katzenfrau aufschlagen. Die weiche Elfenhand strich vorsichtig über die pelzige Wange von Kyara und fasste fester, um sie an sich heranzuziehen. Erneut küssten sich die Frauen, doch diesmal mit wesentlich mehr Leidenschaft. Küsse setzten an, hielten und lösten sich wieder. Einen Kuss nach dem anderen tauschten sie und die Zunge von Sera traute sich vor. Sie strich über die Lippen der Khajiit und instinktiv öffnete Kyara ihren Mund ein wenig mehr. Auch sie ließ ihre Zunge am Geschehen teilhaben und die feuchten Glieder trafen sich. Der warme, erotische Duft kam auf und der Geschmack und das Gefühl von Seralas Speichel ließ Kyara nicht unberührt. Der Kuss ließ ihre Säfte kochen und das bebende Gefühl der Leidenschaft kehrte wieder in die hungrige Seele Kyaras zurück. Sanft belastete die Hand von Seralas das pelzige Dekolleté der Khajiit und sie drückte ihre Freundin ins Bett und ihre Körper schmiegten sich aneinander. Seufzend küssten sie sich weiter und Seralas Hand griff um die Taille, um sich noch stärker an den Körper ihrer Freundin zu pressen. Sie rieb ihren Körper im Rhythmus an den ihrer Freundin und es bereitete ihr eine Lust, wie sie es nur von Kyara kannte. „Mmh… Jinay…“ Währenddessen am verlassenen Haus: Die Balken knartschten und quietschten, als die Hände des Dunmermädchens versuchten, sie von der Tür des Gebäudes zu entfernen. Doch es schien, als wenn sie fest vernagelt wären. Es war scheinbar viel schwieriger ins Haus zu kommen, statt es zu finden. Das musste sich Tallia zumindest eingestehen, als sie mit aller Mühe versuchte, die Bretter zu lösen. Zum Glück hatte sie ihren Geldbeutel dabei, denn eine Münze reichte dem Bettler an der Teichbrücke aus, um ihn die Information zum verlassenen Haus zu entlocken. Dass das Haus so verriegelt und verrammelt war, hatte er aber mit keinem Wort erwähnt. Doch Tallia hatte Glück. Sie bemerkte, dass das Holz schon sehr morsch war und somit musste sie nicht einmal die Nägel entfernen, sondern einfach die Bretter durchbrechen. Also zog sie nicht mehr an den Enden der Latten, sondern an der Mitte und è voilá, waren die Balken entfernt. Noch einmal sah sie sich um und versuchte Wachen ausfindig zu machen, da sie keine ungebetenen Störenfriede bei so einer wichtigen Aktion gebrauchen konnte. Als aber die Luft rein war, öffnete sie die Klinke der alten Holztür, die seltsamerweise nicht verschlossen war und trat ein. Sie schloss die Tür schnell hinter sich, weil sie nicht wollte, dass es jemand mitbekam. Folglich stand sie übereifrig in einem stockfinsteren Raum, in den es vor Staub und Kargheit nur so roch. Manchmal wünschte sie sich ebenfalls eine Khajiit zu sein. Dann hätte sie nicht so viel Angst in der Dunkelheit und könnte einfach durch sie hindurchsehen. Schleunigst flammten ihre Hände auf, als sie einen Feuerzauber aktivierte. Sie erblickte ein altes Gemäuer, das von Spinnweben eingedeckt war und eine so unheimliche Aura ausstrahlte, dass ihr schwaches Dunmerherz fast stehen blieb. Es war ihr wohl bewusst, dass der Keller nicht einladender war, als dieses Etablissement. Was sie aber am meisten stutzig machte, war die Tatsache, dass es nicht hätte leiser sein können. Nicht einmal ein geöffnetes Fenster, das einen pfeifenden Wind hinein ließ, oder eine knartschende Tür, die in den Angeln hing. Das Elfenblut schoss durch ihre Adern wie eine Wildwasserquelle und der Puls nahm stetig zu. Um nicht wahnsinnig vor Angst zu werden, schloss sie ihre verängstigen Augen und atmete einmal tief durch, wonach sie flüsterte. „Es gibt hier keine Geister. Und selbst wenn, dann bin ich gewappnet. Ich bin Kyaras Schülerin und wir haben bereits so manchen Geist erlegt. Mir kann keiner etwas anhaben, solange ich in meiner Meisterin vertraue. Außerdem muss hier auch irgendwo Nor’Jai sein. Sie hätte mit allen Geistern hier drin sicher schon kurzen Prozess gemacht.“ Zu diesem seltenen Anlass nahm sie den Dolch aus ihrer Tasche, den Kyara ihr vor zwei Jahren zu ihrer ersten Begegnung geschenkt hatte. Den Ta’agra Dolch, der aus Silber gemacht wurde. Im Einsatz gegen Geister äußerst effektiv. Diese Gewissheit ließ sie ruhiger werden und sie fasste sich ein Herz, als sie die Tür zum Keller öffnete. Es war eine einfache Tür, die in die Dunkelheit hinab führte, doch das Licht in ihrer Magie und dem Dolch in ihrer Hand linderten die Angst. Schritt für Schritt trat sie die Stufen hinab und nach kurzer Zeit kam sie in einen Kellerraum an, der wenig beinhaltete. Nur ein Leeres Weinfass, einige verstaubte Kisten, Eimer, ein Stuhl und ein leerer Schrank. Jedoch führte ein Loch in der Wand weiter zu einem Steintor, das unheimliche Verzierungen zeigte, wobei die deutlichste eine schwarze Hand in der Mitte des Steinblocks war. An den Punktabdrücken über den Fingerspitzen und der zierlichen Beschaffenheit erkannte man, dass es eine Khajiithand sein musste. Tallia wusste sich anfangs nicht zu helfen, da sie nicht wusste, wie man dieses Tor öffnen sollte. Dann aber fiel ihr etwas auf. Das Feuer in ihrer Hand flackerte vom Wind. Ihre blutigen Augen betrachteten das Feuer etwas genauer und es schien, als wenn der Luftstoß aus den Ritzen des Tors kam. Es hatte den Anschein, als wenn es nicht verschlossen wäre. Somit wagte sie den Versuch, gegen die Tür zu drücken und überraschenderweise ging sie auf. Steinwetzend schob sich das Hindernis auf und der Gang führte weiter. Ende des Kapitels Kapitel 15: Gefahr in Verzug ---------------------------- Am Ende des Ganges erkannte man bereits einen Raum der hell erleuchtet war. Misstrauisch setzte sie ihren Weg fort und tastete sich an der Wand voran. Als sie den Raum erreicht hatte, sah sie sich vorsichtshalber um und blickte sicherheitshalber noch einmal hinter sich. Ihre Klingenohren vernahmen keinerlei Geräusche, somit traute sie sich ins Innere. Sie stellte sich inmitten des Untergrunds und begutachtete den Raum. Hier sah es völlig anders aus als im verlassenen Haus. Fackeln brannten an den Wänden, Kerzen standen auf den Kommoden des Eingangs, ein roter Teppich und ein Kronleuchter ließen diese Örtlichkeit fast schon extravagant aussehen und es gab sogar eine Leseecke, wo Bücherregale und Stühle samt Anrichte und Tischen aufgestellt waren. Es schien so, als ob dieser Untergrund für jemanden ein bequemes zu Hause sei. Auch wenn es an der nötigen Pflege dieses Etablissements fehlte. Staub machte sich auf vielen Regalen bereits breit. Als sich das Dunmermädchen vergewisserte, dass keine Bedrohungen anwesend waren, begutachtete sie ihre Möglichkeiten. Es gab insgesamt vier Wege die sie gehen könnte. Zwei davon waren direkt vor ihr und führten zu anderen Räumen, wobei die Holztüren bereits geöffnet waren. Die anderen beiden führten links und rechts in andere Gänge. Erst war sie sich nicht ganz sicher darüber, wohin sie gehen sollte, aber sie erkannte im Raum vor sich, dass es darin einige Figuren mit Kleidern gab. Da dies ihr Interesse als erstes geweckt hatte, setzte sie ihre Erkundung darin fort. Vorsichtig trat sie in den Raum ein und zu ihrer Überraschung war es ein Studier- und Arbeitszimmer. Kein sonderlich großes, aber dennoch sehr gut ausgestattet. Es gab einen großen Schreibtisch, der sehr ordentlich gehalten war und es brannte sogar noch eine Kerze darauf, die kaum runtergebrannt war. Jemand musste sie erst vor kurzem angezündet haben. Außerdem stand im Zimmer ein Alchemielabor, wo sogar noch einige fertige Tränke und auch ein paar leere Phiolen drauf standen. Von ihrer Erfahrung, die sie durch Kyara gesammelt hatte, wusste sie, dass das Giftphiolen waren. Rechts neben den Alchemielabor standen die zwei Figuren, wobei eine davon unbekleidet war, hingegen die andere in genau derselben Kleidung wie die von Nor’Jai eingekleidet war. Weiter rechts an der Wand stand eine Glasvitrine, in der zwei Dolche lagen, hingegen darüber ein Waffenständer an der Wand hing, woran ein eindrucksvoller Bogen heftete. Links vom Alchemielabor stand ein Regal, wo verschiedenste Dinge eingeräumt waren. Einige Schatullen, vereinzelte Bücher, Briefe, ein Totenschädel, eine Tollkirsche und kleinere Dinge. Tallias Neugier meldete sich und ihr wurde sehr spät bewusst, dass sie hier vermutlich alle Antworten finden könnte, die sie suchte. Somit machte sie sich sofort daran, den Schreibtisch zu durchsuchen. Währenddessen in der Herberge: Küssend strich der Mund über den Hals der Khajiit und ließ Kyara dahinschwelgen. Seralas wusste was sie tat und strich über die Seiten ihrer Freundin, während sie weiterhin die empfindlichen Stellen des Halses liebkoste. Seufzend genoss Kyara alles was mit ihr geschah und sie legte ihre Arme um die nackte Bosmerfrau über sich. Die Khajiitpfoten strichen am goldbraunen Rücken herunter und ihre Krallen zogen vorsichtig über die weiche Haut. Seralas liebte dieses Gefühl und sie erschauerte dabei, während sie ausstöhnte. „Noch mal…“ Kyara folgte dem Verlangen ihrer Freundin und zog erneut mit ihren Krallen sanft über angespannten Rücken. Während sie das tat, zog sie ihre Zunge am gestreckten Hals ihrer Freundin hinauf und biss saugend hinein. Zittrig stöhnte Seralas aus und fügte sich dem übermannenden Gefühl, das sie dazu zwang langsam nachzugeben. Ihre Arme wurden schwächer und das Abstützen wurde schwierig. Kyara bemerkte es, hörte aber nicht damit auf. Sie intensivierte es sogar, indem sie sich weiter aufrichtete, um den Po ihrer Bettgefährtin zu fassen und auch dort mit ihren Krallen für Erregung zu sorgen. Fest fasste sie das Gesäß ihrer Freundin und in ihrer fast sitzenden Stellung, legte sich der vor kurzem bestimmende Bosmerkörper schwach auf Kyara. Die Rollen tauschten schnell von devot zu dominant, als Kyara ihr inneres Feuer wieder entdeckte. Die Katzenzunge zog sich an der Halsseite der Bosmer hinauf, bis Kyara am Klingenohr ankam und hinter das glühende Gehör hauchte. Die Elfe erschauerte vor Erregung und sie konnte ihr beherrschtes Naturell nicht weiter aufrecht erhalten. Während ihr Körper auf der sitzenden Khajiit lag, klammerte sie sich fest an sie und rieb sich rhythmisch an ihr. Kyara bemerkte natürlich die Unbeherrschtheit und auch sie genoss den weichen, entkleideten Frauenkörper, der so intensiv an den ihren rieb. Angesteckt von all der Leidenschaft ließ Kyara vom Po ihrer Freundin ab und umschling Seralas mit ihren Armen um auch sich rhythmisch an ihr zu reiben. Seralas geriet in Ekstase, als auch die Khajiit mit diesen Bewegungen anfing. Ihre zarten elfischen Hände drückten Kyaras Kopf zwischen ihren Brüsten und ihr graziöser Körper bäumte sich lustvoll auf, um der Katzenfrau ihr Dekolleté entgegenzustrecken. Gerade als Kyara weiter gehen wollte, setzte ihr schlechtes Gewissen ein. Irgendetwas, tief in ihrem Inneren, meldete sich und sagte ihr, dass das nicht richtig sei. Der klammernde Griff der Khajiit ließ nach und ihre silbernen Augen wandten sich vom Körper ihrer Freundin ab. Seralas fiel dieser Umschwung auf und sie sah auf die Katzenfrau hinunter und richtete das beschämte Antlitz von Kyara zu sich hin. Ihre Jadeaugen erblickten den tristen Ausdruck. „Jinay, was hast du?“ Seltsamerweise machte es Kyara in den Moment nichts aus so genannt zu werden und sie erwiderte. „Ich weiß nicht ob das richtig ist…“ „Wieso sollte es nicht richtig sein?“ „Wegen Tallia. Ich sollte das hier nicht tun.“ Enttäuscht, dass Kyara wohl nicht weitermachen wollte, veränderte sich auch der Tonfall der Waldelfin. „Ach Jinay. Darüber hatten wir doch schon gesprochen. Sie ist doch gerade weg und nichts spricht dagegen, wenn du nach all der Zeit endlich ein wenig Lust empfindest. Oder hast du Angst, dass sie wiederkommen könnte und uns erwischt?“ „Nein nein, das nicht. Ich weiß ja wie sie mit ihren Büchern ist. Wenn sie einmal in eine dieser Bibliotheken hier geht, dann kriegt man sie dort nicht so schnell weg.“ Seralas wollte Kyara weiter beruhigen, doch dieser Satz verwirrte sie. „Moment, sie wollte in eine Bibliothek? Um diese Uhrzeit? Der einzige Buchladen hier hat sicher schon seit einigen Stunden geschlossen.“ „Nein, sie wollte nicht zum Buchhändler, sondern zur alten Magiergilde. Die räumen da scheinbar gerade um und haben deswegen länger auf. Sie wollte sich da nach neuen Büchern umgucken.“ Verstört musste Seralas ihre Freundin aufklären. „Jinay, die Magiergilde steht seit einer Woche leer, weil ein Magiertreffen mit den Thalmor am Weißgoldtturm einberufen wurde. Die sind dort noch mindestens eine weitere Woche und die alte Magiergilde ist seitdem verschlossen.“ Verwirrt saßen die Frauen auf dem Bett und so langsam fügten sich die beunruhigenden Teile des Puzzles zusammen. Kyara wurde misstrauisch und Seralas setzte sich von ihr runter, als die Khajiit sich aufrichten wollte. Seralas sah noch keinen Grund für etwas Schlimmes und versuchte sich weiter daran, ihre Freundin zu verführen. Sie wurde zu sehr erregt, als dass sie nun einfach aufhören könnte. Somit legte sie ihre Hände auf die nackten Schultern der Katzenfrau und flüsterte. „Sie wird vermutlich nur ein wenig ihre Ruhe gebrauchen. Komm bitte wieder zurück ins Bett. Sie wird schon wiederkommen.“ Doch Kyara wusste um das seltsame Verhalten ihrer Schülerin und sie dachte über das Gesamtbild nach. Da Seralas während des Nachdenkens zu aufdringlich wurde, legte Kyara eine Hand auf die massierenden Hände ihrer Freundin und sprach. „Sera, ich glaube wir haben gerade ein großes Problem. Wenn ich mich nicht irre, ist da etwas Schlimmes im Verzug…“ Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)