Wie vom Donner gerührt von SunnyBunny (Schicksal?) ================================================================================ Prolog: Prophecy ---------------- Mit „Es war ein Mal“ beginnen viele Geschichten. Die, die ich euch heute erzählen möchte, ist auch eine, die mit diesen Worten beginnen könnte. Sie ist eine Geschichte über Magie und Mut, und erzählt von zwei Brüdern, die nicht ähnlicher aber auch nicht verschiedener sein könnten. Sie beginnt in einem kleinen Dorf, das sich mit einer Seite an einen dichten Laubwald schmiegte und mit der anderen zu einem großen See lag. Die Berge in der Ferne, am anderen Ufer des Sees, hielten die steifen Winde der Meeresküste ab, die irgendwo dort hinter lag. In dieses kleine Dorf kam an einem kühlen klaren Wintermorgen ein Gelehrter und begab sich zum Marktplatz. Um ihn herum sammelte sich schnell eine Menschenmenge, denn er war im ganzen Land für seine Weisheit bekannt. „Ich komme um euch eine Prophezeiung zu verkünden“, begann er mit fester Stimme und die Bewohner des Dorfes waren neugierig und rückten näher heran. „Die Erlöser der Tyrannei werden in diesem Dorf geboren um das Land zu befreien. Ihre magischen Gaben werden unglaublich sein, so unglaublich, wie man es kaum gesehen hat in dieser Welt.“ Er machte eine Pause und sah sich in der Menge um. „Haltet Ausschau nach den Zwillingen, die die Welt verändern werden.“ Mit diesen Worten verließ er den Platz und die Menge zerstreute sich langsam. Doch es wurde noch lange darüber geredet. Das Unglaubliche daran war, dass das Land gar nicht unter Tyrannei litt. Es wurde von einem jungen König geführt, der sein Volk wie seine eigenen Kinder behandelte und gerecht war. Es war in dieser sternenklaren Nacht, dass ein Pärchen das Dorf betrat, um es zu ihrer Heimat zu machen. Die Bewohner waren noch in Aufruhr, sodass das junge Paar bald erfuhr, was sich zuvor zugetragen hatte. Da die Menschen nicht nur redselig sondern auch freundlich waren, wurden die Neuankömmlinge herzlich aufgenommen. Man half ihnen, ein Haus in der Nähe des Sees zu bauen. Von da an arbeitete der Mann, John, als Schmied und seine Frau Kira lehrte den Kindern aus dem Dorf das Schwimmen im See, wenn es nicht zu kalt war. Aber der Winter war in diesem Jahr mild geblieben. Bald sprossen die Blumen und der Winter wich dem Frühjahr. Als Kira schwanger wurde und ein Kind erwartete, waren sie und John gleichzeitig erfreut und besorgt. Ihre Sorge richtete sich auf die Vererbung ihrer magischen Gaben. Jeder Mensch hatte eine Affinität zu einem der fünf Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft oder Elektrizität. An den Augenfarben ließ sich das erkennen. Dunkelblau symbolisiert Wasser, rot das Feuer. Gelb steht für die Elektrizität, wie hellblau für das Element der Luft steht. Menschen mit braunen Augen waren Menschen der Erde. Doch die meisten Menschen besaßen nur sehr schwache Gaben und vermochten wenig mit ihrer Magie auszurichten. Aber Johns Feuer– und Kiras Wassergabe waren überdurchschnittlich gut ausgeprägt. John konnte mit viel Konzentration fast alles Brennbare zum brennen bringen und Kira vermochte sogar Wasser aus einem umgestürzten Gefäß wieder in das selbige zurückfließen zu lassen. Das ging nicht vielen Menschen so und die Beiden hielten es geheim, um keinen Neid aufkommen zu lassen. Nun waren sie sich nicht sicher welche Gaben ihr Nachwuchs haben könnte, denn es kam nicht oft vor, dass jemand wie John und Kira zusammen lebten. Normalerweise wurde das Talent von Kindern früh erkannt und die Eltern sorgten durch arrangierte Ehen dafür, dass ihre Sprösslinge nur Partner mit der gleichen Gabe erhielten: damit sollten die Kinder die Macht ihrer Eltern vererbt bekommen. Wie auch immer, John und Kira wollten einfach nur gesunde und muntere Kinder großziehen. Alles andere war ihnen damals nicht so wichtig. Als es dann so weit war, war Yunis die Einzige, die außer John bei Kira war. Sie war die Frau des Dorfartzes und half bei allen Geburten. Doch für Kira war sie weit mehr als das. Sie waren sehr eng befreundet und deshalb wusste Yunis über die Gaben ihrer Freundin Bescheid. Sie hatte auch festgestellt, dass Kira Zwillinge erwartete. Die Geburt war anstrengend, aber Kira war erleichtert, dass die beiden Jungen, die sie bekam, gesund waren. Als die Beiden das erste Mal die Augen öffneten, waren ihre Eltern sehr gespannt. Juran, der Erstgeborene, hatte dieselbe Augenfarbe wie seine Mutter. Azurblau leuchteten sie Kira entgegen und es sah aus, als würde das Licht der Sonne den weiten Ozean erstrahlen lassen. Aufmerksam und lebhaft schaute sich der Kleine die Welt an. Kyle hingegen, der jüngere, war ruhiger als sein Bruder und seine Augen hatten die Farbe der untergehenden Sonne, so blutrot wie die seines Vaters. Feuer und Wasser. Ihre Gaben entwickelten sich rasend. Jurans kupfernes Haar, das er von seinem Vater geerbt hatte, war so oft angesengt wenn Kyle sich nicht unter Kontrolle hatte. So wurde es nie sehr lang. Als Juran herausfand wie er Wasser zu Eis werden ließ, musste Kira nicht nur Verbrennungen behandeln. Oft zupfte sie Eiskristalle aus Kyles schwarzem Haar, das ihrem so ähnlich sah. Keinem im Dorf wurde etwas über die Gaben der Beiden erzählt. Wenn sie mit anderen zusammen waren, mussten Juran und Kyle ihre Fähigkeiten zurückhalten, was ihnen dann auch meist gelang. John und Kira waren sich nämlich ziemlich sicher, dass sie die beiden Zwillinge aus der Prophezeiung sein könnten. Denn seit damals waren sie die ersten Zwillinge im Dorf. Kyle und Juran wuchsen glücklich auf und ihre Eltern brachten ihnen alles bei was sie über ihre Gaben wussten. Die Jungen waren außerordentlich begabt. Sport machte ihnen genauso viel Spaß wie John in der Schmiede zu helfen. Das mochte Kyle besonders. Dafür war Juran manchmal gar nicht aus dem See zu bekommen, so sehr liebte er das Wasser. Wenn der See zugefroren war, war er der Erste, der auf ihm herumtobte, denn egal wie dünn das Eis war, Juran verstärkte es einfach und es drohte für ihn nie Gefahr einzubrechen. Als sie alt genug waren, ersetzten sie die Stöcke mit denen sie sich miteinander maßen, durch die Schwerter, die John schmiedete. So lernten sie mit Waffen umzugehen, aber sie waren klug genug sich nicht gegenseitig zu verletzen. John hatte ihnen eine ordentliche Lektion erteilt, was das anging. Außerdem ergänzten sich Kyle und Juran perfekt. Wenn Juran mal wieder übermütig wurde, holte ihn Kyle oft zurück. Seine nüchterne Art war nicht zu verglichen mit Jurans Temperament. Als Brüder standen sie sich so nah wie niemanden sonst. Natürlich zogen sie sich gegenseitig auf und hatten manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber jeder wusste über die wahren Gefühle des Anderen Bescheid. Sie konnten hinter die Fassade sehen - Kyles kalt und berechnend, Jurans heiß und spontan. Oft machten ihre Eltern Witze darüber, dass beide eindeutig ihre Elementaffinitäten vertauscht haben mussten und philosophierten darüber, wie es wohl so gekommen war. Doch nie kamen sie auf die Lösung, aber sie liebten ihre beiden Sprösslinge über alles. Das war auch der Grund warum sie ihnen nie auch nur ein Wort über die Prophezeiungen erzählt hatten und auch so gut wie möglich zu verhindern versuchten, dass sie anderweitig davon erfuhren. Aber natürlich kam es so wie es kommen musste. Kapitel 1: Discovery -------------------- Als Kira schwanger wurde und ein Kind erwartete, waren sie und John gleichzeitig erfreut und besorgt. Ihre Sorge richtete sich auf die Vererbung ihrer magischen Gaben. Jeder Mensch hatte eine Affinität zu einem der fünf Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft oder Elektrizität. An den Augenfarben ließ sich das erkennen. Dunkelblau symbolisiert Wasser, rot das Feuer. Gelb steht für die Elektrizität, wie hellblau für das Element der Luft steht. Menschen mit braunen Augen waren Menschen der Erde. Doch die meisten Menschen besaßen nur sehr schwache Gaben und vermochten wenig mit ihrer Magie auszurichten. Aber Johns Feuer– und Kiras Wassergabe waren überdurchschnittlich gut ausgeprägt. John konnte mit viel Konzentration fast alles Brennbare zum brennen bringen und Kira vermochte sogar Wasser aus einem umgestürzten Gefäß wieder in das selbige zurückfließen zu lassen. Das ging nicht vielen Menschen so und die Beiden hielten es geheim, um keinen Neid aufkommen zu lassen. Nun waren sie sich nicht sicher welche Gaben ihr Nachwuchs haben könnte, denn es kam nicht oft vor, dass jemand wie John und Kira zusammen lebten. Normalerweise wurde das Talent von Kindern früh erkannt und die Eltern sorgten durch arrangierte Ehen dafür, dass ihre Sprösslinge nur Partner mit der gleichen Gabe erhielten: damit sollten die Kinder die Macht ihrer Eltern vererbt bekommen. Wie auch immer, John und Kira wollten einfach nur gesunde und muntere Kinder großziehen. Alles andere war ihnen damals nicht so wichtig. Als es dann so weit war, war Yunis die Einzige, die außer John bei Kira war. Sie war die Frau des Dorfarztes und half bei allen Geburten. Doch für Kira war sie weit mehr als das. Sie waren sehr eng befreundet und deshalb wusste Yunis über die Gaben ihrer Freundin Bescheid. Sie hatte auch festgestellt, dass Kira Zwillinge erwartete. Die Geburt war anstrengend, aber Kira war erleichtert, dass die beiden Jungen, die sie bekam, gesund waren. Als die Beiden das erste Mal die Augen öffneten, waren ihre Eltern sehr gespannt. Juran, der Erstgeborene, hatte dieselbe Augenfarbe wie seine Mutter. Azurblau leuchteten sie Kira entgegen und es sah aus, als würde das Licht der Sonne den weiten Ozean erstrahlen lassen. Aufmerksam und lebhaft schaute sich der Kleine die Welt an. Kyle hingegen, der jüngere, war ruhiger als sein Bruder und seine Augen hatten die Farbe der untergehenden Sonne, so blutrot wie die seines Vaters. Feuer und Wasser. Ihre Gaben entwickelten sich rasend. Jurans kupfernes Haar, das er von seinem Vater geerbt hatte, war so oft angesengt wenn Kyle sich nicht unter Kontrolle hatte. So wurde es nie sehr lang. Als Juran herausfand wie er Wasser zu Eis werden ließ, musste Kira nicht nur Verbrennungen behandeln. Oft zupfte sie Eiskristalle aus Kyles schwarzem Haar, das ihrem so ähnlich sah. Keinem im Dorf wurde etwas über die Gaben der Beiden erzählt. Wenn sie mit anderen zusammen waren, mussten Juran und Kyle ihre Fähigkeiten zurückhalten, was ihnen dann auch meist gelang. John und Kira waren sich nämlich ziemlich sicher, dass sie die beiden Zwillinge aus der Prophezeiung sein könnten. Denn seit damals waren sie die ersten Zwillinge im Dorf. Kyle und Juran wuchsen glücklich auf und ihre Eltern brachten ihnen alles bei was sie über ihre Gaben wussten. Die Jungen waren außerordentlich begabt. Sport machte ihnen genauso viel Spaß wie John in der Schmiede zu helfen. Das mochte Kyle besonders. Dafür war Juran manchmal gar nicht aus dem See zu bekommen, so sehr liebte er das Wasser. Wenn der See zugefroren war, war er der Erste, der auf ihm herumtobte, denn egal wie dünn das Eis war, Juran verstärkte es einfach und es drohte für ihn nie Gefahr einzubrechen. Als sie alt genug waren, ersetzten sie die Stöcke mit denen sie sich miteinander maßen, durch die Schwerter, die John schmiedete. So lernten sie mit Waffen umzugehen, aber sie waren klug genug sich nicht gegenseitig zu verletzen. John hatte ihnen eine ordentliche Lektion erteilt, was das anging. Außerdem ergänzten sich Kyle und Juran perfekt. Wenn Juran mal wieder übermütig wurde, holte ihn Kyle oft zurück. Seine nüchterne Art war nicht zu verglichen mit Jurans Temperament. Als Brüder standen sie sich so nah wie niemanden sonst. Natürlich zogen sie sich gegenseitig auf und hatten manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber jeder wusste über die wahren Gefühle des Anderen Bescheid. Sie konnten hinter die Fassade sehen - Kyles kalt und berechnend, Jurans heiß und spontan. Oft machten ihre Eltern Witze darüber, dass beide eindeutig ihre Elementaffinitäten vertauscht haben mussten und philosophierten darüber, wie es wohl so gekommen war. Doch nie kamen sie auf die Lösung, aber sie liebten ihre beiden Sprösslinge über alles. Das war auch der Grund warum sie ihnen nie auch nur ein Wort über die Prophezeiungen erzählt hatten und auch so gut wie möglich zu verhindern versuchten, dass sie anderweitig davon erfuhren. Aber natürlich kam es so wie es kommen musste. Die Sonne schien durch die jadegrünen Blätter des Waldes und der Wind ließ sie in einer leichten Briese wiegen. Auf dem See wogten sanfte Wellen an diesem letzten frischen Frühlingsmorgen, bevor sich alles verändern würde. Kyle saß still an einer Stelle am See, die man kaum vom Dorf aus einsehen konnte und schaute in den blauen Himmel. Er wusste, dass sein Bruder sicher hierhin kommen würde. Es war Vollmond. In Vollmondnächten konnte Juran schlecht schlafen und er verbrachte seine Zeit meist irgendwo am See. Kyle ging es so in Neumondnächten. Morgens trafen sich beide dann an ihrer Lieblingsstelle. Nicht mal fünf Minuten saß Kyle dort, als er das Gras rascheln hörte und Juran sich neben ihn fallen ließ. „Und? Bei welchem Mädchen warst du in dieser Nacht?“, fragte Kyle nach einer Weile betont gelangweilt. Juran lachte. „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen. Und dir natürlich auch alles Gute zum Geburtstag.“ Kyle sah erst jetzt zu Juran. „Wir haben heute Geburtstag?“ „Ich fasse es nicht, dass du ihn schon wieder vergessen hast…“, schüttelte Juran den Kopf. „Aber das ist ja nichts Neues.“ Kyle zuckte nur kurz mit den Schultern und strich sich eine seiner dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann stand er auf und ging zum Ufer. Juran ging neben ihm am Wasser entlang und ließ kleine Fontänen aus dem klaren Seewasser steigen. Kyle ignorierte ihn. Mit neunzehn Jahren brauchte man nicht so herumzuspielen, dachte er. Aber er schwieg. Beide erblickten im selben Moment ihr Haus am See. Beide sahen auch, dass jemand hektisch den Weg dorthin entlang hastete. Ihre Blicke fanden sich wie von selbst. Einen Augenblick später sprinteten beide los. Wenn Yunis es so eilig hatte, musste etwas passiert sein. Eine halbe Minute später stürzte Juran ins Zimmer, knapp hinter ihm sein Bruder. Kira saß am Esstisch und starrte Yunis an. Juran und Kyle blieben mitten im Zimmer stehen. Es war still, bis ihr Vater die Tür zu seiner angebauten Schmiede öffnete und hereinkam. Durch die angespannte Atmosphäre legte sich seine Stirn in Falten. „Was ist passiert?“ Die nächsten Worte die Yunis sprach waren wie ein Gewitter für Kira und John, die dessen Ausmaß viel mehr erahnen konnten als ihre Söhne. „Der König ist tot.“ John presste die Lippen aufeinander, während Kira wie eingefroren wirkte. Kyles Augen verengten sich. „Was weißt du noch?“, hakte er scharf nach. Irgendetwas sagte ihm, dass das nicht die schlimmste Nachricht gewesen sein konnte. Yunis setzte sich langsam auf einen der dunklen Stühle an den Tisch. „Mein Mann war in der Hauptstadt um einen kranken Verwandten zu besuchen und sich um ihn zu kümmern. Keiner weiß genau was passiert ist. Aber es kann nur die Donnerprinzessin gewesen sein.“ Die Worte hingen in der Luft. Juran verzog den Mund. „Die Donnerprinzessin? Du meinst das Mädchen mit der starken Donnermagie, das der König als Mündel großgezogen hat?“ Er war etwas verwirrt, denn alles was er bis jetzt über die Prinzessin gehört hatte war, dass sie ein außergewöhnlich begabtes und auch noch hübsches Mädchen sein sollte. „Warum sollte sie ihren eigenen Vater töten?“, sprach er seine Gedanken laut aus. Yunis schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber sie ist grausam. Alle Menschen müssen ein Viertel mehr Steuern abgeben. Und sie hat viele Männer auf den Straßen verteilt, die für Ordnung sorgen sollen.“ Dann sah sie Kira in die Augen. „Sie kommen hierher um alle Zwillinge aus diesem Dorf, die ihr einundzwanzigstes Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ins Schloss zu bringen.“ Kira keuchte. „Nein!“ Juran stellte sich hinter sie. „Was ist?“, fragte er forsch. „Die Prophezeiung!“, war das einzige was John sagen konnte. „Jetzt klärt uns schon auf!“, rief Juran nun wütend. Er hasste es, wenn er etwas nicht wusste. Und es schien hier eindeutig um ihn und Kyle zu gehen. „Ihr habt es ihnen nicht gesagt?“ Yunis war überrascht. Sie schaute zu Kira, die die Hände vor ihre Augen gelegt hatte. „Kira, ich werde es ihnen jetzt sagen. Sie haben ein Recht darauf es zu erfahren.“ Kira erhob keine Einwände, genauso wenig wie John. Auch er war geschockt. Yunis erzählte ihnen von der Prophezeiung, und die Brüder verstanden sofort warum man alle Zwillinge in das Schloss bringen sollte. „Sie wollen uns umbringen“, entfuhr es Juran. Das brachte Kira nur noch mehr zum Weinen. Außer ihren Schluchzern war es kurze Zeit still. Todernst sagte Kyle: „Wir erfüllen die Prophezeiung.“ Am nächsten Morgen machten sich die Brüder in aller Frühe auf den Weg. Die Hauptstadt lag ungefähr zwei Tage entfernt. Aber sie wollten kein Risiko eingehen, dass die Männer der Donnerprinzessin vielleicht schon früh in ihr Dorf kommen könnten. Sie schwiegen, denn keiner von beiden wollte über die Diskussion vom Tag davor reden. Es war schwer gewesen ihre Eltern dazu zu überreden sie gehen zu lassen. Aber ihr Argument hatte dann den Ausschlag gegeben: Entweder wurden sie von brutalen Soldaten in die Stadt geschleift, um dort hingerichtet zu werden, oder sie starben wenigstens bei dem Versuch die Donnerprinzessin zu töten. So hart das auch klingen mochte, es war schlicht und einfach die Wahrheit. Natürlich war niemandem wohl bei dem Gedanken gewesen. Nicht zu erwähnen, dass keiner mehr an ihren Geburtstag gedacht hatte. Als sie am Morgen des dritten Tages die Schlossmauern sehen konnten, schlüpften sie in einem ruhigen Moment von der Hauptstraße in den Wald. Eine Stunde beobachteten sie das Treiben am großen Tor und suchten nach einer alternativen Methode in die Stadt zu kommen. Doch sie fanden keine. Sicher hätten sie mit Hilfe ihrer Magie irgendwie hineinkommen können, doch das Risiko entdeckt zu werden war zu hoch. Schließlich entschlossen sie sich, nach vielem Diskutieren und Überlegen, sich zu trennen. Denn wenn sie angehalten wurden und jemand ihre Ähnlichkeit bemerkte, hätten sie direkt verloren. Aber einzeln würden sie durch ihre verschiedenen Augen- und Haarfarben sicher nicht auffallen. „Ich gehe immer geradeaus bis zu der ersten Straße, die nach rechts führt. An dieser Abzweigung warte ich auf dich“, sagte Kyle, denn er war derjenige, der als erster gehen sollte. Nach etwa einer Stunde, nur um ganz sicher zu sein, sollte Juran nach kommen. Er sah seinem Bruder nach, und war erleichtert, als dieser nicht von den Wachen angehalten wurde, sondern heil in die Stadt kam. Juran war der Ungeduldigere von beiden und es fiel ihm schwer zu warten und nichts zu tun, während die Zeit langsam und quälend verstrich. Nachdem die Zeit rum war, passte er einen günstigen Moment ab und gelangte dann wieder ungesehen aus dem Wald auf die Straße. Es ist zu leicht, dachte er sich, als er ein paar Minuten später durch das Tor schritt und problemlos die Stadt betrat. Dort sah er sich um. Noch nie war er aus seinem Dorf weit herausgekommen, außer in die Wälder in denen sie früher immer herumgetollt waren. Die Stadt war ein ganz neues Leben für ihn. Um ihn herum pulsierte es fast. Die Luft war voll von Gerüchen und Lauten. Er befand sich direkt auf einem großen Marktplatz, der so viel größer war, als der in seinem Heimatdorf. Er sah Menschen, die ihre Ware feilboten und Dinge anpriesen; Menschen die Einkäufe erledigten oder hastig durch die Mengen liefen. Beim zweiten Hinsehen, sah er überall Männer in Uniformen, die das Symbol der Donnerprinzessin auf der Brust trugen. Sie standen steif vor den Häusern oder wiesen Menschen zurecht. Die Stimmung die um Juran herum waberte war eindeutig bedrückend. Er ließ sich aber nicht beirren sondern blickte sich nach seinem Bruder um. Da der Platz sich in vielen Straßen verlief, orientierte er sich rechts an den Häusern. Doch nirgendwo war Kyle zu finden. Juran versuchte sich zu konzentrieren und zu überlegen wo Kyle sein könnte, doch er wusste es nicht. Nun entschied er sich auf das Schloss zu zugehen, welches hoch über der Stadt aufragte. Vom Tor aus war es geradeaus mit einer breiten Straße verbunden, deshalb vermutete er seinen Bruder dort irgendwo an einer der nächsten Straßen, die rechts abgingen. Er war sich sicher, dass er seinen Bruder schon finden würde. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)