Abwechslung in Briggs von Yuufa (Oder wie man eine Workalcoholic erfolgreich von der Arbeit abbringt) ================================================================================ Prolog: Der Auftrag des Generalfeldmarschalls --------------------------------------------- Kaffee - ein aus geröstetes und gemahlenes Kaffeebohnen hergestelltes Getränk, das je nach Zubereitungsart in seinem Geschmack variieren kann und von vielen Menschen auf der ganzen Welt konsumiert wird. Es gibt viele Gründe, warum dieses Getränk so heiß begehrt ist – einige lieben einfach den bitteren Geschmack dieser schwarzen Substanz, andere wiederum nehmen ihn zu sich, um wach zu bleiben, wenn sie wieder einmal zu wenig geschlafen haben. Einige Personen schwören auch auf eine beruhigende Wirkung und andere brauchen es, um sich wenigstens ein bisschen Luxus in ihrem armseligen Leben zu gönnen. Irina Langley, ihres Zeichens Oberleutnant und unnachgiebige Workalcoholic, gehört zu der Sorte Mensch, die den Kaffee einfach nur braucht, um ihren müden Körper aufzumuntern. Diese Taktik hat sich für die schwarzhaarige Soldatin schon über viele Jahre hinweg bewährt, denn sie hat dank dessen schon öfters zwei ganze Tage ohne Probleme durcharbeiten können – kurze Toilettengänge und Nahrungsaufnahmen miteinberechnet. Seit sie hier in Briggs stationiert ist, kann sie sogar noch länger wach bleiben, denn der Kaffee hier ist etwas Besonderes – er ist schlecht. Sehr schlecht sogar. Geradezu ekelhaft wie eigentlich alles Ess- und Trinkbare hier. Das ist aber genau das, was Irina braucht – denn erstens weckt so ein widerwärtiger Kaffee gleich doppelt so stark den Geist wie ein Normaler und zweitens mag sie sowieso keinen Kaffee. Ja, Oberleutnant Langley hasst Kaffee. Sie verabscheut regelrecht den bitteren Geschmack dieser schwarzen Substanz. Deswegen bekommt sie auch öfters nur unverständliche Blicke zugeworfen, wenn sie ihre Abneigung zum Kaffe äußert, zeitgleich aber literweise das genannte Getränk in ihren Rachen verschwinden lässt. Ja, Irina Langley würde alles machen, um ihrer Arbeit gewissenhaft nachzugehen. Auch, wenn viele Papiere erst für die kommenden Tage hätten erledigt werden müssen, aber das ist nunmal das wahre Wesen eines echten Workalcoholic. Deswegen ist es auch nicht sonderlich schlau, wenn man einen inzwischen übermüdeten und gereizten Oberleutnant mit unsinnigem Geschwätz auf die Nerven geht. Vorallem, wenn hiesiger Oberleutnant nur kurz auf die Toilette gehen will, aber nicht unweit der Damentoilette drei gewisse Soldaten bei einem Gespräch überhört wie sie angeregt Wetten darüber abschlossen, wann denn genannter Oberleutnant Major Miles endlich mal ihre Liebe gestehen würde und wie lange es dauern wird, bis sie wieder wegen ihrer Arbeitswütigkeit in der Krankenstation landet. Das Dreiergespann - namentlich Curtiss, Monterey und Kowalski - wissen das eigentlich ganz genau, aber das hat sie noch nie dazu bewogen, es in naher Zukunft auch sein zu lassen. Jedoch scheinen sie anhand der riesigen Papierstapeln, die sich nun vor ihnen auf den Tischen auftürmen, es sich anders zu überlegen. In dem Moment verfluchen sie einfach nur ihre Vorgesetzte, die sie dazu verdonnert hat, den Papierkram gemeinsam mit ihr zu erledigen. So quälen sich also diese drei Männer mit lästigen Papieren herum, von denen sie sowieso nicht allzu viel Ahnung haben und entweder einfach aus dem Bauch heraus etwas auf die Blätter schreiben, in der Hoffnung, dass es halbwegs richtig ist oder nerven den Oberleutnant im Minutentakt mit neuen Fragen, die sie mit ein bisschen Kopfarbeit auch sich selber hätten beantworten können. Das diese Strafe nicht zu ihren besten Einfällen zählt, stellt Irina spätestens fest, als sie sich kurz die bisher bearbeiteten Papiere ansieht und nahezu in Ohnmacht fällt, als sie den Inhalt genauer begutachtet. Sie hat sich somit eigentlich nur noch mehr Arbeit gemacht, aber aus Fehlern lernt man bekanntlich. Trotzdem trägt das nicht zu einer Besserung ihrer Laune bei und mit einem herzzereißendem Seufzer lässt sie sich auf ihren Stuhl fallen und massiert sich die Schläfen, um die anfangenden Kopfschmerzen niederzuringen. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Oberleutnant?“, erkundigt sich der Älteste des Dreiergespanns nach dem Wohlbefinden seiner Vorgesetzten, doch diese winkt nur mürrisch ab und starrt konzentriert die Decke an. „Bei allem Respekt, Oberleutnant Langley, aber Sie müssen sich wirklich mal ausruhen. Ich meine, wann haben Sie zuletzt geschlafen? Nach den Augenringen zu urteilen liegt das wohl schon ziemlich weit zurück“, mischt sich nun Curtiss ein und mustert die Grünäugige skeptisch. „Essen sollten Sie auch wieder etwas – und zwar mehr als nur ein halbes Brötchen!“, wirft Kowalski nun ein, der seinen Stift auf den Tisch legt und seine Vorgesetzte ebenfalls vorwurfsvoll, aber auch besorgt anschaut. „Das mache ich, sobald ich mit den Papieren hier fertig bin“, antwortet Irina schroff und sah die drei Soldaten entschlossen an. „Dann werden Sie ja noch die nächsten drei Tage damit beschäftigt sein. Sie wissen schon, dass der Generalmajor Sie vierteilen wird, wenn Sie schon wieder vor lauter Arbeit zusammenbrechen?“, erwidert Curtiss ruhig und verengt leicht seine Augen. „So oft breche ich nun auch wieder nicht vor Erschöpfung zusammen, Stabsfeldwebel Curtiss“, kontert Irina und verdreht kurz die Augen,“Ich weiß auf mich aufzupassen, dankeschön.“ „Sie sind vor vier Monaten schon einmal zusammengebrochen und mussten eine Woche das Bett hüten“, entgegnet Curtiss daraufhin. „Vier Monate sind eine lange Zeit“, ist das Einzige, was Irina noch dazu sagt, ehe sie drauf und dran ist, sich wieder den Papieren zu widmen. Diese Unterhaltung kostet nur unnötig viel Zeit, in der sie bestimmt schon ein Dutzend Papiere hätte erledigen können. „Nehmen Sie endlich mal Urlaub! Das ist bei Ihnen doch schon längst überfällig“, mischt sich Monterey daraufhin wieder ein und lehnt sich etwas zurück. Jeder in Briggs – wenn nicht sogar im ganzen Militär – weiß, dass diese Frau zu der absoluten Minderheit zählt, die freiwillig auf Urlaub verzichtet. Für Normalsterbliche wie das Dreiergespann absolut unddenkbar – ihrer Meinung nach muss man dafür entweder verrückt, hypnotisiert sein oder unter Drogeneinfluss stehen. Ehe Irina entnervt zu einer Antwort ansetzen kann, klopft es plötzlich an der Tür, ehe Major Miles mit einem kleinen Papierstapel und einem Paket den Raum betritt. Die Insassen erheben sich postwendend von ihren Stühlen und salutieren dem Ranghöherem zu, ehe sie wieder eine bequeme Position einnehmen. Der Major hebt seine Augenbrauen kurz, als er die drei Soldaten sieht, kommentiert dies aber nicht weiter. „Moment mal, noch mehr Arbeit? Oh Himmel, hilf...“, jammert Kowalski und lässt seinen Kopf gegen den Tisch knallen. „Nein, das ist es nicht wirklich“, erwidert der Major lediglich und verwundert blicken alle vier Insassen den Neuankömmling an. Normalerweise heißen mehr Papiere auch immer mehr Arbeit, also warum soll es diesmal anders sein? Ehe sie weiterhin an ihrem Verstand oder Gehör zweifeln können, ergreift der Major wieder das Wort:„Diese Papiere kommen von Central City. Genauer gesagt vom Generalfeldmarschall höchstpersönlich. Sie sind an Sie addressiert, Oberleutnant Langley.“ Mit einem äußerst konfusen Blick sieht Irina ihren Vorgesetzten an, wiederholt an ihrem Verstand zweifelnd. Sie nimmt zögerlich die Papiere entgegen und fragt:“Von Generalfeldmarschall Grumman persönlich? Aber warum...“ „Lesen Sie einfach den Brief, dann werden Sie schon verstehen, Oberleutnant“, unterbricht Miles die junge Oberleutnant, während er das Paket auf den Tisch ablegt. Blinzelnd schaut Irina wieder auf die Papiere herunter und entdeckt auch gleich den genannten Brief ganz oben auf dem Stapel. Sie nimmt ihn zur Hand, linst noch einmal kurz zum Major herüber, dessen Blick man dank der Brille sowieso nicht deuten kann und öffnet den Brief nach einer erneuten Musterung. Irina schluckt kurz, ehe sie sich den Inhalt des Briefes verinnerlicht. Während die einzige weibliche Person im Raum mit Lesen beschäftigt ist, tauschen sich die drei Soldaten verwirrte Blicke zu und warten angespannt darauf, was in diesem Brief steht – vorausgesetzt, Irina würde auch den Inhalt des Briefes preisgeben. In ihren Köpfen entwickeln sich schon die wildesten Theorien. Will man den Oberleutnant irgendwo versetzen? Vielleicht nach Central, da sie eben die perfekte Kandidatin für Papierkram aller Art ist? Wird sie vielleicht anhand eines ihnen nicht bekannten Skandals entlassen? Droht man ihr mit Zwangsurlaub? Jedenfalls kann man in ihren ungläubigen Blick viel interpretieren. „Moment einmal, was?!“, hören die Männer Irina fassungslos rufen, die den Brief anstarrt als sei es ein schlechter Witz. Höchst irritiert wendet der Oberleutnant den Blick zum Major, dann wieder zurück auf den Brief und wieder zum Major. Dieser zuckt lediglich mit den Schultern und meint:“Fragen Sie mich nicht, was sich der Generalfeldmarschall dabei denkt, aber Sie haben keine andere Wahl.“ „Das ist... das kann doch nicht...“, murmelt die Schwarzhaarige zweifelnd und lehnt sich kurz in ihrem Sitz zurück, das Nasenbein massierend, ehe sie sich schwer seufzend wieder aufrichtet. „Ich weiß zwar nicht, warum ich soetwas machen soll, aber wenn das der Befehl vom Generalfeldmarschall ist, kann ich mich dem kaum widersetzen. In Ordnung, ich mache es“, kommt es schlussendlich von Irina, woraufhin Miles nur nickt, ihr noch „Viel Glück“ wünscht und schließlich den Raum verlässt. Verwirrt tauscht sich das Dreiergespann wieder Blicke aus und fragt sich, was zur Hölle jetzt eigentlich los ist. Jedenfalls muss es etwas ziemlich wichtiges sein, wenn es höchstpersönlich von Generalfeldmarschall Grumman kommt. Keiner will den Oberleutnant eigentlich dazu befragen, aber wie schon so oft ist die Neugierde einfach viel zu groß. Deswegen machen sie das Einzige, was sie gerade tun können – sie entscheiden per Schere, Stein, Papier, wer sie fragen soll. Da Monterey schon immer fürchterlich in diesem Spiel war, ist es auch nicht verwunderlich, dass er der Glückliche ist, der die Frau Oberleutnant fragen darf. Innerlich seine beiden Kumpanen verfluchend, räuspert sich Monterey und fragt:“Was ist denn eigentlich los, Oberleutnant?“ Irina öffnet wieder ihre Augen und sieht Monterey nachdenklich an. Kurz scheint sie noch über irgendetwas zu sinnieren, ehe sie mit einem erneutem Seufzer sich durch die Haare fährt und schließlich zu einer Antwort ansetzt:„Nun, zu allererst sage ich euch gleich, dass ich euch für diese... Aufgabe brauchen werde.“ „Und was hat es mit dieser Aufgabe auf sich?“, hackt Monterey weiter nach und kurz herrscht Stille im Raum. Danach antwortet Irina:„Der Generalfeldmarschall hat mich damit betraut, diesen Papierstapel hier“, dabei deutet sie auf die genannten Papiere, die von Major Miles gebracht worden sind,“zu... kommentieren. Es handelt sich hierbei um Geschichten. Solange ich das nicht hinter mich gebracht habe, darf ich nicht weiter arbeiten. Er will, dass ich mich amüsiere.“ Irina kann es ihren Untergebenen nicht verübeln, dass sie wiederholt an ihrem Verstand zweifeln – das hat sie auch getan, als sie sich den Brief zuende gelesen hatte. Die ganze Sache ist einfach nur suspekt. Warum würde der Generalfeldmarschall gerade ihr so eine Aufgabe aufzwingen? Wozu überhaupt? Woher weiß er überhaupt von ihrer Arbeitswütigkeit? Nein, die bessere Frage ist wie er überhaupt von ihrer Existenz weiß. Nun gut, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber der Generalfeldmarschall dürfte wohl kaum die Zeit dafür haben, um sich jeden einzelnen Soldaten zu merken. Das ergibt alles einfach keinen Sinn – vorallem versteht sie nicht, was daran amüsant ist, irgendwelche Geschichten zu kommentieren. Sie versteht es einfach nicht, aber fest steht, dass sie das schnell hinter sich bringen muss, um weiterarbeiten zu können. „Und... wozu brauchen Sie dann uns?“, traut sich Kowalski zu fragen und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten,“Der Generalfeldmarschall hat mir jedenfalls geraten, dass ich ein paar Helfer brauchen werde, um das durchzustehen – und da Sie schon alle hier sind, können wir auch gleich anfangen.“ Noch einmal werden Blicke ausgetauscht, ehe Curtiss dann mit den Schultern zuckt und meint:“Auf jeden Fall besser als arbeiten.“ Zustimmend nicken seine Freunde nur, ehe sie sich dann mit ihren Stühlen um den Tisch des Oberleutnants versammeln, um diese Aufgabe in Angriff zu nehmen. Davor haben sie aber noch das Paket inspiziert, in dem sich einige Snacks, zwei große Wasserflaschen, ein paar Plastikbecher und jede Menge Medikamente befinden. „Warum Medikamente?“, fragt sich Irina murmelnd und wird irgendwie das Gefühl nicht los, dass das alles andere als amüsant sein wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)