Plötzlich Hogwarts von Tabet (Es geht tatsächlich weiter! Bitte lesen!!!) ================================================================================ Kapitel 15: Amnesie ------------------- ~*~Plötzlich Hogwarts~*~ Kapitel 15: Amnesie ***************************** ~Ok, das wars.~ Ich spürte wie ich zu zittern begann, noch während mich Malfoys Augen gefangen hielten. Ich schluckte schwer und versuchte aus seinem Blick herauszulesen, was in ihm vorging. ~Nichts Gutes...~ Tatsächlich nicht, denn ich meinte einen wütenden Funken in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Na gut, ich hatte ihn nach unserer gemeinsamen Nacht schlafend im Raum der Wünsche allein gelassen. Das gebe ich zu. Es war nicht nett, aber es hätte schlimmer für ihn ausgehen können. Wäre meine innere Stimme nicht durch die gemeinsame Zeit im Bett verwirrt gewesen, wäre ihr schon dort eingefallen, wie einfach ich Malfoys Hose hätte mitgehen lassen können. Das wäre ja wohl schlimmer. ~Ach verdammt!~ Ich riss mich von Malfoys Blick los und versuchte ruhig durchzuatmen. Sich zu beruhigen gelang mir leider nicht besonders gut, da immer noch der letzte Refrain von meinem Geburtstagslied durch die große Halle wehte. Außerdem strebte das Feuerwerk dazu begleitend seinem imposanten Ende entgegen. Ich spürte, wie die Aufmerksamkeit aller auf mir ruhte und als das Lied beendet war und das letzte „Puff“ vom Feuerwerk erklang, begannen viele, vermutlich mehr aus Höflichkeit, zu applaudieren. „Mary, dass nenne ich mal ein Geburtstagsständchen!“ rief Ginny und grinste zu mir rüber. „Was bist du denn so blass?“ „Ach, nur die Aufregung am frühen Morgen...“ redete ich mich raus und nahm mir schnell eine Scheibe Toast, um zu demonstrieren, dass es mir eigentlich sehr gut ging. ~Was soll ich nur verdammt noch mal tun?~ Der erste Blickkontakt mit Malfoy war mehr oder weniger gut überstanden, doch was wenn ich ihm so begegnen würde? Und war es nicht eigentlich sinnvoller diesem Zusammenstoß nicht auszuweichen zu versuchen? Es würde ohnehin geschehen. ~Und so wie der gerade geguckt hat, wird es eher früher als später sein.~ Ich nahm mir vor mich in für die Begegnung mit Malfoy innerlich zu wappnen und mich möglichst erwachsen zu benehmen. Wir hatten es miteinander getan, ja. Was das bedeutete konnte ich nicht sagen. Er war mir hinterher gelaufen und der Raum der Wünsche... ~Hogwarts ist an allem Schuld!~ kam es im in den Kopf. ~Natürlich der blöde Raum, ohne den wäre es nie so weit gekommen... Na, ein Glück das er da war. Außerdem war es ja scheinbar euer Wunsch da rein zu gehen... Ja, dass der sich das wünscht kann ich mir denken... Und du bist natürlich das unschuldige Opfer, Miss Libido!~ Ich seufzte gequält auf und biss in mein Toast. Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zu Unterricht und versuchte mich dort abzulenken. Es funktionierte nicht, also ging ich nach dem Mittagessen Richtung Bibliothek. Mein innerer Dialog hatte seit dem Frühstück fortgefahren meine Situation aus allen Blickwinkeln zu beleuchten und mir immer wieder Bilder der letzten Nacht vor Augen geführt. ~Ok, ja. Ich hatte das alles gewollt! Und es ist passiert. Ich werde mich wie eine Erwachsene benehmen, denn schließlich bin ich das, verdammt! Also gehe ich ganz logisch an die Situation ran und nicht mehr wie ein kleines, naives Mädchen. Wo kommen wir denn dahin!? Man muss dazu stehen was passiert ist. Naja, also nicht in aller Öffentlichkeit, aber ich darf dem nicht aus dem Weg gehen...~ Ich bog um die nächste Ecke und erstarrte. Malfoy stand einige Meter entfernt mit einigen anderen Slytherin. Da eine der Schülerinnen unter ihnen in meine Richtung blickte (mein entsetzter Blick hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt), wurde auch der Rest der Gruppe bald auf mich aufmerksam. In diesem Moment waren alle guten Vorsätze vergessen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte, als würde es um mein Leben gehen. Nachdem ich fast wieder in an der Großen Halle angekommen war, verlangsamte ich meinen Schritt und blieb schließlich keuchend stehen. ~Sport, mehr sag ich dazu nicht!~ Ich ignorierte meine innere Stimme und ließ mich gegen eine nahestehende Wand sinken. ~Was war das denn gerade eben?... Ich würde sagen ein kleines, panisches Mädchen.~ Ich schlug die Hände vor mein Gesicht. „Mary?“ Entsetzt sah ich auf, beruhigte mich allerdings recht schnell wieder. ~Ach es ist nur Seamus... NUR Seamus?~ „Hey, was ist denn los?“ fragte der gutaussehende Gryffindor und beugte sich zu mir runter. ~Verdammt.~ Ich stand schnell auf und versuchte weniger bemitleidenswert auszusehen. „Nichts, ich hab die Nacht nur nicht so gut geschlafen...“ ~Das ist nicht mal gelogen... Schlecht war die Nacht an sich aber auch nicht.~ Seamus blickte skeptisch und musterte mich von oben bis unten. „Komm schon, was ist wirklich los? Irgendwas stimmt doch nicht, du weichst mir schon seit Wochen aus!“ „Seamus...“ „Nein, ich mein es ernst. Was ist los? Hab ich dir irgendwas getan?“ „Nein!“ Ich hob abwehrend die Hände, ließ dann aber die Schultern hängen. ~Ich muss es ihm einfach sagen!~ „Seamus, es liegt nicht an dir. Ehrlich, es ist. Ich kann es dir nicht sagen, aber bitte...“ Hilflos brach ich meinen Erklärungsversuch ab. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, doch ich spürte förmlich wie er angespannt vor mir stand. „Warum kannst du es mir nicht sagen?“ fragte er und ich merkte wie ungewöhnlich scharf seine Stimme klang. „Es geht einfach nicht, es... Ich begreife das alles im Moment auch nicht. Ich will ehrlich zu dir sein, aber... Es tut mir leid.“ „Gibt es einen anderen?“ ~Jop!~ „Nein...nein...“ Ich klang nicht besonders überzeugend. „Und das ist die Wahrheit?“ Ich konnte nichts sagen. Weiter zu lügen brachte ich nicht übers Herz, aber die Wahrheit konnte ich selber kaum im Kopf formulieren, also ließ ich es bleiben und schwieg. Das machte die Situation natürlich nicht besser. Die Stille bedeckte uns wie Honig und die Zeit schien stehen zu bleiben. Dann meinte ich Seamus leise ein „Na gut.“ sagen zu hören. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging. ~Jetzt weißt du wie es sich anfühlt, wenn man einfach stehen gelassen wir... Ich habe Draco nicht stehen lassen... Ok, kein Witz im Bezug auf stehen gelassen, aber du hast ihn schlafend zurück gelassen – viel besser, ist klar!... Ich habs begriffen, ich bin ein Monster. Als ob ich mich nicht schon schuldig genug wegen Seamus fühlen würde, musst du wieder damit anfangen?... Aber es ist doch wegen Draco, alles beginnt und endet bei ihm.~ Ich überlegte mich noch einmal auf den Boden fallen zu lassen und eine Zeit lang verzweifelt dort zu verweilen, entschied mich dann aber dafür in den Gryffindorturm zu gehen. Am besten für den Rest des Tages. ~*~*~ „Nein, im Ernst, ich fühle mich nicht so gut.“ rief ich verzweifelt, doch Ginny schüttelte nur den Kopf. „Es ist dein Geburtstag! Wir werden feiern! Nichts Wildes, nur ein paar Freunde...“ „Warum greifst du nach meinem Mantel?“ „Wir haben was bei Hagrid organisiert.“ Ich verdrehte die Augen. Eigentlich war ich natürlich gerührt das meine Freunde eine Party für mich geplant hatten, aber für diesen Tag war schon genug passiert. Ein Blick in Ginnys Gesicht verriet mir allerdings, dass jeglicher Versuch sich weiter zu widersetzen nichts bringen würde. „Na gut, aber nicht zu lange.“ „Ja klar!“ lachte Ginny und ich ahnte Schlimmes. Ginny führte mich über das Gelände, ihre Hände von hinten auf meine Augen gelegt, so dass ich nichts sehen konnte. „ALLES GUTE!!!“ Meine Freundin ließ ihre Hände sinken und ich erblickte... viel. Wir standen vor Hagrids Hütte und in der Nähe des Kürbisbeets war ein großes Lagerfeuer entzündet worden, um das allerhand Kissen, Decken und Polster gelegt waren. Der Wildhüter hielt etwas Undefinierbares an einem Stock über das Feuer und grinste mich an. Ron, Harry, Hermine und noch ein paar andere, mit denen ich lose befreundet war, waren ebenfalls anwesend. „Seamus wollte eigentlich auch kommen, aber er ist bis jetzt nicht aufgetaucht.“ „Oh.“ Ich schluckte. „Gut möglich das er nicht kommt, aber naja... wir haben ja uns.“ Ich lächelte gezwungen und ließ mich neben Hermine auf ein Polster mit ägyptischen Mustern sinken. Ginny war mir gefolgt und ließ sich zwischen mir und Harry nieder. „Was soll das heißen er kommt nicht? Hat er dir was gesagt?“ fragte die neugierige Rothaarige. „Nein, ich wusste ja von alledem nichts.“ „Habt ihr euch gestritten?“ „Ginny...“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Geh davon aus, dass er nicht kommt, ok?“ „Ich versteh dich einfach nicht. Es ist ohnehin so komisch, dass ihr bis jetzt nicht zusammen gekommen seid.“ Ich antwortete nicht und blickte stur ins Feuer. „Na gut.“ lenkte Ginny ein. „Es ist deine Geburtstagsparty und wir lassen das Thema dann mal fallen.“ Ich dankte ihr im Stillen und wurde von Hermine in ein Gespräch über meine künftigen Prüfungen verwickelt. Das war zwar nicht ein Traumthema, aber besser als über Seamus zu reden. Die Feier entwickelte sich später dann doch sehr gut. Es gab ausreichend Butterbier und auch etwas Härteres, was bei Hermine vorübergehen Unmut hervorrief. Doch die Stimmung wurde ausgelassener und ich amüsierte mich. Kein Seamus und kein Malfoy, wenigsten für einige Stunden. Das war einfach per se schon vielversprechend. Ron hatte mächtig einem im Tee und Harry versuchte ihn zu einer Partie Schach zu überreden - vermutlich weil er dann die Chance hätte endlich einmal gegen ihn zu gewinnen. ~Wahre Freunde!~ grinste ich in mich hinein und beobachtete das weitere Treiben. Hermine unterhielt sich mit Hagrid, Ginny hatte zwei der anderen Gryffindors dazu bewegen können Musik herzuzaubern und tanzten ausgelassen dazu. Ich hingegen gönnte mir mein drittes Glas Butterbier (mit einem ordentlichen Schuss Drachenschnaps) und blickte dabei in die Flammen des Lagerfeuer. ~Jetzt bloß nicht melancholisch werden.~ Vor der Gefahr rettete mich allerdings eine fremde Eule. Sie landete just in diesem Moment neben mir und hielt mir demonstrativ das Bein hin. Daran war ein großer gewichtiger Brief befestigt, den ich vorsichtig von dem Tier losmachte. „Ingebard Jefferstin – Letzte Worte und Übermittler pikanter Wahrheiten.“ las ich leise den Firmennamen und zog die Brauen hoch. „Mehr als nur ein Testament. Vertrauen Sie auf uns, ihre Geheimnisse werden auch nach ihrem Ableben Gehör finden.“ ~Bitte was?~ Ich stand auf und lief einige Schritte von den anderen weg, um den Brief zu öffnen. Im Inneren fand ich ein Pergament und einen weiteren versiegelten Brief. Auf ersterem befand sich ein offizielles Schreiben der Firma und lautete: Sehr geehrte Frau Vallenstone, wir haben eine frohe Nachricht: Ihre Mutter, Astoria Vallenstone, hat unseren Service „Letzte Worte Deluxe“ genutzt und ein Anliegen an Sie von uns aufbewahren lassen, dass zu ihrem 18. Geburtstag an sie verschickt werden soll. Sie finden es im beigefügten Umschlag. Wir hoffen für Sie auf gute Nachrichten. Mit freundlichen Grüßen Ingebarg Jefferstin ps: Nicht zufrieden? Unsere Partneragentur „Forgive and Forget“ wird Ihnen durch geschulte Amnesie-Magiern gerne bei der Beseitigung unliebsamer Nachrichten und Informationen helfen. ~Was es nicht alles gibt... Aber das heißt meine Mutter...~ Ich begann zu zittern. Meine Mutter hatte einen Brief für mich bei diesen Leuten abgegeben, der genau heute kommen sollte. Was würde drin stehen? Ich atmete einmal tief durch, blickte zum Lagerfeuer zurück und entschied mich dann aber weiter weg zu gehen, um in Ruhe den Brief lesen zu können. Mit dem Zauberstab in der Hand beschwor ich den Lumos-Zauber und wanderte Richtung Schloss. Aufgeregt öffnete ich den Briefumschlag und holt das sich darin befindende Pergament hervor. Es war leer. Enttäuschung kam in mir auf und ich starrte fassungslos auf das Blatt. ~Das kann doch nicht sein! Warum schickt mir meine Mutter ein leeres Blatt.~ „Was soll das?“ fragte ich noch mal laut. Ich hatte hatte mich schon so auf... ich wusste nicht genau auf was, aber ich war sicher das es unbeschreiblich wäre eine Nachricht meiner biologischen Mutter zu lesen. Plötzlich erschien ein spitzer Zacken auf dem Pergament. Verwundert untersuchte ich es zuerst mit den Augen und ließ dann vorsichtig meinen rechten Zeigefinger darüber fahren. In diesem Moment schoss der Zacken hervor und bohrte sich durch meine oberen Hautschichten. Überrascht und erschrocken ließ ich das Pergament fallen. An der Spitze meines Fingers trat ein roter Tropfen Blut hervor. „Autsch!“ murmelte ich und lutschte das Blut von meinem Zeigefinger. „Was sollte das?“ Ich bückte mich zu dem am Boden liegendem Pergament herunter, anfassen wollte ich es erst wieder wenn ich sicher war, dass es mich nicht noch mal piksen würde. Auf der weißen Oberfläche befand sich ein roter Punkt. Ich begriff, dass es mein Blut war und kräuselte die Stirn. Dann beobachtete ich, wie das Blut in das Pergament gezogen wurde und danach eine feine, zunächst blasse Schrift auf dem Brief erkennbar wurde. Ich hob das Pergament auf und begann zu lesen. Marianne, ich hoffe, dass du diesen Brief nie lesen musst. Aber wenn doch, ist das Schlimmste eingetroffen... Es folgten Worte, die mich tief erschütterten. Meine Mutter berichtete über die Wahrheit. Und während ich die Zeilen durchging, bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Du bist in Gefahr. Geh zu Dumbledore. Nimm den Brief mit! ~Oh Himmel!~ Ich liebe dich! „Oh...“ ich las mir den Brief noch mal durch und noch mal. Berührt von den niedergeschrieben Gefühlen wusste ich nicht, was ich machen sollte. Dumbledore war tot. Klar, dass konnte meine Mutter damals nicht vorhersehen. ~Dann gehen wir halt zum weiblichen Äquivalent, Professor McGonnagall... Jetzt, um die Uhrzeit?~ Ich war ohne Ziel über das Gelände gelaufen und blieb nun unschlüssig stehen. Es war schon dunkel geworden und Professor McGonnagall würde es vermutlich nicht gerne sehen, dass ich mich außerhalb des Gryffindorturms aufhalte. Also entschied ich mich kurz ins Schloss zurück zu kehren, auf die nächstgelegene Mädchentoilette zu gehen und mir Wasser ins Gesicht zu spritzen. Danach würde ich hoffentlich eine Idee haben, wie ich mit dem Brief umgehen sollte. Verstört und mit einem wütenden Gefühls-Orkan im Bauch lief ich Richtung Schloss. ~Ok Mary, ganz ruhig.~ Ich hielt meine Handflächen erneut unter den kalten Wasserstrahl im Waschbecken der Mädchentoilette und legte sie mir anschließend auf meine Stirn. Als ich nun mit den Händen auf dem Waschbecken abgestützt dastand konnte ich noch immer nicht ordnen, was ich alles in den letzten Minuten erfahren hatte. Ich holte den Umschlag hervor, er war wieder komplett weiß. Nach einigen Moment entschied ich mich ohne weitere Verzögerung in McGonnagalls Büro zu gehen, genauso, wie es meine Mutter gesagt hatte. Ich ließ das blanke Pergament in der Innentasche meines Umhangs verschwinden und drehte mich um. Langsam ging ich auf die Tür der Mädchentoilette zu, trat über die Schwelle und ab da konnte ich mich nur noch an einen durchdringenden Schmerz erinnern, dem absolute Schwärze folgte. ~*~*~ Das nächste, an das ich mir erinnern konnte, war das Gefühl von Kälte. Immer wieder aufkommenden und abschwellenden Kälte. Und Schmerzen. Mein Kopf schien zu zerbersten. Ein Teil von mir wollte am liebsten wieder in die sanfte Schwärze der Bewusstlosigkeit zurück sinken, doch ein anderer Teil begehrte gegen diesen Drang auf. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was geschehen war. Der Brief meiner Mutter, die Mädchentoilette und Schmerz! ~Das ist nicht besonders viel!~ Wie konnte ich so fertig sein, meine innere Stimme allerdings noch so munter, dass sie mir meine hoffnungslose Lage vorhält? Ich versuchte die Augen zu öffnen. Mein Kopf schmerzte so sehr bei dem Versuch, dass ich beinahe wieder ohnmächtig wurde, aber mit viel Geduld funktionierte es. Mein Sichtfeld war stark eingeschränkt. Ich sah Holzdielen und Dunkelheit. Als ich versuchte den Kopf zu drehen wurde mir übel und ich gab auf. Ich schloss die Augen. Keinen Moment zu früh. Schritte kamen auf mich zu. Die Dielen knarrten direkt neben mir. ~Stell dich Tod... Ich glaube, wenn ich tot sein sollte, wäre ich das jetzt schon!... Dann stell dich bewusstlos!~ Ich versuchte ruhig zu atmen.Dann spürte ich, wie ich mit einem Ruck in der Luft war. Keine Hände, also musste es ein Zauber sein. Die aufkommende und abschwellende Kälte war wieder da und durch die Geräuschkulisse, die ich langsam wieder wahrnehmen konnte, erahnte ich, dass ich mich wohl in einem der offenen Türme von Hogwarts befinden musste. Es war windig. ~Solange du noch in Hogwarts bist... Wie meinst du das?... Woher willst du wissen, dass du nicht verschleppt wurdest? Kannst du abschätzen wie lange du bewusstlos warst?~ Voller Panik riskierte ich es die Augen zu einen Spalt weit zu öffnen, konnte aber nicht viel abschätzen. Wo war derjenige, dem ich diese Situation zu verdanken hatte? Und warum zur Hölle? Vorsichtig ließ ich meinen Blick wandern und sah einen schwarzen Umhang. Grüne Embleme! ~Immer diese Slytherins!~ Wenigstens schien ich mich noch in Hogwarts zu befinden. ~Oh Gott!~ Der Gedanke war schrecklich. War es Malfoy? Hatte er mich niedergeschlagen, um mir meinen heimlichen Abgang aus dem Raum der Wünsche heimzuzahlen? ~Nein, so weit würde er doch nicht gehen?... Wäre es anders herum gelaufen, was hättest du gemacht?... Oh Gott! Ich werde sterben!~ Verzweifelt versuchte ich mich gegen den Schwebezauber zu wehren. Ich wollte schreien, bekam aber nur ein dumpfes Gebrabbel aus meiner Kehle hervor. Mir wurde wieder schlecht. Es gab kein Entkommen. Ich spürte wie ich gedreht wurde, so das ich nun mit den Beinen Richtung Boden in der Luft hing. Der Slytherin stand hinter mir und ich konnte nicht sehen, außer das hölzerne Geländer, auf das ich mich zubewegte. ~Er wird mich doch nicht wirklich umbringen!~ Geschockt nahm ich alle Kraft, die ich noch hatte zusammen und versuchte mich zu bewegen. Es half nichts. Ich war nun direkt über dem Geländer hinter dem sich ein schwarzer Abgrund befand. Tränen der Verzweiflung traten mir in die Augen. ~Das kann nicht Malfoy sein! Er würde mir so etwas nicht antun, dafür... Mag er dich zu sehr?... Vermutlich hasst er mich zu wenig dafür. Hoffe ich zumindest. Ich will nicht sterben.~ Meine Füße baumelten bereits hinter dem Holzgeländer. „Bi...tte!“ presste ich mit aller Mühe zwischen meinen, wie betäubt bleischweren Lippen hervor. Wer auch immer es war, er konnte mich doch nicht einfach so töten. Ich hatte niemandem etwas getan. Der Wind wehte in mein tränennasses Gesicht. Hinter mir meinte ich ein Schluchzen zu hören. ~Eine Frau?~ Ich blieb regungslos in der Luft. Ich musste noch was sagen, musste ihr klar machen, dass sie mich nicht umbringen sollte. Aber ich konnte nicht mehr sagen. Mein Körper war am Ende. Das gestotterte „Bitte“ von vorhin hatte mich alle übriggebliebene Kraft gekostet. Mein Herz rast und mein Kopf schien zu zerbrechen. Alles tat weh und ich konnte an nichts mehr denken. Mein Gehör nahm noch am Rande hastige Schritte wahr, ein lauter Knall und ein schriller Aufschrei. In dem Moment löste sich der Zauber und ich fühlte, wie ich in die Tiefe stürzte. Kälte riss an meinem Körper, wirbelte mich wie eine Puppe durch die Nacht. Ich schloss die Augen. Ich konnte noch einen Schrei hören. War das mein Name? Es war egal. Die Schmerzen brachten mich um. Plötzlich wurde ich gepackt. Noch mehr Schmerz. Ich konnte nicht schreien. Dafür hörte ich eine Stimme weit weg von mir. Sie wurde immer leiser, und leiser und dann umgab mich nur noch Stille. ~*~*~ „Mary?“ Nein, ich wollte noch nicht aufstehen. „Mary!“ Die Stimme wurde lauter. Und drang immer mehr in mein erwachendes Bewusstsein ein. Ich öffnete die Augen. „Aufstehen, du Schlafmütze!“ Ich öffnete die Augen und mein Kopf explodierte. Der Schmerz überkam mich und ich hatte das Gefühl jede Nervenzelle meines Gehirns würde verbrennen. „Oh Gott!“ wimmerte ich und drückte mit den Händen gegen meine Stirn. Als würde das helfen. „Was hat sie denn?“ War das Ginny? „Sie ist ja kreidebleich. Ich dachte sie hätte nicht so viel getrunken... Aber das erklärt, warum sie Gestern einfach weggegangen ist.“ Das war Hermine. „Es ist schon komisch! Einfach ins Bett zu gehen, ohne jemandem Bescheid zu sagen!“ Ich versuchte gegen die Kopfschmerzen anzukämpfen und zu verstehen, in welcher Situation ich mich befand. Was war geschehen? In meinem Kopf herrschte nur Schmerz. Keine Erinnerung an die letzten Ereignisse. Ich hatte Geburtstag und...! ~Und ich hatte Sex mit Draco Malfoy.~ Noch mehr Schmerz, falls das überhaupt möglich war, durchdrang meinen Kopf. Er zog durch meinen restlichen Körper und ich schaffte es gerade noch den Kopf zur Seite Richtung Bettrand zu drehen und übergab mich. ~Das ist auch mal ein Statement!~ Ich ignorierte die Kunst meiner inneren Stimme selbst in solchen Momenten Sarkasmus hervor zu bringen und versuchte krampfhaft ein- und auszuatmen. „Verdammt Mary!“ kreischte Ginny auf. „Wir müssen sie in den Krankenflügel bringen!“ Ich röchelte, als mich mehrere Hände packten und an Schultern und Armen hoch stemmten. Scheinbar hatten sich meine Freundinnen jede an einer Seite von mir postiert und wollten mich so zum Krankenflügel schleifen. „Tu mir einen Gefallen und übergib dich wenn nötig bitte nach rechts!“ hörte ich Ginny zu meiner Linken sagen. Mein Magen schien aber zum Glück (für Hermine) leer zu sein. Die nächsten Minuten zogen wie im Rausch an mir vorbei. Wilde Farben wirbelten vor meinen Augen herum. Ab und an sah ich dunkle Schatten, steinerne Wände und hörte Stimmen. Mein Kopf beruhigte sich nur langsam, aber spürbar und ich konnte erneut versuchen zu rekapitulieren, was in den letzten Stunden vorgefallen war. ~Da hätten wir die umwerfende Nacht mit Draco Malfoy... Jaja, das hatten wir schon! Dann war da mein Geburtstag, ein Feuerwerk, Unterricht, Malfoy, Seamus...~ Meine Kopfschmerzen nahmen wieder zu. ~Dann war ich im Gemeinschaftsraum und Ginny war da... Die Feier bei Hagrid und dann...~ Die Schmerzen nahmen wieder zu. Alles schien sich noch mehr vor meinen Augen zu drehen und ich schloss die Lieder. ~Was war dann?~ In meinem Kopf gab es nur Nebel und einige kleinere Erinnerungsfetzen, die sich durch dunkle Farben getrennt vor meinen Augen abwechselten: Ein weißes Pergament, Blut, Holzdielen und das Geräusch von Wind. Ein dunkler Abgrund, Schreie und ein noch mehr Scherz und Dunkelheit. Sobald ich versuchte mich einem der Erinnerungsfetzen näher zu widmen, schien mir der Gedanke zu entgleiten. Es war frustrierend und sehr beängstigend zugleich. Ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Angestrengt rief ich mir immer und immer wieder die einzelnen Erinnerungen vor Augen. ~Das war ein schwarzer Umhang mir grünen Emblemen.~ „Slytherin!“ keuchte ich mühsam hervor. „Was?“ fragte Hermine rechts von mir und ich versuchte angestrengt mich weiter zu erinnern. Irgendwas von Malfoy, ein Gefühl von ihm. Ich konnte es nicht näher beschreiben. Aber alle Gedanken richteten sich nun auf ihn. Da ich Slytherin beinahe ausschließlich mit ihm verband lag es nahe auch hier eins und eins zusammen zu zählen. „Mary, was ist mit dir passiert?“ „Malfoy!“ murmelte ich undeutlich durch die Lippen. „Nicht der schon wieder. Was ist das mit euch beiden?“ hörte ich links von mir Ginny fragen. ~Als ob man das mal eben so erklären könnte.~ Mein Kopf dröhnte immer noch und ich gab es schließlich auf, mein Gehirn nach weiteren Erinnerungen abzusuchen. „Mary, nicht aufblicken!“ An dieser Stelle sei mal eine Frage in den Raum geworfen: Warum sagen einem Freunde immer diese eigentlich gut gemeinten Ratschläge, ohne zu erwähnen warum? Um den Grund zu erfahren wird man ohnehin immer hochgucken! Genau das tat ich und erblickte eine verschwommene Gruppe Schüler. Grüne Wappen prangten an ihren schwarzen Umhängen. Ich versuchte meine Sehstärke so einzustellen, das ich ihre Gesichter erkennen konnte. ~Natürlich!~ Draco Malfoy starrte mich an. ~Ich nehme mal stark an, dass ich so aussehe, wie ich mich fühle.~ Ich schloss gedemütigt die Augen. Übelkeit kam wieder auf. ~Oh, jetzt nicht auch noch das!~ Meine Freundinnen schoben mich weiter und schließlich erreichten wir den Krankenflügel. Ich wurde auf ein Bett gelegt und Madame Pomfrey verabreichte mir einige Löffel voll klebriger Flüssigkeit. Bevor ich in einen traumlosen Schlaf versank stieg in mir noch einmal das bittere Gefühl meiner lückenhaften Erinnerung in mir auf. Irgendetwas war ganz falsch. ***************************** Ich hoffe es hat euch gefallen! Meldet euch und ansonsten vielen Dank fürs lesen! Ich hab euch lieb euer Tabet Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)