Und nachts das Grauen von Tini-sama ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Wie konnte eine Woche ein richtiger Reinfall werden? Richtig, indem sie gleich am Montagmorgen um 06:30 Uhr mit einem Unwetter und starkem Regenfall anfing. Eigentlich bin ich nach Toledo, Ohio gezogen um dem schlechten Wetter die Stirn zu bieten, das in Kanada nur äußerst selten einmal aussetzte. Ist vielleicht keine so gute Idee gewesen, wie ich anfangs dachte. Na ja, daran konnte ich nun auch nichts mehr ändern. Jedenfalls musste ich mich jetzt auf den Weg zur Arbeit machen, ob ich wollte oder nicht. Ich packte rasch meine Handtasche, nahm meine Schlüssel aus der Schale neben der Haustür und ging in die Tiefgarage. Wenigstens wurde ich so nicht nass. Tiefgaragen hatten ja üblicherweise die angenehme Eigenheit mit dem Wohnhaus verbunden zu sein. Unten angekommen lief ich an unzähligen, parkenden Autos vorbei zu meinem neuen Opel Corsa, sperrte ihn auf uns setzte mich hinein. Ich schaltete den Motor an und drehte das Radio lauter, indem gerade mein Lieblingslied – Your love is a lie von Simple Plan – lief. Den Song konnte ich schon immer gut leiden. Er hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und jetzt war weiß Gott der richtige Zeitpunkt für ein bisschen Ruhe. Nach dem ganzen Umzug, dem Aufbauen von Schränken und Einräumen meiner neuen Wohnung hatte ich nicht wirklich viel Zeit für eine Pause gehabt. Und nach dem Stress am Wochenende hatte ich mich auch auf schönes Wetter gefreut, aber auch das blieb aus. Als ich aus der Tiefgarage herausfuhr begrüßten mich die Regentropfen mit einem lauten, prasselnden Geräusch, das mich just zusammenzucken ließ, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass es so laut war. Genervt drehte ich abermals die Musik lauter, da ich nichts mehr hören konnte und den Regen übertönen wollte. Ich schlängelte mich durch den Verkehr. Vorbei an unzählbaren Ampeln, Autos und – Unglaublicherweise – Radfahrern, die trotz des Wetters unterwegs waren. Es war wirklich erstaunlich wie viele Verkehrsteilnehmer schon so früh am Morgen unterwegs waren. Die Firma, in der ich nun als Bürokauffrau anfangen sollte, lag weit draußen, in einem der Vororte der Stadt. Es war eine Baufirma, eine ziemlich erfolgreiche Baufirma. Anfangs war ich ganz aus dem Häuschen, weil eine so große Firma noch freie Stellen zur Verfügung hatte. Als ich allerdings zum Bewerbungsgespräch anreiste legte sich meine Hochstimmung ein wenig, weil sie wirklich fernab jedweder Zivilisation lag und ich jeden Tag einen Hinweg von mindestens eineinhalb Stunden in Kauf nehmen musste. Aber was sollte ich tun? Ich brauchte diesen Job wirklich dringend. Ich war den Weg schon dreimal gefahren, damit ich heute keine Schwierigkeiten hatte dorthin zu kommen, immerhin machte es keinen guten Eindruck am ersten Arbeitstag zu spät zu kommen. Nur leider war heute wieder einmal einer der Tage, an denen man am besten gar nicht erst aufgestanden wäre. Nachdem ich aus der Stadt gefahren war und der Regen so stark wurde, das selbst die Scheibenwischer keine Chance mehr hatten, dem Regen zu trotzen und ich mich umso mehr auf die Straße konzentrieren musste, sah ich von weitem schon Blinklichter und Warnwesten auf dem Weg auftauchen. Ich fuhr langsam an die Baustelle heran, vielleicht konnte ich ja noch dran vorbei fahren. Kurz vor dem Schild blieb ich stehen. Ein mürrisch schauender Arbeiter klopfte an mein Fenster. Ich ließ es herunter fahren, wobei mich schon die ersten Regentropfen empfingen und lächelte dem Mann zu. „’tschuldigung Ma’am, aber hier können sie nicht weiterfahren. Baustelle.“ Er deutete auf das Schild und wandte sich zum gehen. „Warten sie! Können sie nicht eine Ausnahme mache? Bitte, ich habs eilig.“ Er drehte sich erneut zu mir um. „Tut mir leid, aber das geht nich. Wir sind hier mit teeren beschäftigt, da können sie nich vorbei.“ „Na toll.“ Ich seufzte. „Können sie mir dann sagen wie ich am besten zur Carter & Son Company komme?“ Der Mann überlegte kurz. „Wenn sie der Straße dort folgen,“ er zeigte auf die Abzweigung, an der ich gerade vorbeigefahren war, „kommt nach ein paar Meilen ein großer Bauernhof. Bei dem müssen sie nach links abbiegen und dann kommen sie wieder auf diese Straße.“ „Vielen Dank.“ Er winkte ab und ging wieder zu seinen Kollegen zurück. Ich schloss eilig das Fenster, bevor ich noch in meinem Auto schwimmen konnte, wendete und bog in die mir beschriebene Straße ein. Je weiter ich dieser Straße folgte, desto weniger glaubte ich jemals wieder irgendwo anzukommen. Vor mir erstreckte sich ein düsterer Wald, durch den ich leider fahren musste. Nun musste ich noch mehr aufpassen mich nicht zu verfahren, als eh schon. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend suchte ich nach dem Bauernhof mit meiner Abzweigung auf die Hauptstraße. Nach ein paar Minuten, die sich für mich wie Stunden anfühlten, sah ich den Hof. Ich bog ab und fuhr durch unzählige Baumreihen, durch die sich auch noch Nebelschwaden zogen. Wieso war ich nur aufgestanden? Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Mein ungutes Gefühl nahm nach jedem Meter zu. Warum hatte ich plötzlich Angst? Sogar das Radio streikte. Es gab nur noch ein Knistern von sich, sodass ich mich entschloss es abzustellen, ich war auch so schon nervös genug. Der Nebel wurde immer dichter und ich hatte Schwierigkeiten die Straße zu erkennen. Ich schaltete die Nebelscheinwerfer an. Wozu hatte man sie, wenn man sie sonst sowieso nicht benutzte? Aber nach einer Weile halfen auch die nichts mehr. Ich stellte sie ab, schaltete die Warnblickanlage an und parkte neben einer Baumgruppe. Unter diesen Umständen konnte ich einfach nicht weiter fahren. Bei meinem Glück baute ich heute auch noch einen Unfall. Darauf hatte ich bei besten Willen keine Lust. Es reichte mir schon, dass ich zu spät zur Arbeit kam. Ich wartete darauf, dass der Regen weniger wurde oder zumindest der Nebel lichter wurde. Nur schien das in nächster Zeit nicht zu passieren. Ich kramte in meiner Handtasche nach meinem Handy. Vielleicht konnte ich ja jemanden aus der Firma erreichen, der mir weiterhelfen konnte. Aber wie das immer mit diesen neumodischen Dingern war, funktionierten sie nie, wenn man sie brauchte. Genau wie jetzt. Ich hatte kein Netz. Ich war in einem absoluten Funkloch. Und aus der Traum von Hilfe. Genervt und sauer starrte ich in den Regen hinaus und bereute überhaupt losgefahren zu sein. Und das ständige Prasseln des Regens machte meine Situation auch nicht besser, sondern störte mich noch zusätzlich. Plötzlich schoss ein Schatten vor den Scheinwerfern vorbei. Erschrocken setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Verwirrt starrte ich nach draußen. Aber da war nicht zu sehen. Seufzend lehnte ich mich zurück. Jetzt fing ich schon an Geister zu sehen. Das war wirklich lachhaft. Ich schaute weiter aus dem Fenster. Währenddessen fingen meine Scheinwerfer an zu flackern und gingen schließlich ganz aus. „Das darf doch nich war sein!“ Der ganze Wagen gab auf. Ich drehte den Zündschlüssel und startete ihn noch einmal neu, doch er röhrte nur kurz auf und starb dann wieder ab. Ich versuchte es erneut. Nach dem fünfte Mal gab ich schließlich auf. Verärgert schlug ich auf das Lenkrad. Super! Und was sollte ich jetzt bitte tun? Erneut nahm ich mein Handy zur Hand. Doch auf dem Display verhöhnte mich immer noch das kein Netz-Symbol. Na toll. Ich saß mitten in der Pampa fest, mein Auto hatte den Geist aufgegeben, mein Handy hatte kein Netz, es regnete wie aus Eimern und ich hatte keine Chance von hier wegzukommen oder Hilfe von Außerhalb zu bekommen, da ich keine Ahnung hatte wo ich war oder wie weit ich von dem Bauernhof entfernt war. Ich schlug die Arme über dem Kopf zusammen. Ich hätte wirklich besser liegen bleiben sollen. Doch das alles sollte nur mein kleinstes Problem sein, wie ich nun zu feststellen musste. Erneut schoss ein Schatten an meinem Auto vorbei. Diesmal konnte ich es besser erkennen und war mir ganz sicher, dass dort draußen etwas war. Plötzlich fing mein Auto an zu wackeln. So als wollte es jemand umwerfen. Ich krallte mich in meinem Sitz fest. Was war denn bitte hier nur los? Ganz langsam, versucht keine hektischen Bewegungen von mir zu geben – und das war in Anbetracht der derzeitigen Gegebenheiten wirklich nicht einfach – drehte ich mich nach hinten um und versuchte den Psychopathen, der an dem Auto zerrte, zu sehen. Aber ich sah gar nichts und langsam hatte das Wackeln auch aufgehört. Ängstlich schaute ich suchend umher. Ich hatte zwei Möglichkeiten: die erste, ich konnte hier im Auto sitzen bleiben und warten das mir jemand hilft oder der von eben mich holte und die zweite, ich konnte aussteigen und so schnell ich konnte zurück zu dem Hof laufen und so eventuell entkommen. Mir gefiel keine der beiden Möglichkeiten. Ich bin keine besonders gute Läuferin und außerdem wusste ich nicht wie weit der Hof tatsächlich entfernt lag, da konnte ich eigentlich auch sitzen bleiben. Außerdem taten das Wetter und der düstere Wald sein übriges. Ich konnte nicht richtig sehen, geschweige denn rennen, da es zusätzlich noch nass war. Ich musste also wohl oder übel hier bleiben. Ich atmete tief durch. Vielleicht hatte ich mir das alles auch nur eingebildet. Da ich nichts sehen konnte und auch weiterhin nichts passierte, musste ich an meinem Verstand zweifeln. Wurde ich verrückt? Auf einmal hämmerte etwas auf mein Dach. Ich erschrak und rutschte instinktiv in meinen Sitz zurück. So was konnte ich mir gar nicht einbilden, da war etwas und es hatte etwas gegen mein Auto oder überhaupt meine Anwesenheit hier. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mir schossen tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf, aber keine die mir hier heraushelfen konnten. Ich kramte in meinem Handschuhfach nach etwas, was ich als Waffe hernehmen konnte, fand aber nichts. Zögernd legte ich meine Hand um den Türgriff. Plötzlich war wieder Stille. Verängstigt versuchte ich mich zu beruhigen, damit ich klar denken konnte. Langsam ließ ich meine Hand zum Autoschlüssel gleiten. „Bitte, bitte spring an!“ Ich drehte den Schlüssel und wieder röhrte der Wagen nur auf, um gleich darauf wieder auszugehen. Ich war am verzweifeln. Jetzt wusste es, dass ich abhauen wollte. Erschöpft und mit zu hohem Puls lehnte ich meinen Kopf gegen das Lenkrad. Als ich wieder aufschaute sah ich es. Mir blieb der Atem weg und ich erstarrte zu einer Salzsäule. Ich konnte es nicht genau erkennen, dazu war es zu weit weg. Aber es sah aus wie eine riesige Schattengestalt und ein roter Punkt schien das Auto anzuvisieren. Ganz langsam griff ich mir den Autoschlüssel um ein letztes Mal zu versuchen mein Auto in Gang zu kriegen, aber dann bemerkte ich, wie es sich bewegte. Es lief rückwärts in den Nebel hinein, bis ich es nicht mehr sehen konnte. Hoffnung durchflutete mich. Es war weg! Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich, wie in diesem Moment. Doch dann sah ich wie es aus dem Nebel direkt auf mich zuschoss. Und mein letzter Gedanke war: Es kommt!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)