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Eine logische Konsequenz

- Tücken des Alltags
von

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Ein ärgerliches Ereignis

Es war drei Uhr morgens, eine Zeit in der andere Leute schliefen, als Kaiba aus Schlaflosigkeit und Langeweile die längst verjährten Unterlagen seiner Buchhaltung durchsah. Es war eher Zufall, weniger konkreter Verdacht gewesen, der ihn auf die Spur einiger Unregelmäßigkeiten führte. Zuerst dachte er, es wäre einfach nur Fehler gewesen. Kleine Beträge, die hier und da verschwunden waren. Eine Nachlässigkeit, doch nichts gravierendes. Doch die Beträge häuften sich. Sie waren unauffällig, nichts deutete darauf hin, dass sie vorsätzlich herbeigeführt wurden, doch etwas störte Kaiba an der Sache.

Schnell überschlag er im Kopf die Summe der Beträge, kam zu einem erschreckenden Ergebnis und einen leisen Verdacht.
 

Etwa vier Stunden später hatte er die traurige Gewissheit. Innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre, seit Aufbau der neuen Kaibacorporation, waren Geldmengen in Höhe von rund mehr als 30 Millionen Yen verschwunden. Wenn man die Umsätze der Kaibacorp bedachte war das wenig, doch Kaiba ging es um das Prinzip.

Abgesehen davon, war so eine Geldmenge selbst bei der Kaibacorp ungewöhnlich. Besonders wenn sie verschwand.

Kaiba hatte den Verdacht, dass noch vor seiner Zeit Gelder verschwunden waren, doch Gewissheit hatte er erst wenn er sich die alten Akten besah.

Er sah auf die Uhr, halb acht, die ersten Angestellten betraten das Gebäude. Kaiba musste sich beeilen, wenn er nicht den Leuten von der Buchhaltung über den Weg laufen wollte. Momentan war jeder verdächtig.

Schnell zog er sich das Sakko an, das er der Bequemlichkeit halber abgelegt hatte, richtete seine Krawatte und fuhr sich durchs Haar.

Dann ging er im gemäßigten Tempo aus seinem Büro und fuhr mit dem Fahrstuhl in den Keller der Kaibacorp, das Archiv.

Auf dem Weg durch die weit reichende Kelleranlage begegnete er Gott sei dank niemand seiner Mitarbeiter. Die Leute der Buchhaltung kamen generell spät und gingen auch spät. Im Anbetracht seiner eigenen Arbeitsmethoden und seinem Tempo, hatte Kaiba entschieden, dass seine Angestellte im Rahmen der Möglichkeiten, dass Tempo selbst bestimmten.

Für ihn selbst bedeutete das meistens, dass er morgens vor der Schule drei Stunden im Büro arbeitete, nach der Schule eventuelle Hausaufgaben machte, dann abermals ins Büro fuhr und dort bis spät abends blieb. Bei wichtigen Projekten und in den Schulferien passierte es öfter, dass er gar nicht nach Hause kam und im Büro schlief. Zu diesem Zweck hatte er sich ein Bad einrichten und eine Garnitur Anzüge und Schuluniformen dort bereit legen lassen.

Für seine Angestellte bedeutete dies: „Macht wie ihr wollt. Macht es wann ihr es wollt. Nur macht es und vor allem, macht es richtig!“

Merkwürdigerweise funktionierte diese unorthodoxe Firmenpolitik, besonders bei den Leuten im Kreativbereich, die sowieso eine gewöhnungsbedürftige Arbeitsmethodik hatten.
 

Wieder einmal konnte sich Kaiba zu seiner Entscheidung, die Arbeitszeiten seinen Leuten selbst zu überlassen, nur beglückwünschen. Die wenigsten Buchhalter, genau genommen keiner, kam so früh in die Firma, da sie wussten, dass die richtige Arbeit erst später anfiel, oder sie waren Langschläfer. Gleitzeit hatte nicht zu unterschätzende Vorteile und damit war nicht nur die Produktivität seiner Mitarbeiter gemeint.

Also konnte er in Ruhe nach den besagten Akten suchen. Dies fiel nicht leicht, weil er nicht genau wusste, von welchem Zeitraum an die Unregelmäßigkeiten verliefen. Und vor allem, musste dies auf die herkömmliche Methode von statten gehen, da die alten Akten noch längst nicht digitalisiert waren. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen.

Kaiba überlegte, welcher seiner Angestellten, von Beginn der Firmengründung der neuen Kaibacorp an, schon in seinen Diensten stand. Das waren einige hauptsächlich die alten Hasen, die ihr Metier wie kein anderer verstanden und somit leider auch die Hauptverdächtigen waren. Kurz kam Kaiba in den Sinn einfach die Zuständigkeitsnummern zu überprüfen, doch die Idee verwarf er wieder. Der Täter war mit Sicherheit nicht so dumm, seine eigene zu benutzen. Viel mehr würde er den Gelderschwund auf mehrere Zuständigkeiten verteilen, um so von dem Verdacht abzulenken. Und während Kaiba so vor sich hinrätselte, griff er auf gut Glück zu einer Akte von vor zwanzig Jahren und siehe da, auch da gab es bereits Unregelmäßigkeiten.

Seine Gedanken überschlugen sich, wer stand schon seit über zwanzig Jahren in den Diensten der Firma?

Als ihm klar wurde, wer der Täter war, denn es konnte eigentlich nur einer sein, verfinsterte sich Kaibas Miene gewaltig.

Nicht nur, dass dieser Mann sein Chefbuchhalter war, nein, er war auch noch einer seiner wenigen Freunde… und sein gesetzlicher Vormund.

Kaiba schwante, dass sich da noch weitaus mehr Probleme über ihn zusammen brauen würden.
 

***
 

Kirika schwante es nicht nur, mittlerweile wusste sie, dass sie vor einem nicht unsäglichen Problem stand.

„Verdammte Scheiße!“ entfuhr es der jungen Frau, als sie das Dokument überflog, welches sie gerade aus dem Briefkasten geholt hatte.

„Warum, zum Teufel, kommt so was erst jetzt?“ Fragte sie niemand bestimmten während sie ihre Wohnungstür aufschloss. Genervt ließ sie sich auf eine der vielen Umzugskisten nieder.

„Toll! Kann so was nicht kommen, bevor man um den halben Erdball reist?“

Der Grund ihres Zornes war der Brief, den sie gerade geöffnet hatte.

Kirika war zwar gebürtige Japanerin, doch seit ihrem zweiten Lebensjahr von britischer Staatsbürgerschaft und hatte dort gelebt und studiert. Doch dummerweise hatte sie nach ihrem Abschluss keinen Job gefunden. Momentan gab es im ganzen vereinigten Königreich einen gewaltigen Lehrerüberschuss und mit ihrem Abschluss hatte sie keine Chance an einer Privatschule angenommen zu werden. Dabei war der gar nicht so schlecht, nur halt nicht gut genug. Also musste sich Kirika nach einer Stelle im Ausland umsehen. Das war kein so leichtes Unterfangen, Literaturlehrer wurden nicht allzu häufig gebraucht. Außer in Japan, nach einigen Reformen in der Bildungspolitik wurde nun häufig nach Lehrkräften gesucht, die nicht nur in japanischer Literatur sondern auch in internationaler bewandert waren.

Für Kirika kein Problem. Sie war japanischstämmig, beide Elternteile waren dort geboren und sie hatte das Bushido und unzählige Haikus genauso verschlungen wie Hamlet und die gesammelten Werke von Chaucer, und das in der jeweiligen Verfassungssprache.

Kirika glaubte zwar nicht, dass sie im japanischen zu unglaublichen Schreibergüssen fähig war, da war ihr das Englische doch ein bisschen näher, doch ihre paar tausend Schriftzeichen kannte sie wohl, ihren Eltern sei dank, und die Aufforderung sie nicht mit langweiligen und völlig unnützen Ausreden zu behelligen, warum die Hausaufgaben mal wieder nicht gemacht worden waren, konnte sie zur Not auch noch in vier weiteren Sprachen aufsagen.

Kirika meldete sich also bei einer auf Bildungsaustausche spezialisierte Vermittlungsfirma an und bekam schon nach kurzer Zeit einige viel versprechende Angebote.

Nach drei Monaten war alles so weit geregelt, dass sie nach Japan überfliegen konnte, und nun das!
 

Wenn Sie nach ihrer dreimonatigen Arbeitserlaubnis in Betracht ziehen die japanische Staatsbürgerschaft oder eine unbeschränkte Arbeiterlaubnis zu erlangen, müssen Sie, zum Zeichen Ihres guten Willens, eine gemeinnützige Beschäftigung (ehrenamtliche Tätigkeit in einem Jugendzentrum, Tierheim, staatlich anerkannte Hilfsorganisation etc.) aufnehmen. Las sie den einen Absatz noch mal durch.

„Leckt mich doch alle mal am Arsch!!!“ seufzte sie und ging zu einem anderen Absatz über.

„Der Nachweis über eine solche Tätigkeit, die frühestens nach einem halben Jahr beendet werden darf, muss spätestens sechs Wochen vor Ablauf der Arbeitserlaubnis und Beginn der Staatsbürgerschaft/unbeschränkten Arbeitserlaubnis erbracht werden.“

Stolperte Kirika weiter über das sperrige Japanisch der hiesigen Bürokratie.

Toll, heißt das, ich muss in den drei Monaten sechs Monate Zivildienst stecken und dass sechs Wochen, bevor ich hier ewig versauern darf, den Leuten hier mitteilen? Oder hab ich da mal wieder was falsch verstanden?

Das könnte allerdings gut sein, wie sich Kirika ungern erinnerte.

Beim obligatorischen Einwanderungstest war es gewesen, als sie beinahe die Mitgliedschaft einer weltbekannten Terrororganisation bejahte. Gott sei dank war sie von einem freundlichen Mitarbeiter der Vermittlungsfirma darauf hingewiesen worden.

„Wo steht denn die Telefonnummer von dem Laden?“ murmelte sie und überflog den Briefkopf. „Ah ja.“

Sie schnappte sich das Telefon und machte sich daran die Unklarheiten zu beseitigen.

Nach dem siebten Läuten hob jemand ab.

„Staatliche Ein- und Auswanderungsbehörde, Fujishima mein Name, was kann ich für Sie tun?“ Kirika zog eine Grimasse, als sie die Standardbegrüßung für Staatliche Einrichtung, Nummer Zwo hörte.

„Mein Name ist Kirika Hanamoto, ich bin vor kurzem von England hierher gezogen und habe heute einen Brief zum Thema unbeschränkte Arbeitserlaubnis und… Moment, wie war das? Gemeinnützige Beschäftigung erhalten.“

„Augenblick, ich verbinde.“

Fünf Minuten Beethovens Kleine Nachtmusik und Kirika hatte den richtigen an der Strippe. Kurz schilderte sie dem Herrn ihr Problem.

„Nein, Frau Hanamoto, es reicht aus wenn sie während der drei Monate eine gemeinnützige Arbeit angetreten haben. In drei Monaten können sie ja schlecht sechs Monate ableisten.“

„Das ist mir auch klar“, antwortete Kirika. „Doch was meinen Sie, was ich schon alles mit Behörden erlebt habe. Das war in meiner Familie der ,running gag’ schlechthin. Erst die Auswanderung aus Japan, die Einwanderung nach Großbritannien, Staatsbürgerschaftbeantragung, Arbeitserlaubnisse… Meine Eltern waren froh aus Japan draußen zu sein und nun hab ich nichts Besseres zu tun, als wieder einzuwandern.“

Der Mann am anderen Ende der Leitung kicherte höflich.

„Es gibt nur ein Problem Frau Hanamoto. Die Warteliste für solch eine Tätigkeit ist lang und die Wartezeit beträgt mittlerweile fünf Monate. Hat man sie nicht bei ihrer Auslandsarbeitsagentur darauf hingewiesen? Die Anmeldung dafür kann man auch leisten, wenn man noch nicht in Japan wohnhaft ist.“

„Das muss denen glatt entfallen sein.“ Meinte sie trocken. „Reicht ein Platz auf so einer Warteliste nicht aus?“

„Leider nicht. Sie müssen wenigstens einen Tag gearbeitet haben und diese Tätigkeit, wenn nichts anderes übrig bleibt, nach Ablauf der befristeten und dann deren Umwandlung in die unbefristeten Arbeitserlaubnis bzw. Staatsbürgerschaft, fortführen.“

Kirika staunte erst über die Fähigkeit des Mannes so gedrechselt zu reden, bis sie einen reichlich undamenhaften Fluch von sich gab, allerdings auf Englisch. Verstanden hatte der Mann ihn dennoch.

„Gesundheit.“ Meinte er höflich und bewies damit, dass englischer Humor nicht nur in England zu finden war.

„Ja, ja.“ Wimmelte Kirika zerstreut ab. „Und da gib es keine andere Möglichkeit?“

„Leider nein. Doch… Moment… Vielleicht…“

„Ja?“ fragte sie und es stieg ein wenig Hoffnung in ihr auf.

„Hanamoto, der Name kommt mir bekannt vor. Besonders ihr Vorname, Kirika.“

„Ja und?“ fragte die besagte, nun etwas flapsig.“

„Gab es nicht vor etwa zwanzig Jahren diesen Firmenchef? Der ist doch auch nach England ausgewandert, wenn ich mich nicht irre. Der hatte doch irgendetwas mit der damaligen Kaibacorp am Hut.“

Kirika seufzte: „Sie meinen Daisuke Hanamoto, angeheirateter Cousin zweiten Grades von Gozaburo Kaiba. Damals einer der Manager der Kaibacorp. Nach einem Streit zwischen den dreien, also zwischen Daisuke und Akane, Kusine Gozaburos auf der einen Seite und Gozaburo selbst auf der anderen, kündigte Daisuke, verkaufte seine Anteile und wanderte mit seiner Frau nach England aus, wo er bis zu seinem Tod nicht mehr einen Fuß in die Gebäude der Kaibacorp setzte. Das war vor fünfundzwanzig Jahren und ich war damals gerade mal zwei.“

„Dann sind sie also…?“

„Ich bin Daisuke Hanamotos Tochter.“ Seufzte sie abermals. Gerade in Japan war dieser Aufruhr um ihre Person und noch mehr, um die Zerrüttung ihrer Eltern mit dem ehemaligen großen Firmenmagnaten, extrem. Besonders extrem nervig!

„Nun, wo ich nun ihre Familienverhältnisse kenne, gäbe es da eine Möglichkeit.“

„Ich höre?“ Vielleicht hatten ihre Verwandtschaftsverhältnisse doch eine gute Seite.

„Ein Freund von mir ist Familienrichter, der hätte vielleicht was für sie.“

„Aha.“ Konnte Kirika nur noch krächzen. Richter! Was würde nur das wieder werden?
 

***
 

Kaiba kam zu einem ganz ähnlichen Schluss, als mitten in der Sorgerechtsverhandlung, der Richter den Saal verließ. Zwei Monate hatte es gedauert bis sämtliche Missstände in der Buchhaltung aufgezeigt worden waren und die Strafverfolgung ihren Gang nahm. Man hatte die fehlenden Gelder mit viel List und Tücke, und mit einigem Einfluss seitens Kaiba, letztendlich bei einigen Nummernkonten der Schweizer National Bank gefunden und Kaiba selbst schaffte das Ding der Unmöglichkeit und transferierte das Geld wieder dort hin wo es hingehörte. Es waren über zwei Millionen Dollar gewesen.

Das Problem war der Täter selbst. Mit dem Auftauchen des Geldes war es nicht schwierig Kaibas Verdacht zu bestätigen und dann letztendlich den Chefbuchhalter zu überführen. Er würde für lange Zeit nicht mehr das Tageslicht zu sehen bekommen.

Und das ließ ein noch viel größeres Problem aufs Parkett treten.
 

Wie schon gesagt, war der Herr Kaibas und Mokubas gesetzlicher Vormund gewesen. Und das wurde nun zu einem Problem. Mit dem Gang hinter schwedischen Gardinen war es klar, dass der werte Herr Ex-Chefbuchhalter das Amt als gesetzlicher Vormund der Gebrüder Kaiba nicht mehr ausüben konnte. Die Frage war nun, wer machte es dann?

Kaiba hatte für sich die vorgezogene Volljährigkeit beantragt damit er für Mokuba das Sorgerecht übernehmen konnte. Das Problem war nur, dass er nicht schon in ein paar Monaten, wie es bei so einem Antrag üblich war, volljährig wurde, sondern erst in zwei Jahren!

Im Geschäftsbereich war das komischerweise kein Problem. Kaiba war sechzehn gewesen, als er die Firma übernahm und damit zum größten Teil geschäftsfähig. Es gab nur wenig, wie zum Beispiel große Fusionen und ähnliches, welche er ohne den Aufsichtsrat tätigen konnte. Doch als er achtzehn wurde, hatte sich auch das erledigt.

Blieb nur noch das leidige Thema Sorgerecht.

Und während sein kompetenter und überaus teurer Rechtsanwalt das Plädoyer des Jahrhunderts hielt, warum man Kaiba die Volljährigkeit zwei Jahre vor der Zeit billigen sollte, erhielt der Richter einen Anruf, unterbrach die Sitzung für die nächsten zwei Stunden und eilte von dannen.

Kaiba fühlte sich verarscht.
 

***
 

Und Kirika ebenfalls. Eine Stunde nach dem Telefonat mit dem überaus geschätzten Vertreter der örtlichen Behörden, Herrn Ichii, kam vom selbigen der Rückruf.

„Könnten Sie innerhalb der nächsten halben Stunde zum Gericht der Südstadt kommen? Herr Richter Yumi erwartet Sie, bezüglich Ihres Problems.“

Kirika konnte, fragte sich nur ob sie auch wollte! Es nutzte ja alles nichts. Betend, ob sie um diese Zeit noch ein freies Taxi bekommen würde, U-Bahn fahren traute sie sich angesichts ihres nicht vorhandenen Orientierungssinns nicht zu, verließ Kirika ihre Wohnung.

Fünfzehn Minuten später war sie am Gericht und ihre Nerven waren blank. Solche Taxifahrer hätte sie in New York erwartet, aber doch nicht hier im feinen Domino!

Mehr gekrochen, als gelaufen erkundigte sie sich nach dem Herren Richter, der ihr bei ihrem „kleinen“ Problem helfen konnte.

„Büro 3.49. Dritter Stock, im Nordflügel, auf der rechten Seite. Können Sie gar nicht verfehlen.“ Kirika konnte nur müde lächeln. Sicher doch, sie hatte ja auch so einen guten Orientierungssinn.

Wider Erwarten fand sie es doch.

Nach kurzem Anklopfen wurde sie auch schon herein gebeten.

„Frau Hanamoto?“ begrüßte sie ein streng aussehender älterer Mann. „Mein Name ist Yumi. Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben Sie ein kleines Problem mit den örtlichen Einwanderungsbestimmungen.“

„Klein ist gar kein Ausdruck.“ Erwiderte Kirika gequält und schilderte dem Herrn kurz ihre Lage.“

Nach zehn Minuten lehnte sich Richter Yumi nachdenklich in seinem Sessel zurück. „Ich verstehe. Sie brauchen unbedingt einen Nachweis über die Beschäftigung im gemeinnützlichen Bereich, da sie vorhaben länger als drei Monate in Japan zu verweilen.“

„Vorhaben würde ich das nicht nennen. Es wurde mir praktisch so diktiert!“ stellte Kirika klar. „Hören Sie, mir wurde nur deshalb die Stelle an der Domino – Highschool gegeben, wenn ich mich dazu bereit erkläre, sie länger als nur sechs Monate auszuüben. Ich habe einen Zweijahresvertrag abgeschlossen.“

„Und es hat Sie niemand auf die Bestimmungen hingewiesen?“

Kirika schüttelte den Kopf.

Der Richter seufzte und sah Kirika ein Weilchen schweigend an.

„Sie sagten, sie wären eine Highschoollehrerin?“

„Ja, für Literatur um genau zu sein. Warum fragen Sie? Wenn Sie darauf anspielen wollen, dass ich ja die Aufsicht für irgendeinen Club an meiner Schule übernehmen könnte… Das wird leider nicht anerkannt. Auf die Idee bin ich nämlich schon selbst gekommen.“

„Das meine ich gar nicht. Es ist nur interessant, dass Sie ausgerechnet an der Domino angestellt sind.“

„Na ja, sie ist eine staatliche Schule. Die Privaten können sich wohl bessere Lehrer leisten. Worauf wollen Sie hinaus?“ Langsam aber sicher wurde Kirika ungeduldig.

„Um ehrlich zu sein, sind Sie für mich ein Geschenk des Himmels. Ich bin nämlich momentan Vorsitzender einer Sorgerechtsverhandlung, die ich für Ihre Angelegenheit kurz unterbrochen hatte“,

Ja, reibe mir noch Salz in die Wunden, dachte die junge Frau zerknirscht, als ihr einfiel wie sehr sie die örtlichen Instanzen schon strapaziert hatte.

„Und in anbetracht Ihres Berufes und Anstellung…“ Ja?

„… und Ihrer Person…“ Nicht schon wieder die Leier.

„… würden Sie mir und Ihnen sehr helfen, wenn Sie diese meine Verhandlung zu einem positiven Abschluss brächten.“ Schön, wenn ich ihnen helfen kann.

„Sie werden also der gesetzliche Vormund von Seto und Mokuba Kaiba, dies wird Ihnen auch bei Ihrer Einwanderungsproblematik weiterhelfen.“

„WAS?!“ Kirika fiel aus allen Wolken.

Yumi redete einfach weiter: „Soweit ich mich erinnere sind Sie doch mit den Kaiba Brüdern verwandt.“

„Ich war die Kusine dritten Grades von Gozaburo Kaiba und die zwei sind adoptiert!“ entfuhr es Kirika entrüstet.

„Na bitte!“ meinte der Richter fröhlich und nicht auf ihren Tonfall eingehend. „Das ist doch perfekt!“ Damit wandte er sich zum Gehen. Kirika folgte ihm.

„Nichts ist perfekt! Es ist ja sehr freundlich, dass Sie mir helfen wollen, aber Sie können mich doch nicht so einfach überrumpeln!“

„Wieso? Wie gesagt, eine Vormundschaft wird von der Behörde anerkannt und ich habe mir sagen lassen, dass die Gebrüder Kaiba sehr pflegeleicht sind. Jedenfalls, was das Thema gesetzlicher Vormund angeht.“

„Das sind Kaibas! Die sind niemals pflegeleicht!“

„Ich dachte, die zwei wären adoptiert?“

Diese Eigenschaft vererbt sich automatisch mit dem Namen.“ Bemerkte Kirika trocken.

„Komisch, und warum heißen Sie dann nicht Kaiba?“

„Werden Sie ja nicht frech, Sie…!“

Yumi seufzte. „Warum sträuben Sie sich so? Es wäre doch nur für ein Jahr. Spätestens dann wird der ältere Kaiba abermals die vorgezogene Volljährigkeit für sich beantragen. Die ihm dann auch wahrscheinlich gewährt wird.“

„Und warum nehmen Sie dann für die Zeit nicht Kaibas Gärtner oder so? Und war nicht erst die Rede von sechs Monaten und nicht einem ganzem Jahr?“

„Weil dies nicht die übliche Vorgehensmaßnahme ist. Man versucht erst einen Verwandten zu finden, der dies übernehmen kann. Und ob nun ein halbes oder ein ganzes Jahr, die Vormundschaft würde vermutlich sowieso fast nur auf dem Papier bestehen. Ich bezweifle, dass Seto Kaiba eine größere Einmischung in seinem Leben akzeptieren würde.“

„Ach, und warum hat man mich dann nicht vor zwei Jahren konsultiert, als Gozaburo verschwand?“

„Waren Sie da nicht gerade an Ihrer Doktorarbeit beschäftigt?“

„Sie meinen die, die ich vermasselt habe? Sie wissen ja gut bescheid. Aber ich dachte, diese Vormundschaftsgeschichte wäre sowieso eine rein formelle Angelegenheit, warum mir dann nicht einfach die Vormundschaft vor zwei Jahren übergeben und mich einfach in England in Ruhe weiter mein Leben versauen lassen?“

Mittlerweile waren die beiden fast am Verhandlungssaal angelangt.

„Erstens, sollte man sich für solch eine Aufgabe wenigstens im gleichen Land befinden. Zweitens, gehört dann doch noch ein wenig mehr dazu“, entgegnete ihr der Richter.

„Welch Überraschung!“ murmelte die junge Frau, diese Bemerkung wurde jedoch von ihrem Gesprächspartner gründlich übergangen. Stattdessen ging er dazu über, ihr weitere Argumente an den Kopf zu werfen, warum ausgerechnet sie für diese Aufgabe geeignet wäre. Gleichermaßen trat ihm Kirika vehement mit Gegenargumenten gegenüber, warum sie ausgerechnet nicht die richtige Wahl war. So gern sie auch in diesem Land bleiben wollte und so sehr sie diesen Job brauchte, aber sie konnte sich einfach besseres vorstellen. Und wenn sie in der örtlichen Bahnhofsmission Suppe verteilte!

„Frau Hanamoto, es gibt keinen triftigen Grund warum Sie mein Anliegen ablehnen!“ Nun wurde Richter Yumi doch etwas ungehalten! Diese Frau war ja nun wirklich nervenaufreibend störrisch und dickköpfig. Er öffnete die Seitentür zum Gerichtsaal und trat ein. Dicht gefolgt von einer offensichtlich genervten und zunehmend zornigeren Kirika, der nun endgültig der Kragen platze.

„Doch gibt es! Schon mal daran gedacht, dass ich keine Lust habe Babysitter für zwei picklige Teenager zu spielen?!“

„Wie bitte?“ ertönte nun eine für Kirika unbekannte Stimme. Sie drehte sich um und blickte in ein Paar blaue Augen. Ein Paar überaus ärgerlich dreinblickende blaue Augen! Doch die junge Frau war nicht zu bremsen.

„Richtig gehört! Wer bin ich denn, die amtliche Kummerkastentante, wenn das Herz ganz dolle pocht und die Hormone sprießen? Mein Gott, ich bin doch selbst noch ein halber Teenager und habe ganz sicher keine Lust darauf still und sittsam diesen verwöhnten Kaibagören hinterher zu steigen, weil sich diese auf illegalen Saufpartys rum treiben, wenn ich selbst vor noch nicht allzu langer Zeit Stammgast auf solchen Veranstaltungen war!“

Die verärgerten blauen Augen richteten sich nun auf Richter Yumi.

„Herr Richter, Sie wollen doch nicht ernsthaft diese Person zum Vormund meines Bruders und mir ernennen! Meinen Sie nicht, dass ich alt genug…“ Seto Kaiba hatte wie gewohnt erstaunlich schnell kombiniert. Yumi hatte mittlerweile wieder am Pult platz genommen.

„Herr Kaiba ich habe Ihren Antrag äußerst sorgfältig von allen Seiten beleuchtet. Trotz Ihrer unglaublichen Leistungen in der Geschäftswelt, bin ich der Meinung das man Ihnen… wie soll ich sagen? Dass man Ihnen noch ein paar Jahre unbeschwerten Leichtsinns gönnen sollte, bevor Sie die komplette Verantwortung über Ihre Taten trifft. Ihr Antrag auf vorgezogene Volljährigkeit ist abgelehnt. Die Vormundschaft über Seto und Mokuba Kaiba fällt auf Frau Kirika Hanamoto. Sie sind Lehrerin an einer Highschool, Frau Hanamoto! Also erzählen Sie mir nichts!“

Damit fiel der Hammer und wenn man Kaibas und Kirikas Gesichter sah, könnte man denken auf die Nägel zu ihrem Sarg.

Zwei Sekunden brauchten die zwei um das ganze zu realisieren.

„Aber Herr Richter! Sie können mich doch nicht einfach so überfahren!“ Kirika.

„Wenn Sie glauben, dass ich DAS einfach so hinnehme…!“

„RUHE!!!“ donnerte es. „Herr Kaiba, sein Sie froh das ich Ihnen Ihre Geschäftprivilegien nicht auch noch aberkenne! Und Sie Frau Hanamoto, anbetracht Ihrer offensichtlichen aber unverständlichen Abneigung gegenüber ein Paar Teenager, die auf Grund Ihres Berufes gar nicht haben dürften…“

„Ich habe nicht allgemein was gegen Teenager, nur die zwei sind mir…“ Und das in einem Fall sogar unbekannterweise!

„RUHE!!!“ brüllte Richter Yumi ein zweites Mal. „Eigentlich dachte ich mir, dass Sie Ihr Amt als Vormund bequem über die Domino – Highschool ausüben können, da Herr Seto Kaiba Schüler dieser Schule ist. Doch in anbetracht der Umstände sehe ich mich gezwungen, dass ein engeres Verhältnis zwischen Ihnen angebracht ist.“

„Was soll das heißen?“ tönte es von beiden, Kirika und Kaiba.

„Ganz einfach, Frau Hanamoto. Sie werden bei Seto und Mokuba Kaiba einziehen!“

„WAS????!!!!“

Differenzen

So, hier kommt des Unheils zweiter Teil. Kirika macht sich unbeliebt und eine gewisse Truppe hat ihren ersten Auftritt (nein, damit ist nicht der "Kindergarten" gemeint^^). Des weiteren warne ich bei diesem Kapitel vor schlechten Wortwitzen und ein paar Winzbrocken Englisch, die hoffentlich grammatikalisch richtig sind - wenn nicht, lass ich euch ein paar Sahnetorten da.
 

Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!
 

~*~
 

„Ich fass es nicht! Ich fass es einfach nicht!“ wütend stopfte Kirika ihre wenigen Habseligkeiten, die sie bereits ausgepackt hatte, zurück in eine der Umzugskisten. Es war wirklich nur ihrer Faulheit in Bezug auf das Aufräumen zu verdanken, dass sie diese auch noch besaß, denn natürlich hatte Seto Kaiba ihr keinerlei Hilfe angeboten, sondern sie nur mit den bloßen Worten „Ich erwarte Sie morgen früh in der Villa“ abgespeist.

Nicht einmal die Adresse hatte er ihr gegeben, die hatte sie sich von seinem finster dreinschauenden Bodyguard – oder was immer dieser Schrank von Kerl auch war – geben lassen müssen.

Auf die Frage, warum er denn nicht die Vormundschaft für die beiden Brüder übernommen hatte, hatte er übrigens nur kurz und ziemlich verlegen mit „Bewegte Vergangenheit“ geantwortet.

Aha.

Es klingelte.

Immer noch wütend stand Kirika auf und ging zur Sprechanlage, nicht, ohne noch ein paar Mal über ihre Kisten zu stolpern.

„Ja?“ entgegnete sie und fragte sich, wer zum Teufel denn was von ihr wollte, wo sich ihre Bekanntschaften in diesem Land doch auf einer in einem anonymen Call-Centers der örtlichen Behörden sitzenden körperlosen Stimme, eines durchgeknallten Familienrichters und eines ziemlich arroganten Teenager, mit mehr Geld und Einfluss als ihm gut tat, erschöpfte.

„Hier ist Frau Kobayashi. Frau Hanamoto, so geht das nicht! Sie können doch nicht…“

Ach ja, da war ja noch ihre Vermieterin. Beziehungsweise nun frischgebackene Ex-Vermieterin. Und das nur nach zwei Tagen! Musste Stadtrekord sein…

Kirika stöhnte und drückte auf den Summer.

Wenig später kam eine recht füllige Frau in ihren besten Mittsechzigern die Treppen hochgewalzt, begleitet von einem recht lautem Schnauben und akuter Schnappatmung, was Kirika einerseits irgendwie melodisch und andererseits besorgniserregend fand. Die Alte würde ihr doch jetzt nicht hier auf der Türschwelle…?

„Frau Hanamoto!“ Die gute Frau hatte ihre Augen soweit in berechtigter Fassungslosigkeit aufgerissen, dass Kirika sich sofort wieder wie zwölf Jahre alt fühlte. Was hatten alte Menschen nur immer an sich, dass man sie nie wie ein erwachsener, besonnener und reifer Mensch fühlen konnte, sobald man in ihrer Nähe war?

„Stimmt etwas nicht? Ist die Klimaanlage kaputt? Die Tatami schimmelig?“ wurde der jungen Frau auch schon entgegen geworfen.

Argh… verdammte Axt, auch noch psychologische Kriegsführung! Kirika wusste nicht ob sie heulen oder gleich schreien sollte.

Natürlich konnte Frau Kobayashi in ihrer außerordentlichen japanischen Höflichkeit nur davon ausgehen, dass irgendetwas mit ihrer Wohnung nicht stimmen konnte, denn sonst wäre Kirika schließlich nie auf die Idee gekommen, zwei Tage nach Einzug ihr die Kündigung auf den Tisch zu legen.

Und natürlich wusste Frau Kobayashi auch, dass mit ihrer Wohnung alles in bester Ordnung war, denn immerhin hatte sie diese vor drei Tagen noch selbst überprüft!

Damit gab es für Kirika nur eine logische Konsequenz:

Sie fühlte sich schuldig.
 

***
 

Seto Kaiba fühlte sich nicht schuldig. Seto Kaiba fühlte sich eher übergangen, zornig, verdammt wütend, und noch eine Reihe von weiteren Begrifflichkeiten, die Mokuba die Schamesröte und dem Kindergarten das blanke Entsetzen ins Gesicht treiben würden, sollten sie diese jemals hören.

Aber sie würden sie niemals hören. Was einerseits daran lag, dass sich Kaiba momentan in einer Sitzung mit seinem Aufsichtsrat befand und somit weit entfernt von seinem kleinem Bruder und der nervigen Truppe um und mit Yugi Muto, und einerseits daran, dass ein Kaiba niemals – und schon gar nicht Seto Kaiba – seine Gefühle laut äußerte. Und seien sie noch so berechtigt und gerechtfertigt!

„… und damit ergibt sich für das nächste Quartal eine Wachstumsrate…“

Wo waren sie noch einmal stehen geblieben?

Ach ja, Zukunftsprognosen.

Kaiba unterdrückte ein Stöhnen. Für ihn ergab dies soviel Sinn, wie eine Lambada tanzende Schildkröte, also gar keinen, aber sein kleiner Klub der scheintoten Lemminge hatte daran nun einmal ein nicht unerhebliches Interesse und schließlich sollte niemand Kaiba nachsagen, dass er nicht tierlieb wäre.

Allerdings ergab dies noch viel weniger Sinn, da schließlich niemand wusste, dass es Kaibas heimliche Leidenschaft war, den minderbemittelten Idioten um sich herum absurde Spitznamen zu geben – vorzugsweise mit Tieranteil – und er dies natürlich nicht nur einfach bestreiten würde, käme dies jemals ans Tageslicht, sondern er gleich dazu übergehen würde sämtliche Zeugen in Grund und Boden zu verklagen, mitsamt ihren Familienmitgliedern und Haustieren.

Ach, vermutlich würde er auch noch ihre Häuser verklagen, wenn dies möglich wäre.

Kaiba schätze seine Privatsphäre.

Es gab nur wenige Momente, wo er diese über Bord warf und anderen einen winzigen Blick in sein Innenleben gestattete. Meistens waren diese anderen eigentlich nur ein anderer, nämlich Mokuba.

Und natürlich der Kindergarten im Allgemeinen – als er sie in einem unbedachten Moment laut so betitelt hatte und der Köter im Besonderen, als dieser als einziger auf die Beleidigung seiner ach so geschätzten Freunde ansprang.

Ja, Kaiba konnte kreativ sein, wenn er wollte. Er besaß sogar so etwas wie Humor, auch wenn der Rest der Menschheit dies bestreiten würde, aber momentan war ihm gar nicht zum Lachen zumute – oder was auch immer das kaiba’sche Äquivalent dazu war.

Er hätte schreien können!

Aber er tat es nicht. Wie schon gesagt, Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit…

Vielmehr ging er dazu über mit penibler Genauigkeit und wachsendem Sadismus sämtliche Analysen und Statistiken seines – ach so wohl geschätzten – Aufsichtsrats auseinander zu pflücken und somit das nicht-vorhandene Selbstbewusstsein seiner Mitglieder zu untergraben.

Als sie sich zitternd und mit großen Augen in die Polster ihrer protzigen Chefsessel gedrückt hatten, soweit es ihnen möglich war, erlaubte sich Kaiba einen ausgiebigen kalten Blick in die Runde, um dann wieder auf seinem aufgeklappten Laptop zu verweilen.

„Nächster Punkt“, kam es kühl und dunkel nach einer Weile von ihm und er hörte buchstäblich das gedachte Seufzen seiner Fach-Idioten vom Dienst.

Narren… dachte er nur noch, als die Diskussion anfing, ob für den neuen geplanten Fahrradunterstand seiner Mitarbeiter neuer Grund dazugekauft werden sollte, oder ob ein abgegrenzter Bereich im mehreren Hektar großen unterirdischen Parkhaus ausreichte.

Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder der Datei auf seinem Laptop zu.
 

Name: Hanamoto, Kirika

Alter: 27 Jahre (geboren am 08.09.19XX in Domino City)

Eltern: Hanamoto, Daisuke (Vater, verstorben)

Hanamoto, Akane (Mutter, verstorben, geb. Kaiba)
 

Da! Da war es! Kaibas absoluter Albtraum! Nicht nur, dass er diese impertinente Person von nun an mehr oder weniger ständig an der Backe hatte, sie musste auch noch ausgerechnet mit der Person verwandt sein, die er mehr als alles andere im Leben hasste!

Er wusste, dass ihm dieses zornige Zusammenkneifen der Augen und das herausfordernd ausgestreckte Kinn irgendwie bekannt vorkamen.
 

Gozaburo… warum ausgerechnet jetzt? Warum musste diese – verschollene – Verwandte ausgerechnet in dem Moment auftauchen, wo er sich auch dem Rest seines gewaltigen Bremsklotzes des Lebens – auch genannt Minderjährigkeit – entledigen wollte?

Kaiba wusste, dass bereits vor zwei Jahren die Diskussion geherrscht hatte, wer die Aufsicht über sein und Mokubas Wohlergehen übernehmen sollte.

Er hatte von dieser entfernten Kusine gehört, die in England lebte und dort irgendwo studierte. Allerdings hatte er sich nicht wirklich mit ihr befasst, da seine einzige Sorge war, ob sie irgendwelche Ansprüche in Sachen Kaiba Corporation geltend machen konnte und diese Sorge hatte Roland schnell entkräften können.
 

Roland war das Stichwort.

Wenn schon irgendjemand ein Mitspracherecht im Leben des jungen Firmenchefs haben sollte, dann wäre er Kaibas erste Wahl gewesen!

Jemand, dem er vertraute. Oder so gut wie.

Wohin das allerdings führen konnte, hatte er ja nun ausreichend erfahren können. Kaiba hatte es irgendwie geahnt. Er hatte es geahnt, dass es nicht gut gehen konnte, einem ziemlich qualifizierten aber meist unterbezahlten Mitarbeiter eine so hohe Machtsstellung zu übergeben!

Er hatte sich einlullen lassen!

Von Roland, der seit Jahren mit eben diesen Buchhalter befreundet war und von Mokuba, der merkwürdigerweise einen absoluten Narren an diesem alten Knacker mit Halbtonsur und Strickpullover gefressen hatte.

Warum nicht Roland? Warum – verdammt noch mal – nicht Roland?

Warum musste er eine Kriminalakte so dick wie die Guttenberg-Bibel haben? Für einen Leibwächter und Assistenten mit etwas diffusem Aufgabenbereich mit Sicherheit von Vorteil, aber das örtliche Jugendamt schien irgendwie etwas gegen einschlägige Kontakte zu aktenbekannten Yakuza-Mitgliedern zu haben.

Dabei war sich Kaiba sicher, dass sein Leibwächter eher Harakiri begangen hätte, als zu zulassen, dass ihm oder Mokuba irgendetwas passierte.

Verdammt noch mal, dieser Mann züchtete in seiner Freizeit Bonsais, liebte Sonnenuntergänge und hatte das Bushido – den Ehrenkodex des Samurais mit Sicherheit öfter gelesen, als Kaiba die Quartalsabrechnung des letzten Monats! Dieser Mann war der absolute Inbegriff des Samurais!

Warum versteiften sich diese Idioten auf irgendwelche absurden Paragraphen, die Straftäter – auch wenn diese Taten schon längst verjährt waren – von vorne rein ausschlossen, statt zum Beispiel lieber eine ausführliche psychologische Untersuchung durchzuführen, wie es in den meisten anderen Ländern schon längst Standart war?

Warum schauten sie nicht hinter der Fassade irgendwelcher obskuren Akten und beschäftigten sich mit dem wirklichen Menschen?

Verdammt… ich klinge schon wie Muto. Nein – noch schlimmer – er klang schon wie der verfluchte Köter!

Wenn man mal davon absah, dass Wheeler sich mit Sicherheit nicht so eloquent ausgedrückt hätte. Kaiba war sich zudem ziemlich sicher, dass dieser allein das Wort Eloquenz nicht einmal dann buchstabieren könnte, wenn dieses ihm seine Schreibweise nackt vorgetanzt hätte.

Nein, statt einem ruhigen und produktiven Jahr mit Roland, musste er sich nun wenigstens ein Jahr, im schlimmsten Fall sogar zwei mit dieser Lachnummer von Lehrerin herum schlagen!

Er hatte diesen Wahnwitz von Doktorarbeit gelesen, den diese Frau verbrochen hatte und wenn er nur daran dachte, wurde ihm ganz übel.

Er war nur heilfroh, dass diese Arbeit (konnte man das überhaupt Arbeit nennen?) anscheinend bei ihrem Doktorvater ähnliche Begeisterungsstürme hervor gerufen hatte, wie bei ihm. Und er hoffte, dass diese Vergewaltigung der Geisteswissenschaften so schnell wie möglich den Weg zur Ablage P – sprich Papierkorb – gefunden hatte.

Kaibas Exemplar hätte es auf jeden Fall, wenn er nicht der Meinung wäre, dass ein kleines Druckmittel in der Hinterhand immer von Vorteil wäre.
 

Er bekam Kopfschmerzen.

Mit zwei Fingern die Stirnwurzel massierend, unterbrach er nun die Diskussion der dressierten Affen in Armani Fraktion.

„Wir werden nicht das 1600 m² große Senioreninstitut auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufkaufen und niederreißen, um dort einen 200 m² kleinen Fahrradunterstand hinzupflanzen!“

Manchmal fragte sich Kaiba ernsthaft, wie diese Menschen geradeaus gehen konnten, ohne ständig über ihre eigene Dummheit zu stolpern und somit auf die Nase zu fallen.

„Wir haben ein riesengroßes mehrstöckiges Parkhaus und sogar eine eigene U-Bahn-Station! Noch dazu halten direkt vor der Kaiba Corp. sechs Buslinien und das im Fünf-Minuten-Takt! Wenn irgendeiner meiner Mitarbeiter somit nicht den Weg zu seiner Arbeitsstelle findet, sollte er sich vielleicht Gedanken um eine neue machen“, Oh, er wusste, dass dieser Satz einen Haufen Kündigungen nach sich ziehen würde. Nur weil diese Witzfiguren glaubte, ihm damit einen Gefallen zu tun. Was leider nicht der Fall war.

Denn ebenso wusste er, dass dies mit Sicherheit die Gewerkschaft auf den Plan treten ließ, die sich gewaltig über die unrechtmäßigen Kündigungen beschweren würden, womit sie in dem Fall sogar Recht hätten.

Noch dazu, dass sie dennoch auf den Fahrradunterstand bestünden.

„Sagen Sie Herrn Ayuzawa von der Gewerkschaft, dass die Errichtung eines Fahrradunterstandes aus bau- und sicherheitstechnischen Gründen zur Zeit nicht möglich ist, aber dass die Kaiba Corporation im Gegenzug dazu bereit ist, sich mit dem örtlichen Kraftwerk in Verbindung zu setzen, zwecks einer Übereinkunft im Bereich der erneuerbaren Energieressourcen. Dies sollte das grüne Gewissen der Kreativabteilung beruhigen können“, er erwähnte nicht, dass diese Übereinkunft maximal einen fünfprozentigen Anteil von ökologisch einwandfreien Strom beinhalten würde. Der Rest setzte sich aus Atom, Kohle und Gas zusammen.

Es war nicht nötig. Denn genauso wie Kaiba, wussten die Pappnasen, dass der Strom in Domino – egal wie viel man bezahlte und egal welche Stromerzeugungsarten man auswählte – sich immer zu fünf Prozent aus Sonne-, Wind- und Wasserenergie und 95 Prozent Atom-, Kohle und Gasenergie zusammensetzte. Und das ökologischer Strom allein niemals ausreichte, um den Energiebedarf seiner Firma zu decken.

Immerhin hatte er dies ihnen erst in der letzten Sitzung ausgiebig erklärt, als es darum ging Sonnenkollektoren aufs Dach zu setzen und damit den Kaiba-Tower die völlige Unabhängigkeit vom bösen, bösen öffentlichen Stromnetzwerk zu ermöglichen.

Diese Kreativabteilung und ihre Ideen

Und erst ihre Vorliebe für Comic-Krawatten und schlechtem Automatenkaffee!

Hoch lebe das Klischee…
 

***
 

Klischeehafter geht es wohl nicht? Fragte sich Kirika als sie mit dem kleinen gemieteten Transporter vor der Kaiba-Villa näher kam.

Rasch kapitulierte sie ihre bisherigen erlernten Sprachen (es waren genau drei. Englisch, Japanisch und ein paar Brocken Französisch nachdem sie diesen einen Musik-Film gesehen und ein unheimliches Faible für Ewan McGregor entwickelt hatte, wenn man vom Satz: Ist mir scheißegal, ob der Hund deine Hausaufgaben gefressen hat in weiteren drei Sprachen absah), und kam auf nur ein einziges Wort:

Protzig

Sie hielt vor dem Tor, wobei sie beinahe die Steinmauer mitgenommen hatte, und versuchte den Knopf an der Sprechanlage zu erreichen. Bevor sie dabei völlig aus dem Fenster fiel, knarrte es und eine Stimme ertönte.

„Sie wünschen?

Kirika schloss die Augen. Sie ahnte es, nein, sie wusstees!

„Einlass.“ Antwortete sie, nachdem sie den Knopf erreicht hatte.

„Und Sie sind?“

„Kirika Hanamoto, der neue Vormund für Seto und Mokuba Kaiba, und Sie?“

„Der Butler des Hauses. Die Herrschaften sind zurzeit nicht anwesend.

„Ich weiß. Dann habe ich wenigstens meine Ruhe vor ihnen. Lassen Sie mich rein?“

Es kam keine Antwort.

Nach ein paar Minuten, in denen sie sich fragte, ob der Butler angesichts ihrer Herrschaftsbeleidigung einen Herzkasper bekommen hatte, öffnete sich das Tor.

Leider ohne Quietschen. Wäre auch zu schön gewesen.

Kirika legte den Gang ein und trat aufs Gas, nur um wenig später den Transporter von neuem zu starten und diesmal wirklich den ersten Gang einzulegen.

Nach einem endlos langem Schotterweg und dem ausschweifendem Blick auf reinsten englischen Rasen (der konnte nur englisch sein!) und einigen gigantischen akkurat getrimmten Büschen mit Flügeln (Kirika tippte auf eine verborgene Obsession für Grillhähnchen), hielt sie endlich vor dem Anwesen, auf dessen Marmortreppe (Marmor!) schon ihr freundlicher Gesprächspartner von eben stand.

Das Halbfinale hast du schon mal gewonnen, Kirika. Stellte sie mit einem Blick auf das definitiv europäische Gesicht fest.

„Mein Name ist James, ich werde Ihnen für die Dauer Ihres Aufenthalts zur Verfügung stehen“,

Jackpot! Und damit hundert Gummipunkte und eine Farbwaschmaschine!

„Hello James, nice to meet you“, wechselte sie sogleich in ihrer beiden Muttersprache.

Der alte Brite neigte nur stumm den Kopf und deutete dann den anderen Bediensteten ihre Habseligkeiten auf dem Fahrzeug zu laden.

Dann ging er ins Haus und erwartete anscheinend, dass die junge Frau ihm folgte.

„Zu Ihrer Rechten befindet sich der Salon, zu ihrer Linken das Esszimmer, von wo aus ein Durchgang zu Küche führt. Die Treppen führen zu den Räumlichkeiten der Herrschaften und auch ihr Raum wird sich auf dieser Etage befinden“, erläuterte er auf Japanisch.

Kirika hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm vom Hausherrn eingeimpft wurde, sich gefälligst nicht mit dem Feind zu verbrüdern, womit auch das Verwenden ihrer Muttersprache fiel.

Womit sie gar nicht mal Unrecht hatte, wobei es Kaiba eher mit den Worten Und ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich nicht auf die gleiche Stufe mit diesem Subjekt stellen, nur weil Sie beide zufälligerweise einmal die gleiche Nationalität inne gehabt haben ausgedrückt hatte.

„Misaki wird Sie auf Ihr Zimmer begleiten. Sie werden dort einen Arbeitsbereich vorfinden und eine Möglichkeit ihre… Habseligkeiten unterzubringen“, irgendwie gefiel Kirika die Betonung dieser beiden Wörter nicht.

Ihr Blick wanderte vom skeptischen Gesichtsausdruck ihres auf den Umzugkartons fixierten Gegenübers, auf das Mädchen zu ihrer Rechten. Die sich daraufhin natürlich formvollendet verbeugte.

Kirika seufzte.

„Nicht nötig. Jedenfalls vorerst nicht. Wo sind denn die beiden Brüder genau? Am Telefon wurde mir nur gesagt, dass sie nicht da seien, aber nicht wo sie sich zurzeit aufhalten.“

„Madam, ich bin nicht berechtigt…“

„Okay James, I’ll get straight to the point. I am the guardian of Seto and Mokuba and I must know where they are, with whom they are and WHAT the hell they do! Do you have any problems with this?”

brauste Kirika daraufhin auch schon los, in einer nicht unbeeindruckenden Lautstärke.

Sie hatte nun wirklich keine Lust, dass irgendjemand sie gleich wieder auswies, nur weil der Butler ein Problem mit Autoritäten hatte.

„Master Mokuba hält sich mit seinen Freunden im Kaiba-Land auf, während sich Master Kaiba momentan in einer Sitzung in der Kaiba Corporation befindet.“

Bitte… warum nicht gleich so?

„Wann kommen sie wieder?“

„Master Mokuba sollte zum Abendessen wieder hier sein, Roland befindet sich bei ihm. Master Kaiba pflegt in den Ferien länger zu arbeiten und entweder zu später Abendstunde oder nicht vor morgen früh nach hause zu kommen.“

„Was soll das bedeuten?“

„Nun, wie ich schon…“

„Soll das etwa heißen“, unterbrach sie ihn kurzerhand. „das ein achtzehnjähriger Teenager, sich ohne Aufsicht des nachts irgendwo in dieser verdammten Stadt herumtreibt und kein Mensch weiß, was er dabei treibt?“

„Master Kaiba pflegt nicht zu treiben. Er leitet…“ merkte James pikiert an, doch er wurde abermals unterbrochen.

„Seine Nummer!“

„Wie bitte?“

„Ich. will. Seine. Telefonnummer!“

„Die Nummer seiner Sekretärin befindet sich…“

„Ich will nicht seine verfluchte Tippse anrufen, ich will seine DIREKTWAHL!“

James gab es auf. Mit äußerster Missbilligung und gerade gestrecktem Rücken trat er zum Telefon in der Eingangshalle, tippte er eine Reihe von Zahlen ein und reichte ihr dann den Hörer.

Kirika nahm ihn entgegen und warf dem Butler einen scharfen Blick zu.

Dieser reckte sich noch einmal, strich seinen Frack glatt und wandte sich zum Gehen. Nicht ohne mit dem Mädchen Misaki – welches das gesamte Gespräch stumm und mit großen Bambi-Augen verfolgt hatte – einen viel sagenden Blick zu wechseln.

Kirika schnaubte abfällig. Ein echter britischer Butler hätte dies nie in ihrer Anwesenheit getan! Nicht, dass sie sonderlich viel Erfahrung mit echten britischen Butlern hätte. Oder mit Unechten.

Es tutete.
 

***
 

Es klingelte.

Kaiba erlaubte sich ein Seufzen, während seine Cheerleader der studierten Blödheit den Sitzungssaal räumten. Da sich diese aber nicht entscheiden könnten, wer jetzt nun als erster durch die Tür flüchten durfte, konnte dies noch eine Weile dauern.

Wie auch bei der letzten Sitzung. Und der davor… und der davor.

Kaiba sah auf das Display des auf dem Tisch stehenden stylischen Apparats, welches irgendeiner der in der Tür eingeklemmten Idioten vor einer Weile heran geschleppt hatte, weil dieses ja so modern und avantgardistisch war.

Für Kaiba war dies einfach nur ein Telefon ohne Hörer. Und da sagte bitte noch einmal wer, er hätte kein Herz.

Es klingelte immer noch.

Mit einem weiteren Seufzen drückte er eine Taste und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

„Was gibt es James, hat Mokuba schon wieder…“

„Hier ist nicht James!

Kaiba erstarrte. Sein Aufsichtsrat erstarrte.

Dieser Ton.

„Und dein Bruder befindet sich – so weit ich weiß – auf irgendeiner Tour mit diesem Roland und noch ein paar weiteren Pappnasen“,

Oh, wie er diesen Ton hasste.

Er erinnerte sich an diesen Ton. Und wie er sich erinnerte!

Und der Verein der verschreckten Business Hasen scheinbar ebenso, wie er mit einem Blick feststellte.

Astreiner Gozaburo-Ton.

„Kannst du mir bitte mal verraten, warum dein Bruder sich ohne qualifizierte Aufsicht in irgendwelchen Spielhallen herum treibt und warum ich von deiner Karikatur eines Mitglieds des britischen Dienstleistungsgewerbes erfahren muss, dass du die Angewohnheit hast, dich tage- UND nächtelang irgendwo herum zu treiben, und das ebenfalls OHNE Aufsicht!“

Wie bitte?! Für wie alt hielt sie ihn eigentlich?

„Roland ist eine äußerst qualifizierte Aufsicht für Mokuba – mit Sicherheit qualifizierter als Sie – schließlich ist er mein Leibwächter. Und das Kaiba-Land ist auch nicht irgendeine Spielhalle, sondern ein überaus seriöser und gewinnträchtiger Vergnügungspark, mein Bruder hält sich übrigens in den dort ansässigen Duellarenen auf. James ist ohne jeden Zweifel ein echter britischer Butler, der bereits der Queen gedient hat und ebenfalls ein absolut qualifizierter und geschätzter Mitarbeiter – welches Sie übrigens nicht sind. Meine Arbeitszeiten gehen Sie nichts an, soweit meine Zensuren nicht darunter leiden – was sie übrigens zu Ihrer Information noch nie getan haben, zumal gerade Sommerferien herrschen. Was die Aufsicht anbelangt, befinde ich mich momentan in der Gesellschaft meines Aufsichtsrats, die damit ebenfalls um einiges qualifizierter sind als Sie, und zusammen werden wir nun einen Haufen wichtiger Dinge besprechen, für die Sie ebenfalls keinerlei Qualifikationen besitzen!“

Schweigen.

Dann – ein Blättern.

„Deine Sitzung ist seit fünf Minuten vorbei..

Shit… sie hatte offensichtlich den Terminplaner gefunden, den James immer in die Schublade des Dielentisches verstaute.

„Dann ist Ihnen mit Sicherheit auch bekannt, dass auf mich nun auf eine wichtige Telefonkonferenz mit Hongkong vorbereiten muss und das danach eine ziemlich lange Sicherheitsübung des Kaiba-Towers ansteht“,

„Die Konferenz wurde gecancelt und die Sicherheitsübung wurde mit fünfzehn Minuten veranschlagt“ ,

Verdammt… und sie hatte den echten Terminplaner gefunden, der sich in einem Geheimfach des besagten Dielentisches befand.

„Du bist um sechs zuhause. Um sieben gibt es Essen! Wegen des Schranks mit der ‚bewegten Vergangenheit’ sprechen wir uns noch!

Es klickte und danach tönte nur noch ein monotones Tuten aus den Lautsprechern.

Hatte sie gerade…? Hatte sie ihn gerade abgewürgt?!

Kaibas Blick glitt hinüber zu seinem verschreckten Aufsichtsrat, der nur Sekunden brauchte um den Wut-Wert dieses Blickes zu messen und somit rasend schnell das Weite suchte.

Kaibas Augen wanderten routiniert zur Uhr des Telefons.

Sieben Minuten nach Sitzungsende… sie haben gerade einen neuen Rekord aufgestellt.
 

***
 

Kirika stellte gerade einen neuen Rekord in Sachen wie mache ich mir die Menschen in meiner Umgebung am schnellsten zum Feind auf.

Wie ein Derwisch fegte sie durchs Anwesen und machte allen Anwesenden klar, dass von nun an ein ganz anderer Wind im Hause Kaiba herrschte.

„Ich möchte – nein, ich verlange – von jedem hier im Haus, dass sie die Regeln, die ich den Kaiba-Brüdern betreffend aufstelle, ohne wenn und aber Folge leisten! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

„Ja, Frau Hanamoto“, kam es murmelnd von der gesamten Dienerschaft zurück. Nur James weigerte sich und blickte stoisch geradeaus.

„Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ kam es leise zu seiner Linken. Kirika stand schräg vor ihm und begutachtete ihn mit Argusaugen.

Er ließ sich zu einem abschätzendem Blick herab.

„Ich darf Sie davon in Kenntnis setzen, Miss Hanamoto, dass Sie die Dienerschaft von ihrer Arbeit abhalten, womit unter anderem auch das Auspacken Ihrer Habseligkeiten gehört und das sich vor dem Anwesen noch immer ihr Transportvehikel befindet, dessen Kosten der Vermietung übrigens nicht von Master Kaiba übernommen werden“, Kirika stand nun direkt vor ihm und er blickte hoheitsvoll auf die zwei Köpfe kleinere Frau hinab.

„Mein Zeug packe ich selbst aus! Und die Karre vor dieser oberprotzigen Hütte, werde ich schon noch früh genug wegfahren. Darüber hinaus habe ich genug Knete für diese beschissene Rechnung und bin somit nicht auf Fuck’in-Kaibas Almosen angewiesen“, er wollte Krieg? Den konnte er haben!

„Und jetzt will ich diese Telefonnummer dieses verfickten steroide-fressenden Schwarznegger-Abklatsches!“

Wie meinen?“

„VON ROLAND!“ brüllte sie auch schon los und hätte sich im gleichen Moment am liebsten auf die Zunge gebissen.

James lächelte süffisant und deutete auf den Terminplaner, der sich noch immer in Kirikas Händen befand.

„In dem Planer befinden sich sämtliche relevanten Telefonnummern. Des Weiteren befindet sich auch ein Telefon auf ihrem Zimmer. Es ist Ihnen damit möglich Gespräche zum Festnetz, dem Kaiba-Tower und zu Mobilfunkanschlüssen, die zur Kaiba Corporation gehören zu führen, zudem steht Ihnen noch eine Breitband-Internetverbindung zur Verfügung“, vollendete er noch immer lächelnd seinen Satz.

Kirika starrte ihn finster an und lief dann zornig die Treppen hoch.

Man hörte sie noch eine ganze Weile fluchen, bis endlich eine Tür knallte.

Sofort atmeten alle restlichen Anwesenden kollektiv erleichternd aus.

„Definitiv eine Kaiba“, hörte man es murmeln und schon gingen alle wieder ihren gewohnten Beschäftigungen nach.
 

***
 

Mokubas gewohnte Beschäftigung war es – neben seinen großen Bruder anfeuern und anhimmeln – sich auch um eine einwandfreie Abwicklung der Abläufe des Kaiba-Lands zu kümmern. Er hatte gerade das Go seines Bruders erhalten, nun seinerseits mit einer Sicherheitsprüfung zu beginnen, und außerdem eine - mit Sicherheit auf Jugendfreiheit zensierte Version - Schilderung des Gesprächs mit Kirika, als sein Handy klingelte.

„Was gibt’s?“

„Ähm… ich nehme nicht an, dass ich da mit Roland spreche, oder?“

„Nein, hier ist Mokuba.“

„Was?! Verdammt…“ ein hektisch Blättern, gefolgt von einem Murmeln tönte aus dem Gerät.

„Habe ich etwa die falsche Nummer?“

Mokuba grinste.

„Oh, nein! Das ist schon Rolands Nummer“, sein Grinsen wurde breiter, als er ein scharfes Einatmen hörte. Nebenbei gab er dem Leibwächter einen Daumen.

„Und warum gehst du dann ans Telefon?“

„Roland ist gerade verhindert“, er war gerade damit beschäftigt ausgiebig seine Sonnenbrille zu putzen.

„Er steht neben dir, oder?“

Mokuba entgleisten die Gesichtszüge.

„Ich nehme an, damit habe ich voll ins Schwarze getroffen“ , Mokuba blickte verzweifelt zu Roland.

„Hör zu, hier ist Kirika, euer neuer Vormund. Und ich will eigentlich nur wissen, was du gerade so machst. Mehr nicht…“

„Öhm… ich arbeite?“

„Du arbeitest…“

„Ja.“

„Warum arbeitest du? Ich dachte, du bist mit deinen Freunden unterwegs“ , Mokubas Blick wurde leicht panisch. Diese Ruhe in der Stimme! Beängstigend.

„Die, die sind schon gegangen…“ Roland wollte bereits nach dem Telefon greifen, doch Mokuba wehrte ihn mit hektischem Kopfschütteln ab. Wer weiß, wozu diese Frau fähig war, wenn sie erst den richtigen an der Strippe hatte?

„Und wer sind ‚die’?“

„Na ja… Yugi, Joey, Tristan, Tea…“

„Oh, Freunde aus deiner Klasse?“ Verdammt, jetzt klang sie sogar interessiert!

„Ähm, nein… Die sind aus Setos Klasse“, und in dem Moment begriff er seinen Fehler, schloss die Augen und harrte der Dinge, die da kommen mögen.

Es kam… nichts. Genau genommen war sogar etwas weg! Nämlich das Telefon in seiner Hand.

„Hier spricht Roland“, wieder einmal erfüllte der Leibwächter seine Pflicht und rettete seinen Schützling.

„Ah, der Mann der Stunde! Könnten Sie mir bitte verraten, warum ein elfjähriger Junge ‚arbeitet’?“ drang es gar nicht mal so unfreundlich an sein Ohr.

„Weil es ihm Spaß macht. Und er gerne seinem Bruder hilft.“

„Die Idee kam nicht von dem großen Kaiba?“

Rolands Blick wurde hart.

„Nein.“

„Und er will damit auch nicht vor seinen ‚jugendlichen’ Freunden angeben?“

Er lachte.

„Nein“, Mokuba bekam große Augen.

„Ah… ja, in Ordnung. Bitte achten Sie darauf, dass er sich nicht übernimmt. Wissen Sie, ob er seine Hausaufgaben schon alle erledigt hat? Montag fängt die Schule wieder an.“

„Liegen alle auf seinem Schreibtisch.“

„Okay, gut. Richten Sie ihm bitte aus, dass ich seinen Bruder zum Abendessen in die Villa bestellt habe. Und wenn dieser ‚weiß’, was für ihn gut ist, wird er diesen ‚Termin’ auch wahrnehmen. Das müssen Sie Mokuba übrigens nicht ausrichten“,

„Verstanden“,

„Des Weiteren wünsche ich eine ‚Aufklärung’ dieser ominösen ‚bewegten’ Vergangenheit. Gerne auch schriftlich, ich bevorzuge gerne ‚Thriller’ als Gute-Nacht-Lektüre“,

„Natürlich“, er schluckte.

„Und sorgen Sie dafür, dass sich Mokuba nicht mit Eis voll stopft.“ Klick.

„Und?“ Mokuba starrte ihn an.

Roland sah hinunter und lächelte.

„Sie scheint nett zu sein“,

„So schlimm also“, nun schluckten beide.
 

***
 

Schlucken. Kauen. Schlucken…

Mechanisch führte Kirika die Gabel zum Mund und nahm gar nicht wirklich wahr, was sie da gerade verspeiste.

Es war viertel vor acht. Acht!

Natürlich war dieser Bastard nicht zum Essen gekommen. Warum auch? Sie war ja nur sein beschissener Vormund. Warum sollte man also auf diesen hören?

Ein Knurren…

„Ähm… Frau Hanamoto?“, wie sein Bruder nannte auch Mokuba sie nicht beim Vornamen. Tja, scheinbar war die höflichste Form jemanden Arschloch zu nennen, immer noch das Sie.

Ein weiteres Knurren. Erst jetzt fiel ihr auf, dass dies wohl aus ihrem Mund kam.

„Was?!“ fauchte sie und umklammerte das Messer noch fester.

„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ihr Steak bereits vor dem Kochen tot war. Es ist also nicht nötig, es weiter zu massakrieren“, Kirikas Blick fiel auf den Wuschelkopf, der ihr gegenüber saß.

Oh ja, definitiv Brüder! Der kleine legte schon die gleichen Allüren an den Tag. So gedrechselt zu sprechen, konnte einfach nicht gut sein. Nicht in dem Alter! Sie starrte in diese grauen Augen, diese starrten zurück.

„Sarkasmus steht dir nicht sonderlich“, entgegnete sie dunkel.

„Ihnen auch nicht“, Kirika hob eine Augenbraue und lehnte sich zurück. Sie mal einer an…

„Hat man dir nicht beigebracht, dass man Ältere zu respektieren hat?“

Mokuba zuckte die Schultern.

„Muss Ihrem Cousin glatt entfallen sein… Lag vielleicht daran, dass er zu beschäftigt war, Seto zu quälen“, kam es bissig zurück.

Ach, daher weht der Wind.

„Ist dir denn nicht bekannt, dass mein Teil der Familie, nun wirklich nicht besonders gut auf Gozaburo zu sprechen war?“

Mokuba legte das Besteck bei Seite und stand auf.

„Wie mein Bruder zu sagen pflegt, behaupten Sie nichts, was sie nicht auch beweisen können!“ fauchte er und ging.

Kirika verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass sie noch aß und er deshalb zu warten hatte. Denn gegen ihren Willen musste sie grinsen.

In der Tat…

Gespräche

Und hier ist der dritte Streich! Es erstaunt mich echt, dass mir dies so schnell aus den Fingern geflossen ist, normalerweise bin ich nämlich ein etwas langsamerer Schreiber, der jedes Wort von allen Seiten beleuchtet, bevor er es niederschreibt.

Nun ja, ich wollte an dieser Stelle ein paar Sachverhalte klären:
 

1. Wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr Kirika nun lieben oder hassen solltet, und ihr deswegen auch keinen Kommentar schreibt, um womöglich nicht meine Gefühle zu verletzen, nun, dann denkt einfach daran, was Kaiba wohl tut.

Ganz ehrlich, ich habe sie nicht erschaffen, weil ich jemanden will, der in allen absolute Begeisterung hervorruft (was sowieso meistens nach hinten losgeht), ich habe sie geschrieben, weil ich mal so ein absolut richtiges Kaiba-Ärgernis erschaffen wollte. Dementsprechend, hasst sie! Wirklich, sie hat es verdient!
 

2. Manchmal kann es sein, dass die Geschehnisse in der Geschichte nicht hundertprozentig mit der in der Serie übereinstimmen, was meist daran liegt, dass ich trotz jahrelangem Fan-Dasein, sie nicht mehr hundertprozentig im Kopf habe. Ich bemühe mich trotzdem darum, alles wenigstens logisch dazustellen und so canon wie möglich zu bleiben. Wenn euch etwas sehr gegen den Strich geht, sagt es einfach!
 

3. Diese Geschichte ist definitiv eine SetoxJoey Fanfiction. Es wird also KEIN Pairing zwischen Kaiba und Kirika geben, falls irgendjemand dies befürchtet haben sollte. Sie passen nämlich überhaupt nicht zusammen (ich würde ja fast sagen, dass sie sich zu ähnlich dafür sind), weder charakterlich, noch vom Alter her oder den äußeren Umständen (sie ist schließlich sein Vormund). Ihr könnt also beruhigt sein.
 

Und zu guter Letzt wünsche ich euch viel Spaß und hoffe auf ein klein wenig Rückmeldung!
 

~*~
 

Noch einmal rieb sich Kaiba über die Augenlider und trat ins Hausinnere. Es war eine harte Nacht gewesen.

Nach der Sicherheitsüberprüfung, hatte er noch ein langes Gespräch mit Roland geführt, in dem er dem Leibwächter versichert hatte, dass er sich Kirika gegenüber, natürlich nicht rechtfertigen musste.

Gleichermaßen hatte er mit James telefoniert und ihm mitgeteilt, dass das Ablenkungsmanöver mit den zwei Terminplanern nicht funktioniert hatte. Es war eine recht spontane, aber gute Idee gewesen, zusätzlich zu dem originalen Planer, denn James für Notfälle besaß, noch einen frisierten zu erstellen, um Kirika in die Irre zu führen. Hätte ja auch beinahe geklappt.

Nun aber würden sie dazu übergehen müssen, dass Kaibas Sekretärin im alle Termininformationen, die James wissen musste, per Mail schicken würde, auch wenn der Butler dies hasste und eigentlich jede Technologie, die seit den Sechzigern erfunden worden war, rigoros ablehnte.

Gleichermaßen kaufte er die Autovermietung auf, von der Kirikas Transporter stammte und veranlasste, dass ihr ein Brief mit der Bitte, den Wagen wieder zurück zubringen, mit den dazu gehörigen Mahngebühren, überstellt wurde.

Den Rest der Zeit verbrachte er mit der Programmierung eines neuen Holographie-Systems, welches im nächsten Quartal die Beta-Phase durchlaufen sollte.

Und er hatte sich bei Mokuba entschuldigt, dass er nicht zum Essen kommen würde.
 

Die antike Standuhr in der Eingangshalle schlug zur vollen Stunde.

„Wie ich sehe, bist du pünktlich“, Kirika stand an der Tür zum Salon und beobachtete ihn.

„Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du dich auf ein solch infantiles Niveau herablässt und meine Ansage wirklich wörtlich nimmst“, sie schaute auf die Uhr. Natürlich war es sechs Uhr. Wie sie es von ihm verlangt hatte. Sie hatte nur nicht erwähnt, ob er abends oder morgens kommen sollte.

„Die Straßen waren frei“, antwortete er. Hundemüde, mit phänomenal schlechter Laune und ganz bestimmt nicht mit der Bereitschaft diese Frau länger als nötig zu ertragen.

Sie hob nur die Augenbraue und blickte ihn skeptisch an.

„In der Küche ist Kaffee“, meinte sie nach einer Weile. „Gerade frisch gebrüht. Komm bloß nicht auf die Idee jetzt schlafen zu wollen, sonst ist dein ganzer Rhythmus durcheinander!“

Er bedachte sie nur mit einem kalten Blick.

„Ich bin durchaus in der Lage, selbst für mein Befinden zu sorgen“, knurrte er.

„Ist das so? Nun ja, ich könnte jetzt jedenfalls einen Kaffee vertragen“, sie gähnte nach diesen Worten und erst jetzt fiel Kaiba auf, dass sie ziemlich übernächtig aussah.

Sie hatte tatsächlich auf ihn gewartet.

Für einen Moment war er ehrlich überrascht. Dieser war aber auch schnell wieder vorbei.

„Was Sie vertragen könnten, interessiert mich nicht!“ fauchte er und schlug den Weg zur Küche ein. Sie folgte ihm, schwieg aber dabei.

Routiniert legte Kaiba seinen Aktenkoffer auf den Tisch und goss sich eine Tasse ein. Dann öffnete er den Koffer, nahm seinen Laptop heraus und ließ ihn hochfahren.

Kirika warf einen langen Blick auf das Gerät und schüttelte dann den Kopf. Sie nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee und setzte sich an den Tisch.

Er beachtete sie nicht, als er sich seinerseits setzte und anfing seine Berechnungen fortzusetzen.

Sie seufzte.

„Und ich dachte echt, dass ich euch beiden ständig hinterher steigen und dafür Sorge tragen müsste, dass ihr nicht mit einem Bein im Knast steht.“

Kaiba sah auf und schenkte ihr einen kalten Blick aus blauen Augen. Dann verzog sich sein Mundwinkel.

„Also haben Sie endlich eingesehen, dass sie hier völlig überflüssig sind?“

Der Blick wurde aus braunen Augen erwidert. Dann wandte er sich wieder den Berechnungen zu.

„Ich denke, ich bin nötiger denn je!“ entgegnete sie ruhig. Kaiba sah erstaunt von seinem Laptop auf und schenkte ihr nun volle Aufmerksamkeit.

„Ach, und warum bitte schön? Mokubas und meine Zensuren sind völlig zufrieden stellend. Keiner von uns hatte jemals Probleme mit dem Gesetz und sind weder unternährt, noch jemals in ernsthafter Gefahr gewesen“, die haarsträubenden Abenteuer mit dem Kindergarten erwähnte er nicht. Sie waren auch nicht relevant.

Sie schwieg und seufzte dann.

„Ich bin ihm begegnet“, meinte sie dann leise.

„Wem?“ er wusste ihm ersten Moment nicht, von wem sie sprach.

„Gozaburo…“ sie seufzte ein zweites Mal und fuhr sich durch die braunen Haare.

„Mein Vater hat mich mein Leben lang vor ihm fernhalten wollen. Der Name Kaiba wurde in unserem Haus nicht einmal gedacht, aber vor ein paar Jahren – sieben um genau zu sein“,

Kaiba starrte sie an. Vor sieben Jahren hatte der alte Kaiba ihn und Mokuba adoptiert.

„… hatte ich die Schnauze voll. Ich wollte wissen, wer dieser Mann war, der meine Mutter auch noch nach fast zwanzig Jahren zum Weinen brachte, wenn sie irgendwo seinen Namen hörte oder sein Gesicht sah, und warum mein Vater – der, der friedlichste und sanftmütigste Mann war, dem ich jemals begegnet bin – wahrhaft zum tollwütigen Tier wurde, wenn das Gespräch auf ihn gelenkt wurde“, sie hatte Kaiba dabei nicht angesehen. Fast so, als hätte sie seine Anwesenheit vergessen.

„Es war bei Noahs Beerdigung“, Kaiba schloss die Augen. Natürlich, sein Stiefbruder.

„Ich weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich genau erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht das, was ich an diesem Tag sah. Einen eiskalten Blick… voller Triumph“, sie sah ihn an. Den Blick voll mit… er wusste gar nicht genau, was in diesem Blick war.

Fassungslosigkeit? Mitleid?

„Natürlich… er hat ja auch seinen Geist in eine holographische Welt übertragen. Noah war nicht wirklich tot. Er war nur ein weiteres Experiment, welches zu dem Zeitpunkt absolut Erfolg versprechend war“, schnaubte der junge Firmenchef.

Kirika starrte ihn überrascht an.

„Er hat was?!“

„Noah hatte einen schweren Unfall gehabt. Sein Körper war fast völlig zerstört und es war letztendlich nur eine Frage der Zeit, bis auch der Rest…“, er redete nicht weiter. Ihm selbst hatte der Junge, dem er in der holographischen Welt begegnet war, nicht so viel bedeutet wie Mokuba. Aber er hatte ihn irgendwann respektiert. Sie waren letztendlich beide Opfer von Gozaburos Wahnsinn gewesen.

„… also entschloss sich sein Vater, den Geist seines Sohnes zu digitalisieren. Er versprach Noah, dass er eine Möglichkeit, einen Körper für ihn finden würde, doch dazu kam es nie.“

„Er fand dich“, fuhr Kirika an seiner statt fort.

Kaiba nickte und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

„Wie ging es weiter?“ fragte sie ungewohnt sanft und Kaiba starrte sie aufgrund dessen kurz irritiert an.

„Wie wohl? Er nahm mich und Mokuba auf, unterrichtete mich und mit sechzehn übernahm ich seine Firma. Kurz darauf begann er Selbstmord. Ende der Geschichte!“ Langsam wurde ihm das ganze etwas zu persönlich.

„Also ist Noah noch in dieser komischen Welt?“ ließ sie nicht locker.

Kaiba seufzte.

„Nein… vor etwa einem Jahr – während des Battlecity Turniers“, Kirika nickte zum Zeichen, dass sie davon gehört hatte.

„… wurden wir entführt. Das heißt Mokuba, ich und ein paar Dumpfnasen – Sie werden Sie noch kennen lernen.“

„Du meinst diesen Yugi und seine Freunde“, sie war anscheinend gut informiert. Deshalb unterließ er es, sie zu bestätigen.

„Und weiter?“

„Wir landeten in der gleichen Welt. Allerdings wussten wir das zu dem Zeitpunkt nicht. Mein ehemaliger Vorstand befand sich ebenfalls dort. Sie wollten uns in Duellen besiegen und unsere Körper übernehmen.“

„Moment mal, dein Vorstand?“ unterbrach sie ihn. „Und mit wem hattest du gestern diese Sitzung?“

„Das war mein Aufsichtsrat“, erklärte Kaiba. „Der Vorstand führt zusammen mit dem CEO das Unternehmen und der Aufsichtsrat kontrolliert und berät diese“,

Kirika lachte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich von irgendjemand kontrollieren lässt“,

auch Kaiba ließ einen kurzen Laut von sich.

„Sie sind nicht sonderlich fähig…“

„Dann wundert es mich, dass du sie nicht schon längst gefeuert oder gegen jemanden Fähigeren ausgetauscht hast.“

„Und mich in die Gefahr begeben, dass es dann jemanden gibt, der wirklich eine Ahnung von dem hat, was ich mache?“

Beide grinsten und vergaßen in diesem Moment, dass sie sich eigentlich nicht besonders grün waren.

„Das ist natürlich ein Argument… aber ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich viel Ahnung von Betriebswirtschaft habe“, sie hatte aufgehört zu lachen, doch in ihren Augen funkelte es immer noch amüsiert.

„Etwa soviel wie von moderner amerikanischer Literatur?“ entgegnete Kaiba scheinbar unschuldig. „Ich habe da diese Doktorarbeit gelesen…“

Kirika stöhnte genervt und vergrub die Hände in ihren Haaren.

„Hör mir bloß damit auf! Ich weiß bis heute nicht, was ich falsch gemacht habe! Drei Jahre saß ich an dem Ding. Ich hatte sogar einen befreundeten Buchbinder von mir gefragt, ob er meinem Meisterstück das passende Outfit geben könnte. Er hat es dann letztendlich sogar persönlich abgeliefert, weil ich so dermaßen panisch war! Und das nächste, was ich höre: Abgelehnt und das der zuständige Professor ins Sanatorium eingeliefert wurde.“

„Möchten Sie mein Exemplar haben?“ stichelte Kaiba weiter, doch Kirika winkte ab.

„Nein, die Sache ist Geschichte. Aus und vorbei! Ich hätte wissen müssen, dass die alteingesessenen Professoren von Oxford nicht sonderlich begeistert über das Thema: ‚Amerikanische Comics des zwanzigsten Jahrhunderts und deren Einfluss auf die moderne Gesellschaft’ sein würden.“

Kaiba nickte und enthielt sich eines Kommentars darüber, dass dieses Machtwerk zusätzlich noch mit tausenden von Rechtschreib- und Grammatikfehlern gespickt war. Nicht zu vergessen der dilettantische und äußerst großzügige Gebrauch von Zitaten.
 

„Aber lenk jetzt nicht vom Thema ab!“ meinte sie, nachdem sie selbst einen Schluck genommen hatte. „Wir waren gerade dabei, dass dein Vorstand eure Körper wollte.“

Ehemaliger Vorstand. Ich hatte die komplette Aktienmehrheit nachdem Pegasus meine Firma übernehmen wollte.“

„Irgendwie hast du es mit dem übernehmen, oder? Körper übernehmen, Firma übernehmen…“

„Es gab… Irritationen“, gab er vorsichtig zu. „Nichts, womit ich nicht fertig wurde.“

„Na, solange du dich dabei nicht übernimmst…“ sie grinste ihn über ihre Tasse hinweg an.

Er warf ihr einen spöttischen Blick zurück. Doch ihr Grinsen wurde nur breiter und zusätzlich wackelte sie vielsagend mit den Augenbrauen.

Kopfschüttelnd, aber doch amüsiert, lehnte sich Kaiba in seinem Stuhl zurück und erzählte weiter.

Es war merkwürdig, aber hier und jetzt, um halb sieben Uhr morgens, völlig übernächtigt und überarbeitet, und mit einer Person, der er normalerweise die Pest an den Hals wünschte, fühlte Kaiba… so etwas wie Frieden.
 

***
 

„Seid doch endlich mal friedlich!“ brüllte Tea die beiden Streithälse an. Sie standen auf dem Schulhof. Montag, der erste Schultag nach den Sommerferien. Und Joey fühlte sich wieder, als ob er dringend welche bräuchte.

Sechs, nein, mindestens ACHT Wochen!

Weitere acht Wochen Ruhe vor diesem arroganten, selbst verliebten, egozentrischen (Joey hatte dieses Wort extra nachgeschlagen!), verbohrten, bescheuerten, reichen Arschloch, welches gerade seine Herausforderung zum Duell mit den Worten:

„Und mich in die Gefahr begeben, dass deine Flöhe womöglich auf mich überspringen, Köter? Ich denke nicht“, abgeschmettert hatte.

„Ich zeig dir gleich ‚Flöhe’!“ knurrte Joey ihn an, doch Kaiba grinste nur hämisch.

„Und auch noch tollwütig… Danke, ich verzichte“, nur Kaiba konnte dem Wort Danke einen Beigeschmack verleihen, dass man ihm am liebsten nur noch würgen möchte.

„Du herzloser, widerlicher, gemeiner…“

„Vorsichtig, Wheeler. Es könnte der Eindruck entstehen, dass du mich nicht mögen würdest“, wurde er gleich unterbrochen.

Joey starrte ihn an.

„Du machst mich krank!“

„Es reicht!“ donnerte es daraufhin hinter ihm. Verwirrt drehte sich Joey um. Wer wagte es, sich in sein Gespräch mit Kaiba einzumischen?

Nur Tea dürfte das. Einen Satz hatte sie in jedem Streit frei. Und Yugi, der einen Vermittlungsversuch frei hatte. Und Tristan durfte Joey festhalten, wenn dieser zum krönenden Abschluss auf Kaiba losgehen wollte.

Der Rest… durfte still und friedlich dem Spektakel folgen. Und daran hielten sie sich. Alle… sogar die Lehrer.

Wer wagte es also?

„Was geht hier vor?“ ertönte die Stimme von neuem. Joey drehte sich um. Eine kleine junge Frau mit Brille und braunen Haaren. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und einen finsteren Gesichtsausdruck. Keine Schülerin…

Das konnte nur eins bedeuteten.

„Warum muss ich mich an meinem ersten Tag, eigentlich mit so was rumschlagen?“

Jepp, die neue Lehrerin… er war ja so gut!

Wurde Zeit, dass er ihr gleich zeigte, wie das hier so lief.

„Nichts weiter. Kaiba ist nur ein selbstgefälliges Arschloch. Wie immer also“, der Angesprochene schnaubte.

„Hast du nichts Besseres auf Lager, Töle?“

Die Lehrerin schaute mit hochgezogenen Augenbrauen zwischen den beiden hin und her.

„Ach, ich werde doch gerade erst warm!“ Joey grinste angriffslustig. Kaiba erwiderte dies abfällig.

„So lange du nicht anfängst zu hecheln…“

Die Augenbrauen der Lehrerin erreichten ihren Haaransatz. Sie sah ziemlich erstaunt aus. Es war Zeit für das Finale.

„Keine Sorge Kaiba, das überlasse ich deinem Fanclub. Die freuen sich schon diebisch darauf, dich zu sehen…“

Wenn man Kaiba mit irgendetwas richtig verärgern wollte, ging das am Besten durch seinen selbsternannten Fanclub.

Joey wusste, dass der Firmenchef diese Meute sabbernder Mädchen, absolut verabscheute, sogar inbrünstig hasste! Auch wenn dieser, dies natürlich nie zugeben würde. Nein, sie wurden einfach sträflich ignoriert. Genauso wie Lehrer, die ihm dumm kamen. Also alle eigentlich.

Das höchste der Gefühle war ein Blick.

Nur bei Joey nicht.

Bei Joey war ein Blick nur erst der Anfang.

Böse Zungen behaupten, dies läge daran, dass dem Blondschopf jeglicher Sinn für Subtilität abging (dieses Wort musste er erstmal nachschlagen), und Kaiba deshalb härtere Geschütze auffahren musste, aber er sah es lieber als ein Zeichen des versteckten Respekts.

Zugegeben… sehr versteckten Respekts.

„Mein ‚Fanclub’ freut sich höchstens nur noch über die Unterlassungsklage, die ich ihm habe zukommen lassen“, kam es dunkel zurück.

Na komm schon, war das schon alles?

„Etwas, was ebenfalls bald auf dich zukommt, wenn du mich weiter belästigst.“

Bingo… darauf hatte er gewartet. Etwas in Joey fing gewaltig an zu kribbeln.

„Ha! Das will ich sehen!“

„Oh, das wirst du sehen, Köter!“

„Genug“, mischte sich da die Lehrerin wieder ein. Hatte sie es denn noch immer nicht begriffen? „So sehr mich euer kleines Dominanzspielchen auch erheitert. Und nein, das war nicht ironisch gemeint. Mir macht das wirklich Spaß“, sie sah darüber fast schon erstaunt aus.

„so muss ich…“

„Wheeler könnte Dominanz noch nicht mal buchstabieren, wenn sein Leben davon abhinge. Also sei ein braves Hündchen, mach Sitz“, unterbrach sie Kaiba und wandte sich dann mit hämischem Grinsen wieder zu ihm. Auch Kaiba bestand auf eine Nichteinmischung. Und das rigoros.

„Ich korrigiere, eure passiv-aggressive Flirterei und versteckte BDSM - Neigung“, meinte sie ruhig.

Mit einem Schlag war alles still.

Joey starrte. Kaiba starrte. Yugi, Tea und Tristan starrten. Der ganze Schulhof starrte. Jedenfalls die, die es mitbekommen hatten.

Wie bitte?“ grollte es da auch schon dunkel.

Ja Kaiba, gib’s ihr! Moment mal… was?!

„Du hast mich schon verstanden“, sie grinste… wie war noch mal das Wort? Ach ja, süffisant.

„Ich verbitte mir, jegliche Unterstellung, dass…“ Oh ja, jetzt war er sauer. Joey konnte es förmlich riechen. Ich verbitte mir kam gleich vor Sie hören von meinen Anwälten. Mehrzahl. Joey kannte diese. Er hatte bisher immer viel Spaß mit der Rechtsabteilung der Kaiba Corp. gehabt. Ein beliebter Gag dieser war es nämlich, den Neuzugängen aufzutragen, Joey eine Unterlassungserklärung zu überbringen.

Der letzte Bote war jetzt Scheibenreiniger bei den Weisen Haien im städtischen Aquarium. War einfach ungefährlicher.

Da fiel ihm ein, er sollte sich mal wieder bei denen melden. Die letzten zwei Monate war es erstaunlich ruhig gewesen. Und Lust auf Poker hätte er auch mal wieder. Am besten gleich nach der Schule dort anrufen.

„Oh, ich unterstelle nicht“, ging das Gespräch weiter. „Ich stelle fest!“

Die Frau war lebensmüde. Eindeutig.

Joey gab Kaiba zwei Sekunden.

Eins… zwei…

Immer noch nichts.

Verdammt…

„Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass zwischen ihm und mir“, mischte er sich da auch schon ein. Ein von Kaiba länger als zwei Sekunden ausbleibende Reaktion war böse. Besser retten, was zu retten ist.

„…irgendetwas…“, sie unterbrach ihn.

„Natürlich nicht“, Joey atmete auf. Scheinbar besaß sie doch so etwas wie Vernunft. Yugi konnte auch wieder mit dem Atmen anfangen.

„Ich glaube nicht, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ihr beide so etwas wie eine unterdrückte sexuelle Überspannung habt, die ihr mit euren Streitgesprächen zu kompensieren versucht“,

und damit befand sich Joeys Unterkiefer auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde.
 

***
 

„Für wen halten Sie sich eigentlich? Für den Mittelpunkt des Universums?“ der Direktor schnaubte wie ein Walross.

„Sie können doch nicht Seto Kaiba unterstellen…“

„Ich habe nichts unterstellt“, merkte Kirika säuerlich zum bereits vierten Mal an.

„Und dann auch noch etwas mit sexuellem Inhalt“, und wie bereits davor, wurde sie gründlich ignoriert.

„Das war nur…“

„Wissen Sie eigentlich, was das heißt?“ Der Schuldirektor fasste sich an den Kopf. „Eine Klage, Untersuchung des Schulausschusses oder schlimmer noch: Wegfall der Spenden!“

Kirika verdrehte die Augen. Das war jetzt bereits das fünfte Mal. Sie drehten sich im Kreis.

„Sie sind erst einen Tag hier, und…“

„Jetzt halten Sie mal die Luft an“, fuhr Kirika ihm über den Mund. Der Direktor starrte sie fassungslos an.

„Kaiba wird nicht klagen. Dafür sorge ich! Ergo wird der Schulausschuss nichts erfahren und die Spender werden schön brav weiter ihr Golfhandicap finanzieren.“

„Kaiba ist der Spender“, er korrigierte nicht ihre Unterstellung, dass er in die eigene Tasche wirtschaftete, wie Kirika besorgt feststellte.

Sein Gesicht hatte übrigens momentan eine erschreckende Ähnlichkeit zu dem gewissen Körperteil eines Pavians.

„Und wie wollen Sie dafür sorgen?“

„Och, da fällt mir bestimmt schon irgendetwas ein. Falls es wider Erwarten misslingen sollte, haben Sie morgen früh meine Kündigung auf dem Tisch und spätestens dann sollten sich alle ihre Probleme in Wohlgefallen auflösen“, weil sie dann nämlich ausreisen müsste, nicht mehr der Vormund der beiden Kaiba Brüder war und diese über diese Tatsache mit Sicherheit so entzückt wären, dass sie alles andere unter den Tisch fallen ließen.

„Also, das ist ja wohl das Mindeste!“

Kirika zeigte ein Lächeln mit nichts weiter als Zähnen dahinter.

„Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe alles im Griff“.
 

***
 

Joey griff zum Hörer und schälte sich aus der Uniformjacke. Da war man nicht einmal zwei Minuten zu hause und schon wollten alle was von ihm. Er war ja kaum zum Schuhe ausziehen gekommen. Erst war es Tea gewesen, die ihn noch in der U-Bahn noch von ihrem Handy aus angerufen hatte. Wie immer hatte sie ihn beschwört nichts Unüberlegtes zu tun. Sie wusste genau, dass ihn diese neue Lehrerin bereits jetzt tierisch anpisste, und das, obwohl er sie bisher noch nicht einmal im Unterricht gehabt hatte.

Für die ersten paar Minuten war er ja froh gewesen, dass es mal jemanden – außer ihm – gab, der Kaiba Kontra gab.

Aber das, war ja der absolute Oberhammer gewesen!

Was bildete die sich eigentlich ein?

Ihm und Kaiba ein… er traute es sich noch nicht einmal zu denken.

Widerlich, absolut widerlich!

Wie kam sie nur auf diese Idee? Ja, sie stritten sich. Sie taten es sogar gern, jedenfalls von Joeys Seite aus gesehen. Aber dadurch darauf kommen, dass die beiden… scharf aufeinander wären?

Never, niemals… ich glaub’ es hackt!

Teas Versuche ihn wieder zu Vernunft zu bringen, gingen bei ihm durch das eine Ohr rein und durch das andere wieder raus. Nach zehn Minuten gab sie es auf.

Der nächste war Yugi.

Er versuchte ihn mit der Nachricht, es wären neue Duelmonsters-Karten erschienen, abzulenken.

Ein netter, aber kläglicher Versuch.

Dann kam Tristan, der aus Joey schon ein wenig mehr als ein „Mhm…“ entlockte. Zusammen schmiedeten sie vierzig Minuten lang wilde Rachefantasien, die irgendwie alle damit endeten, dass die Neue im Krater eines Vulkans schmorte. Tristan und er einigten sich dann darauf, dass der Fuji wahrscheinlich auch die nächsten paar Jahre nicht ausbrechen würde und dass die klassische chinesische Wasserfolter sowieso viel mehr Stil hätte.

Dauerbeschallung mit diesem neuen nervigen Werbe-Jingle wäre aber auch nicht schlecht.

„Joey hier“, meldete er sich am Telefon und pfefferte die Jacke aufs altersschwache Sofa.

„Ja, hallo hier ist Keitaro.“

„Alter, das gibt’s doch nicht! Ich wollte dich heute noch anrufen!“ zum ersten Mal seit Stunden konnte er wieder richtig lachen.

„Na, dann sind wir schon ja schon zwei. Ich versuche seit einer Stunde bei dir durchzukommen. Hat dein Alter wieder ein paar Nutten geprellt und die Zuhälter starten mal wieder ihren Telefonterror?“ Keitaro kannte seinen Vater. Immerhin liefen die sich fast jeden Monat im Gericht über den Weg. Joeys Vater als Angeklagter und Keitaro als Assistent von Kaibas Staranwalt, der wieder mal irgendjemand im Namen seines Bosses verklagte.

„Nope, nur die üblichen Verdächtigen“, Keitaro lachte daraufhin.

„Pass auf, ich rufe aus folgendem Grund an“,

„Lass mich raten, dein Big-Boss ist wie ein Irrer durch eure Abteilung gefegt, hat alle Anwesenden in Grund und Boden ‚geeistblickt’ und ist dann mit deinem kleinen Boss im Büro verschwunden?“

„So in etwa. Hast du ihn mal wieder geärgert?“

„Nicht mehr als sonst. Tatsächlich hat dasheute mal jemand anderes erledigt.“

„Aha… könnte diese Person zufälligerweise weiblich sein?“

„Könnte sein… wenn sie zufälligerweise auch noch die Neue an meiner Schule ist…“ entgegnete Joey vorsichtig. Verdammte Schweigepflicht der Anwälte. Wenn er und Keitaro nicht vorsichtig waren, war letztgenannter schneller seinen Job los, als dass er „Kaiba ist ein Arschloch“ sagen konnte.

„Öhm, Moment. Da gibt es zwei…“ wagte sich Keitaro gerade gewaltig aufs Glatteis.

Verdammt, die neue Schülerin, die Kaiba gefragt hatte, ob er dann auch Shonen-Ai-Manga las, hatte der Blondschopf ganz vergessen.

„Ich meine die Lehrerin“, meinte er dann deswegen nun deutlicher.

„Ah… es wird wärmer“, Joey hörte ihn durchs Telefon grinsen.

„Komm auf den Punkt, Alter!“

„Immer mit der Ruhe, ich wollte dir nur sagen, dass für die Erklärung – eine Erklärung, keine Klage - einer der Frischlinge verwendet wird UND – was fast noch besser ist, er soll den Wisch in die Kaiba-Villa liefern!“

„WAS?!“
 

***
 

Was ist denn nun schon wieder?“ fauchte Kaiba seine Sekretärin an. Oh, er war wütend. Stink wütend!

Wie konnte er nur davon ausgehen, dass diese Person vielleicht doch nicht so schlimm war, wie zuerst gedacht?

Nur weil sie ein – EIN – halbwegs zivilisiertes Gespräch miteinander geführt hatten?

Diese… diese…

Noch nie, hatte ihn jemand dermaßen vorgeführt. Das toppte einfach alles! Und das vor fast komplett versammelter Schülerschaft. Schlimmer noch: Vor dem Kindergarten und dem Köter!

Der – und das musste Kaiba in dem Fall irgendwie zugeben – eigentlich auch ein Opfer war.

Ich werde wahnsinnig… jetzt habe ich auch schon Mitleid mit ihm.

Nichts da! Er würde sich doch davon nicht unterkriegen lassen!

Mitleid mit der Flohschleuder, soweit kommt es noch.

Der kann sich glücklich schätzen, dass er ihm überhaupt Aufmerksamkeit schenkte!

Oh, wie er es hasste.

Das Problem war, dass er Kirika nicht einfach verklagen konnte. Denn eine Klage bedeutete mit Sicherheit eine Prüfung durch das Jugendamt, dass wiederum einen Verlust der Vormundschaft und wer wusste, wen er dann vor die Nase gesetzt bekam.

Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr einen Schrecken durch seine Anwälte einzujagen und darauf zu hoffen, dass dies sie endgültig in die Schranken wies.

„… Herr Kaiba?“ erst jetzt merkte er, dass seine Sekretärin anscheinend die ganze Zeit geredet hatte und nun nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.

„Ja?“

„Ich wollte nur wissen, was ich denn jetzt mit dem jungen Mann machen soll, der permanent die Leitungen belegt und Ihnen – ich zitiere wörtlich – persönlich ans Bein pinkeln wird – wenn sie ihn nicht durchstellen lassen“,

Kaiba seufzte. Wheeler, wer sonst? Wenn sich dieser Sturkopf selbst auf Hundevergleiche verlegte, musste es ernst sein.

„Stellen sie ihn durch“, die Sekretärin schaute überrascht und ging dann ins Vorzimmer zurück.

Wenig später klingelte der Apparat und Kaiba hob den Hörer ab und ließ ihn sofort wieder auf die Gabel fallen. Ordnung muss sein.

Kurz darauf klingelte es im Vorzimmer.

Oh ja, sehr ernst…

Er hörte seine Sekretärin zuckersüß ihr Bedauern ausdrücken – sie musste wirklich genervt sein – und wartete bis sein Gerät abermals klingelte.

„Kaiba“, meldete er sich mit einer gelungen Mischung aus Langeweile und Genervtheit.

„Du Arsch, kannst du mir mal erklären, was das soll?

„Glaubst du nicht, dass deine infantilen Insultierungen deinem Vorhaben gegenüber kontraproduktiv sind? Insofern, da ich nicht weiß, was du mit ‚das’ meinst.“

„Was?“ Scheinbar war Wheelers Hirn schon bei ‚Insultierungen“ ausgestiegen. Die Bedeutung von infantil kannte er mittlerweile, das wusste Kaiba. Immerhin hatte er ihm diesen Begriff schon oft genug um die Ohren geworfen.

„Soll ich gleich wieder auflegen?“ erbarmte er sich und verzichtete auf weitere Erklärungen. Der Köter würde sie sowieso nachschlagen und ihm beim nächsten Streit selbst entgegen schleudern, wenn auch bei weitem nicht so elegant.

„Untersteh dich! Ich habe noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen!“

„Ich weiß nicht, was mich an dieser Aussage mehr ekelt. Die Ansage, dass ich einem Gallus gallus domesticus sein Federkleid entwenden, oder das dies in deiner Gesellschaft passieren soll“.

„Oh, schnauze Kaiba, du weißt was ich meine“; kam es knurrend aus dem Hörer. Er grinste. Mal sehen, wie lange er dieses Spiel noch fortführen konnte.

„Tue ich das?“ er lüfte eine Augenbraue. „Ich weiß nur, dass ich in dreißig Sekunden auflegen werde, wenn du nichts Konstruktives von dir zu geben hast“.

„Ich rede davon, dass du MEINE Frischlinge auf diese verdammte Zimtzicke angesetzt hast!“

Kaiba war baff. Anders konnte man dies nicht nennen. Aber er wäre nicht Kaiba, wenn er sich dies anmerken lassen würde.

„Wie bitte? Deine ‚Frischlinge’?“

„Das war eine Drei-Sekunden-Reaktion, habe ich dich gerade tatsächlich überrascht?“

„Träum weiter, Wheeler“, Kaiba schnaubte.

„Aha, und von WAS soll ich träumen? Davon das unsere ‚passiv-aggressive Flirterei nur ein Ausdruck unserer ‚versteckten Geilheit’ aufeinander ist, oder davon, dass wir damit unseren ‚unterdrückten Sado-Maso Neigungen’ frönen. Ja, ich weiß, was BDSM bedeutet! Ich hab’s gegoogelt!“

„Glückwunsch“, murmelte Kaiba zerstreut. So sauer hatte er Wheeler selten erlebt. Und das will was heißen!

„Schnauze“, bellte es und Kaiba war einmal mehr versucht einfach aufzulegen. Aber er tat es nicht. Warum auch immer.

„Ich will eigentlich nur eines wissen…“,

„Ob ich der ‚Dame’ schon eine gebührende Antwort auf ihre Unterstellung gegeben habe?“ unterbrach Kaiba ihn kalt. „Mach dir darum mal keine Sorgen, Köter. Die Post von meinen Anwälten ist schon unterwegs.“

„Nein, ich will wissen, warum du ihr nur eine Unterlassungserklärung und keine Klage geschickt hast, und warum du für die ‚Lieferung’ einen der Neuen verwendet hast. Das sind MEINE!“

Jetzt war es amtlich, Kaiba wurde verrückt. Bereits zum dritten Mal an diesem Tag hatte es ihm die Sprache verschlagen. Meldete der Köter etwa gerade Besitzansprüche an? Kaiba wusste zwar, dass der Köter mehr über die Vorgänge in seiner Firma bescheid wusste, als er eigentlich mit ruhigem Gewissen akzeptieren konnte, aber bisher hatte er diesen Umstand vernachlässigt, da er Wheeler nicht genug Intellekt zubilligte, dies in irgendeiner Art und Weise auszunutzen. Abgesehen davon zahlte er Keitaro (ja, Kaiba wusste von den Pokerrunden) eine Extra-Prämie, damit dieser den Blondschopf nicht von der langen Leine ließ und ihm deshalb immer wieder ein paar kleine und harmlose Informationen zusteckte. So war es letztendlich einfacher. Kaiba konnte dieses Ärgernis besser im Auge behalten (zu holen gab es sowieso nichts bei ihm) und zu dem war es ihm noch ein heimliches Vergnügen, wenn Wheeler wieder mal glaubte ihm überlegen zu sein, wobei es letztendlich genau anders herum war. Aber er konnte ja nicht ahnen, dass Wheeler sich tatsächlich etwas darauf einbildete.

„Und was mich wirklich daran interessiert ist, warum du das ganze in deine eigene Villa hast schicken lassen“.

Verdammt… diese Information sollte eigentlich nicht nach draußen dringen. Wie löste er das jetzt wieder auf? Kaiba hoffte auf die Berechenbarkeit des Köters.

„Was willst du?“ meinte er deswegen defensiv.

„Rache“.

Und wie zu erwarten war, hatte Kaiba sich nicht in dem Blondschopf getäuscht.

„Und eine Erklärung“.

Verdammt…

Pläne

Und nach fast einem Monat Abstinenz, melde ich mir auch hier mal wieder! Dieses Kapitel hat mir echt zu knabbern gegeben, erst war ich mir ziemlich unsicher, ob ich es wirklich so schreiben sollte und war auch schon fast dabei gewesen, wieder alles über den Haufen zu werfen, aber dann dachte ich mir: "Ach scheiß drauf, bis jetzt hat sich ja noch keiner beschwert!" und dann ist es also halt so geblieben. Wirklich überarbeitet ist dieses Kapitel nicht, ich wollte euch einfach nicht noch länger warten lassen. Na ja, kommen wir zum Wesentlichen:
 

In den Hauptrollen sind diesmal:
 

- ein rebellischer Mokuba

- ein philosophischer Roland

- ein Seto, fernab gewöhnlicher Pfade

- eine Kirika in Aktion

- und ein - in mehrfacher Hinsicht - glücklicher Joey!
 

Also, viel Spaß dann mit "Pläne" und halten die Ohren steif!
 

~*~
 

Für Mokuba war Schule zwar nicht ganz so ein Kinderspiel wie für seinen großen Bruder, aber dass er ernsthafte Schwierigkeiten hatte, konnte man auch nicht sagen. Tatsächlich war Schule für ihn nur eines:

Langweilig

Daran änderte auch nichts, dass es sich um eine teure Privatschule handelte und die Auswahl der Lehrkräfte – nun ja – handverlesen waren.

Nicht zu vergessen, dass ein Abschluss an dieser Grundschul- bis Highschool umfassenden Einrichtung, einem den Zugang zu den besten Universitäten weltweit ermöglichte.

Manchmal wollte Mokuba seinen Bruder, für dessen allzu erwachsene Handlungen, einfach nur schütteln.

Warum musste er sein Leben in dieser versnobten Anstalt verbringen, mit noch versnobteren Paukern und abgehobenen kleinen Bastarden (manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes), die das Glück – oder das Pech – hatten, Abkömmling irgendeines Industriemagnaten, Filmstars oder auch eines Yakuzabosses (kein Witz, in der Parallelklasse saß so einer. Ironischerweise führte er die Top-List der Testresultate an) zu sein?

Ach ja… weil es sich so gehörte.

Und warum musste dann Seto nicht auf so eine Privatanstalt gehen?

Weil sich die Domino Highschool exakt in der Mitte zwischen der Villa und der Kaiba Corp. befindet.

Ergo, kürzester Weg. Maximaler Profit.

O-Ton Seto Kaiba…
 

Mokuba seufzte und wandte sich wieder seinem Japanisch-Test zu. Langweilig… Strunzlangweilig

Er kritzelte schleppend die letzten gefragten Kanjis hin und hob dann die Hand. Natürlich wurde von den Schülern nicht verlangt, mal selbst ihren Hintern zu bewegen und ihre fertigen Tests auf dem Pult des Lehrers abzugeben.

War ja schließlich eine Privatschule.

Er hätte töten können für ein bisschen Abwechslung.
 

„Herr Kaiba, sind Sie etwa schon fertig?“

Das Heben des Tons am Ende der Frage war reine Formalität. Natürlich war er schon fertig!

Jahrelang hatte auch er die Lehren von Gozaburo Kaiba ertragen müssen, auch wenn er nie die gleiche Aufmerksamkeit genoss, wie sein Bruder.

Zu ihm war der Haufen von Nannys, Privatlehrern und Bediensteten netter gewesen, wenn auch nicht gerade herzlich.

Ihnen war es zu verdanken (und der nicht unberechtigten Angst, Fehler seinerseits würden seinem Bruder schaden), dass er dem Lehrstoff weit voraus war.

Was ihn aber leider nicht vor Fehlern bewahrte. Auch ein Mokuba Kaiba konnte mal unachtsam sein oder etwas vergessen.

Und genau aus diesem Grund, landete das Testpapier auch wieder vor seiner Nase.

„Überlegen Sie bitte noch mal genauer“, meinte sein Japanisch-Lehrer und tippte auf die Fragen 4, 6 und 9.

Mokuba unterdrückte ein Stöhnen und folgte dem Finger.

Fünf Minuten starrte er darauf und gab es dann auf.

„Bin fertig.“

„Sicher?“ der geschniegelte Elite-Uni-Absolvent, der sich bereits in der sechsten Generation seiner Familie voll von Japanisch-Lehrern befand, war nur mäßig verdutzt. Image ist alles, Gefühlsregungen gehören nicht in die Öffentlichkeit.

Und verflucht waren die Bevormundungen angeblich wichtiger Persönlichkeiten, der diesem Ausbund an Gelehrtheit dazu brachte, ihm nicht einfach eine schlechte Zensur zu geben!
 

„Ja, bin ich.“

Das Blatt verschwand wieder und Mokuba hörte das leise Tippen von maßgefertigten Schuhen auf teuerem Perserteppich.

Der Junge vergrub die Hände in seiner wilden Mähne.

Seit wann war Schule mehr als nur ein kleines Ärgernis? Seit wann war das Schäkern und Lästern mit Roland so angespannt und bedrückend? Seit wann war das Warten auf seinen Bruder nach dessen Arbeit, nicht mehr ein freudiges, sondern eine nie endende Qual?
 

Ende der Stunde. Die anderen privilegierten Nichtsnutze hatten schon längst den Raum verlassen.

Mokuba feuerte frustriert Bleistifte und Unterlagen in seinen abgewetzten Rucksack (ein bisschen Rebellion musste schließlich sein) und machte sich daran, ebenfalls den Raum zu verlassen.

„Herr Kaiba“.

Oh, bitte… Erspar mir das!

„Ja?“

Ein nur mäßig interessierter Blick traf auf einen ausdruckslosen und aalglatten.

„Ich hoffe, dies war nur ein einmaliger Ausrutscher“.

Den du mit Sicherheit korrigieren wirst, du aalglatter Bastard. Ja, ich weiß, dass ihr die Testresultate von einigen „Auserwählten“ frisiert

„Wird nicht wieder vorkommen.“ Entgegnete er stattdessen und starrte auf den verfluchten Perser.

„Anderenfalls müsste ich Ihren Vormund konsultieren.“
 

Seit wann, war sein Leben so kompliziert geworden?

Jetzt wusste es Mokuba wieder. Seit dem sie da war.

Schule war nervig, weil sie über jeden Schritt, den er machte, informiert wurde. Quatschen mit Roland machte keinen Spaß mehr, weil dieses herzensgute Weichei von Bodyguard eine regelrechte Paranoia in Bezug auf sie entwickelt hatte. Das Warten auf Seto war quälend, weil Mokuba es mit ihr zusammen tat…

Das Leben war scheiße, weil sie in dieses getreten war.

Mokuba musste etwas tun.

Sie wieder loswerden. Irgendwie!
 

„Sie sind doch sonst so ein guter Schüler“.

Und in Mokuba Kaiba reifte ein Plan.
 

***
 

Er war definitiv reif für einen Urlaub. Dieser Gedanke war nicht neu, tatsächlich kam er ihm wenigstens einmal im Monat, spätestens aber dann, wenn sein Arbeitgeber von neuem in abstruse Abenteuer verwickelt wurde.

Neu war es allerdings, dass es jemand anderes war als Seto Kaiba, der ihm diesen Gedanken bescherte.

Kirika Hanamoto

Diesen Namen hatte Roland schon lange nicht mehr gehört. Das letzte Mal tatsächlich nach Gozaburo Kaibas Verschwinden, als er längst nicht mehr der junge und verzweifelte Ex- Delinquent war, der von Gozaburo nur deswegen eingestellt worden war, um die Drecksarbeit zu erledigen.

Dafür hatte er ihn vor einer Haftstrafe bewahrt. Zu einem Zeitpunkt, wo Roland zwar immer noch jung und dumm gewesen war, aber leider nicht mehr so jung, um von einem Gericht Gnade erwarten zu können.

Aber es war letztendlich Seto Kaiba gewesen, dem er dankbar war. Den er wirklich gemocht, bewundert und respektiert hatte. Es immer noch tat.

Ein kleiner elfjähriger Junge mit soviel Kampfgeist und Geradlinigkeit, das es einen erschreckte.

Der seinen Bruder beschütze, komme was wolle.

Der stumm und bissig alles ertrug, was Gozaburos krankem Hirn entsprang.

Und der, aus einem Ex-Delinquenten, der nur um ihn zu demütigen zu seinem Leibwächter gemacht wurde, einen echten, stolzen Samurai gemacht hatte, der sein Leben geben würde, um seinen Herrn zu schützen.

Roland verdankte Seto Kaiba alles.
 

Und aus diesem Grund sollte er eigentlich so schnell wie möglich etwas finden, um seinen Herrn von Kirika Hanamoto zu befreien. Irgendeinen schwarzen Fleck, eine Unachtsamkeit, eine Dummheit.

Eigentlich… Aber da gab es nichts.

Roland wusste dies. Er wusste alles, was es zu wissen gab.

Vor zwei Jahren reichte Seto Kaiba ein „es besteht keinerlei Gefahr in Bezug auf das Erbe“ aus, um ihn zufrieden zu stellen.

Damals hätte eine einfache Testament- und Gesetzesüberprüfung ausgereicht. Hätte

Aber nicht für ihn. Nicht für Roland.
 

Er sah sie das erste Mal auf Noah Kaibas Beerdigung. Damals, als Gozaburo längst den Geist des Jungen in seine digitale Welt transferiert hatte (auch wenn Roland dies damals nicht wusste) und sein Augenmerk auf diesen verwaisten Wunderknaben gelegt hatte (Seto Kaiba wusste bis heute nicht, dass der Besuch im Waisenhaus kein Zufall gewesen war).

Auch sie war jung. Jünger als er.

Aber war Roland zu diesem Zeitpunkt nichts weiter als eine gescheiterte Existenz, ein bis vor wenigen Monaten arbeitsloser und krimineller Taugenichts, war sie gleich eines Samens, der nur darauf wartete zu wachsen und zu blühen.

Wie seine geliebten Bonsais.

Klein. Stark.

Sie war die einzige, die empört blickte, als Gozaburo sich einen Moment des Triumphs erlaubte.

Sie war die einzige, die ihm den Handschlag des Beileids verwehrte.

Die einzige, dessen Blick seinem standhielt.

Bis Gozaburo auf Seto traf.
 

Sie waren nicht gleich.

Sie war klein. Klein und fast schon rund.

Er war groß. Und man möchte fast schon schlaksig sagen.

Seine Augen waren blau. Ihre braun.

Während Seto Kaiba sich kalt und unantastbar gab, war Kirika Hanamoto feurig und voller Temperament.

Ließ sich Seto nur bei Yugi Muto und Joey Wheeler zu einer Rivalität herab (auch wenn er dies bei letzterem niemals zugab), legte sich Kirika mit allen an, die ihr quer kamen.
 

Aber beide waren…

Stark

Geradlinig

Kämpferisch

Verbissen

Intelligent

Arrogant
 

Das alte „Arrogant“. Das gute „Arrogant“. Erhaben. Stolz.

Nicht eingebildet. Denn Einbildung ging Hand in Hand mit Selbstüberschätzung. Diese beiden überschätzten sich nicht selbst. Sie wussten ganz genau, wie weit sie gehen konnten.
 

Es war ein Blick und eine verweigerte Handlung gewesen, die Roland damals dazu brachte mit seinen wenigen Mitteln Nachforschungen anzustellen.

Welche wenig später von seinem damaligen Arbeitgeber unterbunden wurden.

Erst Jahre später bekam er durch dessen Sohn eine weitere Gelegenheit dazu.

Die er dieses Mal auch ausreichend nutzen konnte.

Jahre später war Roland kein kleiner Krimineller mehr. Durch Seto Kaiba war er ein Leibwächter mit unzähligen Kontakten und zahlreichen Abwerbungsversuchen, die er alle ausgeschlagen hatte, um seinem Herrn nahe sein zu können.

Und diese Kontakte nutze er nun.

Er fand heraus, dass Kirika trotz mäßiger Zensuren an der Oxford Universität angenommen wurde, weil ihr Eignungstest sämtliche Rekorde brach. Er fand außerdem heraus, dass sie ihr Studium (im Gegensatz zu ihrer Schullaufbahn) ziemlich ernst nahm.

Dennoch geriet sie immer wieder mit ihren Kommilitonen und Professoren aneinander.

Sie wurde noch nie in ihrem ganzen Leben verhaftet. Hatte aber dafür so viele Strafzettel für Falschparken erhalten, dass man damit eine Wohnung tapezieren konnte.

Und obwohl sie absolut sauber war, erwähnte man ihren Namen, wurde in gewissen Kreisen blitzschnell das Thema gewechselt, wie man es sonst nur tat, wenn man nicht darüber reden wollte.

Sie schlug Wellen.

Wellen, wie sie einst Gozaburo schlug.

Wellen, wie sie nun Seto schlug und wie sie Mokuba bald schlagen wird (da war sich Roland sicher).

Sie hieß nicht Kaiba, weil ihre Mutter damals den Namen ihres Ehemanns angenommen hatte.

Seto und Mokuba hießen nur deswegen Kaiba, weil eine Reihe von merkwürdigen Ereignissen dazu geführt hatte.
 

Aber sie waren sich ähnlich. Sie waren Kaibas.

Gozaburo Kaiba hatte Roland gefürchtet.

Seto Kaiba respektierte und bewunderte er über alle Maßen.

Mokuba Kaiba liebte und umhegte er wie einen Sohn.

Und wenn er nicht wollte, dass Kirika einen ähnlichen Einfluss auf sein Leben hatte, wenn er nicht wollte, dass er sich vollauf über den Namen Kaiba definierte, musste er etwas tun.

Er brauchte…

einen Plan.
 

***
 

„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so bescheuerte Pläne gehört“.

Seto Kaibas Stimme war schneidend, wie eh und je.

Joey Wheeler stand in diesem riesigen, kalten und protzigen Albtraum von Büro eines überaus wichtigen Mitglieds der internationalen Wirtschaft (Zitat der Domino Business Week. Nicht, dass Joey so etwas lesen würde…), direkt vor Seto Kaibas ebenfalls riesigen, kalten und protzigen Schreibtisch und hatte die Hände in die Seiten gestemmt.

„Und was wollen wir dann machen?“ Joey gab es auf. Nichts war dem Herrn gut genug.

Weder eine echte Klage (natürlich hatte Kaiba jegliche Aussage in Bezug auf die Erklärung verweigert), noch eine richterliche Anordnung, dass sich diese Lehrerin ihnen nicht mehr als 100 Meter nähern darf („Wie soll das funktionieren, Köter? Sie ist unsere ‚Lehrerin’!“), noch eine Erpressung des Direx, damit dieser sie feuert („Dem steck ich schon genug Geld in den Arsch“), provozieren eines handfesten Skandals („Und MEINEN Namen in den Dreck ziehen, wenn herauskommt, WER dies zu verantworten hat?“), noch die verzweifelte Überlegung, Roland auf sie zu hetzen („N.I.E.M.A.L.S!“).

Nachdem Telefongespräch mit Kaiba und der Zusage zu einem Treffen zwecks der Rache, hatte sich Joey abermals an den Hörer gehängt und sofort bei Keitaro nachgefragt, welche Möglichkeiten es gibt, um Kirika Hanamoto (endlich hatte er einen Namen) in die Schranken zu weisen.

Viele gab es nicht, die einerseits mit den wenigen Informationen (Kaiba rückte ja nicht mit der Sprache raus und Joey wüsste zu gern, was dieser eigentlich mit dieser Frau zu tun hatte) und Kaibas Verständnis von Rache (das bedeutete, alles was Joey normalerweise tun würde – also Seife an der Tafel, Furzkissen, mit Photoshop manipulierte Nacktbilder von ihr etc. – würde sowieso von vornherein abgelehnt), möglich waren.
 

Joey stand noch immer vor Kaibas Schreibtisch, war aber nun dazu übergegangen seine Arme zu verschränken und ihn fragend anzusehen, als keinerlei Reaktion kann.

Er öffnete schon den Mund um nachzuhaken, als dann doch noch etwas kam.

„Hast du schon wieder meine Rechtsabteilung genervt?“

Der blonde Chaot schnaubte.

„Ja… Und? Hat dich bisher doch auch nicht gestört.“

Oh ja, Joey wusste, dass Kaiba wusste, dass er regen Kontakt zu seinen Anwälten hatte. Und damit war nicht das mittlerweile traditionelle Joey Wheeler eine Unterlassungserklärung überreichen gemeint.

Und Joey sah etwas, was absoluten Seltenheitsfaktor hatte, wenn man nicht Mokuba Kaiba hieß.

Ein Lächeln.

Ein kurzes zwar, eigentlich eher nur ein Zucken der Mundwinkel. Aber es war definitiv vorhanden, definitiv spontan und definitiv nicht höhnisch!

Und Joey wäre nicht Joey, wenn er dies einfach so ignorieren und übergehen würde.

„Hast du etwa gerade gelächelt?“

„Ganz bestimmt nicht.“ Und da war es wieder. Das altbekannte, kalte Verhalten. Unfreundlich, arrogant. Kaiba wie er leibt und lebt.

„Ich habe es doch genau gesehen!“

„Du siehst viel, wenn der Tag lang ist. Ich an deiner Stelle, würde ja vorsichtig sein mit dem, was ich zu mir nehme. Könnte während einer Polizeikontrolle peinlich werden“.

„Unterstellst du mir gerade, dass ich Drogen nehme?“

„Aber nicht doch…“ dieser Sarkasmus, diese deutliche Belustigung in seiner Stimme, dieser singende Ton… er ging Joey durch Mark und Bein. Dazu dieser Blick…

Und Joey hatte gerade eine Erkenntnis.
 

„Sie hat Recht…“ hauchte er erstaunt.

„Wer hat Recht?“ Kaibas Augen verengten sich skeptisch.

„Na, diese Hanamoto!“

Kaiba starrte ihn fassungslos an.

Wie bitte?“

„Na, unsere Streitgespräche…“ Joey fing an vor Kaibas Schreibtisch auf und ab zu gehen, während er von dessen Besitzer weiterhin angestarrt wurde.

„Das ist wie in diesen alten Filmen. Der Held und die Heldin streiten sich die ganze Zeit, wobei alle wissen – auch die Zuschauer - dass sie eigentlich total scharf aufeinander sind. Wie heißen diese Streifen noch…?“

„Screwball…“ hauchte Kaiba noch immer total fassungslos.

„Genau! Jedenfalls streiten sich Held und Heldin dauernd, bis sie dann irgendwann zusammenarbeiten müssen. Dadurch erkennen sie, dass sie sich eigentlich mögen…“

„Willst du uns gerade unterstellen, dass wir uns eigentlich lieben“, das Wort kam nur sehr widerwillig über seine Lippen. „und uns nur deswegen streiten, weil wir durch unser mangelndes Selbstbewusstsein – ich korrigiere, dein mangelndes Selbstbewusstsein, meines ist völlig in Ordnung – unsere Gefühle anders nicht ausdrücken können?“

Noch nie in seinem Leben, sah Kaiba so geschockt aus, wie jetzt.

Joey sah ihn mitleidig an.

„Die Erkenntnis tut weh, nicht wahr?“
 

Kaibas Gesichtsfarbe wechselte von weiß zu grün und dann zu rot.

Wheeler…“ kam es zischend von dem sichtlich stink wütenden Kaiba.

Und da konnte Joey sich nicht mehr zurück halten.

Erst zuckte es in seinen Mundwinkeln, wuchs zu einem fetten Grinsen und ging dann über in heilloses Gelächter.

Er brüllte vor Lachen.

„Du… du hast…“

Wieder ein Lachen. Nein, ein regelrechtes Gackern.

Wheeler…“

„…es tatsächlich…“

Joey schüttete sich aus vor Lachen und Kaiba sah momentan so aus, als ob er ernsthaft fähig war, einen Mord zu begehen.

„…geglaubt…“

„WHEELER!!!“ donnerte es da und der blonde Sturkopf hatte dieses Mal tatsächlich die Geistesgegenwart die Klappe zu halten. Abwartend sah er zu dem jungen Firmenchef und harrte der Dinge, die da kamen. Ein Zucken um die Mundwinkel konnte er jedoch nicht verhindern.

Kaibas Augen waren düster verengt. Der Blick wahrlich mörderisch. Die Gesichtsfarbe hochrot. Die Hände zu Fäusten geballt.

Und er schwieg.

Oh, oh

Joey wich langsam zurück, die Mundwinkel zuckten immer noch.

Noch nie hatte er Kaiba so wütend gesehen.

Die aufreibenden Geplänkel zwischen den beiden? Kleinigkeit…

Kaibas geistige Verfassung nach einem Duell gegen Yugi? Ha… praktisch unbedeutend!

Die Reaktion auf die Idee einer bemitleidenswerten Schülerin, Kaiba zu Valentinstag einen weißen Plüsch-Toon-Drachen mit eiskaltem Knopfaugen-Blick zu schenken? Lachhaft!
 

Diesmal biss sich Joey auf die Lippen, um wirklich jedes verräterische Zucken zu verhindern.

Die Hände in Abwehrhaltung, der restliche Körper in angespannter Rückzugshaltung, starrte er in Kaibas zorniges Gesicht.

Joey wusste, noch eine falsche Bewegung oder Bemerkung oder sonst irgendwas, und er würde dieses Büro nicht mehr unversehrt verlassen.

Er korrigierte sich mit einem Blick in die verengten Augen Kaibas… nicht mehr lebend verlassen.

Oh, shit… das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut!

Langsam streckte sich Kaibas Arm zu seiner rechten aus. Der besagte Gegenstand, den er ergreifen wollte, war kaum dreißig Zentimeter von ihm entfernt, doch er tat dies mit so einer übertriebenen, quälenden Langsamkeit, dass Joey gar nichts anderes übrig blieb, als seine Augen in Erwartung auf das Kommende weit aufzureißen.

Er würde doch nicht…

Kaibas rechte Augenbraue zuckte.

Und ob er würde!

Seine Finger waren nur noch ausgesprochen wenige Zentimeter von dem Telefon entfernt und der blonde Sturkopf wusste, dass es diesmal nicht dazu dienen würde, den Sicherheitsdienst zu rufen.

Es würde weitaus primitiveren Zwecken dienen, wie Kaiba sich ausdrücken würde.

Fast zärtlich griffen die Finger langsam um den Hörer herum, um schließlich auf dem ganzen Apparat zur Ruhe zu kommen.

Sie griffen fester und Joey war nur eine ruckartige Bewegung davon entfernt, seinen letzten Gang zum ewigen Kartenfriedhof anzutreten.
 

RIIIIIIIIIIIING

Gerettet von der allgegenwärtigen Gefragtheit eines achtzehnjährigen Firmenchefs.

Für einen kurzen Moment schien Kaiba irritiert. Es wirkte jedenfalls so, als er mit runzelnder Stirn auf sein Wurfgeschoss starrte.

Scheinbar war ihm momentan tatsächlich entfallen, welchen Zweck dieses Gerät eigentlich erfüllte.

Aus diesem Grund griff er dann auch nicht nach dem Hörer, sondern schaltete die Freisprecheinrichtung ein.

Um dann darauf hin auch schon die Augen zu schließen und lautlos zu fluchen. Mit einem weiteren Blick bedeutete Kaiba Joey zu verschwinden, doch der verschränkte die Arme.

Nein, er würde jetzt nicht einfach abhauen! Man konnte ja vieles über Joey sagen, aber nicht, dass er ein Feigling war. Er würde die Konsequenzen tragen, wie ein Mann!
 

Und kaum hatte er seine Entscheidung getroffen, konnte er sich auch nur zu dieser beglückwünschen.
 

Seto, hier ist Kirika“.

Beide Jungen erstarrten. Kaiba, weil er es nicht fassen konnte, dass sie ihn tatsächlich schon wieder anrief und Joey, weil diese Frau Kaiba so vertraulich ansprach. Aber noch wusste Joey ja nichts von der Verbindung zwischen den beiden. Etwas, was sich gleich ändern sollte.
 

Kaiba schloss die Augen.

„Was gibt’s?“

Erstens, tut es mir leid, was ich vorhin gesagt habe“, Kaiba antwortete darauf nur mit einem unwirschen Laut.

ich konnte ja nicht ahnen, dass du so empfindlich auf Scherze in Bezug auf dich und dein Haustier reagierst“.

Kaiba grollte daraufhin ein „treiben Sie es nicht zu weit“, während Joey ein empörtes „Hey“ von sich ließ.

Ach… habe ich es da etwa gerade ‚bellen’ gehört?

„Mit Sicherheit nicht“, entgegnete Kaiba, während er Joey mit einem Blick zum Schweigen bat. Was dieser dann auch tatsächlich tat. Bloß nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen! Das Begriff sogar Joey!
 

Wie dem auch sei… Das ist jedenfalls nicht der einzige Grund, warum ich anrufe“, Kaiba verdrehte die Augen. Interessant, welche Reaktionen diese Frau bei ihm hervorrufen konnte.

Mit einer hektischen Handbewegung bedeutete er Joey abermals zu gehen, doch dieser blieb demonstrativ stehen.

Hey, wenn er sowieso so schon sterben musste, konnte er dies wenigstens noch mit ein paar weiteren Informationen tun!

Wie zum Beispiel, wie Kaiba aussah, wenn er ausnahmsweise mal nicht auf Joey, sondern auf jemand anderen wütend war und welche Verbindung er zu dieser Frau hatte.

Abgelegte, eifersüchtige Geliebte? Nee, viel zu alt!

Jemand, den Kaiba mal mit seinen Geschäften ans Bein gepisst hat? Schon eher
 

Scheinbar hat sich Mokuba heute im Nachmittagsunterricht mit einem anderen Schüler geprügelt“.

„Er hat WAS?!“ brüllte der junge Firmenchef daraufhin auch schon los, während Joey erstaunt die Augen aufriss. Der kleine hatte was?! Sah ihm doch überhaupt nicht ähnlich!

Und da ich ja seit neustem euer Vormund bin, hat seine Schule mich daraufhin kontaktiert. Ich dachte, du solltest das wissen. Ich werde jedenfalls jetzt dahin fahren und versuchen, deinen Bruder da wieder heraus zuboxen.“
 

Joey wusste in diesem Moment nicht, ob er lachen oder weinen sollte.

Lachen, weil Kaibas Gesichtsausdruck gerade absolut unbezahlbar war, als er realisierte, dass Joey nun zwischen der Verbindung zwischen ihm und dieser Frau wusste, und weinen, eben weil Joey jetzt von der Verbindung zwischen Kaiba und dieser Hanamoto wusste, und das würde er diesem mit Sicherheit heimzahlen.

Obwohl Joey doch gar nichts dafür konnte.

Ehrlich nicht…

Er hätte doch nicht ahnen können…
 

Zu spät. Egal. Kaibas Augenbraue zuckte nun wieder. Und Joey blieb nun keine andere Wahl.

Symbolhaft verschloss er den Mund und warf den Schlüssel weg. Er stellte sogar pantomimisch dar, wie er eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnete. Mittlerweile kannte er sich ja mit diesem ganzen Anwaltskram ziemlich gut aus.

Die Augenbraue hob sich wieder. Diesmal aber spöttisch.

Puuh… noch mal gerettet!
 

„Warten Sie einen Moment, ich werde mitkommen“. Meinte Kaiba nun schon etwas ruhiger zum Telefon und schnappte sich bereits seinen weißen Mantel, der bis dato noch über den Stuhl hing.

Wir treffen uns dort“ war die Antwort und darauf folgte nur ein monotones Tuten.

Kaiba schaltete seinerseits nun die Freisprecheinrichtung ab und drehte sich dann zu Joey.
 

„Du wirst deine vorlaute Klappe halten“.

„Natürlich“.

„Kein Wort zu deinen Freunden“.

„Selbstverständlich“.

„Und du wirst eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen“.

Nun hob Joey spöttisch eine Augenbraue.

„Klar“.

„Ich lasse sie dir morgen zustellen“. War das etwa ein Friedensangebot?

„Nicht nötig, ich hole sie mir gleich selbst ab“. Angebot angenommen.
 

Kaiba verzog abfällig seinen Mundwinkel.

„Und wie willst du in meine Rechtsabteilung gelangen?“ er deutete auf den Besucherausweis, den Joey nachlässig an seiner Jeansjacke befestigt hatte.

Der grinste daraufhin und holte einen nahezu identischen aus seiner Jackentasche.

„Ich helfe deinen Leuten ab und zu beim Aktensortieren. Dein Personalchef hat übrigens Schuppen“.

Kaiba hob nun beide Augenbrauen. Es schien, als ob Joey ihn also doch noch überraschen konnte.

„In der Tat“.
 

***
 

Es tat weh. Verdammt weh sogar! Als Mokuba seine Faust in das Gesicht dieses bescheuerten Lackaffen versenkte, hätte er nie gedacht, dass diese danach so sehr schmerzen würde.

Er fluchte leise, während er vorsichtig die Abschürfungen auf den Handknöcheln betastete.

Er saß auf dem Besuchersofa vor dem Zimmer des Schuldirektors, neben ihn sein Mitschüler, der sich Taschentuchzipfel in die blutende Nase gesteckt und den Kopf nach hinten gelehnt hatte.

„Halt den Kopf nach vorne“, meinte Mokuba zu ihm.

„W-was?“

„Den Kopf nach vorne“, wiederholte er etwas ungeduldiger. „Wenn du ihn nach hinten lehnst, fließt das Blut in den Rachen und von dort aus in den Magen, was dich irgendwann zum Kotzen bringt“.

Der Junge schaute ihn verdutzt an. Mokuba seufzte und stand auf.

„Könnten wir ein kaltes, nasses Tuch bekommen?“ fragte er zu der Sekretärin, die stark beschäftigt irgendetwas in die Tasten ihres Computers hämmerte.

Die sah nun ihrerseits erstaunt hoch, nickte dann aber.

Während sie das Gewünschte holte, griff Mokuba in die Jackentasche seiner Schuluniform.
 

„Hier“, er reichte dem anderen Jungen ein frisches Taschentuch.

„Mach die Fetzen weg und halte dir das an die Nase“, Mokuba fackelte nicht lange und zog sie seinerseits aus der Nase, des noch immer verblüfft wirkenden Jungen. Das Blut fing sofort wieder an zu strömen.

„Mach schon“, langsam ergriff dieser das Taschentuch und tat, was ihm gesagt wurde.

„Und jetzt: Kopf nach vorne!“ kommandierte Mokuba, während auch schon die Sekretärin wiederkam, in der Hand ein Tuch, welches um irgendwas herum geschlagen war.

„Ich dachte, ein Kühl-Pack wäre besser“, meinte sie und zwinkerte aufmunternd.

„Danke“, Mokuba lächelte, schlug das Tuch noch mal um das Kühl-Pack und legte dies dann in den Nacken des Jungen.

„Die Kühle lässt die Adern zusammen ziehen, so stoppt dann die Blutung schneller. Aber lass das Pack nicht zu lange drauf, sonst bekommst du Kreislaufprobleme“, erklärte er.

„W-woher…?“

„Ich hatte als Kind oft Nasenbluten. Mein großer Bruder hat das dann immer bei mir gemacht“, Und wie der Zufall so spielte, kam gerade eben dieser besagte große Bruder wutschnaubend um die Ecke marschiert.
 

„Mokuba! Kannst du mir mal bitte erklären…“

„Später“, wurde er daraufhin auch schon von Kirika unterbrochen, die direkt hinter ihm kam.

Mokuba stöhnte. War ja klar gewesen!

Eigentlich hatte er nur mit einem der beiden gerechnet, aber das gleich beide antanzten?

Die junge Frau in dem gleichen schwarzen Hosenanzug wie heute morgen (schlief sie etwa in dem Ding? Mokuba hatte sie bisher nur in diesen Anzügen gesehen!), sah auf Mokuba und seinen Mitschüler herab.

Die Hand des Jungen, welches noch immer auf dem Gel-Pack im Nacken des anderen ruhte, wurde vorsichtig zurückgezogen.

Prüfend sah Kirika auf die beiden Jungen.

Keiner sprach.
 

Kirika seufzte.

„Seto, besorg für deinen Bruder ein weiteres Kühl-Pack oder so was. Ich denke, seine Hand hat was abgekriegt“.

„Und was machen Sie währenddessen?“

Sein Vormund blickte ihn an, als ob er gefragt hätte, ob sie Pommes Frites mit Erdbeersoße zum Frühstück haben wollte.

„Mit dem Direktor reden natürlich!“

Kaiba sah einen kurzen Moment so aus, als ob er protestieren wollte. Nickte dann aber und ging zur Sekretärin – die das ganze unauffällig aber gespannt verfolgt hatte – und fing an ihr leise Anweisungen zu geben.

Kirika währenddessen klopfte an die Bürotür, woraufhin auch gleich ein „Herein“ folgte.
 

Während der folgenden Minuten sprach keiner.

Kaiba hatte sich vor seinen kleinen Bruder hingekniet und betrachte dessen verletzten Handrücken. Er seufzte nur, als er die Abschürfungen bemerkte und das war fast schlimmer als alle Vorwürfe.

„Oh, Mann… mein Vater!“ schluchzte es zur Mokubas linken.

Er sah auf und ließ seinen Blick den langen Gang runterwandern, doch da war keiner.

Fragend sah er zu dem Jungen.

„… der sollte doch schon längst hier sein!“

Der schwarzhaarige Wuschelkopf verdrehte die Augen und wechselte einen Blick mit Kaiba, der nur belustigt die Augenbraue hob.

Ja, ja… vor ein paar Monaten hatte Mokuba in Bezug auf seinen großen Bruder noch ganz ähnlich reagiert.

Na ja, eigentlich eher wie ein aufgedrehter Cheerleader.
 

Die Sekretärin kam wieder und drückte Kaiba einen schwarzen Kasten in die Hand. Während dieser ihn öffnete, murmelte er vorwurfsvoll:

„Was ist denn das für ein Laden, das die euch nicht mal in das Krankenzimmer verfrachten?“

„Wollten sie ja“, meinte Mokuba defensiv. „Aber wir haben uns geweigert“.

„Wenn mein Vater erfährt, dass ich wegen ‚so was’ im Krankenzimmer war, bekomme ich mehr, als nur Nasenbluten!“ ergänzte sein Mitschüler, woraufhin Mokuba ihn prüfend ansah.

„Du bist doch… Yoshida, oder? Daichi Yoshida?“

„Wie? Du brichst mir fast die Nase und kennst nicht einmal meinen Namen?“ Yoshida grinste ihn an, während Mokuba die Schultern hob.

Kaiba schüttelte fassungslos den Kopf und verband weiter die Hand seines Bruders.
 

Die Tür ging auf und simultan drehten sich alle Köpfe zu ihr hin.

Kirika trat hindurch, gefolgt vom Direktor. Beide lächelten.

„Frau Hanamoto, Sie haben natürlich recht“, meinte der ältere Herr, während die junge Frau noch immer lächelnd den Kopf neigte.

„Aber natürlich habe ich das!“ ihre Stimme hatte einen eigenartigen Unterton, und der Direktor fing an zu hüsteln.

„Aber, aber…“ meinte sie, während sie anfing seine Krawatte zu richten. „Sie haben sich doch nicht etwa erkältet?“

Ach du… flirtete sie etwa gerade mit ihm?!

Mokuba wechselte einen erstaunten Blick mit seinem Bruder, der aussah, wie er sich gerade fühlte.

Ja, sie tat es!
 

Der ältere Mann kicherte verlegen, während Kirika jetzt auch noch seinen Kragen richtete.

„Ich muss… meine Frau… wir…“

„Aber natürlich“, gurrte Kirika während sie mit den Händen auf dem Sakko herunter glitt und ihm einen gekonnten Augenaufschlag servierte.

„Wir wollen sie doch nicht warten lassen…“ ihre eine Hand kam kurz über seinen Bauchnabel zum Liegen. Dann entfernte sie sich und der Direktor schien seine Fassung wiedererlangt zu haben. Noch einmal blinzelte er und wandte sich dann zu den drei Jungen zu.
 

„Also Kaiba“, damit meinte er Mokuba, sein Bruder wurde von ihm mit Herr Kaiba angesprochen. „Wenn Herr Yoshida nichts weiter einzuwenden hat, wird es bei einer Verwarnung bleiben. Vorausgesetzt, dies war ein einmaliger Vorfall!“

Sein Ton war nun wieder ganz geschäftsmäßig, trotzdem atmete Mokuba erleichtert auf. Allerdings ziemlich halbherzig, was ihn von seinem Bruder einen scharfen misstrauischen Blick einbrachte.
 

Die beiden Erwachsenen bemerkten nichts davon. Der Direktor wollte schon weiter sprechen, als eilige Schritte auf dem Gang ertönten.

Verursacher dieser war ein kräftiger großer Mann, Mitte bis Ende vierzig, der traditionelle japanische Kleidung trug.

„Wo ist er?“ grollte er im tiefsten Bariton und Mokuba machte sich ganz klein.

Au weia
 

Der Mann stürmte auf sie zu und griff dann nach Yoshida. Mit beiden Händen stellte er ihn auf die Beine und sah ihn dann prüfend an.

„Hmm… hätte schlimmer sein können“, murmelte er, während sein Sohn – der Mann war offensichtlich Herr Yoshida – verlegen auf den Boden starrte.

„Und wo ist nun der Prachtkerl, der meinen Sohn zu seiner ersten Prügelei verholfen hat?“

Wie bitte? Mokuba hob zögernd die Hand. Was war denn das für ein Vater?!

Aber wenn er es recht bedachte…
 

„Was, du?! Aber du bist ja nur ein kleiner Hänfling!“

der nur Einsvierzig große Mokuba knirschte mit den Zähnen. War doch nicht seine Schuld, dass er der kleinste im Jahrgang war!

Der Bulle von Mann starrte auf ihn herab.

„Herr Yoshida?“ mischte sich nun Kirika ein, was den Mann dazu brachte hektisch herum zufahren.

Musternd ließ er seine Augen auf und ab wandern.

„Ihr Junge?“ die Stimme war leicht erstaunt und prüfend.

„Sozusagen… mein Cousin. Ich habe die Vormundschaft über ihn“. Kirika ließ sich nicht anmerken, ob sie die Erscheinung des Mannes einschüchterte.

Herr Yoshida nickte verstehend und ließ dann seinen Blick auf Kaiba wandern, der aus seiner hockenden Position aufgestanden und neben Kirika getreten war.
 

„Ach, dann sind Sie also mit den Kaibas verwandt! Das wusste ich ja gar nicht!“ Er verbeugte sich nun vor Kirika und das ziemlich tief.

Die junge Frau hob die Augenbraue und tat es ihm gleich.

„Ja, Kirika Hanamoto ist mein Name“.

„Hanamoto?“ fragte Herr Yoshida noch einmal nach.

„Ja“.

„Hmm…“ der bullige Mann schien zu überlegen.

„Und Sie sind jetzt der neue Vormund der beiden? Was ist denn mit dem alten passiert? Diesem Buchhalterverschnitt, der Sie immer auf die Elternabende begleitet hat, Kaiba?“ wandte er sich an den eben Angesprochenen.

„Dort wo alle Buchhalter hinkommen, wenn sie Geld veruntreuen und sich dabei erwischen lassen…“ kam es dunkel zurück.

Herr Yoshida lachte.

„Hätten Sie doch was gesagt, ich hätte mich darum gekümmert!“

„Wie ich es auch schon zu anderen Gelegenheiten sagte: Danke, ich verzichte“ entgegnete Kaiba scharf. Mokuba schaute erstaunt zwischen den dreien hin und her. Was genau ging da ab?

Sein Blick fiel auf Daichi Yoshida, der jedoch nur genervt abwinkte. Anscheinend kannte er das Verhalten seines Vaters zu genüge.
 

Yoshida schien dieses ungebührliche Verhalten seinem Bruder allerdings nicht übel zu nehmen, er lachte jedenfalls nur und sprach dann wieder Kirika an.

„Und wie kommt es, dass ich Sie nicht schon früher kennen gelernt habe?“

„Ich bin erst vor kurzem von England aus übergesiedelt“, meinte sie höflich. Herr Yoshida stutzte und reichte ihr dann die Hand.

Kirika runzelte die Stirn und sah kurz auf diese. Dann weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen und sie griff nun ihrerseits zu.

Allerdings schüttelte sie ihm nicht die Hand, sondern ergriff sein Handgelenk, während der bullige Mann das gleiche bei ihr tat.

„Well… welcome to Japan, I guess, Madame Hanamoto“, Herr Yoshida lächelte nun raubtierhaft, während Kirika süffisant grinste.

„Thank you, Mr. Yoshida. It’s good to be here“.

“Ich nehme an, Sie kennen Nakamura?”

„Sie nehmen richtig an“, was zum Geier lief denn jetzt ab? Mokuba war verblüfft. Ebenso wie Kaiba, Yoshida Junior und der Direktor.
 

„Wie geht es denn dem alten Knaben?“ noch immer umklammerten sich die Hände der beiden. Der Tonfall von Yoshida hatte aber nur oberflächig etwas Beiläufiges, dahinter versteckte sich irgendetwas… Nun, Mokuba wusste noch nicht was, aber es gefiel ihm definitiv nicht!

„Och… soweit ich weiß, geht es ihm und der Blondine an seiner Seite ganz gut“, Kirikas Lächeln hatte nun ebenso dieses Raubtierartige angenommen.

„Dann wird er sie vermutlich nicht besuchen kommen?“ Gut, das Bedauern klang echt, aber gefallen tat es Mokuba immer noch nicht.

„Ganz bestimmt nicht“, die junge Frau klang nun sehr resolut, was Herrn Yoshida ein weiteres tiefes Lachen entlockte.

„Schade…“ murmelte er, ließ Kirikas Handgelenk los und ergriff nun sanft ihre Hand. Dann hauchte er einen Kuss darauf.

„Falls Sie mal Probleme haben sollten…“ er ließ die Hand nun völlig los und griff in seinen Kimono.

„Hier meine Karte“, Kirika ergriff diese mit beiden Händen und begutachtete sie aufmerksam.

„Danke“, meinte sie nun etwas kühler. „Aber das wird nicht notwendig sein“.

Herr Yoshida kommentierte dies mit einem schiefen Grinsen.

„Diese Jugend von heute. Erst ihr Cousin… dann Sie… der alte Kaiba war da nicht so zimperlich!“

„Mein anderer Cousin hat sich auch von einem Elfjährigen im Schach schlagen lassen! Sollte ich also seinem Beispiel folgen?“ entgegnete sie spöttisch, was Herrn Yoshida zu einem weiteren Lachen verleitete.

„Ich mein ja nur!“

Die junge Frau lächelte nun nachsichtig und wurde dann ernst.

„Trotzdem danke, aber es ist wirklich nicht nötig“.

Der bullige Mann nickte daraufhin ebenso ernst und verbeugte sich ein weiteres Mal, dieses Mal sogar noch tiefer, während Kirika nur kurz mit dem Kopf nickte.

Ach du heilige Scheiße… schoss es Mokuba durch den Kopf.

Noch immer starrte er fassungslos auf seinen Vormund, als der Mann bereits seinen Sohn geschnappt hatte und sich zum Gehen wandte.
 

„Was?“ meinte Kirika zu dem Jungen, doch der war nahezu sprachlos, wie auch der Direktor, während sein Bruder nur die Augen verdrehte.

„Typisch Yoshida“, murmelte dieser, was Kirika zum Grinsen brachte.

„Du kennst das anscheinend?“

Kaiba sah hoheitsvoll auf sie herab.

„Seine übliche Masche“.

„Aha…“ Sie lachte und drehte sich dann zum Direktor. „Sieht nicht so aus, als ob er etwas einzuwenden hat“, meinte sie zu dem erblassten älteren Herren, dessen Augen noch immer weit aufgerissen waren. Normalerweise schien er Herr Yoshida ganz anders zu kennen.

Jedenfalls nickte er nur fahrig, was die junge Frau dazu veranlasste nun ihrerseits zu gehen.

„Kommt schon, oder wollt ihr Wurzeln schlagen?“
 

Als sie die Schule verlassen hatten, viel Mokuba folgendes auf:

Erstens, sein Bruder war selbst gefahren. Denn statt der üblichen Limousine stand der rote Ferrari auf dem Schulparkplatz und zweitens, Kirika hatte den kleinen Umzugstransporter immer noch nicht zurückgegeben, und parken konnte sie auch nicht!

Anders ließ es sich jedenfalls nicht darauf schließen, da das Fahrzeug tatsächlich quer auf einem Behindertenparkplatz stand.
 

„Wollen Sie den nicht endlich mal zurückgeben?“ meinte sein Bruder dann auch sofort. „Das ist ja gemeingefährlich!“

Kirika schloss die Tür auf – das Ding hatte tatsächlich nicht einmal eine Zentralverriegelung – und entgegnete trocken:

„Wieso? Brauchst du ihn etwa? Außerdem fahre ich hervorragend!“

Warum überraschte es Mokuba nicht, dass sie bereits wusste, dass sein Bruder die Autovermietung aufgekauft hatte?

Kaiba seufzte dagegen nur.

„Behalten Sie ihn meinetwegen, aber unterstehen Sie sich, damit ständig die Einfahrt zu blockieren!“

Sie grinste und machte schweigend die Tür auf.
 

„Ich wollte zurück zur Villa, was ist mit euch?“

Der ältere wechselte einen zögerlichen Blick mit Mokuba.

„Ich… muss noch mal zur Firma“, er blickte entschuldigend zu seinem Bruder. Der seufzte.

„Ich kann Roland anrufen, der fährt mich bestimmt nach hause“, daraufhin hörte er eine Wagentür knallen.

Kirika hatte sich umgedreht und blickte mit verschränkten Armen zu den beiden Brüdern.

„Also wirklich… ich habe zwar mehr Tickets wegen Falschparkens, als sämtliche Roadmovie-Helden zusammen, aber noch kein einziges aufgrund einer Geschwindigkeitsübertretung… und unfallfrei bin ich auch!“ sie klang ein wenig gereizt und als keine Antwort kam, öffnete sie missmutig die Tür von neuem.

„Macht doch, was ihr wollt…“

„W-warten Sie!“ rief da auch schon Mokuba. Verflucht sei sein weiches Herz! Eigentlich wollte er ihr ja Scherereien machen und sie mit jedem Wort, jeder Tat und sogar nur durch seine bloße Anwesenheit spüren lassen, dass sie definitiv nicht willkommen war, aber wie sie ihn gerade aus der Misere heraus geholt hatte, war unbeschreiblich!

Nicht mal einen Verweis hatte er bekommen. Nur eine Verwarnung! Er sollte also… Nein, er würde nicht weich werden! Sondern sie nur in Sicherheit wiegen!

Genau!
 

Mit grimmigem Gesicht kletterte Mokuba auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. Daraufhin ließ Kirika den Motor an und wartete bis der Ferrari vom Parkplatz gefahren war.

Als sie dann ihrerseits anfuhr, passierte das Unvermeidliche.

„Ich dachte, Sie können fahren!“

Sie fluchte und schlug auf den Ganghebel ein.

„Kann ich auch! Nur dieser blöde Gang will nicht!“ verärgert rüttelte sie den Hebel hin und her.

„Haben Sie auch die Kupplung getreten?“ fragte er gespielt unschuldig. Kirika funkelte ihn an.

„Ha, ha“, entgegnete sie trocken, trat die Kupplung aber noch einmal durch und legte dann den Gang ein.

Noch einmal startete sie den Motor und fuhr dieses Mal ohne Zwischenfall los.

Und auf der zwanzigminütigen Fahrt nach hause musste Mokuba feststellen, dass sie tatsächlich fahren konnte!
 

***
 

„Und er hat tatsächlich…?“

„Wenn ich es dir doch sage!“

Ein kollektives Lachen ertönte, als Kaiba durch die Tür zu seiner Rechtsabteilung ging und seinen Blick wandern ließ.

Hmm… mittlerweile war es dort dunkel – die meisten, der dort arbeitenden Anwälte schienen schon nach hause gegangen sein, nur in einen der kleineren Konferenzräume brannte noch Licht.

Dort waren auch die Stimmen und das Gelächter hergekommen. Zielstrebig folgte er den Stimmen und trat in das Zimmer.
 

„Und dann hat er…“ Wheeler brach ab, als er ihn bemerkte. Er saß an dem runden Tisch, hatte die Beine lässig auf der Tischplatte übereinander geschlagen und hielt ein paar… Spielkarten in der Hand?

Und da war er nicht der einzige!

Ebenfalls an diesem Tisch, saß sein Patentanwalt, ein Rechtsanwaltsgehilfe, sein Fachmann für internationale Zollangelegenheiten, der erst gerade mit seinem Studium fertig gewordene Keitaro Moshida und der stellvertretende Abteilungsleiter. Alle mit Karten in ihren Händen.

Und auf dem Tisch lagen… sind das etwa Gummibären?

Kaiba starrte auf dieses Kuriosum und hob beide Augenbrauen.
 

„Yoh, Kaiba!“ grinste Wheeler, was die anderen Anwesenden dazu brachte hektisch ihre Karten nieder zu legen und aufzustehen.

„Herr Kaiba, wir“, hob der stellvertretende Abteilungsleiter Kobayashi das Wort, doch Kaiba winkte gleich ab.

„Wie ich sehe, genießen sie ihren Feierabend“, sprach er in die Runde und ließ seinen Blick mit einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel wandern.

Das glaubte ihm doch kein Mensch!
 

Seine Angestellten hatten wenigstens den Anstand schuldbewusst auszusehen, nur der Köter war sich natürlich mal wieder keiner Schuld bewusst und wagte es sogar ihm ein „Steigst du ein?“ an den Kopf zu werfen.

„Sehe ich so aus?“ kam auch die prompte Antwort, was Wheeler tatsächlich nur noch breiter grinsen ließ.

„Angst zu verlieren?“

„Als ob du mich jemals in irgendetwas schlagen könntest!“ So weit kam es noch!

„Vorsicht, Sir“, mischte sich nun Keitaro ein. „Joey ist ein absolutes Ass in Poker!“

„Ich geb’ dir auch nen Kredit!“ warf der blonde Sturkopf ein und hob eine Kiste hoch, die vor lauter Gummibärentüten beinahe platzte. Neben seinem Stuhl stand eine weitere Kiste, in der sich wiederum ein ansehnlicher Haufen dieser Süßigkeit, allerdings, ohne ihre Verpackung befand.

Erst jetzt viel ihm auf, dass neben jedem der Anwesenden zwei Kisten standen. Eine mit Gummibärentüten und eine mit losen Artgenossen. Bei jedem waren diese Kisten bei weitem nicht so gut gefüllt, wie es bei Wheeler der Fall war.

Kaiba überlegte einen Moment.
 

„Zinsen?“

„Auf drei Tüten, eine weitere“, kam die prompte Antwort und Bewegung kam in die Runde, als für Kaiba Platz geschaffen wurde.

„Wucher. Fünfzehn!“

„Zehn“.

„Geht klar.“

Die Karten vom vorherigen Spiel wurden aufgedeckt und Joey strich sein Gewinn ein.

„Organisiert ihr dem Mann mal ein paar Kisten?“ meinte er dann in die Runde, was den Gehilfen dazu bewegte, aufzuspringen und zwei Kisten von ihren Akten zu befreien. Auf den fragenden Blick Kaibas hin, merkte er nur an:

„Die kommen sowieso in den Reißwolf!“

Skeptisch nahm Kaiba die – mit Sicherheit unhygienischen – Kisten entgegen und stellte sie neben sich. Was soll’s… er machte sich sowieso nichts aus Süßigkeiten.
 

„Also, für die Neuzugänge erkläre ich noch mal die Regeln“, hob Wheeler gewichtig an.

„Die roten sind am meisten wert, darauf folgt hellrot, gelb, grün und zum Schluss weiß. Auf einen roten kommen fünf hellrote, auf einen hellroten, fünf gelbe und immer so weiter. Spiel ist Texas-Hold’em und die Blinds liegen bei einem gelben und einen grünen, und drei grünen. Muss ich dir die Pokerregeln auch noch erklären?“ meinte er dann süffisant zu Kaiba, der gerade Platz genommen und eine Tüte vor sich ausgelehrt hatte.

Hmm… Jede Menge hellrote, ein paar rote, viele weiße und ein paar gelbe und grüne. Hätte schlechter sein können.

Interessante Art das Kapital zu bestimmen.

„Quatsch keine Opern, Wheeler und teil aus“, entgegnete er und lehnte sich zurück.

Dieser grinste und tat was von ihm verlangt wurde.
 

Nach fünfzehn Runden waren Kaibas zehn Tüten restlos an Wheeler übergegangen und auch bei den anderen Mitspielern sah es nicht besser aus.

„Du betrügst doch!“ entfuhr es Kaiba fassungslos. Doch der Köter grinste nur und schüttelte den Kopf.

„Tut er nicht“, entgegnete Patentanwalt Tanaka und Zollanwalt Saito ergänzte:

„Wir haben bestimmt, dass er nur mit kurzen Ärmeln spielt – einmal haben wir ihn sogar nackt spielen lassen, wir haben den ganzen Raum nach Spiegeln abgesucht, ihn regelmäßig durchsucht… der Bengel betrügt nicht, der hat nur unverschämtes Glück!

Kaiba starrte Wheeler immer noch an, erlangte dann aber wieder die Fassung.

„Tja, auch ein Blindenhund musste ja mal irgendwann einen Treffer landen“, murmelte er.

„Hey!“

Kaiba grinste und die anderen lachten. Dann meinte Keitaro:

„Sag mal, hast du nicht noch etwas für ihn, Joey?“

„Ach ja, richtig!“ Wheeler griff hinter sich zum Regal und zog ein Blatt Papier hervor.

„Deine Verschwiegenheitserklärung. Selbst unterzeichnet und formuliert!“

„Na, das will ich auch hoffen“, entgegnete Kaiba und nahm das Blatt entgegen.

„Selbst formuliert?“ fiel ihm dann auf. „Köter, dafür gibt es Muster, sogar eine DIN-Ordnung, wenn ich mich nicht irre!“

„Ich weiß“, grinste Wheeler. „Ich wollte es mir nur nicht nehmen lassen!“

Kaiba runzelte die Stirn und las sich das Stück Papier durch:
 

Ich, Joseph Jay Wheeler, auch genannt „Joey“, auch genannt „Köter“, „Flohschleuder“, „drittklassiger Duellant“ etc. pp. verpflichte mich hiermit, jegliche Äußerung, sei es mündlich oder schriftlich oder durch Andeutungen, über Seto Kaiba, auch genannt „KAIBA!!!“, auch genannt „reicher Pinkel“, „arroganter Eisklotz“, „Frostdrache“ etc. pp. in Bezug auf seine Verbindung zu seinem gesetzlichen Vormund Kirika Hanamoto, auch genannt „perverse alte Hexe, die ihre Nase zu tief in die Angelegenheiten anderer steckt“, gegenüber dritten zu unterlassen.
 

Es folgten Datum und Unterschrift.

Kaiba hob fassungslos den Kopf und sah fragend auf seine Anwälte.

„Wir haben es geprüft“, meinte Kobayashi. „Es ist zwar gewöhnungsbedürftig formuliert, aber rechtsgültig, solange sich niemand der beteiligten Parteien – also sie beide - an den Bezeichnungen stößt“.

Gewöhnungsbedürftig… in der Tat“, murmelte Kaiba und reichte die Erklärung zurück.

„Da fehlt der Zusatz ‚und gegenüber den beteiligten Parteien’!“

Wheeler schüttelte grinsend den Kopf.

„Und wie soll ich dir dann erzählen, was ich mir“, ein kollektives Hüsteln ertönte. „Ich meine, was wir uns ausgedacht haben?“

Kaiba starrte ihn skeptisch an.

„Du?! Und… meine Rechtsabteilung?“ Irgendwie war dies grotesk.

„Warte doch erst einmal ab, bevor du gleich wieder losmeckerst“, Wheeler verdrehte die Augen. „Pass auf…“
 

Nach einer dreiviertel Stunde hatte Kaiba seine Hände tief in den Haaren vergraben. Sehr tief.

„Das klappt doch…“

„Hundertprozentig!“ unterbrach ihn Wheeler sofort.

Köter…“

„Ich mein’s ernst!“

„Ich auch!“ fauchte Kaiba. „Das ist rechtswidrig! Damit setze ich die Firma aufs Spiel!“

Joey schüttelte den Kopf.

„Tust du nicht, und ist es nicht! Wenn die Beteiligten ihr Einverständnis geben, ist es völlig legal. Ziemlich merkwürdig zwar…“

„Ziemlich merkwürdig?! Also mir fallen da ganz andere Bezeichnungen für ein!“

„Hören Sie, Herr Kaiba“, mischte sich nun Keitaro ein, wurde aber gleich von Joey unterbrochen.

„Warum nennst du ihn eigentlich immer Herr Kaiba?“

„Weil er vielleicht mein Chef ist?“ entgegnete Keitaro leicht genervt.

„Und? Meiner doch auch… na ja, so halb. Stundenweise…“

Kaiba seufzte.

„Ist in Ordnung. Falls wir das wirklich durchziehen sollten…“

„Das heißt, du machst es?!“ rief Wheeler freudestrahlend.

„Ich habe ‚falls’ gesagt!“ funkelte Kaiba ihn an und fuhr dann wie gehabt fort:

„… solltet ihr mich nicht als euren Chef betrachten! Das ganze bringt euch ebenfalls in Teufels Küche und ich will keine Massenkündigungen auf dem Tisch liegen haben, nur weil ihr irgendwann der Meinung seid, dass ihr zu weit für euren Chef gegangen seid“.

Darauf folgte ein kurzes Schweigen, bis der stellvertretende Leiter der Abteilung das Wort hob.

„Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns voll über die Konsequenzen im Klaren sind und diese mit guten Gewissen eingehen können. Sie… du hast also nichts zu befürchten“.

Kaiba nickte und Wheeler stand enthusiastisch auf.

„Also machen wir’s!“

„Köter, mach Sitz! Noch machen wir überhaupt nichts! Erst einmal will ich wissen, ob dies wirklich absolut wasserdicht ist!“

„Ist es“, bestätigte Keitaro ruhig. „Wir werden vorab ein Video anfertigen, welches in einem versiegelten Umschlag bei einem Notar hinterlegt wird, der bisher noch nicht mit uns gearbeitet hat. Des Weiteren werden wir eine – ebenfalls versiegelte – Kopie beim Gericht hinterlassen und noch ein Dutzend weitere bei sämtlichen großen Pressezentren, um uns doppelt und dreifach abzusichern.“

„Und die Beteiligten?“

„Bekommen eine Verschwiegenheitserklärung vorgelegt und eine ordentliche Aufwandsentschädigung aus deinem Privatvermögen, dazu die vertraglich abgesicherte Aussicht auf mehr, wenn alles sauber über die Bühne gegangen ist“, ergänzte Kobayashi.

„Und wenn was schief geht? Wenn jemand plaudert?“

„Dafür ist ja das Video da“, erklärte Wheeler. „Wir brechen die Versiegelung einfach vorab, und schon sind wir aus dem Schneider“.

Kaiba raufte sich abermals die Haare.

„Ich fasse es nicht…“ murmelte er. „Ich fasse es nicht, dass ich dies tatsächlich in Erwägung ziehe!“

„Ach komm schon Kaiba, wo bleibt dein Sinn für Optimismus?“ noch immer grinste Wheeler. Bekam der nicht langsam mal Muskelkater?

„Hat zusammen mit meiner Freundlichkeit und dem Glauben an das Schicksal seinen Langzeiturlaub auf den Bahamas angetreten“, entgegnete Kaiba spöttisch, aber nicht ganz so scharf wie gewöhnlich.

„Ich hasse diese Frau!“ fauchte er.

„Das will ich hören!“

„Und ich hasse diese verfluchte Situation!“

„Weiter, Kaiba… Immer nur weiter!“

„Und dieses absolut inkompetente Arschloch von Richter, der mir das alles eingebrockt hat!“

„Nur raus damit, du kannst es ja doch!“

„Und ich hasse DICH!“

„Mich?“ Wheeler stutzte. „Warum mich? Ist ja nichts neues, aber…“

„Aus Prinzip!“

„Ach so… na, dann: Gleichfalls!“

Die Anwälte lachten und schüttelten die Köpfe.

Wheeler grinste immer noch!

„Also… haben wir einen Plan?“ fragte er gespannt und ob und senkte vielsagend seine Augenbrauen, was bei ihm – nur so nebenbei – ziemlich lächerlich wirkte.

Kaiba seufzte und blickte ihn resigniert an.

„Ja… wir haben einen Plan!“

Wheeler sprang jubelnd auf und warf dabei seinen Stuhl nach hinten.

„JUHU!!! Damit hat die Operation: Hexenverbrennung BEGONNEN!!!“

Kaiba sank in seinem Stuhl zusammen.

Das werde ich so was von bereuen!



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  jyorie
2013-11-24T22:04:08+00:00 24.11.2013 23:04
Hallo (^o^)y

*schmunzelt* irgendwie klingt die Zusammenarbeit von
Joey und Kaiba gut. Auch weil Joey wirklich schlauer
dargestellt wird und viel involvierter als in anderen FFs
klingt gut, wenn Joey die Firma infiltriert und Bescheid weiß.

Oh weh, und Mokuba scheint sich langsam auf die gegen-
seite zu schlagen. Ich bin wirklich gespannt, wie das ausgeht,
und wer bei der Hexenverbrennung gewinnen wird.

Eigentlich könnten es sich Kiraka und Seto leichter machen,
aber sie scheinen es ja zu genießen, diesen Feldzug zu
beschreiten.

Eine schöne FF, witzig und bissig^^

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2013-11-24T14:15:45+00:00 24.11.2013 15:15
Hallo ^.^

schade eigentlich, ich dachte, nachdem Seto erfährt, das Kirika
auch nicht grün mit Gozaburo ist, das sie sich dann etwas besser
verstehen, aber als sie in der Schule aufgetaucht ist und Seto und
Joey da eine geheime affinität angedichtet hat, das der Streit nur
in die Nächste Runde geht. Nach dem Telefonat mit Joey könnte
man ja fast meinen, das die beiden jetzt einen Packt schließen^^

*ggg* mal sehen wie das weiter geht >,<

Liebe Grüße
Jyorie

Von:  jyorie
2013-11-22T22:16:21+00:00 22.11.2013 23:16
Hi ツ

Wow, also ich bin echt begeistert, wie du Kirika schreibst,
wie du ihr so viel selbstvertrauen und stärke, sogar über
Kaiba gibst und wie sie da durch maschiert, zwar etwas
zickig aber nicht schlecht :D Sie macht Kabia mit ihrem Rabaz
nieder und bis auf den Buttler der ihr standhält auch das
ganze Hauspersonal. Nur mit Mokuba und Roland scheint sie
einigermassen auszukommen.

Ich bin mal neugierig, wie das weiter geht und ob sie dann
verbündete hat, wenn sie beweisen kann, das auch für sie
Gozaburo kein ansehen genießt.

CuCu, Jyorie

Von:  jyorie
2013-11-22T05:18:45+00:00 22.11.2013 06:18
Hey ◠‿◠

Ich dachte ja zuerst, bei dem nicht namentlich
genannten Vormund, würde es sich um Roland
handeln. Aber scheinbar doch nicht, den das hätte
mich sehr geschockt, wenn er Geld hinterzogen
hätte. Ich frage mich gerade, ob seto den rechtstreit
auch heraufbeschworen hätte, wenn er an den
Bevormundungsprozess gedacht hätte.

*grinst* welch ein Zufall, das gerade da Kirika
hamamoto auftaucht, die mit gozaburo verwandt ist.
Als der Gesetzlicher Vormund nicht mehr da ist

Ich fand die Szenen klasse, wie sich Kirika mit dem
Richter und seto gezankt hat, das sie keinen bock
hat. Hi hi und jetzt soll sie. Bei seto einziehen.

Ich freu mich schon darauf, wie es weiter geht.

CuCu, Jyorie

Von:  HojoShikaido
2012-06-08T20:59:26+00:00 08.06.2012 22:59
Ich bin erst heute wirklich dazu gekommen sie zu lesen und ich muss sagen ich habe mich halb tot gelacht
Also alleine die Streitgespräche mit Seto und Joey habe ich selten so gut gelesen ^.^
Verdammt gut und allein die Pokersache, hätte nicht gedacht das Seto mitmacht
Bin mir noch nicht wirklich sicher was ich von kirika halten soll mal abwarten
Aber wieso hat mokuba sich geprügelt ? Würde mich interessieren vllt um Rebellion zu zeigen?
Der Butler gefällt mir gut kann öfter vorkommen XD
Roland natürlich auch ^.^
Nach meinem Geschmack hat's ein bissl lang gedauert bis der 'Kindergarten' und vor allem Joey kam aber die genialen Szenen mit Seto danach haben die Länge Wartezeit entschädigt
Hoffe du schreibst weiter würde gerne wissen was es mit dem Plan bzw den Plänen auf sich hat

Lg Hojo

P.S. Bitte schreib weiter ^.^
Von:  Hikari-Yumi
2011-11-03T16:26:12+00:00 03.11.2011 17:26
huhu^^
hab ich hier noch keinen kommi geschrieben? O:o

du schriebst in einem kapitel, wir sollen kirika hassen.. ich LIEBE sie^^
sioe ist sooo geil... und seto... und joey...
die szenen waren so lustig (ich lese zum 3. mal) ich lach mich echt weg... sooooqeil^^
die Pokerrunde *gg* seto dabei *ggg*, die verschwiegenheitserklärung *ggggggg*

WEITA SO!
glg
Von: abgemeldet
2011-11-01T22:45:01+00:00 01.11.2011 23:45
Wie genial is das denn?? Haha, ich brech mich weg XD
Schon mal die Charas sind genial! Jetzt bin ich wirklich neugierig was da rauskommen wird! Wie man vlt an der Uhrzeit sehen kann, hab ich alles bis zu Ende verschlungen!
Freu mich schon total auf die Fortsetzung!
Mach schnell weiter :)

lg Fox
Von:  Onlyknow3
2011-10-25T12:42:43+00:00 25.10.2011 14:42
Ach was für eine Geschichte,ich hab Bauchschmerzen vor lachen,wegen Joey und Seto.Kirika hat wohl recht mit ihrer behauptung das die beiden sich eigendlich doch mehr als nur mögen.Weiter so freu mich auf das nächste Kapitel.


LG
Onlyknow3
Von:  JK_Kaiba
2011-10-10T17:55:24+00:00 10.10.2011 19:55
Ja, Roland ist schon ein treuer Mitarbeiter und das Mokuba die Privatschule stinkt, kann ich mir richtig vorstellen.
Joeys Auftritt und Setos Lächeln(schon ein erstes Anzeichen?!), einfach das ganze Gespräch und das Telefonat dazwischen, mega genial.
Und dann auch noch das Pokerspiel um Gummibärchen, ich schieß mich weg
Bin mal gespannt wie der Plan genau aussieht
Freu mich schon wenn's weiter geht^^
lg
Von:  JK_Kaiba
2011-10-10T17:16:38+00:00 10.10.2011 19:16
Wow, das war ja ein richtig ernstes Gespräch zwischen Seto und Kirika
Kaum treffen Seto und Joey aufeinander geht's richtig los, Setos Sprüche sind einfach genial^^
Auch wie du die Aufgaben des restlichen Kindergarten beschreibst, wenn sie sich streiten, toll^^
Gott, bei der BDSM Neigung hab ich mich gekugelt vor Lachen xDD
Wie der Direktor Angst hat, kann ich mir richtig gut vorstellen
Aber das Gespräch am Telefon ist ja auch genial, genauso wie Joeys Ansprüche, dabei klingt er fast so als wäre er eifersüchtig
lg


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