Emotional Story von Mikita (One-Shot Ansammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Erst danach... ------------------------- Erst danach „Du bist ein Idiot!“ Ich weiß. „Du bist so ein einfältiger Idiot!“ Ich weiß doch... Vor seinem inneren Auge wandte sich Mammon vorwurfsvoll und wütend zu Bel um. Er zog die Kapuze herunter, damit Bel in die wütend funkelnden Augen des Arcobaleno sehen konnte und knurrte tief. „Du wirst es erst begreifen, wenn es zu spät ist! Denn erst wenn du etwas verlierst, erkennst du seinen Wert!“ Wie recht du doch hattest. Frans Tod lag bereits Wochen zurück und immer noch schritt Bel wie ein Zombie durch die Gänge. Er machte sich selbst dafür verantwortlich. Wie denn auch anders? Die Sache war zu idiotisch, als dass er es einen „Unfall“ nennen konnte. Völlig apathisch saß er da oder schlurfte durch das Anwesen, dass er bereits allen Angst einjagte. Egal wie dämlich sich Squalo anstellte, egal wie dumm Levis Kommentare waren, egal wie schwul sich Luss auch gab oder wie unheimlich witzig die Momente auch waren, in denen Xanxus den anderen eine überzog und Gläser flogen, es gab kein „shishishi“ mehr. Bel fühlte nichts mehr. Absolut nichts mehr. Er schien seinen Lebenssinn verloren zu haben. Und für die restlichen Variawächter stand eines fest. Bel hatte damals gelogen. Gelogen als er gesagt hatte Mammons Tod wäre das Schlimmste gewesen, was ihm widerfahren sei. Er hatte gelogen. Denn damals hatte sich Bel aufraffen können und Mammons Tod verkraften können. Klar sie waren Kumpels gewesen, Partner, aber es war eben nur eine Freundschaft gewesen, die er verkraften musste. Eine sehr oberflächliche Freundschaft, wenn man das hinzufügen durfte. Klar sie hatten viel Stuss angestellt, viel zusammen gelacht und sich gegenseitig geholfen. Zusammen trainiert und gekämpft, gute Zeiten miteinander erlebt, aber wenn einer von ihnen richtige Probleme hatte, dann waren sie doch alleine gewesen. Bel hatte das nichts ausgemacht. Mammon ging es genauso. Jedenfalls dachte Bel so. Er wurde eines besseren belehrt. Doch selbst dieser Tod wurde irgendwann von ihm verkraftet. So war das nun mal im Mafialeben. Einer kam, einer ging. Einer kam, einer starb. Einer kam, derselbe ging. Mann musste sich dran gewöhnen und durfte ja keine Bindungen eingehen. Es gab einen Partner, deine Feinde und deine Vorgesetzten. Mehr brauchtest du nicht. Wolltest du dir etwas Gutes tun, gingst du ins Rotlichtviertel oder bestelltest dir jemanden spezielles. So lief das. An so etwas wie wahre „Liebe“ glaubte Bel eh nicht. Und wieder wurde er eines bessern gelehrt. Die Nachricht über Mammons Tod war eingeschlagen wie eine Bombe. Sie hinterließ zuerst Schweigen, dann Unverständnis und schließlich einen ziemlichen Gefühlsausbruch Seiten Bels. Er hatte getobt, wie es nur ein Sturmwächter konnte. Er wollte einfach nicht einsehen wie Mammon sterben konnte. Er glaubte es nicht, bis er die Leiche selbst vor Augen sah. Die Tage darauf war Bel nicht er selbst. Er war wie völlig weggetreten. Ein Dämmerzustand. Dämmerzustand bis sie Fran zu sich holten. Ein Dämmerzustand, aus dem er nicht gerade sanft geweckt worden war. „Was soll‘n das bescheuerte Krönchen?“ Ein dummer abfälliger Kommentar. Etwas völlig banales hatte Bel wieder ins Leben gerufen. Und derjenige, der diesen dummen völlig banalen Kommentar abgegeben hatte, blieb dabei, Bel am Leben zu erhalten. Ihn so lange am Leben zu erhalten, bis er über Mammons Tod hinweg war. Genug Zeit, um diesen Frosch als Partner zu akzeptieren. Genug Zeit, um ihn als Jüngling zu akzeptieren. Genug Zeit, ihn sogar als Varia-Wächter an zu erkennen. Dummerweise auch genug Zeit, um in ihm einen Freund zu sehen. Einen, den er nicht einmal mit Mammon hatte. Einer der sich um ihn kümmerte, auch wenn er sich nicht anmerken ließ, dass er besorgt war. Ein Freund. Ein Freund der sogar mit ihm schlief. Bettnachbaren. Komplizen. „Ich liebe dich, Senpai...“ Simple Worte, simple einfache Worte die den Prinzen in Benommenheit stürzten. Liebe? Er konnte damit nichts anfangen. Er wusste nicht wie es war zu „lieben“ „Pffft!... Schwachsinn...“ Nie hätte sich Bel träumen lassen, dass er irgendwann Mammons Worte verstehen würde. Etwas verlieren? Was sollte der Prinz denn noch verlieren? Er hatte nur sich selbst. Etwas verlieren... Nicht bei Bel. Jedenfalls hatte er das geglaubt. Und wurde eines besseren belehrt. Und dann starb Fran. Einfach so. Ohne zu fragen. Ohne um Erlaubnis zu bitten starb er einfach. Eine echte Unverschämtheit. So hatte sich Bel jedenfalls immer vorgenommen auf einen Tod zu reagieren. Wieso tat er es nicht? Wieso sackten seine Knie ein, als er es hörte? Wieso konnte er nicht anders als seinen FRUST, ja genau, seinen Frust, hinaus zu schreien? Wieso wurde ihm übel, wenn er auch nur daran dachte? Warum nur plagten ihn jetzt noch Alpträume, in denen er immer wieder Frans Leiche vor sich sah? Wieso wurde ihm in seinen Träumen nur von einem Gemetzel schlecht? Er war Prince the Ripper. Blut, spritzende Gedärme und brechende Knochen die aus dem Fleisch schauten, waren für ihn weder was neues, noch etwas ekelerregendes. Also wieso? Ein Lächeln. „Ich geb dir Rückendeckung, Senpai“ Wieso hat er gelächelt? „Nun geh schon du blöder Fake-Prince!“ Wieso bin ich gegangen? War es wirklich das wert? Eine Mission zu beenden aber dafür den Partner zu opfern? Seit wann spuckte diese Frage in seinem Kopf? Er wusste es nicht. Aber es war definitiv viel zu lange. Seit wann war es sein Alltag auf dem großen Himmelbett zu liegen, die Decke anzustarren und sich zu fragen „was wäre wenn?“? Seit wann hatte er keine Nacht mehr ruhig geschlafen? Seit wann hatte er keinen Bock mehr auf Vulgaris Magistralis oder Bleed it out? Seit wann wurde er nicht mehr durch ein bloßes Gemetzel zufrieden gestellt? Seit wann war seine Sehnsucht nach einer einzigen Person so groß, dass sein gesamter Körper den Dienst verweigerte? Seit wann war er in Fran verliebt? „Liebe“? Nein, er war definitiv abhängig. So abhängig, dass es ihn nun richtig krank machte. Nicht nur seelisch. Keiner gab ihm die Schuld daran. Weder Squalo noch Levi, Luss sowieso nicht. Nicht einmal der Boss hatte ihn angeschuldigt dafür verantwortlich gewesen zu sein. Vielleicht hätte er es mehr verkraftet, hätten sie es doch getan. Nun blieb nur noch er übrig. Er alleine machte sich dafür verantwortlich. Weil ich gegangen bin. Wann hatte er angefangen Tränen zu vergießen? Bel weinte nie. Weder bei Schmerzen, noch wenn er traurig war. Nie hatte er geweint. Selbst als Kind hatte er kaum geweint. Der Tod seiner Mutter. Mehr nicht. Und jetzt konnte er es kaum noch kontrollieren. Manchmal packte ihn die Sehnsucht so sehr, dass er Frans altes Zimmer aufsuchte. Nur um sich einzureden, alles wäre ein riesiger Albtraum gewesen und er müsste nur hier auf seinen Kouhai warten. Nur leider wollte er es selbst nie so recht glauben. Frans Zimmer war so groß, wie jedes Wächterzimmer. Sehr groß. Nur war es kaum eingerichtet. Es war schlicht. Schlicht, unpersönlich und nüchtern, aber Bel kannte die Verstecke. Denn Frans Zimmer spiegelte ihn wieder. Nach außen hin, auf den ersten Blick völlig emotionslos und neutral. Doch wenn man wusste wie, konnte man hinter diese starke Mauer blicken und ein unglaublich verletzliches und kleines Herz vorfinden. Und wenn ihn diese Sehnsucht packte. Dann sah er in Frans Schrank und zog dort Kisten hervor. Kisten mit kleinen Dingen. Dinge die Fran wichtig waren. Dinge mit einer Geschichte. Fotos, ein Schlüssel, ein kleiner japanischer Glücksbringer, eine zerkratzte CD, ein ausgerissenes Kalenderblatt mit einem ein gekringelten Tag. Alles hatte eine Geschichte. So viele Geschichten, die Bel nie kennen gelernt hatte. Ab und an sah er sich im Schrank noch weiter um und nahm einfach die verschiedenen Pullis des Toten in die Hand. Grün, Indigo, schwarz, beige... und Frans geliebter Laughlin Pulli. Den trug er ständig. So oft es einfach ging. Fran liebte ihn einfach über alles. Ein Andenken an Bels und seine Mission in Amerika, auf der Suche nach jemandem der zu viel wusste. Für Fran die reinste Weltreise. Für Bel nichts Neues. Vielleicht war es für Fran etwas Besonderes gewesen, weil beide bei dieser Mission das erste Mal mit einander geschlafen hatten. Das erste „Ich liebe dich“ Ansonsten zogen die Tage nur so an Bel vorbei. Ein Auftrag war wie der nächste. Eine Beleidigung Squalos wie die andere. Ein blöder Tag, wie der davor und der der folgen würde. Und trotzdem tat niemand etwas dagegen, oder ließ sich anmerken, dass jemals etwas gewesen wäre. Bel sollte es gewohnt sein. Aber er wollte nicht vergessen. Er wollte nicht vergessen, dass er einmal einen Sinn kannte. Aber diesen Sinn gab es nicht mehr. Sein Sinn war längst gestorben. Gestorben mit dem einzigen Menschen, den ich niemals tot sehen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)