Ein zweiter Versuch von maidlin (Luke Castellan-Rick Riordan) ================================================================================ Kapitel 23: Unfair ------------------ Unfair Licht vor seinen Augen weckte ihn. Zumindest glaubte Luke dass es Licht war. Sicher war er sich nicht. Aber er war sich auch nicht sicher, wer er selbst war. Zögernd öffnete er die Augen. Noch immer waren seine Lider bleischwer und er sah unscharf. Am liebsten hätte er weiter geschlafen, doch irgendwas in ihm, sagte ihm dass er das nicht konnte. Was war heute?, fragte er sich dumpf. In seinem Kopf schien nur noch eine einzige Wolke zu existieren, dort an der Stelle, an der eigentlich sein Hirn sein sollte. Die Tür ging auf und Luke hob schwach den Kopf. Chiron kam in seinem Rollstuhl herein und musterte ihn besorgt. Noch einmal schloss Luke die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, warum Chiron wohl so schauen könnte. Nur langsam sickerte die Erinnerung durch. Gestern hatte er gegen Percy und Thalia gekämpft und heute würde man über sein Leben entscheiden, ob er leben würde er nicht. Schon wieder. Aber da war noch etwas. Was war noch geschehen? „Es ist gut, dass du schon wach bist. Allzu viel Zeit bleibt dir nicht mehr.“, sagte Chiron ohne jegliche Emotion in der Stimme. „Ich freue mich auch dich zu sehen.“, krächzte Luke. Er drehte sich auf den Rücken und räusperte sich. Er fühlte sich nicht wie er selbst. Genau genommen fühlte er im Moment gar nichts mehr. Er dachte auch nichts mehr. Es war wahrscheinlich besser so. „Woran kannst du dich erinnern?“, fragte Chiron weiter, ohne auf sein Kommentar einzugehen. Mit den Händen rieb sich Luke über die Stirn, als könnte das seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. „Ich habe mit Percy und Thalia gekämpft. Thalia hat ihre Blitze gerufen, richtig?“, wollte er sich vergewissern. „Was noch?“ Luke leckte sich über die trockenen Lippen. Er hatte großen Durst und auch Hunger. „Ich... fand es ... unfair.“, antwortete er dann. „Du fandest es unfair!?“, fragte Chiron ungläubig und seine Stimme wurde dabei laut. „Ich habe angenommen, dass es ein Kampf unter gleichberechtigten war. Aber ihren Blitzen hatte ich nicht mehr viel entgegen zu setzen.“ „Und deswegen hast du die Zeit angehalten? Oder willst du mir erzählen, dass warst du nicht?!“, fragte der Zentaur wütend. Luke senkte den Blick. Er wusste doch, dass da noch was gewesen war. Er konnte Chirons laute Stimme nicht ertragen. Jedes Wort war wie ein Stoß mit einem Presslufthammer hinter seinen Augenlidern. Doch Chiron ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. „Ich habe dich gefragt! Dein Vater hat dich gefragt! Wir wollten wissen, ob Kronos einen Einfluss auf dich hat und du hast es nicht für nötig befunden uns zu sagen, dass du einen Teil seiner Kraft mit übernommen hast?! Dass du sie einsetzen kannst?!“ Chiron schrie nun fast. „Es war keine Absicht!“, verteidigte sich Luke und wurde dabei fast genauso laut. Kopfschmerzen machten sich in ihm breit. Er hatte es so satt, sich ständig irgendwelche Anschuldigungen anhören zu müssen! Man ließ ihm ja nicht einmal die Chance sich zu erklären. „Was meinst du damit?“, fragte Chiron weiter und bemühte sich um einen ruhigeren Tonfall. „Ich wusste es nicht.“, begann Luke zu erklären. „Ich wusste nicht, dass ich seine Gaben nutzen kann. Gestern früh kam mir nur kurz der Gedanke, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich es so schnell herausfinden würde. Als Thalia ihre Blitze auf mich abfeuern wollte, sah ich darin die Gelegenheit es auszuprobieren. Ich hatte jedoch keine Ahnung, ob es auch funktionieren würde. „Es hat mich fast umgebracht.“ „Ein paar Stunden sah es tatsächlich danach aus. Du hast nicht einmal Nektar trinken können.“, sagte Chiron, erwartete aber keine Antwort. Luke legte eine Hand auf seinen Brustkorb. Er spürte sein Herz schlagen, vielleicht etwas langsamer als es sollte, aber immerhin. „Ich kann mir Kronos Erinnerungen, Wissen und Gabe zu Nutze machen. Genauso wie er es gekonnt hätte, wenn er gewollt hätte. Aber meine Erinnerungen waren für ihn nicht wichtig. Aber was nützt mir das, wenn ich es nicht mal überlebe? Das mit Thalia war nur eine Sekunde, das ist nichts.“ Chiron entschied nicht direkt darauf zu antworten. Er wusste auch nicht, was er dazu sagen sollte. Es gab nichts, was er Luke raten konnte. Er war auf sich allein gestellt. „Den Göttern wird das noch weniger gefallen. Ihre Entscheidung stand bereits vorher fest und nun werden sie erst recht dafür Stimmen dich zu vernichten.“ Luke nickte kurz. „Ich weiß.“, erwiderte er schlicht. „Ich hoffe trotzdem, dass ich sie anders überzeugen kann. Ich glaube, ich weiß nun, warum die Parzen mich ausgewählt haben.“ „Und warum?“ „Ich trage Kronos in mir.“ Chiron brummte kurz. Das konnte nun wirklich keiner von sich behaupten. „Du musst aufstehen, wenn du noch frühstücken willst. Percy wird dich zum Olymp begleiten. Dein Verschwinden, wurde nicht besonders gut aufgenommen - von keinem. Außerdem haben alle gesehen, was du getan hast.“ „Sicher.“, erwiderte Luke müde und versuchte sich aufzurichten. Der Schmerz in seiner linken Körperhälfte war noch immer spürbar. Seine Kopfschmerzen hielten an und als er aufrecht saß, wurde ihm auch noch schlecht. „Geht es?“, fragte Chiron, der bemerkte, wie blass Luke auf einmal geworden war. Nicht, dass er vorher viel Farbe im Gesicht gehabt hatte. Luke nickte und stand schließlich auf. Seine Körperhaltung war gebeugt und es war offensichtlich, dass er noch immer Schmerzen hatte. „Kann ich erst duschen gehen?“, fragte Luke. „Meinetwegen. Nach Frühstück siehst du im Moment wohl eher nicht aus.“ „Seltsamerweise hab ich trotzdem hunger.“ Chiron beobachtete ihn. Der Sohn des Hermes hatte den Gang eines gebrochenen, alten Mannes und nicht den eines Vierundzwanzigjährigen. Was würde wohl aus ihm werden, fragte sich der Zentaur. Würde er ihn am Ende des Tages wieder sehen? Bevor Luke im Badezimmer verschwand, drehte er sich noch einmal um. „Wie hat Thalia ihre Niederlage eigentlich aufgenommen?“ „Oh, du kannst froh sein, dass wir sie davon abhalten konnten dich zu töten, nachdem du bewusstlos warst. Du solltest Annabeth dafür danken.“ „Mach ich.“ Luke schloss die Tür hinter sich und hob geradewegs den Deckel der Toilette an. Sobald er oben war, übergab er sich direkt in die Kloschüssel. Es war ein widerwärtiger Geschmack, de ihn noch mehr würgen ließ, doch es geschah nichts mehr. Mit zitternden Händen, betätigte er die Spülung und stützte sich am Waschbecken ab. So verharrte er einen Moment, dann öffnete er den Wasserhahn, hielt die Hände darunter und spritze sich anschließend das eiskalte Wasser ins Gesicht. Es half tatsächlich gegen den anhaltenden Schwindel. Als nächstes beugte Luke den Kopf nach unten und trank ein paar große Schlucke des fließenden Wassers. Er fühlte sich danach besser. Erst dann wagte er es sich seinem eigenen Spiegelbild zu stellen. Er sah scheiße aus. Er fühlte sich nicht nur so, sondern er sah auch so aus. Seine Augen waren rot unterlaufen, was aufgrund seiner blassen Haut noch mehr hervorstach. Unten den Augen prangten dunkle Schatten und selbst aus seinen Lippen war jegliches Blut gewichen. Kein guter Tag um sich ein paar verärgerten Göttern zu stellen und sie dazu zu bringen seinem Vorschlag zuzustimmen. Luke fragte sich, ob er wirklich bereit dafür war. Die Antwort war eindeutig nein. Aber das würde er wohl nie, ganz egal, wie lange er darüber nachdachte. Es war die einzige Möglichkeit, die er sah, um nicht noch einmal zu sterben – egal, ob durch die Götter oder Kronos Macht. Das volle Ausmaß dieser Entscheidung würde ihm wohl erst mit den Jahren klar werden. 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