Zweckgemeinschaften kotzen an von Seaglass (Zorro x Bonney) ================================================================================ Kapitel 3: ❥ Anomalie --------------------- Das Schiff kam abermals ins Wanken, doch dieses Mal konnte Bonney sich erfolgreich auf den Beinen halten. Nachdem es schließlich nachgelassen hatte, blickte sich die Rosahaarige um und erstarrte. Eine ganze Flotte an Marineschiffen war hinter ihnen her – schienen sie regelrecht umzingelt zu haben und darauf zu warten, dass die Strohhutbande kapitulierte. Aber das durften sie nicht – schließlich hing sie ja derzeit auch in der ganzen Sache drin. Zähneknirschend beobachtete sie, wie Ruffy sich aufplusterte, um eine der zahlreichen kommenden Kanonenkugeln zurückzuschleudern. Die verbleibenden Kugeln verfehlten ihr Ziel – manche knapp, manche ferner, doch alle verursachten größere Wasserkaskaden, die das Deck des Schiffs überfluteten. Gerade noch so hatte Jewelry einem Wasserschwall ausweichen können, und doch konnte sie sich ein Fluchen nicht verkneifen. „Dreckige Marineratten.“ Hätte sie doch nur ihre Crew, ihre Männer, ihr Schiff, die ihre Befehle befolgten. So waren ihr praktisch die Hände gebunden, denn auf die Entfernung hin, konnte sie ihre Teufelskräfte auch nicht einsetzen – außer vielleicht um die Strohhutbande zu kleinen Kindern schrumpfen zu lassen. Aber das würde ihr nicht helfen, im Gegenteil, es wäre mehr kontraproduktiv. Ihre Augen huschten prüfend zur Seite nach hinten. Jeder am Schiff arbeitete auf Hochtouren, versuchend, die Marine irgendwie abzuschütteln. Nur sie – sie stand da und beobachtete das wilde Treiben um sich herum. Es schien, als ob jeder für die Gruppe arbeitete. Fast schon ungewohnt, wie vertraut sich die einzelnen Mitglieder zu sein schienen. Blödes Geschwafel!, sagte sie sich schließlich, Freunde… Nein, unter einer richtigen Crew herrscht eine Hierarchie, die darüber bestimmt, wer der Stärkste unter ihnen ist. Davon war sie ohne Zweifel überzeugt. Bonney hatte noch nie etwas von netten, freundlichen Gesten gehalten und hatte auch nicht vor, etwas an diesem Umstand zu ändern. Die Lippen aufeinandergepresst hörte sie die Zurufe der einzelnen Piraten. Zorro, der eine Kanonenkugel in zwei Hälften geschnitten hatte – Gott weiß, wie er das gemacht hatte – und die Langnase, die fieberhaft versuchte, die Marineschiffe mit eigenen Kanonenkugeln in die Flucht zu schlagen. Für den Moment schien aber nichts davon zu helfen, denn die Schiffe näherten sich mit jeder verstrichenen Minute unaufhaltsam. „Hey. Ich will euch ja nicht dreinquatschen – ist ja euer Schiff – aber solltet ihr nicht lieber das Weite suchen? Die Marine tritt euch gerade mächtig in den Hintern.“, meinte sie trocken und zuckte mit den Schultern, „Es ist eure Sache, ich kann mich ja alleine verteidigen, aber ihr…? Ich wäre mir da nicht so sicher. Da drüber…“, sie schwenkte den Kopf zu einem der Schiffe, „Smoker. Ich glaube, mit dem ist nicht einmal mit Gummikräften gut zu scherzen.“ Hätte sie doch nur erahnen können, dass Ruffy damit bereits seine Erfahrungen gemacht hatte... Stattdessen fing sie sich einen säuerlichen Blick von Nami ein, und einen lauten Protestruf von Zorro. „Kannst du nur für fünf Minuten die Klappe halten? Wir versuchen gerade eine Lösung zu finden.“, knurrte er. Ein hämisches Grinsen schlich sich auf ihre Gesichtszüge. „Ist da jemand etwa angepisst, weil er von der Marine gerade kräftig eins auf den Deckel bekommt?“, erwiderte sie spitz. Er konnte ihr ja doch nichts antun, dazu war er zu sehr damit beschäftigt, seine und die Haut seiner Nakamas zu retten. Rettung hin oder her – ohne ihm wäre sie nicht hier und müsse sich mit diesen Möchtegern-Piraten herumschlagen. „Seht doch! Da vorne ist ein dichter Nebel!“, polterte es aus dem kleinen Rentier heraus, der mit seiner Hufe nach vorne deutete. Augenblicklich wandten sich die Anwesenden in die Richtung, ehe Nami die Stimme hob, „Das ist gut. Wir segeln in den Nebel, das erschwert es ihnen, uns weiter zu folgen. Los Leute, rudert was das Zeug hält!“ Gesagt, getan. Die männlichen Besatzungsmitglieder nahmen die Ruder in die Hände und sorgten so für ein schnelleres Vorankommen des Schiffs. Bonney lehnte sich gelangweilt ans Geländer und verschränkte die Arme vor der Brust, den Blick auf den dichten Nebel gerichtet, der sich schon bald wie ein Schleier um das Schiff legte und es zu verschlucken schien. Schon nach einigen Metern war die Flotte an Marineschiffen nicht mehr zu sehen – infolgedessen schienen sie fürs erste vor ihnen in Sicherheit zu sein. Sie kommentierte diese Flucht nicht weiter. Höchstwahrscheinlich hätte sie in jener Situation dasselbe getan, wenn sie nicht ihre Teufelskräfte hätte... * * * * * * * * * * * * * * * * „Eine Insel?“ Wie konnte sich dort nur eine Insel befinden? Einerseits kam dieser Umstand Bonney doch ziemlich gelegen – sie wollte schließlich so schnell wie möglich von der Strohhutbande weg. Doch inmitten eines Nebels? Noch dazu eine Insel, die auf keiner Karte verzeichnet war? Nachdem die Navigatorin ihre Sammlung an Karten durchforstet hatte, seufzte sie nur kopfschüttelnd. „Nichts. Keine einzige Karte, auf der sie verzeichnet ist.“ Bonney konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Ihr war das orangefarbene Balg immer zu allwissend vorgekommen; das sie nun vor einem Rätsel stand, war der Rosahaarigen nur recht so. „Lasst sie uns erkunden!“, stieß Ruffy hervor, woraufhin er eine Kopfnuss von Nami kassierte. „Wir haben doch keine Ahnung, was dort auf der Insel lauern könnte. Vielleicht ist dort ein Marinelager oder irgendwelche anderen Gefahren. Solange wir nichts von der Insel wissen, sollten wir uns auch von ihr fernhalten.“ „Schon klar, dass das Zuckerpüppchen Angst vor ein paar Bäumen hat.“, mischte sich Bonney in die Unterhaltung ein, „Sei dir nicht zu verübeln, Schätzchen. Mit dir würde es jedes Plüschtier aufnehmen.“ „Halt die Klappe! Dich hat niemand gefragt!“ Gerade als sie etwas darauf erwidern wollte – und ja, der Kommentar wäre sicherlich keiner von jener Sorte gewesen, der den Streit beigelegt hätte – mischte sich Sanji ein. „Aber, aber, meine Damen. Wir sind gerade in einer äußerst bescheidenen Lage. Streiten hilft uns jetzt auch nicht weiter.“ „Zum ersten Mal – und ich hoffe, dass ich das nie wieder zugeben muss – hat Sanji recht.“, erwiderte Zorro. Bonney schnaubte nur verächtlich, gab dann aber Ruhe, genauso wie Nami, die sich ihren Karten zuwandte, ehe sie schließlich abermals die Stimme hob. „Dann steuern wir die Insel eben an. Falls es dort wilde, fleischfressende Tiere gibt, verspeisen wir eben Frau Neunmalklug an sie.“ Damit war das Thema vorerst erledigt. Eine unangenehme Stille kehrte ein und die Crewmitglieder blickten gedankenverloren zur besagten Insel. Die gegenwärtige Situation schien niemandem ganz zu behagen, außer dem Kapitän selbst, der sich nur auf die baldige Ankunft freute und alle anderen Differenzen großzügig beiseite schob. Bonney war es soweit noch egal – ihre Lage konnte sich zu diesem Zeitpunkt nur verbessern. Als sie aber die scheinbar einzige Stelle der Insel erreichten, an der sie anlegen konnten, war sich Bonney nicht mehr allzu sicher, ob sich an genau jenem Ort die Wege der Piratin und der Strohhutbande wirklich trennen sollten. Bäume über Bäume schienen einen unüberwindbarer Wall zu bilden, der die Insel in zwei Teile zu spaltete: Die eine Hälfte, die am Strand direkt ins Meer mundete und die andere Hälfte, die abrupt an einem Kilometerhohen Berg endete. Nur steile Klippen führten von dieser Seite aus ins Meer – kein Weg, den ein normaler Mensch einschlagen würde – ob mit oder ohne Teufelskräfte. Auf den ersten Blick vermutete die Rosahaarige, dass die Insel verlassen war, sodass es kein Wunder war, wieso sie auf keiner Karte eingezeichnet war. „Juhuuuu! Eine neue Insel. Eine neue Insel!“, Ruffy zappelte unruhig herum und sprang auf und ab. Damit war er wohl der einzige, der seine Euphorie ausdrückte – die anderen hielten damit entweder ziemlich gut hinterm Berg oder aber schienen sich nach wie vor keine eindeutige Meinung gebildet zu haben, sich dem Wort ihres Kapitäns aber zu fügen. „Das ist Zeitverschwendung.“, murmelte Jewelry schließlich, als sie die Anker warfen und die ersten Schritte an Land setzen, „Man kann schon von weitem sehen, dass es hier kein Dorf gibt. Und ohne Dorf komme ich hier nicht selbstständig weg. Fazit: Ihr müsst mich noch eine Weile ertragen, falls diese Insel wirklich verlassen ist.“ Nami murmelte etwas und es war kein Geheimnis, dass es ein wüster, wenn auch unverständlicher Fluch war. „Naja, was soll‘s. Ein wenig umsehen, kann nicht schaden.“, fügte Bonney schließlich murmelnd hinzu. „Umsehen… pah, bleib doch gleich hier, damit du uns nicht weiter auf den Senkel gehen kannst.“, brummte Nami. Sie hatte das Gesicht verzogen und war an Ruffy vorbeigelaufen, um als Erste das Schiff zu verlassen. Die anderen blickten ihr vielsagend nach, dann zuckten sie mit den Schultern und traten ebenso auf die sandige Ebene unter ihren Füßen, der Navigatorin folgend. Lediglich Robin hatte beschlossen, das Schiff zu hüten. Mit einem dicken Wälzer setzte sie sich auf einen Liegestuhl an Deck und blätterte sich langsam durch die vielen Seiten. Bislang hatte Jewelry kein einziges Wort mit ihr gewechselt, was ihr ganz recht war, schließlich war ihr die Archäologin nicht wirklich geheuer. Als vorerst letzte verließ die Rosahaarige also das Schiff hinter den anderen Strohhütern und blickte sich in der näheren Umgebung um. Besonders vielversprechend wirkte die Gegend nicht – nach wie vor sollte man hier wohl erwähnen. Und doch zuckte die sie zunächst unbeeindruckt mit den Schultern und marschierte über den sandigen Untergrund hinauf in Richtung jenes Walds, den sie von Weitem gesehen hatten, die Strohhutbande ohne Abschied oder irgendeinen Kommentar einfach zurücklassend. Es dauerte seine Zeit, bis die hochgewachsenen Bäume näher kamen und mit jedem Schritt, den Bonney auf sie zumachte, fragte sie sich, ob es eine gute Idee gewesen war, die Insel einfach alleine zu erkunden. „Jedenfalls besser als mit diesem kranken Koch oder dem verfressenen Kapitän. Oder noch schlimmer…“, ja, für sie stand fest, dass sie niemals ein Bündnis mit dieser Bande eingehen würde – nicht einmal aus Dank für ihre Rettung. Da wäre ich ja lieber gestorben als…, sie brach ab, als sie den Kopf anhob und nach oben zu den Baumkronen blickte. Das Licht drang nur sehr spärlich durch die dichten Äste und Blätter, sodass es unnatürlich dunkel und kühl im Wald war, obwohl die Mittagsstunde noch gar nicht so lange her war. Ein leises Brummen drang durch den dicht besetzten Wald, doch es beunruhigte die Piratin nicht. Was sollte sie schon befürchten? Ein paar wilde Tiere? Kein einziges hatte eine Chance gegen sie – mit ihren Teufelskräften war es fast schon langweilig einfach, gegen andere anzutreten. Das glaubte sie zumindest… „Ich glaube, werte Jewelry Bonney, dass du noch früh genug herausfinden wirst, wer ich bin.“, ein undefinierbares Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Es schien einerseits geheimnisvoll, gleichzeitig überkam Bonney ein unangenehmer Schauer. Säuerlich verzog sie das Gesicht, funkelte ihn kampflustig an, als der Koch die aufgekommene Anspannung jäh unterbrach. Die verbleibenden Gäste hatten langsam aber sicher wieder zu ihrer Stimme gefunden, wenngleich die Unterhaltungen leise flüsternd vonstatten gingen. All das war aber für den Moment nebensächlich – ihr Essen war da, auf das sie viel zu lange hatte warten müssen. Der Teller war angehäuft mit allen möglichen Speisen. Ein normaler Mensch hätte wohl die Nase angewidert gerümpft, Bonney hingegen hatte einfach zum erstbesten Stück Fleisch gegriffen und es sich in den Mund geschoben. Mit jedem Happen, jedem Bissen, den sie hinunterschluckte, wurde sie ein wenig entspannter, doch dieser unbewusste Beruhigungsversuch löste sich bald in Luft auf, als der Unbekannte sich mit dem Rücken an die Theke lehnte und sie musternd beobachtete. Zunächst hatte seine offensichtliche Gafferei keinen Einfluss auf die impulsive Frau, doch bald spannten sich ihre Nerven an, sie kaute langsamer, ehe sie schluckte und einmal mit geballter Faust fest auf die hölzerne Theke schlug. Die verbleibende Kundschaft schreckte auf und abermals schien es, als ob jeder die Luft anzuhalten versuchte, im Glauben, dass nun etwas Schreckliches passieren würde. „Mach ein Foto, davon hast du länger was.“, fuhr sie ihn an. Als er nicht reagierte, verzog sie den Mund, schaufelte sich ein paar Löffel voll mit Reis zwischen die Zähne und kaute lieblos darauf herum. „Hast du ein Problem? Bist du etwa zu dumm, um mir zu antworten?“, ihr Ton war spitzer geworden – sie selbst angriffslustiger. Abermals keine Antwort. Langsam aber sicher trieb sie dieser Typ zur Weißglut. „Stromschädel – hast du irgendwas auf den Ohren? Ich will wissen, wieso du mich so blöd anglotzt.“ „Weil du interessant bist.“ Sie musste einmal glucksen, als sie über seine Antwort nachdachte. „Bist du pervers oder so? So verzweifelt, dass du dich in eine Kneipe setzt und Fremde anstarrst?“, wieder ein Happen, diesmal ein Stück Brot. Keine Sekunde lang ließ sie ihn aus den Augen – ebenso wie er kein einziges Mal den Blick abwandte. „Ich muss mir doch die Person einprägen, die ich später verhaften werde.“ Ihr blieb der Bissen im Halse stecken. Bonney hustete wild, Tränen schossen ihr in die Augen und sie griff instinktiv nach dem Krug Bier. Hastig trank sie daraus, ehe sich das Husten gelegt hatte und sie wieder normal atmen, beziehungsweise sprechen konnte. „Verhaften? Ich glaube, du hast zu viele Bücher gelesen. Ich bin nicht umsonst 120 Millionen wert.“ Eine kurze Pause entstand. Wieder langte sie nach einem Stück Fleisch auf ihrem Teller, wobei sie feststellte, dass sie bereits mehr als die Hälfte dieser übergroßen Platte aufgegessen hatte. Und von Sättigung war noch lange kein Anzeichen. „Scheint, als ob es nicht übertrieben wäre, dich als sehr selbstsicher zu bezeichnen.“ „Selbstsicher? Vielleicht. Aber dazu habe ich allen Grund.“ „Da wäre ich mir nicht zu sicher. Dein Vater war sich schließlich auch ziemlich sicher, dass er unbesiegbar wäre. Und sieh dir an, was von ihm heute übrig geblieben ist.“ Bonney schluckte den Bissen hinunter und erstarrte. Sie blinzelte kurz verwirrt auf. War sie doch allen Ernstes unbewusst weitergegangen und hatte ein gutes Stück des Waldes hinter sich gelassen. „Verdammt.“, fluchte sie, als sie bemerkte, dass sie keinerlei Ahnung hatte, wohin sie gelaufen war, geschweige denn, wie sie aus dem Wald kommen würde. Alles sah gleich aus. Bäume reihten sich hinter weiteren Bäumen auf, zwischendrin ragten einige Sträucher hervor, einige davon mit spitzen Stacheln. Das einzige, was sie erkennen konnte, war die untergehende Sonne, denn der Wald hatte sich schon sehr stark verdunkelt, sodass sie zwar die Hand noch vor Augen sah, doch die aufkommende Dunkelheit die Umgebung langsam aber sicher zu verschlucken schien. Vielleicht war es doch nicht so schlau, genau in diesen Wald gehen zu wollen. Mist elendiger! Bei Tageslicht wäre das ja kein Problem, aber in der Dunkelheit verlaufe ich mich hier doch noch mehr! Ich wette, die anderen haben die Insel sowieso schon wieder verlassen, also würde ich nicht einmal auf ihre Hilfe… Moment mal! Sie biss die Zähne zusammen. Hatte sie gerade auch nur ansatzweise daran gedacht, dass ihr die Strohhutbande helfen sollte? Als ob die überhaupt etwas alleine auf die Reihe kriegen. Es ist sowieso nur eine Frage der Zeit, bis die Marine sie in die Finger bekommt, diese Diletanten. „Die werden schon sehen, was sie davon haben. Auf stark und erfahren tun – das ich nicht lache!“ Ein merkwürdiges Geräusch riss sie aus den wilden Selbstgesprächen. Ein leises unnatürliches Rascheln kam von ferner, das sicherlich nicht vom Wind erzeugt worden war: Im Moment war es nämlich absolut windstill. Bonney wandte sich unsicher um und ließ ihren Blick peinlich genau über die nächste Umgebung schweifen – zumindest über den Teil, den sie in der Dämmerung noch erkennen konnte - sodass man glauben konnte, sie wäre durch jenes Geräusche verunsichert. Nichts zu sehen, aber höchstwahrscheinlich auch nicht wirklich verwunderlich, angesichts der Tatsache, dass ihre Sehkraft massiv eingeschränkt und der Wald einfach unübersichtlich war; ein perfektes Terrain für wilde Tiere, aber sicherlich nicht für eine einzelne Piratin. Plötzlich holte sie ein unsanfter Ruck aus ihren Grübeleien. Bonney verlor beinahe das Gleichgewicht, als sie durch eine kräftige Bewegung nach hinten gezogen wurde, hatte ihr Bein aber noch rechtzeitig nach hinten geschoben und sich damit abstützen können. Jemand hielt ihr die Hand vor den Mund und erstickte ihren Schreckensschrei so im Keim. Das Atmen fiel ihr schwer, denn als sie es versuchte, drang nur ein angenehmer, wenn auch gleichzeitig verstörender Geruch in ihre Nase. Es war eine Mischung aus mildem Pfefferminzblättern und Sake. Das nächste, was sie mitbekam war, wie sie schließlich nach hinten taumelte, als sie abermals einen Ruck spürte, so das Gleichgewicht verlor und umkippte – genau auf den vermeidlichen Spinner, der sie überhaupt so erschrocken hatte. „Sag mal spinnst du?“, fauchte der Schwertkämpfer verärgert, als er sich den Kopf rieb und sich unter Bonney aufzurichten versuchte. „Das sollte ich dich fragen, Klingenspacko.“, brummte sie und hob ihren blassgrünen Hut auf, „Hast du keine besseren Hobbys als um diese Uhrzeit anderen Leuten hinterher zu spionieren und sie unsanft nach hinten zu zerren? Ernsthaft: Kauf dir ein Leben. Oder besser gleich zwei – dann kannst du dem verfressenen Kapitän ebenso eins abgeben.“, konterte die Piratin mürrisch und hätte noch ewig lange mit ihrer Schimpftriade fortfahren können, wenn er sie nicht wüst unterbrochen hätte, sich zur Seite gerollt hätte, und sie mit seiner Hand zu Boden gedrückt hätte. Zischelnd deutet er ihr, endlich die Klappe zu halten. Was er dabei nicht bedacht hatte – und das würde ihm später noch zum Verhängnis werden – war, dass er durch diese Aktion Bonneys Gesicht in den erdigen Untergrund gedrückt hatte. Einerseits die einzige Möglichkeit, um sie wirklich zum Schweigen zu bringen, doch sicherlich nicht die weiseste Entscheidung angesichts der Tatsache, dass sie ohnehin bereits angespannt genug war. „Verdammt…“, brummte Zorro. Ja – verdammt traf es verdammt gut. Bonney verharrte für einen Moment, doch merkte der Schwertkämpfer im nächsten Moment bereits, wie sich ihr Körper anspannte und anschließend anfing spürbar zu beben. Es war eine Sache von Sekunden, vielleicht hochgerechnet einer Minute, ehe sich die Rosahaarige abrupt mit den Armen vom Boden abdrückte und den Grünschopf wütend anfunkelte, nachdem sie ihn zur Seite gedrückt hatte. Ihr Gesicht war erdig und ihr Lippenstift verschmiert. Einige kleine Klumpen bröckelten von ihrer Wange herunter, als sie die Nase angewidert rümpfte. Mühsam richtete sie sich auf. „Dafür sollte ich dir ein wenig Verstand einprügeln.“, fluchte sie laut, „Aber offensichtlich ist bei dir Hopfen und Malz verloren. Pirat? Du hättest lieber in als Kopfgeldjäger weiter durch den Eastblue ziehen sollen, als dich auf der Grandline aufzuhalten und damit den Ruf aller Piraten zu beschmutzen! Das ist niveaulos, das ist lächerlich, das ist…“, sie hielt inne als ein intensives Brummen in ihre Gehörwege drang. „Scheiße. Hättest du nicht einmal den Mund halten können?“ Nun wusste sie, wieso er so sehr darauf aus war, dass sie ruhig war. Um sie herum stand ein gutes Dutzend fremdartiger Wesen. Sie waren sicherlich keine Menschen. Gewöhnliche Tiere waren sie jedoch ebenso wenig. Ihre Gestalt erinnerte Bonney an einen übergroßen Fuchs, nur mit dem Unterschied, dass diese Exemplare kleine, auf den ersten Blick kaum sichtbare Flügel auf ihren Rücken hatten. Sie schienen damit aber nicht fliegen zu können oder irgendeine andere nützliche Handlung ausführen zu können. Ihr Fell war tiefbraun, ihre Schnauzen jedoch paradoxerweise schneeweiß und ihre Augen blutrot, was sie ein wenig sonderbar aussehen ließ. Unwillkürlich trat Bonney einen Schritt zurück, stieß dabei an Zorros Brust, der in der Zwischenzeit ebenso wieder auf die Beine gekommen war. Hörbar schnaufte Bonney aus. „Sieht wohl so aus, als ob wir hier so nicht wegkommen.“, bemerkte sie. „Ja, weil du die Klappe nicht halten konntest. Ich war gerade drauf und dran, sie loszuwerden.“ „Wieso hast du sie nicht einfach umgelegt? Du hast doch die drei Zahnstocher da nicht als Zierde, oder?“ „Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“ Ein selbstsicheres Grinsen überkam Bonney. Hatte sie wirklich eine andere Antwort erwartet? Wenn es um die wahren Beweggründe des Schwertkämpfers ging, war er so verschlossen wie eine Schatztruhe, dessen Schlüssel sie höchstwahrscheinlich nie erhalten würde. „Sieht wohl so aus, als ob ich dir diesmal den Arsch retten müsste.“, murmelte sie und schloss kurz die Augen. Innerhalb von Sekunden passierten die darauffolgenden Ereignisse, die fremdartigen Gestalten wurden zunehmend kleiner, schmaler und ihr tiefes Knurren wurde im Sekundentakt ein wenig höher. Als sie die Augen wieder aufschlug, waren nur ein paar welpenartige Wesen vor ihr, die keinerlei furchteinflößenden Eindruck mehr machten. Sie sahen mehr verängstigt aus, als sie in Bonney unbeeindrucktes und mürrisches Gesicht sahen, ehe sie fluchtartig das Weite suchten. „Ich würde sagen, damit sind wir quitt.“ sie blickte noch einen Moment lang in jene Richtung, in die die Gestalten verschwunden waren, ehe sie nach rechts abbog und ihren Weg in den Wald fortsetzte. „Hey, Moment mal!“, rief Zorro aus. Seine Stimme klang fremdartig – irgendwie merkwürdig verzogen. „Hmm?“ „Kannst du mir DAS erklären?“ Mit einem zugekniffenen Auge, warf sie ihre rosarote Mähne über die Schulter und neigte sie den Kopf leicht zur Seite. Ihre zunächst fast schon gleichgültige Haltung bröckelte innerhalb von Sekunden ab. Zurück blieb ein fassungsloser Blick, der um jedes bisschen Beherrschung kämpfte, das in Bonney war. Das hatte sie nicht erwartet. Sie hätte alles erwartet, aber nicht diese Art von Vorfall, die ihre Lachmuskulatur in den nächsten Minuten stark beanspruchen würde. Zorro war... klein. Hosted by Animexx e.V. 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