100 Tage des Grauens...oder auch nicht? von maJinMa0 ================================================================================ Kapitel 12: Ende ---------------- Verträumt schaute Joey auf die Weißen Blüten und dachte an diesen einen Abend, an dem fast etwas erschreckend schönes passiert wäre. Eigentlich dachte er seither jeden Tag daran und daran, Kaiba zu ihm gewesen war. Er und Seto waren sich so nahe gekommen, wie noch nie zuvor und es schien auch deutlich etwas von Seto auszugehen. Immerhin hätte er ihn fast geküsst. Joey war eigentlich recht unbeteiligt daran gewesen, aber dennoch hätte er es nicht abgewehrt. Wieso empfand er nur so und warum ausgerechnet Kaiba? Er seufzte leise und hob die Gießkanne, die er nun schon seid einigen Minuten einfach in der Hand hielt und goss die Pflanzen. Kurz sah er hoch, zu dem Fenster von Setos Arbeitszimmer. Manchmal sah er ihn, wie er im Zimmer auf und ab lief und auch aus dem Fenster schaute, aber er hatte bis jetzt kein Wort mehr gesagt. Joey kam Nachmitags, kümmerte sich die ganze Zeit liebevoll um den Garten und fuhr abends wieder. Er traute sich nicht mal mehr in Setos Zimmer zu gehen und scheinbar störte diesen das auch nicht, oder war er vielleicht genauso verwirrt? Er seufzte wieder. Wie sollte das nur weiter gehen und wie sollte es dann enden? Joey beschloss es für heute gut sein zu lassen. Viel bekam er sowieso nicht zu Stande und bevor er noch irgendwelchen Mist machte, fuhr er lieber nach Hause. Zu Hause schrieb er eine weitere Zahl in den Kalender. Tag neunundneunzig. Morgen würde sein letzter Tag sein und dann war es vorbei. Eigentlich wollte er nicht, dass es schon endete und vor allem nicht so, doch wie sollte er das Seto nur sagen? Er seufzte erneut, legte sich in sein Bett und starrte den Kalender an. So unsicher war er wirklich noch nie gewesen. Dieses Gefühl, dass er bei Kaiba empfand war eindeutig, doch er verstand es einfach nicht. Immerhin konnten sie sich noch nie leiden und dann sollte er sich in ihn...? Das war doch unmöglich. "Unmöglich...", murmelte Joey und sah zum Fenster. Die Wolken zogen sich zusammen und der Wetterbericht hatte früh schon angekündigt, dass es in der Nacht anfangen sollte zu regnen und dann den ganzen morgigen Tag durchregnet. Da würde Gartenarbeit wohl flach fallen. Joey kramte sein Handy raus und tippte eine Nachricht an Kaiba. »Morgen soll es den ganzen Tag regnen. Ich kann also nicht im Garten arbeiten.« Er las sie wieder und wieder und schickte sie schließlich ab. Nach ein paar Sekunden, tippte er eine weitere Nachricht. »Hättest du etwas dagegen, mich morgen nach der Schule in dem Park bei dir in der Nähe zu treffen? Da es morgen der letzte Tag wird, möchte ich, dass du mir die letzte Aufgabe dort mitteilst. Nenn mich sentimental, aber das ist mir wichtig.« Er stellte schnell den Ton aus und legte das Handy weg, denn die Antwort, wenn es denn eine geben sollte, wollte er noch nicht jetzt lesen. Er schnappte sich eines von seinen Kuscheltieren, die er schon längst weg geräumt haben wollte und drückte es an sich. Er schloss die Augen und versuchte seinen Kopf von den letzten Wochen und speziell dieses einen Abends frei zu bekommen. Er dachte an irgendein Lied, das er mochte und schlief nach ein paar Minuten einfach ein. Es war zwar nicht spät und er war eigentlich auch noch nicht müde, aber er musste einfach mal abschalten von dem ganzen. Diese starken Gefühle machten ihn ganz schwerfällig und träge und so war er ja eigentlich nicht. Er wollte, dass es ein Ende hatte. Welches, war ihm erstmal ganz egal, Hauptsache, es änderte sich bald etwas, sonst würde er noch verrückt werden, soviel stand zumindest fest. Als Joey seine Augen wieder öffnete, war es dunkel und der Regen prasselte leise gegen das Fenster. Joey setzte sich auf und fragte sich, wie spät es wohl war. Er zog sein Handy unter dem Kopfkissen hervor und klappte es auf. Es sagte ihm, dass es bald fünf Uhr am Morgen war und außerdem sagte es ihm, dass er eine SMS hatte. Sein Herz begann ganz doll zu klopfen und zu rasen. Sein Atem wurde schneller und er öffnete die SMS. »Wie du willst. Dann um drei an dem Eingangstor zum Park."« Er willigte ein? Kein Widerwort? Joey las die Nachricht noch einmal und dann gleich noch mal. Er lächelte und klappte das Handy wieder zu, ließ sich rücklings auf das Bett zurück fallen und schlief so, sich das Handy an die Brust drückend wieder ein. Den ganzen Tag in der Schule dachte er an das, was ihn Nachmittag erwarten würde. "Heute ist dein letzter Tag mit Kaiba, dann bist du ihn endlich los!" Tristan freute sich schon total darauf, die Nachmittage endlich wieder mit Joey verbringen zu können und auch Joey freute sich darauf, aber nicht so sehr, wie er es am Anfang noch erwartet hatte. "Wieso bist du eigentlich heute so abwesend?", fragte Tristan dann und schaute ihn schmollend an. Joey zuckte mit den Schultern. "Ich hab nicht sehr gut geschlafen.", log er, denn er hatte wirklich ausgezeichnet geschlafen. Er konnte ihm ja wohl schlecht sagen, was zwischen Seto und ihm beinahe passiert wäre und was überhaut zwischen den beiden so ablief. Zur Abwechslung konzentrierte Joey sich auch mal auf den Unterricht, damit Tristan nicht noch auf die Idee kam rum zu raten und dann hatte er es auch endlich geschafft. Schnell stopfte er sein ganzes Zeug in seinen Rucksack und rannte aus der Tür. "Bis morgen dann, Leute.", rief er noch schnell über die Schulter und eilte zu den U-Bahnen. Immerhin war sein Ziel eine ganze Weile entfernt und er wollte doch pünktlich sein. Während er fuhr, wurde der leichte Regen draußen stärker und als er die Station verließ, goss es wie aus Eimern. Joey hatte kein Schirm dabei, doch das war ihm egal. Es war gleich drei Uhr und ein Stück musste er noch laufen. Statt dessen rannte er aber und sah dann endlich das Tor. Er stürzte sich in die Kurve und bremste dann abrupt ab. Der Regen prasselte unaufhörlich vom Himmel runter. Joey, sowie auch Seto waren komplett durchweicht und standen sich an dem Tor, welches den Eingang zum Park frei gab gegenüber. Joey schaute in Setos Augen, die man in der Dunkelheit kaum erkennen konnte, doch er wusste genau, dass sie seinen Blick erwiderten. Er wusste, wie sie aussahen, diese tiefen, blauen Augen, die immer eine solche Kälte ausstrahlten. Doch das war nun nicht mehr. Für Joey hatten seine Augen nun etwas sehr weiches. Seto ließ ihn auf den Grund dieser Augen sehen, den wahren Menschen erkennen. Heute war der letzte Tag und heute endete der Vertrag. Joey zogen die Bilder der letzten Wochen vor den Augen hinweg, als würde er nun sterben und sein Leben würde an ihm vorüber ziehen. All die Demütigungen, hinter denen immer der Versuch lag ihm nahe zu sein, ohne dass er es merkte. Die wenigen schönen Momente, die so schnell vorbei waren. Joeys Erinnerung verblasste. Wie war er hierher gekommen? Aber wen kümmerte das. Es würde nun vorbei sein und er war sich nicht sicher, was nun werden würde. Sollte er wie früher zu Seto sein und würde dieser wieder so abscheulich zu ihm sein? Der Regen verwusch ihm die Sicht und Seto war nur noch eine verschwommene Figur, aber dennoch war er da. Er war da, wo Joey ihn hinbestellt hatte. Er stand dort im Regen, ohne Schirm und das nur für ihn, so dachte zumindest Joey. "Also? Die letzte Aufgabe?", sagte er schließlich und spürte, wie ihm das kalte Wasser von der Oberlippe in den Mund floss, während er redete. Seine Sachen klebte an seiner Haut, doch das war ihm egal. Er fror, doch es machte ihm nichts aus. Seto sagte eine ganze Weile einfach gar nichts und Joey fragte sich, ob er wirklich da war, oder nur eine Einbildung. Doch dann kam er ein paar Schritte näher und Joey konnte ihn nun besser sehen. Setos Mund öffnete sich. "Es ist deine Entscheidung. Hasse mich wie bisher, oder liebe mich." Mehr sagte er nicht. Er stellte Joey die Wahl. Er hatte sich sicherlich entschieden und war wohl mit beidem einverstanden. Bisher hatte zumindest die eine Variante schon ganz gut geklappt. Joey sah auf den Boden und spürte, wie sein Atem schneller ging. Ihn lieben, oder ihn hassen? Gab es dazwischen denn einen Unterschied? Doch seine Entscheidung war bereits vor vielen Wochen gefallen. Joey überwand nun das letzte Bisschen Abstand zwischen den beiden und stand nun unmittelbar vor Seto. Er legte den Kopf in den Nacken und sah ihm ins Gesicht und Seto senkte den Kopf und schaute nur wartend zurück. In seinem Gesicht war keine Spur von einer Emotion zu sehen, doch Joey wusste, dass sie da waren. Viele Emotionen, die er nur nicht zeigen konnte, weil sein Stolz es ihm verbot.Joeys Hand hob sich, legte sich auf Setos Brust und ruhte dort einen Moment, bevor er sie hoch schob und seinen Hals berührte und die nasse Haut entlang strich, bis sie seinen Nacken erreichte. Mit ein wenig Druck, brachte er Seto dazu sich runter zu beugen und bevor nur noch eine Sekunde zu viel vergehen konnte, legte Joey seine Lippen auf Setos. Seine Entscheidung war gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)