Begegnung in der U-Bahn von TheFray ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Song by James Blunt "You´re beautiful" My life is brilliant. My love is pure. I saw an angel. Of that I'm sure. She smiled at me on the sideway. She was with another man. Alles war wie immer. Ich bin schon immer eine Frohnatur gewesen. Mein Leben konnte nicht besser laufen. Ich konnte mich wirklich nicht beklagen. Mir fehlte es an nichts, doch vielleicht habe ich auch einfach nicht gewusst, dass etwas fehlen könnte. Manchmal gibt es Situationen im Leben, die alles verändern können. Bruchteile einer Sekunde werden zu einer Ewigkeit und du vergisst sie nie wieder. Eine Begegnung, die alles auf den Kopf stellen kann. An einem normalen Tag im Oktober will ich zu meiner besten Freundin Sora fahren. Es geht ihr nicht so gut, also muss ihre beste Freundin Mimi mal wieder vorbeikommen. Sie wohnt etwas weiter weg von mir, also nutze ich die U-Bahn. Eigentlich bin ich nicht der Typ der gerne U-Bahn fährt. Ich mag das Gerangel. Hier wirst du angerempelt, da kriegst du einen Ellenbogen in die Rippen. Aber was tut man nicht alles für seine beste Freundin. Ich bin viel zu spät dran und auf die nächste U-Bahn will ich nicht warten müssen, außerdem soll Sora nicht denken, dass ich sie versetze. Also renne und renne ich. Meine braunen, langen Locken fliegen nur so hin und her. Ich sehe von Weitem die Treppe, die hinunter zu den U-Bahnen führt. Da ich keine Zeit habe, gehe ich nicht jede Stufe einzeln hinunter, sondern springe einen ganzen Absatz hinab, lande, nehme Anlauf und springe den nächsten Absatz zu den Gleisen runter. Zum Glück habe ich keine Absatzschuhe an. Ich muss zur U-Bahnstation 2, also biege ich rechts ab, springe noch einmal eine Treppe hinunter und sehe schon die U-Bahn stehen. Mit letzter Kraft sprinte ich hinüber zu der Bahn. Ich sehe schon wie sich die Türen schließen, doch als ehemaliges Mitglied des Leichathletikvereins schaffe ich es noch gerade so in die völlig überfüllte U-Bahn zu steigen. Leider habe ich noch zuviel Geschwindigkeit und stoppe, indem ich in einen Typen hineinrenne und ehe ich mich versehe, liege ich auf dem Boden. Der einzige Vorteil einer solch überfüllten U-Bahn ist, dass niemand dir seine Beachtung schenkt. Außer einer: der Typ, den ich umgerannt habe. Er guckt mich verwirrt an. „Entschuldigung.“, sage ich verlegen. Erst jetzt mustere ich ihn genauer und sofort lächeln mich seine haselnussbraunen Augen an und er streckt mir eine Hand entgegen. Ich greife nach dieser und er hilft mir wieder aufzustehen. „Das macht doch nichts. Ist mir auch schon so oft passiert, weil ich die U-Bahn unbedingt kriegen wollte.“, sagt er lachend und kratzt sich verlegen am Kopf. Seine braunen Haare stehen wie eine wilde Mähne in alle Richtungen ab und seine Augen funkeln wenn er lacht. „Danke.“, sage ich noch einmal schüchtern. Ich bin begeistert von diesem Jungen. Hin und weg bin ich und doch irritiert, dass ich nicht mehr richtig antworten kann. Plötzlich taucht ein brünettes Mädchen auf. „Hey Tai. Dahinten sind gerade 2 Plätze frei geworden! Los komm, bevor die wieder besetzt sind!“, sagt diese. Tai heißt er also. Aber wer ist dieses Mädchen? Ist sie etwa seine Freundin? Sie hat kürzere, braune Haare und ist bestimmt einen halben Kopf kleiner als ich. Sie könnte genauso gut nur eine gute Freundin von ihm sein, versuche ich mir einzureden. Oder womöglich sind sie verwandt. Ach was denkst du denn da Tachikawa?! Alle guten Typen haben eine Freundin. Verwandt, na das wäre zu schön. Ich mache mich gleich wieder mit dem Gedanken vertraut, dass er eine Freundin hat. Und ehe ich mich versehe, nimmt sie ihn an die Hand und zerrt ihn zu den freien Plätzen. „Ich komme ja schon Kari.“, sagt er zu ihr und dreht sich anschließend noch einmal zu mir. „Na gut, also wenn ich das nächste Mal in eine U-Bahn stolpere, werde ich an dich denken. Bis dann.“. Er schenkt mir ein Lächeln und dreht sich dann um. Hat er das gerade wirklich gesagt? Er wird mich nicht vergessen? Er wird sogar an mich denken? Habe ich wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Wenn er lächelt, spüre ich die Wärme seines Lächelns bis zu meinem Herzen. Wie kann von einem einzigen Menschen nur so viel Wärme ausgehen? Aber allem Anschein nach, ist diese Kari wirklich seine Freundin. Wie deprimierend. You're beautiful. You're beautiful. You're beautiful, it's true. I saw your face in a crowded place, And I don't know what to do, 'Cause I'll never be with you. Ich nehme einen Stehplatz ein. Von dort aus kann ich Tai immer noch beobachten. Er sitzt nun mit dem Rücken zu mir. Doch wenn er sein Gesicht manchmal etwas zur Seite dreht, kann ich sein Lächeln sehen. Es ist wunderschön. Ja, wunderschön. Ich habe etwas oder wohl eher jemanden gefunden, der dem Wort ´wunderschön´ gerecht wird. Mir ist noch nie jemanden begegnet, der anscheinend so perfekt ist und das nicht nur äußerlich. Ist es nicht erstaunlich einen solch wundersamen Menschen an einem überfüllten Ort wie diesem zu treffen? Aber was soll ich machen? Wenn er nachher aussteigt, werden wir uns nie wieder sehen. Yes, she caught my eye, As we walked on by. And I don't think that I'll see her again, But we shared a moment that will last till the end. Er hat mich total mitgerissen. Er zieht meine Blicke auf sich und ich denke mir die wildesten Geschichten aus. Ich bin in der Hoffnung, dass wir zufälligerweise bei der gleichen Station aussteigen und draußen noch einmal ins Gespräch kommen. Er lädt mich auf ein Eis ein und es stellt sich heraus, dass Kari nur seine Schwester ist. Ein paar Wochen später gesteht er mir seine Liebe und ein paar Jahre später bekommen wir Kinder und er macht mir einen Antrag. Halt! Das ist ein wenig zu viel Fantasie. Aus lauter Selbstschämen schlage ich mir gegen die Stirn. Es ist total irrelevant, dass er an der gleichen Station wie ich aussteigt und der Rest ist genauso Blödsinn. Ich denke realistisch und mir wird klar, dass wir uns wohl nie wieder sehen werden. Alles was mir bleiben wird, ist dieser eine gemeinsame Augenblick, der es in mein Herz geschafft hat. Vielleicht werde ich heute Nacht von ihm träumen, aber das war es dann auch schon wieder. Wir leben in einer Millionenstadt. Tokyo ist riesig und ihn wiederzusehen ist mehr als unwahrscheinlich. Er fehlt mir schon jetzt. But it's time to face the truth Die Türen der U-Bahn öffnen sich. Es sind noch 2 Stationen bis ich aussteigen muss. Er bleibt sitzen. Doch als sich beim nächsten Mal die Türen der U-Bahn öffnen stehen Tai und Kari auf. Kari steht bereits draußen, doch er bleibt stehen und dreht sich noch einmal zu mir um. Unsere Blicken treffen sich und er schenkt mir ein letztes Lächeln ehe er sich wieder umdreht und die U-Bahn ebenfalls verlässt. Ich überlege, ob ich ihm folgen soll, aber mir wird klar, dass ich der Wahrheit ins Auge sehen muss. I will never be with you. Wir werden uns nie wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)