Kralle - mit den Blitzen von Betakuecken (ABGESCHLOSSEN) ================================================================================ Kapitel 22: Lebendig -------------------- Das war der Moment, in dem wohl auch der Letzte des Freundeskreises überlegte, ob der, der dort oben stand, ihr tot geglaubter Freund war. „Harry!“, kam es leise von Fred und George, aber immer noch so laut, dass Hermine es verstehen konnte. Ihr Gesicht zeigte Unglaube, gleichzeitig aber Hoffnung. „Seid ihr sicher? Aber wie…? Harry…?!“, fragte sie verwirrt mit heiserer Stimme, denn die Tränen rannen ihr trotz der nicht feststehenden Tatsache über die Wangen. Mittlerweile hatte sich die laut ausgesprochene Vermutung der Zwillinge bei den anderen verbreitet und die Gruppe war enger zusammen gerutscht. Seamus stand neben dem Weasley- Ehepaar und antwortete auf die Frage, die von der Braunhaarigen gekommen war: „Er muss es sein. Schau doch, das dort ist die Katze, die er schon damals hatte. Shira hieß sie doch, oder?“ Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Harry hatte all die Zeit gelebt und niemand hatte es bemerkt. Die Blicke fielen auf die große, silberne Raubkatze und sie alle erkannten, dass es sich wirklich um das Tier von früher handelte. „Bei Merlin, er lebt!“, rief Draco in einer merkwürdigen Tonlage, von der nur Blaise sagen konnte, was sie bedeutete. Die Freunde wandten die Augen nicht mehr von dem Geschehen auf der Bühne. Der Kopfgeldjäger, den sie nun eindeutig als Harry Potter identifiziert hatten, stand reglos dort und beobachtete, wie die Auroren den Todesser mit Flüchen belegten, bis er nicht mehr dazu in der Lage war sich zu wehren. Shira, immer noch neben ihm, schnurrte. Ob die Streicheleinheit oder die Behandlung des Verbrechers der Grund war, wusste niemand. Dann wurde Raymond Metus mit einem Zauber angehoben und die Auroren stellten sich im Kreis auf, um den Gefangenen abzutransportieren. Als sie mit dem Portschlüssel verschwunden waren, trat der Zaubereiminister etwas unsicher auf die Bühne, peinlichst genau darauf bedacht, Abstand zu dem düsteren Mann zu halten. „Hexen und Zauberer Englands und der Welt!“, begann er mit einer Begrüßung. Kralle fragte sich, ob der hier eine elendslange Rede halten wollte, wie es der Schulleiter Hogwarts’ immer getan hatte oder es kurz machen würde? „Wir haben heute einen historischen Tag! Dieser junge Mann hat es geschafft, den letzten noch freien Todesser einzufangen und hierher zu bringen! Nun, nachdem der Unnennbare seit fast sieben Jahren tot ist und wir auch vor seinen damals entkommenen Häschern sicher sind, können wir in endgültigem Frieden leben!“ Die Menge tobte vor Freude, doch nur einen Moment lang, denn im nächsten stoben bunte Flüche von allen Seiten auf das Volk nieder. Panisch versuchten die Menschen die Flucht zu ergreifen, doch niemand war in der Lage zu apparieren. Auf den Dächern der umstehenden Häuser erschienen schwarz gekleidete Gestalten mit weißen Masken. „Todesser!“, kreischte eine Frau panisch und fiel in Ohnmacht. Ein Mann, wie man an der Stimme erkannte, lachte. „Allerdings! Und heute ist unsere Stunde gekommen! Wir werden die Ziele des Lord weiterführen und eine noch viel größere Welt erschaffen, in der nur Reinblüter leben werden!“ Die Menschen drängten sich nun eng zusammen und die Auroren mühten sich damit ab, die Angreifer zu bekämpfen. Es gab keinen Fluchtweg, wie sich herausgestellt hatte und das bedeutete, dass die Hexen und Zauberer in der Falle saßen, dem Willen ihrer Angreifer ausgeliefert. Das bedeutete aber nicht, dass Kralle das mit sich machen ließ. Er war der Bezwinger Voldemorts, Mitglied des Blitzkatzenrudels, sein eigener Herr und der Anführer eines starken Vampirclans in Spanien! Glaubten diese Nichtsnutze wirklich, dass sie hier so einfach aufkreuzen konnten und seine Ruhe stören? „Ich hab keine Ahnung, was ihr denkt, aber ich plane nicht, mich von euch gefangen nehmen oder töten zu lassen. An eurer Stelle würde ich mich schnell hier unten einfinden, bevor ihr tot seid“, flog eine kalte, gelangweilte Stimme über die Köpfe hinweg, zu dem Redner auf dem Dach. Die entstandene Stille war damit gebrochen worden und aller Aufmerksamkeit lag auf dem Kopfgeldjäger, der dort stand und äußerst unberührt schien. „Ist das so? Alle behaupten, dass du ein so toller Kerl bist und alle Todesser gefangen hast, aber was ist mit uns?!“ Die Stimme des Vermummten war herausfordernd und das wusste der Schwarze Mann. Er musste sachte lächeln, als er daran dachte, dass Francesco ihn wirklich immer noch so nannte. „Ihr seid keine offiziellen Todesser, ansonsten hätte ich von euch gewusst. Mag sein, dass ihr euch kleidet wie sie, aber ihr tragt mit Sicherheit kein Mal. Richtig?“ Schweigen. „Ins Schwarze getroffen!“, sagte Kralle mit einer nicht unverkennbaren Zufriedenheit. „Träum weiter! Wir werden dich als erstes töten, damit sie sehen, dass wir es ernst meinen!“, brüllte der Mann mit kräftiger und vor allem wütender Stimme. „Bitte, greift mich an, aber ich habe euch gewarnt. Niemand wird uns noch aufhalten, wenn ihr den ersten Schritt macht. Ihr werdet euren Tod selbst verantworten und ich ihn mit Vergnügen herbeiführen, wenn es euer Wunsch ist.“ Sprachlos verfolgte die Menge die Unterhaltung. Die Freunde waren über die Kälte und Gleichgültigkeit verwirrt. Aber auch die Tatsache, dass Harry freiwillig töten wollte, bereitete ihnen Sorgen. Er war nie jemand gewesen, der andere hatte verletzen wollen und nun das? Nein, das passte nicht zu dem Harry, den sie einst gekannt hatten. „Er wird das doch nicht wirklich tun?“, kam es leise von Neville, der sich nicht sicher war, ob das ernst gemeint war. „Ich glaube es. Potter hat sie gewarnt und es war ein Versprechen, das hat man herausgehört.“ Snape hatte Recht, das wussten alle, aber glauben wollte es keiner. „Angriff!“, schrie der angebliche Todesser vom Dach und augenblicklich stürmten verhüllte Gestalten aus verschiedenen Ecken auf die Bühne zu. Kralle verzog seine Lippen zu einem überlegenen Grinsen, dann blitzten seine Augen kurz auf. „Wenn ihr es so wollt…“ Shira brüllte laut - einige der umstehenden Menschen hielten sich erschrocken die Ohren zu – und sprang dann mit einem großen Satz Richtung der herannahenden Angreifer. Geschrei erklang, dann lagen sie am Boden und waren tot. Sie waren nicht einmal in der Lage gewesen Flüche auszusprechen. Dennoch griffen ihre noch lebenden Verbündeten an und schienen es kaum erwarten zu können, sterben zu müssen. Kralle empfand ihre Aktion als reinen Selbstmord. Aber sie wollten es so und er würde sich nicht damit aufhalten darüber nachzudenken, ob sie unschuldig waren. Er würde wetten, sie waren es nicht! In Sekundenschnelle verwandelte er sich in eine riesige, schwarze Blitzkatze mit zwei grün blitzenden Augen. Auf seinen vier Beinen stehend, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und brüllte einmal laut und gefährlich, so dass den meisten Anwesenden das Blut in den Adern gefror. Dann war er mit einem Satz bei den angeblichen Todessern und streckte sie nieder. Auf den Dächern erschienen weitere dieser Gestalten und begannen Flüche zu sprechen, die ihn oder Shira treffen sollten. Nun, das taten sie, aber es kitzelte nicht einmal. Knurrend rannte Kralle los und sprang einige Leute nieder, die glaubten, die Verehrer Voldemorts unterstützen zu müssen. Mittlerweile erklangen viele Angstschreie, als immer wieder schwarz gekleidete Personen von den Dächern fielen und dort liegen blieben – die Kehle aufgerissen, eine klaffende Wunde auf der Brust, ein gebrochenes Genick… Überall erschienen diese großen, unbekannten Katzen und vernichteten einen vermeintlichen Todesser nach dem anderen. Sie waren schnell, so dass man ihre Bewegungen kaum nachvollziehen konnte. Sah man sie eben noch vor sich, so waren sie im nächsten Moment vielleicht schon auf dem Dach oder hinter einem. Es war erschreckend, mit welcher Präzision sie vorgingen. Doch langsam kam der Quell der Feinde zum Stillstand und die Wesen versammelten sich um die große Katze in ihrer Mitte. Kralle war froh, dass er seine Familie mitgebracht hatte. Ohne sie wäre er nicht so gut zurechtgekommen. Die falschen Todesser waren allesamt tot oder nicht in der Lage zu flüchten, also eine einfache Aufgabe für die wirklich überforderten, unqualifizierten Auroren. --- Dean, Seamus und Ron hatten ihre Kollegen unterstützt, indem sie die Bevölkerung bestmöglich vor den Angreifern geschützt hatten. Zwar gehörte Seamus eigentlich in die Abteilung für Magische Strafverfolgung, aber da musste man bekanntlich ja auch Verteidigung beherrschen. Draco, Blaise, Severus und Remus hatten sich und den anderen den Rücken freigehalten. Kralle hatte nebenbei jedes einzelne Gesicht ausgemacht und auch gesehen, dass der Schulleiter keine Gegenwehr geleistet hatte. Er kannte die Gründe dafür zwar nicht, aber dass er es nicht für nötig gehalten hatte, enttäuschte ihn nur noch mehr. Nun aber konnten sich die drei Ministeriumsangestellten wieder ihren Freunden und Familien zuwenden. Die wiederum ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne gelenkt hatten, auf der Harry und die restlichen Katzen oder was auch immer sie waren, standen. Der Zaubereiminister kam aus einem Loch gekrochen, in dem er sich versteckt hatte, anstatt für die Menschen zu kämpfen und stellte sich auf. „Nun, da wir den Angriff erfolgreich abgewehrt haben, sollten wir zum eigentlichen Thema zurückkehren“, äußerte er sich, seine Unsicherheit verbergend. Kralle schnaubte abfällig. Wer hatte denn bitteschön die Arbeit gehabt? Hastig nickte der verängstigte Minister jemandem zu, der mit einer kleinen Box in der Hand angerannt kam, die er jetzt öffnete. Zum Vorschein kam eine Medaille, die an ihrem roten Samtband golden aufblinkte. „Mr. Kralle?“, rief er nun etwas lauter, damit sich Genannter zeigte. Es kam eine geknurrte Antwort und der Minister riss den Kopf erschrocken zur Seite. Doch dort standen nur diese seltsamen Katzen, von denen er nicht wusste, was er von ihnen halten sollte – außer Angst zu haben. „Mr. Kralle?!“, versuchte er es erneut. Der Mann zitterte ängstlich, als er sah, dass sich die Größte der Katzen näherte. „Äh… Sie sind… Kralle?“ Unwirsch warf Kralle den Kopf zur Seite und knurrte leise. Beinahe panisch wich der Minister einen Schritt zurück. Der Kopfgeldjäger nahm dies zum Anlass, sich wieder in seine menschliche Gestalt zu begeben. So trat er noch wenige Schritte näher und hob desinteressiert eine Augenbraue, um den anderen zum Sprechen aufzufordern. „Was wollen Sie?“ Der Mann vor ihm schluckte und lachte verlegen. „Nun, ich – nein, wir… Also, das englische Zaubereiministerium möchte Ihnen den Orden für Außergewöhnliche Leistungen übergeben.“ Ein kurzes, verächtliches Lachen kam über die Lippen des jungen Mannes in Schwarz. „Und wofür genau? Dafür, dass ich die entkommenen Todesser gejagt habe? Oder vielleicht dafür, dass mein RUDEL und ICH diese Idioten hier beseitigt haben?“ Es war wunderbar ersichtlich, dass sich der Minister unwohl fühlte. Er musste bemerkt haben, dass er etwas gesagt hatte, das Kralle verärgert hatte. Nicht wissend, was er sagen sollte, steckte er den Zeigefinger der einen Hand in den Hemdkragen und fuhr an diesem entlang, um nicht so sehr zu schwitzen. „Also?!“, forderte der Kopfgeldjäger zu wissen. Seine schlechte Stimmung war unübersehbar. Doch das schien der Zaubereiminister mittlerweile nicht mehr wirklich mitzubekommen, denn er hatte sich endlich getraut den anderen anzusehen. Nun starrte er den jungen Mann vor sich einfach nur an. Kralle schnaubte diesbezüglich. Der Typ war wirklich unverschämt! Dann kam ihm in den Sinn, dass es ja einen Grund geben könnte, weshalb der andere ihn angaffte. Schließlich sah man nicht jeden Tag einen Menschen, der ein normales und ein Katzenauge besaß… „Genug gestarrt? Das ist unhöflich! Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich bevorzuge es, meine Ruhe zu haben!“ Damit drehte er sich um, wobei sein Ledermantel nur so im Wind flatterte und sprang elegant von der Bühne, auf der der Minister immer noch stand, das Abzeichen in der Hand. Die Blitzkatzen folgten ihm unaufgefordert, nahmen ihn in ihre Mitte. Verängstigt wichen die Hexen und Zauberer zur Seite, damit ihnen nicht dasselbe widerfuhr, wie den Toten, die verstreut herumlagen. Die Blicke waren voller Angst, Neugierde, Skepsis und anderen Gefühlen, doch das interessierte den jungen Mann nicht. Er wollte nur von hier fort. --- Es gab niemanden, der sich wagte dieser seltsamen Gruppe zu folgen, außer einer Handvoll Menschen. Sie wollten mit ihrem tot geglaubten Freund sprechen. Also hatten sie mit etwas Abstand denselben Weg genommen. „Ich habe irgendwie Angst, dass er uns gar nicht sehen will“, meinte Remus leise, als sie einen Schritt nach dem anderen machten und sich damit Kralle näherten, der stehen geblieben war. „Ich weiß, was du meinst“, sagte Albus und die anderen nickten stumm. Auch sie fürchteten sich davor, wie Harry reagieren würde, wenn sie gleich vor ihm standen. „Ob er uns vermisst hat?“, wollte Neville wissen. „Vielleicht erinnert er sich nicht an uns. Es wäre möglich, dass er an einer Amnesie leidet“, mischte sich auch Hermine ein. „Wie kommst du darauf?“, verlangte Ron zu wissen, der sich das nicht vorstellen konnte. „Wir wissen nur, dass er damals schwer verletzt gewesen war. Danach haben wir ihn nicht gefunden, oder? Aber einer der Überlebenden erzählte etwas von einem gleißenden Licht, das mit ziemlicher Sicherheit von einer Explosion gekommen war. Die Möglichkeit, dass er sich also nicht an uns erinnert, ist groß…“ Stumm und mit gesenkten Blicken blieben sie schließlich stehen. Hermines Worte schwirrten in den Köpfen und alle hegten die Hoffnung, egal wie das Verhältnis damals gewesen war, dass er sich doch erinnern möge. Severus Snape war der Erste, der den Blick hob und direkt in zwei grüne Augen sah, wobei das eine unnormal war. Er würde schwören, dass es so aussah wie das einer Raubkatze. „Was wollt ihr?“, erklang Kralles neutrale Stimme und brachte damit einige dazu zusammenzuzucken. Albus war es, der diese Frage beantwortete. „Nun, wir möchten gerne mit dir reden…“ Einen Moment lang sahen sich die beiden nur an, dann beendete der Schulleiter seinen Satz: „…Harry.“ Hatte der alte Mann erwartet, dass sein Gegenüber bei der Erwähnung dieses Namens irgendwie reagierte, so hatte er sich getäuscht. Der dunkel gekleidete junge Mann stand dort umringt von den ungewöhnlichen Wesen und erwiderte die Blicke. „Wie ich sehe, beunruhigt es dich nicht, dass wir diesen Namen genannt haben? Sagst du uns, weshalb du die Welt in dem Glauben ließt, du wärst tot?“ Kralle neigte den Kopf zur Seite und die silberfarbene Blitzkatze schmiegte sich näher an ihren Daddy. Seine Hand wanderte sofort zu ihr und streichelte sie hinter den Ohren. Für geschulte Augen und erfahrene Menschen ein Beweis dafür, wie eng die beiden miteinander verbunden waren. „Gibt es einen Grund, weshalb ich irgendjemandem Rechenschaft darüber ablegen sollte, was ich mit meinem Leben anfange?“, entgegnete Kralle gelassen. Er sah keinen Grund, weshalb er sich zu irgendetwas nötigen lassen sollte. „Verstehe. Nun, du wirst doch eine Weile bleiben, oder?“, versuchte es Albus auf einem anderen Weg. „Das hatte ich vor.“ „Nun, wo willst du unterkommen?“ „Bei mir!“, meldete sich die Stimme des einzigen Blonden. Die meisten sahen erschrocken aus, und das sagten auch ihre Blicke. „Was lässt dich annehmen, dass ich ausgerechnet bei dir unterkommen möchte?“, wandte sich Kralle an Draco, alle anderen ignorierend. „Nun, ich… ich biete es dir an. Ich denke, wir müssen uns unterhalten - über früher.“ „Moment mal! Du magst dich ja verändert haben, Malfoy, aber wenn Harry bei irgendjemandem wohnt, dann ja wohl bei mir oder Mine!“, mischte sich nun Ron ein, dem das Verhalten des ehemaligen Slytherins nicht passte. „Dumbledore? Ich erwarte Sie in Hogwarts, und beeilen Sie sich! Ich hasse es, wenn ich warten muss.“ Damit verschwand der gefürchtete Kopfgeldjäger mitsamt dem Rudel und hinterließ nur Leere und irritierte Gesichter. So, fertig für heute! Ich hoffe, dass die Szene auf dem Platz richtig rüber gekommen ist. War irgendwie schwer das so zu gestalten, dass auch die Spannung blieb. Was sagt ihr? Bye, Bibi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)